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Thema: Now Watching - So zensiert, wie das Guardian Force Wiki! #11

Hybrid-Darstellung

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  1. #1


    Sicherlich der untypischste Film von David Lynch, kein Zweifel.
    Keine verwirrende Story mit tausend Interpretationsmöglichkeiten, keine komplexen Figuren, die die nur vorgeben das zu sein, was der Zuschauer auf den ersten Blick sieht und nachher ist es doch völlig anders...
    Nein, da fährt ein alter starrköpfiger Mann, weil er kein Auto mehr fahren darf und nicht gefahren werden will, einfach auf einem Rasenmäher mit Anhänger den weiten Weg von Iowa nach Wisconsin, um sich mit seinem vor Jahren zerstrittenen Bruder zu versöhnen.
    Ganz großes Kino mit wenig Aufwand. 5/5

  2. #2

    Leon der Pofi Gast
    der mit dem wolf tanzt


    der mit dem wolf tanzt gehört zweifellos zu den klassikern des filmgenres und überzeugt besonders durch die vorurteilsfreie und menschliche sichtweise der ureinwohner, was einen deutlichen kontrast zu den häufig von gut und bösestigmata durchzogenen westernfilmen darstellt.

    die geschichte beginnt, als der nordstaaten-offizier john dunbar im amerikanischen bürgerkrieg am bein verletzt wird, welches von den sanitätern amputiert werden sollte. am ende seiner kräfte, begeht er einen suizidversuch, welcher seinen kammeraden jedoch zum sieg verhilft und ihm den titel eines helden einbringt. aufgrund seiner neuen position, beschließt dunbar sich in das indianergebiet, nach fort sedgwickt, versetzen zu lassen, um den wilden westen näher kennen zu lernen. im fort angekommen, muss er jedoch feststellen, dass dieses bereits verlassen wurde und wartet auf neue nachrichten der armee. während er den stützpunkt repariert und sich heimlich einrichtet, kommt es zu einem ersten treffen mit einem indianer, welches von beiden seiten mehr überraschend und verstörend, als feindlich wahrgenommen wird. doch breitet sich langsam eine wohlige langeweile aus, da john zwar durchaus zufrieden wirkt, jedoch ausser seinem treuen pferd keine gesellschaft besitzt. bei zeiten erscheint ein wolf, welcher nach anfänglicher skepsis eine engere beziehung zu john aufbaut, welcher ihm den namen socke verleiht und öfter füttert.

    als dunbar beschließt, einen ersten kontakt mit dem stamm der lakota aufzunehmen, entdeckt er eine verletzte frau, welche sich äusserlich von den bisherigen indianern unterscheidet und übergibt sie dem stamm, wodurch dieser realisiert, dass der weiße mann, keine niederen absichten hegt. ab diesem zeitpunkt kommt es öfter zu treffen, in welchen sie versuchen, sich gegenseitig besser kennen zu lernen und sich zu verständigen. so übergibt john ihnen kaffee und zucker, rohstoffe, welche den lakota unbekannt sind. diese hingegen, übergeben ihm ein büffelfell und langsam scheinen die kulturellen differenzen vermindert zu werden bzw erscheinen verständlicher. john begreift, dass alles was er bis zu diesem tag über die indianer hörte, nichts als von vorurteilen geschwängerte lügen und maniuplative darstellungen waren. besonders ein schweigsamer mann, der sich später als strampelnder vogel herausstellt, scheint seine aufmerksamkeit zu erregen, da er sehr wissbegierig und besonnen wirkt. nachdem john ihnen bei einer büffeljagd behilflich ist, akzeptieren sie ihn völlig und gewähren ihm sogar bei ihnen zu wohnen. zeitgleich verliebt sich dunber in die gerettete frau, welche sich als "stehende faust" herausstellt und ihm ihre tragische vergangenheit offenbart. eine beziehung ist zu diesem zeitpunkt jedoch nicht möglich, da sie um ihren mann trauert. als die lakota john dabei beobachten, wie er mit dem wolf socke spielt, erhält er schließich den namen "der mit dem wolf tanzt"

