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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Skingrad; Westebene

    Erynn verließ Skingrad durch das westliche Tor. Es war kurz vor Sonnenaufgang, und die Farbe des Himmels änderte sich bereits zu einem helleren blau, durchsetzt von zarten, rosafarbenen Streifen. In weniger als einer Stunde würde sich die Sonne über den Horizont schieben und der Frieden dieser so unwirklich scheinenden Stunde dem geschäftigen Treiben des Tages weichen. Zu dem Zeitpunkt wollte die Dunkelelfin allerdings schon längst mitten im Grasland der Westebene sein.

    Sie begab sich zu den Stallungen vor der Stadt um ihr Pferd von der Koppel zu holen, einen sechsjährigen dunkelbraunen Wallach mit vier weißen Fesseln und einer schmalen, geraden Blesse. Das Tier war der einzige Luxus, den sie sich leistete, aber sie hatte so viel Freude daran, daß sie die Septime dafür gerne ausgab.
    Nachdem sie das Pferd -das sie aus einer Laune heraus ‚Falchion’ getauft hatte- gesattelt und ihren Stahlbogen hinten am Sattel befestigt hatte, schwang sie sich auf seinen Rücken und ritt am langen Zügel die Straße hinauf Richtung Nordosten. Nebelfetzen hingen zwischen den Weinstöcken des Surilie-Weinguts zu ihrer Linken, das zu so früher Stunde noch still und verlassen dalag. Sie faßte die Zügel kürzer und trieb ihr Pferd zu einem flotten Trab an, als sie die Plantage hinter sich gelassen hatten. Ihr Ziel war Goblin Jims Höhle. Erynn wußte nicht, wer Goblin Jim war oder warum sich jemand die Mühe machen sollte, einem Goblin einen Namen zu geben, aber das spielte letztendlich auch keine Rolle. Nach einer Weile verließ sie die Straße und bog in die üppige Wildnis der Westebene ab. Jetzt, am frühen Morgen, verströmten die hier verschwenderisch wachsenden Gräser, Blumen und Kräuter einen fast berauschend intensiven Geruch. Die Sonne ging gerade auf und brachte den Tau auf den Blättern zum glitzern. Die Elfin hielt ihr Reittier an und genoß für einen Augenblick diesen Moment voller Schönheit. Dann wandte sie sich direkt nach Norden.

    Auf halbem Wege ließ Erynn Falchion in der Nähe einiger großer Felsen zurück. Sie saß ab und vergewisserte sich, daß in der Nähe kein Nachtschatten wuchs, an dem sich das Tier vergiften könnte. Dann löste sie den Bogen vom Sattel und spannte ihn. Mit der Waffe in der Hand schlich sie sich vorsichtig an die Höhle heran. Sie nahm nich den direkten Weg, sondern näherte sich von Osten, so daß ihr die aufgehende Sonne im Rücken stand. Ihre Lederrüstung knarrte leise, als sie hinter einem Busch in Deckung ging. Ein großer Felsen in ihrem Rücken würden hoffentlich dafür sorgen, daß ihr Überraschungen aus Richtung des Großen Forstes erspart blieben. Von ihrer Position aus hatte sie einen guten Blick auf den Höhleneingang wie auch auf den Bereich davor. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: Goblinjagd war eine Art Sport in der Skingrader Kriegergilde, und sie beteiligte sich mit der gleichen Begeisterung daran wie der Rest der Berufskämpfer auch.
    Die Elfin mußte nicht lange warten. Aus Richtung des Hochlandes kam eine kleine, verwachsene Gestalt in Sicht. Der Goblin hatte scheinbar den Schutz der Dunkelheit genutzt, um Beeren oder ähnliches zu sammeln. Jetzt kehrte er zurück, um sich wieder in seinem Bau zu verkriechen. Erynn ließ sich auf ein Knie nieder und zog langsam, ganz langsam einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn locker auf die Sehne. Der Goblin wuselte direkt auf die grobe Brettertür zu, die den Höhleneingang verschloß, so daß sich keine Möglichkeit zu einem sicheren Schuß bot. Die Dunmerin hob den Bogen und stieß einen leisen Pfiff aus. Irritiert hielt das Wesen inne und drehte sich suchend zur Quelle des Geräuschs um. Es blinzelte, als es in die frühe Sonne starrte, deren Schein sich mit den Schatten des Waldes vermischte, und schirmte die Augen mit einer Hand ab. Erynn zog die Sehne bis zum Mundwinkel zurück und schickte den Pfeil auf die Reise. Mit einem dumpfen Klatschen schlug er in die Brust des Goblins ein und riß ihn herum. Er zuckte unkontrolliert, wirbelte im Todeskampf Staub und Grasbüschel auf und lag dann still. Dennoch verblieb die Schützin in ihrer Deckung und legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne. Nur wenige Herzschläge später fand sie ihre Vermutung bestätigt: Goblins sind nur selten allein draußen unterwegs. Ich bin mir sicher, daß es noch mindestens einen zweiten gibt. Dieser zweite Goblin tappte in ihr Schußfeld, entdeckte seinen toten Artgenossen und sah sich mißtrauisch witternd um. Perfekt. Er starb ebenso wie der erste. Auch jetzt wartete Erynn wieder eine Weile, aber alles blieb ruhig. Schließlich wagte sie sich hinter ihrem Busch hervor, um die beiden Kadaver zu untersuchen. Wenn gleich sie dabei weiterhin auf ihre Umgebung achtete, tat sie doch ihr bestes, den schaurigen Behälter voller Knochen zu ignorieren, der sich zwischen anderem Müll vor dem Höhleneingang befand. Die Überreste darin sahen beunruhigend menschlich aus.

