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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Wüste -> Taneth -> Wald -> Rihad -> Grenze Cyrodiil
Was war das doch für ein Gefühl. Zu wissen wer er war. Zu wissen wo er war. Zu wissen wohin er ging. Raccan genoss den Ritt durch die unebene Steinwüste im Zentrum Hammerfells und nutzte dabei die ausgetrampelten Wege, welche die Karawanen hinterlassen hatten, um sein Pferd zu schonen. Kurzfristig hatte er sich um entschieden und den Weg Richtung Taneth eingeschlagen, um dann weiter über Roseguard und Rihad nach Anvil zu kommen. So konnte er Cyrodiil vom äußersten Rand nach und nach absuchen. Die Chance dass jemand den Khajiit dort gesehen hatte war zwar verschwindend gering, denn sicherlich war er nicht so dumm sich so nah an der Grenze Hammerfells aufzuhalten, aber so hatte Raccan die für ihn nicht alltägliche Möglichkeit, Cyrodiil kennen zu lernen. Als er so durch die Nacht ritt, musste er plötzlich an die Autorin denken. Er hatte ihr versprochen, vorbei zu schauen und ihr bei einem Buch zu helfen über die Satakal. Er schüttelte sich. Plötzlich kam ihm dieses Versprechen nicht mehr allzu schlau vor, denn was sollte er ihr erzählen? Den Khajiit verfolgte er, weil er Geheimnisse des Stammes weitergegeben und verkauft hatte; nichts anderes würde Raccan tun wenn er der Autorin Informationen geben würde. Ich muss mir das Ganze durch den Kopf gehen lassen, irgendwas muss ich ihr erzählen. Irgendetwas Belangloses, was sowieso jeder weiß. So hing der Rothwardon seinen Gedanken nach und bewegte sich mit moderaten Tempo auf Taneth zu.
Er erreichte die Stadt pünktlich zum Sonnenaufgang. Die Szenerie sah wie gemalt aus. Die Türme der Stadtmauer reckten sich in die Höhe und endeten in zipfelmützenähnlichen, abgerundeten Spitzdächern und verliehen der Stadt ein orientalisches Aussehen. In der Mitte der Stadt erhob sich ein gewaltiges Gebäude, welches alle anderen Gebäude überragte und wie ein großer Ableger der Wachtürme aussah. Tempel, Stadthalle, Rathaus, Militärzentrale. Dies alles vereinte das mächtige Bauwerk in sich und war somit der Dreh- und Angelpunkt von Taneth. zusammen mit der über dem Wasser aufgehenden Sonne im Hintergrund bot dieses Bild ein einzigartiges Kartenmotiv, welches sich noch in Raccans Gedächtnis hielt, als er schon fast beim Stadttor angekommen war.
Das Tor war geöffnet, das Fallgatter hochgezogen, und geschäftige Menschen strömten in und aus der Stadt. Die Wachen mit ihren Speeren und den bronzenen Metallrüstungen an den Toren blickten aufmerksam drein und beobachteten den Strom der Leute. Anders als in kleineren Städten in Hammerfell war die Bevölkerung Taneths bunt gemischt an Rassen, auch wenn den Hauptteil immer noch die Rothwardonen ausmachten. Händler aus allen Teilen Tamriels trafen sich hier, was auch an dem Hafen lag, der einer der wichtigsten Knotenpunkte in Hammerfell darstellte.
Einer der Wächter fasste Raccan ins Auge, als dieser abstieg und das Pferd an den Zügeln in die Stadt führen wollte. Alle Leute der Stadtwache waren Rothwardonen; vom kleinsten Stallburschen bis zum Heerführer, diese Institution duldete nur Leute der heimischen Rasse. Der Mann hatte einen stechenden Blick und einen kahl rasieren Schädel, dazu kantige Gesichtszüge und einen Körperbau wie ein Bulle. Den Speer mit beiden Händen quer vor sich haltend baute er sich von Raccan auf, sodass dieser anhalten musste.
"Wohin des Weges, Reisender...", brummte der Wächter.
Raccan war sonnenklar, warum er angehalten wurde. Er sah mit seiner Rüstung, welche weder dem Stil der Rothwardonen noch den Temperaturen hier angemessen war, auffällig genug um kontrolliert zu werden. Dennoch machte er keine Anstalten, eine Ausrede zu erfinden oder sich demütig zu zeigen. Raccan kannte nicht viele Leute außerhalb des Stammes, und doch war er vergleichsweise weltgewandt, da es immer er war, der Dinge außerhalb der Wüste in der Zivilisation zu erledigen hatte. Und wie es das Schicksal wollte, kannte Raccan diesen Wächter.
