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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Cyrodiil; Skingrad-Kaiserstadt
Anschluss an die Handlung von "Heiler und Dämon".
…wie lange er gereist war, diese Frage vermag Juan nicht zu beantworten. Das Einzige, was er wusste, war die Tatsache, dass er nun endlich raus aus diesem finsteren Loch von Nekromantenfestung war. Seine nächtlichen Pausen verliefen ereignislos, anscheinend hatte das Schicksal entschieden, den arg gebeutelten Rothwardonen nun endlich in Frieden zu lassen, so kam es ihm zumindest vor.
Nach einigen Tagen Reise durch das Dickicht, wobei ein fester Weg alles andere als gegeben war, betraten die Hufe des Pferdes endlich wieder einen offiziellen Weg des Kaiserreichs. Juan hatte festgestellt, dass er viel länger bis zu einem solchen gebraucht hatte als ihm bei Erinnerung an seiner Hinreise in den Sinn kam, und so musste er sich erst einmal orientieren, wo genau er sich nun befand. Eine Weile ritt er nur so vor sich hin und folgte dem Weg; es war früher Morgen, und auf der Straße war außer ihm weit und breit niemand zu sehen. Endlich sah er etwas weiter vor sich eine kleine Kreuzung, und am Straßenrand die dazugehörigen Wegweiser. Gleich würde er wissen wo er sich befand. Juan ritt heran und positionierte sich vor dem Straßenschild. Ungläubig starrte er das Stück Holz an, dann das andere, welches in die entgegengesetzte Richtung führte. „Skingrad? Und Kvatch? Anvil? Anscheinend führte der Weg, den ich vom Kloster dieser Psychopathen genommen habe, genau auf die Straße zwischen Skingrad und Kvatch. Jetzt ist nur die Frage, wie weit. So auf die Schnelle weiß ich nicht, wo ich mich befinde, und anscheinend bin ich auch etwas durch den Wind…“. Juan zuckte mit den Schultern. Skingrad war immerhin ein Anfang, dann würde er halt schon wieder in diese Stadt einkehren.
Die Reise dauerte nur kurz, denn sie wurde abrupt unterbrochen, als sich zwei verlebt aussehende Gestalten durch die Büsche schlugen und den Weg blockierten. Juan hielt an und musterte die beiden. Ihre Rüstungen waren verschlissen und mit Kampfspuren übersät, und die Waffen, welche sie in den Händen trugen, gaben ein dreckiges und ungepflegtes Bild ab. Juan blickte kurz an sich hinab. Seine Arme hatte er notdürftig verbunden und die Bandagen waren bereits grau vor Dreck; der Rest seiner Rüstung war mit Brandspuren gezeichnet und machte keinen besonders stabilen Eindruck mehr, und der Umhang hing mehr oder weniger in Fetzen. Seine Augen wanderten zum Griff seiner Waffe. Er kannte diese Art der Wegblockade, dazu diese wenig sympathisch aussehenden Gestalten. Juan hatte weder die Kraft noch den Nerv dazu sich mit den Banditen anzulegen, und so griff er schnell in eine Satteltasche, als einer der beiden ein grobes „Wir wollen Wegzoll sehen!“ ihm entgegen schleuderte. Juan kramte und hatte schließlich ein kleines Beutelchen in der Hand, welches er dem Räuber zuwarf. Dieser war von dieser Kooperation offensichtlich überrascht und warf einen neugierigen Blick in das Lederbeutelchen. Seine Augen begannen zu glänzen, und mit einer Geste, untermalt von einem „Wünsche euch noch eine gute Reise, mein Herr“ machte er den Weg frei. Abschaum, allesamt, anstatt einem ordentlichen Beruf nachzugehen; aber wenn solche wie ich das Tagwerk dieser Gauner auch noch unterstützen, habe ich mich nicht darüber zu beschweren, dass diese Tätigkeit noch lukrativ genug ist, um sie auszuüben. Juan ritt mit ausdruckslosem Gesicht weiter, Personen begegnete ihm keine mehr, nur eine Gruppe Rehe kreuzte die Straße weit vor ihm. Schließlich, am späten Nachmittag, kam endlich die Silhouette Skingrads am Horizont in Sicht.
Endlich konnte der Rothwardon von seinem Pferd hinabsteigen und es dem Stalljungen geben. Dieser war von der Erscheinung des Agenten erschrocken und wollte das Pferd zunächst nicht annehmen; als Juan ihm dann aber seine Plakette, welche ihn als Agenten auswies, unter die Nase hielt, spurte der Junge und stellte keine weiteren Fragen. „Bring das Pferd zum Ostausgang bis morgen“, grummelte er und ließ das Kind dann einfach stehen. Auch das Haupttor passierte er wortlos, indem er nur seine Ausweisung vor sich hielt als er an der Wache vorbeischlurfte.
In der Stadt selbst trafen ihn immer wieder forschende Blicke; manche waren auch entsetzt oder angewidert, und wieder andere schienen ihn für einen Landstreicher zu halten. Dem Rothwardon war dies aber egal, er bewegte sich schnurstraks auf die Taverne zu, in welcher er vor einer halben Ewigkeit genächtigt hatte, zumindest kam es ihm so lang vor. An seinem Ziel angelangt, stieß er die Tür auf und trat ein. Im Inneren hatte sich wenig verändert, auch war hier unten im Empfangsbereich kein Gast zu sehen; nur der ihm bekannte Portier schob hier unten Dienst und lag sofort die Zeitung weg, als er den Agenten erblickte. „Bei allen Göttern, was ist denn mit dir passiert, Juan?!“, schreckte der Bretone von seinem Stuhl hinter dem Tresen auf und starrte mit entsetzten Augen Juan an. „Kaum der Rede wert, der Auftrag ist mir ein wenig missglückt…“, antwortete der Agent widerwillig, da ihm erst jetzt so wirklich bewusst wurde, dass er es gründlich vermasselt hatte. Aber er hatte nicht vor, diesem Kerl hier davon zu erzählen, obwohl dieser mit fragendem Blick geradezu darum bettelte. Stattdessen nickte der Rothwardon zu dem Buch auf dem Tresen. „Ich brauche ein Zimmer und etwas zu essen, und bis dahin fände ich ein Bad ganz in Ordnung…“, grummelte Juan halblaut und das Gesicht in den Händen vergraben, die Erschöpfung breitete sich langsam aber sicher in seinen Gliedern aus. „Aber natürlich, ich kümmere mich sofort darum…“, eiferte der Portier und bewegte sich Richtung Treppe. „Eine Sache noch…“, rief Juan ihm hinterher, sodass der Bretone stoppte und sich nach ihm umsah. „Wenn ihr Verbandsmaterial zur Hand habt, wäre ich sehr dankbar…“. Der Mann blickte erst fragend drein, aber dann fielen seine Augen auf die Arme des Agenten; er nickte und entschwand dann nach oben.
Wenig später saß der Rothwardon dann mit zurückgelegtem Kopf in einer großen mit heißem Wasser gefüllten Wanne, entspannte sich und ließ das Geschehene der vergangenen Tage und Wochen Revue passieren. Gut, Ich habe den Auftrag vergeigt. Das ist die eine Seite. Die andere, noch viel Gravierendere ist jedoch: Was wird mich in der Kaiserstadt erwarten, wenn ich dem Hohepriester gegenübertrete? Aus dem Kloster haben wir niemanden entkommen lassen, er wird also nicht um die Geschehnisse dort informiert worden sein. Wusste er überhaupt all das, was ich herausfand? Dass das eine Hochburg der Nekromanten war? Hat er gar mit ihnen gemeinsame Sache gemacht? Ist er ein Nekromant? Oder einfach nur korrupt? Gut, korrupt sind sie alle. Wenn er informiert ist, bin ich geliefert. Ist er es nicht, brauche ich eine gute Geschichte. Ich sage dann einfach, dass die Observierung nichts ergeben hat. Dass Namsy einfach nur eine ungefährliche Spinnerin ist. Ich muss dann wahrscheinlich ein wenig Überzeugungsarbeit leisten, aber ich schaff das schon…. Juan räkelte sich noch ein wenig in dem Wasser, bevor er sich letztendlich aus der Wanne stemmte und sich abtrocknete. Dann verband er sich die Arme mit frischem Material und legte seine normale Kleidung an. Sein Blick fiel auf die verkohlte Lederrüstung. Wenn er mit dieser bei dem Hohepriester auftauchte, würde er sich unangenehmen Fragen stellen müssen. „Ich werde wohl meine Ausgehkleidung bei dem Zusammentreffen mit ihm anlegen…“, murmelte er vor sich hin, raffte die Rüstung zusammen und verstaute sie in einer Tasche. Mit dem Gepäck begab er sich dann auf sein Zimmer.
Die Bediensteten der Herberge hatten ganze Arbeit geleistet, der Tisch auf seinem Zimmer war reichlich mit allerlei Essen und Getränken gedeckt. Anscheinend gaben sie sich besonders viel Mühe wenn ein Angestellter des Staatsapparates zu Gast war. Juan verspeiste alles relativ zügig, und gründlich, denn er war äußerst hungrig. Nachdem er fertig war, ließ er alles so wie es war stehen und liegen und ließ sich auf’s Bett fallen, wo er auch sogleich erschöpft einschlief…
Am nächsten Tag stand Juan zum Sonnenaufgang auf und fühlte sich wie gerädert. Er hatte zu lange nicht in einem ordentlichen Bett geschlafen, du die Strapazen der letzten Tage machten sich in seinen Knochen bemerkbar. Aber er hatte keine Zeit zu verlieren, denn er wollte die Konfrontation mit dem Hohepriester so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er packte seine Sachen und ging die Treppe hinab; dem Portier warf er bei seinem Abschied nur einen knappen Gruß entgegen und verließ schließlich die Herberge Richtung Osttor. Hier angekommen, fand er auch schon sein Pferd vor, welches sogleich von dem örtlichen Stallburschen gesattelt wurde. Auch diesem gab er nur eine knappe Geste der Verabschiedung mit auf den Weg; ihm war egal wie hochnäsig oder gleichgültig dieses Verhalten wirken mag, denn in Gedanken war er schon längst in der Kaiserstadt; in der Stadt, in welcher sich die Entscheidung über seine weitere Zukunft abspielen sollte.
Juan schlug einen zügigen Ritt an, und so stand er kurz nach Mittag vor der großen Pforte des Palasts. Die Tür wurde ihm bereitwillig geöffnet, jedoch kam es ihm so vor, als würden die beiden Wächter, die ihn natürlich kannten, mitleidige Blicke zuwerfen. Wussten sie etwas? Oder war das nur Einbildung? Juan verdrängte den Gedanken und bereitete sich schon mental auf ein wenig Schauspielerei vor. Geradewegs ging er auf das Zimmer des Hohepriesters zu, als er von dem Wächter, der davor stand, aufgehalten wurde. Fragend blickte Juan ihn an. „Tut mir leid, aber er ist noch nicht bereit, euch zu empfangen.“. Der Agent stutzte. Dieser Kerl ließ ihn warten, obwohl er sich hat ankündigen lassen? War er denn nicht begierig darauf zu erfahren was aus diesem ach so wichtigen Auftrag geworden ist? Außer er wusste es bereits. Juan wurde ganz flau im Magen, aber dann straffte er sich, nickte und setzte sich auf eine Bank neben der Zimmertür. Er musste jetzt Ruhe bewahren, dies hatte noch gar nichts zu bedeuten…gar nichts…
Juan verbrachte geschlagene zwei Stunden auf der harten, hölzernen Bank, ehe sich plötzlich ohne Ankündigung die Tür öffnete und der Wächter ihm zunickte. Seine Gelenke knackten, als er sich erhob, und er streckte sich noch kurz und straffte die Schultern, bevor er schließlich in das Zimmer ging.
