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Waldläufer
Chorrol
Elendil hatte langsam die Nase voll. Ein Patient so nervig wie der andere. Erst dieser Kreischhansel von gestern wieder, dann die Sache mit der heißen Salbe und nun dieses noch. Himmel, er hatte diesen Verband nicht drübergeworfen, aber er war sich absolut nicht sicher, ob er damit nicht gleich entweder die Bäuerin oder Naasira, am besten aber gleich beide erwürgen würde.
Doch endlich war die Bretonin zufrieden. Jedenfalls führte sie sich nicht mehr auf, als würde Elendil Verbände nur zu einem Zweck benutzen, nämlich, um sie, Naasira zu ärgern.
Für heute war der Rundgang jedenfalls endlich beendet. Naasira verabschiedete sich und sie verblieben dabei, dass es am nächsten Morgen weitergehen sollte.
Während Elendil zurück zur Herberge schritt, überlegte er, ob bei ungeduldigen Heilerinnen wohl ein Stille-Zauber der besonderen Art nutzte. Ein bißchen abgewandelt und schon konnte sie ihn nicht mehr entnervt anschreien. Mit Verbänden zu knebeln wäre natürlich auch eine Möglichkeit.
Ach was, dachte er dann. Wer solches Gänseschmalz herstellt, darf sich auch mal aufregen. Zwar gab es zwischen den beiden Dingen keinen wirklichen Zusammenhang, aber das war dem Magier und Alchemisten egal. Er war schlichtweg müde für heute.
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Waldläufer
Chorrol
Wild fächerte Naasira mit der freien Hand um endlich die weissen Pulverschwaden zu vertreiben, die Ihr die Sicht nahmen. Eines der verfluchten Säckchen war Ihr aus dem Arm gerutscht und zu Boden gefallen. Natürlich war das Sackleinen alt und brüchig und natürlich musste der Sack aufplatzen und ebenso natürlich stand sie nun in einer weissen Staubwolke und spürte eine heftige Niesattacke kommen. Zwischen zwei besonders heftigen Niesern erkannte sie mit tränenden Augen eine Gestalt im Pulverdunst.
Sie vermutete Ihren Schüler in dieser Gestalt und hob nur eine Hand, zum Zeichen das sie gleich für Ihn da war. Langsam senkte sich der feine Staub auf Tisch, Stuhl und Boden. Mit einem Seufzen schüttelte die Bretonin die letzten Reste aus Ihren Locken.
"Wie werden heute....." HATSCHI..."...pulvern. Ähm, Pulver herstellen." Ich vermute mal Ihr habt Euch bisher nur mit Tränken beschäftigt. Diese sind wirklich schön und gut, doch wahnsinnig unpraktisch für unterwegs." Mit einem Seitenblick auf den verdreckten Boden fügte sie noch hinzu "Auch wenn sie Ihre Nachteile haben."
Die Priesterin wies auf die verschiedenen Wurzeln und Blätter die sie gerichtet hatte. "Nicht alle Zutaten können wir zu Pulver verarbeiten, doch alle Pflanzen und Zutaten die von selbst schon sehr trocken sind, können wir hervorragend dafür verwenden. Wichtig ist das Trocknen an sich und auch die spätere Lagerung." Damit begann sie dem Magier zu erklären worauf er zu achten hatte, sollte er Wurzeln und Blätter oder Blüten trocknen. Sie holte verschiedene Kräutersträußchen vom Dachboden herunter, die sie dort an einem Deckenbalken zum Trocknen aufgehangen hatte. Wurzeln lagen auf den Fensterbrettern. Im Haus hing immer der Geruch von frischen Pflanzen.
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Waldläufer
Chorrol
Elendil war etwas fassungslos gewesen, als er ahnungslos hereinkam und eine von Kopf bis Fuß gepuderte Naasira erblickte. Er hatte zwar schon davon gehört, dass weibliche Wesen zur Verschönerung häufig Puder benutzten, jedoch hatte die Bretonin sowas eigentlich gar nicht nötig und zudem war ihm neu, dass man dafür solche Mengen benötigte. Frauen, wer konnte sie schon verstehen!
Doch dann erklärte sie ihm, was es mit diesem pudrigen Zeug auf sich hatte. Praktisch? Sicherlich nur, wenn das Zeug in den Beuteln bliebe. Aber dann war es sicherlich viel leichter und angenehmer zu tragen als die ganzen Fläschchen.
Er lauschte ihr sehr interessiert, während sie ihm erklärte, aus welchen Pflanzen und Wurzeln man Pulver herstellen konnte und die verschiedensten Wurzeln, Pflanzen und Kräuter herbeiholte. Das Haus roch bald nicht mehr nach Pulver, sondern frisch und angenehm. Gedankenverloren starrte er die ganzen Pflanzenteile an. "Wie sieht es mit Belladonna aus?" fragte er plötzlich. Belladonna, in ganz geringen Maßen, konnte Herzanfällen ihre Gefährlichkeit nehmen. Doch nur ein bißchen zuviel davon und der Patient würde im Grab landen. Es kam hier, wie immer in der Alchemie, auf die Dosis an. Doch er wollte es wissen. Er war ein ziemlich alter Elf und wer wusste, wann er selbst irgendwas gegen Herzkrankheiten benötigen würde.
