Tolles Thema!

Nein ernsthaft, ich finde es gut, wenn über sowas geredet wird (auch wenn es ja eigentlich besser ins TV-Forum oder sogar ins Politik-Forum gepasst hätte).

Warum ich es so gut finde, wird im meinem Beitrag wahrscheinlich offensichtlich. ^^

Die Beispiele der medialen Beeinflussung sind eigentlich gar nicht mehr aufzuzählen, und die Strategien so ausgefallen, wie der Mensch einfallsreich ist.

Z.B. lässt ein bestimmtes Photo eine Person besonders schlecht oder besonders gut aussehen im Gegensatz zu einem anderen. Welches nun genommen wird, entscheidet der Redakteur der Zeitung, in Überlegung, welche Reaktion er hervorrufen will. Wir nehmen dies nur nie bewusst wahr, oder zumindest nicht direkt.

Wenn beispielweise in der Bildzeitung über Becks (Ministerpräsident Rheinland-Pfalz) waghalsigen Kurswechsel hergezogen wird, sucht man sich ein Bild aus, bei dem er schreit, oder sich auf andere Weise wenig vorteilhaft präsentiert. Ein Bild, auf dem der Herr ruhig und sachlich wirkt, passt einfach nicht zu einer Schlagzeile, die ihn als den größten Deppen der Weltgeschichte (übertrieben formuliert) kürt. Eine solche Schlagzeile braucht natürlich auch Signalwörter, die ihre Wirkung erzielen.

Über die Intention, die dahinter steckt, kann man mit etwas Phantasie eine Woche lang diskutieren.

Der Grund, weswegen ich diese scheinbar gewissenlose Beeinflussung durch die Medien nicht direkt verurteile, sogar ein Stück weit amüsiert hinneme, ist, weil ich in einem Punkt dem Threadersteller ganz klar widersprechen möchte:
Zitat Zitat von Skorp
schlagt mich ruhig dafür, ich bin überzeugt davon, dass wir gar nicht mehr wirklich frei Denken können
Keine Angst, schlagen will ich dich nicht, aber diese Einschätzung halte ich für falsch, sogar für gefährlich.

Es stimmt, nicht alles lässt sich eben schnell nachprüfen, wir können uns kein Bild darüber machen, was genau am anderen Ende der Welt vor sich geht. Kurz: wir sind mehr oder weniger darauf angewiesen, was wir gesagt bekommen. Was für einen Eindruck wir von der Welt, von Menschen oder Sachverhalten haben, ist wesentlich dadurch geprägt, was uns an jeder Straßenecke darüber erzählt wird.

Aber es liegt immer noch an uns selbst, was wir glauben und was nicht, und es ist unsere Aufgabe, nachzufragen und die Augen offen zu behalten. Denn wer sich auch nur kurze Zeit mit einer Sache beschäftigt, wird schnell hinter das universelle "Prinzip der Zwei Seiten" kommen, und Sokrates Worte verstehen: "Ich weiß, dass ich nichts weiß"

Ich halte die Aussage insofern für gefährlich, dass, wenn wir uns damit begnügen, nicht mehr frei Denken zu können, uns von allem berieseln lassen würden, ohne noch darüber nachdenken zu wollen, was uns auf geisteswissenschaftlicher Ebene wieder in die Zeit vor der Aufklärung zurückkatapultiert.

Noch dazu eröffnet es denen Tür und Tor, die diese Macht der Medien haben und nutzen können. Oder einfach jene, die sich für das Denken nicht zu schade waren, und die nicht-denkenden beeinflussen können.
Ein Beispiel dafür, wenn auch nicht das originellste, ist das 3. Reich.

Die "Wahrheit" hängt immer davon ab, aus welcher Perspektive man die Dinge betrachtet. Von allem gibt es mehr als eine Seite, und es ist zwingend notwendig, sich beide anzusehen, vielleicht sogar noch mehrere, und dann aus bestem Wissen und Gewissen zu einer eigenen Meinung zu gelangen.
Über diese Erkenntnis sollte jeder verfügen, der rechtlich als mündig angesehen wird.

Um es auf den Joghurt zu beziehen:
Eine sportliche, junge Frau kann durchaus gerne fettarmen Joghurt essen, und sogar dafür Werbung machen. Die Werbung lügt uns insofern nicht an. Ob es auch beim Abnehmen hilft, wird nicht direkt gesagt, sondern soll nur diesen Gedanken suggerieren. Die Werbung lügt uns eigentlich also nur an, wenn wir ihr zu sehr vertrauen, bzw. es zulassen.


Eigentlich distanziere ich mich ja vom Idealismus in jeder Form, sei es auch das Ideal des Freidenkers, aber das ist wohl doch eine der ganz wenigen Dinge, denen ich eine gewisse Bedeutung beimesse.

Dieser Post entstand aus dritter Hand