Ist das Action-RPG am Ende?
Vom Soma Bringer Thread inspiriert, habe ich mal wieder über die Situation des zu 16-Bit Zeiten so glorreichen Action RPGs nachgedacht, und leider erscheint mir persönlich die Lage mehr als ernüchternd zu sein.
Blicken wir doch mal zurück: zu 16-Bit Zeiten hat es da vor Highlights nur so gewimmelt, man denke nur an Terranigma, Illusion of Gaia/Time, Soul Blazer, Secret of Mana, Seiken Densetsu III, Secret of Evermore, Popful Mail, die Ys Reihe, Landstalker...für Fans eine wundervolle Ära.
Doch schon zu 32-Bit Zeiten nahm die Zahl der Highlights mehr und mehr ab: für die PlayStation fallen mir spontan nur Brave Fencer Musashi und Legend of Mana als Beispiele für "klassische" Action-RPGs ein, wobei beide Spiele einen eher zwiespältigen Ruf haben (verglichen mit der fast einstimmigen Verehrung für SoM oder Terranigma). Auf dem Saturn ein Shining Wisdom und ein eher schlecht angenommenes Dark Saviour, und auf dem Nintendo 64 schon mal gar nichts (Zelda ist für mich doch eher Action/adventure).
Und zu 128-Bit Zeiten, also heute? Auf dem Dreamcast floppte ein Climax Landers, der GameCube und die Xbox waren in der Hinsicht eh Ödland, und auf der PlayStation 2? Da gab es zumindest die Kingdom Hearts Reihe als richtiges Highlight, auch Dark Cloud 2/Dark Chronicle hatte zumindest sehr gute ansätze. Ys VI war auch eine positive Überraschung, aber dann gab es auch die richtigen Enttäuschungen (die meisten konnte ich leider nicht spielen, aber das negative Echo der Fans hat mich doch ernüchtert): die langsam aber sicher zugrunde gehende Shining Reihe, Dawn of Mana, Musashi Samurai Legend (lahmarschig und mit der übelsten Sprachausgabe seit langem...)...alles eher unbeeindruckend.
Auf den Handhelds war es auch nicht viel besser: Shining Soul 1 & 2 sind eher lauwarm empfangen worden, Kingdom Hearts Chain of Memories wird mit der Zeit zu eintönig, Final Fantasy Crystal chronicles scheint wieder nur was für multiplayer zu sein, Sword of Mana wirkte einfach unfertig und schlecht ausbalanciert, Children of Mana grenzte an eine Frechheit (mittlerweile hasse ich das Spiel für das verschwendete Potential), Magical Starsign konnte mich bislang nicht so überzeugen (trotz großer Hoffnungen aufgrund des guten Ansehens des Vorgängers)...alles eher enttäuschend, auch wenn Crisis Core doch ein Highlight zu werden scheint und die beiden Kingdom Hearts Teile Hoffnung machen.
Was mir dabei besonders missfällt, sind die enttäuschten Erwartungen. Viele der Titel wurden von uns RPGlern heiß erwartet, insbesondere die neuen Mana Games, nur um mitanzusehen, wie unsere Hoffnungen den Bach runtergingen. Was ist also mit dem Action-RPG passiert? Hier sind zumindest meiner Meinung nach einige Entwicklungen, die in den letzten Jahren zu diesem abschwung geführt haben:
- schlechte künstliche Intelligenz, siehe Sword of Mana: bei einem Action-RPG mit Kumpanen ist das besonders schmerzhaft, wenn die Charaktere an jeder Ecke hängen bleiben und in jedem Kampf blind ins Verderben rennen. Das war sogar bei Secret of Mana der Fall, aber das Spiel ist auch über 10Jahre alt. Heutzutage darf man auf einer besseren Hardware auch eine bessere KI erwarten.
- mieses Dungeon Design aus dem primitiv-Baukasten. Im Ernst, einige Spiele wirken in der Hinsicht so, als hätte ein Amateur mit dem RPG Maker (oder dem Dungeon Maker) rumgespielt und seine schlechtesten Leistungen in ein richtiges Spiel eingebaut. Rogue Galaxy ist hier mal wieder ein warnendes Beispiel mit seinen öden, leblosen und lanweiligen Dungeons (was für eine Qual). Was mich auch gleich zum nächsten Punkt bringt...