Leise schloss sich die Tür hinter ihm und der Agent sah sich um. Der Hohepriester saß mit verschränkten Armen an seinem Tisch und starrte den Rothwardonen direkt an, den Berg Papiere vor sich auf dem Tisch ignorieren. Gerade noch war Juan in Gedanken seine Version der Geschichte durchgegangen, aber die war nun wie weggeblasen, denn nur ein Gedanke wiederholte sich immer wieder in seinem Kopf, und es kam ihm vor, als würde er diesen nie wieder verlassen: Er weiß es, er weiß es, er weiß es, er…. Die Zuversicht, die der Agent bis eben noch besaß, hatte sich in Luft aufgelöst. Mit langsamen Schritt bewegte sich Juan auf den Priester zu und setzte sich auf den Stuhl, welcher bereit stand, wie für ihn gemacht, einem Galgen oder Hackblock gleich, denn das was jetzt folgen würde, käme wohl einer Hinrichtung sehr nahe.
Juan wusste nicht, wie lange sie hier gesessen und sich nur angeschaut haben, als sich der Priester vorlehnt, die Hände faltet und mit leiser bedrohlicher Stimme anfängt zu sprechen. „Du weißt Dinge über mich, die du lieber nie erfahren hättest, genauso verhält es sich anders herum. Wir sind in einer Patt-Situation. Ich sollte dich sofort hinrichten lassen, glaub mir, Gründe gäbe es genug, und wenn ich deine Lebensgeschichte etwas verändere; jedoch würdest du dann mit Anschuldigungen an die Öffentlichkeit gehen, die meine politische Karriere wohl nicht verkraften würde. So gesehen wäre es unser beider Ende.“. Der Priester ließ seine Worte wirken, und Juan war sich bewusst, dass diese Missgeburt hier vor ihm Recht behalten würde. Er kam aus der Sache hier nicht mehr raus, wenn er etwas verraten würde, genauso wenig wie der Priester. „Denk nur mal an die Schmach, die du erleiden würdest. Ein fehlgeschlagener Auftrag. Das Brechen des Schweigegelübtes wenn du den Auftrag und mich verrätst. Was würde dein Vater sagen, wo er doch so stolz auf dich ist? Deine Familie? Deine Ehre wäre für immer dahin…“, säuselte der Bretone vor sich hin und stellte zufrieden fest, dass seine Worte sehr wohl Wirkung zeigen. Nachdem er eine bedeutungsvolle Pause gemacht hatte, lehnte er sich zurück, griff nach einem Blatt Papier und schob es dem Agenten zu. Juan nahm es zögernd auf und begann zu lesen, dabei wurde sein Blick immer ratloser und seine Augenbrauen zogen sich ungläubig zusammen. Er blickte auf und stammelte nur in einem verwirrten Tonfall „…ich soll nach Hochfels…?“. Der Priester lächelte berechnend und nickte. „Dort bist du außerhalb jeglicher Reichweite zu mir und hast nichts mehr mit mir zu tun. Du behältst deine Ehre, im Gegenteil, sie wird sogar noch aufgewertet weil du versetzt wirst. Deine Familie wird stolz auf dich sein…“. Der Priester lehnte sich zurück in seinen großen Sessel, faltete die Hände und legte den Kopf mit einem süffisanten Grinsen schief, was wie eine hässliche und monsterähnliche Fratze auf Juan wirkte. Der Agent verstand, dass das Gespräch hiermit zuende war, jegliche Diskussion war ausgeschlossen. So erhob sich der Rothwardon mit dem Zettel in der Hand und verließ das Büro.
Draußen bewegte sich Juan wie im Delirium durch die Stadt, bis er schließlich im Elfengarten-Bezirk eine ruhige Ecke fand und sich niederließ. Dieser Abschaum von einem Hohepriester hatte ihn in der Hand, und in gewisser Weise durfte er sogar froh sein, so vergleichsweise glimpflich davongekommen zu sein. Der Priester wusste, dass die Ehre das Einzige war, mit dem man Juan kontrollieren konnte, und mit dieser Variante wurde er den Agenten los und wahrte gleichzeitig seinen Ruf. „Der Staatsapparat ist ein schmutziges Geschäft, und unsereins darf im Dreck baden…“, murmelte der Agent vor sich hin, ehe er sich erhob und Richtung Elternhaus davonschlich.
Alles Weitere ging rasend schnell. Wie erwartet sahen seine Eltern die Versetzung als große Ehre; sein Vater klopfte ihm auf die Schulter und sagte, dass er noch nie so stolz auf ihn gewesen war. Es gab eine Abschiedsfeier im Familienkreis und eine offizielle Verabschiedungszeremonie im Palast der Kaiserstadt, bei der es sich natürlich der Hohepriester auch nicht nehmen ließ, Juan gebührend und beglückwünschend zu verabschieden. Kaum eine Woche nach dem Erhalt des Zettels lief das Schiff in Anvil mit Juan an Bord Richtung Hochfels aus, und der Agent blickte nicht zurück, als die Küste Cyrodiils schließlich am Horizont verschwand…
[[Juan ist hiermit raus...]]
Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:00 Uhr)
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ᵵ Ghost Rider ᵵ
Küstennahe Grenze Hammerfell -> Anvil
Das Wetter war trocken und kühl, als Milan seine ersten Schritte auf dem Boden Cyrodiils tat. In Rihad, kurz hinter der Grenze in Hammerfell, hatte er sich einer Handelskarawane angeschlossen, welche sich auf dem Weg nach Anvil befand. Gerade eben überquerten auch die Händler, welche hinter dem Rothwardonen und seinem Pferd liefen, mit ihren Packtieren und Wagen die steinerne Brücke. Milan sah sich um. Die Landschaft sah etwas anders aus als in seiner Heimat, obwohl er sie doch gerade eben erst verlassen hatte. Dies hier glich einer Steppenlandschaft, die irgendwie frischer und vitaler wirkte als der karge Boden Hammerfells. Kleinere Felsbrocken waren umgeben von geduckten kniehohen Gräsern, und vereinzelt stand ein Baum in der Landschaft.
Sie folgten dem ausgetreten Weg, welcher mehr einem Trampelpfad als einer ausgewiesenen Handelsroute glich. Dies liegt wohl daran, dass nur wenige Händler den Landweg wählen. Der Großteil benutzt sicherlich Schiffe, welche schneller sind und wohl auch mehr transportieren können. Aber ich werde mich nicht über den unebenen Weg ärgern, helfe ich doch so zum einen diesen Händlern und komme zum andern auch noch gegen Bezahlung in eine neue Stadt und Region. So habe ich gleich doppelt gewonnen…, und Milan beschloss, sich ein wenig mit den Händlern zu unterhalten, vielleicht erfuhr er so ein wenig über die Gegend hier.
Der Jäger ließ sich, das Pferd neben sich her an den Zügeln führend, zurückfallen bis zur Karawane, indem er einfach das Tempo reduzierte, und reihte sich irgendwo in der Mitte des Trosses wieder ein neben einem dicklich aussehenden Händler, welcher auf einem mickrigen Esel ritt, weil er ganz offensichtlich zum selber Laufen zu faul war. Sein Kopf war kahl, und ein Hals fast nicht mehr zu erkennen, ebenso fand man sein Kinn nur beim zweiten Hinsehen. Seine ausladenden Wangen waren leicht gerötet, als habe er einen Dauerlauf hinter sich, aber tatsächlich, so hatte es Milan beobachtet, war er seid Rihad nicht einen Schritt gelaufen. „Wirklich sehr warm heute, nicht war?“, stichelte Milan mit freundlichem Unterton Richtung des Mannes, und dieser blickte ihn schweratmend an. „Ja, durchaus, mein Herr, unsereins ist auch nicht mehr so jung und vital wie ihr, sodass er eine Reise wie diese so einfach wegsteckt.“. Jung und vital? Du Fettsack bist kaum älter als ich und wärst wahrscheinlich in der Lage mal selber zu laufen wenn du nicht dauernd dieses Trockenobst da in dich reinschaufeln würdest, und wie auf Kommando griff der Händler in die Tasche und holte wieder eine dieser glasierten getrockneten Beeren hervor und schob sie sich in den Mund, gefolgt von einem großen Schluck Wein aus einer Karaffe, die die ganze Zeit schon an der Seite des Esels baumelte. Aber Milan ignorierte die Stimme in seinem Kopf, die seine Abneigung gegen diesen Kaiserlichen nur noch bekräftigte, und setzte einen etwas freundlicheren Gesichtsausdruck auf. „Sagt, gibt es irgendetwas über Cyrodiil zu wissen, was sich lohnt, es zu erzählen? Wie genau steht es hier um Tiere oder Monster? Gibt es Probleme mit ihnen? Bis jetzt habe ich keines gesehen, und mir sieht es nicht so aus als würden uns hier Banditen auflauern. Keine Verstecke für einen Hinterhalt in der Nähe…“, und Milan blickte nochmal prüfend in die Runde, in der Tat waren sie von leicht hügeliger Steppe umgeben, welche keinerlei Hinterhaltsmöglichkeiten bot. Der Kaiserliche auf seinem Esel räusperte sich, sodass Milan ihn wieder anschaute. „Der Karawanenführer bestand auf ein paar Wachen, ich selbst hätte keine Septim für jemanden wie euch ausgegeben. Oger, Wölfe und Goblins gibt es hier genug, ebenso Bären und anderes Viehzeug, dass ich jetzt nicht alles aufzählen werde, dafür ist mir meine Zeit zu schade.“ Was hast du denn groß zu tun, außer deine Kauleiste zu bewegen?[, warf Milan gedanklich ein, aber da sprach der Händler schon weiter. "Es gibt genug Aufgaben für euresgleichen hier in Cyrodiil. Das Säubern von Ruinen, welche an wichtigen Handelsrouten liegen, ist immer eine nette und einträgliche Beschäftigung, allerdings verreckt die Hälfte der bezahlten Söldner dabei oder erliegt ihren Kampfverletzungen. So spart man enorm viel Geld, da man den Sold nicht berappen muss. Aber wer seinen Job nicht ordentlich macht, kann auch nichts erwarten.“. Milan wurde dieser Kerl immer unsympathischer. Du hast bestimmt noch nie auch nur einen Kampf selbst erledigt, nimmt man mal das Abtrennen eines Flügels vom Braten außen vor. Der Rothwardon hatte genug gehört. „Danke für die umfassende Information.“, meinte er nur noch trocken und ohne Freundlichkeit in der Stimme und entfernte sich dann von dem Händler. Solche Leute waren echt das Letzte: Eingebildet, hochnäsig und hatten keine Ahnung vom gewöhnlichen Leben. Ein bleibender erster Eindruck von Cyrodiil, befand Milan für sich. Hoffentlich ist dieser nicht stellvertretend für die Provinz, sonst wird das hier kein langer Aufenthalt…
Nach einiger Zeit kam am Horizont ein Gebäude in Sicht, und bald gingen sie daran vorüber. Milan, der sich inzwischen bei einem anderen Händler, einem Bretonen, wieder eingereiht hatte, erkundigte sich bei ihm über das Haus. „Das ist das Anwesen von Fürst Drad. Ihm gehört das Land hier, und wir bezahlen eine mächtige Gebühr dafür, um es mit unseren Karawanen kreuzen zu dürfen. Er ist recht habgierig und dementsprechend wohlhabend, aber hier draußen auch relativ abgeschieden vom Rest der Provinz. Wer weiß, mit seiner Art hätte er in der Stadt wohl sowieso nicht allzu viele Freunde.“. Milan blickte noch ein wenig über die Fassade des Gebäudes und wandte sich dann wieder dem Weg zu, welche nun etwas besser wurde. Wieder so ein Eingebildeter vom hohen Stand? Gibt’s hier nur solch hohe Tiere? Milan prüfte die Satteltaschen seines Pferds und holte eine Wasser Flasche hervor, aus der er sogleich einen Zug nahm und sie wieder verstaute. Dabei glitt sein Blick über den Hals des schwarzen Tieres. Die Verzollung hatte ein Vermögen gekostet, und am liebsten hätte er es dort an der Grenze zurückgelassen, denn für das Geld, so war er sich sicher, konnte er sich bestimmt ein neues Pferd hier in Cyrodiil zulegen. Letztendlich scheiterte seine Idee aber an dem Gepäck, welches er nicht so ohne weiteres ohne Pferd transportieren konnte und wollte.
