Wieso diskutieren wir eigentlich noch?
Anstatt einfach nur "Fick dich" zu schreiben, was meistens schon mehr über die Meinung über ein Posting aussagt, als ein zehnseitiger Aufsatz. Auf diese Frage muss man unweigerlich kommen, wenn man sich Gedanken über Forumsdiskussionen macht, obwohl ich gestehen muss, dass auch Hitze und schwüle Luft nicht ganz unschuldig daran sind, dass ich hier und jetzt so was schreibe.
Für die einen mag das Thema nichts neues sein, für die anderen vielleicht nur ein weiterer, nutzloser Rant, aber mir ist das gerade wieder so richtig schön bewußt geworden. Was nun eigentlich das Problem ist? Habt ihr nicht auch manchmal das Gefühl, wenn ihr eine Diskussion verfolgt, dass die Leute dort irgendwie nur Scheiße reden? Nicht das Thema an sich, sondern die Art der Diskussion. Natürlich gibt es dumme Themen, auf die man gar nicht anders reagieren kann, als den Verantwortlichen mit Spott zu überschütten. Das ist vielleicht nicht nett, aber irgendwo muss ja mal die Aggressionen rauslassen. Wenn wir solche Themen mal außer Acht lassen und uns eine ganz normale Diskussion anschauen, werden wir nach einem normalen Anfang schnell bemerken, dass irgendwann nur noch ein bestimmter Schlag von Menschen an der Diskussion teilnimmt.
Diese Leute sind es, die mich zu folgender Erkenntnis geführt haben: Diskussion ist Krieg, bei dem es darum geht die anderen mit seinem Schwanz zu erschlagen. Hinter dieser Wahrheit steckt, dass irgendwann bei einer Diskussion nur die übrigbleiben, die das Diskutieren als virtuellen Schwanzvergleich ansehen. Anstatt eine gewisse Achtung gegenüber dem Gesprächspartner aufzubringen (gut, einige sind so dumm, dass man das nicht kann, aber die übersehen wir mal), wird mit allen Mitteln versucht ihn zu übertrumpfen, ihn mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten zu erdrücken oder ihn generell mißzuverstehen. Gerade letzteres ist ein beliebtes Mittel. Selbst beim letzten Analphabeten ist meistens klar worauf er hinaus will, aber es ist viel einfacher sich dumm zu stellen und so zu tun als ob man ihn nicht versteht. Dann kann man nämlich schön jedes Wort auf die Goldwaage legen und das hineininterpretieren, was einen gerade am besten passt. Besonders gut sieht man das am Beispiel von Fach- oder Fremdwörtern, bei denen gerne absichtlich vergessen wird, dass man sich nicht in einem Intellektuellenforum aufhält und deswegen meistens die Bedeutung der Wörter gemeint ist, die der Volksmund benutzt, sei sie noch so falsch (s. Pornographie = Hardcore). Es ist manchmal schon erschreckend, wie einige den "Strom der Unterhaltung" nicht länger als über ein einziges Posting nachvollziehen können und nicht mal erkennen, in welchem Zusammenhang die Postings der anderen stehen. Aber auch das kann natürlich wieder Absicht sein, da es für die Zitatzerpflückerei viel besser ist, die zitierten Abschnitte nicht im Kontext, sondern für sich alleine zu sehen.
Um es auf den Punkt zu bringen, hat man es bei den Diskussionen irgendwann nur noch mit einer Horde von Selbstdarstellern, Hosentaschen-Intellektuellen oder selbsternannten Aspergern zu tun, denen es nicht darum geht das Gegenüber zu verstehen, sondern als "Gewinner" hervorzugehen. Sicherlich gibt es einen Unterschied zwischen denen mit "Welt der Wunder"-Fachwissen und denen, die sich mit dem Thema wirklich auskennen - man ist schnell genervt, wenn jemand über etwas spricht von dem er keine Ahnung hat - aber anstatt vernünftig alles zu erklären, nutzt man die Gelegenheit gleich aus, um den Diskussionspartner als Idioten hinzustellen.
Die Folge ist, dass man die meisten Diskussionen schon vergessen kann, bevor jemand überhaupt das Wort Hitlervergleich in den Mund genommen hat und es überrascht nicht, dass irgendwann nur noch die oben genannten Personen an den Gesprächen teilnehmen. Nun will ich nicht sagen, dass das Diskutieren an sich absurd ist. Bei konkreten Themen kann man sogar zu einem vernünftigen Ergebnis kommen und auch bei Themen, über die man nur philosophieren kann, lässt sich normal reden, aber dazu gehört eben eine gewisse Achtung gegenüber dem Gesprächspartner. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass man im Internet irgendwann abstumpft und deswegen lieber zu Sarkasmus greift. Man verliert schnell die Geduld, wenn man zum hundersten Mal die gleichen abgedroschenen Argumente liest oder jemand so dumm auftritt, dass man nicht anders kann als ihn bloßzustellen. Trotzdem gibt es Momente in denen ich anzweifle, dass das so richtig ist (wie man gerade sieht). Ok, ich bin weit davon entfernt zu den Gutmenschen (hier bitte umgangssprachliche Bedeutung beachten) zu gehören, die in Gesprächskreisen zusammensitzen und Händchen halten; ironischerweise beteilige ich mich ja selber an diesen Diskussionen und bin auch zu sturr um mein Ego zu ignorieren, aber es ist trotzdem dumm.
Wie dem auch sei, mehr werde ich zum Thema nicht schreiben. Hat mal wieder Spaß gemacht. Wer sich angesprochen fühlt, kann gerne mit "Fick dich" antworten. =3