- zufallsgenerierte Dungeons. Mal ganz im Ernst, es gibt nichts billigeres als Zufallsdungeons, und die meisten Spiele, die dieses System benutzen (und nicht zu diesen grottigen Dungeon Explorer oder den zahllosen Chocobo/Pokémon/Torneko no Dungeon games gehören), sind ein Fall für die Tonne (okay, Growlanser III: The Dual Darkness nehme ich da mal raus - da stimmen wenigstens Spielsystem, Präsentation und Story). In meinen Augen zeugt das von Faulheit seitens der Entwickler, auch von mangelnder Ambition (man hätte sich im Mana-Team ja auch mal Gedanken über ein richtiges DS Mana machen können, mit richtigen, memorablen Lokalitäten, aber nein...)
- wo sind die Städte und Oberwelt Reisen hin? Bei Dawn of Mana gibt es, soweit ich weiß, nicht eine einzige Stadt und keinerlei Oberwelt Reisen, nur die lahmen Kampfareale. Bei anderen Machwerken wie Children of Mana oder Musashi gibt es gerade mal ein einziges Örtchen und belanglose NPC Interaktion. Das war doch ein richtiger Spaßfaktor seinerzeit: humorvolle Dialoge und einige Nebenmission oder Gegenstände abseits der Story zu entdecken (siehe Terranigma und die Städteentwicklung). Ys VI kommt diesem Konzept noch am nähesten, wie ich finde.
- idiotische Neuerungen. Man denke nur an das Level-Up System von Dawn of Mana
- schlechte Kamera. Die ist besonders bei einem Action-RPG Gift, und bei Rogue Galaxy hat sie mir jeglichen Spaß genommen, wenn diese Mist-Kamera mal wieder DIREKT hinter dem Chara justiert wird (und dieser transparent wird)
- schlechte Stories. Hier erwähne ich trotz der großen Auswahl nur Rogue Galaxy. Was hier nämlich geleistet wurde (oder besser gesagt "nicht" geleistet wurde...), ist einfach nur eine Frechheit. So eine unfassbar dumme, mit peinlichen Dialogen und noch peinlicheren Charakteren (bis auf Lilika und Zegram) durchsetzte Story ist mir selten untergekommen. Einmal habe ich sogar das Pad aus Wut über die Story auf den Boden geworfen (passiert den meisten wohl eher selten, und wenn dann nur wegen mieser Steuerung oder unfairen Stellen): um nicht zu spoilern, sage ich nur: die Frau und ihr ach so armes Kind. Klingelts? Auf jeden Fall sollten sich die Entwickler für so etwas bodenloses schämen, denn auf solch eine billige, offensichtliche und peinliche Art Pathos und Mitleid für Charas zu erzeugen, ist einfach nur arm und zeugt von wenig Talent bis null Talent für das Schreiben fesselnder Geschichten (besonders das WIE und WIE OFT ist hier ausschlaggebend). Andere Action-RPGs erzürnen mein Gemüt dagegen durch ihre Banalität und schlecht gestaltete Baukasten Charaktere ohne Hintergrund
- der Sprung ins 3D Terrain ist vielen Spielen nicht gut bekommen, was zu den genannten Kamera Problemen führt (und manchmal auch zu einer ziemlich hässlichen Präsentation)
Tja, wie ihr sehr, sind mir persönlich einige Titel in der letzten Zeit sauer aufgestoßen, bei anderen großen Namen wie Final Fantasy crystal chronicles für den DS, für die ich große Hoffnungen hatte (es hieß ja, dass es auch für Single-Player interessant sein sollte...da hofft man doch auf eine Art Secret of Mana in 3D...), hat mich das Fan Echo erst mal wieder auf den Boden der Tatsachen runtergeholt.
Nun hoffe ich, dass Soma Bringer der Rettungsanker wird - die Story dürfte schon mal besser sein als in allen anderen Action-RPGs der letzten Zeit (sagen wir es mal so: Tetsuya Takahashi und Soraya Saga haben mehr Talent in ihren kleinen Fingern, als die Story-Crew von Rogue Galaxy zusammen), jetzt muss nur noch der Gesamtaufbau stimmen (also mehr als nur eine Stadt, eine Art zusammenhängende welt, die man eventuell auch ausgiebig erkunden kann, viele interessante NPC Gespräche und side-quests usw.).
Dennoch waren die letzten Jahre voller Enttäuschungen...wie seht ihr die Lage?