Einen Moment bleibt Hlavera noch leicht benommen stehen. Sie ist ein bisschen verwundert darüber, dass sie nicht dem Drang nachgegeben hat, Ramirèz zurück ins Zimmer und aufs Bett zuziehen. Stattdessen ist sie ganz ruhig stehengeblieben und hat mehrmals tief durchgeatmet. Langsam wich der Drang der Verwunderung über ihren eigenen Mut und ihr eigenes Selbstbewusst sein, von dem sie nicht erwartethat, dass es so groß ist. Doch auch die Verwunderung weicht und macht einer Mischung aus Ekel, Verwirrung und Erschrockenheit platz. Wie ich mich ihm angebiedert habe! Ich habe mich verhalten wie eine läufige Hündin oder noch schlimmer! Das ist mir ja noch nie passiert, dass ich je so die Fassung und Beherrschung verloren. Ich war nicht besser als eine Hübscherin... wird ihr jäh bewusst. Doch eigentlich ist sie nicht so sehr über ihr Verhalten entsetzt, das wäre verzeihlich, wenn sie von jetzt an gebührenden Abstand halten würde und den Nord nicht mehr Beachtung schenken würde, als angemessen. Nein, sie ist eher erschrocken, weil sie das gerade nicht tun kann. Sie weiß, dass jetzt endgültig der Damm gebrochen ist und hat angst davor, was bei ihrer nächsten Begegnung passiert, da sie nicht genau weiß, dass sie sich nicht wieder so verhalten würde wie eben. Darüber erschrickt sie am meisten.

Prüfend sieht sie an sich herunter, streicht ihren Rock glatt und entknittert ihre Bluse. Dann fährt sie sich ein paar Mal durch die Haare und verlässt den Raum. Auf dem Flur angekommen steuert sie direkt auf das Arbeitszimmer ihrer Tante zu und Klopft an die Tür. Sie wartet einen Moment und tritt ein.