Einige von euch werden wohl wissen, dass ich in den letzten Jahren eine gewisse Abneigung gegen Nomura Tetsuya entwickelt habe. Und wie ich mir so die ersten Bilder zu den FFXIII-Figuren anschaue, bin ich doch ziemlich enttäuscht davon, weil es wieder sein typischer, auf den ersten Blick zu erkennender Stil ist. Fast austauschbar mit denen aus FFVIII, X, The Bouncer & Co.
Da musste ich mich doch an alte Zeiten zurückerinnern. Mag sein, dass es nur daran liegt, dass ich in einer Zeit des Umbruchs (mit FFVII) zur Serie hinzugestoßen bin, aber wenn man mal das Figurendesign dieser alten Teile miteinander vergleicht, fällt einem eine ungeheure Abwechslung auf. Mir geht es dabei gar nicht so sehr um den Stil bestimmter Designer, sondern eher um die Vorgaben, wobei mir nicht bekannt ist, inwiefern die Künstler darauf Einfluss haben. Ich denke schon, dass sie "von Oben" gesagt bekommen, sie sollen realistische Charaktere entwerfen oder so.
In FFVI war es ähnlich wie in den Spielen davor, aber durch detailliertere Sprites und Charakterporträts gewannen die Figuren zunehmend an Profil. Sie sollten prinzipiell eher realistisch wirken, wie sich an diesen Menübildern ablesen lässt, aber nicht ohne Amano Yoshitakas phantastische und verspielte Einflüsse. Auch hatte es einen ganz speziellen Charme, wie man um die Einschränkungen der damaligen Technik herum entwickelt hat.
In FFVII richtete man sich erstmals nach typisch japanischer Optik: Manga-Mädels und Anime-Jungs sozusagen. Gerade dieser Teil wurde der erfolgreichste der Serie. Das hat sicher nicht in erster Linie am Charakterdesign gelegen, aber doch den Geschmack vieler Spieler beeinflusst. Ich persönlich mag optisch Anime-artige Charaktere in RPGs eigentlich furchtbar gerne, wenn sie gut gemacht sind (nicht zu bunt, nicht zu kitschig ...). FFVII traf aber auch einfach den Nerv der Zeit.
Dann, wohl auch um im Westen leichter angenommen zu werden, wählte man ein realistisches Aussehen für die Party von FFVIII, das sich doch stark von den bisherigen Teilen unterschied. Damals war es neu, auch weil zum ersten Mal die technischen Möglichkeiten für sowas zur Verfügung standen und man zuvor mit FFVII einige Erfahrung gesammelt hatte. Gefiel mir damals, weil es irgendwie neu war und ernster herüberkam. Man konnte die berühmte Ball/Tanzszene zwischen Squall und Rinoa seinen Bekannten zeigen, ohne dass diese über "kindische" Grafik in einem Videospiel gelacht hätten. Vielmehr wird ihnen der Atem bei dem Anblick anno 1999 gestockt haben -_^
Aber insbesondere im Nachhinein sagten mir die Charaktere von FFVII doch eher zu und tief im Herzen war ich etwas enttäuscht von dem Wandel, hehe.
Dann kam FFIX. Und das warf wirklich komplett alle Entwicklungen bis dahin über den Haufen. Und ich sah mir die ersten Bilder in Magazinen darüber an, dachte eine Weile intensiv nach und beschloss dann, begeistert zu sein *g*
Seitens Square hieß es ja, man habe dieses Charakterdesign gewählt, um auf frühere Spiele der Serie anzuspielen. Aber wenn wir mal ehrlich sind: Soo phantastisch und mit unrealistischen Proportionen, das hatten wir in Final Fantasy eigentlich noch nie zuvor ("Wasserköpfe"). Selbst im ersten Teil kann man anhand der späteren Joberweiterungen (Black Mage zu Black Wizard usw.) erkennen, dass die niedlichen Sprites wirklich nur eine Folge der Hardwareeinschränkungen war.
Ich mochte FFIX aber vor allem deshalb so gerne, weil es die Wandlungsfähigkeit der Serie unter Beweis stellte. Gerade noch mit Protagonisten unterwegs gewesen, die man glatt schonmal auf der Straße gesehen haben könnte, schon wurde man im neunten Teil in ein fernes Märchenland entführt. Nicht nur von anderen Final Fantasys unterschieden sich die FFIX-Charas, sondern auch noch untereinander! Vivi, Steiner oder die Rattendame Freya ... da glich keiner mehr dem anderen, so abwechslungsreich war das.
FFX enttäuschte mich da schon ein wenig, dass es nach nur einem so ausgefallenen Teil wieder zu den realistischen Figuren zurückkehrte. Mehr denn je. Aber ich kann es durchaus nachvollziehen, immerhin waren die Entwickler wohl echt scharf darauf zu zeigen, was sie mit der neuen Konsolengeneration alles anstellen können. Das haben sie auch getan, und ich muss zugeben, dass mir das Wasser förmlich im Munde zusammenlief, als ich die ersten Bilder sah: "DAS soll die Spielgrafik sein? Wow, sieht fast eher aus wie eine FMV-Sequenz!"