    doch die ruhige zeit, wird nicht nur durch die staaten beeinträchtigt, welche ihr territorium ausweiten, die natur und nahrungsmittel langsam vergiften, büffel wegen profitgier und materialismus abschlachten und das fleisch in der sengenden sonne verrotten lassen oder kadaver in flüsse werfen. zusätzlich rüsten sich die ureinwohner gegen einen feindlichen stamm, den pawnee-indianern, in welchem kampf sich john beteiligt und durch das beschützen der familien sich als lakota würdig erweißt. als dunbar eines tages nach fort sedgwickt zurückkehrt, wurde es bereits von den staaten erneut in betrieb genommen und die westlichen länder sollen kolonisiert und ihnen unterworfen werden. john, der sich als lakota fühlt, realisiert endgültig, wie arrogant und besitzergreifend seine eigenen landsmänner sind. schon bald wird es zu einer konfrontation der beiden völker kommen.



    was "der mit den wolf tanzt" nach wie vor aktuell wirken lässt, ist die vorgehensweise, wie territoriumsansprüche, kulturelle interferenzen und die menschliche arroganz und vorurteile, andere völker verurteilen oder ein gemeinsamen leben erschwehren. die beziehungen der einzelnen figuren wurden sehr gut dargestellt und besonders der zusammenhalt zwischen john und christine, war gut inszeniert. dieser film wirkt durch seine emotionen und den gefühlen, welche er beim zuseher hinterlässt. ob zwischenmenschliche kontakte oder die tiefgreifende freundschaft zu einem tier, ist irrelevant, da beides in diesem film gleich berühren wird. mit einer laufzeit von 240 minuten, handelt es sich um einen sehr langen film, der sich jedoch zeit für die figurenentwicklung und sehr schöne landschaftsaufnahmen lässt. aktionmomente kommen selten vor und das sollte dem zuseher auch bewusst sein. demnächst, werde ich die fortsetzung lesen, welche 11 jahre nach dem film spielt

    10/10

  3. #3


    Ganz großes Gefühlskino, auch in die unterschiedlichsten Richtungen. Klischees können da auch nix mehr dran ändern, und ich wüsste nix anderes (was nicht völlig persönlich wäre), das dem Film die Höchstwertung verwehren könnte. Hab übrigens was völlig anderes als einen "normalen" Gefängnisfilm erwartet und bin trotzdem hochgradig zufrieden.

    10 von 10

  4. #4
    2012

    Habe Gestern 2012 im Kino gesehen. Sehr, sehr feines Popkornkino. Emmerich kann die Welt einfach am schönsten Zerstören! Auch wenn der Film vor Pathos und Klischees überfüllt ist, sind die effekte das beste was ich in dieser Filmsparte bisher gesehen habe.


  5. #5

    Leon der Pofi Gast
    transsiberian
    wenn du versuchst, deine dämonen zu töten, können auch einige engel sterben


    transsiberian ist ein sehr ruhiger film, der großteils in dem verschneiten sibirien spielt und zeigt, wie sich das leben von einem menschen durch schicksalhafte begegnungen und zufälle verändern kann. die gesamte handlung ist wie die landschaft sibiriens von einer melancholischen ruhe durchzogen. die protagonisten roy und jessie arbeiten in peking für eine gemeinnützige organisation und reisen mit dem zug nach moskau. die amerikaner passen sich ihrer umgebung und den menschen an und lernen im zug das junge paar abby und carlos kennen. carlos ist ein sehr leichtlebiger mensch und scheint sich zu jessie hingezogen zu fühlen, während abby sehr ruhig ist und kaum spricht, jedoch gelegentlich sehr nervös wirkt. roy freundet sich mit seiner etwas zu offenen und naiven persönlichkeit schnell mit ihnen an, während jessie skeptisch bleibt und besonders carlos gegenüber misstrauisch erscheint. jessies große leidenschaft stellt die fotografie dar, welche sie im moment nur als ein hobbie betreibt. ihre motive sollen jedoch aller leben verändern.



