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Thema: Now Watching - So zensiert, wie das Guardian Force Wiki! #11

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  1. #11

    Leon der Pofi Gast
    Ich habe keine Angst



    „Ich habe keine Angst“ wird häufig als der italienische Film „Stand by me“ beschrieben und kann wie dieser Film die Denkweise und das Leben von heranwachsenden Kindern gut beschreiben. Der Film beginnt, als der neunjährige Michele nach dem Spielen mit seinen Freunden, einen kleinen Jungen entdeckt, welcher in einem tiefen Loch gefangen gehalten wird. Dieser ist bereits ausgehungert und denkt, dass er gestorben sei und ein Schutzengel zu ihm spricht. Da Filippo bereits lange Zeit in der Dunkelheit und Isolation verbrachte, bereitet ihm das Öffnen der Augen starke Schmerzen, was seinen subjektiven Tod noch unterstreicht. Anstatt seinen Eltern von dem Fund zu erzählen, beschließt Michele, ihm zu Helfen und bringt ihm regelmäßig Brot und Wasser. Warum der Junge dort unten gefangen gehalten wird, ist jedoch unbekannt. Michele bemerkt jedoch, dass seine Eltern sich merkwürdig verhalten und sehr nervös und gereizt wirken. Nur seine geliebte Schwester scheint noch gewohnt zu handeln. Sein Vater ist beinahe den ganzen Tag ausser Haus und es kommen vermehrt Besucher zu ihnen. So kommt es, dass der Junge sogar das Zimmer mit einem vermeintlichen, aggressiven Freund seines Vaters teilen muss. Währenddessen verstärkt sich der Kontakt zu Filippo und Michele versucht, ihn langsam zu überzeugen, dass er und seine Familie noch am Leben sind und er befreit werden muss. Dabei gefährdet der Junge jedoch auch seine eigene Sicherheit, da er keine Spuren hinterlassen darf und die Gefahr besteht, dass Filippos Peiniger zurückkehrt.



    Ich habe keine Angst folgt keiner klaren Struktur, sondern ist in mehreren Tagen unterteilt, welche von dem naiven, unbeschwerten Alltag der Jugendlichen, bis zu dem Fund des verwahrlosten Jungen, dem Befreiungsversuch erzählt und dabei auch die Situation der Erwachsenen und dem kleinen Dorf beleuchtet. Es existieren kaum Arbeitsplätze, die finanziellen Mittel werden zunehmend erschöpft und den Kindern wird bereits nahegelegt, dass sie ihre Heimat in den nächsten Jahren verlassen müssen, um sich eine positive Existenz sichern zu können. So versuchen die Eltern des Dorfes eine Lösung für diese Problematik zu finden, nur wie sie diese umsetzen, ist fragwürdig. Doch nicht nur die Charaktere wirken interessant und glaubhaft, sondern auch die Bildsprache des Filmes wirkt wunderschön und symbolisch. Goldene Weizenfelder, durch welche der Wind weht, der Kontrast von Filippos Dunkelheit und seinen ersten Versuchen, die Augen zu öffnen, oder die liebevolle Beziehung zwischen Michele und seiner kleinen Schwester. Die Grundthematik ist dabei ernst, wird jedoch durch den Einblick und die Denkweise der Jugendlichen aufgelockert. Besonders der Kontrast zwischen den beiden Kindern kann überzeugen. Während Filippo fragil, blass und unschuldig wirkt, stellt für Michele der Fund des Jungen, zumindest am Anfang, ein Abenteuer dar und er fragt sich, warum er wohl dort unten eingesperrt wurde. Doch die Wahrheit ist düsterer, als er denkt.

    9/10



    Donnie Brasco



    Donnie Brasco zählt neben Carlitos Way, Road to Perdition und Goodfellas zu meinen Lieblingsfilmen der Mafia und Gangsterthematik und kann besonders durch die Schauspieler Al Pacino und Johnny Depp überzeugen. Joseph Piston arbeitet für das FBI und soll im Verborgenen genügend Indizien von einer Mafiafamilie sammeln, um das Syndikat zerschlagen zu können. Dafür gibt sich der Junge Mann als Juwelier Donnie Brasco aus und kann langsam das Vertrauen von Lefty und Nicki gewinnen, welche ihn der Familie nahebringen. „Bist du ein Freund von uns, gehörst du zur Familie“. Lefty arbeitet bereits jahrelang als Auftragsmörder für das Syndikat und hat laut eigenen Angaben bereits 26 Menschen getötet. Doch gebührt ihm dafür kein Ruhm. Er wird regelmäßig bei Beförderungen übergangen, besitzt kaum Geld, sein gesundheitlicher Zustand nimmt rapide ab und sein Sohn ist der Drogensucht verfallen. Ein gebrochener Schatten, seiner selbst. Brasco sendet dem FBI regelmäßig Informationen und innerhalb der Mafia entsteht ein Machtwechsel, wodurch auch gefährliche Situationen entstehen. Trotz den Bemühungen, sich nicht korrumpieren zu lassen, verändert sich jedoch auch sein eigenes Verhalten, was ihm zum ersten mal in einer Ausseinandersetzung in einem japanischen Restaurant bewusst wird, da sein Vater im Krieg gefallen ist und er deshalb in einem Waisenhaus aufgewachsen ist.

