In “Final Fantasy” dreht sich der Haupthandlungsfaden nicht wie anfangs vermutet um die vier elementaren Kristalle, die es zu reaktivieren gilt, sondern um eine sogenannte “Zeitschleife”, wie man spätestens vor dem finalen Kampf erkennt.
Wir erinnern uns: Zu Beginn des Spieles schickt der König von Cornelia die Krieger des Lichtes zum nahegelegenen Chaos-Tempel, um dort den abtrünnigen Ritter des Königreiches Garland niederzustrecken und die entführte Prinzessin Sela aus seinen Händen zu befreien.
Garland benutzt Sela als Druckmittel auf den König, um von diesem die Herrschaft über Cornelia übertragen zu bekommen. Es geht also nüchtern auf den ersten Blick betrachtet um das altbewährte Prinzip des Machthungers.
Doch woher stammt sein Antrieb zu diesen Taten? Wie man ja weiß, liegt diesem Motiv eigentlich immer ein bestimmter Hintergrund zugrunde. Das scheint das gesamte Spiel über im Verborgenen zu bleiben. Aber es scheint eben nur so.
Der Chaos-Tempel hat seinen Namen nicht von ungefähr erhalten - schon damals ein Beweis dafür, dass Square-Enix eigentlich nichts dem Zufall überlässt und dem Spieler viel Spielraum für Spekulation und Diskussion lässt.
Wie man am Ende des Spiels mitansieht, verwandelt sich Garland in ein Monster namens “Chaos” - und auch die vier mächtigen Dämonen Todbringer, Kali, Aquadon und Tiamat werden als die “vier Chaose” bezeichnet. Der Begriff “Chaos” ist den Bewohnern der Welt von FF1 also durchaus geläufig. Doch wie konnte Garland zu Chaos werden?
Nachdem man zu Beginn des Spieles Garland besiegt hat, scheint er verschwunden, man hört für den Rest des Spiels erst einmal nichts mehr von ihm. Was passierte also mit ihm, ehe man zum Schluß wieder auf ihn trifft?
Geschwächt und nach dem Gefecht gegen die Kämpfer des Lichts seiner Kräfte beraubt, scheint Garland dem Tode geweiht.
Jedoch wird Garland durch eine geheimnisvolle Kraft 2000 Jahre in die Vergangenheit gebracht - dahinter steckt niemand anderes als die vier Chaose.
Diese vier Dämonen, entstanden aus dem Schatten der elementaren Kristalle (das Prinzip “Licht erzeugt Schatten”), verfügen in der Vergangenheit noch nicht über ausreichend Macht, die Kräfte der Kristalle vollends zu nutzen und somit die Herrschaft über die Welt zu erlangen, was sie anstreben. In Garland jedoch sehen sie eine gepeinigte und für schwarze Magie anfällige Seele, da dieser ja oft genug vom König von Cornelia zurechtgewiesen wurde und sich Garland selbst mit seinem Dasein als schnöder Ritter nicht abfinden will. So also holen die vier Chaose Garland aus der Zukunft zu sich in ihre Zeitepoche, um sich dort mit ihm zu verbünden. Garland kommt dieses Bündnis zur allzu recht, sieht er doch seine Träume verwirklicht. Dass er nur eine Marionette ist, erkennt er natürlich nicht.
Mit der schwarzen Magie der vier Chaose infiltriert und in seiner Macht bestärkt, verwandelt sich Garland in den ultimativen schwarzen Dämon, Chaos.
Als “Wiedergutmachung” (oder auch als Bedingung für das Bündnis mit den vier Chaosdämonen) für seine neue Macht schickt Garland die vier Dämonen nun ihrerseits in die Zukunft, damit sie dort unbehelligt ihrem Werk, die Kristalle endgültig zu beherrschen, nachgehen können. Anfangs schlafen die vier Chaose noch, nachdem sie in der Zukunft ankamen und sammeln ihre Kräfte aus den Kristallen, aber nacheinander wachen sie in regelmäßigen Abständen auf, der Prozeß selbst dauert allerdings mehrere Jahrhunderte.
