Ist Einsamkeit nicht das Gegenteil von Liebe, also die Flucht davor das Streben danach?

Du sagst es ja auch selbst:
Zitat Zitat
[...]Ihrer
verzweifelten Suche nach Liebe
entgegne ich nun tiefen Hass
...während du die ganze Zeit ziemlich schwarz/weiß malst.


Aber fangen wir mal mit der Form an:
Rein formal ist das für mich weniger ein Gedicht, als ein in Verse gestückeltes Memorandum. Warum reflektierst du nicht offen, warum bietest du deinem Leser nicht die entsprechende und meiner Meinung nach auch nötige Schlussfolgerung?
Du hast zwei entscheidende Dinge falsch gemacht: Du hast das formlose Gedicht gewählt, deine Gedanken aber einzeln nach zufälligem Prinzip gekappt und durch die ganzen Enjambements verwehrst du deinem Leser zu allererst, den Text wie ein Gedicht zu lesen, eine Sprechmelodie zu entwickeln.
Du hast die Form des Gedichts für einen Text gewählt, der deinem Gedankenfluss entspricht und verwehrst dir und deinem Leser damit sowohl eine ordentliche Conclusio, als auch die entscheidende Verpackung.

Es reicht nunmal nicht, Gedicht drüber zu schreiben und hier und da ein paar Stilmittel einzubauen. Es hat einen Grund, warum man Gedichte und poetische Prosa trennt - dir wäre hier zweiteres entschieden besser gekommen, das beweisen nicht nur deine unregelmäßigen Sinnabschnitte.


Und wieder zum Inhalt:

Ich habe denke ich ein lebhaftes Bild von dem, was dich dazu veranlasst hat, das zu schreiben, aber denkst du nicht, dass es besser gewesen wäre, eine reife Reflexion anzustellen, anstatt eines Hasstextes? Meine Sympathie als dein potenziell geneigter Leser liegt eindeutig bei der Frau in der Geschichte; während du dir den Hass und die Opferrolle zu eigen machst, charakterisierst du ihre menschlichen Züge ziemlich grobschlächtig. Zumindest für mich wird es dadurch leichter, mich um ihre Verfassung im Geschehen zu kümmern; denn du musst bedenken: wir leben in einer aufgeklärten Welt und in einem Land, dass schon das ein oder andere propagandistische System hinter sich hat - dein Leser wird es merken, wenn du die Dinge so banalisiert auslegst.

Auch werfen Aussagen wie gerade die letzte:
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Ich bin aber keine Zufluchtsstätte
für Verlorene, sondern ein Mann, der
nach Liebe
______________fleht.
oder
Zitat Zitat
entschuldigen sich mit Tränen in den
Augen.
- oder eben die Sache mit dem Hass - eine gewisse Antipatie gegenüber deinem erzählenden Ich auf. Es wehrt sich dagegen, Zuflucht zu sein, bleibt kalt im Angesicht von Leid, hasst, pauschalisiert... und noch einmal die Frage: was unterscheidet dich als Mann von jener Frau, die wie du nach Liebe sucht? Die Tatsache, dass sie dir dabei weh tut, bereuht, und dann doch das Lager wechselt? Die Tatsache, dass du deine Triebe auf ein und die selbe Partnerschaft richtest und nicht wie sie aus dem Schema ausbrichst, wenn es dir nicht das erfüllt, was es sollte? Die Tatsache, dass du ein Mann bist und sie eine Frau?

Ohne dir irgendeine Unterstellung machen zu wollen, allein anhand des Textes, tendiere ich als dein Leser dazu, dass deine Meinung nach Letzterem strebt, zumindest aber, dass Vorletzteres der Fall ist, und die Vorstellungen einfach nicht kompatibel sind. Und gleichzeitig fällt da dann der Gedanke auf, dass es deine - du, als erzählendes Ich - Schuld ist, weil sie die Beziehung nicht so erfüllt hat, als dass es ihr Bedürfnis nach Liebe hätte stillen können.

Ich weiß nicht, ob ich das alles richtig ausdrücke, aber dadurch, dass du in dem Text soviele Pauschalisierungen anstellst und dazu dein Stil noch ziemlich lapidar über dieses und jenes erzählt, kommt keine wirkliche Reflexion zustande, vorallem aber lässt du deinen Leser aber im Dunkeln stehen, was deine Beweggründe betrifft, so zu denken, wie du es hier tust.
Wie falsch sind denn die Tränen, die sie vergießt? Was ist der Fehler, der ihre Suche nach Liebe von der deinen unterscheidet?
Du wirfst bei deinem Leser tausend und eine Frage auf, stellst aber keine gewollt und wer nach Antworten sucht, findet den oben geschilderten Eindruck - zumindest geht es mir so.


Der Stil:

Zitat Zitat
Ihre Worte glitten an mir vorüber
wie schneeweiße Wolken am Himmel.
Das ist ein reicht eingängiges Bild, das du da erzeugst - was bezweckst du damit?