Bald waren sie endlich auf der Hauptstraße angekommen, was man an dem befestigten Untergrund erkannte, und ein Schild am Wegesrand wies nach Anvil. Milan spürte eine gewisse Erwartungshaltung an diese Stadt, sollte sie doch die erste Bastion der Zivilisation sein, die er hier in Cyrodiil erblicken sollte. Endlich kamen die mächtigen Stadttore in Sicht. Der Rothwardon ritt, kaum dass er die Tore sah, voraus, um sein Pferd in der örtlichen Stallung abzugeben, welche sich leicht rechts versetzt vom Haupttor befand. Ein untersetzter Dunmer nahm sich des Tieres an, aber nicht ohne einen skeptischen Blick auf das Schwert zu werfen, welches Milan auf dem Rücken trug. Der Jäger kümmerte sich nicht darum und blickte sich um; die Karawane hatte soeben das Tor erreicht und ließ die nötige Kontrolle über sich ergehen. Als sich Milan dazugesellte, musterten die Wächter ihn mürrisch, aber der Karawanenführer bekräftigte relativ schnell, dass dieser Mann zu ihnen gehöre. Als auch diese Hürde genommen war, öffnete sich endlich das große Schwere Tor nach Anvil und gab den Weg in’s Innere der Stadt frei.
Das Erste, was Milan erblickte, war der große Baum auf dem Hauptplatz Anvils. Er musterte ihn interessiert, war er es doch nicht gewohnt, solche Pflanzen in der Nähe von Städten, geschweige denn in ihnen zu sehen. Dann aber sah er sich genauer um. Er sah einen Schmied. Dann große Gebäude mit Gildenwappen davor. Alles hier erinnerte ihn sehr stark an Rihad, die rothwardonische Architektur hatte anscheinend einen weitreichenderen Einfluss als er zunächst angenommen hatte. Oder war es anders herum und Rihad hatte Züge von Anvil? So genau konnte man das wohl nicht sagen, Milan war überrascht, hier in der Fremde etwas zu sehen, dass ihn an zuhaus erinnerte. Lange konnte er sich das nicht anschauen, denn die Karawane zog weiter rechts die Straße entlang, eine kleine Steigung hinauf. Milan ging neben ihr her und musterte dabei die Häuser. Einige muteten anders an als andere, sahen etwas wohlhabender und besser verarbeitet aus. Am oberen Platz wieder ein Baum. Diese Aufmachung gefiel dem Rothwardonen, sie brachte Natur in das Stadtleben und verlieh ihr eine gewisse Sauber- und Natürlichkeit. Nun standen sie vor einem großen Tor und wurden abermals kontrolliert. Nachdem auch dies vorüber war, kamen sie endlich an ihrem Ziel an: Dem Hafen von Anvil.
Hier stieg Milan sofort der typische Hafengeruch in die Nase, den er auch von Zuhause kannte. Salzige Meerluft mischte sich mit leichtem Fischgeruch, wenn auch nicht so stark wie er es von anderen Häfen kannte. Die Ursache war sofort an dem geschäftigen Treiben hier und der Musterung der Schiffe zu erkennen: Dies war vornehmlich ein Handelshafen, Milan erkannte nur zwei kleinere Fischerboote an einem schwach besuchten Kai liegen, dafür waren die restlichen Anlegestellen mit Kisten, Fässern und Händlern überflutet. Die Karawane kämpfte sich durch das Gedränge und kam schließlich an einem kleinen Lagerhaus an, worin die Händler sogleich verschwanden und kurz darauf einige Männer wieder herauskamen, um die Pferde und Wagen zu entladen. Milan stellte sich etwas abseits zu den beiden anderen Wächtern, welche mitgereist waren, und beobachtete das Abladen, bis der Führer des Handelstrosses zu ihnen trat. „Eine ereignislose Reise, so wünscht man sich das. Ich bin sicher, im Ernstfall wärt ihr eine große Hilfe gewesen…“, und der Rothwardon schüttelte jedem die Hand und drückte ihnen dabei ein kleines Ledersäckchen mit ihrem Lohn in die Hand. Bei Milan verweilte er einen Augenblick, während sich die anderen beiden schon in eine Taverne namens „Das Vorschiff“ verabschiedeten. „In einer Stunde mache ich eine Tour zurück nach Rihad. Kann ich wieder mit dir rechnen?“. Dieser Mann nahm anscheinend an, weil Milan derselben Rasse wie er angehörte, dass er wieder mit zurückkam. Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich denke, ich werde eine Weile hierbleiben und die Gefahren Cyrodiils kennenlernen.“. Der Mann blickte kurz verwirrt drein, aber dann schien es bei ihm im Kopf zu arbeiten. „Ich wusste, dass ich euch irgendwoher kenne. Milan von Taneth, richtig? Warum habt ihr nichts gesagt, mit euch hätte ich nur zu gern geredet, ich denke, ihr habt viel zu erzählen und zu berichten. So aber muss ich mich um den nächsten Transport kümmern. Sei’s drum, war mir eine Freude, euch kennen zu lernen.“. Der Mann schüttelte Milan abermals die Hand und wand sich dann wieder seiner Karawane zu. Das wird wohl erstmal das letzte Mal gewesen sein, dass mich jemand wiedererkannt hat, lächelte Milan in sich hinein und schaute sich dann um. Es herrschte eine rege Betriebsamkeit hier, für die der Rothwardon nicht mehr die Nerven hatte, schließlich ging langsam die Sonne unter. Vor der Taverne, in der sich die anderen Wächter einquartiert hatten, hing eine Menschentraube, ebenso vor der anderen Spelunke namens „zur schwimmenden Schüssel“. Bei dem Weg durch die Stadt sah ich doch ein anderes Gasthaus. Dort sah es nicht nach soviel Betrieb aus, das werde ich wohl mal erkunden. Milan schob sich an den Leuten auf dem Kai vorbei Richtung Tor, dabei hielt er seine Hände nahe am Körper, denn solche belebten Orte waren ein gefundenes Fressen für Taschendiebe, und gleich am ersten Tag bestohlen zu werden, das musste nicht sein. Am Durchgang angekommen, ließen ihn die Wächter sogleich passieren, ohne Kontrolle, denn aus irgendeinem Grund konnten sie sich an ihn erinnern, obwohl hier zig Personen minütlich durchkamen. Im Weggehen hörte Milan noch ein „So ein Schwert hätt ich auch gern“, von einem der Wächter, der dies zu einem anderen sagte. Sieh an, das dürfte erklären, wieso sie sich erinnern.
Nun stand er wieder auf dem oberen Platz von Anvil und ging zunächst auf den Baum zu, wo er sich erst einmal orientierte. Es war bedeutend weniger los als am Hafen, vielmehr waren nur zwei Wächter anwesend, die sich unterhielten, sowie eine Khajiit, welche die Büsche in ihrem Vorgarten stutzte, oder vielleicht war sie auch nur Angestellte, Milan wusste es nicht. Dann endlich sah er die Herberge. „Zu des Grafen Waffen…“, sagte er zu sich selbst, als er auf das Gebäude zulief und das Schild las. „Ein seltsamer Name für eine Herberge, sowas ist doch meist mehr Schein als Sein. Aber wer weiß, vielleicht finde ich Zeit, den Wirt zu fragen…“, und damit schob er die schwere Holztür auf und betrat das Gebäude.
Drinnen schaute sich Milan um. Von Innen sah dieses Haus schon sehr edel aus, und er musste zugeben, dass der Name schon irgendwie zu ihm passte. Es hatte anmutig wirkende Bögen an der Decke, welche an ein Grafenhaus erinnerten, und auch die Einrichtung mit den edel aussehenden Holzmöbeln und den gut verarbeiteten Teppichen mutete sehr erlesen an. Über dem Kamin hingen zwei gekreuzte, ebenfalls teuer aussehende Schwerter. Aha, daher ‚Zu des Grafen Waffen‘, wieder ein Rätsel gelöst. Rechts vom Eingang befanden sich zwei Tische. An einem saßen zwei Dunmerinnen und unterhielten sich flüsternd, unterbrachen aber ihr Gespräch, als Milan die Herberge betrat. Der Rothwardon musterte die beiden, sie waren eine hübsche Erscheinung, eine schwarz-, die andere rothaarig, und er nickte ihnen knapp mit einem leichten Lächeln freundlich zur Begrüßung zu. Sie erwiderten dies mit derselben Geste, verfolgten ihn aber weiter mit ihren Blick, als er sich schon abgewandt hatte und Richtung Tresen marschierte.
Milan hörte es hinter sich Kichern, aber fremde Gespräche gingen ihn nichts an. So erreichte er den Tresen und erspähte auch schon den Wirt, welcher ihn seinerseits auch schon erwartet hatte. „Seid gegrüßt, Reisender. Wilbur mein Name. Willkommen in ‚Zu des Grafen Waffen‘. Was darf es sein?“. Der Rothwardon musterte Wilbur. Schon wieder ein Rothwardon. Anscheinend hatte seine Rasse hier doch mehr zur Architektur beigetragen. „Milan von Taneth mein Name. Ich brauche ein Zimmer für eine Nacht und etwas zum Essen...“. „Sehr gern. Das Zimmer macht 25 Septime, und ein Abendmahl 10.“. Milan stockte. Wie bitte? 25 Septime und auch noch 10 für’s Essen? Nun gut, wenn ich mich hier so umschaue, glaub ich das gern. Ach sei’s drum, ist ja nur eine Nacht, und man gönnt sich ja doch nichts. „Sehr gern.“, und er ließ 35 Septime aus seiner Tasche auf den Tresen fallen. Dann drehte er sich herum und überblickte noch einmal den Raum. Die beiden Dunkelelfen tuschelten wieder unbelauschbar miteinander, und so wandte sich der Rothwardon zum Kamin hin. Zwei Stühle, welche zum Feuer hin gerichtet waren, standen hier, zwischen ihnen ein Tischchen. Milan zog sich den Waffengurt seines Schwerts über den Kopf und hing ihn an die Stuhllehne, dann setzte er sich und starrte ins Feuer. Hier bin ich nun endlich in Cyrodiil angekommen. Ein Dach über den Kopf, gleich etwas im Magen, ein Bett hab ich auch. Bestien oder Tiere habe ich noch gar nicht gesehen. Naja, das kommt bestimmt noch. Jetzt schau ich erst einmal, was man mir hier serviert…, und kaum hatte er die Worte ausgesprochen, kam der Wirt auch schon mit einem Teller und einer Flasche in der Hand stellte beides auf das Tischchen und wünschte einen guten Appetit .
