into the wild beschäftigt sich mit der frage um die subjektive freiheit. der arroganten gesellschaft, problemen, sorgen und dem konsumdenken entfliehen und sich auf die natürlichen bedürfnisse zu konzentrieren. die antwort wird erst am ende der reise offenbart und sie liegt in einem selbst. christopher mccandless stammt aus einer vermögenden familie und absolvierte erfolgreich sein stuidum an der emory universität. geld, intelligenz und wissen sollten ihn eine sichere zukunft gewähren, doch ist er dieser scheinwelt bereits seit langem leid. die heuchlerische maske seiner familie offenbart nicht, dass seine autoritären eltern christopher und seiner schwester kaum liebe entgegenbringen können und es existieren stetige konfrontationen. das ansammeln von reichtum und die akzeptanz der arroganten, egoistischen gesellschaft scheinen wichtiger, als die essentiellen dinge des lebens. in einer kurzschlusshandlung spendet christopher sein gesamtes geld, durchtrennt die ketten der monotonie und fährt mit seinem alten wagen seiner ungewissen zukunft entgegen. die reise seines lebens hat begonnen. das schicksal selbst scheint ihn den richtigen weg zu offenbaren, als sein wagen nach einer übernachtung von den fluten beschädigt wird und er ab diesem zeitpunkt zu fuß weiterwandert. seinen namen, ändert er ihn alexander supertramp und dieses synonym sollte ihn bis zum ende seiner zweijährigen reise begleiten. auf seiner wanderschaft gibt er sich nicht nur der schönheit der natur hin, sondern trifft auch auf verschiedene menschen und begebenheiten. ein pärchen im mittleren alter, welche seine lebensweise teilen, jedoch mit ihrem lkw die weiten der welt erkunden, zwei verliebte aus koppenhagen, ein farmer und ein alter kriegsveteran, welcher sich von alexander zu mehr aktivität und einem neuen lebensziel verleiten lässt, stellen nur ein paar dieser menschen dar. um in der natur überleben zu können, ernährt er sich von heimischen früchten, pflanzen und lernt das töten und ausweiden von tieren, was durch die temperaturverhältnisse erschwert wird, da größere tiere nur für ungefähr zwei stunden ohne behandlung verzehrt werden können, da sich larven und ungeziefer im kadaver einnisten. gelegentlich erfordert der weitere weg auch ein umdenken und so bewältigt er eine größere strecke mit einem kajak in einem wildwasserfluss. trotz dem streben nach freiheit, muss sich der zweiundzwanzigjährige auch gelegentlich dem geld hingeben und arbeitet für kurze zeit auf einer farm oder einer fastfoodkette um seine reise nach alaska fortsetzen zu können, was einen direkten kontrast zur natur darstellt, als die vermeintliche freiheit einer großstadt weicht. während seiner reise ist nicht nur alexander einem stetigen wandel unterworfen, sondern auch seine familiäre situation ändert sich. die besorgten eltern verständigten die polizei und einen privatdetektiven, um ihren sohn ausfindig zu machen, doch verliert sich die spur zunehmend. seine schwester, welche gleichzeitig die erzählstimme darstellt, kann die gedanken und die ziele ihres bruder nachvollziehen und hofft, ihn wieder treffen zu können. alexander schrieb gelegentlich briefe, doch gab der post die anweisung, diese erst ab einem gewissen zeitabstand zu versenden.
der chronologische aufbau der handlung ist in inhalte vor dem "magischen bus" und nach ihm inszeniert. als der junge mann endlich sein ziel in alaska erreicht, ist er gezwungen, einen fluss zu überqueren und entdeckt in mitten der wildnis einen alten bus, in welchem er eine geraume zeit wohnt. von witterungen geschützt, mit einem ofen ausgestattet, bietet ihm dieser eine surreale zuflucht und alexander hinterlässt vermehrt nachrichten, schreibt texte in bücher, ritzt notizen in einen hölzeren tisch. er beschäftigt sich zunehmend mit dem eigentlichen ziel seiner reise. zwei jahre sind vergangen und er hat das vermeintliche ziel seiner reise erreicht. doch stellt dies tatsächlich sein reales ziel dar? was hat er auf seiner reise gelernt? doch bald manifestieren sich fatale probleme und christopher realisiert, dass er das gewässer nicht mehr überqueren kann, da es sich in einen reissenden fluss wandelte. zusätzlich scheint er keine tiere mehr zu entdecken und verliert dadurch rapide an gewicht. into the wild symbolisiert wie kaum ein anderer film die freiheit. die monotonie des alltags vergessen, der gesellschaft entfliehen und sich der natur in ihrer schönheit und hässlichkeit gleichermaßen hingeben. es wirkt direkt ironisch, dass manche naturaufnahmen eine solche wirkung erzielen, dass sich worte wie "surreal" in gedanken bilden. ein armutszeugnis an die gesellschaft, dass wir derart in der subjektiven realität der zivilisation gefangen sind, dass die wahre natur, dass reale, surreale ausmaße anzunehmen scheint. die reise beinhaltet jedoch sowohl positive als auch negative erfahrungen. so wird alexander von vielen menschen akzeptiert, jedoch von einem zugführer bei einem illegalen transport verprügelt oder seine lebensweise wird in frage gestellt. er sieht die weiten der welt, dafür ist er lange zeit einsam. zum schluss offenbart sich die wahrheit, doch zu welchem preis? auch die gesellschaftskritik wurde gut dargestellt, ohne übertriebene inhalte aufzuweisen. so müsste alexander zum beispiel jahrelang auf einen kajakkurs warten und benötigt eine erlaubnis um etwas natürliches verwenden zu dürfen und ihm erscheint es unfassbar, dass ein mensch eine erlaubnis benötigt um einen fluss benützen zu dürfen. alexander muss zwangsläufig töten um selbst überleben zu können, was zum beispiel in einen verzweifelten überlebenskampf ausartet, als er unter zeitdruck einen elch ausweiden muss, damit das fleisch noch genießbar ist. so wird der zuseher selbst immer wieder mit den vorteilen und nachteilen beider seiten, der natur und der zivilisation, konfrontiert. da der gesamte film auf einer realen begebenheit beruht, wirkt das ende sehr intensiv. mit zweieinhalb stunden handelt es sich um einen sehr anspruchvollen film, welcher definitiv viele längen besitzt, jedoch gerade aus diesen ruhigen momenten seine stärke gewinnt.
8,5/10
Geändert von Leon der Pofi (23.03.2010 um 20:18 Uhr)