So sehr, wie die Frau ihn faszinierte, so sehr verwirrte ihn nun ihr Verhalten; ein junges Mädchen – dazu noch eine Angehörige eines geächteten und verunglimpften Volkes – wollte sich „auf den Weg“ machen, obwohl sie offenkundig nicht wusste, wohin. Dies erkannte Marxzes an der Resignation, die sich deutlich in ihrem Gesicht wieder spiegelte, das nun erneut im halben Schatten ihrer Kapuze verschwunden war. Eine durch und durch ungewöhnliche Frau, in der Tat!
„Wartet doch!“, hörte sich der Einsiedler selbst sagen und bemerkte, dass in seiner Stimme ein flehender Unterton mitschwang. Hatte diese Frau ihn wirklich so tief beeindruckt? Offensichtlich, denn er hörte sich weiterhin fragen: „Zu solch’ später Stunde allein durch die Straßen zu wandeln scheint mir nicht sehr sicher für eine junge Dame wie euch. Vielleicht kann ich euch begleiten?“. Und um eine mögliche, peinliche Zweideutigkeit zu vermeiden, fügte er rasch hinzu: „Natürlich nur bis zu eurem Ziel, versteht sich.“.
Innerlich kam sich Marxzes wie ein gewaltiger Idiot vor; er benahm sich wie im schlimmsten Alter, in denen Jungs langsam merkten, dass an Mädchen doch mehr dran war, als man eigentlich vermuten konnte. Und sich entsprechend versuchte, vor ihnen groß zu tun. Diese Albernheiten hatte er doch schon seit Jahren hinter sich gelassen! Und nun benahm er sich, als wäre er noch nicht mal trocken hinter den Ohren! Was war – verflucht noch mal! – los mit ihm?
Marxzes konnte im Gesicht seiner neuen, bisher jedoch namenlosen Bekanntschaft, keinerlei Reaktion erkennen; dafür lag zu viel Schatten in ihrem Gesicht. „Mein Name ist übrigens Marxzes.“, sagte er, in der Hoffnung, dies würde das unsichtbare Eis, das zwischen ihnen bestand, zumindest ein wenig brechen. Und während er – mit eigentlich viel zu starkem Herzklopfen! – auf eine Reaktion der Unbekannten wartete, klang eine laute, hysterisch wirkende Frauenstimme an sein Ohr. „Helft mir! Bitte helft mir, ich wurde überfallen!“.