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Deus
Das Leben der Anderen 
Ansonsten ist es denke ich der gesamteeuropäische Film, der dieses "Problem" hat. Es gibt hier nunmal nicht so eine gigantische Industrie, in denen Millionen gemacht und wieder verloren werden. Dazu ist bei uns auch alles anders aufgebaut. Im sogenannten Hollywood-System ist alles äußerst straff organisiert. Es gibt z.B. eine Person, deren einzige Aufgabe es ist, die Kamera scharf zu stellen, der macht den lieben langen Tag nichts anderes. Hier kommt es häufig vor, dass die Filmemacher rundum Erfahrungen sammeln, sich in ihrer Laufbahn mal mit Licht beschäftigen und dann vielleicht für den Tonschnitt engagiert werden usw. - solche Freiheiten gibt es in den USA schlichtweg nicht.
Dafür ist es aber auch so, dass die Riesenkonzerne dort zig Millionen in ihre Blockbuster stecken können und man in Europa mit weitaus weniger zurechtkommen muss, vieles auch lediglich fürs Fernsehen produziert wird. Ich denke das hat keine Minderung der Qualität zur Folge, eher ein Umdenken, durch das wir zwei sehr verschiedene Gruppen von Filmen haben.
Aus Amiland kommen die großen Blockbuster-Filme, in den letzten Jahren vor allem solche, die durch die neue Technik erst möglich gemacht werden. Superhelden und Fantasy etwa. Das hat leider eher selten viel Hirn, aber sieht dafür geil aus und ist meist gute Unterhaltung.
Europäische Filme empfinde ich persönlich als kunstvoller. Hier finden wir die mitreißenden Dramen und experimentelle Werke, die von Anfang an nie dazu gedacht waren, wahnsinnig viel Geld einzufahren, sondern für sich selbst stehen. Mit Aussagekraft. Dafür sind viele dieser Filme aber auch anstrengend und weniger unterhaltend.
Hollywood-Filme haben btw. noch ein typisches Merkmal, das bei uns fehlt: Es gibt fast immer ein Happy End. In Europa kann das Ende problemlos auch offen sein oder schlecht ausgehen.
Insgesamt habe ich Hollywood lieber, weil ich mich gerne unterhalten lasse. Selten gehe ich ins Kino, um meinen Horizont zu erweitern oder gefühlsmäßig durchgeschüttelt zu werden, ich möchte einfach Spaß haben und etwas sehen, das wir nicht alle Tage bzw. in der Realität überhaupt nicht vorfinden.
Das eigentliche Problem des europäischen Kinos ist in letzter Zeit aber eher der Versuch, den Amis da nachzueifern. Die Projekte werden immer größer und teurer und trotzdem wirkt es irgendwie wie ein Imitat. Man sollte sich bei uns lieber auf das konzentrieren, was wir können.
Ahja, was ich außerdem traurig finde ist, dass an deutschen Produktionen oft Komödien ins Kino kommen. Sowas wie Siegfried, Sieben Zwerge oder der ••••••. Jede Menge davon, sodass es einem wie eine regelrechte Masche vorkommt. So nach dem Motto "Wir können nichts anderes, also lassen wir möglichst viele Comedians in Gastrollen mitspielen, mit den Lachern erobern wir doch immer das Publikum!" Dabei sind diese Filme meistens unglaublich flach. Sorry, ich lache lieber über etwas mit einem Hauch von Niveau.
Was meiner Meinung nach ebenfalls blöd ist: Warum werden in Deutschland kaum Fantasyfilme oder ähnliches gemacht? Und wenn doch mal, dann gleich wieder mit Computeranimation & Co. Damals musste es doch auch ohne diese ganze Industrie dahinter funktionieren und das tat es. Wenn ich mir heute so manchen Hollywood-Film ansehe, denke ich mir, dass das auch mit weit weniger Geld und Aufwand wunderbar geworden wäre, wohl noch besser als nun tatsächlich der Fall.
Zuvor habe ich zwar geschrieben, dass Europa den amerikanischen Verhältnissen nicht nacheifern sollte, aber damit meine ich nur, dass man es hier auf eine andere, europäische Weise versuchen sollte. Dass so viele Genres bei uns praktisch nicht existent sind, stört mich nämlich schon.
Geändert von Enkidu (15.08.2008 um 00:10 Uhr)
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