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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Andasreth
Der Blick des Großmeisters hatte sich verändert. Dies fiel Tarrior sofort auf. Die Überheblichkeit, mit der er zuvor auf ihn herabgesehen hatte, hatte sich nun in aufmerksame Vorsicht gewandelt. Der Kaiserliche musterte sein gegenüber sehr genau. Tarrior konnte die durchdringenden Blicke fast schon körperlich spüren. Kurz darauf nahm der Großmeister die Position seines besiegten Adjutanten im Aschering ein. „Interessant. Ihr seid ein stärkerer Magier als euer niedriger Rang in der Gilde vermuten lassen würde, aber ein einfacher Berührungszauber ist noch keine höhere Kunst. Und noch dazu seid ihr wohl, was selbst für einen Dunmer erstaunlich ist, gegen Feuer völlig immun. Zumindest zeigten selbst die stärksten Feuerzauber auf euch keine Wirkung. Ich werde euch nicht unterschätzen. Ralvit konntet ihr täuschen, in dem er seinen Zaubern ausgewichen seid, obwohl ihr das nicht musstet, aber Ralvit ist, nun ja, nicht dazu geschaffen viel zu denken. Mit mir werdet ihr nicht so ein leichtes Spiel haben. Ich bin Lord Magnus Castellan, Großmeister der Liga der Magischen Gewalt und Meistermagier der Kampfmagier der Magiergilde. Ich werde nicht zulassen, dass ihr unseren Bund zum Gespött macht“: sprach der Magier zu ihm. Tarrior verzog das Gesicht. Der Mann würde wohl nicht einfach Opfer seiner Überheblichkeit werden, wie Ralvit Opfer seines eigenen Jähzorns geworden war. Ihm stand wohl ein harter Kampf bevor. Allerdings gab es noch einen Trumpf. Zwar wusste Magnus nun um seine Feuerimmunität, doch hatte er sein magisches Potential noch nicht offenbart. „Er geht davon aus, dass ich nur über rudimentäre magische Fähigkeiten verfüge, weil ich in der Gilde nur so einen niedrigen Rang innehalte und daher auch keine Ausbildung für Fortgeschrittene durchlaufen habe. Wenn er wüsste, was ich alles gelernt habe“: überlegte Tarrior und ein diabolisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er fand es aber besser, wenn er seine Stärke noch eine Weile verbarg. Wie bei dem Bretonen konnte hier der richtige Moment absolut entscheidend sein. „Möge der Kampf beginnen“: ließ der Großmeister verlautbaren und stürzte los. Der Dunmer noch ganz in Gedanken wurde von dem plötzlichen Angriff überrascht. Sein Gegner führte ein eigentümliches Silberschwert, dessen Klinge wellenförmig gearbeitet war. Die Waffe war mit mehreren blauen Edelsteinen verziert und das Metall schimmerte vor pulsierender Magie. „Schon wieder eine verzauberte Waffe“: erkannte Tarrior genervt, als er sich mit einer schnellen Drehung in Sicherheit brachte.