Zitat Zitat
[...]mit ihrer
vollkommenen Leidenschaft und flehte
mich an als wäre sie ein Bettler
Das ist ziemlich paradox, ich denke aber mal, auf eine eher ungewollte Weise. Vollkommene Leidenschaft und Flehen? Sie gibt dir alles, was ihr Geist und ihr Körper zu bieten hat und fleht doch wie ein Bettler? Das Bild hinkt.

Zitat Zitat
[...]Tränen liefen
ihr in zwei voneinander getrennten
Rinnsalen über die Wangen. Ihre
Nüstern vibrierten im Takt ihrer
Schluchzer und ihr Antlitz war
umgarnt von einer Traurigkeit wie
sie allenfalls Angehörigen von
Todesopfern des Krieges anhaftet.
Das ist eine ziemlich entrückte Darstellung, vorallem, weil der Ton in ihr sehr abfällig ist. "umgarnt von einer Traurigkeit..." ist sprachlich alles andere als schlecht, aber zeichnest du hier ein ziemlich befremdendes Bild, in dem du praktisch mit dem Finger hinzeigst und schließt dann mit aller Abfälligkeit Trauernde aus dem Krieg mit ein. Entscheidend ist auch allein die Attributierung, die normalerweise verraten müsste, dass die Angehörigen von Todesopfern des Krieges anders trauern, als normale Trauernde - die Frage dabei ist, wieso dieser Unterschied hier von Bedeutung ist.

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Ich war so dumm und glaubte dem
Inhalt ihrer Worte, ignorierte ihr
Gebaren in Anwesenheit anderer
Individuen und rechtfertigte ihre
Handlungen mit dem Alkoholgehalt
ihres Blutes.
Was genau sagt dieser Abschnitt aus?

Zitat Zitat
Nie wieder falle ich auf die Heuchelei
dieser Persönlichkeiten herein. Ihrer
verzweifelten Suche nach Liebe
entgegne ich nun tiefen Hass
gegenüber ihrem Verhältnis.
Und schon pauschalisierst du vollkommen. Warum springst du auf einmal in ein generalistisches Bild? Wer genau sind diese "Persönlichkeiten"?
Und welchem Verhältnis genau entgegnest du Hass?

Zitat Zitat
[...]Sie
springen von einem Mann zum
anderen, [...]
Und dann wollen sie wieder zurück zu
dir wie zu einem Ausgangspunkt, an
dem sie sich besseres erhoffen.
Du zeichnest das Bild der gewieften Schwarzen Witwe - die, die ihre Opfer leben lässt. Aber was bezweckst du mit diesem Bild und was sagt dir, dass es noch mehr von ihnen gibt; mehr von denen, die dir wehtun werden? Die Erfahrung? Ein Beschluss? Die schlechten amerikanischen Filme über die handelsübliche "••••••••"?
Du als erzählerisches Ich kannst nicht schreien: "Es gibt mehr da draußen, ich hab sie gesehen!", weil dir eine einzige weh getan hat.

Zitat Zitat
[...]Der
Mann ist aber kein Punkt, an dem man
sich regelmäßig wiedertrifft,
sondern ein fühlendes Subjekt, das
nach Liebe giert wie ein Dehydrierter
nach Wasser, das er nicht fähig ist
zu trinken.
Die Stelle gefällt mir von der Symbolik her schon nicht schlecht, du greifst hier auch nochmal das Bild, das du zuvor mit dem Fisch schonmal angesprochen hast, auf (übrigens: kommt dir ein nach Luft schnappender Fisch nicht etwas absurd vor? ).
Aber was genau bezweckst du damit, welchen Eindruck soll der Satz hinterlassen? Das ist entschieden eines der Bilder, die du zuende malen musst und nicht einfach skizzieren darfst.
Was viel mehr hält: Natürlich bist du als Mann ein fühlendes Subjekt - aber sie doch auch! Sie stellst du als robusten Wanderstein dar, dich selbst als Fisch auf dem Trockenen. Dieses Ungleichgewicht macht dich nicht glaubwürdig.

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Ich bin aber keine Zufluchtsstätte
für Verlorene, sondern ein Mann, der
nach Liebe
______________fleht.
Warum der Sprung bis zum "fleht"? Was soll das erzeugen?


Du scheinst es dir ein bisschen zu leicht vorgestellt zu haben, das ganze wirklich zu verarbeiten. Das Problem bei Gedichttexten ist eben, dass sie Ausschnitte, fliegende Gedanken sind, keine solide Basis für eine angemessene Reflexion.
Es ist gut, darüber zu schreiben, aber tu das doch als Gedankentext, nicht als in Stücke gehauenes, unvollendetes Etwas.
Auch denke ich, ist ein normaler Text auch deinen "Fähigkeiten" (oh Schreck, das klingt megafies =/ ) eher angemessen; ein Gedicht sagt wenig und meint viel; ein Poltiker sagt viel und meint wenig ... zumindest in diesem Text sagst du wenig und meinst praktisch garnichts, obwohl du doch viel zu erzählen hättest...