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Verrückt, machthungrig, besessen: Der Bösewicht
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Einleitung

Einige werden es schon bemerkt haben, dass ich ein Liebhaber von Gegenspielern bin. Nichts ist für mich an einem Spiel interessanter, als die Menschen, die meinen Helden das Leben erschweren. Der Antagonist ist ja meistens auch der Grund, weshalb das Spiel überhaupt existiert. Er ist böse, will alles ins Chaos stürzen und das gilt’s zu verhindern. Deshalb scheint es notwendig, dass man sich sehr viele Gedanken zu dem eigenen Bösewicht macht. Genau genommen ist er die zentrale Figur des Spiels. Die Helden sind nur irgendwelche Arschlöcher, die seinen feinstrukturierten Plan verderben!
Ich widme diesen Text daher dem Gegenspieler.



Teil 1, Typen der Gegenspieler

Typus 1: Der Mwahahahaha-Bösewicht
Seine Lieblingsfarbe ist wohl schwarz. Er trägt meistens eine Kapuze, hat einen irren Blick und eine Lache, bei der die Wände beben. Er handelt nicht aus einem besonderen Grund. Er handelt, weil er in der Lage ist so zu handeln! Er hat die Mittel, Macht zu erlangen. Also will er Macht erlangen. Meistens braucht er dazu eine schwarze Armee der unheilbringenden Folterdämonen, die Macht des Erzschreckens Luzifer oder auch die triefenden, blutroten Augen des Höllenfürsten. Ist es nicht die Eroberung der Welt, der er nacheifert, so will er das Chaos selbst beschwören bzw. erwecken. Dieses Chaos wartet dann mit dem tatsächlichen Endkampf auf die Heldengruppe und hat zahlreiche Namensvarianten. Hauptsächlich sind die Worte „schwarz“, „dark“, „Teufel“, „Todes/Rachengel“, „Schrecken“, „Gott“, „Zerstörung“ oder wahlweise auch noch jede Form von „Ewigkeit“ zu finden.
Gemeinsam mit der Mwahahahaha-Bösewicht treten fiese Logikfehler und Verständnislosigkeit auf, die allerdings von seiner erzbitterbösen Lache null und nichtig werden, da diese schon zeigt, dass er Logik verachtet.
Man besiegt ihn meistens durch das Sammeln wahllos verstreuter Splitter/Kugeln/Siegel/Schreine/Steine/Schwerter/Energien/Götter. Meistens so etwa vier bis acht an der Zahl. Fügt man diese zusammen, erhält man das bombastische Ancient-Monsterkloppeschwert oder den ultimativen Unique-Gegnergrillzauber. Damit stürmt man zur dunklen Festung des Unholds und dieser geht nach einem bitteren Kampf in miefenden Qualm auf. Kurz vor seinem Tod ruft er Dinge wie „Oh nein, wie konnte ich nur verlieren!?!“ oder „Unmöglich! Ich bin doch allmächtig!“ aus.
Generell redet er sonst nur in Andeutungen: „ES wird befreit, damit SIE besiegt werden, aber nur, wenn ER ES nicht bei UNS so macht, wie WIR bei IHM oder gar bei IHR.“

Typus 2: Der Unbekannte
Er zeichnet sich dadurch aus, dass man bis fünf Minuten vor dem Endkampf nicht weiß, dass er überhaupt existiert. Plötzlich erscheint er (häufig in einem bisher ach so unsichtbaren Turm gleich neben der Stadt), meint, er wäre Verursacher aller Probleme, lacht dann vielleicht noch etwas, bevor er den Kampf eröffnet. Er ist meistens überdimensioniert, verflucht stark und hat so überhaupt nichts mit der eigentlichen Geschichte des Spiels zu tun. Es ist einfach nur das Übel schlechthin. Schuld an jedem Pickel in deinem Gesicht. Schön, dass er es dir zum Schluss verrät und du ihn verprügeln kannst. Er hatte keinen besonderen Grund. Er ist nicht besonders spektakulär. Er taucht auf, wird besiegt und verschwindet wieder, nur damit das Spiel ein würdiges, schlachtereiches Ende hatte.
Sein Aussehnen kann variieren. Manchmal verkleidet er sich als Mwahahahaha-Bösewicht, manchmal ist es eine Frau mit gestylter Frisur und selten auch einfach nur eine negative (meist schwarze) Energie, die durch eine Übellaune des Universums versehentlich entstand.
Ist er besiegt, ist die Welt gerettet, obwohl sie nicht wusste, dass sie gerettet werden musste. Das gute Gefühl, gewonnen zu haben, ist jedenfalls da. Das war auch das Ziel. Fertig!

