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Ritter
Cyrodiil, Weye --> Kaiserstadt, Universität
Sie hatte recht behalten. Ihre Arbeitskollegin, die kaiserliche Claudia, redete noch bis zum frühen Nachmittag über den Einbruch in den Wachturm am Thalosplatz. Die Vermutungen wurden dabei immer wirrer und unhaltbarer. Glücklicherweise war Kartoffelschälen und Betten beziehen heute Claudias einzige Aufgabe. Hätte sie bei der Wache gearbeitet, hätte diese schon bald nach dem mächtigsten Magier Cyrodiils, wenn nicht sogar ganz Nirns suchen müssen.
Grimoa grinste nur hin und wieder und sagte sonst nichts weiter zu ihrem Geschwätz. Sie war nur froh, als sie am frühen Nachmittag, nachdem alle Gäste zu mittag bewirtet worden waren, dieser akustischen Folter entrinnen konnte.
Auf dem Weg zurück in die Kaiserstadt machte sie wie gewohnt bei den Pferden halt. Leise schlich sie in leicht geduckter Haltung um den Zaun herum, um nicht von der Orkfrau, die hier arbeitete, erwischt zu werden. Aus irgendwelchen Gründen schien sie es nicht zu mögen, wenn Fremde sich ohne ihre persönliche Erlaubnis den Pferden näherten. Vielleicht hatte sie Angst, dass man ihr das Frühstück stehlen könne. Jedenfalls behauptete der Volksmund, dass Orks Pferde fressen würden. Aber das musste ja nicht auf jedes Exemplar zutreffen. Ganz bestimmt nicht auf ihren Trainingspartner Gruz gro-Basch.
Während sie noch über die Essgewohnheiten anderer Kulturen sinnierte, war sie auf der anderen Seite der Stallungen angelangt. Dort war der Zaun nicht mit einem Gatter verschlossen, so dass die Pferde sich etwas mehr bewegen konnten. Was sie dennoch selten taten. Bis auf eines jedenfalls. Ein dunkelbraunes Pferd, Grimoa glaubte es sei eine Stute, aber da war sie nicht sicher, stand immer etwas abseits von den anderen. Ob die anderen sie nicht mochten, oder sie die anderen nicht, oder ob Pferde sich überhaupt gegenseitig mögen konnten, blieb Grimoa ebenfalls ein Rätsel. Was sie jedoch wusste, war dass "ihre" Stute Äpfel mochte. Am liebsten Rote.
Vorischtig streckte sie eine Hand aus und strich dem Pferd über die weiße Nase, die einzige Stelle am Körper des Tieres die nicht von einer kräftigen braunroten Färbung war. Die Farbe erinnerte Grimoa an die Menschen ihrer Heimat Hammerfell. Zwar konnten nur wenige eine so kräftige Hautfarbe ihr Eigen nennen - Grimoa gehörte nicht dazu - aber dennoch musste sie, wenn sie dieses Pferd ansah, an die Menschen im Hafen von Taneth denken. Ein wenig sentimental strich sie über die Pferdenase. Die Stute schien solche Gedanken nicht zu kennen. Oder vielleicht witterte sie auch nur den Apfel in Grimoas Tasche. Ungeduldig stieß das Tier ihr mit der Nase vor die Brust. Nicht unsanft, aber deutlich fordernd.
"Schon gut", flüsterte Grimoa lachend, "hier ist dein Leckerli" Damit zog sie einen glänzenden, roten Apfel aus der Tasche und hielt ihn vor das hungrige Pferdemaul. Die Stute verschlang den Apfel sogleich.
"Nicht so schlingen, genieß es! Den nächsten gibt es erst morgen", flüsterte Grimoa der Stute zu, wärend sie ein Auge auf die Stallungen warf. Noch schien die Orkfrau nichts bemerkt zu haben. Aber üblicherweise wurde sie schnell aufmerksam auf Leute, die sich zwischen den Pferden herumdrückten.