Tiamat, als erster Dämon wiedererwacht, zerstört mit der Macht des Windkristalls die damals schon hochentwickelte Zivilisation der Lufenianer, die bereits mit ihren Luftschiffen den Himmel erkundet hatte. Zu den Lufenianern zählte auch der legendäre Cid (er wird nur im GBA-Remake erwähnt).
Einige Jahrhunderte später erwacht auch Aquadon im Nordwesten der Welt. Mit seiner aus dem Wasserkristall neu gewonnenen Macht vernichtet er ebenfalls fast eine gesamte Zivilisation, nämlich die der Meerjungfrauen. Über die Rasse selbst ist nicht viel bekannt, ihr prächtiger Tempel wird von Aquadon völlig zerstört, so dass er auf den Grund des Meeres sinkt.
Aufgrund der vergangenen Ereignisse werden verschiedene Seher und Weisen beauftragt, die Gründe für den Kraftverlust der Kristalle herauszufinden. Vieles bleibt den Bewohnern ein Rätsel, der Weise Lukan allerdings sieht in der nahen Zukunft eine Gruppe junger Kämpfer, die allesamt Splitter der Kristalle bei sich tragen werden und als “Kämpfer des Lichts” die Schatten des Chaos vertreiben werden. (Warum die vier diese Kristallsplitter mit sich trugen, bleibt allerdings unklar)
Kurz bevor sich diese Prophezeiung nun erfüllt, erwacht der dritte Dämon aus seinem jahrhundertelangen Schlaf. Todbringer zwingt die Mächte des Erdkristalls in die Knie und verursacht so ein jämmerliches Dahinsiechen der übriggebliebenen Bevölkerung der Welt, die nun aufgrund der faulenden Erde keinerlei Ackerbau mehr betreiben können und elendig verhungern müssen.
Das letzte der vier Chaose, Kali, sollte dem Plan nach eigentlich erst weitere 400 Jahre später erwachen, jedoch wird der Dämon unvorhergesehen früher aus seinem Schlaf gerissen, nachdem die “Kämpfer des Lichts” nun doch schon aufgetaucht sind und zu allem Übel bereits einen der vier mächtigen Dämonen, Todbringer, zur Strecke gebracht haben. Der Plan der vier Chaosdämonen scheint fehlzuschlagen - deshalb ruft das Kali, den letzten Dämon, auf den Plan. Durch die Macht des Feuerkristalls könnte Kali mit der übrigen Bevölkerung kurzen Prozeß machen und die gesamte Welt in Flammen versinken lassen, deshalb hat die Beseitigung von Kali für die vier Kämpfer absolute Priorität.
Nachdem auch Kali gefallen ist, scheint der Plan der Dämonen völlig zerstört. Die beiden anderen Dämonen, Aquadon und Tiamat, haben den vier Kämpfern mit ihren neugewonnenen Kräften nicht mehr viel entgegenzusetzen. Nachdem die vier Kristalle wieder reaktiviert wurden, geben sie den Zugang zum versiegelten Zeittor im Chaos-Tempel wieder frei, der Jahrhunderte zuvor in weiser Vorraussicht von den vier Dämonen versiegelt wurde, um eine Durchkreuzung ihres Plans zu verhindern. Das Zeitportal wurde wohl von den vieren selbst erschaffen, durch das sie Garland in ihre Zeitepoche holten.
In der Vergangenheit treffen die vier Helden nun logischerweise noch einmal auf die vier Dämonen, die ein letztes Mal versuchen, ihren Plan doch noch aufrecht zu erhalten. Jedoch haben sie in dieser Zeit wie bereits erwähnt weit weniger Macht und können den Kräften der Kristalle aus der Zukunft nicht standhalten.
Am Ende trifft die Truppe auf den in Chaos verwandelten Garland, der ihnen den gesamten Plan der Zeitschlaufe vor Augen führt. Mit der Vernichtung von Chaos bricht dieses Zeitparadoxon auseinander, und da auch die vier Chaosdämonen besiegt sind, wird Garland in der Zukunft nicht mehr zurückgeholt werden können - die Endlosschleife ist durchbrochen. Natürlich treffen die vier Kämpfer des Lichtes, zurück in ihrer Zeit, wieder auf Garland - aber er wird sich ebenso wie sie selbst an nichts erinnern, was vorgefallen ist.