Ergebnis 1 bis 1 von 1

Thema: Aimee Mann - @#%&*!Smilers

  1. #1

    Aimee Mann - @#%&*!Smilers

    Aimee Mann„@#%&*! Smilers“

    Interpret: Aimee Mann
    Genre: Independent, Songwriting
    Produzent: Paul Bryan
    Release: 3.6.2008
    Gesamtdauer: 45:51

    Symbiose aus „Moog“-Revival-Gitarre und Business As Usual

    Robert Moog war einer der wichtigsten Pioniere, wenn es um elektronische Musik geht. Denn 1971 kam sein Minimoog auf den Markt. Er wurde deswegen so populär, weil er neben seinem unverwechselbaren Sound (wie alle alten analogen Synthesizer) damals einer der ersten war, der seine Tastatur fest eingebaut mitlieferte. In vielen damaligen Musikgruppen prägte er den Sound entscheidend mit. Kraftwerk, Manfred Mann’s Earthbound oder Pink Floyd dürften wohl heute noch bekannt sein.

    Natürlich werden auch heutzutage noch Künstler auf den archaischen Synthie aufmerksam – da reicht dann auch keine digitale Kopie der modularen Klangfarben – es muss das Original sein. Man will sich ja damit – offen gesagt – an alte Musikgruppen anlehnen, um das Image zu steigern… Seltsamerweise sind darunter auch immer wieder Musiker, deren Musik weder elektronisch, noch sonderlich experimentell gestaltet ist – meist darf dann die Verwendung des quiekenden Instruments als Sahnehäubchen angesehen werden. So auch bei Aimee Manns neuestem Werk mit dem etwas wirren Titel @#%&*Smilers, welches am 3. Juni in Europa erschien und ihr sechstes richtiges Studioalbum betitelt. Sie verwendet den Moog anstelle von Gitarrensoli in dezenter Form und als klangliches Extra. Ansonsten hat sich musikalisch und stilistisch allerdings kaum etwas an ihrer Musik geändert. Warum auch? werden jetzt die Aimee-Fans fragen. Wenn sie sich nicht verändert, kann sie nicht so viel falsch machen…

    Das mag wohl stimmen. Denn Aimee Mann ist zugegen eine der seltenen Künstlerinnen, die es schaffen, nur gute und sehr gute Alben zu veröffentlichen. Doch hätte ihrem Sound nicht etwa eine Frischzellenkur gut getan, da ja von ihr eh immer ein gutes Album zu erwarten ist?

    Um es gleich mal vorweg zu sagen: Smilers macht einen durchweg guten Eindruck – einen musikalisch besseren und voralem abwechslungsreicheren als bei dem direkten Vorgänger „Forgotten Arm“. Verteilt hätten die 13 Titel von Smilers auf sämtlichen Aimee-Alben der Vergangenheit ihren Platz finden können. Es gibt Stücke, die klingen ganz typisch nach ihrem Debut „Whatever“, wie das lustige unbeschwerte „Ballantines“ – wenn man mal den etwas knödelnden Duettpartner weglässt. Oder „Stranger Into Starman“, welches etwas an das Arrangement von „Mr. Harris“ (auch Whatever) erinnert. Schön ist hier vor allem, dass mit einem echten Streicherensemble gearbeitet wurde. Die typische Klavierballade „Medicine Wheel“ hätte auf das Nachfolgealbum gepasst – wäre dort aber vor allem durch die etwas plätschernde Melodie eines der schwächeren Stücke gewesen. „It’s Over“ hätte vom Stil her dann am besten auf’s Bachelor No.2 gepasst – leider ohne die Klasse und die einfallsreichen Melodien dieses Meisterwerks auch nur annähernd zu erreichen. Aber vom Stil beschreibt man es wohl eher wie ein besonders langweiliges „Nothing Is Good Enough“. „Borrowing Time“, „Looking For Nothing“ und „Freeway“ sind drei starke Stücke, in denen Aimee ganz offensichtlich den Minimoog zur Geltung kommen lässt. Diese hätten am besten auf dem Vor-Vorgänger „Lost In Space“ Platz gehabt. Von diesen Songs kann ich leider keinen als einmaliges Meisterwerk betrachten, dennoch klingen sie sehr gefällig – etwas ernst, aber vom Arrangement her sehr schön und deshalb werden sie auch nicht so schnell langweilig.

    Man sieht es, Smilers hat einen Haufen Ansätze – reicht aber an die hervorragenden Alben, wie „Whatever“, „I’m With Stupid“ und „Bachelor No.2“ leider nicht ganz heran. Dass es letztendlich den „Forgotten Arm“ und „Lost In Space“ überflügelt liegt an zwei hervorragenden – nicht ganz so konventionell klingenden Ohrwürmern, die sich beide hintereinander auf der CD befinden, nämlich Titel 7 & 8: „Thirty One Today“ plätschert nämlich überhaupt nicht – es entwickelt sich von Strophe zum Refrain und wird durch seine frechen Wendungen wirklich zum Ohrwurm. Es ist auch etwas fröhlicher und klanglich abwechslungsreich, geht etwas in eine neue Richtung und ist genau das, was dieses Album gebraucht hat. Der nachfolgende Track, das ernstere „The Great Beyound“ klingt nicht mehr ganz so innovativ, besticht aber extrem durch seine extrem aussagekräftigen musikalischen Motive und abwechslungsreichen Melodieteile und kann genauso als Ausnahmetitel angesehen werden.

    Fazit:
    Nach dem schwächeren, aber immer noch grade guten „Forgotten Arm“-Album geht es wieder langsam aufwärts. Aimee ist wieder auf dem Sprung zu einem sehr guten Album. Nachteile sind eigentlich nur, dass zu wenige Ausnahmestücke drauf sind, die Aimee Mann als Ausnahmekünstlerin eigentlich schreiben könnte. Dennoch gibt es sie – genauso wie ein ganzes Paket von wirklich solid guten Songs, die oftmals ihre Geschichte ganz überzeugend erzählen. Auch geht das Arrangement nicht mehr in einem Instrumentenbrei unter, wie im Vorgänger – hier wurde klarer und durchdachter instrumentiert. Der Minimoog ist zwar klanglich keine Bereicherung, jedenfalls die hier eingesetzten Klangfarben nicht, aber dennoch ein ganz nettes Gimmick. Für eine wirklich innovative Richtung jedoch ist das zu wenig.
    Und somit geht es eben nur langsam aufwärts – denn ein nicht unbedeutender Prozentsatz langweiliger Lieder befindet sich eben auch auf dem etwas kurz geratenen Album. Das sorgt für ein nur „gutes“ Album mit der Tendenz zu „sehr gut“. Und das ist auf jeden Fall in Ordnung. Denn es knüpft dadurch an die älteren Meisterwerke an – die Musik macht diesmal wieder ein bisschen mehr Spaß.

    Punktzahl: 07/10 Musiknoten

    Bilder bitte auf einem separaten Webspace (http://npshare.de) hochladen. Danke - Trigaram

    Geändert von Simon (03.07.2008 um 14:23 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •