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Thema: Also...liest sonst noch jemand die Philosophen?

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  1. #1
    @Stan
    bei den Textpassagen die du hier verfasst machst du mir ein derbes schlechtes Gewissen, da ich mich immer gerne so kurz wie möglich fasse.
    Ich hatte eigentlich gehofft, dass du den Vergleich von der Symbolik, beziehungsweise vom Prinzip her nimmst und ihn nicht mit den praktischen Auswirkungen vergleichst. Aber na ja, ich werd es jetzt nicht weiter kommentieren...

    Zitat Zitat
    sind hingegen künstlich geschaffene Sinn-Instanzen die eigentlich vollkommen sinnlos sind.
    Also diese Aussage finde ich hingegen sehr gefährlich. Du verleugnest mit solchen Aussagen die natur sowie auch alle anderen Wesenszüge des Menschen. Selbstverständlich besitzt jeder Mensch den natürlichen Drang nach Wissen und Erkenntnis. Aber der Mensch besitzt auch noch andere Eigenschaften wie zum Beispiel den Drang zur Trägheit, sich zu Bewegen, der zur Konversation und noch viele andere die genutzt werden wollen.

    Zitat Zitat
    Du schreibst, dass die Leute der "verbissenen Philosophie" mit ihrem Leben unzufrieden sind. Natürlich! Genau darum geht es doch!
    Ich versichere dir das diese Unzufriedenheit bei den Leuten der "verbissenen Philosophie" ein Leben lang anhält. Sie werden nie wahre Glückseeligkeit durch ihre krankhafte Suche nach höherem finden.

    Zitat Zitat
    Wie könnte man denn zufrieden sein in einer Welt in der nichts funktioniert und in der alles Ablenkung ist?
    Das nichts funktioniert ist auch etwas überspitzt. Es ist vielleicht bei weitem nicht perfekt, doch hat diese Welt Höhen sowie auch Tiefen die das Leben erst lebenswert macht.

    Zitat Zitat
    Man muss doch zweifeln, man muss doch nachfragen und man muss doch merken, dass man letztendlich nur auf seine eigene Individualität zurückgeworfen ist.
    Ich denke ein Problem unserer Zeit ist, dass sie diese grundlegende Problemhaftigkeit des Daseins und der Welt nicht spürt.
    Ja man sollte auch manchmal zweifeln, doch in einem "gesunden" Maßstab. Alles zu wissen macht es nachher auch nicht besser...

    edit/ Beschäftige dich mal mit Kleist und Hesse falls du das noch nicht getan hast.

    Geändert von Suwarin (09.04.2008 um 21:33 Uhr)

  2. #2
    Dann halt ich mich wieder kurz, hat auch viele Vorteile. ^^

    Zitat Zitat von .Macabre. Beitrag anzeigen
    @Stan
    Also diese Aussage finde ich hingegen sehr gefährlich. Du verleugnest mit solchen Aussagen die natur sowie auch alle anderen Wesenszüge des Menschen. Selbstverständlich besitzt jeder Mensch den natürlichen Drang nach Wissen und Erkenntnis. Aber der Mensch besitzt auch noch andere Eigenschaften wie zum Beispiel den Drang zur Trägheit, sich zu Bewegen, der zur Konversation und noch viele andere die genutzt werden wollen.
    Aber ist Trägheit denn etwas erstrebenswertes? Ich verneine ja auch diese künstlichen Sinnformen nicht, aber ich denke man sollte ein Bewusstsein ihrer relativen Sinnlosigkeit haben, sonst verliert man sich.

    Zitat Zitat
    Ich versichere dir das diese Unzufriedenheit bei den Leuten der "verbissenen Philosophie" ein Leben lang anhält. Sie werden nie wahre Glückseeligkeit durch ihre krankhafte Suche nach höherem finden.
    "Mein Leid und mein Mitleiden - was liegt daran! Trachte ich denn nach Glücke? Ich trachte nach meinem Werke!" - Nietzsche
    Aber gleichzeitig stimme ich dir auch zu und ich denke, dass ist die höchste Aufgabe der Philosophie: Wissen, wann Schluss ist, wissen, wann Besinnung auf den Moment und Erfahrung die erstrebenswertesten Ziele sind. Aber die Philosophie ist ein kaum zu überspringender Weg dahin.