"Nur auf der Durchreise, Kalion", erwiderte er kurz angebunden und zeigte den leichten Anflug eines Lächelns.
Der Wächter stutzte, musterte Raccan genauer und seine Gesichtszüge entspannten sich deutlich. "Raccan...du siehst jedes Mal anders aus. Was hast du jetzt wieder verbrochen dass sie dich in diese Brutkammer gezwängt haben?", und der Mann nickte auf die Rüstung seines Gegenübers. Als Raccan keine Anstalten machte zu antworten, nickte Kalion. "Verstehe. Stammesangelegenheiten?", worauf Raccan nickte. "Ich werde nie begreifen, warum du immer noch dieser Ansammlung von...Verrückten...angehörst. Du könntest es bei uns weit bringen.".
Raccan zuckte mit den Schultern. Zum einen gehorchte er den Befehlen seines Häuptlings und der Priester blind und führte jeden Auftrag ohne nachzufragen aus, auf der anderen Seite hatte er nicht den Fanatismus bei der Sache dass er auf solche Äußerungen wie Kalion aggressiv reagierte. Er wusste, dass die Gebräuche der Satakal für Außenstehende befremdlich wirkten und den Sinn verstand er nicht immer, aber für ihn war sein Stamm sein Leben. Moment. Wirklich sein Stamm? Nein, eher seine Schwester. Und sie gehörte zu den Satakal, also war sein Erfolg und Gehorsam zeitgleich ihr Leben. Ein Leben ohne Sorgen und Nöte.
Kalion schmunzelte. "Wortkarg wie eh und je, aber das werden die Frauen an dir lieben. Gute Zuhörer sind begehrt...", grinste der Wächter, trat zur Seite und entlockte Raccan damit eine hochgezogene Augenbraue.
"Mach's gut, Kalion. Wir sehen uns...", verabschiedete sich der Rothwardon von seinem Freund und setzte seinen Weg durch die Massen aus Händlern und Reisenden fort.
Die Hauptstraße, welche einmal mitten durch die Stadt führte und an der das große Hauptgebäude lag, war gesäumt von Marktständen und entsprechenden Händlern. Teppiche, Packtiere, Rüstungen, Nahrungsmittel, exotische Waren, Zauberwasser und Totenschädel. Es gab hier nichts, was nicht versucht wurde an die arglose Kundschaft zu veräußern. Raccans Körpersprache aber half ihm dabei, sich den Großteil der Marktschreier vom Hals zu halten, welche wohl dadurch erkannten, dass bei ihm nichts zu holen war und es besser war, sich auf die kaufwilligere Kundschaft zu konzentrieren. Der Rothwardon entdeckte einen Stand an dem gefüllte Wasserschläuche verkauft wurden. Sogar Wasser wird verkauft, diese Betrüger. Entgegen jeder Logik war das Angebot aber gut besucht, hauptsächlich von Reisenden, denen man ansah, dass sie nicht von hier stammten.
Auf Höhe des Hauptgebäudes bog Raccan in eine Nebenstraße ein und stand kurz darauf vor einem kleinen Brunnen. Es war schon fast lustig. Da wurde auf der Straße Wasser zum Verkauf angeboten, und 20 Meter weiter befand ein Brunnen, an dem sich jeder kostenlos soviel Wasser nehmen konnte wie er wollte. In aller Ruhe füllte der Assassine seine Vorräte auf und lenkte seine Schritte danach wieder zurück auf die Straße. Taneth war einzigartig, auch was die Logistik anging. So gab es außerhalb der Stadt keine Ställe, sondern vor jedem Etablissement gab es einen Platz, wo man sein Reittier anbinden konnte. Wer es sicherer wollte, brachte seinen tierischen Begleiter in einen der geschlossenen und bewachten Ställe, welche über die ganze Stadt verteilt waren, aber dies kostete einen kleinen Obolus. Raccan blickte zum Himmel. Es würde ein warmer, wenn nicht sogar heißer Tag werden; er wusste dass sein Pferd diese Strapazen locker wegstecken würde, aber man musste es nicht provozieren. Kurz vor dem südlichen Tor wusste er von einer Herberge, welche auch einen Stall besaß und bei der schon öfters genächtigt hatte.
