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Ehrengarde
Mit einer Spur von Trauer in den Augen blickte Sinda zu Marxzes auf. Sie hatte gedankenversunken in ihre Tasse geblickt, bis er sie angesprochen hatte. „Meine Siedlung wurde überfallen. Die Menschen mit denen ich zusammen lebte flüchteten sich in alle Himmelsrichtungen, oder wurden getötet.“ Sie hatte ihre Mutter sterben sehen durch das Schwert eines dieser ach so zivilisierten Menschen. Bei der Erinnerung trat auch ein funkeln in ihre Augen. Ärger, Wut, Rachegefühle … Sie konnte es selbst nicht so genau sagen, was sie diesem Volk gegenüber entfand, dass ihr das wichtigste genommen hatte. Wo sich der Rest ihrer Familie befand weiß sie nicht, sie wusste nicht einmal, ob sie sich hatten retten können.
"Das tut mir Leid", sagte er und in seiner Stimme schwang ehrliches Bedauern. "Doch was ging diesem Angriff voraus? Ünbegründete, unüberlegte Handlungen passen zu den Menschen, doch glaube ich, dass mehr dahinter steckt.". Es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, einzig Neugier.
„Glaubt ihr wirklich, dass mein Volk unbegründet mit eurem im Unfrieden steht. Ihr ward es, die unsere Siedlungen angriffen und uns von den Flüssen verdrängen wollten. Und warum das alles, damit die Händler die Flüsse als Handelsstraßen nutzen können.“ Resigniert starte sie wieder auf ihre Tasse. Sie bezweifelte, dass Marxzes ihren Schmerz verstehen konnte. Wahrscheinlich hatte auch er die Schauermärchen über ihr Volk gehört, die die Landmenschen sich so gern erzählten. Es gab keinen Grund für ihn, ihr zu glauben.
"Ich glaube, ich kann nachfühlen, was ihr empfinden müsst", sagte er mit leiser, abwesender Stimme.„Könnt ihr euch vorstellen wie es ist, jeder zeit angefeindet zu werden und sogar um sein Leben fürchten zu müssen, nur weil man in Frieden leben will?“ Dabei warf sie einen Seitenblick auf die Dame mit ihrer Katze. Schon so mancher hatten ihr an den Kopf geworfen, dass sie zu den ihren zurück kehren sollte. Sie hätte am liebsten erwidert, dass sie das wirklich gerne tun würde. „Jede Nacht wünsche ich mir nichtssehnlicher, als wieder das Rauschen des Flusses hören zu können. Ein wirklich herrlicher Laut, wenn er nicht von euer geliebten Zivilisation überdeckt wird. Jede nacht wünsche ich mir, die Sterne wieder sehen zu können, doch eure Städte sind niemals dunkel. Und doch kann ich nirgendwo anders leben, weil auch ich von irgendetwas leben muss.“ Sie wünschte sie könnte wie er die Einsamkeit suchen. Doch das war keine Option für sie.
Ihr Gespräch wurde von einem Geräusch unterbrochen. Sinda stand auf un eilte zum Fenster. Konnte aber in der Pechschwarzen Nacht nichts erkennen, weil das Fenster zu sehr spiegelte. Sie würde nach draußen gehen müssen. Sie wollte sich schon zur Tür wenden.
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