Computer- oder Videorollenspiele als erzieherische Maßnahme halte ich für Schwachsinn. Ein Rollenspiel kann natürlich [geringfügig] erzieherischen Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes nehmen. Allerdings betrifft das alle Geschichten und Erzählungen — egal ob Filme, Bücher oder sonstige Medien. Zudem halte ich die Wirkung, die ein Rollenspiel auf ein Kind hat, für eher gering. Anders ausgedrückt: Sollte es wirklich der Fall werden, dass ein oder mehrere Rollenspiele das Kind erziehen, sollte man tunlichts klären wo denn die Eltern geblieben sind, denn das ist schließlich deren Aufgabe, und nicht die irgendeines Computerrollenspiels. (Und weil es hier am Rande thematisiert wurde: Ein Erziehungs-RPG würde sicher bereits am mangelnden Interesse des Kindes scheitern. Kaum ein Kind spielt freiwillig ein Spiel wo es nicht wenigstens ab und zu mal etwas kracht.)

Aber zurück zum eigentlichen Thema: Ich glaube nicht, dass dieses angesprochene RPG in der Lage ist ein halbwegs normales Kind zu einem Mörder zu machen. Das hat zwei Gründe. Erstmal wegen der von mir angesprochene geringe Wirkung von Spielen und zweitens — geben wir es doch einfach mal zu — wegen der Tatsache, dass es ein RPG-Maker-Spiel ist. Ist doch wahr. Da krallt sich jemand den RPG Maker 2000, bastelt sich in zwei Tagen ein mehr oder minder mittelmäßig designetes Spiel zusammen (jedenfalls optisch) und verbreitet die Kunde via Youtube-Werbung. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass jemand einen halbwegs bequemen Weg gesucht hat sich an dem Thema vor anderen in Pose zu setzen. Möglichst wenig Programmierarbeit reinstecken, sich möglichst wenig ums Spieldesign kümmern, aber ein Maximum an Aufmerksamkeit einstecken? Klar! Einfach ein möglichst fragwürdiges Maker-RPG zu einem Ereignis erstellen, das jedem in die Knochen gefahren ist. Wie wär's als nächstes mit einem RPG zu 11. November? Mit RTP-Schlosstürmen als Hochhäusern und man natürlich selbst als Mohammel al Alex, Entführer einer Boing mit RTP-Stühlen und Steinböden. Bringt sicher die gleiche Wirkung — wenn nicht noch mehr, jedenfalls bei bestimmten Staatsbehörden — und ist genauso scheiße.

Ganz allgemein hat sich bei mir die Auffassung gefestigt, dass Spiele nur einen zerstörerischen Einfluss auf die potentiellen Amokläufer haben, die ohnehin kurz davor stehen es zu tun, und das Spiel dann eigentlich nur noch als fadenscheinige als Ausrede für sich selbst brauchen, um ihr Vorhaben gewissermaßen durch irgendjemanden oder irgendetwas bestätigt zu sehen.