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Waldläufer
"Belladonna lasse ich nie einem Patienten zurück. Die Gefahr das er sich unabsichtlich damit tötet ist riesig. Die Früchte getrocknet und dann gepulvert sind sehr wirkungsvoll. Um ein Herzleiden damit zu behandeln müsst Ihr eine sehr kleine Menge dieses Pulvers auf eine sehr grosse Menge eines harmlosen Pulvers geben. Und auch die Verarbeitung ist schon sehr gefärhlich. Die kleinste Menge eingeatmet, dazu noch Pulver auf der Haut und Ihr bekommt bereits heftigste Beschwerden. Zweifelsohne ist es sehr nützlich, doch auch sehr gefährlich.
Ich bevorzuge da eher Mutterkrautzweige. Bei leichteren Fällen helfen diese auch und das Belladonna ist für mich nur im schlimmsten Fall ein Mittel der Wahl."
"Es gibt auch noch andere Pflanzen, die in kleinen Mengen nutzen und in Grossen schaden. Die Feuer- oder Frostsalze, Blutgras, Harradawurzeln.........leider sind sie auch nur unter grossen Gefahren zu erlangen. Ein rechtes Ärgerniss" fügte die Heilerin mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln hinzu.......
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Waldläufer
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Damit hatte Naasira unbestreitbar recht. Auch Elendil war nicht begeistert davon, dass man bestimmte Pflanzen nur in den Oblivion-Ebenen auftreiben konnte. Wie sollte man wohl dahin kommen und wer würde außerdem freiwillig so etwas betreten. Nur ein Lebensmüder oder ein großer Held. Wobei - wenn er an seinen Traum zurückdachte, dann würde Tamriel einen großen Helden benötigen oder untergehen. Wie auch immer, er, Elendil Sunlight, war zum Helden jedenfalls nicht geboren. Er war - kurz gesagt - zu alt für diesen Scheiß.
Also Mutterkrautzweige. Wenigstens etwas, welches im Zweifelsfall einem alten Alchemisten hilfreich sein konnte.
"Ich danke Euch für die Auskunft", erwiderte er daher und schaute Naasira abwartend an, während er fragte: "Und nun?"
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Waldläufer
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Für den Rest des Tages arbeiteten sich Naasira und Elendil Stück für Stück durch die Säckchen. Sie lies den Magier an den Pulvern riechen, damit er erraten konnte worum es sich hierbei handelte. Danach zeigte sie Ihm die benötigte Menge des Pulvers und erklärte wie man es verwendete. Manche davon rührte sie ins Wasser ein. Manche wurden aufgekocht, andere über Nacht drinnen ziehenlassen.
Doch es gab auch welche, die man einfach so in offene Wunden streuen konnte oder sie auf der Haut verrieb.
War die Bretonin bei den Bauern in der Umgebung unerwegs, lies sie Ihre Salben zuhause und verlangte bei den Patienten nach etwas Gänseschmalz oder anderem Fett. Dort wurde die Salbe frisch angerührt. Am Ende des Tages waren die Finger der Priesterin eher grün. Ein für sie ganz gewöhnlicher Anblick. Meistens umgab sie ein herber Geruch nach Kräutern und Wurzeln und die Fingernägel schienen schon gar nichtmehr den leichten Grünstich loszuwerden.
Als die Dämerung bereits hereinbrach wandte die Bretonin sich an den Magier:"Ich habe Euch alles gezeigt was ihr zum Heilen benötigt, nun müsst Ihr das gelernte durch anwenden verinnerlichen. Dann könnt Ihr erst auf die nächsten Stufen des Wissens steigen." Die Bretonin mussterte den Altmer nachdenklich. Die Gespräche mit Ihm würden Ihr fehlen, denn er war ein gelehrter Mann. "Es war mir eine Freude Euch zu unterrichten." Sie lächtelte Elendil zu.....
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Waldläufer
Chorrol
Der Tag war erneut wie im Flug vergangen. Und nun erklärte ihm die Bretonin, dass seine Lehre vorbei war. Elendil empfand irgendwie Traurigkeit, Enttäuschung. Er hatte sich an die temperamentvolle gebildete Frau gewöhnt. Sie würde ihm fehlen. Doch bemühte er sich, sich dies nicht anmerken zu lassen.
"Ich danke Euch von Herzen, dass Ihr Euer Wissen mit mir geteilt habt", sprach er steif und merkte auf einmal, wie wenig er gewohnt war, nette Worte auszusprechen. Er konnte es einfach nicht. Hatte es nie gelernt und seit seiner Jugend niemals wieder gebraucht. Noch einmal legte er 20 Septime auf den Tisch, nickte der Heilerin zu und verließ eilends ihr Haus. Und ertappte sich bei dem Gedanken, dass er inbrünstig wünschte, dass die Neun allezeit sie behüten und schützen sollten und dass Akatosh selbst ihr ein gutes und friedliches Leben bescheren sollte. Und vielleicht, nur vielleicht würden sie einander noch einmal in diesem Leben treffen. Der alte Magier und die junge Heilerin. Doch vorerst blieb dies nur eine vage Hoffnung, ein Wunsch, den er besser verdrängte, wenn er nicht sentimental werden wollte.
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