Er machte sich auf den Weg und war fast angekommen, als er von einem Händler angesprochen wurde, welche hier gegen Ende keinesfalls weniger wurden, denn es gab hier keine Hauptverkehrsrichtung, an beiden Stadttoren konnte man gleichgut Profit machen. Raccan wollte sich schon abwenden, als er die Auslagen betrachtete. Es handelte sich um einen Schmuckstand, und plötzlich kam ihm in den Sinn, was er immer tat wenn er auf Reisen war: Er brachte Sahi ab und an etwas schönes mit wenn er etwas sah. Das würde er auch jetzt tun, aber der Falke würde das Ganze erleichtern. Aufmerksam musterte er die Gegenstände. Ringe, Ketten, Armbänder, Haarreifen, Ohrringe. Der Großteil war Plunder und nichts wert. Er wollte sich wieder Abwenden, als ihm eine feingliedrige Silberkette in's Auge fiel mit einem kleinen Schlangenanhänger. Sie kunstvoll gearbeitet aus und unterschied sich deutlich von den umliegenden Gegenständen. Der Händler bemerkte Raccans Interesse und trat hinzu.
"Ah, ein Kenner. Da habt ihr euch mein bestes Angebot herausgesucht...", grinste er und wartete anscheinend auf ein Angebot.
Raccan überlegte. Diese Kette mochte gut und gerne einige hunderte Septime wert sein, er kannte die überhöhten Preise der Händler nur zu gut. "50 Septime", machte Raccan das Eröffnungsangebot.
Der Händler grinste noch breiter. "Nicht euer Ernst? Diese Kette ist mindestens...", und man sah es im Schädel des Händlers arbeiten, "500 wert".
Raccan winkte ab. 500 waren viel zuviel. Allerdings kannte er die Taktik dieser Leute. Wenn er dem Mann um 50 entgegenkam, würde dieser nur um 20 oder weniger sein Angebot senken. Darum rechnete er schnell im Kopf durch, ließ sich aber absichtlich etwas mehr Zeit. Schließlich sagte er: "Treffen wir uns bei einer runden Summe in der Mitte zu eurem Gunsten. 300.". Dieser Preis war gerade noch angemessen für diese Kette, von der er mittlerweile überzeugt war, dass es sich um echtes Silber handelte. Und 300 war ihm seine Schwester allemal wert.
Der Mann wirkte überrascht, es war nicht üblich, dass man so früh den Ausspruch für das in der Mitte treffen anwandte. Dass er überrumpelt wurde, sah man ihm deutlich an, und Raccan schien es, als habe er mit dem Wert der Kette genau in's Schwarze getroffen. Lange sagte der Mann nichts. Dann aber fing er sich wieder. "400, und kein Septim weniger".
Raccan war von der Dreistigkeit des Händler nun ebenfalls überrascht, aber dann schüttelte er den Kopf. "Nein. 300 wäre mein Maximum.". Als der Händler keine Anstalten machte, noch weiter zu verhandeln, verabschiedete sich der Rothwardon knapp, wandte sich ab und ließ den Händler einfach stehen. Die Kette war zwar wirklich schön, aber es würden sich bestimmt noch mehr Möglichkeiten ergeben, Sahi ein Geschenk zu besorgen. Als er sich von dem Stand entfernte und sich Richtung Herberge begab, kam ihm das eben Geschehene sogar wie ein Glücksfall vor. Warum sein Geld für ein Geschenk aus Hammerfell ausgeben, er würde etwas Schönes in Cyrodiil finden, das würde Sahi noch mehr freuen.
Die Herberge befand sich in Sichtweite zum Südtor von Taneth und machte einen gemütlichen Eindruck. Das Haus war aus gelblichen Sandsteinen errichtet worden und hatte eine kleine Veranda und Markise an der Front, auf der sich einige Stühle und Tische befanden. An einem davon saßen zwei Personen, vermutlich Händer vom Aussehen her, und unterhielten sich angeregt während sie an ihren Getränken nippten.
Raccan begab sich mit seinem Pferd zielstrebig auf die Rückseite des Hauses, hier war der Stall. Ein Wächter schob davor Wache, dabei hatte er es sich auf einem Hocker bequem gemacht, der im Schatten platziert war. Als er Raccan erblickte, macht er große Augen.
"Ist doch recht warme Kleidung bei diesen Temperaturen, nicht wahr?", versuchte er ein Gespräch in Gang zu bringen.
"Es geht...", erwiderte Raccan knapp und gab dem Mann die Zügel in die Hand, zusammen mit 15 Septimen. Dieser verstand, nickte und brachte das Pferd in den Stall. Der Rothwardon bedankte sich und betrat dann die Herberge über die Veranda, wobei ihn die Geschäftsleute keines Blickes würdigten.
Drinnen war alles sehr spartanisch, aber gemütlich eingerichtet. Der Empfang befand sich rechts der Tür, links war eine Kommode platziert auf der eine seltsam anmutende Skulptur stand. Hinter dem Tresen, auf dem das Gästebuch lag, stand eine ältere, etwas dickliche Rothwardonin und schrieb in einem anderen Buch irgendwelche Zahlen auf das Papier. Es war schön kühl hier drinnen, was eine willkommene Abwechslung zu der schwülen und drückenden Hitze draußen darstellte. Als die Frau aufblickte, erkannte sie den Mann vor sich sofort.
