So, endlich, endlich, endlich durch mit Legendia und dazu gleich mal den Thread von Seite 3 geholt! Krass dass das letzte Update schon wieder über vier Monate her ist. Habe in den letzten Wochen immer mal wieder ein bisschen weitergespielt und heute dann in einem Rutsch den Rest von Jays Quest und anschließend Grunes gemacht. Tatsächlich sind die Charakter-Quests vom Umfang her nicht zu unterschätzen. Ich hab für die zweite Spielhälfte sogar ein paar Stunden länger gebraucht als für die erste, wobei auch einiges an Zeit für Sidequests und Dungeons-nach-Schätzen-abklappern draufgegangen ist. Mein Counter zeigte zuletzt 83 Stunden an, aber nach meinen jüngeren Eindrücken würde ich glatt behaupten wollen, dass ein signifikanter Teil davon auf ewig lange und einschläfernde Cutscenes entfällt, die sich nicht beschleunigen ließen.

Alles in allem fällt mein Fazit nun eher ernüchternd aus. Ich weiß nicht recht... irgendwie haben die Charakter-Quests meine Meinung vom Spiel spät noch deutlich runtergezogen. Zwar waren ein paar der Geschichten zu den Figuren ganz nett gemacht und sie wurden dem Spieler näher gebracht, nur erstens hätte ich das viel lieber in Verbindung mit der Hauptstory erlebt, und zweitens ist die Hintergrundgeschichte, die das alles verbinden soll (also der Kram mit dem schwarzen Nebel, Grune usw.) total an den Haaren herbeigezogen und hatte rein gar nichts mehr mit dem vorangegangenen Abenteuer zu tun. Hat mich sehr enttäuscht.



Habe nicht per se ein Problem damit, wenn sie was Abgehobenes, Ausgefallenes probieren wollen, aber dann bitte vernünftig integriert und nicht lieblos hineingeworfen, als wäre den Autoren sonst nichts eingefallen. Diese Kritik potenziert sich natürlich nochmal durch die fehlenden Schauwerte und Spielinhalte. Keine neuen Orte, keine neuen Gegner. Da freute ich mich schon, dass wenigstens der finale Dungeon was anderes sein würde, und dann besteht der lediglich aus zwei Screens auf denen man zweimal sechs Monster nacheinander plätten muss, wow >_>' Nur noch alte Dungeons erneut besuchen und sich durch die lahmen Cutscenes quälen, die viel langsamer ablaufen, als man mitliest, kein Wunder, dass es zäh wird und Langeweile aufkommt. Die letzten paar Quests musste ich mich wirklich zum Weitermachen zwingen. Die rausgekürzte Sprachausgabe setzt dem noch die Krone auf.
Wahrscheinlich regt es mich nur deshalb so sehr auf, weil ich die Grundidee eigentlich supergeil finde. Nach dem Hauptabenteuer noch ein zweites großes, das sich einzelnen Gruppenmitgliedern zuwendet, aber wo sich trotzdem ein roter Faden durch alle Geschichten zieht? Wunderbar! Aber dann bitte so wirken lassen, dass das alles auch Hand und Fuß hat und komplett durchdacht ist. Gerne mit Recycling von altem Material, aber durchgängig gemischt mit neuen Elementen, die das Interesse wach halten. So wie es ist kommt es eher rüber, als hätten die Entwickler nach der Hauptkampagne festgestellt, dass das Spiel zu kurz ist, und zufällig waren die japanischen Sprecher noch für ein paar Sessions im Aufnahmestudio engagiert, also anstatt nur eine Hörspiel-Drama-CD nachzuliefern, warum nicht gleich Tales of Legendia selbst erweitern?

