Zuerst einmal vielen Dank für deine ausführliche Kritik. Ich werde mir einiges zu Herzen nehmen, weil du mit vielem, was du da schilderst, vollkommen recht hast. Aber einige deiner Eindrücke hast du falsch verstanden bzw. du hast dich von der Oberflächligkeit mancher Ausschnitte betören lassen und hast nicht hinter ihre Fassade geblickt. Aber verstehe mich bitte nicht falsch; das ist keinesfalls auf Unfähigkeit deinerseits zurückzuführen, sondern umgekehrt! Es zeigt lediglich auf, dass ich einige Fehler gemacht habe, die dich in eine von mir unbeabsichtigte Richtung denken ließen.
Vorweg: das von mir im Gedicht geschilderte beruht auf keinen Fall auf persönlichen Erfahrungen. Mir hat eine Frau solcherlei Dinge nicht angetan! Ich wollte mit dem Gedicht ein Klischee bearbeiten, das in dieser Gesellschaft bei vielen Männer - teilweise auch berechtigt - vorherrscht. Ich wollte versuchen Klischees etwas Wahrheit einzuhauchen, indem ich hinter ihre Oberfläche eine Bedeutung einflechte. Hat wohl nicht so gut geklappt. Aber im folgenden möchte ich diesen Fehler beheben, indem ich dir (und hoffentlich auch anderen) einige Denkanstöße gebe, die dich in der von mir gewollten Sphäre denken lassen.
Zur Form:
Ein Gedicht muss nach der Definition, die ich gelernt habe, folgendes erfüllen:
1.) Verse (sind gegeben!)
2.) es darf nichts szenisch ablaufen, also kein Rollenspiel wie in einem Drama (ist gegeben!)
Diese beiden Kategorien müssen gegeben sein. Sind sie auch. Demnach ist mein Text ein Gedicht. Nur so zum Klarwerden.
Weitere Kategorien wie Liedhaftigkeit, Kürze, Abweichung von der Alltagssprache, Selbstreflexivität, strukturell einfache Redesituation, Direktheit, etc. können gegeben sein, sind es teilweise auch, müssen letztlich aber nicht bestehen! Ich denke aber, dass dies weitesgehend nachvollziehen kannst.
Freie Verse:
Freie Verse sind bekanntlich von einer metrischen Struktur gelöst. Dafür sind sie auf anderer Ebene überstrukturiert. Beispielsweise bei der Satzkonstruktion oder Bildhaftigkeit. Leider muss ich zugeben, dass ich hierbei nicht sonderlich professionel vorgegangen bin und mir mehr Freiheiten erlaubt habe als es strukturell vielleicht erlaubt ist. Aber ich lege sehr großen Wert auf Freiheit. Ich mag es nicht durch Oberflächligkeiten eingeengt zu werden. Metrik und Reime haben zwar einen hohen ästhetischen Wert, keine Frage, aber sie schrenken jemanden wie mich zu stark in seiner Entfaltung ein. Ich könnte dort (zumindest derzeit) keine Leidenschaft einfließen lassen, weshalb ich mir die Freiheit erlaube, meinen eigenen Weg zu gehen.
Orientiert habe ich mich größtenteils bei Charles Bukowski, aber auch an einigen Sachen von Klopstock. Falls du Bukowski kennst, dann weißt du, wovon ich rede. Hier mal ein imo sehr gutes Werk von ihm: da!Zitat
Weiter im Text:
Hier machst du direkt einen Fehler:Zitat
Ersteres stimmt vollkommen, zweiteres aber nicht. Nur weil man vor der Einsamkeit auf der Flucht ist, heißt es nicht gleich, dass man nach Liebe strebt. Zweisamkeit fernab jeglicher Liebe ist für manche Menschen immer noch besser als kalte Einsamkeit alleine, insbesondere bei Frauen. Und hier spreche mal nicht von Klischees, sondern von allgemeinen Erfahrungen vieler Frauen, mit denen ich gesprochen habe. Natürlich haben sie mir dies nicht so geschildert, wie ich es in meinem Gedicht wiedergegeben habe. Aber das wird später anhand einiger Gedichtabschnitte erklärt. =)Zitat
Kommen wir nun zum eigentlichen:
Ich hoffe dir ist klar, aus wessen Kehle der "Aufschrei nach Liebe" ertönt. =)
Er tut dies, weil er sich nicht ausnutzen lassen möchte. Er ist so hart, weil er nicht noch mehr verletzt werden möchte von der Frau, die ihn so hart verletzt hat. Alles hat seine Grenzen, ALLES; sie hat ihre überschritten, bereut es (bist du dir sicher, dass sie es auch wirklich bereut? Davon ist nämlich nicht ausdrücklich die Rede (es wird von dir impliziert), denn ihre Sicht wird vollkommen ausgeklammert! Aber sie ist auch nur zweitrangig in diesem Gedicht. Du schiebst ihr imo etwas zu viel Bedeutung zu, dem lyrischen Ich etwas zu wenig. Vielleicht liegt es an deiner Antipathie ihm gegenüber. Die wollte ich nicht bezwecken. -.-)Zitat