Das Essen schmeckte köstlich; Milan erkannte nicht, was das für ein Fleisch sein sollte, aber es war zart und sättigend. Das Dunkelbier, welches er dazu bekam, kannte er, aber es passte zu dem Essen geschmacklich optimal. Nachdem er fertig war, räumte der Wirt ab und schenkte Milan noch ein kleines Glas mit cyrodiilischen Weinbrand ein. Der Rothwardon vernichtete auch dies sogleich, und der Alkohol brannte angenehm in der Kehle und wärmte ihn von Innen, auch wenn das durch das Kaminfeuer kaum noch nötig war. Milan drehte sich schließlich um, da er schon lange kein Tuscheln mehr vernommen hatte und irgendwie das Bedürfnis nach einer Unterhaltung verspürte, aber zu seiner Enttäuschung konnte er die beiden Dunkelelfen nirgends mehr entdecken, sie waren wohl gegangen. Milan seufzte etwas enttäuscht und blieb noch einen Moment lang sitzen; dann erhob er sich, nahm sich seine Waffe und erkundigte sich beim Wirt nach seinem Zimmer. Nachdem er die Wegbeschreibung erhalten hatte, begab sich der Rothwardon in sein Zimmer. Auch das war gehobener eingerichtet als ein normales Wirtshaus, und das Bett stellte sich als sehr bequem heraus. Aus Gewohnheit schloss er die Zimmertür ab und entledigte sich dann seiner Kleidung; den Ledermantel hängte er über die Stuhllehne, den Waffengurt samt Schwert darüber. Seinen Gürtel, an dem sich zig Utensilien befanden, legte er auf den Stuhl, wo schon das Leinenhemd, der Wams und die Beinschienen lagen, und letztendlich stellte er seine ledernen Stiefel davor; nur die Leinenhose behielt er an. Schließlich kroch Milan in das weiche Bett und schlief fast augenblicklich ein…
Geändert von Van Tommels (16.08.2010 um 09:47 Uhr)
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Anvil -> Skingrad -> großer Forst
Milan wurde mit den Sonnenstrahlen, welche in das Fenster einfielen, wach. Mürrisch und noch etwas verschlafen drehte er den Kopf von ihnen weg und ärgerte sich darüber, dass er vergessen hatte, die Vorhänge richtig zu schließen, denn so drang ausgerechnet durch den kleinen Spalt das Licht und schien ihm genau ins Gesicht. Ein wenig blieb der Rothwardon noch liegen und döste vor sich hin, bis er sich dann endlich aufrappelte und schwerfällig aus dem Bett stieg. Er fühlte sich gut, ja, aber nicht so als könne er Bäume ausreißen. Der Jäger überlegte, als er sich seine Kleidung wieder anlegte, ob er sich noch baden sollte, entschied sich letztendlich aber dagegen. Erst einmal reise ich in die nächste Stadt und schau mich dort um, ein wenig was von der Provinz sehen. Das hier sieht mir alles zu sehr nach Rihad aus, ich bin schließlich nicht umsonst nach Cyrodiil gereist. Bevor Milan das Zimmer verließ, warf er noch einen prüfenden Blick in den Spiegel und strich sich mit den Fingern die wüsten Haare glatt und hinter seine Ohren zurück. Es war ein Wunder, dass sie ihn noch nicht beim Kämpfen gestört hatten. Schulterzuckend legte er die Hand auf die Klinke und verließ schließlich sein Zimmer.
Unten im Gastraum wischte Wilbur gerade mit einem Lappen die Theke, als Milan die Treppe herunterkam. Auf sein „Guten Morgen“ nickte der Jäger nur knapp. „Ich hoffe ihr habt gut genächtigt“ und mit einem Blick auf die Kleidung Milans fügte er hinzu „und ihr wollt uns jetzt verlassen?“. Abermals nur ein knappes, aber freundliches Nicken von Milan, gefolgt von einem „Bis zum nächsten Mal“, welches auch wirklich so aufrichtig klang wie es gemeint war. Beim Verlassen der Herberge warf der Rothwardon noch einen Blick durch den Raum, konnte aber niemand anderen entdecken; dann stand er schon draußen auf der Straße und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss.
Draußen schaute sich Milan prüfend um. So früh am Morgen waren die Straßen, abgesehen von den Wachen, noch wie leergefegt. Bevor er aufbrach, beschloss er, sich noch ein wenig in der Stadt umzusehen, nicht dass er noch etwas verpasste. Langsam schritt er die Straße zum Hauptplatz mit den Gilden und dem Baum in der Mitte hinab und stoppte nur wenige Meter vom Ufer des kleinen Sees, an dessen anderen Ende sich die große Statue von Selkie von West Skerry befand. Eindringlich musterte Milan das Symbol, welches über die Stadt zu wachen schien. „Halb Mensch, halb….Fisch?“, fragte sich Milan selbst verwir t und halblaut. Gerne hätte er mehr über sie erfahren, aber ein Blick in die Umgebung sagte ihm, dass er allein auf dem Platz war. So wandte er sich der großen Kapelle zu und blieb vor ihrer Hauptpforte stehen. Er war nie besonders gläubig gewesen, bewunderte aber die handwerkliche Leistung dieser Gebäude. Nichtsdestotrotz konnte er mit diesem Gotteshaus nicht viel anfangen, so schaute er sich weiter um, konnte aber bis auf eine etwas verfallen aussehende Villa nichts Interessantes mehr entdecken. Trotzdem eine schöne Stadt, ohne Zweifel. Mit diesem Fazit im Kopf schritt der Rothwardon auf das Haupttor der Stadt zu, durch das er am Tag zuvor nach Anvil gelangt war. Die Wachen musterten ihn kurz mürrisch, bevor sie ihn hinausließen und die schwere Pforte hinter ihm donnernd schlossen. Zielstrebig bewegte sich Milan auf die Stallungen zu und klopfte an die Tür. Es tat sich nichts. Abermals klopfte der Rothwardon, aber noch immer war von drinnen kein Mucks zu hören als das Wiehern und Hufschaben der Pferde. „Ich trete hier die Tür ein wenn ich nicht gleich an mein Pferd komme…“, knirschte Milan leise in sich hinein und war sichtlich genervt. Gerade als er ein drittes Mal an die Tür hämmern wollte, wurde sie schwungvoll aufgerissen und der untersetzte Dunkelelf von gestern schaute ihn mit blutunterlaufenen Augen an. „Mein Pferd, bitte…“, meinte Milan übertrieben freundlich, nachdem er einen Blick ins Inneren geworfen und festgestellt hatte, dass sein Pferd das einzige war. „5 Septime“, bellte der Dunmer barsch und hielt die Hand auf. Der Jäger bezahlte den Mann und erhielt daraufhin sein Pferd, und sogleich donnerte die Tür hinter ihm mit einem lauten Knall zu. Milan schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich bin zwar auch kein Morgenmensch, aber sowas bring selbst ich nicht fertig“. Behände schwang er sich in den Sattel und lenkte das Reittier zu den Schildern am Wegesrand. Kvatch….Skingrad….Kaiserstadt. Gut, dann wohl zuerst Kvatch.
Nach einem ereignislosen Ritt, bei dem Milan an zwei Herbergen vorbeikam, stand er schließlich an einer Weggabelung. Der rechte Weg war mit Skingrad und der Kaiserstadt beschildert, der linke, welcher eine kleine Steigung besaß, mit Kvatch ausgewiesen. Nur war der zweite Weg mit Baumstämmen versperrt, welche wie eine Barriere über die Straße gelegt waren, und das Schild, auf welchem Kvatch in goldenen Lettern stand, war notdürftig durchgestrichen. „Was hat das zu bedeuten? Dass Kvatch nicht zugänglich ist? Wer weiß. Bevor ich jedoch irgendwelche Städte aufsuche, welche es laut dem Schild gar nicht mehr gibt und so noch mehr Zeit verschwende, reite ich lieber nach…“, Milan blickte zu dem Schild und las ab, „…Skingrad“. Sogleich drückte er dem Pferd seine Fersen in die Flanken und ritt in flottem Tempo den Weg weiter Richtung Skingrad.
Am frühen Nachmittag kam endlich Skingrad in Sicht, und als Milan auf die Ställe zuritt, breiteten sich links und rechts des Weges lange Weinreben aus. An den Zäunen stand jeweils ein Schild. „Surilie-Weingut“, und er drehte den Kopf zu anderen Seite, „und Tamika-Weingut. Eine Weinstadt also?“. Weiterhin lenkte er das Pferd auf die Stallung zu und gab es schließlich auch dort ab, war aber in Gedanken weiterhin bei dem Weingut und beschloss, dort mal vorbei zu schauen, bevor er in die Stadt ging. Der Hochelf führte das Pferd auf die Koppel und der Rothwardon wand sich dem Tamika-Weingut zu.
Auf den Weinfeldern schufteten die Arbeiter an den Weinreben. Sie lockerten den Boden mit Haken auf und entfernten größeres Unkraut. Milan schritt den Weg zwischen den Trauben entlang auf das kleine, untersetzte Holzhaus in der Mitte der Felder zu. Davor auf der Bank saß ein Waldelf mit gelockten schwarzen Haaren, einem grünen Hemd und Lederbeinschienen und –stiefel; in der Hand hielt er einen stählernen Bogen, und vor ihm auf dem Boden lag ein Köcher mit Pfeilen. Er machte einen verzweifelten Gesichtsausdruck und schaute abwesend vor sich auf den Boden. Neben ihm stand eine Rothwardonin mit langen schwarzen Haaren und einem mit goldenen Verzierungen gemusterten bräunlichen Kleid. Die Frau sagte etwas zu dem Bosmer, welcher daraufhin nur seufzte.
Milan kam näher, und die Frau schaute auf und blickte dem Bestienjäger mit ihren braunen Augen direkt in die Seinen, bevor sie ihn dann im Ganzen von oben bis unten musterte. Er lächelte freundlich. „Wer seid ihr und was wollt ihr?“, sagte die Frau mit weicher, aber doch bestimmter Stimme. „Milan von Taneth mein Name. Mit wem habe ich denn hier das Vergnügen? Vielleicht kann ich helfen?“. Die Rothwardonin musterte abermals ihr Gegenüber leicht skeptisch, bis ihr Blick an dem Griff des Schwertes auf Milans Rücken hängen blieb. „Jaro, er glaubt er könne euch helfen…“, meinte sie mit einem Seitenblick auf den Bosmer, welcher daraufhin aufblickte. „Ich heiße Tamika, ich bin die Besitzerin dieses Weinguts hier. Das hier ist Jaro, ein Jäger aus dem großen Forst, der wohl eure Hilfe bedarf.“. Der Waldelf schaute zerstört aus, als er mit schwacher Stimme zu sprechen begann. „Diese verdammten Trolle haben mein Zuhause überfallen und mich aus dem Wald vertrieben; wie ein Wild haben sie mich aus dem Forst gejagt. Wer weiß, was sie gerade mit meiner Bleibe anstellen.“. Milan hatte aufmerksam zugehört. Das klingt nach einem ersten Auftrag, sehr schön. Trolle sind zwar nervig, aber jetzt nicht so kompliziert. Der Bestienjäger schaute von Tamika zu Jaro und wieder zu Tamika. „Ich denke, das ist zu schaffen.“. Daraufhin hellte sich das Gesicht von Jaro bedeutend auf, und auch Tamika schaute gleich viel freundlicher drein. Der Waldelf erhob sich. „Lasst uns aufbrechen, ich zeig euch meine Hütte!“, und zuversichtlich ging er an Milan vorbei Richtung Ställe. Tamika wand sich nochmal an Milan. „Wenn ihr es schafft und mal wieder in der Gegend seid, dann könnt ihr gern noch einmal vorbeischauen.“. Der Rothwardon war irritiert, wie nett diese Frau plötzlich war, und es kam ihm seltsam vor, aber er nickte und folgte dann dem Bosmer.
