Am Freitag gesehen, hier ist da Review zu dem Meisterwerk, welches da ist... Drive Angry (3D)
Vorwort
Die folgende Beschreibung einer Szene dieses Films wird euch sagen, ob ihr diesen Film sehen wollt oder nicht.
... wenn ihr denkt "Okay, das hört sich cool an.", dann lest weiter bzw. geht den Film gucken (alleine wegen William Fichtner, aber dazu später mehr). Alle anderen können theoretisch hier schon aufhören zu lesen
Intro
Also, da war mal dieses Double Feature von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez. Es nannte sich "Grindhouse" und beinhaltete den unglaublich unterhaltsamen Planet Terror und den anfangs tierisch langweiligen, aber gegen Ende abartig geilen Death Proof. Beide Filme waren Hommages (Oder Hommagen? Mehrzahl von Hommage halt...) an die Exploitationfilme der 70er- und 80er-Jahre - all die Car-Chase-Movies, Zombiehorror-Streifen, Sexfilmchen, Spaghettiwestern, Sandalen- und Barbarenfilme und Vigilante-, Rape/Revenge- und Action-Exploitation-Flicks, wie niemand von uns sie vorher gekannt hatte. Also: Okay, ein paar eingefleischte Fans dieser Kunst vielleicht (mich mittlerweile mit inbegriffen). Jedenfalls sahen es ein paar Leute. Nicht viele, aber ein paar haben sich doch ins Kino bitten lassen und taten sich das Double Feature an. Später, als die ganze Schose dann auf DVD rauskam, wurden beide Filme getrennt voneinander veröffentlicht und wurden relativ erfolgreich, was Videoverkäufe anging.
Natürlich (N A T Ü R L I C H) sahen einige Leute darin eine optimale Idee, ebenfalls lustig auf den New-Exploitation-Zug aufzuspringen. Und im Ernst: Ich fand's geil. Ob nun im Film (Bitch Slap, Machete, The House of the Devil), als Videospiele (WET, House of the Dead: Overkill) oder gar in der Musik (Calibro 35). Und genau um einen solchen New-Exploitation-Film handelt es sich bei Drive Angry.
Die Story in Kurzform
Also: Milton (Nic Cage) bricht aus der Hölle aus (in einem schwarzen Ford Mustang), um die Mörder seiner Tochter (eine Satanistensekte, angeführt von Jonah King (Billy Burke)) zu killen und um seine ein paar Monate alte Enkelin, die im Namen Satans geopfert werden soll, zu retten. Begleitet wird er dabei von der streitlustigen Piper (Amber Heard) und wird verfolgt vom "Buchhalter" (William "Coole Sau" Fichtner), der ihn (eigentlich) wieder zurück in die Hölle zerren will. Eine Collage aus wilden Verfolgungsjagden, mindestens genauso wilden Schießereien und sinnloser Sex- und Nacktszenen beginnt.
Die Machart
Dieser Film ist der absolute, vollkommene Wahnsinn in Perfektion. Im Prinzip ist es eine Mixtur aus tausenden verschiedenen Subgenres, die sich zu einem herrlich sinnentleerten, stumpfen und schwer unterhaltsamen Craptakel vermengen:
Wir haben Muscle Cars und Verfolgungsjagden mit eben jenen wie in Car-Chase-Movies (u.a. Bullit, Fluchtpunkt San Francisco, French Connection, Die Blechpiraten usw.).
Wir haben einen Plot, in welchem eine Satanistensekte und die Hölle an sich involviert ist wie in Nachts wenn die Leichen schreien oder Urlaub in der Hölle.
Wir haben eine typische Vigilante-Revenge-Story á la Der Vigilant, Ein Mann sieht rot oder Ms. 45 - Die Frau mit der 45er Magnum.
Wir haben wilde, brutale Schießereien wie in 90% aller Filme der 80er.
Wir haben Gimmick-3D wie zu Zeiten des anaglyphen 3D á la Freitag der 13te 3D.