"So, ich muss jetzt weiter", Grimoa strich über den kräftigen Hals des Tieres und zerzauste die Mähne, "ich hab noch ein paar Pilze zuhause liegen, die muss ich loswerden, bevor sie mir alles verstinken..."
Die Stute schnaubte kurz, als hätte sie die Worte ihrer Gönnerin verstanden.
"Also dann, bis morgen."
Zurück in ihrem Zimmer im Elfengartenbezirk wecheslte Grimoa schnell ihre Kleidung, so dass sie nun einen einfachen, grauen Leinenrock und ein dunkelgrünes Hemd mit Kapuze trug. Den Beutel mit den Pilzen befreite sie aus der Kiste, in welcher er nun den Tag über die Luft verpestet hatte. Sie stopfte ihn stattdessen in eine kleinere Holzschatulle. Oder sie versuchte es wenigstens. Leider war der Sack ein wenig zu groß. Oder die Schatulle ein wenig zu klein.
Vorsichtig öffnete Grimoa den Leinenbeutel und schaute die hübsch leuchtenden, aber erbärmlich stinkenden Pilze an. "Mistdinger!", murmelte sie, "was mach ich denn jetzt mit euch? Ihr seid mindestens einer zu viel!"
Und dabei viel ihr eine einfache Lösung das Problems ein. Sie nahm ein mittelgroßes, schon leicht beschädigetes Exemplar aus dem Sack und legte es auf den Schreibtisch. Der schnell wieder verschnürte Sack passte nun hervorrangend in das Kistchen.
Grimoa drehte den leuchtenden Pilz in den Fingern. "Ob man dich essen kann?", überlegte sie halblaut. Aber sie kannte sich mit soetwas nicht aus, und üblicherweise war es nicht die beste Idee, alchemistische Zutaten zu probieren, um heruaszufinden, wofür sie gut waren. Oder eben schlecht. Meist wurde einam davon schlecht.
"Naja, ich kenne jemanden, der mir bestimmt sagen kann, wie du heißt", versprach Grimoa dem Pilz, woraufhin sie ihn in Jeffres Zimmer hinübertrug und auf seinen Schreibtisch legte. Zwischen all den Geräten und Zutaten fiel der Pilz überhaupt nicht mehr auf. Und so würde sie auch nicht vergessen, Jeffre heute abend danach zu fragen.
Vom Baumgartenviertel aus verließ Grimoa die Stadt Richtung geheimer Universität. Das Holzkästchen mit der wetvollen Fracht hielt sie dabei unter den Arm geklemmt und stütze es zusätzlich mit der anderen Hand. Nicht, dass es besonders schwer gewesen wäre, aber sie wusste, wie schnell ein Taschendiebstahl geschehen konnte. Besonders am hellen Tage.
Auf der Brücke zwischen Kaiserstadt und Universität blieb sie kurz stehen und blickte auf das Hafenviertel hinunter. Dort, wo sie einmal die Kaiserstadt betreten hatte.
Im Steinring der Universität brannten violette Feuer, die Farbe nur ein klein wenig heller als Grimoas Haare, welche sie jedoch inzwischen unter der Kapuze ihres Hemdes versteckt hatte. Direkt hinter den Toren stand ein Magier der Legion, welcher aber keine Notiz von der Diebin nahm. Grimoa ging ohne zu zögern auf die hölzerne Tür zu, vor welcher auf dem Boden ein aufwändiges Mosaik eingelassen war. Die beiden Gittertüren rechts und links des Turmes waren nur für Mitglieder der Magiergilde zugänglich. Dort einzubrechen, musste vorerst noch ein Traum bleiben.
In dem Raum, den sie nun betrat, hielten sich einige Magier auf, die scheinbar verschiedene Thesen diskutierten. Ihr Ansprechpartner, zu erkennen an einem roten Gürtel, war noch nicht zu sehen. Grimoa warf einen kurzen Blick auf den Tisch mit den alchemistischen Geräten, betrachtete dann die Seelensteine im Schaukasten und setzte sich schließlich auf eine Bank in der dunkeln Ecke neben der Teleporterplattform.
