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Drachentöter
Cheydinhal - Umland -> Bockbierquell -> Skingrad
Sie saß Mordan Neladren gegenüber, ihrem Mentor und Ziehvater. Beide saßen in gemütlichen Sesseln in seinem Haus in der Nähe von Cheydinhal, welches weit weg von den Straßen stand, im Kamin prasselte ein Feuer, draußen war es bereits dunkel geworden. Dreveni hielt eine Tasse mit heißem Tee in der Hand, und sah Mordan fragend und skeptisch an. "Sein letzter Aufenthaltsort war also das Schloss in Skingrad. Du weißt dass ich dort normal nicht arbeite."
"Ich weiß, es war auch sein letzter bekannter Aufenthaltsort, es besteht Grund zu der Annahme, dass er sich im Umland von Skingrad aufhält oder in einer anderen Stadt."
"Oh, vielleicht ist er ja schon in Hammerfell, oder in Skyrim, oder..."
"Dreveni...", dabei sah Mordan sie tadelnd an.
"Entschuldige, ich lass dich schon ausreden.", antwortete sie lächelnd.
"Er hat kaum die Mittel, weit zu kommen, außerdem ist er nicht gerade ein unbeschriebenes Blatt in Tamriel. Jetzt hat er es sich auch in Cyrodiil verscherzt, dieser Adlige, der den Auftrag gegeben hat, hat eine Tochter, und das Ziel ist nicht wirklich standesgemäß und naja, ich denke du verstehst."
Sie nickte nur und beobachtete Mordan, während er weitersprach. Er hatte sich über die letzten Jahre eigentlich gar nicht verändert. Er trug das weiße Haar immer noch nach hinten in einem Zopf, sowie die einfache graue Robe, die er meistens im Haus trug.
"In den anderen Provinzen droht ihm vermutlich nur Gefängnis, aber dieses mal hat er sich den falschen herausgesucht. Der Auftraggeber ist genauso jähzornig und nachtragend wie reich an Geld und Einfluss, und möchte seine Tochter entsprechend verheiraten, da versteht er keinen Spaß." Mordan schob ihr ein paar Pergamente über den niedrigen Tisch. "Das sind Unterlagen, die wir bis jetzt erhalten haben. Alles weitere werden dir die Kontaktleute des Auftraggebers in Skingrad erklären können. Sie werden erst in etwa einer Woche dort sein, vielleicht findest du allein in der Stadt schon etwas heraus."
"Eilig scheint es ihnen ja nicht zu sein. In Ordnung, ich machs." Hauptsächlich reizte sie die Bezahlung an diesem Auftrag, weniger der vermutlich beträchtliche Aufwand das Ziel überhaupt zu finden. Wenn es soweit war, stellte er außerdem keine große Herausforderung da, ein Kämpfer war er nicht.
Als Dreveni begann, die Pergamente durchzublättern und zu überfliegen, erntete sie den nächsten tadelnden Blick von Mordan. "Das hat Zeit bis später, vor morgen Vormittag brauchst du überhaupt nicht aufzubrechen, du wirst eh ein paar Tage in Skingrad warten müssen. Erzähl lieber davon wie es dir ergangen ist in der letzten Zeit." Sie sahen sich nicht so oft wie sie es gewollt hätten, auch wenn Dreveni mehr oder weniger in diesem Haus wohnte, wenn sie einmal nichts zu tun hatte oder eine Zeit nicht gesehen werden wollte, aber das kam selten vor. "Da gibt es nicht viel zu erzählen", antwortete Dreveni schulterzuckend. "Der letzte Auftrag ist in eine ziemliche Sauerei ausgeartet, aber es ist gerade noch einmal gut gegangen, wie du weißt...."
"Das will ich doch meinen, was kann daran so schwer sein, jemandem im Schlaf die Kehle durchzuschneiden?"
"Der hat sich ausgerechnet in dem Moment herum geworfen, ich hab ihn nicht richtig getroffen, und er ist aufgewacht." Sie sah etwas betreten zu Boden, das passierte normal nur Anfängern, ihrer Meinung nach. "Zum Glück hatte ich schon ein Kissen halb in der Hand, das konnte ich ihm auf den Kopf drücken bevor er geschrien hat. Geblutet wie abgestochen hat er natürlich auch, daher die Sauerei, denn er hat immer noch gezappelt. Es war gar nicht so einfach, ihn im Dunkeln noch einmal richtig zu treffen ohne dass er los brüllt weil das Kissen verrutscht, ich weiß auch nicht woher er soviel Luft darunter her hatte. Wie gesagt, eine Riesensauerei am Ende, aber es hat keiner gehört. Hätte der Auftraggeber nicht ausdrücklich verlangt, dass er durch die Klinge stirbt, hätte ich ihn gleich erstickt."
"Na dann. Auch wenn ich DAS eigentlich nicht meinte."
"Mordan..."
"Was denn?" Er sah sie offen an, als er weitersprach. "Du sollst nicht dein ganzes Leben allein verbringen. Du bist in keiner Gilde, keinen Vorschriften unterworfen, du hättest die Möglichkeit..."