"Raccan, schön dich wieder zu sehen. Lang ist's her, was verschafft mir die Ehre?!", er hatte schon fast vergessen wie freundlich und lieb sie war. Fast wie die Mutter, die er nie hatte.
"Hallo Jaline, ich bin nur auf der Durchreise und bräuchte ein Zimmer zum Schlafen und danach etwas zu essen", und fast war es ihm ein wenig peinlich, dass ihm jetzt nicht danach war, sich groß zu unterhalten.
Die Frau bedachte Raccan mit einem tadelnden Blick, blätterte dann aber in dem Gästebuch. Einen Kommentar konnte sie sich jedoch nicht verkneifen. "Du warst auch schonmal gesprächiger, Raccan. Hast mir erzählt was bei dir und Sahi so los ist. Aber du wirst schon deine Gründe haben. Das Zimmer die Treppe hoch links. Das Essen stell ich dir heute Abend auf den Tisch davor. Hoffentlich hast du dann bessere Laune. Wenn du einen Auftrag hast bist du immer so in Plauderlaune...".
Unversehens musste Raccan dran denken, dass diese Frau wirklich wie eine Mutter war, wusste sie doch worum es ging ohne dass er groß etwas gesagt hatte. Vielleicht hatte sie als Herbergenleiterin auch schon zuviel gesehen und erlebt als dass man ihr etwas vormachen könnte. Der Rothwardon bedankte sich, nahm den Schlüssel für das Zimmer und begab sich ohne Umschweife dorthin.
Der Raum war spärlich, aber funktionell eingerichtet. Eine Matratze mit Kissen und dünner Decke in einem grob gezimmerten Bettgestell stand der Tür direkt gegenüber am Fenster, welches auf eine Nebenstraße hinausging und vor dem eine Art Gardine hing. Daneben ein Kleiderschrank, an der linken Wand eine Kommode und daneben ein Spiegel. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner Tisch mit 2 Stühlen. An der rechten Wand befand sich eine Tür, die zu einem Badezimmer führte. Dies war einer der Grund, warum Raccan diese Herberge schätzte, abgesehen von Jaline; jedes Zimmer hatte ein eigenes kleines Badezimmer, was hier in Taneth keinesfalls Standard war. Eine weitere Besonderheit waren die kleinen Tischchen draußen auf dem Flur vor jedem Gästezimmer, hier wurde beispielsweise das Essen abgestellt, wenn der Gast nicht gestört werden wollte, sodass er es sich hereinholen konnte wann immer er wollte.
Raccan verlor nicht viel Zeit, er legte die Rüstung ab und verstaute sie ordentlich im Kleiderschrank; Ordnung war für ihn schon immer das A und O gewesen, nur dann war er sich sicher, dass seine Sachen funktionell blieben und lange hielten. Er hatte nun nur noch ein Leinenhemd und eine schwarze Hose aus demselben Material an und begab sich ins Badezimmer. In dem kleinen Raum stand ein normalgroßer Waschzuber mit Wasser gefüllt, daneben ein kleiner Beistelltisch. Nach einer Fühlprobe stellte sich das Wasser als angenehm kühl heraus, solange konnte es also noch nicht hier drin sein, was ihn freute. Rasch entledigte er sich seiner Kleider, die er achtlos davor auf den Boden warf, und steig in das Wasser. Angenehme Kälte umfing ihn und er legte den Kopf zurück, um zu entspannen. Aber dies währte nicht lang, er hörte eine Tür und horchte auf. Schritte hallten dumpf über den Steinboden, jemand war in seinem Zimmer. Und sie kamen näher. Rasch öffnete Raccan die Augen und blickte zur Badezimmertür, als diese geöffnet wurde und eine junge Frau mit etwa schulterlangen, braunen Haaren und einem etwas längeren, luftigen Kleid, welches nicht mit eindeutigen Einblicken sparte, erschrocken in der Tür stand und ihn anstarrte. Auf den zierlichen Armen hatte die Rothwardonin einen Stapel Handtücher, und erst jetzt bemerkte Raccan, dass sich hier ja noch gar keine von selbigen befanden. Trotz ihrer gebräunten Haut war deutlich zu sehen, dass sie rot wurde und ihr für den ersten Moment die Luft fehlte um etwas zu sagen. Auch der Assassine sagte nicht und fand es beinahe schon etwas amüsant. Dann aber fing sie sich und begann zu stottern.