Wieder an den Ställen angekommen, forderte Milan sein Pferd zurück. „Das macht 5 Septime“. „Was, aber ich habe es doch gerade eben erst abgegeben, wollt ihr mich über den Tisch ziehen?!“, erwiderte er etwas verblüfft. „Ihr habt es hierher gegeben, jetzt müsst ihr auch zahlen“, meinte der Hochelf hochnäsig und verschränkte die Arme. Gerade als Milan etwas näher trat und aussah, als wolle er dem Welfen an den Kragen, schritt Jaro ein. „Das geht schon in Ordnung, er gehört zu mir und hilft mir bei einer etwas heiklen Angelegenheit.“. Der Hochelf, welcher etwas eingeschüchtert zurückgewichen war, schaute zwischen Milan und Jaro hin und her und drehte sich dann Richtung Koppel; anscheinend konnte er gar nicht schnell genug von dem Rothwardonen wegkommen. Sogleich holte er die Pferde.
Sehr viel sah Milan nicht von der Stadt Skingrad, als er hinter Jaro mit dem Pferd am Zügel der Goldstraße folgte. Ich werde nochmal hierhin zurückmüssen wenn ich die Stadt kennenlernen will.
Nachdem sie wieder aus Skingrad heraus waren saßen sie auf den Pferden auf und ritten die Goldstraße entlang. Dabei saß Milan hoch auf einem Berg das große Schloss der Stadt und beschloss, auch das sich später anzusehen. Die Bäume wurden, je weiter sie ritten, höher und auch dichter, bis sie sich schließlich in einem Wald befanden; sie hatten den großen Forst erreicht. Am Wegesrand kam ein kleines Zeltlager in Blick, als sie schon etwas tiefer in den Wald geritten waren, an welchem Jaro anhielt. „Nehmt es mir nicht übel, aber ich trau mich nicht näher an diese Monster heran. Ich würde gerne hier warten bis ihr sie vertrieben habt“, und er schaute etwas betreten und peinlich berührt zu Boden und saß von seinem Pferd ab. Milan tat es ihm gleich und trat ihm gegenüber. „Ich lass mein Pferd bei euch. In welche Richtung muss ich?“. Der Waldelf deutet über seine Schulter nach Osten in den Wald. „Etwa fünf Minuten in diese Richtung.“. Milan nickte und verlagerte das Gewicht auf den anderen Fuß, schaute in die Runde und dann wieder auf den Elfen. „Was wir noch klären müssen, ist die Bezahlung…“, und abwartend musterte er den Bosmer. Dieser blickte zunächst etwas überrascht, dann aber resigniert. „Was veranlasste mich nur zu glauben ihr würdet das für den guten Willen machen. Aber sicher, auch ihr müsst von irgendwas leben. Was haltet ihr von einer Ladung Fell, welche ich eigentlich bei einem guten Händler zum Spezialpreis in der Kaiserstadt verkaufen wollte? Ihr könnt den Erlös haben, das ist mir meine Hütte wert.“. Was der Jäger aber verschwieg, war die Tatsache, dass sich die Felle in der Hütte befanden und er nicht wissen konnte, ob die Trolle sie nicht schon zerpflückt hatten. Milan aber willigte ein; so musste er zwar gleich danach in die Kaiserstadt, obwohl er eigentlich zurück nach Skingrad wollte, aber er hatte ja keinen Zeitdruck. So verabschiedete er sich von Jaro und schlug sich nach Osten durch das Unterholz Richtung Jägerhütte.
Nach einer Weile erreichte Milan eine kleine Lichtung, auf der sich eine moosbewachsene Holzhütte befand. Der Jäger blickte sich um und griff nach seinem Schwert, konnte aber nichts und niemand entdecken. Er wog die Waffe in der Hand und bewegte sich langsam auf die Hütte zu, dabei sah er sich immer mal wieder um, damit ihm die Trolle nicht in den Rücken fallen konnten. Kaum war er nahe genug, hörte er Geräusche aus der Hütte. Ein leises, hohes Grunzen. Milan stutzte, solche Geräusche waren doch ungewöhnlich für Trolle. Es waren vielleicht noch zehn Meter bis zur Tür der Hütte, da öffnete sie sich plötzlich und mit lautem Krachen. In der Tür stand ein grüner Troll. Aber kein Gewöhnlicher, so wie Milan sie kannte; dieser hier hatte eine dunkelgrüne Farbe, was aber noch viel überraschender war: Der hier ging dem Rothwardonen gerade einmal bis zur Hüfte. Er war geradezu winzig im Vergleich zu den Trollen, die der Jäger sonst kannte. Die Überraschung war ihm wirklich ins Gesicht geschrieben und er entspannte sich ein wenig. Der Troll erblickte Milan und verharrte in der Bewegung; die kleinen Augen fixierten den Rothwardonen, und ohne einen offensichtlichen Anlass stürmte das kleine Monster plötzlich auf ihn zu, die kleinen scharfen Krallen hoch erhoben. Dieser kam sich irgendwie veralbert vor von diesem skurril wirkenden Angriff. Er ließ das Schwert sinken, und als der Troll fast bei ihm war, holte der Rothwardon mit dem Fuß aus und erwischte die Kreatur mit einem starken Tritt seiner mit Metallschienen verstärkten Lederstiefel genau auf dem Brustkorb. Der Troll fiepte, flog ein paar Meter durch die Luft, landete mit dem Rücken auf dem weichen Waldboden und rollte noch ein Stück, wo er weiter fiepend liegen blieb. Einen Moment lang schien die Zeit stillzustehen, und am Rande seines Blickfelds nahm Milan eine Bewegung im Inneren des Hauses wahr; kurz darauf schien sich die ganze Dunkelheit darin zu bewegen, und plötzlich stürmten aus der Hütte sechs weitere kleine Trolle auf den Rothwardonen zu; ganz offensichtlich wollten sie ihrem Artgenossen helfen, welcher immer noch wimmernd am Boden lag. Milan erschrak und wich ein paar Meter zurück; die Trolle rannten weiter auf ihn zu. Aus Reflex hob der Jäger sein Schwert und wollte gerade seine Klinge an dem ersten Troll platzieren, als die ganze Gruppe plötzlich abbremste und auswich. Sie umzingelten Milan, griffen aber nicht an, sondern hielten gehörig Abstand.
Abermals war Milan verwirrt. Diese Viecher hatten ganz offensichtlich Angst vor seiner Waffe, aber noch genug Rückgrat um nicht so einfach kampflos aufzugeben. Er überlegte fieberhaft. Töten wäre ein Leichtes, diese Trolle hier konnten nicht kämpfen; dennoch waren sie in der Überzahl, also durfte er ihnen keine Möglichkeit geben, es sich anders zu überlegen und einen Gruppenangriff zu starten.
Die Lösung war einfach, aber effektiv. Ohne einen Ansatz zu zeigen machte Milan zwei schnelle Ausfallschritte und war sogleich an einem der Trolle heran. Er holte wieder wie vorhin mit dem Fuß aus und trat den Troll, ähnlich wie den ersten, trocken und hart vor den Brustkorb, sodass dieser davonflog und unsanft auf dem Boden landete. Die verbliebenen fünf wollten auf Milan los, dieser aber drehte sich blitzschnell zu ihnen und hob bedrohlich wieder das Schwert, sodass sie abermals abbremsten und zögerten. Einer von ihnen rutschte noch etwas auf Milan zu, dieser nutzte die Gelegenheit, holte mit der Linken aus und traf den Troll mit seiner Faust an der linken Kopfhälfte. Wie ein nasser Sack fiel die grüne Kreatur in sich zusammen und blieb, sich leicht windend, liegen. Die verbliebenen vier wirkten unsicher, was sie tun sollten, ihre Augen bewegten sich zwischen ihren drei gefallenen Artgenossenen hin und her. Mittlerweile reichte die kleinste Bewegung Milans, um die Trolle in helle Aufruhr zu versetzen und ein paar Versuche des Bestienjägers, eine weitere Kreatur auszuschalten, liefen ins Leere. Er brauchte nun eine andere Taktik. Unauffällig sah er sich auf dem Boden um und entdeckte einen kleinen Stein. Diesen hob er langsam auf, die Trolle beobachteten ihn dabei genauestens. Dann, plötzlich, warf Milan den Stein auf die Trolle, welche zur Seite wegsprangen. In demselben Moment aber lief der Jäger etwas versetzt zur Wurfrichtung los und kam so genau bei einem zur Seite gesprungenen Troll an, welchen er abermals mit einem Tritt von sich wegbeförderte; dieser flog, bedingt durch den Anlauf, besonders weit und rollte auch noch ein Stück. Vor Schmerzen quiekend richtete er sich auf und blickte in Milans Richtung; auch die anderen, die er ausgeschaltet hatte, erhoben sich wieder und krochen und humpelten vor ihm davon Richtung Waldrand. Die drei verbliebenen gesunden Trolle stutzten und schauten ihren Artgenossen hinterher. Dann aber gaben sie klein bei und zogen sich in dieselbe Richtung zurück, bis sie schließlich im Gebüsch verschwanden.
Milan entspannte sich und blickte noch einmal prüfend zum Waldrand. Trolle sind lernfähige Kreaturen, gerade solche jungen. Sie werden sich diese Lektion merken und so schnell nicht wieder hierherkommen. Er ging auf die Hütte zu und wagte einen Blick hinein. Die Trolle hatten einiges an Verwüstung angerichtet, was aber nicht anders zu erwarten war. Er schloss die Tür und begab sich zu Jaro zurück.
Nachdem er diesen verständlich gemacht hatte, dass die Trolle weg waren, begab er sich mit ihm wieder zur Hütte, um seine Belohnung entgegen zu nehmen. Zunächst aber lamentierte der Bosmer über die Zerstörung in der Hütte und wie nervig und widerlich diese „riesigen“ Biester doch waren. Wohl noch nie einen richtigen Troll gesehen, der hätte dir wohl dein Haus abgetragen, dachte Milan schmunzelnd und wartete in der Tür. Dann endlich öffnete Jaro eine Kiste und nahm einen Packen Felle edelster Qualität heraus. Er reichte sie Milan mit einer gewissen Traurigkeit über den Verdienstausfall, aber es war ihm auch deutlich anzusehen, dass er froh war, wenigstens seine Hütte wiederbekommen zu haben. Milan wog die Felle in der Hand und zählte sie durch. Es waren elf Stück. „Ich danke euch wirklich für die Hilfe gegen diese Bestien…“, versicherte Jaro nochmals, als Milan die Felle auf dem Rücken seines Pferds verstaute und aufsaß. „Sagt, wo geht es zur Kaiserstadt? Ich bin fremd hier und…“, aber Jaro unterbrach ihn. „Dass ihr hier fremd seid sieht man euch an. Reitet einfach den Weg zur Hauptstraße zurück und folgt dieser dann weiter, immer der Nase nach. So könnt ihr die Kaiserstadt nicht verfehlen.“. Milan verabschiedete sich und tat wie ihm geheißen.
