"Herzlich willkommen, meine Dame!", mit überspitzter Herzlichkeit begrüßte der schlaksige Geschäftsführer die soeben eingetretene Liudvika, "Oh, und Sie haben sogar Muffin dabei! Darfs vielleicht ein Schälchen Milch für die Kleine sein? Und dann zeige ich Ihnen meine neue Ware, ja?" - "Mit dem größten Vergnügen.", antwortete die Dame und machte sich gleich daran die Regale mit schweren und leichten Stoffen zu durchsehen. Daneben standen Lampenschirme - neueste Mode, den Petroleumlampen wurden einfach Schirme aus Stoff übergesetzt - Kerzenleuchter und allerlei buntes Zeug. Ein kleiner Hund aus Ton, bun bemalt, fing ihr Auge. Begeistert nahm sie ihn in ihre Hände und betastete ihn.
"Ausgezeichnete Qualität. Sehr guter Geschmack, wie gewohnt, wenn ich das sagen darf. Ihr Auge läss sich nicht trügen.", der Besitzer kam zurück, in der Hand eine Schale mit frischer Milch, die er der Perserkatze vor die platte Nase stellte. Die fing sofort an zu trinken.
Liudvika lief leicht rot an. "Sie schmeicheln mir. Zeigen sie mir lieber ihre neuen Stoffe. Ich brauche dringend neue Vorhänge und Kissen für mein Haus."
Auf Befehl zog ging der Mann zu seinem Thresen und zog eine Lade heraus in der glänzende schwere Stoffe in unterschiedlichsten Blautönen lagen.
"Hier haben wir ein wunderschönes Azur mit Ton in Ton Stickerei. Ornamente die sich über den ganzen Stoff ziehen. Etwas ganz Besonderes. Ich habe ihn extra für Sie aufgespart. Sie wären die Einzige, die Kissen mit diesem exquisiten Stoff hätte.
Und hier hätte ich noch einen in Königsblau. Dieser Stoff lässt ihre Augen in ganz besonderem Maße strahlen. Dieser Stoff ist von leichterer Qualität."
Liudvika besah und befühlte beide Stoffe. Sie konnte sich nicht entscheiden, welchen der beiden sie nehmen sollte. Ihr Zögern fiel auch dem Geschäftsführer auf, der darin seine Chance für ein gutes Geschäft sah. Er wusste das er die Dicke leicht dazu bringen konnte mehr zu kaufen als sie eigentlich wollte.
"Dieses Königsblau, wenn ich das anmerken darf, sieht an Ihnen natürlich wesentlich besser aus als an Ihren Fenstern. Er würde den Raum auch viel zu dunkel erscheinen lassen. Das Azur ist sehr viel sonniger. An Ihnen allerdings würde das Königsblau seine volle Leuchtkraft entwickeln. Sie wären der leuchtende Punkt in dieser tristen Stadt. Ein Saphir unter lauter matten Steinen."
Das zog, denn sofort war Liudvika in seinen Bann gezogen. Ihre Augen begannen zu strahlen.
"Ja, ich ann es mir bildlich vorstellen.", sie begann ins Träumen, sah sich bereits mit einem Kleid in Königsblau durch Gärten spazieren. Hinter sich verzückte und verliebte Männer, von denen sie dachte einen zu ehelichen.
"Ja, ich nehme sie beide. Und diesen süßen Hund. Ich kann mich doch darauf verlassen das sie den Hund liefern und die Stoffe zum Schneider bringen? Er hat meine Maße, es würd nicht nötig sein, das ich persönlich vorbei gehe. Sagen sie ihm er solle mir Vorhänge und Kissen dann liefern und das Kleid zur Anprobe vorbei bringen."
Mit einem hellen Lachen bezahlte sie die Dinge und verließ den Laden.
Der Geschäftsführer blieb mit einem wonnigem Gefühl von Erfolg zurück und danke insgeheim ihrem verstorbenen Ehemann, das er diese verschwenderische Person geheiratet hatte. Sein Geschäft blühte seitdem er verstorben war und ihr sein Geschät vererbt hatte. Ihr Ehemann war immer so sparsam gewesen.

Auf der Straße zerrte Liudvika Muffin hinter sich her, die dem Schälchen Milch hinterher trauerte.
In Gedanken an ihr zukünftiges neues Kleid schlenderte Liudvika durch die Straße ohne darauf zu achten wohin es sie trieb. Geschweigedenn auf die Menschen zu achten.