Zitat Zitat von Nathrael Beitrag anzeigen
daher nannte ich Bildung und Intelligenz auch separat voneinander. Das eine ist rein genetisch bedingt, das andere Sache der Leistung des Individuums.
Mit der Vererblichkeit von Intelligenz begibst du dich auf arg dünnes Eis. Intelligenz ist kein so einfacher Faktor wie etwa die Haarfarbe, die durch ein paar Gene für die Melanin-Produktion bestimmt wird. Alles, was bisher von einer direkten Vererblichkeit von Ibntelligenz spricht, geht bisher nicht über Theoriewert hinaus und wird allzu oft von den Autoren als Vehikel für ihren Rassismus oder sonstige Elite-Fantasien missbraucht.

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Ein leistungsfähigeres Gehirn lässt dich geistige Arbeit weit schneller lösen. Und, Überraschung: die wichtigsten Tätigkeiten fordern alle primär geistige Arbeit.
Atmung, Wärme, Trinken, Essen, Schlaf und Sex sind die klassischen körperlichen Grundbedürfnisse nach Maslow. Man braucht nicht wirklich Intelligenz dafür. Vielleicht am ehesten für Wärme, wenn man selbst für Kleidung und ggf. für Feuer sorgen muss. Ist heutzutage aber kaum ein Problem mehr.
Und wenn du das Schema nach Bedürfnissen und zur Deckung nötigen Fähigkeiten durchsuchst, wirst du erst auf Ebene der Sozialen Anerkennung gehäuft mit Intelligenz als Forderung fündig.

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"mein" System bestimmt einerseits den Wert (und somit den Rang in einer Gesellschaft) durch Intelligenz und Leistung (->Meritokratie) und fördert zudem die Bevölkerungsschichten, die am ehesten Kinder hervorbringen die in dieser Meritokratie die Chance haben, Kinder zu zeugen, und bietet denjenigen, bei deren Nachwuchs diese Chance gering ist, Anreiz darauf, es nicht zu tun (verbietet es aber nur Personen, bei denen klar ist, dass sie als Eltern [und wohlgemerkt nicht als Personen in einer Meritokratie] absolut versagen würden).
Du sagst "dein System" bestimme es, letztendlich bestimmt es aber jemand, der bereits oben steht und gut darauf bedacht ist, auch oben zu bleiben. Und am besten sein persönliches Umfeld inklusive Nachwuchs mit sich. Bei Meritokratien bleibt immer die Frage, wer dann die Belohnung verteilen darf. Dieses Problem zieht sich auch bei dir sehr konsequent durch.
Doch wohlgemerkt, wir haben ja keine echte Meritokratie hier. Was du hier belohnst, ist ja erst mal nur die Einschätzung von Potential, nicht dessen Umsetzung.

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Sollten meine Formulierungen auf ein Kastensystem schließen lassen, entschuldige ich mich hierfür aufrichtig, da dies eigentlich beinahe das genaue Gegenteil von dem ist, das ich mir vorstelle. Ich möchte ein System beschreiben, in dem jeder, der Leistungen bringt oder Potential zeigt, gefördert wird, egal welchen Standes, aber gleichzeitig auch niemanden etwas in den Schoss fällt durch Erbe etc..
Selbst wenn du das nicht willst, genau auf so was wird es hinauslaufen. Vielleicht nicht explizit auf Kasten, aber Stände, Klassen oder Schichten sind von der Sache her das gleiche, nur dass ihr Bestehen auf eine andere Art legitimiert wird.
Und wenn jeder die Möglichkeit haben soll, entsprechend seiner Leistungen und seines Potentials gefördert zu werden, wieso willst du dann doch noch eine Vorauswahl davorschalten, durch die dann doch welche ausgeschlossen werden, weil sie eben gar nicht erst geboren werden. Was effektiv nicht viel anders ist, als einen Schwangerschaftsabbruch für deine Unterschicht zwingend zu machen. Nicht, dass du deine Methoden für irgendwie humaner hältst.


Zitat Zitat von Nathrael Beitrag anzeigen
Jemandem, der in der unteren Klasse gelandet wäre, wäre der Aufstieg nicht verwehrt - er würde nur weniger gefördert werden, solange er nicht herausragenden Erfolg bei seiner Fortbildung (die auch nach Schulabschluss verfügbar sein _sollte_) zeigen.
Polemisch gesagt, wie soll ich aufsteigen, wenn ich von oben mit Füßen getreten werde? Wenn du jemandem eine Förderung verweigerst oder ihn unterforderst, wird er sein Potential nicht ausschöpfen. Wenn du einem potentiellen Wunderkind eine Bildung zukommen lässt, wie sie etwa in Zentralafrika leider an der Tagesordnung ist, wird er seine Möglichkeiten niemals realisieren können. Niemals. Und wenn du ihn nach ein paar Jahren dann auf eine richtige Schule schickst, wird er diese Zeit verloren haben, in der er am aufnahmefähigsten gewesen wäre und stattdessen Schwierigkeiten haben, nicht irgendwo im Mittelmaß stecken zu bleiben.
Förderung kann nicht wirklich funktionieren, wenn sie eher auf den Auschluss der nicht geeigneten fokussiert ist.
Gegen eine zusätzliche Förderung ist nichts zu sagen, der eine hat halt größere musische Fähigkeiten, der andere ein schnelles Urteilsvermögen. Soll der erste halt zusätzlich in Lyrik Unterricht bekommen und der zweite in den Naturwissenschaften. Trotzdem sollte dem zweiten dieLyrik nicht verwehrt sein, wenn er an dem Feld interessiert ist.

@weuze
So frei ist der Zugang zur Bildung hierzulande nicht einmal, zumindest was die höhere Bildung angeht. Es gibt unzählige Studien, die auf eine starke Korrelation des Wohlstands und des Abschlusses der Eltern mit dem Abschluss der Kinder zeigen. Das ist teilweise verständlich, weil gebildete Eltern ihrem Kind ggf. Nachhilfe geben und wohlhabende jemanden dafür bezahlen können. Ähnliches gilt für das Zukommenlassen von geeigneten Lernmaterialien oder kulturellen Angeboten.
Aus den Studien geht aber auch hervor, dass zwischen Kindern mit gleichen Leistungen tendenziell Kinder wohlhabender oder gebildeter Eltern bevorzugt werden, wenn es um die Entscheidung zwischen Gymnasium, Real- oder Hauptschule (die Pariah des deutschen Schulsystems) geht. Um wirklich frei zu sein, müsste diese Diskriminierung beim Zugang beseitigt werden. Außerdem sollten Schulbücher endlich kostenlos werden. Und bei der Gelegenheit sollte es mehr Möglichkeiten für Lehrende und Eltern geben, über das Lehrmaterial mitzubestimmen. Das momentane System ist hochgradig korrupt, immerhin bekommt ein Verlag ein zeitweises Monopol für die Bücher eines Fachs innerhalb des Bereichs des jeweiligen Schulamtes.