Als er nach einer Ewigkeit endlich den Wald verließ, führte der Weg bergab. Unten sah man den Rumare-See, und in seiner Mitte baute sich die Kaiserstadt mit ihren gewaltigen Stadtmauern und dem alles überragenden Weißgoldturm auf. Milan verharrte einen Augenblick und ließ das Bild auf sich wirken, bis er dann seinen Weg nach Norden fortsetzte, Richtung Haupttor der Kaiserstadt, wobei er immer noch überlegte, was Jaro mit seiner Anspielung auf das Fremdsein meinte…
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Von Ruinen, Skamps und anderen Gefahren" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (07.07.2011 um 18:04 Uhr)
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Kämpfer
Chorrol->Nach dem Kampf am Oblivion Tor
Eine Gestalt in Schwarz näherte sich. Sie blieb vor Jeren stehen, der noch immer auf dem modrigen Waldboden lag, legte einen Bogen zu seiner rechten Seite auf den Boden und setzte sich dann zu Jeren’s linker Seite. Mit einer Hand stützte sie sich ab. Mit der anderen spielte sie an einer schwarzen und glatten Kugel herum. Flammen umhüllten sie. „Du weißt, dass…“, Ser-Kueij brach ab. Er suchte nach den richtigen Worten. „Unfälle passieren Jeren. Es war nicht deine Absicht. Ich verstehe dich, deine Trauer und deine Scham. Aber du hast keinen Fehler gemacht, du warst nicht übermütig oder dumm. Du wolltest auch niemandem beweisen wie stark du bist. Du hast einen Menschen getötet. Ich weiß das hört sich hart an. Aber du hast heute viel für die Bürger von Chorrol getan. Du hast viele Menschen gerettet, für den Preis eines einzelnen. Versteh mich nicht falsch, ich finde auch das Trauer angebracht ist. Aber du liegst hier schon seit zwei Stunden. Es wird nicht besser wenn du hier liegst. Du musst dich ablenken. “
Der Tod war für Jeren keine alltägliche Sache. Es war eine Sache Tiere zu jagen. Eine andere, „böse“ Dämonen, die Unschuldige töten und seine Welt vernichten wollen. Aber es war etwas ganz anderes selber Unschuldige Jünglinge zu töten, sei es ein Unfall oder nicht. Überhaupt war der Tod für Jeren eine pikante Sache. Er hatte nur einmal Menschen sterben sehen und das war der Tod seiner Familie. Seine Reaktion darauf war es 9 Jahre lang durch die Wälder zu ziehen. Wie er jemals damit klar kommen sollte selber einen Menschen getötet zu haben, konnte er sich nicht vorstellen.
„Ich habe auch Menschen töten müssen, als ich fliehen wollte. Auch Unschuldige. Ich musste auch viele Freunde und Verwandte sterben sehen. Trotzdem versuche ich nicht Gras zu werden. Komm schon Jeren.“ Ser-Kueij verpasste ihm einen leichten Stoß in die Rippen. „Wie bist du damit fertig geworden?“, fragte Jeren. „Nun zu Anfang hab ich mich auch zurück gezogen und mich bemitleidet. Aber ich hab früh genug erkannt, dass es alles nur schlimmer macht. Dadurch, dass du hier rumliegst, wird er auch nicht wieder lebendig. Ich hab mich abgelenkt, durch Training. Dann habe ich angefangen zu reisen. Du musst einfach akzeptieren was geschehen ist. Nichts was du tust kann ihn zurückholen.“ „Ich habe einen Menschen umgebracht Ser-Kueij. Ich habe nichts Dummes getan. Ich habe schlicht und einfach einen Menschen umgebracht.“ „Und?“ „Und? Und! Mehr hast du dazu nicht zu sagen?“ „Alles was gesagt werden musste habe ich schon gesagt. Ich kann es alles noch drei Mal wiederholen, aber es wäre lächerlich. Du bist siebenundzwanzig verhältst dich aber wie ein fünfzehnjähriger. Es herrscht Krieg, Jeren. Solche Dinge werden noch öfter passieren. Ich sage nicht, dass du das, was passiert ist, vergessen sollst. Es ist ein wichtige Lehre in deinem Leben, glaub mir. Aber wie ich schon gesagt habe, hier zu liegen und zu trauern wird ihn nicht zurückholen. Wenn ich mich nicht irre wird die Stadt bald wieder angegriffen. Wenn du dann immer noch hier liegst kannst du dich wirklich schämen. Aber wenn du es wieder gut machen willst, solltest du jetzt mit mir kommen und zu Kräften kommen, damit du bereit bist. Ich bin mir sicher, dass du einige Fragen hast und ich werde sie auch möglichst alle beantworten. Komm.“ Ser-Kueij reichte Jeren eine Hand. Ser-Kueij hatte Recht. Und ihm war von Anfang an klar, dass er es nicht grade besser machte. Aber nach einem solchen Ereignis brauchte man einen Freund der es einem klar machte. Jeren ergriff die Hand des Argoniers und der schien erleichtert. „Außer mir hast du aber niemanden mehr gesehen, oder?“, fragte der Argonier. „Nein, wen hätte ich denn noch sehen müssen?“ Ser-Kueij schien erleichtert und einen Moment zu überlegen. „Niemanden. Schon gut. Vergiss deinen Bogen nicht.“
In der Stadt verabschiedeten die Beiden sich und verabredeten sich in einer Stunde in Jerens Zimmer zu sein. Jeren meinte er hätte noch was zu erledigen und Ser-Kueij wollte bei Marus vorbeischauen und ihm ein paar Dinge erklären. „Guten Tag“, begrüßte ihn Renoit, „Kann ich etwas für sie tun?“ „Ich suche ein Buch, welches beschreibt, welches Sternzeichen zu welchem Monat gehört.“ „Oh natürlich, so etwas müsste ich noch gewiss haben.“ Renoit schlenderte zu einem der Regale und hatte es nach nur wenigen Sekunden gefunden. „Bitte sehr. Nur 10 Septime.“ Jeren drückte ihm das Geld in die Hand, bedankte sich und ging. Er wusste, dass seine Vermutung zutraf. Aber man setzt trotzdem das letzte Puzzel Stück ein, auch wenn man das Bild schon vorher erkennen kann. In seinem Zimmer legte er seine Ausrüstung ab, zog seine Stadtkleidung an, säuberte sich ein wenig, ging runter um Bier und Essen zu bestellen, wartete bis alles fertig war, ging zurück und setzte sich auf einen der beiden Stühle an dem kleinen Tisch in seinem Zimmer. Dann schlug er das Buch auf und suchte nach „Zweite Saat“. Er hat es schnell gefunden: Schatten.
Es war mitten in der Nacht als sein Freund kam. Jeren hatte Essen und Bier in sein Zimmer gebracht, denn er wollte sicher gehen, dass ihnen niemand zuhörte. „Hallo, Schattenschuppe“, begrüßte Jeren ihn. Es war nicht wütend gemeint oder genüsslich, es war einfach nur ein Fakt, den Jeren aussprach. Ser-Kueij schien für einen Moment überrascht. Dann lächelte er. „Ich wusste, dass du es rausfinden würdest.“ Jeren deutete auf den freien Platz gegenüber ihm. Ser-Kueij setzte sich behutsam. Er war leicht angespannt, denn er konnte nicht so recht einschätzen was Jeren durch den Kopf ging. „Was war Ausschlag gebend?“ „Nun ja, sagen wir mal du bist ein schlechter Lügner“, sagte Jeren lächelnd. „Du wurdest immer nervös wenn ich dich auf Dinge hinwies, die nicht so recht zu deiner Geschichte passten und es war schwer nicht zu bemerken, dass du etwas verheimlichen wolltest. Aber als ich dich kämpfen sah, war mir klar, dass irgendetwas nicht stimmte.“ Ser-Kueij deutete auf das Buch über Sternzeichen. „Vielleicht hätte ich dir nicht mein wahres Sternzeichen nennen sollen.“ Sie schwiegen für einen Moment. „Ich konnte nicht anfangen schlecht zu kämpfen, nur damit du keinen Verdacht schöpfst. Es ging immerhin um Menschenleben. Zumal ich vorhatte es dir irgendwann zu sagen. Aber du bist aufmerksam und clever, Jeren. Du hättest es auch ohne mich Kämpfen zu sehen und das Sternzeichen herausgefunden. Ich verstehe, dass du wütend und enttäuscht bist, aber…“ Jeren unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. Ser-Kueij blickte traurig in seinen Bierkrug. „Ich dachte mir schon, dass es so kommen würde. Ich verstehe dich auch. Ich habe schreckliche Dinge getan. Vor allem habe ich gesagt, dass du aufhören sollst zu trauern, obwohl ich so viele Menschenleben genommen habe. “ „Ich bin nicht wütend oder enttäuscht“, sagte Jeren. Ser-Kueij sah ihn an. „Du solltest wissen, dass ich keine Vorurteile hege. Immerhin bist du hier in Chorrol und rettest Menschen und bist nicht in Schwarzmarsch und tötest sie. Bevor ich über irgendetwas urteile, möchte ich, dass du mir deine wahre Geschichte erzählst.“ Der Argonier grinste breit. „Ich dachte mir schon, dass du so bist Jeren. Wenn du einen Mörder triffst, wirst du ihm nichts tun, ohne mit eigenen Augen zu sehen wie er jemanden umbringt. Du wirst dir erst seine Rechtfertigung anhören und du wirst durchschauen wenn er lügt, denn du erkennst was da ist und du bist intelligent genug ihm zu glauben, aber auch intelligent genug seine Lügen zu erkennen. Denn du hast eine besondere Eigenschaft, die nur wenige haben.“ „Und die wäre?“, fragte Jeren verwirrt. „Neutralität. Du hast absolut keine Vorurteile Jeren. Es geht sogar soweit, dass du jeden einzelnen Menschen auf eine Stufe stellst. Und das kommt davon, dass du solange in Abgeschiedenheit gelebt hast. Während du von der Natur umgeben warst, waren andere von Menschen umgeben. Ein Kaiserlicher wird sagen, ein Nord betrinkt sich, Ein Khajit stiehlt, ein Altmer ist arrogant, ein Ork dumm. Denn er lebt unter diesen Rassen und er hat früh gelernt auf diese Vorurteile zu vertrauen, egal ob er es selbst erlebt hat oder nicht. Er sieht nun mal das, was er sehen will. Du hast aber erst in dem Moment angefangen zu lernen, als du den Wald verlassen hast. Du hast Nord trinken und grölen sehen, aber du wirst nur sagen, dass es Nord gibt, die trinken und grölen, aber du wirst nie das Gegenteil ausschließen oder alle Nord anhand dieses einen Erlebnisses verallgemeinern. Du siehst was tatsächlich da ist und nicht wovon du denkst, das es da sein sollte. Und das ist wunderbar, Jeren.“ Jeren hatte zugehört ohne sich auch nur zu rühren. Das was der Argonier sagte war nichts Neues in dem Sinne. Er wusste auch so, dass er keine Vorurteile hatte. Aber so wie der Argonier es sagte, klang es wie eine göttliche Gabe und das ließ ihn nachdenklich werden. Jeren wollte nicht unbedingt etwas besonderes sein. Es war keine übertriebende Bescheidenheit, es war eher eine Akzeptanz, das es nun einmal so war und man nichts dran ändern könne, aber trotzdem könne er mit sich zufrieden sein. „Du bist doch nicht sehr viel anders oder?“, fragte er Ser-Kueij. Der lachte auf. „Oh doch Jeren. Glaube mir, Keiner, der sein ganzes Leben in der Gesellschaft verbracht hat, und erst recht kein Assassine kann ohne gewisse Vorurteile leben. Glaube es oder nicht, aber die Fähigkeit zu sehen was wirklich da ist macht dich sehr mächtig.“ Jeren nickte langsam. „Wo du schon anfängst von Assassinen zu sprechen: Erzähl deine wahre Geschichte. Und diesmal fängst du nicht wieder mit einem Vortrag über meine besonderen Fähigkeiten an.“ „Wenn du es nicht einsehen willst, muss es ja einer für dich tun.“ Die beiden Freunde grinsten. Sie kannten sich erst seit zwei Tagen, aber schienen sich schon ewig zu kennen. „Dann fangen wir mal an.“
Der Argonier wurde wieder ernst. „Wo fangen wir am besten an? Hmm…ich war eine Frühgeburt. Eigentlich sollte ich zwei Monate später geboren werden. Somit wäre ich unter dem Sternzeichen des Magiers geboren worden. Aber meine Mutter bekam, warum auch immer, die Wehen zu früh. Somit wurde der Schatten mein Sternzeichen.“ Er überlegte einen Moment. „Heute bin ich mir gar nicht so unsicher, dass die Schattenschuppen etwas damit zu tun haben. Sie kennen Wege und Mittel. Und ich traue ihnen auch zu zu solchen Mitteln zu greifen und neue Rekruten zu erwerben. Denn weißt du, Jeren, Schattenschuppen gehören zu Argoniens höchsten Gütern. Als Kämpfer haben Argonier keine Chance gegen Orks und Nord, als Magier sind sie zwar überaus fähig, aber auch nichts Besonderes. Als Diebe sind sie mit den Khajit gleich auf, aber als Assassinen sind sie am stärksten, glaube mir.“ Er machte eine Pause und nahm einen Schluck Bier. „Nun ich wurde also unter dem Schatten geboren und meine Eltern wussten, dass mein Schicksal damit vorherbestimmt war. Als Bestätigung kam am nächsten Tag ein Rekrutierer der Schattenschuppen und verkündete feierlich, dass ich mit Erreichen meines sechsten Lebensjahres von den Schattenschuppen aufgenommen werde, um zu einem von ihnen zu werden. Du weißt sicher was es Bedeutet in Schwarzmarsch eine Schattenschuppe zu sein?“ „Es ist eine große Ehre.“ „Es ist das größtmögliche Glück, was einen ereilen kann, sagt man. Eltern einer Schattenschuppe sind sehr stolz und stehen besser in der Gesellschaft dar. Man selber hat große Macht. Es ist egal ob man aus einer Farmerfamilie kommt, denn ist man eine Schattenschuppe wir man behandelt wie ein Adeliger. Zumal man auch tatsächlich die Möglichkeit bekommt, dem König zu dienen und von seiner Majestät persönlich Aufträge entgegenzunehmen. So sollte es sein Jeren. Aber es lief nicht so und aus meiner Sicht ist das ein großes Glück.“ Er schwieg wieder für einen Moment. Er sah nicht traurig aus oder sehnsüchtig oder verkrampf, sondern einfach nur nachdenklich.