    Zitat Zitat
    Ja man sollte auch manchmal zweifeln, doch in einem "gesunden" Maßstab. Alles zu wissen macht es nachher auch nicht besser...
    Ich denke, dass es Zeiten in jedem Leben gibt, in denen man auch mal alle Maßstäbe fallen lassen muss und ein Extrem leben muss um nachher das Maß lieben zu können.
    Oder als alternative Antwort: "Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste" -
    Hölderlin
    Zitat Zitat
    edit/ Beschäftige dich mal mit Kleist und Hesse falls du das noch nicht getan hast.
    Ich liebe Kleist und kenne das Hauptwerk von Hesse. Aber worauf willst du hinaus? Dass Leute wie ich wie Kleist enden? Und in welchem Zusammenhang stellst du Hesse dazu? Hesse war imo ein großer Mensch, sein Werk ist einmalig und noch beeindruckender finde ich, dass er in seinem Leben tausende Briefe von Jugendlichen beantwortet hat, die Hilfe gesucht haben. Oder siehst du Hesse als Herausführung aus kleistschem Wahnsinn?
    Manchmal führt Kürze auch nur zu Verwirrung...

  3. #3
    Ich hoffe wir driften nicht zu weit vom eigentlichen Thema ab…

    Zitat Zitat
    Aber ist Trägheit denn etwas erstrebenswertes? Ich verneine ja auch diese künstlichen Sinnformen nicht, aber ich denke man sollte ein Bewusstsein ihrer relativen Sinnlosigkeit haben, sonst verliert man sich.
    Erstrebenswert hin oder her. Fakt ist, das es wie alle anderen Züge in Maßen der Seele und der inneren Zufriedenheit hilft. Am besten man bewegt sich in allen Bereichen in einem gesunden Gleichgewicht, um so nicht in eines der vielen Extreme zu verfallen. Mich würde aber doch interessieren, warum du der Philosophie soviel Sinn gegenüber den anderen Bedürfnissen gibst?

    Zitat Zitat
    Ich denke, dass es Zeiten in jedem Leben gibt, in denen man auch mal alle Maßstäbe fallen lassen muss und ein Extrem leben muss um nachher das Maß lieben zu können.
    Oder als alternative Antwort: "Wer das Tiefste gedacht, liebt das Lebendigste" -
    Hölderlin
    Tja, was du da geschrieben hast gefällt mir ganz gut, nur sollte wohl jeder für sich entscheiden was und wie er etwas lieben lernen kann.

    Zitat Zitat
    Ich liebe Kleist und kenne das Hauptwerk von Hesse. Aber worauf willst du hinaus? Dass Leute wie ich wie Kleist enden?
    Nein, auf gar keinen Fall, Kleist war ein übler (geistig kranker) Extremist der nicht anders konnte. Hatte er eine fixe Idee, ist er ihr mit vollem Eifer hinterher gejagt, bis ihm die nächste fesselte und er ihr mit vollem Elan hinterher lechzte. Er war nur eine arme rastlose Seele die sich am Ende selbst in den Tod trieb. Es sollte nur ein extremes Beispiel für "verbissen/zwanghaft" sein.

    Zitat Zitat
    Manchmal führt Kürze auch nur zu Verwirrung...
    Wie recht du hast… aber manchmal ist es besser nicht gleich alles direkt vorgekaut zubekommen

    Geändert von Suwarin (10.04.2008 um 01:37 Uhr)

  4. #4
    Zitat Zitat
    Erstrebenswert hin oder her. Fakt ist, das es wie alle anderen Züge in Maßen der Seele und der inneren Zufriedenheit hilft. Am besten man bewegt sich in allen Bereichen in einem gesunden Gleichgewicht, um so nicht in eines der vielen Extreme zu verfallen. Mich würde aber doch interessieren, warum du der Philosophie soviel Sinn gegenüber den anderen Bedürfnissen gibst?
    Wenn Faulheit und Genuss die Ziele des Lebens wären, bräuchten wir keine Menschen sein, dann könnten wir genauso gut wieder zurück in den Dschungel oder ins Meer.


