Zitat Zitat von Eynes'Prayer Beitrag anzeigen
In Großbritannien konnte man jüngst einem todkranken Mann bei der Selbsttötung zuschauen, [...]
Hierzu sei angemerkt, dass die primäre Intention dahinter keineswegs darin bestand, die Sensationsgeiheit der Konsumenten zu befriedigen, sondern die Gesellschaft ein Stück offener für die freiwillig gewählte Sterbehilfe zu machen. Sicher haben auch viele eingeschalten weil, boah, da einer stirbt. Wenn du allerdings damit ausdrücken willst, dass die Macher alleine dieses Ziel verfolgt haben, liegst du daneben.

Ansonsten gebe ich dir allerdings Recht. In "Feuchtgebiete" geht es nicht ausschließlich darum, irgendwelche Ekel-Tabus zu brechen und möglichst viele abstoßende Dinge in einen Roman zu packen. Es geht darum, eine neue Offenheit zu etablieren, die aber nicht zwangsläufig in medial verpackten Exhibitionismus enden muss. Es gibt immer noch genug Menschen, die es trotz oder vielleicht sogar wegen des in der Öffentlich gefeierten Themas "Sex" nicht schaffen, über ihre persönlichen Tabus hinaus zu kommen und danach womöglich ein glücklicheres Leben zu führen. Zu stark sind von Gesellschaft und Erziehung auferlegte Moralvorstellungen, die in manchen Fällen zwar recht nützlich sein können, oft aber auch nur behindernd wirken.
Nicht, dass Roches Buch das jetzt mit einem Schlag überwinden könnte. Aber wenn man fragt ob es gut ist, dass es "Feuchtgebiete" gibt, würde ich deswegen auf jeden Fall "Ja" sagen - und wenn's nichts nützt, hat man immerhin ein bisschen Zeit vertan.