„Nun ich wurde sechs und der besagte Argonier kam erneut um mich abzuholen. Hätte ich damals nur gewusst was meine Eltern dachten. Sie waren sehr ehrenvolle Leute. Wir lebten in Sturmfeste, der Hauptstadt. Meine Mutter war Magd, mein Vater Alchemist. Sie waren nicht immer mit dem zufrieden was in Schwarzmarsch so passierte. Aber sie blieben still, denn sie hatten ein gutes Leben und einen Sohn und wollten beides nicht aufs Spiel setzten. Sie waren auch mit den Schattenschuppen nicht einverstanden. Sie hielten es einfach nicht richtig, dass jemand, der Menschen umbrachte, auch noch so viel Macht, Möglichkeiten, Geld und Ehre besaß. Aber wie gesagt, sie schwiegen und versuchten möglichst stolz auf ihren Sohn zu sein, der nichts für sein Schicksal konnte.“ Er atmete tief durch. Diesmal war er ganz sicher traurig. Jeren meinte, dass er sogar eine Träne gesehen hatte. Ser-Kueij schüttelte den Kopf und fuhr fort. „Bei dem Quartier der Schattenschuppen…nun es ist kein Quartier sondern das Königshaus. Eine richtige Assassinengilde gibt es in Schwarzmarsch nicht. Doch der König kann sie aus allen Ecken Tamriels zu sich pfeifen, damit sie seine Drecksarbeit verrichten. Also… dort angekommen traf ich noch auf andere, die mein Schicksal teilten. Mit einem von ihnen, Tahreen, war ich später befreundet. Mit einem anderen führe ich noch bis heute eine Blutfede.“ Auch diesmal unterbrach er sich und überlegte mit trauriger Miene. Nachdem er ein müdes Lächeln zu Stande gebracht hatte sprach er weiter. „Wir bekamen die Wahl zwischen Morag Tong und Dunkler Bruderschaft. Tahreen, mein besagter Erzfeind und Ich entschieden für die Bruderschaft, die anderen für die Morag Tong. Weißt du, die Morag Tong hat Macht in Morrowind ähnlich der Schattenschuppen in Schwarzmarsch. Aber ich dachte mir, dass die Ausbildung bei der Bruderschaft besser sein würde oder ich dort zu mindestens mehr lernen würde. Ein Angehöriger der Morag Tong kann sein Opfer mitten auf einen großen Platz stellen, ihn mit Fackeln und Laternen beleuchten, warten bis sich die ganze Stadtbevölkerung versammelt hat und ihn dann umbringen. Wenn die Wachen angerannt kommen, zeigt er seinen Erlass vor und alles ist gut und er geht mit einem fröhlichem Pfeifen nach Hause als wäre nichts passiert. Mit den Erlässen droht ihm keine Gefahr, zumindest keine von den Wachen. Seine Opfer können sich natürlich immer noch wehren. Die Bruderschaft hingegen ist geheimer. Sie bietet so etwas wie einen Nervenkitzel und das führt dazu, dass man mehr aufpasst und mehr lernt. Ich habe keine Erfahrung in der Morag Tong gemacht, aber ich bin mir sicher, dass wenn es ums anschleichen und heimliche Attentate geht, die Bruderschaft um einiges besser ist. Man braucht es einfach zum Überleben und um Aufzusteigen in der Bruderschaft. Nach einiger Zeit entwickelt man sowas wie Instinkte. Man merkt sich wie man gegen wen am besten vorgeht. Als es dann wirklich um mein Überleben ging, habe ich bemerkt wie sehr mich dieser Nervenkitzel oder diese Angst geprägt hat.“ Pause und ein Schluck Bier.
„Wir waren ja noch sehr jung, da hat man uns natürlich noch keine Aufträge machen lassen. Stattdessen wurden wir ganz normal ausgebildet. Das besondere an Schattenschuppen ist, Jeren, das sie kein Gewissen haben. Mit sechs Jahren geht es in deinem Leben nur ums Töten, da denkst du nicht drüber nach ob es richtig so ist. Und auch Tahreen, Ich und Skereas dachten nicht darüber nach. Und naja…das war es dann fürs erste. Die Ausbildung ging gut voran und mit dem Erreichen unseres zwölften Lebensjahres bekamen wir die ersten Aufträge. Nichts besonderes, nur sowas wie einen Streit zwischen Bauern schlichten. Aber halt auf Art der Dunklen Bruderschaft. Ich weiß noch mein erster Auftrag…es war ein so gutes Gefühl. Kein Gewissen zu haben ist das schlimmste, was dir passieren kann, Jeren, denn dann wirst du zum Monster. Ich habe mich wie ein Gott gefühlt…“ Er schüttelte den Kopf. „Mit vierzehn bekamen wir auch schwierigere Aufträge. Mit fünfzehn kam dann so ein seltsamer Argonier in die Bruderschaft, auch eine Schattenschuppe. Er war so freundlich und strahlte so eine Aura aus, in der man sich wohlfühlte. Er machte auch den Eindruck über das Schicksal der ganzen Welt Bescheid zu wissen.“ Er überlegte wieder, doch diesmal länger und angestrengter. „Ich hab keine Ahnung wer er war oder wie er überhaupt hieß. Nicht einmal die Sprecher wussten woher er kam. Aber er war eine Schattenschuppe und da fragte man nicht unbedingt nach. Seit dem Tag wurde er zu einer Vaterfigur für Tahreen und mich. Skereas hat er seltsamerweise immer ausgeschlossen, so als wüsste er, dass wir in der Zukunft planen würden zu fliehen und Skereas nicht. Als wir mal keinen Auftrag hatten wir er uns beide zu sich und meinte er könnte uns eine ganz besondere Ausbildung bieten, etwas, das nur erfahrene Schattenschuppen lernen konnten. Wir waren jung und fühlten uns geschmeichelt, zumal er einen so vertrauenserregenden Eindruck machte, dass wir nicht nein sagen konnten. Außerdem spürten wir schon damals, dass er sehr mächtig war. Und das war auch gut so. Er brachte uns tatsächlich viel bei. Seine Techniken basierten auf dem Körper eines Argoniers. Er zeigte uns wie wir unsere Krallen, Zähne und unseren Schwanz zu einer effektiveren Waffe machen, als ein Dolch es sein konnte. Nun das Ergebnis hast du ja gesehen.“ Jeren nickte.
„Und dann fing es so langsam an. Wir waren sechszehn und bekamen nun schwierige Aufträge, die wir zu zweit oder zu dritt erledigten. Erst da merkte ich in welche Richtung sich Skereas entwickelt hat. Er war skrupelloser als alle Assassinen die ich kannte. Anscheinend ärgerte es ihn mehr, dass er nicht mit uns unterrichtet wurde, als er tatsächlich zugeben wollte. Wenn wir einen Mann umbringen mussten, der Frau und Kind besaß, wirkte er einfach einen Feuerball mit Flächenwirkung um ihn nicht zu verfehlen und tötete Frau und Kind mit. Wenn er sich von Leuten Informationen besorgte, tötete er sie anschließend. Zumal wurde er unfassbar arrogant. Ich meine es ernst, es gibt niemanden, der arroganter ist als er, ohne daran zu sterben.“ Ser-Kueij’s Miene wurde zornig. Er atmete ein paar Mal tief durch und fuhr fort. „Und ab diesem Moment fing ich an ein Gewissen zu entwickeln. Die Leute, die wir töteten, waren größtenteils unschuldig. Es war nur jemand da, der sie tot haben wollte und dafür ein wenig Gold springen ließ. Ich fing an das zu hinterfragen was wir taten. Das was Skereas tat hielt ich zwar auch vorher für falsch, aber ich fand es auch nicht mehr richtig für Gold Menschenleben zu nehmen und Gott zu spielen. Ich beobachtete Männer, die ich töten sollte. Wie sie nach Hause kamen und sich freuten Frau und Kind zu sehen. Wie sie ihre Familie liebten. Wenn ich sie töten würde, hätte die Familie kein Einkommen mehr und ich würde Frau und Kind praktisch mit umbringen, so wie Skereas. Aber das letzte, was ich wollte war, wie er zu werden. Ich sprach mit Tahreen darüber. Er war ein sehr guter Freund, sehr vertraulich. Wenn man ihm erzählen würde, dass man versuchen wird, den König umzubringen, würde er nicken, sagen das er sich einem nicht anschließen wird und es auch nicht billigt, aber er wird einen nicht aufhalten. Mit ihm konnte man sehr gut reden. Überhaupt war er sehr still und nachdenklich. Er verabscheute nicht was er tat, aber er freute sich auch nicht darüber. Und mein Glück war, dass er meine Meinung teilte. Ich weiß nicht was uns dazu brachte, zu denken, dass es falsch war Menschenleben zu nehmen. Vielleicht war es Skereas, der nur so wurde wie er ist, weil dieser seltsame Argonier ihn nicht mit trainieren ließ. Vielleicht war es auch dieser Argonier selbst, der etwas ausstrahlte, das uns nachdenklich werden ließ. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es damit zusammenhängte, dass wir schwierigere Aufträge bekamen. Vorher bestanden die Aufträge darin, auf eine Farm zu gehen und den örtlichen Farmer zu töten. Nach einer fünfzehn Minuten war der Auftrag erledigt. Aber als die Aufträge schwieriger wurden, musste man mehr spionieren und herausfinden. Du triffst Menschen die deinem Auftragsziel nahe stehen, du spionierst im hinterher und siehst, dass er eine Familie war. Vorher wurde mir nicht wirklich klar, dass das Ziel nun…ein Mensch war. Du hast ihn vorher „einfach“ getötet. Aber später fing ich erst an zu begreifen, dass er einen Platz auf der Welt hatte und wir kein Recht hatten einfach über sein Leben zu entscheiden. Natürlich haben wir nicht nur unschuldige getötet. Wir haben Leute getötet die den Tod klar verdient hätten, wie Mörder und Männer, die ihre Frau und ihr Kind für eine andere Frau verließen. Aber dennoch haben wir nicht mehr Recht darüber zu urteilen, als jeder andere auch.“ Er machte einen Eindruck als wäre er wütend auf sich selbst. „Du weißt nicht was dass für ein schreckliches Gefühl ist, Jeren. Du machst etwas schon beinahe zehn Jahre lang und du denkst du wirst es noch dein ganzes Leben lang tun. Du hältst es für richtig, du fühlst dich gut dabei, du willst es tun. Und dann auf einmal wird dir klar, dass das was du tust, das schlimmste und grausamste ist, was man mit seinem Leben anstellen kann. Zehn Jahre lang war dein Leben ein einziger Fehler! Verdammt ich hab mich gefühlt wie ein Gott, ich bestimmte wer leben durfte und wer nicht! Und dann fällst du aus allen Wolken und denkst, dass du es verdient hast zu sterben. Dieses Gefühl kann einen zerreißen.“ Der plötzliche Wutausbruch überraschte Jeren. Er konnte sich bis dahin nicht vorstellen Ser-Kueij wütend zu erleben. Er konnte sich denken, dass er eine schwere Erfahrung für ihn war, aber er hatte selbst noch keine solche gemacht und konnte sich nicht ganz in Ser-Kueij reinversetzten. „So etwas verfolgt einen das ganze Leben lang, Jeren. Daher solltest du mir glauben, wenn ich sage, dass es besser ist sich abzulenken und nicht im Gras zu liegen und darüber nachzudenken.“ Er atmete tief durch. Einmal. Zweimal. Dann fuhr er fort, immer noch wütend und beschämt.