"Oh, verzeiht...ich wusste nicht, dass ihr schon...ich....hier, Handtücher für euch...", und sie hielt ihm ein paar davon hin. Raccan setzte einen fragenden Blick auf, denn um die Tücher anzunehmen hätte er aufstehen müssen aus dem Wasser, und er war sich nicht sicher, ob das Mädchen nun genau das beabsichtigte oder nicht. So beließ er es dabei, dass er andeutete, aufzustehen, aber sofort sah man es im Gesicht des Zimmermädchens arbeiten und eine noch intensivere Rötung schoss ihr in die Wangen.
"Oh, nein, ich...", wehrte sie ab und wedelte mit den Tüchern. Dann platzierte sie sie rasch auf den kleinen Tischchen und zog sich rasch in den Türrahmen zurück, wobei sie etwas bedröppelt dreinblickte. "Ich...ähm...verzeiht...", stammelte sie und schloss dann schnell die Tür hinter sich beim hinausgehen. Schnelle Schritte entfernten sich und die Zimmertür wurde geschlossen.
Auch als er sich schon längst wieder angekleidet hatte und auf dem Bett saß wollte das leichte Grinsen noch nicht von seinem Gesicht verschwinden. Er empfand zwar etwas Mitleid für das Mädchen welches wohl einfach nur unter Schock gestanden hatte, aber letztendlich überwog doch die Erheiterung darüber. "Immer mit einem positiven Gedanken einschlafen...", murmelte er lächelnd vor sich hin, legte sich auf das Bett und schlief kurz darauf ein...
Pünktlich zum Sonnenuntergang wachte Raccan wieder auf. Der Schlaf hatte gut getan, er fühlte sich ausgeruht und war bereit zur Abreise. Erst als er sich schon halb angekleidet hatte und den Kürass anlegen wollte, fiel ihm auf, dass er Hunger verspürte. Wer weiß, vielleicht stand das Essen ja schon draußen? Sogleich schaute er nach, und tatsächlich stand ein Tablett auf den kleinen Tischchen mit allerlei Nahrungsmitteln. Er holte es rein und setzte sich an den Tisch, um zu essen. Ein Stück Trockenfleisch, frischer Salat und Brot mit Käse befanden sich auf dem Teller, daneben ein Glas Guarmilch und zwei Äpfel. Jaline besteht wohl neuerdings auf gesunde Ernährung, dachte Raccan bei dem Gedanken an die großen gebratenen Fleischstücke, die er hier schon gegessen hatte. Letztendlich verspeiste er aber alles ohne groß zu Murren und kleidete sich dann komplett an. Mittlerweile war die Sonne am Horizont verschwunden und die Dunkelheit breitete sich aus.
Raccan trat unten an den Tresen, und Jaline hielt dort wie eh und je die Stellung. Der Rothwardon ließ 30 Septime au den Tresen klimpern und die Frau strich das Geld wortlos ein.
"Also dann, ich verabschiede mich, Jaline...", sprach Raccan mit ruhiger Stimme.
"Das nächste mal erschrickst du mir aber nicht meine Mädchen...", meinte die Frau ernst, aber Raccan wusste, dass sie ihn nur aus der Reserve locken wollte. Sogleich fuhr sie fort. "Bis zum nächsten Mal, mein Großer", und sie schenkte ihm doch tatsächlich ein herzliches Lächeln.
"Wir sehen uns...", erwiderte Raccan, hob die Hand zum Gruß und verließ die Herberge.
Draußen war es kühl geworden, Auf den Straßen waren nur noch leere Stände und hier und da ein Wachmann oder Passant zu sehen. Diese Temperatur empfand er als sehr angenehm, gerade zum Reisen, und so lief er schnurstraks in die Nebenstraße zu den Stallungen. Der Wächter davor war neu, aber zum Glück war sein Pferd das Einzige im Stall. Als der Wächter es herausholte und Raccan es entgegennahm, begann der Mann mit einem Gespräch, anscheinend war ihm langweilig.
"Wozu steh ich hier noch herum wenn der Stall sowieso leer ist?".
"Wir alle haben unsere Pflichten zu erfüllen...", erwiderte Raccan diplomatisch und kontrollierte das Zaumzeug.
"Ja, schon, aber was bewache ich dann hier? Das Stroh? Die Tür? Oder klaut jemand gar den ganzen Stall?", der Wächter wirkte mehr als gelangweilt.
"Wenn ihr jetzt von eurem Posten verschwindet und der Stall ist morgen wirklich weg möchte ich euer Gesicht sehen...gehabt euch wohl...", und Raccan bewegte sich zurück Richtung Hauptstraße. Hinter sich hörte er den Wächter lachen, und so war er zufrieden, dass wenigstens einer heute seinen Spaß hatte.
