Das Prägnante an dem Buch sind doch nicht nur die perversen Attribute dieses Buches. Es ist doch vielmehr die Zusammensetzung aus Faszination und Abscheu (zumindest war es bei mir so).

Außerdem leben wir in einer Gesellschaft, die man alleine mit dem Wort Sex (uuuuh, he said it, fuck yeah!) nicht mehr schockieren kann. Da muss schon her. Diese Standarte hat sich sogar schon in der Oper und im Theater wieder eingefunden (ich glaube, es ist mittlerweile einfach unmöglich, ein modernes Theaterstück zu sehen, in dem kein nackter Mann zu sehen ist...).
Charlotte Roche geht also einfach nur mit dem Trend. Und wenn man mich fragt, ob das Buch gut ist würde ich sagen:
vielleicht nicht gut, aber es hat jetzt schon Kultstatus erreicht.
Und wenn ihr euch erinnert (ich weiß, dass ich jetzt für den Vergleich noch gerügt werde): Auch Leute, wie Kleist, Schiller und sogar Komponisten wie Strawinsky und Schubert wurden damals verteufelt, weil sie zu offen waren, zu sehr in die Extreme abgedriftet sind. Und heute sind sie Pflichtlektüre in der Schule.
Versteht mich nicht falsch, ich will damit nicht sagen, dass "Feuchtgebiete" jemals als Unterrichtsbuch auftauchen wird, über das dann im Abi geschrieben wird ("Inwiefern hat die Sexualität in dem Buch Bezug zur Realität? Vergleichen sie mit Dieter Bohlens Biographie"). Aber es wird auf jeden Fall so sein, dass in Zukunft noch weitaus "härtere" und schockierendere Werke erscheinen werden, so, dass wir wahrscheinlich irgendwann auf die "Feuchtgebiete" schauen und uns denken: Ja und?
Aber immerhin war es das Erste

So, ich glaube, ich bin etwas vom Weg abgekommen, was ich eigentlich sagen will: Das Buch ist ganz okay, man sollte es imho mal zumindestens in der Hand gehabt und darin geblättert haben, bevor man darüber urteilt. Aber den Status eines Kultbuches hat es imho schon jetzt.