Celan versteht sich hier aber darauf, jedem Vers ein eigenes, ganz persönliches Bild zu verpassen. Der anscheinliche Bruch in der Satzstruktur ist mit verfrorerem Kalkül gesetzt und lässt, wie du schon sagst, Spielraum zur Interpretation.
Hier ist es auch Poesie, die Zusammensetzung des Gesamtbildes in der Strophe aus den Einzelbildern der Verse. Nun schau aber mal 4 Zeilen deines Textes an:
Erstes Bild wird angerissen, BruchZitat
Bild wird zuendegeführt, ein Satzpartikel, Bruch
Bild wird fortgeführt, Bruch
Bild wird fortgeführt, Bruch
Bild wird vollendet, Bruch...
Das Problem ist, dass du von Vornherein in Sätzen sprichst, was dir die Bildhaftigkeit vollkommen versagt. Im Übrigen hackst du das ganze doch auch selber in so ziemlich zufällige Abschnitte... beispielsweise versteh ich nicht, wo du einen künstlerischen Ansatz dafür finden könntest, dass bei
"an" und "der" am Ende von unvollendeten Satzausschnitten stehen müssen. Für meine Begriffe entbehrt das nur der Lesbarkeit (ist nicht so böse gemeint, wie es klingt =3 ).Zitat
Bei Celan ist dieser Ansatz von vornherein klar und ich käme als Laie nicht einmal auf die Idee, zu fragen, warum er so schreibt, wie er schreibt. Aber warum machst du denn solche abrupten Zeilensprünge?
Und was mehr hält: Warum keine durch und durch stilistische Sprache, wenn schon nichts anderes als Gedicht ausweist? Denn du hast recht: Bei Celan hab ich Deutungsraum von hier bis nach Mexiko - bei deinem Gedicht hingegen wird mir das Thema schon auf die Nase gebunden (mal abgesehen davon, dass es rein vom Inhalt her nichts Poetisches hergibt).
PS: Ich weiß, das ist eine sehr subjektiv geprägte Frage und vermutlich auch dem Umstand unterlegen, dass der Typ einem ständig bei diesem grausamen "Dead Poets Society"-Zeug vor die Füße läuft, aber:
Warum zählt man Whitman eigentlich noch zu guten und lesenswerten Dichtern?