Antwort:Zitat
1. Nicht mir, dem lyrischen Ich!Zitat
2. Sie springt von einem Mann zum anderen mit der Hoffnung, dass er der näcshte ist. Ist er aber nicht und sie will zum letzten zurück. Dort bleibt sie solange, bis sie wieder denkt, dass sie einen besseren gefunden hat. Also liebt sie ihn anscheinend nicht wirklich. Warum verschwendet sie also seine Zeit oder anders ausgedrückt: Warum soll er seine Zeit weiterhin mit ihr verschwenden, wenn dies seine Gedanken sind? Es ist einerseits eine Antwort auf deine Frage, andererseits ist es selber eine berechtigte Frage. Die Antwort muss aus dem Gedicht erschlossen werden. Siehe hier:
Deswegen will er seine Zeit nicht mit ihr verschwenden. Das erklärt auch folgendes:Zitat
Zitat
3. Pauschalisierungen sind fehl am Platze, das habe ich begriffen und werde es mir auf jeden Fall zu Herzen nehmen, aber sie bezwecken in diesem Abschnitt etwas, nämlich, dass die Bedeutung der Frau vor seinen Füßen auf eine Allgemeinheit übertragen wird. Dadurch wird ihr als Individuum weniger Bedeutung zugesprochen. Mir fiel in diesem Fall keine andere Möglichkeit als diese ein, um von ihr abzulenken, sie aber nicht komplett vergessen zu lassen. Sie sollte durch die Verallgemeinerung an den Rand der Aufmerksamkeit gedrängt werden. Ist mir anscheinend nicht gelungen! Die Verallgemeinerung lag zu sehr im Mittelpunkt. Wird in den nächsten Gedichten nicht mehr getan!
Zum Stil:
Er zeigt die Einstellung des lyrischen Ichs zur besagten Person. Er gibt die Grundstimmung des Gedichtes wieder. Er deutet darauf hin, wie es enden wird. Er hat viele Funktionen, die er in meinen Augen auch erfüllt. Ich meine, bemerkst du jede einzelne Wolke, die am Himmel täglich an dir vorübergleiten?Zitat
Das mit dem Bettler sollte zeigen, was das für eine Art von Leidenschaft ist, nämlich die eines Bettlers. Es ist eine heuchlerische Leidenschaft. Ein Bettler bettelt um Geld für Brot und kauft sich ein Bier. Wobei das wieder ein Klischee ist. Ja, das Bild hinkt.Zitat
Die Abfälligkeit sollte lediglich auf die Dame vor seinen Füßen zielen, an die Trauernden habe ich nicht gedacht. Sie wollte ich nicht abwerten. Das war vielmehr als Vergleich gedacht, der die Intensität aufzeigt, in der sie auftrat. Mehr auch nicht. Ein anderer Vergleich ist mir nicht in den Sinn gekommen, deshalb habe ich auf diesen zurückgegriffen. Werde mir das nochmal überlegen. Danke für den Hinweis.Zitat
Das muss ich auf jeden Fall ändern. Die Pauschalisierung ist hier absolut fehl am Platze. Ich find sie ehrlich gesagt total lächerlich!Zitat
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Hast du direkt im Anschluss sogar zitiert -->Zitat
Das müsste aber imo auf der Hand liegen, oder nicht?Zitat
Ja, sie ist ein fühlendes Subjekt, aber auf die Kosten des lyrischen Ichs. Was bringen Gefühle, wenn sie anderem schaden? Das, was das lyrische Ich die gesamte Zeit schildert!Zitat
Das Bild war wie folgt gedacht: Das Wasser ist die Liebe der Frau vor seinen Füßen. Diese Liebe ist er nicht fähig zu fühlen, weil sein Bild von ihr nunmehr von seinen Schilderungen dominiert ist. Er hat eingesehen, dass aus ihnen in Sachen Liebe nichts mehr werden kann, weil die Frau ihn (seiner Ansicht nach) doch nur ausnutzen möchte. Mit dieser Haltung hat es keinen Sinn auf erfüllte Liebe zu hoffen.Zitat
Ein kleiner Schnörkel. Betonung sollte auf fleht liegen, es noch mehr hervorheben. Deiner Aussage nach zu urteilen wird das aber nicht so gedeutet. Na ja...Zitat
Jap. Aber das Bild ist klasse. 8)Zitat
Es ist spät, ich bin müde. Verzeih mir meine Strukturveränderungen gegenüber deiner Vorgehensweise. Ich musste sie meiner anpassen. Hoffe, ich konnte deine Fragen einigermaßen verständlich beantworten. Bis dann.![]()






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