der elefantenmensch ist ein sehr melancholischer, trauriger film, welcher nicht nur die arroganz, den egoismus und die vorurteile von menschen gegenüber dem unbekannten beleuchtet, sondern gleichzeitig auch zeigt, dass gerade dieses verhalten auch einen menschlichen charakter aufweist. dinge, welche gegen die subjektive normalität eines menschen verstoßen oder ihre sicherheit und geborgenheit bedrohen, werden zunächst negativ betrachtet und stigmatisiert.
der film beginnt, als der chirurg frederick treves auf dem jahrmarkt des viktorianischen londons, eine sehr eigenwillige attraktion entdeckt, welche sogar bei den behörden auf abscheu trifft. der elefantenmensch. eine kreatur, dessen mutter von einem elefanten geschändet wurde und als missgeburt auf die welt kam. so die bezeichnung, seines gewalttätigen "besitzers", welcher ihn regelmäßig misshandelt, erniedrigt und dehmütigt. als frederick ihn sieht, realisiert er, dass es sich bei der deformierung um eine krankheit handelt und kauft ihn von seinem peiniger für eine gewisse zeit frei, um ihn untersuchen zu können. neben dem deformierten körper leidet der 21 jährige john merrick an atembeschwerden, welche dazu führen, dass er nur aufrecht schlafen kann und auch das sprechvermögen beeinträchtigt ist. während frederick näheren kontakt zu john aufbaut und versucht, ihm wissen anzueignen, bemerkt er, dass es sich bei ihm nicht um einen vermeintlich geistig beeinträchtigten, sondern um einen hochintelligenten mann handelt, welcher nicht nur der sprache und der schrift mächtigt ist, sondern auch eine sehr freundliche, hilfsbereite persönlichkeit aufweist.
ab diesem zeitpunkt genießt john die glücklichen und fröhlichen momente seines neu gewonnenen lebens und fand in frederick und trotz anfänglicher skepsis auch in den anderen bediensteten im hospital, menschen, welche ihn seiner persönlichkeit wegen akzeptieren. in den folgenden monaten knüpft john zunehmend kontakte zu der obrigkeit von london. viele menschen, wie eine schauspielerin, zeigen offenes interesse, während andere diese interesse auf johns äusserlichkeit beziehen. er richtet sein zimmer mit neuen besitztümern und erhaltenen geschenke ein, baut an einem modell der st. pauls kathedrale und spielt mit der erwähnten schauspielerin ein stück aus romeo und julia nach, welches eine der symbolischsten momente im film darstellen wird, da die barriere endlich zu brechen scheint. sein wertvollster besitz stellt ein foto seiner hübschen mutter dar, welche er sehnsüchtig treffen möchte, jedoch ist die angst im unterbewusstsein vorhanden, sie könnte sich vor ihm fürchten. treves hingegen, gerät in konflikt mit seinen eigenen beweggründen. warum hat er john merrick überhaupt in das hospital integriert? war es wirklich hilfsbereitschaft, oder der drang, ihn seinen studienkollegen zu zeigen? er ist sich unsicher, ob er durch die regelmäßigen besuche ihn vielleicht indirekt ebenfals als attraktion verkauft. selbst wenn dies zutreffen würde, so waren seine beweggründe jedoch positiver natur.
vorurteile und stigmata sind jedoch trotz akzeptanz vieler, schwer zu beseitigen, da sie häufig fundamentale ängste von menschen ansprechen.
so verkauft ein nachtarbeiter, johns menschenwürde erneut, indem er sich regelmäßig in dessen zimmer schleicht und profit erzielt, indem er menschen gegen bezahlung das vermeintliche ungeheuer zeigt. die situation eskaliert, als sich unter dem neugierigen pöbel, merricks ehemaliger peiniger versteckt, ihn entführt und erneut als jahrmarktattraktion verkauft. die vergangenheit ist zurückgekehrt und die einst gewonnene hoffnung auf ein besseres leben, wurde systemathisch zerstört und wirkt nur noch wie eine verblasste erinnerung. ob es treves gelingt, ihn zu finden, merrick selbst flüchten und nach london zurückkehren kann und wie die menschen auf ihn reagieren, ist ungewiss.
david lynch erschuf mit diesem film ein plädoye an die menschlichkeit, welche nichts an ihrer aktualität verlor. menschen werden aufgrund ihrer äusserlichkeiten, verhaltensweisen und eigenheiten stigmatisiert und die persönlichkeit, meinungen und ideale, auch häufig unter dem deckmantel der akzeptanz, ignoriert. durch die entscheidung, den film in schwarz-weiß zu produzieren, wurde die atmosphäre deutlich verstärkt und der film bietet tiefgründe aufnahmen, welche häufig sehr symbolisch wirken. das einzigartige finale, mit der musikuntermalung adagio for strings, wird dem zuseher unvergessen bleiben.