    Wie erwartet fand sie nichts Wertvolles bei den toten Gobbos. Sie trugen rostige, grobgeschmiedete Waffen, die bestenfalls zum Einschmelzen taugten. Erynn ließ sie liegen. Auch die matschigen Beeren und die Steinpilzkappen, welche die Kreaturen bei sich trugen -scheinbar die Ausbeute der vergangenen Nacht-, nahm sie nicht mit. Wer sollte so etwas schon noch essen wollen? Sie jedenfalls nicht. Nachdem Goblinklauen die Nahrungsmittel befingert hatten, wirkten sie auf die Elfin abstoßend. Irgendwie... unrein. Die beiden Pfeile hatten die Aktion ebenfalls nicht überlebt. Schäfte und Federn waren abgeknickt worden, als die Goblins stürzten. Zumindest aber ließ sich eine eiserne Pfeilspitze bergen. Man würde sie noch einmal verwenden können. Sie zog ihren Stahldolch und schnitt die jeweils rechte Hand der Biester ab; wegen dieser Trophäen war sie hauptsächlich gekommen. In die Höhle selbst würde sie nicht gehen, jedenfalls nicht ohne Unterstützung. Die Stollen und Gänge waren normalerweise zu eng und zu verwinkelt, um den Bogen sinnvoll einsetzen zu können. Meist bedeutete er dort mehr eine Behinderung als einen Vorteil. In einer Höhle war man mit einem Schwert besser bedient, aber wenn sie sich schon zu so offensivem Hauen und Stechen durchringen mußte, dann doch lieber mit Rückendeckung.
    Nach einem weiteren prüfenden Blick auf ihre Umgebung wandte sie sich zum Gehen, kehrte zu Falchion zurück und verstaute die Ausbeute des Morgens in den Satteltaschen. Das Pferd hatte auf sie gewartet, wie immer, und zupfte zufrieden noch ein paar Gräser, während Erynn den Bogen entspannte und verstaute.

    Sie wandten sich wieder Richtung Skingrad. „Tut mir leid, mein Großer. Das war wirklich kein besonders langer Ausflug heute“, sagte sie, wärend sie den Mähnenkamm des Tieres kraulte. „Vielleicht ergibt sich bald mal die Möglichkeit, einen Botengang zu erledigen, so daß wir beide etwas mehr Bewegung kriegen.“
    Wieder an den Stallungen angekommen, nahm Erynn ihrem Pferd Sattel und Zaum ab, kontrollierte die Hufe auf eingetretene Steinchen und ließ es dann frei auf der Koppel laufen. Den größten Teil des Lederzeugs konnte sie bei den Ställen lassen, allein die Satteltaschen nahm sie mit.
    Die Sonne stand noch nicht im Zenit, als sie Skingrad wieder betrat. Da sie von der Torwache als reguläre Bewohnerin der Stadt erkannt wurde, winkte man sie ohne Überprüfung durch. Sie begab sich direkt zum Gildenhaus, einem wuchtig aussehenden Steinbau, um die Goblinhände loszuwerden.
    Von der Eingangshalle wandte sie sich nach rechts in den Speisesaal, wo sie auf Parwen traf. In den acht Monaten, die sie jetzt in Skingrad lebte, hatte sie sich mit der Waldelfin angefreundet. „Und?“ fragte diese nur. „Zwei“, grinste Erynn und warf ihr die blutigen Goblinklauen zu. Damit hatte sich der Zweck der Trophäen auch schon erfüllt: Sie bewiesen die beiden Abschüsse. Die Dunmerin nahm ein Stück Kohle und zeichnete zwei weitere Striche hinter ihren Namen auf einem Stück Papier, das für alle sichtbar an der Wand hing. Sie hinkte den anderen noch ziemlich hinterher, vor allem dem großen Argonier Ah-Malz, hinter dessen Namen sich eine beeindruckende Anzahl von Strichen befand, aber sie spielte ja auch noch nicht so lange mit.
    Das wäre erledigt. Was mache ich jetzt nur mit dem angefangenen Tag?

  2. #2

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage

    Diese Offenbarung kam so plötzlich, dass Tarrior erst einen Moment brauchte, bis sie wirklich an seine Geist drang und noch weitere Augenblicke bis er sich ganz darüber klar wurde. Umgehend legte sich in seinem Kopf ein Schalter um und ließ ihn sich dem verweigern. „Das kann unmöglich sein. Du willst mich doch nur hereinlegen“: warf er ihr vor. Verasa schüttelte fahrig den Kopf. „Es ist die Wahrheit Tarrior. Und während wir hier reden, könnte er auf See oder an Land sonst welch unaussprechlichen Gefahren ausgesetzt sein“: widersprach sie dem. Der Dunmer wandte sich mit einer harschen Bewegung ab und blickte wieder aus dem Fenster auf eine hohe Mauer. „Mein Sohn“: hauchte er ungläubig. „Sie lügt nicht“: versuchte sein Verstand ihm klar zu machen, doch seine Gefühle ließen die Vernunft nur tröpfchenweise hindurch. Es war, als wollte man einen Ogrim durch ein Nadelöhr ziehen. Es begann ihn zu übermannen. Er spürte plötzlich eine Last auf den Schultern, die ihn regelrecht zu erdrücken drohte. „Tarrior bitte. Ich lüge nicht. Es ist die Wahrheit“: schwor Verasa und klang regelrecht flehend. Auch ihr Vorrat an emotionaler Kälte und Distanz war im Verlauf dieses Gespräches aufgezehrt worden. „Es kann einfach nicht wahr sein“: murmelte er für sich selbst, ohne das es die Dunmerin verstanden hätte. Doch er wusste, dass er sich etwas vormachte. Diese Frau sprach die Wahrheit. So unglaublich sie auch sein mochte. Er hatte nach all diesen Jahren einen Sohn. Müde massierte sich er sich die Augen. „Sieh mich wenigstens an Tarrior“: bat sie. Zwar drehte er sich daraufhin um, doch Verasa ignorierend trat er an ihr vorbei und auf den kleinen Unterschrank beim Eingang zu. Er merkte wie die Dunmerin aufstand und ihm folgte, aber einen gewissen Abstand hielt. Er entnahm dem Schrank ein Glas und stellte es auf die Oberfläche, dann goss er sich einen ziemlich starken Schnaps ein. Tarrior musste sich an dem Schränkchen mit beiden Händen abstützen. Noch immer hatte er das Gefühl, von alldem erdrückt und erschlagen zu werden. Nach einem Mal tiefen Einatmens nahm er den Schnaps zur Hand. Statt ihn zu trinken, schwenkte er die klare Flüssigkeit nur unschlüssig hin und her und stellte das Glas nach einigen Augenblicken zurück, ohne etwas zu trinken.

