Na das ist ja mal erfreulich: Tales of the Abyss ist mit großem Vorsprung erster. Ist meiner Meinung nach das beste Tales Spiel, und zusammen mit Xenosaga Episode III mein Lieblingsspiel auf der PS2 (aus anderen Genres könnte ich da noch ICO, God of War I & II oder Metal Gear Solid 2 & 3 dazuzählen).
Es hat so ziemlich die beste Story aller Tales Titel, bei der besonders im Vergleich zu Legendia oder Symphonia auch mal ernstere Themen ansprechend vorkommen, insbesondere Lukes Persönlichkeit und Wandlung - für mich ist er in dieser Hinsicht die eindrucksvollste Tales Hauptfigur. Weil er ausnahmsweise mal kein herzensguter Teenie mit Lust auf Abenteuer ist (wie in so vielen Genre Vertretern), sondern zu Beginn ein echtes Arschloch, und das auch noch auf recht amüsante bzw. innovative Art und Weise (immer wieder interessant zu sehen, wie er überhaupt nicht mit der Außenwelt klar kommt). Und sein Wandel im Verlauf des Spiels ist glaubwürdig inszeniert, also kein Vergleich zu einem Cookie-Cutter Charakter wie Lloyd. Auch der Rest der Cast überzeugt vollends: Guy wirkt zwar zunächst wie der Comic Relief, aber ich muss zugeben dass ich sehr überrascht war, wie tragisch seine Vergangenheit letzten Endes doch ist (und woher seine Angst vor Mädels kommt...trauriger als man denkt). Natalia mag zwar zunächst wie die typische, verwöhnte, hochnäsige Prinzessin wirken, aber ihre Hingabe für ihr Volk macht sie doch ziemlich sympathisch, ebenso wie ihre interessante Vergangenheit (will auch hier nicht zu viel verraten). Anis war für mich die große Überraschung. Ich hatte bei ihr das schlimmste befürchtet, dass sie genau so nervig wird wie Carol aus Wild Arms 5 (die auch noch furchtbar vertont wurde), aber die Art und Weiße, mit der sie immer wieder Luke anmacht und ihre Gier zum Ausdruck bringt ist einfach zu süß. ^^ Endlich mal kein hilfloses kleines Mädchen, sondern charakterlich einzigartig. Und Jade? Einfach göttlich. Fast schon der Charakter, der den zynischen Spieler repräsentiert und indirekt die eine oder andere dumme Handlungsweise der charas offen und sarkastisch anspricht. Besonders seine Dialoge mit Dist sind zum schießen. ^^ Mein absoluter Favorit in der Tales Reihe. ^^ Tear ist für einen weiblichen Charakter sehr löblich; mir gefallen an ihr ihr starker Wille, ihre Nützlichkeit im Kampf und auch ihr sehr schönes Design. ^^ Überrascht war ich auch von Mieu. Klar, das vieh ist nervig, aber so extrem, dass es fast schon bewusst ist, zumal Luke immer wieder das ausspricht, was viele Gamer über diese Maskottchen Figuren denken (z.B. "But master, I'm a boy!" "You sure don't sound like one!").
Spielerisch ist es auch mit das beste Tales, von der Ladezeiten abgesehen, an die man sich zumindest gewöhnen kann. Ich bin jedenfalls vollauf begeistert.
Bei Platz 2 wird es schon ziemlich schwer, aber ich würde fast schon Tales of Rebirth auf diese Position hieven. Story und Setting sind ziemlich gut gelungen und innovativ, Die Grafik ist wunderschön, der Soundtrack absolut stimmig und das Kampfsystem rockt - schade, dass Namco nur vollidioten in der Marketing Abteilung hat und es nicht in den Westen bringt...aber irgendwie typisch, zumal Namco nicht mal eine Europa Abteilung hat und 3rd Parties in die Bresche springen müssen, und in den USA sieht es da auch nicht besser aus.
Tales of Symphonia ist sicherlich auch ein tolles Tales game, das besonders in Sachen Präsentation punkten kann. Das Kampfsystem ist zwar nicht so ausgereift wie in Abyss oder Star Ocean 3, aber es macht trotzdem mächtig Laune. Der Verzicht auf Random Encounters ist für mich auch ein riesiges Plus im Vergleich zu den Vorgängern, und um ehrlich zu sein ist nicht einmal die Story so schlecht. Die Charaktere sind zwar alles andere als tiefgründig und ausgereift, aber zumindest sympathisch, und die Story ist wenigstens nett erzählt, wenn auch nicht so wendungsreich und ernst wie die von Abyss.