Sie musste einige Zeit warten, die sie nutzte, um die Menschen im Raum zu beobachten. Die meisten sahen beschäftigt aus, kamen und gingen rasch. Nur einer, ein Bretone scheinbar, war schon die ganze Zeit anwesend und schien ebenfals auf jemanden zu warten. Er nahm aber keine Notiz von der Person in der Ecke.
Schließlich betrat ein Khajiit in einer grünen Robe den Raum. Wäre die grasgrüne Robe nicht schon auffällig genug gewesen, so musste spätestens der rote Gürtel jedem auffallen. Es war schon eine merkwüdige Farbkombination. Grimoa wartete noch ein paar Augenblicke, in denen das Katzenwesen sich im Raum umsah, bevor sie sie Holzkiste unter der Bank hervorzog und auf ihn zuging.
"Ich nehme an, wir haben eine Verbaredung?", fragte sie leise.
Die Katze nickte nur kurze und bedeutete Grimoa, ihr zu folgen.
Sie wurde durch eine der üblicherweise verschlossenen Türen geführt, hinaus aus dem Turm, dann hinein in ein weiteres Gebäude und einen Gang entlang in ein kleines Zimmer, was offensichtlich die private Kammer des Magiers war. Außer einem Bett, einem Schrank, einem überfüllten Schreibtisch und einiger wackeliger Bücherregal gab der kleine Raum nicht viel Einrichtugn her.
"Hab ihr die Ware?", kam ihr Gegenüber gleich zur Sache.
Grimoa hielt die Kiste mit beiden Hlnden vor sich, so dass er sie sehen konnte.
"Habt ihr das Gold?", fragte sie zurück.
Er drehte sich kurz zu seinem Schreibtisch herum, zog eine Schublade auf und holte ein prallgefülltes Säckchen heraus, welches verlockend klimperte, als er es schüttelte. Er hielt es am ausgestreckten Arm in Grimoas Richtung und warf ihr einen auffordernden Blick zu.
Sie öffnete die Truhe und streckte sie ihm entgegen.
Der Khajiit griff sich den Pilzbeutel und ließ dafür den Münzbeutel in die Kiste fallen, welche Grimoa sofort wieder schloss.
Der Magier roch kurz an dem Säckchen, nickte dann zufrieden und schloss es in die Schublade ein, aus der er zuvor das Geld genommen hatte.
"Eine Freude, mit Euch Geschäfte zu machen. Erlaubt mir, Euch nach draußen zu geleiten"
Er brachte Grimoa wieder bis zum öffentlichen Raum der Universität. Froh, dieses seltsame Geschäft abgewickelt zu haben, wollte Grimoa schon eilig verschwinden, als ihr auffiel, dass der Bretone von vorhin scheinbar seinen Gesprächspartner gefunden hatte. Einen Altmer offensichtlich, und beide waren inschwarze Roben gehüllt. Ein seltsames Paar, wahrlich.
Sie schnappte einige Wortfetzen auf, es ging wohl um einen gemeinsamen Bekannten, einen Nord.
"Was wollt ihr vom irren Caesar?", fragte der Altmer gerade.
Ein Nord, der Caeser hieß? Seltsam. Grimoa hatte schon einige Nord getroffen, und auch einige Freunde genannt, aber so ein Name war ihr beim Volk aus dem Norden noch nicht untergekommen. Und irre sollte er also auch noch sein. Ein irrer Nord und zwei Magier in schwarzen Roben. Das versprach interessant zu werden.
In der Hoffnung, dass weiterhin niemand auf sie achtete, nahm sie wieder ihren Platz auf der schlecht beleuchteten Bank ein, verstaute ihr Kästchen darunter und spitzte die Ohren.
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