    als sie an einer bahnstation umsteigen müssen, verschwindet jedoch plötzlich roy. jessie ist sehr besorgt und bezieht mit carlos und abby ein hotel um auf ihren mann zu warten, doch sie erhält keine informationen über dessen verbleib und macht sich zunehmend sorgen. um sich die zeit und ihre schweren gedanken zu vertreiben, kann carlos sie überreden, in den tiefen der wälder eine alte ruine zu besuchen um fotos anzufertigen. in dieser unwirklichen, kalten umgebung kommt es zu einer großen wendung der geschichte, welche die bisherige stille regelrecht zerreisst. ein weiterer charakter stellt der herbe und unsympathisch wirkende drogenfahnder grinko dar, welcher auf der suche nach drogenkurieren ist, welche sich häufig als touristen ausgeben. ab diesem zeitpunkt erscheint die geschichte sehr voraussehbar, da der zuseher bereits sein eigenes urteil über die potentiellen schmuggler formte, jedoch wird die geschichte noch durch sehr viele wendungen aufwarten können und offenbart nicht nur mehr inhalte über jessies vergangenheit, welche sich im laufe der handlung als hauptperson manifestiert, sondern beleuchtet auch die anderen charaktere in einem besonderen licht.

    das hauptaugenmerkmal des filmes liegt bei der figurenentwicklung und der sehr langsam erzählten geschichte. die handlung beginnt sehr subtil, weicht jedoch ab der hälfte einer sehr bedrückenden atmosphäre, welche nicht nur mit der psyche der protagonisten sondern auch mit dem zuseher spielt. bei zeiten kommt es auch zu gewaltdarstellungen, welche besonders am ende sehr explizit dargestellt werden und eine brutale folterszenen beinhaltet, welche durch die natürliche darstellung sehr real wirkt. der film stellt keinen regulären psychothriller dar und überzeugt durch seine vielen eigenheiten, welche man in dieser form noch nicht oft gesehen hat. besonders die kalten, melancholischen, aber gleichzeitig beruhigenden landschaften sibiriens wurden sehr gut eingefangen und stellen eine stetige parallele zur handlung dar. als negativ empfand ich, dass der abschnitt mit dem drogenfahnder grinko sofort zu beginn des filmes nahegebracht wurde und man dann sah, wie die figuren carlos und abby eingeführt werden.

    9/10

    @navi the straight story hört sich sehr interessant an und wurde mir auch von byder vor kurzem empfohlen.
    werde ich mir bei meinem nächsten einkauf notieren

    Geändert von Leon der Pofi (14.11.2009 um 17:12 Uhr)

  6. #6

    2012

    Hm, ich denke man kann behaupten, der Film hält was er verspricht. Bei einer Laufzeit von über 2 Stunden bin ich in 95% der Fälle/Filme genervt, weil man nicht hätte alle Zeit gebraucht um das darzustellen was dargestellt wurde. Auch hier hätte man sich die Szene am Anfang mit dem Kerl vom Louvre schenken können, das war unnötig, aber das waren nur 5 Minuten.
    Der Film läuft ansonsten, er läuft und das beeindruckend schnell. Er ist durchweg kurzweilig, Dialoge sofern sie sein müssen, um die nächsten Actionszenen/CGI-Momente zu rechtfertigen, sind am richtigen Ort und in der richtigen Länge.
    Das Gelabber am Ende von wegen Menschlichkeit (wird kein Spoiler) hätte man sich im Film wohl nicht zwingend sparen können, aber ich habs ausgeblendet. Ich meine es wirkt doch arg lächerlich 2 1/2 Stunden einen auf "Amagash World goes down in Flames look at the CGI" und dann in den letzten 3 Minuten noch schnell ne Botschaft reinzuquetschen. Dafür wirkte das Ganze zu aufgedrückt. Aber wer's ignoriert, hat auch hier noch Spaß.
    Und der beste Charakter des Films, der gleichem auch die richtige Richtung gibt: Yuri. Der Kerl ist so trashig, dass der Film garnicht dazu kommt, sich selbst zu ernst zu nehmen und somit bleibt es bei sehr netter und kurzweiliger Unterhaltung. Ich war hochzufrieden.

