Wirklich berührt hat es mich leider nicht. Aber es liest sich sehr schön und flüssig, und darum scheint es dir ja hauptsächlich zu gehen. Nur ein paar Punkte wären dahingehend zu bemängeln.
Hier haben wir fast einen Reim, da sich dort sonst nichts reimt, stört das irgendwie.Zitat
Wirt einfach nur noch aufgesetzt! Die letzten zwei Zeilen ergeben irgendwie keinen Sinn und sind hart an der Grenze zum Grammatikfehler. Das würde ich einfach komplett weglassen oder durch eine ganz andere Formulierung ersetzen.Zitat
Zum Inhalt lässt sich insgesamt sagen: In deinen Worten liegt eine gewisse Ausdrucksstärke, dabei wirst du aber nicht wirklich zu schwülstig oder pseudo-experimentierfreudig, wie man das sonst so oft bei metaphernverliebten Freireimern beobachten kann (ich selbst bilde da keine Ausnahme, denke ich).
Nun ja, sicher kein Meisterwerk, aber ein akzeptabler zweiter Schritt. Schreib doch mal zur Übung etwas ganz Konventionelles, mit ABAB Reim, Jambus, Trochäus, oder auch Daktylus, etwas, was auch meinen goetheverliebten Deutschlehrer glücklich machen würde. Bevor man Regeln gekonnt bricht, sollte man sie nämlich erstmal kennen und beherrschen.
Und noch ein kleiner Hinweis für unterwegs: "Gedicht" meint "verdichtete Sprache". Metaphernreiche Zeilen sind schön, aber nur, wenn sie wirklich essentielle Aussagen treffen. Richtig geniale Dichter fassen sich kurz. Einige kürzen dreiseitige Texte auf zehn Zeilen herunter, und die sind dann wirklich mit jedem einzelnen Wort so unglaublich ausdrucksstrak, dass man regelrecht eine Gänsehaut davon bekommt. Metaphern, die schön klingen und ein flüssiges Klangbild ergeben, aneinanderreihen, kann jeder. Die Kunst des Dichtens liegt darin, die Worte um eine Aussage so zu verdichten, dass es den Leser packt. Das ist auch, weshalb man sich oft von konventionellen Reimschemata abwendet: Man will sich nicht in Formen zwängen müssen, und unter Umständen überflüssige oder deplatzierte Worte des Rythmus' wegen mitnehmen müssen. Also, wenn du schon nicht in rythmischen Formen schreibst, dann wirf allen überflüssigen Ballast über Bord. Und wenn du selbst findest, dass deine Bilder auf wackligen Beinen stehen: Weg damit oder ersetzen! Ein gutes Gedicht braucht Zeit, oft überlegt man Tage lang nach einem einzigen Wort.
Es geht nicht um innovative Struktur und Metaphern. Es geht um verdichtete Sprache.
ich rate jetzt einfach mal ganz klischeehaft, Paul Celan zu lesen, ich denke, dann wirst du verstehen was ich meine.