"Nein hätte ich nicht, wie denn wenn ich die nächsten Wochen wieder jemandem quer durch Cyrodiil folgen soll?" Sie sah ihn ärgerlich an. Dieses Thema hatten sie schon zu genüge durchgekaut, ein ums andere Mal.
"Danach..."
"Danach wird der nächste Auftrag kommen, oder willst du dass ich aufhöre damit?" fragte sie ihn.
"Nein, natürlich nicht. Ich möchte nur nicht, dass du dich jemandem verpflichtet fühlst, dass du dich mir verpflichtet fühlst. Du kannst tun was du möchtest."
"Dann glaub mir bitte endlich dass ich weder einsam noch unglücklich bin. Außerdem hab ich ja noch etwas Zeit, ich bin ja noch jung." Damit war das Thema üblicherweise bis zum nächsten Mal erledigt, und sie verbrachten den Rest des Abends bei einem Kartenspiel.
Dreveni ging recht zeitig zu Bett, und las dort die Pergamente. Außer einer hoffentlich gut getroffenen Zeichnung enthielt es nicht viel nützliches. Es war ein Kaiserlicher, er nannte sich Jack. Vermutlich war das nicht sein richtiger Name, und es war vermutlich auch das letzte Mal gewesen, dass er ihn in Cyrodiil benutzt hatte. Ein paar Angaben, was er in der Vergangenheit getrieben hatte, enthielten sie auch, das übliche, anscheinend kein Wohnsitz und laufend Ärger am Hals weil er die Hände an den falschen Töchtern hatte. Sie prägte sich das Bild genau ein, er sah - für einen Mensch - tatsächlich nicht schlecht aus. Braune Locken die ihm auf die Schultern fielen, strahlend blaue Augen und ein gut geschnittenes Gesicht.
Am Morgen frühstückte sie noch mit Mordan und machte sich dann fertig zum Aufbruch. Sie trug einen schwarzen Overall mit kurzen Ärmeln, am linken einen Handschuh ohne Finger der bis zum Ellenbogen reichte, an dem ein Stilett aus Stahl befestigt war. Das lange, tiefschwarze Haar flocht sie im Nacken zu einem Zopf, den sie rund um den Kopf feststeckte. Sie nahm den daedrischen Dolch von der Kommode, schlug ihn in ein Stück Leder ein, tat ihn zu ihrem Gepäck und warf den langen schwarzen Wollmantel über die Schultern. Unten wartete bereits Mordan. "Hier, für deine Auslagen...", sagte er und drückte ihr einen Beutel mit Münzen in die Hand. "Die Kontaktleute werden in etwa einer Woche in der Zwei Schwestern Herberge eintreffen. Du hast gelesen, wie du sie triffst?"
"Ja."
"Über über sie kannst du mir auch einen Kurier schicken lassen."
"Ja.."
"Du kennst meinen Bekannten in Skingrad, wenn du etwas brauchst..."
"Jaha...", wobei sie mit den Augen rollte. "Ich weiß, wie immer, außerdem hab ich alles."
"Pass auf dich auf, sei Vorsichtig."
"Bin ich immer. Mach dir keine Sorgen wenn du eine Weile nichts von mir hörst." Sie verabschiedeten sich mit einer Umarmung, und Dreveni stieg auf ihr Pferd. Den Bogen hatte sie entspannt zusammen mit den Pfeilen in eine Decke gewickelt und hinten am Sattel befestigt, das Langschwert war griffbereit aber schwer sichtbar seitlich am Sattel unter den Taschen befestigt. Tagsüber waren die Straßen außerdem relativ sicher, und sie hatte nicht vor durchs Unterholz zu reiten. Sie lies sich Zeit und übernachtete in Bockbierquell, einer einfachen Herberge auf halber Strecke nördlich der Kaiserstadt, die von Dunmern geführt wurde.
Am nächsten Morgen ritt sie weiter nach Skingrad, was sie ohne Zwischenfälle am späten Nachmittag erreichte. Naja, der Bandit wäre fast ein Zwischenfall geworden, aber nach einem gut gezieltem Feuerball und einem Blick auf ihr gezogenes Schwert und dem entschlossenem Funkeln in ihren roten Augen hatte er sich dann doch für die Flucht entschieden. Sie gab das Pferd in die Hände des Stallburschen, nahm das Vulkanglasschwert was ihr einen erstaunten Blick von selbigen einbrachte, das Bündel mit dem Bogen sowie einen kleineren Beutel und ging auf das Tor zu. Die Stadtwache entschied sich bei ihrem Anblick, die Kontrolle doch einmal etwas ernster zu nehmen, und trat ihr in den Weg. Der Kaiserliche, Was auch sonst.., grinste sie schleimig an und fragte: "Ihr wollt also nach Skingrad?"
"Skingrad?? Verflucht, eigentlich wollte ich nach Chorrol..."