Womit ich nun ein Problem habe, ist folgendes. Seit der wunderbar wechselhaften Zeit von FFVI bis FFIX hatten wir praktisch keine überraschende Abwechslung mehr. Als nächstes erscheint schon das dreizehnte Final Fantasy. Aber in FFXI blieb alles relativ realistisch trotz der fantasybetonten Figuren. Liegt denke ich auch daran, dass diese zum Teil von Nomura gestaltet wurden (Humes und Elves afair). In FFXII hat mir das Charakterdesign eigentlich gefallen, weil man Yoshidas Stil herauserkennt und es mal etwas anderes war als die bekannten Nomura-Charaktere. Ich mag insbesondere die Gesichter von Yoshida Akihikos Figuren, diese Augen strahlen so viel mehr aus ^^ Letztenendes aber hat auch er gezeigt, dass er schon ausgefallenere Dinge zustande gebracht hat (FFT, Vagrant Story) und es in XII eher irgendwie "normal" aussah.
Jetzt kommt XIII, wieder mit Nomura, sein Stil unverändert. Egal wie jetzt die Klamotten usw. aussehen mögen und unabhängig davon, wie extrem er diesmal seinen Gürtel- und Reißverschluss-Fetisch ausleben wird (wenn ich mir Lightning so anschaue anscheinend schon recht derbe *g*), mich langweilt das einfach ungemein. Seit vier Teilen haben wir eine immer wieder ähnliche Optik und ein Ende ist nicht abzusehen.
Wo ist der Mut zu den Extremen, den sie damals hatten? Auch der Mut zum völlig übertriebenen Kram. Clouds Brötchenmesser oder Barrets MG-Arm haben auch nicht unbedingt zu einer bestimmten "Glaubwürdigkeit" beigetragen, abgekauft haben wir es ihnen trotzdem. Inzwischen hat es einen Wandel gegeben. Nicht mehr die Designs der Figuren sind ausgefallen, sondern stattdessen ihre Bewegungen und ihr Auftreten. Jedenfalls gewinne ich diesen Eindruck, wenn ich mir Lightnings total überzogene Herumhopserei im Kampf oder auch nur den (imho nicht sonderlich gelungenen) Film Advent Children anschaue.
Da vermisse ich wirklich die alten Zeiten. Das Charakterdesign von Final Fantasy ist imho in einem absoluten Kreativitätstief. Die Macher werden dem Vorsatz hier nicht länger gerecht, dass sich die Serie mit jedem Teil selbst völlig neu erfinden soll.
Vielleicht werdet ihr folgenden Vorschlag nur müde belächeln, aber wenn ich mir die zuckersüßen Anime-Charaktere aus Eternal Sonata anschaue, denke ich oft, dass das genau das ist, was FF nach so langer Zeit mal wieder nötig hätte (wie heißt eigentlich diese/r Charakterdesigner?). Es würde sich anders anfühlen, und doch ein Final Fantasy unter einer neuen Fassade sein mit Figuren, die man wirklich schon auf den ersten Blick lieb gewinnen kann.
Aber so weit müsste es nicht unbedingt gehen. Nur viel mehr Abwechslung verlange ich, das ist alles. Die Technik ist nun nach so vielen Jahren endlich da, um Amano Yoshitakas Visionen von einst endlich angemessen auf den Bildschirm zu bannen. Warum lässt Square Enix diese Chance so einfach verstreichen und macht lieber zwei Nomura-verseuchte FFXIII-Spiele? Jetzt ist DIE Gelegenheit, Amanos kunstvolle Artworks so umzusetzen, wie sie auch auf dem Papier aussehen. Mit all den vielen Details. Mit ihren bleichen Gesichtern und dem Eindruck einer tatsächlich anderen Welt. Das wäre wirklich einer meiner Wünsche.
Mehr abstrakte Figuren. Dazu können auch bestimmte Techniken helfen. Warum hat Square Enix in der Serie noch gar keinen Gebrauch von Cel-Shading gemacht? Wenn sie das verwenden würden, fände ich vielleicht sogar Nomuras Charaktere wieder interessant. Aber an sich passt Cel-Shading besser zur Anime-Optik. Man könnte mit der aktuellen Konsolengeneration einen spielgewordenen Anime erstellen. Nur hat sich dort bis jetzt leider niemand herangetraut.
Oder wie wäre es gleich mit Charakteren, die schwarz/weiß sind aus storytechnischen Gründen und dann erst im Laufe des Spiels etwas Farbe bekommen ^^ ? Ach, es gibt dermaßen viele kreative Möglichkeiten, womit das Unternehmen alle möglichen Preise der Branche abräumen und trotzdem noch die Fans zufriedenstellen könnte.
Stattdessen nur der grausame Alltagstrott. "Der hat einmal gut funktioniert, also ändern wir nie wieder etwas daran!", scheinen sie sich zu denken. Als hätte die Serie darauf hingearbeitet und wäre nun an einem bestimmten Ziel angekommen. Ein Ziel, an dem alles, was sich an den Charakteren designtechnisch noch ändert, die Anzahl der Reißverschlüsse und Gürtel ist >_< Dabei weiß jeder langjährige Fan, dass FF nicht auf diesen Prinzipien gegründet worden ist. Stattdessen auf Ideen, die sich unter anderem in den Artworks der ersten beiden Teile der Serie bestaunen lassen. Ideen, die unsere Phantasie beflügeln können.
Diese Phantasie ist bei den Charakteren jedenfalls absolut verlorengegangen. In mancher Hinsicht könnten sie die Serie also passenderweise ebensogut in Final Realism umbenennen, so traurig das auch klingen mag.