Was ich allerdings immernoch nicht ganz verstehe, ist, warum es so wichtig ist, dass man die Landessprache passend beherrscht. Ich mein, die meisten jungen Türken sprechen doch Deutsch, vielleicht kein gutes, aber es reicht, um sie zu verstehen. Anpassung ist immer eine Hangelei über den Niagarafällen mit der eigenen Identität - wenn meine Eltern eine andere Sprache sprechen und aus einem Land kommen, in dem ich zwangsläufig auch irgendwie meine Wurzeln habe, werde ich einen Teufel tun, Attributsätze und Nussknacker meiner Identität vorzuziehen.
Was ist so unhöflich daran, in einem Land zu leben, dessen Sprache ich nur gebrochen spreche?
Das englische hat genau 3 Formen pro Verb, eine feste Satzstellung und eine vollkommen unregelmäßige Aussprache ("The soldier decided to desert his dessert in the desert."). Das Deutsche hat 4 Fälle und 3 Geschlechter, in denen Nomen, Pronomen und Adjektive dekliniert werden müssen, 6 Personen, 3 Modi und 7 Zeitformen, in denen die Verben konjugiert werden müssen, eine mit Ausnahmen regelmäßige, aber für den herkömmlichen Ausländer ungewöhnlich zu sprechende Aussprache (beispielsweise die Betonung der ersten Silbe nach dem vordersten Subpräfix, durchweg akzentuierte Auslaute, auch vor Vokalen ["Ihre Enkelin fahre erst zu Ostern zu ihnen zurück."]) und eine vollkommen komplizierte Handhabung zur Satzstellung. Kennt ihr Leute, die den falschen Imperativ zu 'geben', 'werfen', 'messen', 'nehmen', etc. bilden? Tja tja, wir haben über 10 Formen und Regeln zur korrekten Imperativbildung, die nichmal die Muttersprachler behalten können - jede andere Sprache hat selten mehr als 2 oder 3.
Natürlich wird man auch mit dem ein oder anderen Sprachfehler verstanden, aber der Aufwand, Deutsch auf einem Niveau zu sprechen, dass man verstanden wird, ist 10mal so groß wie der, den man braucht, um ein Essay auf Englisch zu verfassen.
...mal ganz abgesehen von Kommata, Rechtschreibung und den vielen Ellipsen, die wir machen.
Ich gebe meine Mutter der Eistüte. Ich sitze über dich. Wir reden über dem Dach. Wir haben ihm dich gesagt.Zitat
Natürlich überlegt keiner, wie er jetzt redet, deswegen sind wir ja auch Muttersprachler und selbst wenn ich eine andere Sprache spreche, betitele ich nicht jedes Wort mit der entsprechenden Bezeichnung. Allerdings ist das Wissen darum sehr hilfreich, wenn man bestimmte Sachen richtig ausdrücken will, ohne Missverständnisse hervorzurufen.
"Dich schwer tun": Sich bei einer Handlung so anstellen, dass sie schwerer wird. Der direkte Bezug des Akkusativs meint, dass man direktes Mittel der Aktion ist (vergleichbar mit "sich gut benehmen", "sich angemessen verhalten", "sich wacker schlagen", "sich tappert anstellen", etc.).
"Dir schwer tun": Die Handlung so ausführen, dass sie schwerer ist. Der indirekte Bezug des Dativs meint, dass man Empfänger der Aktion ist, man tut die Sache so, dass sie für einen schwerer wird.
Ähnlich wie ein Ding an jemanden geben, 'jemand' ist Empfänger, 'das Ding' das direkte Mittel. Mit Mittel ist etwas gemeint, das direkt an der Handlung (des Gebens) beteiligt ist.
Rein vom Sinn her sind beide Wendungen also gleich, grammatikalisch ist die mit Dativ die sinngerechtere, die mit Akkusativ ist meiner Meinung nach ein bisschen dichterischer. Idiomatik ist eben manchmal nicht so logisch ._." .
Überhaupt finde ich, seid ihr Österreicher uns Deutschen mit so mancher grammatikalischen Feinheit vorraus (beispielsweise sind wir mit der Perfektbildung von Zustandsverben viel inkonsequenter: "er ist/hat am Boden gesessen").
Edit: Wenn wir grad noch beim Sprachgebrauch sind; - ich lese irgendwie erstaunlich oft unsere starken Demonstrativpronomen (dieser, diese, dieses). Zumindest bei uns benutzt man schon seit Jahrzehnten nur noch die schwachen (der, die, das) ... ist das regional bedingt, oder schlichte Schriftsprache? Das klingt für mich immer so antiquiert ._." .