    Zitat Zitat
    Tja, was du da geschrieben hast gefällt mir ganz gut, nur sollte wohl jeder für sich entscheiden was und wie er etwas lieben lernen kann.
    Da die meisten Menschen aber nicht zweifeln und nicht philosophieren, scheint es mir so, als seien viele Wege dahin Sackgassen oder Kreisverkehre.

    Zitat Zitat
    Nein, auf gar keinen Fall, Kleist war ein übler (geistig kranker) Extremist der nicht anders konnte. Hatte er eine fixe Idee, ist er ihr mit vollem Eifer hinterher gejagt, bis ihm die nächste fesselte und er ihr mit vollem Elan hinterher lechzte. Er war nur eine arme rastlose Seele die sich am Ende selbst in den Tod trieb. Es sollte nur ein extremes Beispiel für "verbissen/zwanghaft" sein.
    Dafür hat Kleist die Penthesilea geschrieben. Und wofür sollte Hesse stehen? Für das Maß? Oder muss ich jetzt weiterraten?

  5. #5
    Zitat Zitat von .Macabre. Beitrag anzeigen
    Mich würde aber doch interessieren, warum du der Philosophie soviel Sinn gegenüber den anderen Bedürfnissen gibst?
    Vermutlich deshalb, weil man durch Nachdenken über sich selbst und sein Verhältnis zur Welt viele Bedürfnisse besser verstehen kann. Nicht einmal die kyreanischen Hedonisten von der übelsten Sorte nahmen jedes menschliche Bedürfnis als gegeben und zu befriedigen hin, obwohl für sie alle Formen der Lust denselben Wert besaßen.
    Man wird vielleicht nichts von Bedeutung finden, aber dafür Bedeutungslosigkeit dort, wo man sie nicht erwartet hätte.

    Geändert von gas (10.04.2008 um 20:48 Uhr)

  6. #6
    Zitat Zitat von gas Beitrag anzeigen
    Vermutlich deshalb, weil man durch Nachdenken über sich selbst und sein Verhältnis zur Welt viele Bedürfnisse besser verstehen kann. Nicht einmal die kyreanischen Hedonisten von der übelsten Sorte nahmen jedes menschliche Bedürfnis als gegeben und zu befriedigen hin, obwohl für sie alle Formen der Lust denselben Wert besaßen.
    Man wird vielleicht nichts von Bedeutung finden, aber dafür Bedeutungslosigkeit dort, wo man sie nicht erwartet hätte.
    Also auch in der Philosophie selbst , oder hab ich dich jetzt falsch verstanden?

    Zitat Zitat von Stan Beitrag anzeigen
    Wenn Faulheit und Genuss die Ziele des Lebens wären, bräuchten wir keine Menschen sein, dann könnten wir genauso gut wieder zurück in den Dschungel oder ins Meer.
    Vielleicht wäre das nicht unbedingt das schlechteste was uns passieren könnte. Ich habe auch nicht behauptet, das Faulheit und Genuss die Ziele des Lebens wären. Zu mahl ich für mich den Dschungel und den Ozean nicht wirklich mit Faulheit, Genuss assoziieren kann. Vielleicht wärst du so nett und erläuterst mir das kurz...

    Zitat Zitat von Stan Beitrag anzeigen
    Da die meisten Menschen aber nicht zweifeln und nicht philosophieren, scheint es mir so, als seien viele Wege dahin Sackgassen oder Kreisverkehre.
    Nun ja, hast du sie ausprobiert? Alle Wege führen (irgendwann) nach Rom.

    Zitat Zitat von Stan Beitrag anzeigen
    Dafür hat Kleist die Penthesilea geschrieben. Und wofür sollte Hesse stehen? Für das Maß? Oder muss ich jetzt weiterraten?
    Kleist war ein guter Schriftsteller, keine Frage, aber sein Leben war für ihn selbst die Hölle. Zu Hesse möchte ich mich jetzt nicht wirklich äußern. Nur das er mit seinen Werken schon vielen, auf verschiedene Art geholfen hat.

