Zitat von Ianus
Ich lese die Literatur immer noch zu meiner Unterhaltung und dementsprechend weit gestreute Themen behandeln die Bücher. Momentan zu meiner Seite habe ich zum Beispiel "The Patterns of Warfare Through the Eighteenth Century" von Larry Addington. Ein schrecklich eurozentrisches Buch. Man kann in den Reden des Buddha mehr über indische Kriegsführung erfahren als in diesem Fachwerk und seit 1990 ist den Leuten aufgefallen, wie viele Armbrüste die Chinesen verwendet haben. Seine Theorie zu Schusswaffen ist ebenfalls durch bessere, unterhaltsamere Untersuchungen relativiert worden. Vor zehn Jahren war das Buch mal annehmbar, inzwischen ist es einer Neubearbeitung bedürftig um dem Titel gerecht zu werden.
Das fasziniert mich an Fachliteratur: Es ist ein Fortschritt feststellbar, sowohl im Leser als auch in den Büchern selbst. Das Buch ist nicht nur ein Stück Papier, sondern Leser arbeiten damit und reagieren kreativ darauf. In der Romanliteratur oder im Fantasy wird mir dieser Prozess nicht werkimmanent bewusst - will ich den Fortschritt in der Literatur erkennen, muss ich Bücher über kritische Theorie, über Poststrukturalismus oder sonstige Themen lesen. Da der Roman seine Theorie und seine Arbeitsweise verhüllt, hält er mir einen Genuss vor, den ich so wie es ist nur aus Fachliteratur ziehen kann.
Bin ich denn wirklich der einzige, der den Fortschritt der Erkenntnis als Selbstwert genießt?
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