Zitat Zitat von Diomedes Beitrag anzeigen
Auch wenn ich es nicht müsste, will ich es erklären...

Intentionen und Motive spielen bei der Analyse sicher eine wichtige Rolle.

Wenn man allerdings eine Aussage auf ein paar abstrakte Grundideen reduziert, diese noch neu auslegt, und dem Satz eine völlig andere Bedeutung beimesst, als er damals besessen hat, welche Rolle spielen dann noch die damaligen Intentionen, außer das es interessant zu wissen ist?

Ja, es ist ziemlich ungeschickt, jemandes Worte zu gebrauchen, aber nicht dessen Aussage verwenden möchte, weil die Worte gleich bei dem Gegenüber eine bestimmte Assoziation hervorrufen.

Andererseits ist es auch blöd, wenn man selbst keine passenderen Worte für seine eigene Aussage hat. Da bedient man sich eben eines bekannten Ausspruches, der genau genommen aber was völlig anderes aussagt, in der Hoffnung, man kann den Worten genug eigenen Charakter verleihen, um diese Assoziationen zu vermeiden.

Deine Reaktion lässt mich darauf schließen, dass mir das nicht geglückt ist, oder dass du dieses Verfahren einfach nicht gutheißt.

Nenn es Vermessenheit, oder unbedachte Sprücheklopferei, aber es war sicher nicht meine Absicht, nur über meinen Mangel an Bildung und Intelligenz hinwegzutäuschen, sondern ich wollte tatsächlich etwas aussagen, für das ich aber keine besseren Worte fand.

Ok, ich hätte nicht Sokrates dazuschreiben dürfen, aber ich glaube, dieses bisschen an Unaufmerksamkeit darf ich mir gerade unter intelligenteren Leuten erlauben.
Ich finde es einfach problematisch, wie du Sokrates mit "Den zwei Seiten einer jeden Geschichte" zusammen bringen willst. Die "Ausgeglichene Berichterstattung", in der beide Seiten gleichermaßen zu Wort kommen ist nämlich auch nur eine Methode, den Leser zu manipulieren. Sie ist kein Stück besser als die einseitige Berichterstattung. In den meisten Fällen führt sie dazu, dass dem Leser die Gleichgültigkeit der Geschichte vorgegaukelt wird und man ihn darin bekräftigt, nicht Stellung zu beziehen. In diesem Sinne verwendest du das Zitat in meinen Augen und tust Sokrates unrecht.

Sokrates hat eine ganz andere Kette von Gedanken aus seinem Spruch abgeleitet, aber nie berührte er damit die Idee, dass es zwei Wahrheiten geben könnte. Er stemmt sich geradezu dagegen auf. In seiner Zeit war die Erzeugung von Wahrheit mit der Erzeugung von Konsens verbunden und Konsens stellte man über die Rethorik her. Die Rethorik aber wiederum ist ein System, in dem Wahrheit durch Bedeutung erzeugt wird. Die Dinge, über die Verhandelt wurde, hatten keine eigene Qualität, sondern hingen allein vom Geschick des Redners ab. Er gab seinem Thema Bedeutung und somit Wahrheit. Diese Methode führt auf die Dauer dazu, dass man die Wahrheit gleich der gekonnten Darstellung einer Meinung nimmt und dagegen empörte sich Sokrates.

Er empörte sich gegen die Bildung einer Elite, die nichts von der Welt wusste und keinen Anlass sah, sich unverrückbares Wissens anzueignen. Sie glaubten, dass ihnen die Tricks und Kniffe der Sophisten genug sein würden um den Staat zu lenken. Ihnen gebrach es seiner Meinung nach an dem Wissen um ihr Unwissen und durch die Mäeutik hebelte er die sophistische Methode der Argumentation aus. Wenn du nun aber mit den "Zwei Seiten" kommst, dann führst du die Sophistik wieder ein und zusammen mit seinem Zitat dreht sich das zu einem: "Ich habe kein Werkzeug, um über die Richtigkeit der einen oder anderen Position zu entscheiden." vollkommen um

Zitat Zitat
Die "Wahrheit" hängt immer davon ab, aus welcher Perspektive man die Dinge betrachtet. Von allem gibt es mehr als eine Seite, und es ist zwingend notwendig, sich beide anzusehen, vielleicht sogar noch mehrere, und dann aus bestem Wissen und Gewissen zu einer eigenen Meinung zu gelangen.
Über diese Erkenntnis sollte jeder verfügen, der rechtlich als mündig angesehen wird.
Es ist gerade der Punkt von Sokrates, dass er als Weisester von allen die Wahrheit kennen sollte, aber gerade er es nicht tut. Ergo muss im Umkehrschluss seine Position des Unkenntnis die Richtige sein und ein allgemeines Malaise vorliegen - die Sophistik. Die Mäeutik schneidet durch die Scheiße der beliebigen Wahrheit und versucht zum Kern zu kommen. Das ist Sokrates.
Kritischerweise lässt sich die Mäeutik nicht auf die aktuelle Methode des Diskurses anwenden, da wir einseitig besprochen werden. Es findet kein Dialog statt. Wenn du heutzutage auf Sokrates triffst, dann ist das bei Kerner, wenn er Leuten einreden will, dass sie Nazis sind. Das wurde schlussendlich nämlich aus der Mäeutik und aus Sokrates.

Zitat Zitat von skorp
ich denke solange beide Seiten manipuliert sind könnte der neue BMW, in dem man superviel Platz fürs Techtelmechtel hat, schon wirken.
Die Irren haben Amerikaner für eine Werbung in Deutschland angeheuert? Darf ich ihnen auch noch ins Hirn scheißen?