    Mit einem betrübten Blick, wie der Dunmer aus dem Augenwinkel heraus feststellte, beobachte Verasa ihn schweigend. Kaum hatte Tarrior das Glas wieder abgestellt, griff er sich ohne Umschweife die Flasche, setzte sie an seine Lippen und ließ den starken, brennenden Alkohol einfach in sich hinein fließen. Er schmeckte nichts davon. Das flüssige Feuer lief seine Kehle in einem Strom herunter und füllte die aufkommende Kälte in ihm, mit alkoholischer Hitze. Erst nach etwa einer halben Minute setzte er die Flasche, deren Inhalt jetzt ziemlich zusammen geschrumpft war, ab. „Wochen und Monate ohne einen Tropfen Alkohol“: dachte er wehmütig, zuckte im Anschluss innerlich mit den Schultern und nahm noch einen großen Schluck aus der Flasche. „Was soll’s?“: betäubten seine Gefühle das Gewissen, als er sich nun doch noch den Inhalt des Glases genehmigte. Dann sackte er zusammen und konnte sich gerade noch mit den Armen am Schränkchen abstützen. „Ist alles in Ordnung?“: fragte Verasa umgehend aufgeregt und besorgt. Ein kurzes Glucksen erklang, dann verwandelte es sich immer mehr in ein laut schallendes Lachen. Tarrior hörte Verasas Schritte, wie sie sich von ihm entfernte. Während er wie irre lachte, liefen ihm warme, salzige Tränen über die Wangen. „Ja es ist alles in bester Ordnung!“: brüllte er sarkastisch. „Ich war monatelang unterwegs, weil jemand es so wollte. Eine Frau taucht auf, die ich zu vergessen versucht habe und ich erfahre urplötzlich das ich seit Jahren einen Sohn habe“: sagte er sarkastisch. „Es ist wirklich alles in Ordnung“: fügte er zusammengefasst hinzu. Er vermied es, sich dabei umzudrehen, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Dann kippte es in ihm vollständig und die Kraft verließ ihn. Er sank vor dem Schrank auf die Knie. „Lass mich bitte allein“: bat er mit belegter Stimme. „Tarrior, ich…“: wollte sie sagen, doch er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. „Lass mich bitte allein“: wiederholte er und diesmal mit mehr Nachdruck in der Stimme. Sie nickte schweigend und verließ den Raum. Der Dunmer stand daraufhin auf, schleppte sich zur Sitzecke, legte sich auf das Polster und schloss die Augen. Nach einer Weile, in der die innere Kälte wieder die Überhand bekam und den Schmerz erstickte, schlief er ein.

    Er sah Wolken – dunkle, schwarze Wolken. Sein Körper war eingebettet in feinen, schwarz-grauen Sand. Er fühlte das sanfte Reiben der Körner an seiner Haut. Sein Blick war gen Himmel gerichtet. Vor einem dunklen grauen Hintergrund zeichneten sich diese finsteren Schwaden gut ab. Tarrior stemmte sich hoch. Die Umgebung kam ihm vertraut vor. Einsame Felsformationen, abgestorbene Bäume, Knochen und endlose Meere dieses Sandes. „Das Aschland“: erkannte er folgerichtig. Er wandte sich um, wollte wissen aus welcher Richtung die Finsternis am Himmel heran zog. Er folgte dem Verlauf und starrte in einen feurigen Schlund. Einige Augenblicke verstrichen, bis begriff, dass er nicht in eine dämonische Fratze blickte, sondern die feurige Gewalt des Roten Berges vor sich hatte. Brodelnd kochte das Magma, hell und gleißend glühte das Feuer an der Spitze und unaufhörlich türmten sich weitere dunkle Ascheschwaden auf, die über das Land zogen und die Sonne vollkommen aussperrten. Der Rote Berg war wieder erwacht. Der Zorn und die Kraft in seinem Inneren für Tarrior nur allzu deutlich zu spüren. Eine Energie die Vvardenfell verheeren konnte, sollte man sie freisetzen. Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte ihn. Er spürte die Pein des Berges, mit dem er schon seit so langer Zeit verbunden war. Etwas quälte den Vulkan, etwas war dabei ihn zu zerstören. Irgendetwas wollte diesen Ausbruch. Die Urgewalt entfesselt von unsichtbarer Macht. Irgendetwas konnte nicht stimmen. Es taten sich Risse an den Flanken auf. Rot wie Blut pulste das Erdfeuer hervor und grub sich glühend heiß einen Weg ins Tal. Alles verbrennend, das auf seinem Weg lag. Die Flammen hielten direkt auf ihn zu. Tarrior wollte fliehen, doch es ging nicht. Er konnte seine Beine nicht bewegen. Es war als wäre er gefesselt. Voller Entsetzen musste er sehen wie das Magma mit einer unmöglichen Geschwindigkeit heranraste und ihn direkt erfasste. Das Erdblut türmte sich zu einer regelrechten Flutwelle auf und spülte über ihn hinfort. Seine Immunität gegen Feuer half ihm zunächst standzuhalten, doch die Schmerzen waren unbeschreiblich. Die Hitze nahm zu und Tarrior fühlte Knochen und Fleisch – sein gesamter Körper zu schmelzen begann. Zwischen den höllischen, flammenden Schleiern schimmerte es für einen kurzen Moment eisblau und er und die gesamte Welt um ihn herum erstarrten zu ewigem Eis. Sein Herz blieb stehen und es wurde schwarz um ihn.