Typus 3a: Der Allwissende
Er kennt dich! Er kennt dich sogar besser als du selbst. Er weiß von Anfang an, dass nur DU allein ihn aufhalten kannst. Deshalb bringt er dir auch von Beginn an alles entgegen, um dich zu vernichten! Er weiß, wo dein Auto steht. Er weiß, wie du dich entscheiden wirst! Er weiß sogar über deine viel zu langen Aktivitäten in Badezimmer bescheid! Du hingegen hast keine Ahnung, wer er ist. Du wunderst dich eigentlich bloß, warum du ständig Boten des Todes besiegen musst und diese einstimmig meinen, ER habe sie geschickt, um dich zu töten! Vielleicht wunderst du dich noch darüber, dass sie dich ständig mit „Auserwählter“ ansprechen...
Dann kommt häufig der Urfeind des Bösewichts. Häufig in der Form des gealterten, ehemaligen Erzmagiers (oder halt nur dessen toter Geist...). Dieser erklärt dir, du wärst der schon ewig erwählte, durch Gottes Hand bestimmte Erlöser der Welt. Er sagt dir, wo du das heilige Schwert des Guten findest, welches du dann bloß noch dem Widersacher in die Brust stechen brauchst. (Definierte Voraussetzung ist hier natürlich, dass du – egal welchen Alters – den Schwertkampf perfektioniert hast!)
So einfach macht es dir der Allwissende dann allerdings doch nicht. Er digitiert noch schnell vor seinem Ende in die übermächtige, end-apocalyptische Universform. Vergebens – versteht sich. Du gewinnst. Er zerplatzt. Das Schicksal wollte es so. (Das wusste er natürlich schon vorher, aber es hätte ja doch klappen können...)

Typus 3b: Der Verblendete
Er hat ausnahmsweise ein Motiv für sein Handeln! Er tut es für seinen Glauben. Der Teufel selbst hat ihm im Traum den Auftrag gegeben, die Welt zu zerstören. Er ist gerne dazu bereit, sich selbst zu opfern. Daher ist er auch äußerst hartnäckig und nicht direkt für Überzeugungsarbeit zugänglich. (Nicht, dass dies bei den anderen Typen anders wäre...)
Stehst du ihm mit gezücktem Schwert entgegen, betet er zu seinem Gott, dass dieser ihm die dunkle Kraft schicken möge. Schwarze Blitze zucken durch den Raum. Seine Kraft wird unendlich und sein Ende ist dem des Allwissenden recht ähnlich...

Typus 4: Der Heini da, der früher neben mir gewohnt hat...
Hast du mal im Kindergarten jemandem einen Lolli geklaut? Ja? Das war dumm von dir, denn er wird viele Jahre später, mit vielen Narben im Gesicht, tiefer Stimme und Zauberkräften zurückkehren. Und das nur, um sich an dir allein zu rächen. Wärst du damals mal nur freundlicher gewesen. Er will nur eines! Deinen Tod! Koste es, was es wolle. Er hat einen Pakt mit den Dämonen geschlossen, hat ihnen seinen Körper geopfert und das nur, weil ihn der Hass gegen dich so weit getrieben hat! Du bist an allem schuld! Finde dich damit ab.
Einziger Vorteil: Du brauchst ihn nicht suchen! Er wird dich finden. Er will dich finden. Mach dich bereit! Seine Rache wird grausam!!!

Typus 5: Der Herrscher, den du nicht leiden kannst
Er ist der rechtmäßig Herrscher über das Land. Leider hat dich mal irgendwer überzeugt, dass es alles viel besser wäre, wenn er abgesetzt werden würde. Na, warum warten? Mach’s doch gleich besser selbst! Auf zum Schloss! Du suchst dir Verbündete (Kampfmagier, Heiler und Tiermensch/Axtkämpfer/Dieb). Du metzelst seine Diener dahin, bis er irgendwann auf dich aufmerksam wird. Er hält es für eine Revolution und befiehlt seinen königlichen Bediensteten, dich zu vernichten. Das gelingt ihnen natürlich nicht! Irgendwann kommst du ins Schloss und stehst im Thronsaal. Da sitzt er. Selbstgefällig, in schönsten Kleidern und du bist überzeugt, dass sein fieses Lächeln der versklavten Bevölkerung gilt. Schnell vor dem Kampf enthüllt er die dunkelsten Geheimnisse, sodass eine ewige Dialog- (falls der Held redegewandt ist, sonst) Monologwelle auf dich hernieder geht. Er schildert schnell sein gesamtes Leben, seine furchtbare Kindheit, seinen Kampf, bis er endlich König wurde, seinen Ehrgeiz, seine Ideologie etc. Das ist dir aber denkbar egal. Du schlägst ihm die Rübe ab und die Welt verwandelt sich schlagartig. Rosa Häschen hüpfen in der Gegen rum, Schmetterlinge und Vögel fliegen vereint und die Bären tanzen mit den Dorfbewohnern Walzer...