Ein stechender Schmerz fuhr durch seine Seite. Die Bewegung kam zu schnell. Der Schmerz verhinderte, dass er seine Waffe zog und so war er einem weiteren Angriff des Großmeisters ausgesetzt, der ebenfalls schnell herum wirbelte. Die Klinge kratzte über Tarriors Bruststück. Er hörte nur noch ein Knistern, bevor er den brennenden Schmerz auf seiner Haut fühlte, als die Schockmagie durch die Rüstung direkt in seinen Körper geleitet wurde. Keuchend taumelte er zurück, doch Magnus setzte ihm augenblicklich nach. Ein gezielter Hieb in Richtung seiner rechten Hand, verhinderte abermals, dass er seine Waffe ziehen konnte. Auch konnte er sich nicht schnell genug bewegen, um aus der Reichweite der Blitzklinge zu kommen, denn die Rüstung behinderte ihn noch mehr, als zuvor. Weitere prasselnde Schläge folgten und nötigten Tarrior einen einfachen Schildzauber ab, der die Klinge kurzerhand etwas ablenkte und so direkte Treffer verhinderte. Doch das Ausweichen fiel ihm jedes Mal schwerer. Die Erschöpfung des letzten Kampfes steckte noch in seinen Knochen und Magnus trieb ihn noch mehr an als Ralvit. „Pah dieser Schildzauber ist viel zu schwach. Er wird mich nicht aufhalten“: brüllte der Großmeister und stieß mit seiner Klinge nach vorne zu. Leider hatte er damit Recht. Tarrior verstand sich kaum auf Schildzauber. So glitt die Klinge einfach hindurch traf auf die Rüstung. Er konnte spüren, wie das Schwert von der Schockenergie durchpulst und damit noch schärfer das Rüstzeug zu durchdringen begann. Er erkannte eine knappe Chance und ließ sich in einer abgehackten Drehbewegung zur Seite fallen. Da die verzauberte Schneide schon zu einem Stück in seiner Rüstung steckte, zog er somit mit seinem ganzen Gewicht daran. Sie verkantete sich und wurde dem Kaiserlichen einfach aus der Hand geprellt. „Verflucht!“: zischte Magnus als ihm die Klinge durch die Finger glitt und in den Staub fiel. Tarrior erhoffte sich davon einen kurzen Moment Ruhe, doch der Anführer der Liga hatte wohl andere Pläne. Statt die Waffe aufzuheben, hüllte er seine Hand in blaues Glühen und schlug nun mit den gepanzerten Fäusten nach ihm. Gerade noch eine Rolle schaffte Tarrior in dem unpraktischen Rüstzeug und sah mit Schrecken zu, wie die Faust den Boden traf und dort die Asche in splitterndes Eis verwandelte. Das Leuchten wurde nun noch stärker. Mit lautem Krachen riss er die Faust aus dem Eis und holte zu einem neuerlichen Schlag aus. Wieder drang er auf den Dunmer ein. Eine weitere mühevolle Rolle folgte. Seine Kraft war fast ausgereizt. Wenn er nicht aufstehen konnte, dann war er erledigt, doch der Großmeister wollte ihm diese offenbar nicht einräumen. Er war das Symbol seiner Liga und kämpfte fanatisch und unerbittlich gegen ihn, ohne auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Tarrior schluckte. Es gab nur eine Chance, ansonsten wäre er erledigt. Magnus nächster Schlag sauste auf ihn herab. Er sah die Faust auf sich zukommen. In seiner eigenen Hand hingegen knisterte bereits eine Menge Magie.
Die entstehende große Stichflamme, die Tarrior mit einem Aufschlag seiner Hand auf dem Boden auslöste, brachte den Ordensmeister von seinem Schlag ab und ließ ihn getroffen nach hinten wegtaumeln. Seine Hand war in einer reflexhaften Geste über das Gesicht gelegt. Doch sein langes Haar zierten nun angesengte Spitzen. Ein Geruch von verbranntem Horn lag in der Luft. Diese Verschnaufpause nutze der Dunmer nun, um aufzustehen und den Abstand zu dem Kaiserlichen noch weiter zu vergrößern. „Es hat keinen Sinn noch länger hinter dem Berg zu halten. Dieser Fanatiker will mich schnell erledigen. Zurückhaltung kann keine Taktik mehr sein“: schoss es ihm durch den Kopf und griff an seine Seite, um die Riemen des Brustpanzers zu lösen. Derweil hatte sich Magnus wieder gefasst. Als er die Hand herunternahm, erkannte Tarrior gerötete Augen, die den Flammen wohl etwas zu nah gekommen waren, aber noch allzu deutliche Blitze des Zorns verschossen. Auch sein Gegner schien die kurze Pause zu nutzen, um sich neu zu orientieren und ging langsam zu seinem Schwert hinüber, um es aufzuheben. Derweil fiel das Rüstzeug von Tarriors Körper und schlug mit einem dumpfen Geräusch in der Asche auf. Ebenso entledigte er sich der schweren Stiefel. Magnus schien keine Anstalten zu einem weiteren Angriff zu machen, sondern musterte ihn ebenso wie umgekehrt. Ein verwirrter Ausdruck stand dem Mensch ins Gesicht geschrieben. „Ihr legt diese Rüstung auf eure eigene Verantwortung hin ab. Wenn ich euch mit meiner Klinge tödlich verwunde, dann tragt ihr die Schuld selbst. Und glaubt mir. Noch einmal werdet ihr mich nicht mit so einer einfachen Feuerfontäne abhalten, noch einmal werde ich nicht darauf hereinfallen“: warnte ihn der Kaiserliche vor. Tarrior spuckte aus. „Danke für eure Fürsorge“: meinte er. Nur noch dieser Kampfmagier stand zwischen ihm und dem ersehnten Ziel. Er würde dieses Hindernis beiseite räumen.