    Seine Familie sieht er kaum noch und auch seine Frau bemerkt seinen Persönlichkeitswandel. Brasco sehnt sich jedoch gleichzeitig nach seiner Familie, doch besteht die Gefahr, dass diese, wenn die Mission scheitert, auch getötet werden könnten. Doch auch zwischen Lefty und Donnie entwickelt sich eine tiefe Freundschaft und er möchte ihm Helfen, endlich ein ruhiges Leben führen zu können und seinen Traum eines großen Bootes und Freiheit zu erfüllen. So loyal Lefty auch erscheint, am liebsten möchte er dem Syndikat den Rücken kehren, mit seiner Familie in Ruhe leben und sich seine Tierdokumentationen ansehen. Sollte jedoch offenbart werden, dass Donnie ein Verräter ist, wird jedoch auch Lefty ermordet, da er für ihn bürgt. Ein Nachtclub in Florida soll Lefty und seinen Vorgesetzten finanziell helfen, doch wird das FBI zunehmend involviert und beeinträchtigen Pistones Bemühungen.



    Donnie Brasco kann vor allem durch seine ruhige Erzählweise überzeugen, welche sich viel Zeit für die Figurenentwicklung und der Handlung lässt. Besonders die eigenwillige, jedoch tiefgreifende Freundschaft zwischen den beiden Männern wurde sehr gut inszeniert und schauspielerisch hervorragend umgesetzt. „Wenn tatsächlich ein Verräter existiert, wäre ich froh, wenn du es bist“. Für einen Film mit Gangsterthematik hält sich auch der Gewaltgrad angenehm zurück und nur gegen Ende des Filmes, wird diese explizit dargestellt. Das wird jedoch durch die Sprache ausgeglichen und man wird in keinem Film "Piss die Wand an" so häufig hören. Der einzige Kritikpunkt des Filmes wären gelegentliche Längen in der Mitte des Filmes, welche jedoch nicht zu negativ auffallen. Die Musikuntermalung hält sich dezent zurück und verstärkt die Szenen meistens durch sehr bassbetonte Themen. So stellt Donnie Brasco definitiv einen der besten Filme dieser Thematik dar und sollte alleine durch die interessante Handlung und den Schauspielern angesehen werden.

    8,5/10



    Limits of Control



    Limits of Control stellt vermutlich Jim Jarmuschs eigenwilligsten Film dar und überzeugt besonders durch seinen Minimalismus, was gleichzeitig jedoch auch einen Kritikpunkt vieler Kritiker darstellt. Während die Handlung kaum vorhanden ist, können besonders die Kameraaufnahmen und die Atmosphäre überzeugen. Ein Film, welcher sich mehr als Kunstwerk versteht. Die Handlung folgt einem einsamen Auftragsmörder durch Spanien, wie er sich immer zwei Espresso bestellt, sich mit Kontaktpersonen trifft und Streichholzschachteln austauscht, die enthaltenen Notizzettel aufisst. Er betrachtet Gemälde in einem Museum, schlendert durch die Straßen, meditiert und schläft angezogen im Bett. Während des gesamten Filmes wird nur wenig gesprochen und der Protagonist selbst spricht bis zum Ende des Filmes kaum. Die Kontaktpersonen sind unterschiedlicher Natur und spiegeln die Vielzahl der menschlichen Persönlichkeiten wieder, führen mehr Monologe als Dialoge. Nur eines haben sie gemeinsam, sie sprechen den Mann mit dem wiederholten Satz "Sie sprechen kein spanisch, oder?" an. Eine blonde Frau, welche alte Filme liebt, ein Mann mit Faible für die Musik und wie sich diese auf das Instrument selbst auswirkt und ein gelassener Mann, mit Interesse am Surrealen und Spiegelungen sind ein kleiner Auszug. Gelegentlich fliegt ein schwarzer Hubschrauber am Himmel und verblasst langsam.



    Das war objektiv gesehen, beinahe der gesamte Film. Subjektiv spielen sich viele Momente in den Gedanken des Zusehers selbst ab und durch die hervorragenden Kameraeinstellungen wird man häufig zum nachdenken und interpretieren angeregt. Die Dialoge selbst bestehen meistens aus Metaphern. „Möchtest du sehen, wie das Leben wirklich ist, musst du nur auf einen Friedhof gehen“. Während den zwei Stunden geschieht kaum etwas und doch viel. Besonders Bill Murrays perfekter Auftritt ist erwähnenswert, welcher die gelegentlichen Längen mehr als vergessen lassen. So stellt Limit of Controls einen Film dar, welcher definitiv nicht für jeden Zuseher geeignet ist und man sollte ruhige und nachdenkliche Filme mögen, denn einen Film mit mehr Minimalismus wird man kaum entdecken. Vielleicht sollte sich der geneigte Zuseher den Film auf zwei Abende getrennt ansehen, da er so, subjektiv gesehen, eine bessere Wirkung erzielt.

    7/10

    Geändert von Leon der Pofi (07.08.2010 um 11:41 Uhr)

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