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Puppet Vampire
Als die beleibte Dame wie vom Blitz getroffen durch die Hütte gesaust war, wusste er kaum, wo ihm der Kopf stand; die plötzliche Aufregung hatte ihn vollkommen überrumpelt, zumal er noch bis vor wenige Augenblicke in einem ruhigen, wie auch interessanten Gespräch mit Sinda vertieft war. Ein Gespräch, das von Traurigkeit geprägt war.
Doch nun stand die fette Wachtel in der Tür und fuchtelte mit einem Schwert herum; mit seinem Schwert; das einzige materielle Andenken aus einer Zeit, die weit hinter ihm lag. Ebenso wie alle Gefühle von damals.
Ein mehr als unflätiger Fluch entfleuchte ihm, dessen grober Inhalt eine äußerst wage These über den Verwandtschaftsgrad der Eltern der beleibten Frau darstellte. Im selben Moment, als ihn dieser Satz von den Lippen glitt, hörte er in seinem Inneren die Stimme seiner Mutter, die ihn aufs Schärfste rügte; in Gegenwart einer Dame flucht man nicht! Mit schuldbewusstem Blick nuschelte er eine Entschuldigung, die er an niemanden direkt richtete; wahrscheinlicher war jedoch, dass diese sowohl seiner Mutter, als auch Sinda galt, die versuchte, die beleibte Frau zu beruhigen.
Vor seinem Haus war eine berittene Frau aufgetaucht, die ihrem Äußeren nach zum Stamm der Zigeuner gehörte; ein fahrendes Volk, dem man allerlei obskure Dinge andichtete und denen man mit äußerster Vorsicht und Skepsis begegnen sollte. Ihre gewaltigen Rösser jedenfalls bestätigten diesen Eindruck, da sie noch immer aufgebracht und unruhig hin und her tänzelten, während die dicke Frau sein Schwert wie einen simplen Spazierstock hin und her wedelte. Diese ganze, äußerst groteske Situation verlangte ihn ein Höchstmaß an Beherrschung ab.
Mit wenigen großen Schritten gelangte Marxzes zwischen die dicke Frau und Sinda, deren Kapuze wieder aus ihrem Gesicht gefallen war; dass sie diese auf Grund ihrer Abstammung sicherlich brauchte, sah er ein, doch wegen ihres Gesichts brauchte sie sich sicherlich nicht zu schämen. Kräftig packte Marxzes die dicke Frau am Handgelenk der Hand, in der sie das Schwert hielt und drückte ihren Arm nieder. Auch wenn sie durch ihre Masse über eine gewisse Körperkraft verfügte, so gelang es ihm doch recht leicht, ihr seinen Willen aufzuzwingen. Wortlos wand er ihr die Klinge aus der Hand und hob die Scheide auf, die sie achtlos auf den Boden hatte fallen lassen, um das blanke Schwert wieder in ihr verschwinden zu lassen.
Erst dann gönnte er sich ein leichtes Durchatmen und der fremden Zigeunerin seine Aufmerksamkeit: „Seid gegrüßt, Frau des fahrenden Volkes.“, sagte er betont freundlich. „Verzeiht, dass ich euch darum bitten muss, doch könntet ihr mir euer Anliegen erneut vortragen? Es ging in der allgemeinen Aufregung leider unter“.
Geändert von Simon (04.11.2008 um 09:49 Uhr)
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