  7. #7
    Zitat Zitat von .Macabre. Beitrag anzeigen
    Also auch in der Philosophie selbst , oder hab ich dich jetzt falsch verstanden?
    gas' Antwort finde ich sehr gut. Ich würde sie so weiterführen, dass die Philosophie eine Reflektion des Handelns ist, nach der man sein Handeln neu orientieren sollte. Man reflektiert das Leben, die eigenen Werte, die Gefühle und auch wenn man danach keinen Sinn im Leben gefunden hat, so empfindet man doch die Sinnlosigkeit vieler Dinge die einen vorher bedrückt haben und kann sie nun leichter ertragen oder ganz fallen lassen. Wenn man einfach drauf los lebt, setzt man zu schnell falsche Prioritäten, Verführungen haben wir genug.

    Zitat Zitat
    Vielleicht wäre das nicht unbedingt das schlechteste was uns passieren könnte. Ich habe auch nicht behauptet, das Faulheit und Genuss die Ziele des Lebens wären. Zu mahl ich für mich den Dschungel und den Ozean nicht wirklich mit Faulheit, Genuss assoziieren kann. Vielleicht wärst du so nett und erläuterst mir das kurz...
    Ich habe Dschungel und Meer als Symbole für Regression benutzt, ich denke, dass ist einer der Schlüsselbegriffe um den Menschen zu verstehen.

    Zitat Zitat
    Nun ja, hast du sie ausprobiert? Alle Wege führen (irgendwann) nach Rom.
    Ich kenne genug Leute, die eine offensichtliche oder unterschwellige kulturfeindliche Haltung einnehmen und die das Denken am liebsten sein lassen würden.

    Zitat Zitat
    Kleist war ein guter Schriftsteller, keine Frage, aber sein Leben war für ihn selbst die Hölle. Zu Hesse möchte ich mich jetzt nicht wirklich äußern. Nur das er mit seinen Werken schon vielen, auf verschiedene Art geholfen hat.
    Mir hat er auch geholfen. Dann hab ich Nietzsche gelesen...

  8. #8
    Zitat Zitat
    Ich kenne genug Leute, die eine offensichtliche oder unterschwellige kulturfeindliche Haltung einnehmen und die das Denken am liebsten sein lassen würden.
    Hach, wenn der Wille doch reichen würde.Würde einen von vielen Dingen, die einen vorher bedrückt haben, befreien, und man könnte sie dann leichter ertragen oder ganz fallen lassen.

  9. #9
    Und was willst du damit nun sagen?

  10. #10
    Zitat Zitat
    Und was willst du damit nun sagen?
    Verstand nervt. Unsere Vorfahren, die noch auf den Bäumen rumgekraxelt sind, hatten deutlich weniger Sorgen als wir heute.

  11. #11
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Verstand nervt. Unsere Vorfahren, die noch auf den Bäumen rumgekraxelt sind, hatten deutlich weniger Sorgen als wir heute.
    Wenn ich mich recht entsinne, stammt die These von Rousseau und nicht von unseren Vorfahren.

  12. #12
    Zitat Zitat
    Wenn ich mich recht entsinne, stammt die These von Rousseau und nicht von unseren Vorfahren.
    Ich hab auch nie was anderes behauptet...

  13. #13
    Zitat Zitat von Liferipper Beitrag anzeigen
    Ich hab auch nie was anderes behauptet...
    Dann ist dir bewusst, dass Rousseau und alle vor ihm den "Edlen Wilden" nicht als faktische Gestalt sondern als Negation der Menschen seiner Zeit zeichnete. Es gibt eine Linie, den Wilden als moralisches Vorbild zu deuten, indem man ihn als Negation der verdorbenen Sitten der Zeit zeichnet, die von den Römern bis Rousseau reicht. Der Wilde selbst ist allerdings ein Leerobjekt, wie er wirklich lebt interessiert nicht.

    Mir kommt es vor, als ob du dieser Linie folgst und unsere tierhaften Vorfahren blos als Negation deiner eigenen Probleme zeichnest. Den armen Tierchen den Verstand abzuerkennen, blos weil er dich bedrückt ist doch ein wenig perfide?

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