    Mit einem Schrei wachte Tarrior aus seinem Alptraum auf. Sofort schien sich sein ganzer Körper zu verkrampfen. Er schnellte aus einer liegenden Position heraus in die Höhe. Kräftige, schuppige Hände packten ihn und drückten ihn mit animalischer Urgewalt zurück in die Kissen, die er nur am Rand unter seinem Kopf spürte. Mit geschlossenen Augen wehrte er sich gegen den Druck, der, so bildete er sich ein, sein Herz zermalmen würde. Er spürte weitere Klauenhände zupacken und ihn herunter drücken. Sein Widerstand erschlaffte und langsam setze Beruhigung ein. Sein Geist klärte sich und er kehrte ins Bewusstsein zurück. Noch leicht panisch riss er die Augen auf und versuchte zu ergründen, wo er sich befand. Sein Blickte irrte zunächst noch schwammig umher, bis er an zwei vernarbten, ausdruckslosen Schuppengesichert hängen blieb. Er erkannte die zwei argonischen Wächter seiner Plantage. Dann schob sich auch ein dritter Argonier in sein Sichtfeld, der ausgesprochen erleichtert wirkte. „Er ist aufgewacht“: verkündete Gilluk freudig und im Raum war erleichtertes Aufatmen zu hören. Zwischen den Gesichtern konnte er einen Blick auf den Rest des Raumes erhaschen. Er war in seinem Schlafzimmer und es hatten sich einige seiner Bediensteten versammelt, aber hauptsächlich waren es Khajiit und Argonier aus Gilluks Gefolge, die nun auch sichtlich beruhigt waren. „Was ist passiert?“: stellte er die naheliegende Frage. „Wir wissen es nicht. Wir fanden dich in der Bibliothek. Du schienst zu schlafen, doch wir konnten dich nicht aufwecken. Dann hast du dich komplett verkrampft und plötzlich wurdest du kochend heiß und wenig später eiskalt. Wir fürchteten schon, dass du sterben würdest. Alle hier waren in Sorge um dich“: klärte Gilluk ihn auf. Tarrior versuchte sich zu erinnern, doch es ging nicht. Es war wie weg geblasen. Er wusste nur noch, dass er Verasa gebeten hatte das Zimmer zu verlassen und sich dann hingelegt hatte. Er schüttelte seinen Kopf um die Benommenheit loszuwerden. Vorsichtig stemmte er sich in eine sitzende Position. Die Argonier waren jederzeit bereit zuzugreifen, wenn es nötig sein sollte.

    „Ich denke es geht wieder. Könnte mir jemand ein Glas Wasser bringen?“: bat er. Ein Khajiit war schnell unterwegs. Schweigend warteten sie, bis die Katze mit der Erfrischung zurück war. Tarrior trank es in einem schnellen Zug aus. „Ihr könnt jetzt gehen“: sagte der Dunmer in die Runde. Erst zögerlich, aber dann stetig verließen die Angestellten nun das Schlafzimmer. Zuletzt die beiden vernarbten Wächter. Schließlich war er mit Gilluk allein. „Tu mir einen Gefallen und bring Verasa her. Ich will mich mit ihr allein unterhalten“: bat er seinen Freund. Der Argonier stürmte sofort hinaus. „Was ist los?“: rief er der Echse nach, doch er war bereits entschwunden. „Seltsam“: fand Tarrior. Es dauerte etwas, da kam ein schwer atmender Gilluk mit der schwarzhaarigen Dunmerin zurück. Im Anschluss verließ er den Raum und ließ die Beiden allein. „Du hast Glück. Ich wollte gerade gehen, als dein Diener mich zurückgeholt hat“: sagte sie. Ihr Gesicht hatte sich wieder verschlossen. Die Frau hatte sich entfernt, ebenso wie er sich mittlerweile wieder verschlossen hatte. „Du wolltest gehen?“: fragte er erstaunt. Sie nickte. „Es war dir scheinbar so unangenehm deinem Sohn zu helfen, dass ich dachte du würdest sowieso ablehnen und dich lieber betrinken“: erklärte sie abschätzig. Schuldbewusst blickte Tarrior zu Boden. „Das siehst du falsch. Ich war nur… geschockt und durcheinander. Man erfährt schließlich nicht jeden Tag, dass man einen Sohn hat. Meine Reaktion tut mir Leid. Entschuldige bitte“: entschuldigte er sich. Verasa wirkte überrascht. „Achja Gilluk ist nicht mein Diener, sondern mein Freund“: warf er noch ein. „Die Entschuldig nehme ich an. Sag was willst du von mir?“: wollte sie nun wissen. „Wie gesagt du hast mich falsch verstanden. Ich werde ein Auge auf unseren Sohn haben, sobald er auf Vvardenfell eintrifft, wenn er denn wirklich auf dem Weg hierher ist. Aber ich werde nicht mehr sehr lange hier sein. Es gibt unglaublich wichtige Dinge, um die ich mich kümmern muss. Wie heißt er eigentlich?“: sagte er zu und gab sich versöhnlich. „Er hat gesagt er müsse seinem Freund helfen und das dieser Freund hierher nach Vvardenfell gekommen sei. Dann wird er gewiss hier auftauchen. Sein Name ist Tirian“: antwortete sie. „Tirian“: ließ Tarrior mehrmals in seinen Gedanken erschallen. Er hatte nun also einen Sohn namens Tirian. Plötzlich fiel ihm etwas auf.

    „Ein Heiler, auf einem Schiff, der einem Freund in Schwierigkeiten auf Vvardenfell helfen will und auch noch Tirian heißt“: ging es ihm durch den Kopf. „Nein das kann nicht sein“: dachte er ungläubig. „Du sagtest er heißt Tirian, richtig?“: fragte er noch einmal nach. Sie nickte. „Und du hast gesagt, du trägst jetzt den Namen Morvayn. Hat Tirian diesen Namen auch übernommen?“: fragte er weiter. „Ja natürlich, aber ich verstehe nicht worauf du hinaus willst“: bejahte sie. „Nein das ist doch vollkommen unmöglich“: stieß er hervor. Sie schaute ihn fragend an. „Gefällt dir jetzt sein Name nicht?“: beschwerte sie sich. „Nein das ist es nicht“: sagte er. Tirian sein Freund und Tirian sein Sohn waren wahrscheinlich ein und dieselbe Person. Irgendein Gott, irgendein Daedraprinz musste ihn wirklich sehr hassen und seine Spielchen mit ihm spielen. Das hier war an beißender Ironie schon gar nicht mehr zu überbieten, stellte sich schließlich heraus, das er seinen unbekannten Sohn bereits seit Jahren kannte und mit ihm befreundet war und das gerade erst seine persönlichen Schwierigkeiten Tirian dazu gebracht haben hierher zu kommen. Das führte schließlich dazu, dass er nun über diese Verbindung im Klaren war. Diese Geschichte war so verrückt, dass man meinen könnte, Sheogorath hätte sie geschrieben. „Das ist es nicht“: wiederholte er seine Worte noch einmal. „Du wirst es kaum glauben, aber ich kenne unseren Sohn schon seit Jahren“: fing er an zu berichten.