Hmpf. Was war sonst noch? Die Grafik, die ich anfangs noch passabel fand, erschien mir gegen Ende nur noch minimalistisch und viel zu simpel. Die technischen Fähigkeiten der PS2 wurden nicht genutzt. Von den leeren Umgebungen mal ganz abgesehen. Wenn man sich auf Charakter-Porträts konzentrieren möchte, finde ich das für stationäre Plattformen ab jener Ära und in traditionellen RPGs zwar nicht mehr wirklich zeitgemäß, aber so lange es gut gemacht ist und die Gesichtsausdrücke ständig wechseln, meinetwegen. Das war hier aber nicht der Fall: extrem viele Cutscenes laufen ohne Porträts, ausschließlich mit nackten Textboxen und den ausdruckslosen, detailarmen Knubbel-Figurenmodellen. Final Fantasy XII erschien nur ein halbes Jahr später, und qualitativ liegen dazwischen wirklich Welten! Soweit ich mich erinnern kann, hat das durch Symphonia auch in der Tales-Serie selbst schon deutlich besser in 3D geklappt, und wurde mit Tales of the Abyss nur ein paar Monate nach Legendia nochmal bestätigt.

Meine Begeisterung für Shiina hält sich dabei auch eher in Grenzen. Deutlich besser als Sakuraba, mag sein, aber das ist auch nicht schwer. Gab trotzdem keinen einzigen Track, den ich mir gerne immer wieder anhören würde. Und rein von der Menge her war der Umfang des Soundtracks verteilt über die lange Spielzeit zu knapp. Man bedenke, ab Spielmitte gibt es nichts Neues mehr zu hören. Das wurde in anderen Genrevertretern angenehmer gelöst.

Zufallskämpfe auf der Weltkarte waren selten so nervig. Bei den Holy Bottles komm ich mir noch immer verarscht vor, die haben in den Vorgängern viel besser funktioniert und der Effekt hielt länger an. Hmmm... Die Party war am Ende im Schnitt auf Level 79. Meinen höchsten Kombo konnte ich nicht mehr überbieten, das müssten 163 oder so gewesen sein. Habe noch ein paar ultimative Waffen und Rüstungen im Shop synthetisiert, die Quiz-Hütten-Sidequest abgeschlossen und in der Arena die Bonus-Bosse und mit den meisten Charakteren die Einzelkämpfe durchgeackert (gab dafür einige brauchbare Ausrüstungsgegenstände). Außerdem versucht, alle Rezepte zu bekommen. Das letzte (fünfzigste) fehlte mir und ich kann mir nicht erklären, warum. In den Guides hieß es, man müsse alle 49 anderen vorher haben und dann mit der Tussi im Nachbarshaus von Senel sprechen. Hab ich gemacht, aber sie erwähnte das Rezept nur, das sie für ihren Mann kochen wollte, erhalten habe ich nichts.

Übrigens schade, dass sich Grune zum Schluss noch so verändert hat. Als Verpeilerin mit dem Kopf in den Wolken war sie mir viel sympathischer. Und blöd, dass die Dreiecksbeziehung zwischen Senel, Chloe und Shirley nicht mehr zufriedenstellend aufgelöst wurde. Sowas mag ich auch nicht. Wenn man schon ständig etwas in die Richtung anteasert, dann sollte das imho nicht komplett im Sande verlaufen, sondern wenigstens zu irgendeinem klaren Ergebnis führen. Senel und Chloe hätten ein süßes Paar abgegeben.

New Game+ und Grade Shop nutze ich nicht, aber nettes Feature für Hardcore-Fans.

Tja, für mich dann doch eher einer der schwächeren Teile der Serie. Obwohl ich es zu schätzen wusste, dass sie versucht haben, damit in ein paar Punkten mal eine etwas andere Richtung einzuschlagen. Die Ironie besteht darin, dass meine Meinung vom Spiel vermutlich zumindest etwas höher wäre, wenn ich auf die Charakter-Quests verzichtet hätte. Die gehören aber definitiv dazu - sagt auch das Spiel selbst, das einen Durchgang tatsächlich erst als abgeschlossen zählt, wenn man den zweiten Abspann gesehen hat.

Bin gespannt wie Abyss dagegen abschneidet.