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Thema: Now Watching - So zensiert, wie das Guardian Force Wiki! #11

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  1. #11
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    God Bless America

    Video-On-Demand ist nebenbei erwähnt der shit!

    Nun, öhm... Ja... Äh.

    Es ist keine Überraschung dass ich - Besitzer der Limited Mediabook Edition und eines Filmposters von Super, weil Super extrem super ist - einen Film mögen würde, in welchem ein krebskranker Typ zusammen mit einer 16-jährigen seinem Unmut über die zunehmende Verrohung und Verdummung der Amerikaner Ausdruck zu verleihen versucht, indem die beiden Reality Show-Stars, Z-Promis und den Cast einer "DSDS"-Show mit Schusswaffengewalt dezimieren (zudem gibt es u.a. im Film eine super Szene, in der der Protagonist Frank einen Haufen nervtötender Jugendlicher, die im Kino am Handy telefonieren und ihn mit Popcorn abschmeißen, stumpf mit ner Pistole perforiert - warum saß der nicht hinter mir, als ich "The Avengers" im Kino sah und die Ficknasen in der letzten Reihe angefangen haben, lauthals am Handy zu telefonieren?).

    Und lasst mich euch eins sagen: Super mag vielleicht eine tiefschwarze Komödie sein - aber God Bless America geht die Extrameile in der Hinsicht. Der Film ist Zynismus pur. Die Eröffnungsszene trennt bereits die Zuschauer-Spreu vom Weizen: Frank fantasiert, in die Wohnung seiner dummen Nachbarn nebst ständig extrem laut schreiendem Baby zu rennen und erst den Vater und dann das schreiende Kackblag mit einer Pumpgun in rote Grütze zu verwandeln, während im Hintergrund eine Orchester-Version von "Guten Abend Gute Nacht" spielt. Wem das zuviel ist, sollte nicht weiterschauen, denn es wird noch härter.

    Der Film ist bei Gott nicht unterhaltsam im Sinne von "Das ist ein Film den man so nebenbei beim Bügeln gucken kann.". Er ist unterhaltsam im Sinne von "Ich verstehe das, was da angeprangert wird.". Den Film umgibt ein unheimlicher Wiedererkennungswert. Klar, einige Sachen die hierangesprochen werden sind Amerika-spezifisch, aber vieles kann man durchaus auch auf die Gesellschaft im Allgemeinen beziehen: Verrohung, Verdummung, Höherstellen von schrecklichen Eigenschaften gegenüber echtem Talent und Freundlichkeit, blöde Doku-Soaps und Casting-Shows, Schockfaktor, Arschlöcher die einem das Kino-Erlebnis versauen, Arschlöcher die einem auf den Sack gehen weil sie einem jeden Vorwurf gegenüber der Gesellschaft umwandeln in "Hurp derp, es gibt Meinungsfreiheit! Hast du etwas gegen Meinungsfreiheit und freie Entfaltung, BRO?!". Ich würde mich selbst unter keinen Umständen als "Menschenfeind" bezeichnen (denn ich mag Leute), aber es gab soviele Szenen, soviele Dialogstücke, bei welchen ich mit dem Kopf nickte und dachte "Ja, der Mann hat Recht.". Ob seine Schritte (sinnloses Erschießen von ebenjenen furchtbaren Individuen) die richtigen sind - das beantwortet der Film irgendwie nicht. Aber man versteht, man begreift was in Frank vorgeht und dass hinter seinem Falling Down-artigen Amoklauf ein Muster steckt, das in sich schlüssig ist: Bereinigen der Gesellschaft von denjenigen, die Schuld daran sind, dass die Gesellschaft so öde, langweilig, vorhersehbar und furchtbar geworden ist.

    Das ist unter anderem der unglaublich genialen Performance von Joel "Bruder von Bill" Murray zu verdanken, der die Rolle des deprimierten, batshit-wahnsinnigen und dennoch irgendwie Verständnis-erzeugenden Frank meisterlich annimmt. Oft erinnerte er mich an Rainn Wilsons Charakter in Super, dann wieder an Taxi Drivers Travis Bickle (es gibt eine sehr offene Hommage an ebenjenen Film - ich sage nur "Waffenhändler"), dann allerdings ist er zerbrechlich weil ihm außer seiner "Quest" nichts bleibt im Leben außer dem gewissen Tod durch den Tumor in seinem Kopf. Und dann ist er irgendwie wieder genauso schlimm wie die Leute die er umbringt um die Welt zu verbessern, allerdings auf genau die entgegengesetzte Art und Weise: Er ist ein notorischer Weltverbesserer, gar mindestens eine furchtbar überdrehte Persiflage darauf. Er lässt keine Gelegenheit aus, um Leuten zu erzählen, was ihn an der Gesellschaft aufregt (ich schwör, der Typ verfällt in mindestens vier Monologe, die alle mit "Damals war alles besser" abgekürzt werden können - allerdings dann auch wieder mindestens 3, denen man voll und ganz zustimmen kann und die was "Neues" rüberbringen) und sie in seine Richtung zu ziehen. Und da er mit Worten nicht weiterkommt und in der Gesellschaft nur der Lauteste gehört wird, greift er zum Terror.

    Terror ist soweit ich das beurteile auch ein elementarer Faktor von God Bless America: Wir (= alle der westlichen Hemisphäre, aber halt Amerika im Speziellen weil sie's 2001 am eigenen Leibe erfahren haben) haben alle Angst vorm Terror, kaschieren dies allerdings durch Oberflächlichkeit und gelebte Blödheit. Wir wenden uns Sachen zu, die uns von der alles umgebenden Angst ablenken. Terror wurde mal als "Der Krieg der Armen" bezeichnet - also ist Frank jetzt "der Arme"? Der vom Leben gebeutelte, der nichts mehr zu verlieren hat und dementsprechend auf die radikalste Methode zurückgreift, um sein Umfeld seinen Vorstellungen anzupassen? Vielleicht interpretier ich zuviel darein, aber ich find's interessant, wie der Film seinen Charakter aufgebaut hat, auch wenn er leider Gottes bis zum Ende der verbitterte Tumorpatient bleibt, der die Welt (oder wenigstens Amerika) durch Serienmord retten will. Wo ich gerade vom Schockfaktor sprach: God Bless America - selbst ein Film mit viiiiiel Squibwork und harten Bluteffekten - verurteilt auf der einen Seite zwar, dass Schockfaktor mittlerweile zum Mittelpunkt der Unterhaltungsindustrie geworden ist, gibt Frank allerdings als Sidekick auf seiner Bereinigungs-Mission ein 16-jähriges Mädchen, die ihm auch noch Vorschläge unterbreitet, wen er noch so alles töten sollte. Alleine dort polarisiert der Film meiner Meinung nach recht stark und hier verwischt langsam die Grenze zwischen Moralaposteltum und Glorifizierung von Gewalt, da es mittlerweile eine Art "In" ist, Teenager in Filmen als Killer darzustellen (siehe Hanna, Hunger Games, Kick-Ass).

    Wie dem auch sei: Ich mag God Bless America. Ich mag ihn sogar sehr, obwohl der Film zu bestimmten Zeitpunkten verdaaaaaaammt langsam und wiederholungsfreudig in seiner "Preachiness" wirkt. Dennoch sind alleine der unheimliche Wiedererkennungswert, die Botschaft und Joel Murrays arschgeile Performance Gründe genug für mich, über die Fehler hinwegzusehen.

    8/10 und nichts für Enkidu.

    Geändert von T.U.F.K.A.S. (11.06.2012 um 22:24 Uhr)

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