Als der Dunmer nun auch sein Schwert und er seinem Gegenüber fest in die Augen schaute, meinte dieser wohl den richtigen Moment für einen Angriff gefunden zu haben und stürmte los. Die Reaktion des Dunkelelfen kam fast ebenso schnell. Mit einem lauten Kreischen verkanteten sich die Klingen einander, als ihre Waffenführer aufeinander eindrangen. Die silberne Schneide rutschte dabei über das Wellenmuster und erzeugte einen schrillen Ton, der in den Ohren schmerzte. Das Knistern der überspringenden Schockmagie war deutlich zu hören. Tarrior hielt jedoch mit seiner eigenen Kraft dagegen, indem er sie in Form von Feuer in sein eigenes Schwert fließen lies, was ein Brummen des Silberstahls zur Folge hatte. Arkane Funken sprangen an den Stellen, an denen sich die Klingen berührten, über. Seine Zähne knirschten und standen fest aufeinander, als er dem Kaiserlichen in die Augen blickte. Dessen Gesicht war ebenso von Anstrengung gezeichnet, doch auch in seinen Augen stand der unbedingte Wille nicht nachzugeben. Stattdessen lockerte der Gegner nur seinen Griff um die eigene Waffe, die sich nun unter dem Druck des gegendrängenden Silberschwerts gefährlich dicht an die Kehle des Menschen verlagerte und machte sich damit eine Hand frei. Umgehend ging ein blaues Leuchten von ihr aus und er streckte sie dem Dunmer entgegen. Tarrior konnte nur noch reagieren, stieß sich mit einem Ruck aus dem Zweikampf zurück und musste somit doch nachgeben, aber leider zu spät. Er spürte einen harten, kalten Schlag in seinen Magen krachen. Keine schützende Rüstung hielt den Frostzauber von ihm ab. Wie unter dem Aufprall einer Stahlfaust brach er in die Knie und krümmte sich nach vorne. Es dauerte einige Sekunden, bevor er überhaupt wieder atmen konnte. Durch tränenverschleierte Augen sah er erneut einen zustürmenden Großmeister. Seine Deckung war völlig offen und das Schwert wohl zum finalen Streich erhoben. Der Dunmer biss die Zähne zusammen rappelte sich zitternd auf und stieß einen Schrei aus. Dann leuchteten seine Hände in blutigem Rot und kurz darauf fegte eine große Kugel aus komprimierter Feuermagier auf den Kaiserlichen zu. Dieser stoppte abrupt und spürte enorme Hitze, als der Feuerball mit gewaltiger Wucht vor ihm explodierte. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Überraschung und Furcht ab, die Tarrior jedoch nur kurz auskostete, bevor er weitere Magie sammelte und neue Geschosse auf seinen Gegner abfeuerte.