Das Stadttor passierte Raccan ohne Vorkommnisse. Wenn er um diese Uhrzeit hinein gewollt hätte, wäre er wohl kontrolliert worden, aber beim Hinausgehen gab es keine Probleme. Die Wachen sahen das ganze pragmatisch: Ein potentieller Unruhestifter weniger in der Stadt. Davon abgesehen sahen die Wächter alles andere als motiviert aus und würdigten den Rothwardonen mit seinem Pferd nur eines uninteressierten Blickes bevor sie sich abwandten.
Raccan beschloss, ein etwas höheres Tempo anzuschlagen, denn es war kühl und der Mond wies ihm durch den beinahe wolkenlosen Himmel sehr gut den Weg, sodass er auf Fackeln oder dergleichen verzichten konnte. So kam er nach bereits einer Stunde in Roseguard an, und auch die etwas verlebt aussehende Hängebrücke über den Fluss vor der Stadt Taneth stellte sich als äußerst stabil heraus.
Zunächst dachte Raccan, das Dorf sei verlassen, weil er nirgends Licht oder dergleichen ausmachen konnte, aber schließlich tat er dies als Spinnerei ab; es war bestimmt kurz vor Mitternacht, und hier lebten zumeist Arbeiter und Bauern, welche, geschafft von dem Tag, zeitig schlafen gingen. So hielt sich der Rothwardon nicht lange damit auf das Dorf zu inspizieren, sondern ritt zügig weiter.
Der Wald, den er nun durchquerte, war schon ein etwas anderes Kaliber, dass musste Raccan zweifelsohne zugeben. Hier gab es keine weitläufige Flächen auf der man Feinde schon von weitem erspähen oder vor ihnen flüchten konnte; das Dichte Gestrüpp links und rechts des Weges verbreitete ein unbehagliches Gefühl in Raccans Magengegend, und auch das immer wieder vorkommende Rascheln und knistern verbesserten diese Vorahnung nicht. Angespannt und nur im Schritttempo ritt er über den dunklen Waldweg. So langsam aber sicher kam er sich beobachtet vor und fühlte sich hier, hoch zu Pferde, wie eine Zielscheibe. Langsam saß er ab und führte das Reittier an den Zügeln hinter sich her.
Lange Zeit geschah nichts, entgegen aller Vorahnung griff ihn niemand an und auch kein Tier brach aus dem Gebüsch. In der Ferne aber entdeckte der Rothwardon plötzlich Fackeln. Als er näher kam, sah er sich 3 Männern mit eben diesen Leuchtmitteln gegenüber welche auf einer steineren Brücke standen, die über einen kleinen Fluss führte. Schon am Aussehen der Männer erkannte der Rothwardon, dass es sich hierbei um Wegelagerer handelte. Die schäbigen Rüstungen und das schmutzige Aussehen sprachen Bände. Als Raccan näherkam, lösten sie sich von den Geländer der Brücke und verstellten den Weg, sodass Raccan kurz vor der Brücke anhalten musste. Der kleinste von den Männern trat einen Schritt auf ihn zu, wohl der Anführer, und begann mit quäckender Stimme zu sprechen.
"Zollkontrolle...alles was du hast...oder Lasse schießt dir deinen Kopf vom Hals", und er grinste dreckig.
Raccan musterte den gesamten Verein. Der Kleine hatte einen 3-Tage-Bart, grobe Gesichtszüge und wirkte untersetzt. Zweifelsohne handelte es sich um einen Kaiserlichen, der mit einem eisernen Kurzschwert bewaffnet war. Die beiden Männer hinter ihm waren beide Nords, grobschlächtige Typen denen Raccan nichtmal zutraute, ein vernünftigen Satz zu sprechen. Einer von ihnen trug Schild und Axt, der andere einen Zweihänder auf dem Rücken. Kopf vom Hals schießen? Was meint er damit? Plötzlich dämmerte es ihm und er wandte den Kopf herum. Keine 10 Meter hinter ihm stand ein hager aussehender Waldelf mitten auf der Straße und hatte eine geladene Armbrust auf ihn gerichtet. Hat mich mein Gefühl nicht getäuscht, immerhin etwas. Dies war ein schwacher Trost, und er wandte sich wieder dem Anführer zu und lächelte ihn entschuldigend an. Mit diesen Kerlen war nicht zu verhandeln, das sah jeder der Augen im Kopf hatte.