    Sie hörte seinen Ausführungen aufmerksam zu. Verasa bestätigte dabei Tarriors Verdacht, dass die beiden Tiriane ein und dieselbe Person waren. Sie konnte es ebenfalls kaum glauben, dass das Schicksal einen derart böses Spiel mit ihnen getrieben hat. Sie äußerte den Verdacht, dass es sich vielleicht sogar um ein Zeichen handeln könnte. Für was oder wen, wusste sie nicht. „Dann bist du wohl der Freund, dem er helfen wollte“: erkannte sie folgerichtig. Tarrior nickte. „Ich habe ihm gesagt, er solle auf sein Schiff zurückkehren und mir nicht folgen. Scheinbar hat er meine Dickköpfigkeit geerbt“: bejahte er. „Dann musst du in ziemlich großen Schwierigkeiten stecken. Er erzählte es zumindest“: schlussfolgerte sie. Tarrior machte eine wegwerfende Bewegung. „Ich bin da tatsächlich in eine üble Sache verstrickt. Deshalb werde ich auch bald ins Landesinnere aufbrechen um diese Sache zu erledigen. Das Ganze könnte also bald erledigt sein. Ich habe Tirian nicht die volle Wahrheit gesagt. Tatsächlich wurde ich von jemandem erpresst, aber mit einem anderen Druckmittel. Und jetzt ergibt sich die Chance selbst Beweise in die Finger zu bekommen um ihn auszuschalten“: erklärte er. „Ins Landesinnere? Sind da nicht die Daedra?“: fragte sie. „Genau. Deshalb wird es auch schwierig werden, aber ich muss es tun. Ansonsten bekomme ich nie wieder meine Ruhe zurück. Tirian wird vermutlich direkt hierher zu meiner Plantage kommen, da er mir ja helfen will. Wenn er hier ankommt, dann solltest du ihn darüber aufklären, dass ich sein Vater bin. Er solle hier bleiben. Ich denke, ich schaffe diese Sache bei Maar Gan schon allein“: schlug er vor. Sie nickte. „Du willst also, dass ich hier bleibe?“: wollte Verasa wissen. Er musterte die Dunmerin.

    „Auf Vvardenfell ist es gefährlich. Und dir wird er glauben. Es ist besser du bleibst hinter diesen sicheren Mauern. Aber hör bitte auf meine Bediensteten wie widerliche Sklaven zu betrachten. Sie sind frei, freundlich und loyal“: antworte Tarrior um dann noch anzufügen: „Das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Es versetzt mir immer noch richtige Stiche auch nur an dich denken zu müssen. Wenn ich dir jemals verzeihen kann, dann wird es noch eine Weile dauern.“ Mit einem Nicken zeigte sie ihm, das sie es ähnlich sah. „Was mir gerade einfällt. Hätte Tirian nicht auch erkennen müssen, das ich sein Vater bin?“: kam ihn eine interessante Frage in den Sinn. Schuldbewusst schaute Verasa zu Boden. „Ich habe ihm nicht viel von dir erzählt und auch gesagt, dass du kurz vor seiner Geburt gestorben bist. Ich hielt es für das Beste“: erzählte sie kleinlaut. Ein „Hmm“ entrang sich Tarriors Kehle. „Ich denke auch, das es richtig war“: stimmte er dem knapp zu. Eine Weile herrschte Schweigen dann verabschiedete sich Verasa von ihm für die Nacht und wollte gehen. Auf der Schwelle blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. „Was ist das eigentlich, womit jemand dich erpressen kann?“: stellte sie eine letzte Frage. „Etwas für das ich mich nicht schäme, aber das Andere wohl nicht verstehen können. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es tut mir leid“: wollte er auf diese Frage nicht antworten. Die schwarzhaarige Dunmerin nickte und verließ endgültig seine Gemächer und schloss die Tür. Tarrior stand vom Bett auf, auf dem er gesessen hatte, und ging zur Wand hinüber, wo er vor einem Wandteppich stehen blieb. Die Betrachtung des Teppichs konnte einen schon ziemlich verwirren, denn das Muster bestand aus in einander verschlungenen und verdrehten schwarzen Ranken auf rotem Grund. In diesem Wirrwarr waren Symbole des Sechsten Hauses versteckt ebenfalls eingewebt. Bei der kurzen Betrachtung schoss ihm das Gesicht einer rothaarigen, bretonischen Heilerin durch den Geist – nur kurz. Er schob den Teppich etwas zur Seite und legte eine Tür frei, durch die er hindurch trat.

    Er fand sich in seinem Kultraum wieder. Alte Kohlebecken im Dagoth-Stil standen an den Wänden. Sie waren erloschen. Mit einem kleinen Feuerball entzündete er eine von ihnen. Sie enthüllte, was sich sonst noch in dem Raum verbarg. Ein Glockenspiel, samt zwei Totems, die es flankierten, bildeten die Mitte das Raumes. An der gegenüberliegenden Wand war der eigentliche Altar aufgebaut. Es handelte sich dabei um einen Triolithen aus schwarzem Stein mit feinen Schnitzereien und roten Verzierungen, in dessen großen Einkerbungen sich Kerzen befanden. Auf dem Triolith stand eine sehr prachtvolle Aschestatue mit einem großen, roten Edelstein mitten in der Stirn. Aus einem kleinen Schrank zu seiner Rechen nahm er eine einfache rote Tonschale und stellte sie auf einen kleinen Tisch neben dem Altar. Aus einem kleinen Säckchen schüttete er ein moosgrünes Pulver und schichtete es in der Schale zu einem Häufchen auf. Es bildete sich eine kleine Flamme zwischen seinem Daumen und Zeigefinger, mit der er das Pulver entzündete. Augenblicklich verströmte es einen eigenartigen, aber doch zu gleich anregenden Geruch im Raum. Tarrior schloss die Tür und setzte sich im Anschluss im Schneidersitz vor den Altar. Dann begann er zu meditieren. „Die Anderen würden es nicht verstehen“: gingen ihm dabei die eigenen Worte nochmals für einen Moment durch den Kopf. Dann versenkte er sich in mentale Leere.