  7. #7


    Für mich einfach zeitlos. Robin Williams war wie gemacht für die Rolle.
    Und zum ersten Mal hab ich den Camoe-Auftritt von Glenn Close richtig gesehen. 8)


    @Leon

    Mach das nur.
    Würde der Name von David Lynch nicht im Titel stehen, hätte ich nie im Leben gedacht, das der Film von ihm wäre.

    Ich bin immer wieder beeindruckt von der Länge deiner Reviews. Respekt!

  8. #8


    Einfach geil gemacht, ohne überflüssiges Drama und unglaublich witzig, wobei ich die letzte Szene der Testimony etwas unglaubwürdig fand (was aber kein wirkliches Problem ist).

    9 von 10, weil man den Film ebenso schnell wieder vergisst.

  9. #9

    Push

    Hm, doch der Film hatte was. Abgesehen von ner uber-slutty Dakota Fanning. Das war ja stellenweise schon halb pädo ;( Naja Film an sich hat Spaß gemacht. Auch wenn ich ihn nicht so gaanz verstanden hab

  10. #10

    Leon der Pofi Gast
    Vertigo

    der letzte lebensweg, im korridor der zerbrochenen spiegel

    vertigo ist neben psycho und die vögel, der wohl bekannteste alfred hitchock film und kann in jedem aspekt überzeugen. besonders das katz und mausspiel, welches nicht mit dem protagonisten selbst, sondern mit dem zuseher betrieben wird, war sehr gut inszeniert. bis zur hälfte des filmes, wird eine melancholische geschichte über selbstmord, einer möglichen persönlichkeitsspaltung und der bewältigung von ängsten erzählt, während die zweite hälfte die bisherigen inhalte aus einem anderen licht beleuchtet und sich zunehmend mit der psyche des protagonisten beschäftigt.

    die geschichte beginnt für alfred hitchcock verhältnisse sehr dynamisch, als über den dächern von san francisco eine verfolgungsjagd stattfindet, bei welcher der polizist john ferguson beinahe in den tod stürzt. als sein kollege ihn retten möchte, fällt er selbst in die tiefe, wodurch sich bei john eine psychische störung in bezug auf höhe, vertigo genannt, manifestiert. von schuldgefühlen zerfressen, quittiert er vorübergehend den dienst um das geschehene zu verarbeiten. doch währt die trügerische stille nicht lange, als ihn sein alter freund gavin um den gefallen bittet, seine frau zu beschatten. seine ehefrau madeleine scheint eine psychische beeinträchtigung zu besitzen, da sie scheinbar von dem geist ihrer verstorbenen urgroßmutter besessen ist, welche sich im alter von 26 jahren nach familiären problemen das leben nahm. auch madeleine spürt zunehmend da bedürfnis, suizid zu begehen und verzweifelt immer mehr. sie ist abwesend, passiv und scheint orte aufzusuchen, an welchen sie noch nie zuvor war. sie glaubt, einen zerbrochenen spiegelkorridor entlang zu gehen, an welchem ende die dunkelheit auf sie wartet. betritt sie diese, sieht sie ihr offenes grab und der suizidgedanke verstärkt sich.

    nachdem john zunehmenden kontakt mit madeleine aufnimmt und ihr das leben rettet, verlieben sie sich, wodurch seine ehemalige verlobte vor eifersucht beinahe vergeht. madeleines surreale gedanken nehmen schon bald reale formen an und ihre beschreibungen weden präziser. in einem spanisch anmutenden dorf, nahm sie sich damals das leben. john kennt diesen ort und beide begeben sich auf die wallfahrt zu dem todesort ihrer urgroßmutter. ob sich madeleines schicksal hier erfüllt und sie tatsächlich in den freitod geht, ist ungewiss. das hier geschriebene lässt auf die handlung des gesamtes filmes schließen, doch stellt es lediglich den auftakt dar, welche bereits auf der rückseite des covers, weniger ausführlich, verraten wird.

    vertigo bietet neben den interessanten figuren sehr intelligente und häufig metaphernhaft anmutende dialoge, welche dem charakter von john, gespielt durch james stewart, einen starken tiefgang verleihen. alfred hitchcock verwendete in diesem film den sogenannten vertigo effekt, bei welchem eine optische täuschung, ein künstlich erzieltes schwindelgefühl vermittelt wird. mir persönlich hat das sehr melancholische ende, der dialog am waldesrand oder die psychiatrische einrichtung besonders berührt, wie sich die charaktere langsam anneinander herantasten, vermeintlich getrennt werden und die ungewissheit beider protagonisten.