Und dann haben wir halt Nic Cage. Und er ist einfach Nic Cage. Und ich liebe Nic Cage.
Trotzdem verzichtet der Film (zum Danke meinerseits) darauf, auf Teufel komm raus (im wahrsten Sinne des Wortes) auszusehen wie ein oller 70er-Exploitationreißer, wie es z.B. bei Death Proof und Planet Terror der Fall war. Klar, es hat einen in die richtige Atmosphäre versetzt, Artefakte, Kratzer und "Missing Reels" in den Filmen zu haben. Aber auf Dauer ist beschissene Bildqualität - sei es nur ein Stilmittel - auch nix dolles (abgesehen vom besten Gag des Jahrhunderts in Planet Terror). Der Look ist dennoch dreckig, eckig und kantig in jeder Hinsicht. Der Südosten der USA als Schauplatz bietet sich halt an für einen sehr Italowestern-mäßigen Look, das nutzt der Film dementsprechend zu seinem Vorteil aus. Die Schauplätze sind dementsprechend u.a. eine abgeranzte Truckerbar inklusive abgeranztem Stundenhotel, ein abgeranztes Gefängnis, eine angeranzte Landstraße und ein abgeranzter Trailerpark. Und mir gefiel's.
Somit ist der Look des Films auf jeden Fall genau richtig. Der Soundtrack ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern und ist auf wunderschöne Art und Weise mit dem Geschehen abgepasst: Da haben wir u.a. Everlast, The Raveonettes und (ganz wichtig) Troopers "Raise a little Hell" als Themesong. Geil. Der Sound ist ebenso perfekt abgemischt. 3D-Film bedeutet 3D-Sound, und gerade bei den zahlreichen Verfolgungsjagden und Ballereien kommt der Sound wuchtig wie ein Holzhammer. Die Kameraarbeit und das Editing sind ebenso hervorragend: Kaum bis gar keine shitty Shaky-Cam, schnelle und dennoch übersichtlich gestaltete Schnittfolgen - das einzige, was genervt hat, war der übertriebene Einsatz von Slow-Motion an einigen Stellen, in denen weniger wohl mehr gewesen wäre. Aber nja, man kann halt nicht alles haben.
Trotz seiner relativ sinnentleerten "Story" baut der Film einige hübsche Bilder in unseren Köpfen auf. Z.B. ist die Hölle hier ein Ort, in dem man ständig nur die schlimmen Sachen sieht, die den Menschen geschehen, die einem nahe stehen (somit konnte Milton halt auch den Mord an seiner Tochter live beobachten. Bitter.). Trotzdem bestimmen Plotlöcher das Drehbuch an allen Ecken: Warum kann man aus der Hölle nur mit Hilfe eines Ford Chargers entkommen? Wie ist Milton überhaupt ausgebrochen? Warum schließt sich Piper dem Kollegen an, obwohl er aus der Hölle kommt und selbst mit einer Kugel in den Kopf nicht gekillt werdne kann? Sollte isen icht irgendwie - keine Ahnung - Angst haben oder so? Mittendrin taucht rein zufällig ein Jugendkumpel von Milton auf um ihm zu helfen - Wieso? Wie? Warum? Man kann sich Löcher in den Bauch fragen bei sovielen doofen Fehlern im Drehbuch. Aber ganz ehrlich: Darum geht es hier auch nicht. Hier geht es darum, Spaß mit degeneriertem Baller-Blödsinn zu haben - und das liefert Drive Angry dementsprechend auch.
Bester Moment
Wider Erwarten ist es NICHT die Szene, die ich im Vorwort beschrieben habe!
Seid ihr euch sicher, dass ich euch den besten Moment vorweg nehmen soll?
Okay. Achtung! Spoiler!
Schlechtester Moment
Die Kopfschmerzen, die ich wegen der verkackten 3D-Brille hatte. Sonst fällt mir eigentlich spontan nix ein, was irgendwie wirklich hirnzerschmetternd schlimm an diesem Film war. Er hat soviel Trash-Appeal in sich vereint, dass ich wirklich nciht meckern kann, dass "diese-und-diese Szene soooooooo sinnlos war!".