  3. #3

    Skingrad

    Erynn legte das Kohlestück wieder weg. Sie setzte sich mit dem Rücken zum Eingang des Raumes, Parwen gegenüber, und zog bedächtig ihre Lederhandschuhe aus. „Die beiden habe ich erwischt, als sie gerade vom Nahrung sammeln zurückkamen. Aber den Clan an sich wird das nicht allzu hart treffen. Man müßte in die Höhle gehen und das ganze Nest ausräuchern, wenn wir diese Plage irgendwann in den Griff bekommen wollen. Vor allem um die alte Mine an der Straße, in der Nähe des Friedhofes, sollte sich jemand kümmern. Dort werden am häufigsten Leute von den Viechern erwischt.“
    Parwen stützte das Kinn in beide Hände: „Jemand“, fragte sie mit einem spöttischen Funkeln in den Augen. „Heißt das, du selbst willst deine Nase nicht in diese Stollen stecken?“ Erynn verdrehte die Augen. „Komm schon. Ich bin Bogenschützin, genau wie du. Für so eine Aktion bräuchte man am Besten vier schwergerüstete Orks, die mit Streitkolben bewaffnet durch die Gänge stürmen und alles plattwalzen, was ihnen vor die Füße kommt.“ Die Bosmer grinste bei dem Bild, das sich hinter ihrer Stirn formte. „Ich sehe gerade vier eingedoste und wütende Orks vor mir, die alle gleichzeitig durch einen engen Stollen trampeln und dabei stecken bleiben. Nein, man müßte das schon etwas intelligenter angehen.“
    Erynn lehnte sich weit nach rechts und öffnete die Klappe eines windschiefen Schranks, der unter dem Fenster stand. Sie nahm sich ein Bier heraus und öffnete die Flasche, indem sie ihren Dolch als Hebel benutzte. „Ist es dafür nicht noch etwas zu früh?“
    „Wieso? Bist du jetzt meine Mama, Parwen?“ Sie ließ den Dolch wieder in ihrem rechten Stiefel verschwinden. „Außerdem bin ich schon seit lange vor Sonnenaufgang wach. Für mich ist es bestimmt schon Nachmittag.“
    „Ja, ja.“ Jetzt war es an Parwen, die Augen zu verdrehen. „Es wäre schlauer, zwei Magier am Eingang zu plazieren, die Feuerbälle mit Flächenwirkung in den Stollen schleudern. Ein halbes Dutzend Bogenschützen, in einem Halbkreis vor der Höhle verteilt, könnte sich dann um die Goblins kümmern, die noch herausgekrochen kommen.“
    Die Dunkelelfin nahm einen Schluck von dem Bier. „Wo willst du denn zwei Magier herkriegen? Aus der Gilde? Daß ich nicht lache! Eine kombinierte Aktion mit denen würde sicherlich schon daran scheitern, daß sie sich ihre feinen Roben nicht schmutzig machen wollen...“ Die beiden grinsten sich an. Der gegenseitige Spott gehörte zum Habitus beider Gilden. Vergeistigte Bücherwürmer gegen minderbelichtete Haudraufs. So war es schon immer gewesen, so würde es immer sein, und beiden Seiten würde ernstlich etwas fehlen, sollte sich das jemals ändern.
    „Wie dem auch sei: Wer bliebe sonst noch übrig? Allenfalls die Legionskampfmagier. Die Jungs sind wirklich hart im Nehmen, aber bis das Militär uns welche von denen freistellt, sind sogar wir beide alt und grau. Außerdem... die kaiserliche Administration schickt keinen von der Elitetruppe, um ein paar Gobbos zu töten. Schon gar nicht in diesen Zeiten.“ Sie starrte kurz ins Leere. „Nein, das ist alles Spinnerei. Ich weiß nur, daß ich nicht versuchen werde, mich allein durch einen Goblinbau zu schnetzeln. Ich würde wohl als Spießbraten für die nächste Clanfete enden, oder sowas ähnliches.“
    Parwen seufzte resigniert: „Zumal ganz Tamriel zur Zeit andere Probleme hat. Ein toter Kaiser, die ungeklärte Thronfolge und nicht zuletzt diese seltsamen Tore, die überall aus dem Nichts auftauchen. Schauderhaft, sag ich dir.“
    „Hast du schonmal eins gesehen?“
    „Mhm.“ Parwen griff nach der Bierflasche und nahm einen kräftigen Zug. „Hier in der Westebene, ungefähr auf halber Strecke zwischen Skingrad und dem, was von Kvatch noch übrig ist. Es steht einfach da, mitten in der Wildnis. Ich hab nur die Beine in die Hand genommen und bin gerannt.“ Die Stimme der Waldelfin war leise geworden, und ihre Augen blicken auf ein Bild, das die Andere nicht sehen konnte. Schließlich schüttelte sie sich, um die Erinnerung zur Seite zu schieben. „Ich sage dir, wenn ich die Wahl hätte, in so ein Ding zu gehen oder in einen Goblinbau – ich würde die Goblins wählen.“
    Die Dunkelelfin nickte. Die Bosmerin war eine kluge und umsichtige Kämpferin, und man konnte sich auf ihre Einschätzungen verlassen. Sollte sie selbst einmal auf solch ein Tor treffen –und angesichts der Situation war das nicht ganz unwahrscheinlich- würde sie mehr als vorsichtig sein. „Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen“, gab sie ihrer Freundin zur Antwort. „Wir sehen uns später. Vielleicht rede ich demnächst mal mit Ah-Malz. Die Tore ändern auch nichts daran, daß Reisende an der Straße von Goblins angegriffen werden, und das wirft ein schlechtes Licht auf die Gilde. Sowas können wir uns nicht leisten.“