    10/10

    Geändert von Leon der Pofi (23.11.2009 um 17:30 Uhr)

  11. #11

    Leon der Pofi Gast
    the straight story
    ein langer weg


    the straight story ist ein sehr stiller, ruhiger film und genauso angenehm wird auch die geschichte erzählt. alvin straight hat sich in seinem gesamten leben immer auf seine eigene stärke verlassen und im fortgeschrittenen alter wird ihm nun bewusst, dass er seinen letzten lebensweg bereits beschreitet. seine hüften schmerzen, er erkrankt an diabetes und das rauchen sollte er auch einstellen, um seine letzten jahre noch genießen zu können. doch ist er mit dem gemeinsamen leben mit seiner tochter rose glücklich und möchte die zeit mit ihr genießen. rose selbst wird von den stadtbewohnern skeptisch betrachtet, da sie eine leichte geistige beeinträchtigung zu haben scheint, jedoch ist sie intelligenter, als die meisten menschen denken, welche ihr häufig mit vorurteilen begegnen.

    eines tages erhält alvin die traurige nachricht, dass sein bruder, zu welchen er bereits 10 jahre keinen kontakt mehr aufnahm, einen schlaganfall erlitt.
    hier beginnt die ungewöhnliche, tiefgründige reise zu seinen bruder, welcher ca. 400 kilometer weit entfernt wohnt. da alvin keinen führerschein besitzt und seine augen bereits schlecht sind, beschließt er mit seinem rasenmäher diese beachtliche strecke zu bewältigen. auf seiner reise trifft er auf unterschiedliche menschen und begebenheiten. ein mädchen das von zu hause geflohen ist, eine vom schicksal und dem alltag überforderte frau, einen kriegsveteranen und unter anderen, eine freundliche familie, welche ihren eigenwilligen gast offen aufnimmt. zusätzlich wird alvins eigene vergangenheit näher beleuchtet. verdrängte erinnerungen aus dem krieg, welche im unterbewusstsein lauern, die beziehung zu seiner geliebten tochter und deren leben, oder der streit mit seinem bruder. auf seinem umgewöhnlichen weg werden häufig philosophische fragen aufgeworfen, welche den zuseher zum nachdenken anregen. welche vorteile hat das alter? welche nachteile? manchen erinnerungen gibt sich der mensch gerne hin, während andere gemieden werden.

    das besondere an diesem film ist, dass er gänzlich ohne spannungsbogen auskommt. alvin steht als protagonist im vordergrund und der zuseher schöpft neugierde aus neuen details über die vergangenheit dieses exzentrischen, aber freundlich wirkenden mannes. wie er den menschen auf seiner reise behilflich ist und wie diese auf ihn reagieren, wie er witterungen und gelegentlichen schwierigkeiten mit seinem rasenmäher trotzt und bis zum ende sein ziel beharrlich verfolg. er hat diese reise aus eigenem antrieb begonnen und möchte sie auch selbst beenden und bleibt seinerpersönlichkeit, meinung und prinzipien treu. die hübschen landschaften und die sehr selten eingesetzte musik, verstärkt die ruhige atmosphäre zusätzlich.

