"Manche Bücherfreunde behaupten, dass die Gedichte von Rilke wertvoller seien als die Abenteuer von Donald Duck. Sie unterscheiden zwischen höheren und niederen Werten bei der Beurteilung von Büchern. Sie haben eine Wertordnung. Wenn man ihnen sagt, dass ihre Wertordnung mit der Erziehung, der sozialen Stellung ihrer Eltern, dem Geburtsland, usw. zusammenhängt, dann ärgern sie sich. Sie fühlen sich relativiert.Zitat
Wenn man sie sehr reizt, dann sagen sie vielleicht: Es muss doch schließlich absolute Werte geben! Sie meinen damit ihre eigenen." (Adolf Holl)
Feuchtgebiete habe ich als extrem langweilig empfunden. Vllt n bisschen toll/erschreckend für Leute die nicht mit gore oder ähnlichem zu tun haben, aber für mich wars einfach nur langweilige Hirnwichse.
Hab btw das Hörbuch gewählt da mir dieser Lappen nicht wertvoll genug erschien um ihn auch als Buch zu kaufen. Letztendlich war sogar das Hörbuch ein großer Fehler und verschwendete Zeit.
Die Frau soll sich lieber wieder bei Viva oder so einschleimen undn neues Fast Forward moderieren, alles andere ist scheiße.
vornherweg: als ich das buch zum ersten mal (auf dem klo bei einer freundin) lesen wollte, kam ich nicht weit, da ich es schlichtweg uninteressant fand
allerdings habe ich mir das hörbuch geliehen und fand es fantastisch kurzweilig und humorvoll und herrlich entspannend
aber zum eigentlichen thema, warum wir die feuchtgebiete brauchen:
1. eklig oder nicht, die protagonistin hat ein körperempfinden dass den jahrtausendelangen menschlichen selbsthass/ekel überwindet
2. desweiteren thematisiert es eine tabuisierte sexualität, die in der gesellschaft zwar allgegenwärtig ist (werbung, filme etc.), über die aber nicht gesprochen werden darf. dies ändert sich zwar, wird aber immer als schockierend wahrgenommen
3. die protagonistin ist eine frau. eine frau die ihr körperlichkeit in den mittelpunkt stellt ohne den weiblichen rollenbild zu unterliegen. sie hat eine aktive sexualität und spricht darüber
es gibt natürlich bereits viele bücher die (weibliche) sexualität und thematisieren, die vielleicht (in deutschland) nicht so bekannt sind, weil sie nicht von einer moderatorin geschrieben wurden und die nicht so 'eklig' sind und in denen es auch mehr handlung/action gibt (hatt eigentlich kein problem mit der handlung bei den feuchtgebieten, aber was solls). zum beispiel:
tipping the velvet (die muschelöffnerin) von sarah waters
godspeed (götterspeed) von lynn breedlove
oder auch die klavierspielerin von jelinek
sie gehen natürlich alle anders mit dem thema um und sind nicht so körperzentriert oder locker in der sprache, weshalb ich denke, dass die feuchtgebiete auf jedenfall einen wichtigen beitrag zur literaturwelt/popkultur darstellen
Es gibt auch Leute, die meinen, dass dieses Buch die Frau auf ihre "sexuelle Aktivität" reduziert und dementsprechend wieder in eine recht eindeutige Rolle steckt. *schulterzuck*Zitat
Am Ende ist der Aufstand wohl völlig übertrieben.
läuft letztlich immer auf die interpretation raus. mit der reduzierung auf sexualiät interpretiert man das ganze wieder sehr regressiv, bleibt dass die protagonistin hier wenigstens aktiv beteiligt ist und nicht nur auf passive zuschreibungen reduziert bleibt. aber ich bin auch weit davon entfernt daraus das neue evangelion machen zu wollen
Zur Wirkung des Buches:
Ich glaube nicht, dass das Buch die Funktion haben wird, die Hemmschwelle zu senken in Bezug auf das was man über Sexualität sagen darf und was nicht. Im Gegenteil. Menschen, die schon vor dem Erscheinen von "Feuchtgebiete" nicht gerne über ihre Körpervorgänge, -flüssigkeiten, etc. geredet haben, werden sich durch das Buch nur noch mehr von diesem zunehmenden Exhibitionismus abgestoßen fühlen.