Das Kabinett des Doktor Parnassus
Ich liebe Menschen, die gerne wetten



Das Kabinett des Doktor Parnassus ist ein sehr umstrittener Film, dessen Entstehungsgeschichte bereits mit dem Tod von Heath Ledger erschwert wurde und geraume Zeit war es unklar, ob Regisseur Terry Gilliam den Film beenden kann. Da die meisten Szenen mit Heath Ledger in der realen Welt bereits fertiggestellt waren, konnten die Schauspielerkollegen und Freunde von Heath Ledger, Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law, die Rolle des Tony innerhalb des Imaginarium weiterspielen.

Doktor Parnassus ist bereits hunderte Jahre alt und reist mit seinem fahrenden Kabinett durch das London der Gegenwart. Gemeinsam mit seiner Tochter Valentina, dem jungen Anton und einem Kleinwüchsigen versucht er, genügend Menschen für seine Hauptattraktion zu sammeln. Ein Spiegel, welcher bei Betreten die optimale Phantasiewelt des Menschen widerspiegelt. Leider gelingt es ihnen nicht, genügend Kundschaft zu bewerben und sie reisen ärmlich weiter, was bereits auf den Verlust der Phantasie in der heutigen Gesellschaft hinweist. Die Probleme häufen sich, als der mysteriöse Mister Nick erscheint und Parnassus an eine Wette erinnert, welche sich auf seine Tochter Valentina bezieht. Tatsächlich haben die Beiden bereits mehrere Wetten abgeschlossen, bei welcher Doktor Parnassus auch seine Unsterblichkeit erhielt und Valentinas Mutter kennenlernte. Der in schwarz gekleidete und Ketten rauchende Unbekannte gibt zu verstehen, dass nur noch wenig Zeit vorhanden ist. Irgendwie muss es dem gealterten Mann, der nur noch ein Schatten seiner selbst darstellt und sich dem Alkohol hingab, gelingen, seine geliebte Tochter zu retten. Als Valentina und Anton eines Abends einen erhängten Mann das Leben retten, scheint sich die Lage endlich zum Positiven zu entwickeln. Tony scheint sich zunächst weder an seinen Namen noch an seine Vergangenheit, noch an den Grund seines Zustandes erinnern zu können und es ist unklar, ob dies der Realität entspricht oder nur eine Lüge darstellt. Jedoch gelingt es dem offenen und direkten Mann, das Kabinett zu verändern und für die Menschen attraktiver zu gestalten. So kommt es, dass Mister Nick eine letzte Wette anbietet, um Valentina retten zu können. Wer zuerst fünf Seelen im Imaginarium für sich gewinnen kann, erhält das Mädchen. Betritt ein Mensch den Spiegel, so findet sich dieser in seiner subjektiven Traumwelt, samt seinen Lastern wieder. Werden diese Laster bewältigt, so erhalten sie das Privileg, weiterzuleben. Wenn nicht, erwartet sie der Tod. So beginnt der Wettkampf zwischen Mr. Parnassus und dem Leibhaftigen, doch auch Tonys Vergangenheit scheint mehr Geheimnisse zu verbergen, als erwartet.



Durch seine eigenwillige Handlung, den surrealen Welten und der schwierigen Entstehungsgeschichte des Filmes, wurde er von den Zusehern und Kritikern sehr kontrovers aufgenommen. Begeisterung und Unverständnis liegen bei Gilliams Filme schon immer sehr nah beieinander. „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ ist definitiv kein perfekter Film, dafür wirken manche Szenen, besonders gegen Ende des Filmes, zu emotionslos oder gegenteilig, zu unwirklich emotional und nicht nachvollziehbar. Gleichzeitig wurden die Traumwelten nicht genügend kreativ genutzt. Die verschiedenen Gesichter von Tony waren nach Heath Ledgers Tod essentiell und dies wurde sehr gut von Gilliam in die Handlung integriert, jedoch wirkten die sonstigen Aspekte zu trist. Mister Nick als Schlange, oder Parnassus als Balonkopf waren noch die kreativeren Einfälle. Die anderen Welten wirkten etwas leblos, besonders die Szene mit den Verbrechern, deren "Mutter" jedoch amüsant wirkte. Auch die Figur Anton wirkte mit seiner naiven, übertriebenen Persönlichkeit hinderlich und penetrant. Trotz dieser Aspekte, ist der Film jedoch gut geworden und nach Batman, ein würdiger Abschluss für Heath Ledger, welcher dem Film gelegentlich eine melancholische Komponente verleiht. Ich persönlich hatte ein leicht unangenehmes Gefühl, als der erhängte, vermeintlich leblose Körper von Tony (Heath Ledger) in eine hölzerne Kiste des fahrenden Kabinetts gelegt wurde. Somit ist „Das Kabinett des Doktor Parnassus“ nach dem enttäuschenden Tideland und dem schlecht inszenierten Brothers Grimm, definitiv empfehlenswert, jedoch wurde viel Potential verschenkt.



7/10