    Sie griff nach ihren Handschuhen und ging nach oben. Hier bewohnte sie ein kleines Zimmer unter dem Dach, das ihr ein wenig Privatsphäre bot. Sie warf die Handschuhe auf das Bett, Schwert, Bogen und Köcher folgten. Dreizehn Pfeile waren noch übrig. Ich sollte mir ein paar neue besorgen, diese hier werden nicht mehr lange reichen. Und dann muß ich mich dringend nach einem Auftrag umsehen, der ein paar Septime in meine Kasse spült. So langsam wird es knapp. Wenn der Graf uns wenigstens die abgeschossenen Goblins bezahlen würde, wäre mein Leben um einiges leichter.
    Sie dachte kurz zurück an ihr Elternhaus in Cheydinhal. Da war alles irgendwie unkomplizierter gewesen, und sie hatte sich nie Gedanken machen müssen, wo sie Geld für Ausrüstung und Essen herbekam. Von den Kosten für das Pferd ganz zu schweigen. Aber sie wollte nicht wieder dorthin. So langsam, mit zweiundfünfzig Jahren, war sie irgendwo zwischen halbstark und erwachsen, und Cheydinhal war zu eng für sie geworden. Nein, es ist schon alles gut so, wie es ist. Bedächtig löste sie die Schnallen des Schulterschutzes und des Lederharnischs, beugte sich vor und wuchtete die Rüstungsteile über ihren Kopf, bevor sie diese ordentlich auf den Rüstungsständer hängte, der neben einem kleinen Sekretär in einer Ecke des Raumes stand. Nur gut, daß ich keinen Kettenpanzer trage... Erynn setzte sich aufs Bett, zog mit einiger Mühe die Stiefel aus und schnallte die Beinschienen ab. Sie schnüffelte prüfend an der leinernen Kleidung, die sie unter der Rüstung trug, und entschied sich dafür, sich umzuziehen. Wenn das Wetter warm blieb, würde sie heute Abend in dem kleinen Teich hinter dem Surilie-Weingut ein Bad nehmen. Wenn nicht, würde sie eben noch einen Tag länger stinken. Den Zuber aufzustellen und eimerweise Wasser zu erhitzen würde Stunden dauern, und das war ihr heute definitiv zu anstrengend.
    In der Kleidertruhe am Fußende des Bettes wühlte sie nach etwas Passendem zum Anziehen, und entschied sich schließlich für ein dunkelgrünes Hemd und einen langen Rock aus hellbraunem Leinen. Als sie die alten Kleider ablegte, sah sie an sich herunter. Ihre Beine und Arme waren schlank, wenngleich sich die durchtrainierte Muskulatur deulich abzeichnete. Ihr Bauch war flach; leider galt das ebenso für den Bereich darüber. Ob sich das irgendwann nochmal ändert? Eigentlich wäre ich gern weniger... eckig. Verwundert über sich selbst schüttelte sie der Kopf. Vor einem oder zwei Jahren hätte sie sich niemals Gedanken darüber gemacht. Seufend legte sie Rock und Oberteil an und schlüpfte in weiche Hirschlederschuhe. Eine kurze Überprüfung ihres Geldbeutels ergab ein Gesamtvermögen von dreiundsiebzig Septimen, nicht allzu viel, wenn sie auch noch Pfeile kaufen wollte.

    Erynn begab sich wieder nach unten. Im Vorbeigehen grüßte sie den Portier, dann verließ sie das Gildenhaus und wandte sich nach rechts. Ihr Ziel war die Herberge der „Zwei Schwestern“, wo sie zu Mittag essen wollte. Die Herberge „Zur Westebene“ war ihr zu teuer, außerdem fand sie die Wirtin seltsam.
    Sie stieg die steinerne Treppe zum Eingang des „Zwei Schwestern“ hoch und betrat die Taverne. Hier fand sie sich auf einer Empore wieder, von wo aus sie in den Schankraum hinunterschauen konnte. Durch die leicht rauchige Luft erkannte sie, daß der Laden gut gefüllt war. Viele Leute nahmen hier ihr Mittagessen ein, bevor sie sich weiter ihren Pflichten widmeten.
    Die Elfin schlenderte die Treppe herunter und zur Theke, wo sie bei der Wirtin Mog gra-Mogakh etwas gebratenes Wild und Salat bestellte. Die gut gelaunte und redselige Orkfrau versprach, sich schnellstmöglich darum zu kümmern, und schob Erynn ungefragt eine Flasche Wein über den Tresen. „Das geht aufs Haus, Kleines“, sagte sie mit ihrer dunklen, kräftigen Stimme. Es war billiges Zeug, aber die Kämpferin wußte die Geste dennoch zu schätzen und bedankte sich mit einem warmen Lächeln. Sie hatte sich vor nicht ganz einem Monat um ein paar Riesenratten in Mogs Keller gekümmert, und die beiden Frauen waren ins Gespräch gekommen. Da die eine genauso gerne quasselte wie die andere, war es ein langer Abend geworden, an dem Erynn eine neue Freundin gewonnen hatte. So nahm sie die Flasche als ein zusätzliches Dankeschön und setzte sich an einen freien Tisch, um auf ihr Essen zu warten.
    Währenddessen lauschte sie den Gesprächen in dem Lokal. Es ging, wie so oft in letzter Zeit, um den mysteriösen Mord am Kaiser, die seltsamen Tore, die anstehende Weinlese. Leider konnte sie keinen Hinweis aufschnappen, der sie vielleicht zu einem einigermaßen gut bezahlten Auftrag führen würde, wenn sie nicht gerade als Erntehelferin arbeiten wollte. Sie beschloß, später zur Burg Skingrad zu gehen und zu fragen, ob nicht vielleicht irgendjemand einen Boten oder Geleitschutz benötigte. So käme sie auch mal wieder für längere Zeit aus der Stadt hinaus, und auch Falchion würde die Bewegung gut tun.
    Schließlich kam Mog an ihren Tisch und brachte die Mahlzeit. Sie nahm sich die Zeit für ein Schwätzchen mit der Elfin, erzählte von der neuen Küchenhilfe, die zwar dumm sei wie ein Scheffel Roggenschrot, aber fleißig und freundlich. Im Gegenzug erzählte Erynn zwischen einzelnen Bissen von der Goblinjagd am frühen Morgen und ihrer Suche nach Arbeit. Mog schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe leider keine Ratten mehr, die du jagen könntest. Aber das weißt du ja selbst am besten. Übrigens: Alle meine Gäste waren sehr angetan von dem Eintopf, den ich am darauffolgenden Tag serviert habe“, sagte sie mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. Erynn grinste. Aus irgendeinem Grund hatten die Leute in Cyrodiil ein Problem damit, Rattenfleisch zu essen. Bei ihr zuhause hatte es solcherlei Gerichte allerdings recht häufig gegeben; ihre Mutter hatte da einige großartige Rezepte aus Vvardenfell mitgebracht. Das einzige Problem war, daß man nach dem Genuß des fettigen Fleisches regelmäßig im Freßkoma lag.
    Nachdem sie mit dem Essen fertig war, bezahlte sie ihr Essen und verabschiedete sich von der Wirtin. Die Flasche mit dem Wein nahm sie mit. Vielleicht hatten am Abend ein paar Leute in der Gilde Lust auf einen gemütlichen Abend, dann könnten sie das Zeug gemeinsam niedermachen.