    9/10

    Geändert von Leon der Pofi (25.11.2009 um 18:42 Uhr)

  12. #12

    Leon der Pofi Gast
    schräger als fiktion

    harold verdient ein happy end

    das leben des finanzbeamten harold crick ist streng geregelt und wird von zahlen und der zeit bestimmt. er steht morgens auf, putzt penibel seine zähne, geht zur arbeit und kehrt abends in seine einsame wohnung zurück, welche auf ihn wartet. keine spontanität, kein partner, nur der monotone alltag und eine innere leere begleiten ihn. dies ändert sich jedoch, als er eines morgens seinen stereotypen nachgeht und die stimme einer frau wahrnimmt, welche jede seiner handlungen protokolliert. zunächst geht harold von einem scherz aus, dass ihn jemand psychisch manipulieren möchte. doch als er seinem freund aus dem finanzamt davon erzählt, hört dieser keine stimme. eine psychologin diagnostiziert, den symptomen naheliegende schizophrenie, welche harold selbstverständlich nicht akzeptiert.

    zeitgleich erzählt die handlung von der exzentrischen schriftstellerin karen eiffel, welche an einer schreibblockade leidet und eine möglichkeit sucht, wie die geschichte um ihren protagonisten weitergeführt werden könnte. karen ist dafür berühmt, dass sie ihre helden am ende sterben lässt und tragödien schreibt. harold sucht verzweifelt hilfe bei einem literaturexperten, der zunächst skeptisch verschiedene tests durchführt und ihm den rat gibt, sein leben des lebens willen zu genießen und sich keine sorgen um den tod zu machen, da er ein teil jedes menschen darstellt und niemand weiß, wann er eintritt. harold geht nun jenen tätigkeiten nach, welche er schon immer machen wollte und ihm freude bereiten. er sucht eine individuell zu ihm passende gitarre, lernt darauf zu spielen und versucht eine beziehung mit einer klientin aufzubauen, welche das finanzamt bewusst eine teilzahlung vorenthält und im laufe der handlung immer wieder konflikte, aber auch lustige momente mit harold erlebt. die stimme ist dabei nach wie vor präsent und der finanzbeamte versucht herauszufinden, ob er sich in einer tragödie oder komödie befindet.

    eines tages können harold und der literaturprofessor die identität der autorin aufdecken, welche das buch beinahe beendet und auch die todesursache von ihrem protagonisten bereits festlegte. ein rennen mit der zeit beginnt. es geht um harolds leben. doch was, wenn der "perfekte tod" deinem leben erst einen sinn verleiht? die schauspieler, vor allem will ferrell und emma thompson, welche durch die darstellung der exzentrischen und kreativen autorin auf ganzer linie überzeugen konnte, hauchten den figuren wirkliches leben ein und wirkten sehr authentisch. die mischung zwischen einer komödie und nachdenklischen inhalten, wurde sehr gut gehalten. schräger als fiktion wirft immer wieder tiefgründige und philosophische fragen auf, welche nicht selten in metapherhaften sätzen nahegebracht werden. "wenn du dich zwischen pancakes und deinem leben entscheiden müsstest, was würdest du nehmen". "natürlich das leben, wer würde sich schon für die pancakes entscheiden?". tiefgründiger betrachtet, stellt sich jedoch die frage, wenn ein mensch dessen leben ihm keine freude bietet und nur aus enttäuschungen besteht, dass angebot erhalten würde, für eine gewisse zeit nur noch positive, schöne dinge erleben und sämtlichen bis dato nicht realisierbaren träume nachgehen zu können, dafür jedoch früher stirbt, ob er sich für erstere wahl entscheiden würde?

    harold crick verdient ein happy end.

    9/10

    Geändert von Leon der Pofi (28.11.2009 um 10:41 Uhr)

  13. #13

    Leon der Pofi Gast
    vier im roten kreis

    in jedem menschen steckt ein potentieller verbrecher

    vier im roten kreis ist ein durchgehend düsterer, melancholischer film, was nicht nur an der ernsten thematik, sondern auch an der spätherbstatmosphäre von frankreich liegt. die geschichte handelt von dem inhaftierten verbrecher corey, welcher unerwartet entlassen wird. im gegenzug, muss er jedoch noch einmal einen großen coup landen. doch die neu gewonnene freiheit ist trügerisch, denn was nutzt einem die freiheit, wenn man mittellos ist und als ehemaliger verbrecher stigmatisiert wird? nachdem corey seinen ehemaligen komplizen, welcher im gegensatz zu ihm, nicht inhaftiert wurde, um eine beträchtliche summe erleichtert, wird er von gangstern verfolgt. zeitgleich erzählt die geschichte von einem mann namens vogel, welcher bei der überführung in ein gefängnis fliehen konnte. schon bald kommt es zu einem einschneidenden erlebnis, welches das schicksal der beiden verändern sollte. während corey in einem restaurant verweilt, klettert vogel in den kofferraum seines wagens um unbemerkt transportiert zu werden, da er bereits von der polizei und dem zuständigen kommissar mattei gesucht wird.