Noch immer das Lächeln auf dem Gesicht, ging alles ganz schnell. Raccan duckte sich blitzschnell, wendete und schon flog das Wurfmesser durch die Luft, direkt auf den Waldelfen zu. Dieser drückte ab, sichtlich von Panik ergriffen, und der Bolzen schoss los. Im selben Moment schlug auch das Wurfmesser leicht seitlich versetzt in den Hals des Bosmers ein. Eine Blutfontäne schoss aus der Wunde im Hals wo das Messer steckte, und er stürzte röchelnd zu Boden. Der Bolzen flog über Raccan hinweg, nur knapp an dem Anführer vorbei, welcher dem Projektil verdutzt nachblickte und schlug in die linke Brust des Nord-Kriegers mit dem Zweihänder ein. Noch bevor der massige Körper auf dem Boden aufschlug war bereits jegliches Leben aus dem Fleischberg gewichten und er war tot.
Noch in gehockter Haltung hatte sich Raccan wieder zu dem Anführer und seinem Helferlein umgewandt. Langsam erhob er sich wieder und zog den Dolch mit der linken und sein Langschwert mit der rechten Hand. Ausdruckslos starrte er die beiden Männer an, denen deutlich anzusehen war, dass sie mit sich rangen. "Treffsicher war euer Lasse ja, das muss ich sagen...", flüsterte Raccan halblaut und mit monotoner Stimme, und wie zur Bestätigung folgte aus dem Hintergrund ein ersticktes Röcheln von dem Waldelf, der sich im Todeskampf befand und auf dem Boden umherzuckte. Langsam zog der Anführer seine Waffe und bewegte sich einen Schritt auf Raccan zu, was der Nord als Signal verstand und sich auch daran machte, seine Axt und den Schild vom Rücken zu nehmen. Der Rothwardon erkannte die Situation mit geschulten Augen. Der Nord war noch nicht kampfbereit, und ein weiteres Zögern hätte zwei Gegner zur Folge. So griff er mit dem Langschwert den Anführer einen Wimpernschlag später an, welcher seine Waffe hob und den Schlag von oben abblockte. Darauf hatte jedoch Raccan nur gewartet, er wusste dass die meisten Gegner Probleme bekamen, wenn zwei Waffen im Spiel waren, und so war es für ihn ein Leichtes. Mit einem schnellen, kraftvollen Vorstoß trieb er den Dolch in die linke Seite des Schlüsselbeins, während sich der Kaiserliche noch auf das Langschwert konzentriert und es geblockt hatte. Blitzschnell änderte Raccan den Griff an der Waffe und riss sich mit seinem ganzen Körpergewicht nach links herum. Der Dolch schnitt wie ein heißes Messer durch Butter und riss dem Anführer den gesamten Halsbereich von links nach rechts auf. Durch den Schwung mitgenommen, machte Raccan nach der Drehung einen Seitenschritt nach links und ließ den Banditen vorneüberfallen, sodass ihn auch der Blutschwall, der aus der durchtrennten Halsschlagader schoss, verfehlte. Ein paarmal zuckte der Mann noch, dann blieb er regungslos liegen, während die Blutlache immer größer wurde und sich auf dem Waldboden ausbreitete.
Der Rothwardon hatte ein paar Blutspritzer im Gesicht abbekommen und blickte nun, das Silberschwert und den blutigen Dolch in der Hand, den Nord an, welcher in der Bewegung erstarrt war und den Schild und die Axt kraftlos in den Händen hielt. Raccan trat an den Leichnam des Anführers heran, kniete sich hin und wischte den Dolch an dessen Sachen ab. Dann ließ er beide Waffen in den dazugehörigen Holstern verschwinden und musterte wieder den Nord. "Entweder suchst du jetzt das Weite und begegnest mir nie wieder, oder ich muss dich töten.". Der Barbar schien unsicher, dann aber griff er die Waffen fester, brüllte und lief mit erhobener Axt auf Raccan zu. Dieser warf erneut in einer flüssige Bewegung eines seiner zwei verbliebenen Messer, und diesmal traf er richtig, denn es bohrte sich genau mittig in den Hals des Nords und durchtrennte das Rückenmark. Wie vom Blitz getroffen fiel das Opfer vorneüber und rumpelte auf den Boden, wo er kurz hinter der Leiche des Anführers zum Stillstand kam.
Eine unheimliche Stille breitete sich im Wald aus, und Raccan verschaffte sich einen Überblick. "Diesmal hat mir Satakal wohl ausnahmsweise mal geholfen", murmelte er sarkastisch vor sich hin als er den vom Bolzen getroffenen Nord musterte. Ein Geräusch ertönte wieder hinter ihm, und nach einer Blickprobe sah er, dass der Waldelf wohl immer noch nicht das Zeitliche gesegnet hatte. Das gefiel dem Rothwardonen gar nicht, nach Möglichkeit tötete er seine Gegner sofort, außer es war Sinn und Zweck der Sache, dass das Opfer Qualen leiden musste. Als er auf den Bosmer zuschritt, musste er an seinen Auftrag denken. Die Wiedergeburt würde grässlich werden. Nicht für ihn, er hatte dabei die Angewohnheit, in Monotonie und Gleichgültigkeit zu verfallen, aber für den Khajiit würde es eine Qual werden. Dagegen waren die Schmerzen des Armbrustschützen zu seinen Füßen eine Streicheleinheit. Rasch kniete sich Raccan nieder, nahm den Kopf von Lasse in beide Hände und riss ihn, ohne auf die flehenden Augen zu achten, herum. Sogleich verstummte das Röcheln, als das Genick mit einem lauten Knacken brach.