Typus 6: Der Nebenherfiesling
Er ist meistens ein alter Freund von dir, den du verärgert hast. Oder jemand, dessen Freundin du ausgespannt hast. Oder dein Bruder, der nicht mehr genug von euren Eltern geliebt wurde, nachdem du geboren wurdest.
Daher verfolgt er dich die gesamte Zeit im Spiel und will dich eigentlich nur ärgern und behindern. Er hat keine Ahnung, von dem eigentlichen Übel der Welt und wird, wenn überhaupt, erst kurz vor dem Ende einsichtig. Entweder hilft er dir dann doch oder stirbt. (Kommt drauf an, ob noch ein Platz in deiner Gruppe frei ist...)



Teil 2, Typen der Handlanger

Typus 1: Der Loyale
Warum hilft er dem Oberschurken? Hast du warum gefragt? Warum is nich! Auf ihn kann man zählen, er tut es, weil er überzeugt ist. Mit ihm kann man nicht reden, er sagt einem auch nichts über sich. Er stellt seine Bedürfnisse, ja gleich seinen gesamten, eigenen Charakter zurück, um seinem Herrscher dienen zu können.

Typus 2: Der, der eigentlich gar nicht weiß, was er da tut
Er stellt sich dir einfach in den Weg. Er findet es cool, böse zu sein und einem höheren Ziel zu dienen. Was das nun genau ist, ist doch eigentlich wurscht, oder? Vielleicht schaffst du es, ihm zu erklären, was er da tut, oder du musst ihn töten. Im Sterben wird er schon merken, wie blöd er eigentlich war.

Typus 3: Der Vermummte
Bis auf seine Augen siehst du nichts von ihm. In voller Montur stellt er sich dir gegenüber. Er spricht meist in Rätseln, lacht dich auch gelegentlich aus und manchmal hilft er dir paradoxerweise. Du weißt nie, was du von ihm halten sollst. Auch weißt du nicht, was sich unter dem meist schwarzen Mantel verbirgt. Vielleicht ist es ja ein Altbekannter. Ein Verräter? Ein Eigenbrödler? Keine Ahnung. Nur wenn du Glück hast, erfährst du im Spiel überhaupt, warum er so gehandelt hat. Meistens ist er nur der Diener der Effekthascherei...

Typus 4: Der Käufliche
Geld? Klar! Her damit. Ich soll für dich die Dorfbewohner piesacken? Geht klar!
Leider ist er sehr gefährlich. Wenn du nicht gerade einen dicken Geldsack mit dir herum trägst, hast du leider nichts in der Hand, um ihn von seinem Tun abzubringen. Er kennt keine Moral. Er hat keine eigenen Antriebe, keine Ziele, keine Werte. Er will sich nur bereichern. Manchmal kann er die Konsequenzen seines Handelns abschätzen... manchmal halt...

Typus 5: Der, mit dem man nicht so recht etwas anfangen kann
Das soll einer meiner Gegenspieler sein? Das ist ja lächerlich!
Dieses Exemplar ist besonders selten in Spielen vertreten. Er wirkt ziemlich erbärmlich, hat eigentlich keine besonderen Fähigkeiten. Bis auf eine: Er überlebt alles! Gerade glaubt man ihn in eine tiefe Felsspalte versenkt zu haben, schon steht er an der nächsten Kreuzung und gackert vor sich. Er wird auf die Dauer wirklich lästig und ist wahrscheinlich nur da, damit sich der Endboss selbst nicht schon gleich im erstbesten Wald um dich kümmern muss.

Typus 6: Das verblendete Genie
Er kann etwas ausgezeichnet. Vielleicht Maschinen bauen, Kriege planen, schwarzmagische Formel im dicken Lexikon suchen...
Leider handelt er ohne besondere Motivation. Er tut es einfach, weil er glaubt, der Welt zeigen zu müssen, dass er etwas kann. Wem er damit hilft, ist ihm egal. Er will in die Geschichte eingehen. Wahrscheinlich der stilvollste aller Handlanger...

Typus 7: Der Spasst, der in vielfacher Ausführung da ist
Tausende dieser Sorte Handlanger wuseln in Spielen herum. Ihr Aussehen ist total egal. Sie sind da, um geschlachtet zu werden. Sie werden vom Oberfiesling verheizt in der Hoffnung, sie würden dich eine Zeit lang hinhalten, bis das Ultraritual zur Erweckung des Chaoslords gefunden ist. Sie sind öde und schwach. Pfui!



Anregung zum Schreiben

Das war jetzt eine mehr oder weiniger ernste Spinnerei von mir. Eigentlich will ich gerne von euch erfahren, was für euch den gelungenen Gegenspieler ausmacht. (Damit meine ich jetzt nicht nur die Megafieslinge, sondern auch deren Diener!)

Braucht er ein besonderes Aussehen?
Muss sein Charakter, seine Wortwahl einmalig sein?
Muss er einprägsame Macken/Ticks haben?
Soll er menschliche Züge haben? (verletzlich, bedacht, unsicher u.ä.)
Wollt ihr nachvollziehen, warum er all das tut? Wollt ihr seine Geschichte kennen?

Das waren jetzt einige Anregungen, zu denen ihr euch äußern könnt. Andere Ideen sind selbstredend willkommen!