Magnus konzentrierte sich immer stärker auf das Ausweichen, sodass er gar nicht bemerkte, dass Tarrior inzwischen wieder auf den Beinen war, zwar angeschlagen, aber noch nicht geschlagen und seine letzten physischen Kräfte für den, so hoffte er, entscheidenden Angriff mobilisierte. Er packte das Schwert fester, feuerte eine Salve weiterer schwächerer Feuerbälle ab und stürmte los. Sein Magen schmerzte und seine Kräfte waren von den zwei Kämpfen fast aufgebraucht, doch zwang ihn der Zorn über diesen jämmerlichen Fanatiker zum Durchhalten. Mit schnellen Schritten überwand der Dunmer die Distanz. Der abgelenkte Ordensmeister versuchte das Silberschwert wieder zwischen sich und Tarrior zu bekommen, doch diesmal legte er kurz vor ihrem Zusammentreffen noch einen Feuerball vor. Aus seiner freien Hand schoss das Feuer hervor, dabei waren vielleicht noch zwei Schritte zwischen ihnen. Das magische Geschoss traf die Hand des Kaiserlichen und zerstob in einer feurigen Wolke. Tarrior hielt den Atem an, tauchte in das Feuer ein mit seiner Waffe im Anschlag und stieß nach vorne zu. Der Weg der Klinge war frei, da der Großmeister der Liga das Schwert vor brennendem Schmerz, zumindest zeigte sein verzerrtes Gesicht diesen, fallen gelassen hatte. Die Nase und kurz danach die glühend roten Augen traten zuerst aus dem flammenden Nebel und fixierten noch einmal kalt das Gesicht des Großmeisters. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Dunkelelfen und dann fuhr die silberne Klinge, die Tarrior mit Feuermagie durchtränkt hatte, in das Rüstzeug seines Gegners, dem sichtbar die Luft aus den Lungen gepresst wurde und dann in einer feurigen Explosion nach hinten weg geschleudert wurde. Die Rüstungen verhinderte akrobatische Überschläge und ließ ihn schnell auf dem Boden aufschlagen und nur noch durch die Asche schlittern, bis er am gemauerten Rand des Beckens zum Liegen kam und sich nicht mehr rührte. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein eigener Atem schien unerträglich laut, als er seinen reglosen Gegner immer noch mit eiskaltem Lächeln musste. Freude und Genugtuung spielten mit hinein.
Erst allmählich nahm er die Welt um sich herum wieder war. Die Menge, die den Kampfplatz umstand schwieg voller Erstaunen, vielleicht war es auch Entsetzen. Den Großmeister niedergestreckt zu sehen, kam aber in jedem Fall völlig unerwartet für die Gildenmitglieder, die sich als Zuschauer hier versammelt hatten. Er ließ noch einmal seinen Blick durch die Menge schweifen und hob dann kurz den rechten Arm, was ihm ein besonders schlimmes Ziehen in der Magengegend verursachte, um seinen Sieg zu bekräftigen. In diesem Moment fand Alina, die die Kämpfe mit angesehen hatte, als Erste Worte für die Niederlage ihres Großmeisters. Sie stieg zu Tarrior in den Ring und gratulierte ihm vor aller Augen zu seinem Sieg: „Ihr habt unseren Großmeister besiegt und damit euer Können offenkundig unter Beweis gestellt. Ich beantrage hiermit erneut, dass Tarrior Gildres die nächste Versorgungslieferung nach Maar Gan als Teil der Eskorte begleiten wird.“ Von Jubel konnte bei den Umstehenden keine Rede sein, aber zumindest nickten sie zustimmend. Einige Redoran-Wachen kümmerten sich derweil um Magnus und halfen ihm hoch. Im Gesicht prangten einige krebsrote Brandwunden und sein Haar war an etlichen Stellen mehr oder weniger stark angesengt. Ein beschämter Ausdruck lag in seinem Gesicht. „Ihr habt gewonnen Gildres. Ich habe euch unterschätzt. Ihr dürft die Eskorte begleiten. Ich muss mich ausruhen“: sagte der Mann knapp und begab sich, gestützt von den Redoranern, zurück in die Festung. „Sieht so aus, als wären wir jetzt Quitt“: meinte Alina mit einem Lächeln. Tarrior erwiderte es gequält. Sein Magen schmerzte höllisch. „Euer Großmeister ist ein hervorragender Kämpfer, doch ich muss nun einmal in diese Stadt“: sagte er mit zusammen gebissenen Zähnen. Das Sprechen fiel ihm schwer. Und jede kleine Bewegung ließ Schmerz durch seine Nerven jagen. Er fühlte, wie ihm plötzlich kalter Schweiß auf der Stirn stand. „Geht es euch nicht gut? Ihr seht so blass aus“: fragte die Bretonin besorgt. Tarrior wollte gerade den Kopf schütteln, als die Welt vor seinen Augen plötzlich verschwamm und er ungebremst in die Asche fiel und liegen blieb.
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