Bodycount
Um die 70 bis 80 Leute (und ja, ich habe hier und da mitgezählt) werden in diesem Film erschossen, erstochen, überfahren, zu Tode explodiert, verbrannt, erstickt, erschlagen und am Ende säuft Nic Cage ein kühles Budweiser aus der Schädeldecke eines Bösewichts.
Drive Angry macht in der Hinsicht keine Gefangenen. Die Tode sind allesamt blutig und brutal, der Film verdient sein FSK 18-Siegel mit Auszeichnung und Sternchen. Dass das Ding überhaupt uncut durch die FSK-Prüfung gekommen ist, grenzt für mich an ein kleines Wunder. Gewaltgrad-technisch ist Drive Angry locker auf einer Stufe mit The Tournament - und letzterer hat gerade so mit Ach und Krach und nur zensiert die SPIO/JK-Freigabe erhalten. Und beide sind comichaft überzeichnete Actionfilme mit jeder Menge sinnloser Gewalt und Nacktheit. Ach, soll jeder verstehen, der es verstehen will - ich tu es nicht und bin einfahc nur dankbar für die Uncut-Ab 18-Freigabe.
Epischer One-Liner
Es ist ein Unentschieden zwischen dem Buchhalter und Nic Cage selbst.
Nic Cages bester One-Liner ist mit Abstand aus der Szene im Vorwort. Ich wiederhole kurz:
Kurz vor (und während) einer Schießerei in 'nem Hotelzimmer hat er - komplett angezogen, Whiskeybuddel in der Hand und Zigarre im Maul - Sex mit einer Ollen. Folgender Dialog ereignet sich:
Olle: "Sag mal, Baby - willst du dich nicht ausziehen?" Nic Cage: "Ich ziehe mich niemals aus vor 'ner Schießerei!
Ein Dutzend Typen - bewaffnet mit Äxten, Macheten, Baseballkeulen, Pumpguns und Pistolen - stürmt das Zimmer, dieser Song fängt an zu laufen und Nic Cage erschießt die halbe Bevölkerung von Louisiana - mit 'ner Whiskeyflasche in der einen und ner Beretta in der anderen Hand, Zigarre im Maul und seinem Penis in einer völlig fettichen Kellnerin, die den ganzen Spaß aus erster Hand miterleben musste.
Zum zweiten One-Liner...
Fazit
Insgesamt betrachtet ist Drive Angry für Fans von Actionfilmen im Allgemeinen und Exploitationfilmen im Speziellen ein absolutes Muss. Der Film liefert Action satt mit coolen 3D-Effekten und einem Nic Cage in Bestform, der hier lustig einen Satanskult dezimiert. Klischees werden aufs Schönste veralbert und der Film wird des Öfteren aufgelockert durch die großartige Performance von William Fichtner.
In diesem Sinne: Lasst euch nix von der allgemeinen Kritik an Scheiße eintrichtern (movienews.de sprach z.B. von "Längen im Mittelteil" - der Mittelteil war der Schauplatz von zwei Schießereien und einer Auto-Verfolgungsjagd. Ich sehe die Länge nicht, sorry.) und lasst euch nicht von der eher mauen Box Office-Performance des Streifens ablenken (Warum werden eigentlich geile Actionfilme immer Flops? Shoot em up, Scott Pilgrim und jetzt dieser hier! Was ist los mit euch?! Wollt ihr kein gutes Unterhaltungskino? Stattdessen noch mehr Scheiße wie Twilight oder alternativ Beilight? Die Dinger spielen grundsätzlich am ersten Wochenende ihr Budget wieder ein - warum kriegen das die richtig guten Actionfilme niemals hin? F**k die Welt, ernsthaft!).
Gebt dem Film eine Chance. Hirn aus, Film rein. Abfeiern.