    Um zehn Septime ärmer, dafür mit gut gefülltem Magen, verließ sie das „Zwei Schwestern“. Sie nahm einen Umweg und schlenderte an der Kapelle vorbei, über die Brücke, welche sich über Skingrads Durchgangsstraße spannte, zu Agnetes Schmiede. Ein Blick auf den Sonnenstand sagte ihr, daß es langsam so spät sein dürfte, daß die trinkfreudige Nordfrau ihren Kater überwunden haben und mittlerweile schon wieder gut dabei sein dürfte. Erynn war egal, wie viel sie soff, sie war die verdammt noch mal beste Schmiedin diesseits der Valusberge! Und sie kannte sich auch mit Pfeilen aus.
    Ihr Besuch im „Hammer und Zange fiel kurz aus. Agnete hatte gerade keine fertigen Eisenpfeile vorrätig, versprach aber, der Dunmerin bis zum Abend fünfundzwanzig Stück davon herzustellen. Sie einigten sich auf einen Preis von fünfzig Septimen. Dazu kaufte Erynn noch eine Rolle gewachstes Garn. So langsam wird es wirklich knapp. Ich gehe am besten gleich zur Burg. Hoffentlich braucht dort jemand einen Boten oder Söldner, sonst muß ich mich für die nächsten Tage auf Kosten der Gilde durchfressen. Das wär mir echt peinlich.

    Von der Tür zur Schmiede wandte sie sich direkt nach Süden zur Burg Skingrad, die außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe stand. Die hohe Brücke zum Burgtor war von Feuerschalen gesäumt, was selbst am hellichten Tag beeindruckend wirkte. Des Nachts war es geradezu überwältigend. Am Tor gab sie sich bei dem diensthabenden Wächter als Mitglied der Kriegergilde zu erkennen, und er ließ sie eintreten, nachdem er ihre kleine Gestalt einer mißtrauischen Musterung unterzogen hatte. Ja, verdammt. Ich bin kein Schrank, aber das heißt nicht, daß ich nicht kämpfen kann, Blödmann. Die Elfin stapfte das kurze Stück zum Ratssaal hoch. Unterwegs fragte sie sich, warum sie in letzter Zeit so gereizt reagierte, wenn jemand sie intensiver ansah. Sie zuckte mit den Schultern und schob sich eine schlohweiße Haarsträhne hinter das spitze Ohr, dann trat sie in die große Halle.
    Eine Argonierin in grünem Gewand trat auf sie zu, kaum daß sie das wuchtige Portal hinter sich geschlossen hatte. Sie stellte sich als Hal-Liurz vor und erkundigte sich nach Erynns Wünschen. „Mein Name ist Erynn Releth, meine Dame“, erwiderte sie. „Ich bin Mitglied der Kriegergilde und auf der Suche nach Arbeit. Sagt, gibt es etwas, womit ich der Stadt Skingrad zu Diensten sein kann?“ Die Argonierin überlegte einen kurzen Moment, während sie die Dunmerin abschätzend musterte. „In der Tat“, antwortete sie dann. „Ihr kommt zur rechten Zeit. Ich werde Euch zwei Botschaften mitgeben, die für die Administration von Bravil bestimmt sind. Bitte wartet hier einen Augenblick, während ich die Schriftstücke hole.“
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in den Tiefen des Schlosses. Erynn stand derweil etwas verloren neben dem Eingang herum und hoffte, daß die Frau sich beeilen würde. Die schiere Größe des Herrschaftssitzes machte sie nervös.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte Hal-Liurz zurück und übergab ihr zwei versiegelte Schriftrollen. „Es reicht, wenn ihr morgen früh aufbrecht“, verkündete sie der Bogenschützin. „Es ist zu nichts nutze, wenn Ihr Euch des Nachts im Großen Forst überfallen laßt und die Nachrichten verloren gehen. Sorgt nur dafür, daß sie sicher in Bravil ankommen. Andernfalls könnt Ihr Euch auf mehr Ärger einstellen, als Euch lieb ist. Vergeßt das niemals.“ Sie drückte Erynn einen kleinen Beutel in die Hand. „Hier drin sind fünfzig Septime für Ausgaben, die Ihr auf Eurer Reise haben mögt. In Bravil wird man Euch ein Antwortschreiben mitgeben. Liefert das hier ab, und Ihr erhaltet die Bezahlung für Euren Dienst.“ Sprachs und verschwand.

    Fluchtartig verließ die Dunkelelfin die Burg. Sie war wirklich froh, als sie wieder auf der Brücke stand und frische Luft atmete. Die ganze Atmosphäre aufgesetzter Wichtigkeit hatte sie verwirrt und verunsichert; hinzu kam Hal-Liurz eindringliche Warnung, den Auftrag nicht zu versauen. Allerdings fühlte sie sich hier, unter freiem Himmel, schon wieder bedeutend wohler. Natürlich sorge ich dafür, daß dein Wisch sicher ankommt. Was denkst du denn, daß ich damit aus Versehen ein Feuer anzünde, oder was?
    Sie ging zurück zum Gildenhaus. Den Abend würde sie wohl hauptsächlich damit verbringen, ihre Ausrüstung zu überprüfen und für den kommenden Tag zu packen. Zwischendurch mußte sie noch ihre Pfeile abholen. Am folgenden Tag wollte sie bei Sonnenaufgang bereits auf dem Weg nach Bravil sein.

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