    corey bemerkt jedoch seinen ungebetenen gast und beide schließen nach einer konfrontation freundschaft. doch der plan, ein juweliergeschäft auszurauben, weißt noch immer fundamentale lücken auf. vogel ist wider erwarten nicht der benötigte schütze, für welchen corey ihn hält. doch hat er kontakt zu einem ehemaligen scharfschützen der polizei, welcher im laufe seiner arbeit zu intensiven kontakt mit der unterwelt aufnahm, welche ihn systematisch verdorben hat. sein leben erscheint ihm gleichgültig und er lebt verwahrlost und zurückgezogen in einem alten haus, gibt sich regelmäßig dem alkohol hin, welcher bereits zu wahnvorstellungen und halluzinationen führte. jansen aktzeptiert jedoch den neuen auftrag, da er hoffnung schöpft, seinen leben doch noch einmal einen sinn geben zu können. während der überfall bereits geplant ist, zieht kommissar mattei jedoch seine fäden im hintergrund und erpresst einen freund coreys, diesen zu verraten. als die nacht hereinbricht, wird sich das schicksal aller beteiligten entscheiden.

    vier im roten kreis ist einer der bis dato, intelligentesten krimis, welche ich sah. trotz der sehr melancholischen grundstimmung und der gangsterthematik, weisen die figuren genug menschlichkeit auf, um nicht nur als klischeehafte verbrecher klassifiziert zu werden. jeder protagonist besitzt seine eigenen beweggründe. corey muss seiner freiheit willen, den überfall begehen und als alternative würde ein gebrandmarktes leben oder erneute inhaftierung erwarten, vogel wird von der polizei gejagd und verbindet eine tiefe freundschaft zu corey. jansen ist eine der tragischsten figuren, da er verzweifelt versucht, seinem leben einen erneuten sinn zu geben, innerlich jedoch zweifelt, ob ihm dies gelingt. er verzichter sogar auf seinen anteil, da er seinen eigenen beweggründen und prinzipien nachgeht. die dialoge sind sehr intelligent, jedoch sparsam eingesetzt worden. viele szenen werden durch mimik und gestig verdeutlicht. gegen ende des filmes wird sogar eine halbe stunde lang, kein wort gesprochen. die atmosphäre des einbruchs wurde in dieser zeitspanne nur von einer sanften musik und geräusche verstärkt. hier wurde auch der gelegentliche sarkasmus und selbstironie deutlich, als sich der kommissar die überwachungsvideos ansieht und die minutenlange stille zerrissen wird. "na, gesprächig scheinen sie wohl nicht zu sein". der kommissar selbst wurde ebenfalls sehr menschlich dargestellt. während er in seiner arbeitszeit sehr direkt und selbstbewusst wirkt, ein mann, welcher schwerverbrecher jagd und in seinem dienst regelmäßig die abgründe der menschlichen seele sieht, kommt er jeden abend in seine wohnung zurück, schmiegt sich liebevoll an seine katzen und gibt ihnen zu fressen. das ende wurde sehr gut inszeniert und lässt die charaktere zeitlos erscheinen. konnte mich ailan delon, bereits in "lautlos wie die nacht" überzeugen, wurde er spätestens mit diesem film zu einem meiner lieblingsschauspieler. erwähnenswert wäre noch, dass es sich hierbei um den lieblingsfilm von quentin tarantino handelt. der film wurde sogar in den usa und anderen länder, ausserhalb europas von kritikern und zusehern gleichermaßen positiv wahrgenommen und konnte große erfolge verbuchen.

    10/10


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