Tales of Legendia ist für mich der Flop der Serie. Was ziemlich schade ist, denn das Potential war auf jeden Fall. Die Story an sich ist wirklich nichts besonderes, und die meisten Plot Twists konnte man schon erahnen, aber die Charaktere waren hier das Plus, das die Story zumindest zu Beginn aufgewertet hat. Na ja, von Shirley mal abgesehen, die fast noch penetranter war als Colette. Gegen Ende der Hauptstory haben mich auch diese Kopplungsversuche Normas zwischen Senel und Chloe genervt (von der witzigen Szene mit Moses mal abgesehen) - Liebesgeschichten nerven mich einfach sehr oft, weil sie selten bewegend oder glaubhaft sind.
Na ja, aber das große Manko ist hier die Absenz eines richtigen Schurken. Ein gut geschriebener und dargestellter Villain kann in einem RPG die Story pushen und den Spieler anspornen, nach dem Motto "der kerl muss gestoppt werden!". Und es gibt vielerorts gute Villains, ob nun die aus Abyss (ich sage mal nicht wer das ist), Xenosaga oder dem einen oder anderen Final Fantasy. Hier aber fehlt so eine Figur vollkommen. Vaclav ist einfach nur lächerlich, schablonenhaft und fast schon eine Karikatur des stereotypischen Schurken...da hat nur noch das Monokel gefehlt, oder ein Trademark-Lachen oder sonst was. Einfach nur böse sein um des Bösen willen reicht mir einfach nicht, ich will Schurken mit Beweggründen, Profil usw., die zudem auch bedrohlich wirken, und das fehlt. Der Rest der Schurkenrollen ist auch nicht viel besser, also muss der Daumen hier runter. Diese samstag-morgen Cartoon Schurken sind einfach nicht akzeptabel als antagonisten in einem Tales.
Spielerisch wurde es leider auch in den Sand gesetzt. Das Kampfsystem ist das schlechteste aller Tales Teile, noch konfuser als in den anderen games, und wenn man später nur noch auf die x-Taste hämmert und auf ein Gegnerknäuel einschlägt, weil die Spezialattacken meistens weniger effektiv sind als mehrere normale Attacken hintereinander, ist das Chaos perfekt. Noch mehr frustriert mich die dämliche Kumpanen-KI. Wenn es trotz eingestelltem Befehl "bei Bedarf heilen" oft mehr als eine Minute dauert, bis ein Kumpane mal merkt, dass Heilbedarf besteht und den Zauber castet und es dann auch noch zu spät ist, vergeht mir die Lust am Spiel. Ich habe auch keine Lust, ständig hin und her zu wechseln - in einem Tales Spiel will ich mich auf meine Begleiter verlassen können. Und was soll ich davon halten, wenn Charaktere wie Chloe bei vollen HP zu Beginn eines Kampfes auf die Gegner losrennen und nach ein paar Sekunden tot sind? Soll das eine gute KI sein? Und die Random Encounter? Lachhaft. Wenn nicht einmal Light Bottles (oder wie auch immer) dabei helfen, die Rate akzeptabel zu senken, treibt mich das in den Wahnsinn. Das verwinkelte Dungeon Design ist da auch keine große Hilfe, denn wer bestimmte Items finden will, wird noch häufiger in Kämpfe verwickelt.
Schade, schade, denn auch die Grafik wirkt nicht wirklich professionell. Klar, der chibi look hat was, aber simple Texturen wie diese hätte der Dreamcast auch hinbekommen. Nur der soundtrack gefällt durch einige unübliche vocal-themes, aber der Rest ist zu unausgewogen. Kein schlechtes Spiel, aber sehr enttäuschend.
Tales of Destiny ist für seine Zeit eigentlich grundsolide. Es macht eigentlich nichts wirklich falsch: die Story ist zwar für heutige Verhältnisse simpel, aber letzten Endes doch spannend, das Kampfsystem ist langsam, aber wenigstens nicht zu konfus, die Grafik hat Chibi Charme und die Musik gefällt ebenfalls. Ich hab eigentlich kaum Kritik an dem Spiel, davon abgesehen, dass einige Gegner zu leicht sind.
Viel besser gefällt mir allerdings das Remake. Das hätte eigentlich auch in der Liste sein sollen. Es ist im Kern zwar immer noch das gleiche Spiel, aber die Neuerungen haben sich wirklich ausgezahlt. Das Kampfsystem rockt ohne Ende und macht mächtig Laune, die Grafik sieht toll aus und der Remix des Soundtracks hört sich toll an. Wäre es in der Liste, dann wäre es auf Platz 2 der Tales Reihe für mich.