Die Durchsuchung der Leichname brachte nicht viel zutage. 40 Septime insgesamt, dazu ein halbes Brot und zwei Heiltränke minderer Qualität fand er in den Habseligkeiten der Banditen. Gerne hätte er die Männer vergraben, denn trotz ihrer Taten sah er keinen Grund, sie nach ihrer gerechten Strafe respektlos zu behandeln; jedoch hatte er weder Schaufel noch andere Möglichkeiten, und so warf er sie, nachdem er seine Wurfmesser an sich genommen und ihnen die Augen geschlossen hatte, von der Brücke in den Fluss, wo sie in das Meer gespült wurden, und bei jedem "Begräbnis" wünschte er ihnen eine gute Reise in das Totenreich im Namen von Satakal. So recht glaubte er nicht daran dass die Banditen den Weg dahin finden würden, aber es gab ihm ein gutes Gefühl, die Toten mit Würde zu behandeln.
Die Brücke war nun gesäubert, und erst jetzt blickte sich Raccan nach seinem Achal-Tekkiner um. Dieser stand am Wegesrand vor der Brücke und wirkte irgendwie teilnahmslos. Abwesend tätschelte der Assassine den Hals des Pferdes. "Jaja, ich weiß. Hoffentlich musst du sowas nicht öfters erleben...", redete er auf das Tier ein, welches diesen Satz mit einem Schnauben quittierte, welches man beinahe für Zustimmung halten könnte. Einen Augenblick lang musterte Raccan verblüfft das Pferd, bevor er es an die Zügel nahm, die Brücke überquerte und seinen Weg Richtung Süden fortsetzte...
Später in der Nacht sah er am Horizont die Lichter der Stadt Rihad auftauchen. Die Stadt war in ihrer Architektur Taneth sehr ähnlich, jedoch gab es kein Hauptgebäude, welches alles überragte, sondern die Stadt wirkte natürlicher. Es gab keine Hauptstraße, nichts war geplant in dieser Stadt, in dem Straßennetz ließ sich kein System erkennen; die Gebäude waren so gebaut worden wie man sie brauchte. Obwohl sie unkoordinierter wirkte, war sie ein wichtiger Handelspunkt in Tamriel, denn sie verband die Provinzen Hammerfell und Cyrodiil und war deswegen für die Wirtschaft unersetzlich, was sie vor allem ihrer Nähe zur Grenze verdankte.
Raccan hatte jedoch nicht vor, die Stadt zu betreten. Vorräte brauchte er nicht, und bei dem Irrweg durch Rihad würde er wahrscheinlich mehr Zeit verlieren als wenn er Drumherum gehen würde. Nachdem der Wald lichter wurde, saß er wieder auf seinem Pferd auf und ritt in leichtem Trab auf den Umgehungsweg entlang. Viel wurde dieser nicht genutzt, denn fast jeder Reisende und Händler machte in Rihad Halt, sei es um die Stadt zu besichtigen oder um Profit zu machen. Als die Sonne sich langsam am Horizont bemerkbar machte, war Raccan bereits an der Grenze, welche durch den Fluss Brena symbolisiert wurde. Eine große Steinbrücke führte hier herüber. Auf der Hammerfell-Seite hielten die typischen Rothwardon-Wachen den Grenzverkehr im Auge, auf der anderen Seite auf Cyrodiil konnte man aus der Ferne bereits die grauen Rüstungen der kaiserlichen Wache erkennen. Die Grenzkontrolle an sich fiel recht sporadisch aus, denn die Wächter waren Rothwardonen gegenüber sehr viel aufgeschlossener als jeder anderen Rasse. So wurde er durch gewunken, lediglich ein größerer Grenzsoldat frotzelte "Und pass bloß auf die Nords auf, die sind in letzter Zeit überall", und dabei ließ er ein dröhnendes Lachen hören.
Raccan hoffte nur dass er auf der Cyrodiil-Seite ebenso leicht durchkommen würde, denn allzu begeistert sahen die Wächter nicht aus als er langsam näher kam und sie ihm den Weg versperrten...
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