Die Wache schien ihren Sinn für Humor nicht so ganz zu teilen, auch wenn er bei einer solch dämlichen Frage doch mit so etwas rechnen musste. "Euren Pass. Habt ihr etwas zu verzollen?", fragte er sie jetzt, nicht mehr schleimig sondern ziemlich unfreundlich. Den Pass hatte sie griffbereit in einer Tasche und so musste sie ihre Sachen nicht ablegen, um ihn der Wache zu zeigen. Diese studierte den Pass eine Weile, bis er ihn ihr zurückgab. "Was zu verzollen?"
"Nein."
"Was ist das?", fragte er mit einem Blick auf ihr Schwert, das sie unter den Arm geklemmt trug.
"Ein Schwert?"
"Herrgott, nein, was wollt ihr damit?"
"Ist es seit neuestem verboten ein Schwert mit sich zu führen? Ich möchte mein Glück bei der Kämpfergilde versuchen." In diesem Moment trat eine zweite Wache dazu und tippte die erste auf die Schulter. Diese war inzwischen schon leicht rot geworden, und schnautzte: "Was willst du?" Die zweite Wache sagte ihm leise etwas, auf das er mit einem lauten: "Nicht schon wieder!" reagierte, Dreveni mürrisch durch winkte und verschwand, wobei sie ihn noch rufen hörte: "Dieses Weib bringt mich noch ins Grab!". Stattdessen stand der zweite Wachmann jetzt am Tor und blickte gleichgültig geradeaus, den Ausbruch seines Kollegen ignorierend. Dreveni schüttelte kaum merklich den Kopf, Ich könnte SIE für dich gern ins Grab bringen..., und wandte sich in der Stadt zur Zwei Schwestern Herberge, wo sie sich ein Zimmer nahm. Dort angekommen lies sie ihr Gepäck aufs Bett fallen, zog den Overall aus und ein petrolfarbenes Kleid über, dass in dem Beutel war. Es ging ihr bis zu den Knöcheln, lag in der Taille eng an und hatte nach unten weiter werdende Ärmel, unter denen man so gut wie unsichtbar einen Stilett an zwei Lederschlaufen tragen konnte, was sie auch tat. Sie machte den Zopf auf und kämmte den Staub von der Reise aus den Haaren, die glatt und seidig bis über die Hüften fielen. Nachdem sie einen kurzen Blick in den Spiegel geworfen hatte, ging sie nach unten in den Schankraum und bestellte sich etwas zu Essen. Der Uhrzeit entsprechend war es relativ voll in der Taverne, sie beobachtete unauffällig die Anwesenden bis ihr ein Kaiserlicher auffiel, der sich gerade an der Theke niedergelassen hatte und mit der Wirtin, einer Ork, sprach. Sie beachtete ihn jedoch nicht weiter, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder einer Ausgabe des Rappenkuriers zu. Der Mann verließ nach etwa einer Stunde wieder die Taverne, Dreveni ging noch etwa eine Stunde später auf ihr Zimmer, um ihren Mantel zu hohlen und trat in die kühle Nachtluft vor der Taverne.
Es war inzwischen stockfinster, aber noch vor Mitternacht. Sie ging ein Stück die Hauptstraße entlang, verschwand dann aber auf den schmalen Wegen die hinter den Häusern an der Stadtmauer entlang führten. Kurz darauf hörte sie leise Schritte hinter sich und blieb stehen, nachdem sie vor sich niemanden sehen konnte. Die Hände vor dem Bauch zusammengelegt, die Rechte dabei in der Nähe des Griffes der Waffe unter ihrem Ärmel drehte sie sich um. Ein paar Schritte entfernt stand der Kaiserliche aus der Taverne und grinste sie an. "Was treibt dich denn mal wieder in diese schöne Stadt?", fragte er leise als er näherkam.
"Arbeit, was wohl sonst. Deshalb muss ich dich auch leider gleich enttäuschen, ich habe keinerlei freie Kapazitäten."
"Es tut sich ohnehin nicht viel hier, in Skingrad ist es erschreckend ruhig in den letzten Wochen. Ach, doch, zwei Geschwister wollen ihre alte Mutter loswerden, es geht wohl um ein Erbe."
"Wie viel Erbe?"
"Sowas interessiert uns doch nicht, dachte ich?", fragte er sie lächelnd.
"Wie ich dich kenne, weißt du es trotzdem."
"300 Septime, und gezahlt hätten sie 50. Da wäre meine Provision schon dabei gewesen."
Dreveni antwortete nicht sondern sah ihn nur erstaunt und ablehnend an.
"Genau die Reaktion habe ich ihnen gleich in Worte gefasst, du siehst, es gibt nichts zu tun hier."
"In welchen Zeiten leben wir eigentlich," fragte ihn Dreveni leise und kopfschüttelnd als sie ein Stück weiter den Weg entlang gingen. "Jemand wegen 300 Septimen umbringen zu wollen und erwarten, dass es jemand für 50 macht. Aber ich bin wie gesagt sowieso wegen jemandem anderen hier. Schaust du später noch bei mir auf dem Zimmer vorbei?"
"In Ordnung, nach Mitternacht."
Sie nannte ihm noch die Zimmernummer, dann trennten sie sich wieder. Dreveni ging noch eine Runde durch die Stadt bevor sie wieder den Weg zur Herberge einschlug.
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