„Schließlich trafen Tahrenn und ich den Beschluss die Bruderschaft zu verlassen, aber erst sobald wir in Sturmfeste zurück waren, den wir wussten, dass die Zeit kommt, wo der König unsere Dienste einfordert und uns zurückruft. Währenddessen rief der Argonier uns zu sich und verkündete, dass er von unseren Plänen Wind bekommen hat. Du weißt nicht was das für ein Schock war. Verräter der Bruderschaft werden auch so schon verfolgt mit dem Tode bestraft, aber die Kunde über eine verräterische Schattenschuppe verbreitet sich schnell und Schattenschuppen betrachten einen Verräter als größtmögliche Beleidigung. Das was die mit einem anstellen kann schlimmer sein als der Tod. Und wir hatten einen Meister vor uns der grade erfahren hat, dass wir Verräter waren! Er blickte zuerst ernst und wütend drein, dann lächelte er und sagte uns, dass man bei solchen Dingen aufpassen sollte, sonst gerät man in große Schwierigkeiten, aber wir sollten keine Angst haben, denn er würde uns helfen. Wir waren perplex und noch geschockter als vorher. Die Tatsache, dass wir überhaupt noch am Leben waren, war erstaunlich, aber dann sowas! Er sagte, dass er von Gildenhaus zu Gildenhaus reiste und Schattenschuppen suchte, die erkannten, dass es falsch was sie taten. Er meinte, dass er gleich erkennen würde ob sie solche Schattenschuppen waren oder nicht. Eigentlich bin ich nicht der Typ, der daran glaubt, dass man in einem Menschen sofort seine Zukunft sieht und wie er sich verändern wird, aber diesen Argonier glaube ich bis heute noch und das Problem ist, dass ich absolut keine Ahnung hab, was mich ihm glauben lässt. An ihm war an sich nichts Besonderes. Er lächelte oft und war sehr freundlich, aber ich habe schon gleich verstanden, dass sich in der Bruderschaft nicht nur die kaltblütigen Meuchelmörder, die nie auch nur lächeln und jedem einen bösen Blick zuwerfen, aufhalten. Es ist etwas an ihm, was weiß ich nicht. Er ist das größte Mysterium in meinem Leben. Ich weiß auch nicht warum er das alles getan hat und vielleicht bis heute auch noch tut. Es ist wahrscheinlich, dass er anderen Schattenschuppen, die wie Tahreen und ich waren, helfen wollte ihrem Schicksal zu entfliehen. Aber keiner wusste woher er kam und wer er war. Er ist…unfassbar und unbeschreiblich, die Art von Ereignis, die man nicht beschreiben konnte, sondern selbst erlebt haben muss. Auf jeden Fall sagte er noch, dass er ein professioneller Verräter war, der anderen auf der Karriereleiter eines Verräters helfen sollte. Unfassbar! Wir hatten den Schock unseres Lebens erlebt und er saß da und scherzte! Aber es half wenigstens um uns zu entspannen. Der nächste Schritt sei ein besonderes Training. Hmm…Ich frage mich, was aus ihm geworden ist….Nun ja seit neues Training bestand in dem Lehren der Magieschulen. Er brachte uns Zerstörung und Mystik bei, Zerstörung, weil wir noch gegen sehr mächtig Gegner bestehen mussten und wir ihm Nahkampf so gut waren, dass das einzige was uns noch beizubringen Sinn machte, Zerstörung war. Und Mystik, weil wir es brauchten, für das was er uns später beibringen wollte. Wir hielten es natürlich für sehr nützlich die Verwendung von richtiger Magie zu lernen. Wir haben zwar auch vorher schon Magie benutzt, aber nur schwache Zauber, wie Leben erkennen, Infravision, Leichte Schlösser Knacken, Bezaubern und so weiter. Aber mächtige Angriffszauber beherrschten wir noch nicht und für unser Vorhaben waren sie allemal nützlich. Wir lernten schnell, aber Zerstörung ist auch nicht wirklich kompliziert. Einen einfachen Feuerball kann jeder wirken, wenn er will. Bei Zerstörung geht es hauptsächlich darum, aus Magica zu negativer Form umzuwandeln und diese Form zu kontrollieren. Hört sich schwerer an als es ist, aber es ist wie mit der Zerstörung von Kvatch. Die Stadt wurde in einer Nacht zerstört, das Wiederaufbauen wird wahrscheinlich Jahre dauern. So ist das auch mit der Magieschule der Zerstörung. Ein Feuerball ist um ein Vielfaches leichter zu wirken als ein Heilzauber mit gleicher Stärke. Was einen Meister ausmacht ist, dass er immer größere Mengen an Magica in negative Form umwandeln kann, diese kontrollieren kann und weniger Magica für den gleichen Effekt benötigt. Ob Feuer, Eis oder Blitz macht keinen großen Unterschied, nur die pure negative Form, das direkte Lebensenergie-Schaden, ist schwerer als die anderen Formen. Aber der Argonier war nun mal ein sehr guter Lehrer und wird hatten es nach anderthalb Jahren drauf. Mit siebzehneinhalb begann dann die Ausbildung in Mystik. Hmm Mystik…Mystik ist…also wenn man die Schule der Mystik grundlegend verstehen will, muss man die Zauberei an sich verstehen. Zauber wie Leben-Erkennen und Telekinese haben zwar nicht viel mit dem Verständnis der für die Zauberei zu tun, aber wenn man ein Meister in dieser Schule werden will muss man es begreifen. Tahrenn fiel es sehr viel leichter als mir. Nach der relativ einfachen Schule der Zerstörung war Mystik umso komplizierter. Ich konnte selbst heute von den schwächsten Zaubern nicht die maximale Wirkung erzielen, aber das krieg ich wenigstens heute halbwegs hin. Aber Zauber wie Magie Absorbieren bzw. Reflektieren und Teleportation sind immer noch schwer zu wirken.“ „Du kannst dich teleportieren?“, unterbrach ihn Jeren erstaunt. „Nun ja…die richtige Teleportation haben nur mächtige Meister drauf, das was die normalen Mystikmagier wirken sind „Markieren“ und „Rückkehr“.“ „Nie davon gehört.“ „ „Markieren“ bewirkt, dass man den Punkt, wo man sich grade befindet mit einer Art magischer Handschrift markiert. Erst nachdem man das getan hat, kann man den Zauber „Rückkehr“ wirken. Dieser Zauber teleportiert einen dann, egal wo man sich grade befindet, zu dem markiertem Punkt zurück. Man kann aber nur zu dem Punkt zurückkehren, den man selber markiert hat, denn wie gesagt „Markieren“ erfolgt mit einer Art magischer Handschrift und jeder hat eine andere. Vielleicht können Meister zu von anderen Magiern markierten Punkten zurückkehren, aber das ist wirklich schwer und kompliziert und ich weiß nicht ob es überhaupt möglich ist.“ „Hast du einen Punkt, den du markiert hast?“ „Nein Jeren“, sagte Ser-Kueij traurig, „Ich hab keinen Ort an den ich zurückkehren kann.“
Um sich abzulenken sprach er schnell weiter: „Auf jeden Fall hat mich das Erlernen dieser Schule drei ein halb Jahre gekostet. Wie gesagt die starken Zauber fielen mir im Gegensatz zu Tahreen schwer, aber ich hatte es soweit drauf. Vielleicht hätte ich es auch drauf gehabt, aber wir haben uns sehr viel mit dem besagten Verständnis für Magie beschäftigt. Der Argonier sagte, es sei sehr wichtig um ein guter Magier zu sein, egal in welcher Schule, denn wenn man es versteht, begreift man, was man tatsächlich tut wenn man Zauber wirkt und dann kann man sie…verändern.“ Jeren sah ihn fragend an. „Wie erklärt man das…hmm…guck einfach hin.“
Dann hob Ser-Kueij die Hand und schien einen Zauber zu wirken, keinen mächtig, nur etwas in Richtung Schwacher-Feuerball-Zauber. Und dann brannte seine Haut plötzlich. Jeren schrie erschrocken auf, denn es geschah so plötzlich und Jeren hatte etwas ganz anders erwartet. Er blickte von der Hand zu Ser-Kueij, aber der betrachtete nur seine Hand und drehte sie vor seinem Gesicht. Dann blickte er zu Jeren und sagte mit einem Grinsen: „Ich hätte es auch mit Eis machen können, aber dann wäre es nicht so spektakulär gewesen und du hättest dich nicht erschrocken.“ Jeren bemerkte das die Hand nicht verbrannte, sondern einfach nur…brannte. „Was ist das für ein Zauber?“ „Es gibt keinen solchen Zauber.“ „Aber du hast ihn doch gewirkt, also muss es ihn doch geben.“ „Ah. Und genau das ist der Punkt.“ Der Argonier ließ die Flammen erlöschen, stattdessen wurde seine Hand von Frost bedeckt und kalter Nebel umhüllte sie. Auch diesmal kehrte sie in den Normalzustand zurück und dann durchzuckten feine Blitze seine Hand. Schließlich umgab ein roter Schimmer seine Hand. Zum Schluss schloss er die Hand zur Faust und die Hand blieb so wie sie sein sollte. „Diese nun…Auren sind nichts weiter als gewöhnliche Feuer-, Eis-, Blitz- und Leben-Schaden-Zauber, die ich manipuliert habe. Es sind ist eine Art Verzauberung, nur das sie nicht für immer ist, sondern so lange andauert wie ich will, und ich sie jedes Mal verändern kann, was mich aber natürlich auch Magica kostet. Jedes Mal wenn ich jemanden mit meiner Hand treffe, wird zusätzlich noch der Zauber, mit dem die Hand verzaubert ist, auf mein Ziel gewirkt. Das Wirken an sich kostet mich nicht mehr als ein normaler Zauber, nur wenn ich den Effekt anhalten will, verbrauche ich langsam und stetig Magica. Ich kann ihn so einstellen, dass er lange hält, aber dafür nicht so viel Schaden macht oder andersherum, er hält nur eine Berührung lang, dafür ist er aber sehr stark. Es hat den Vorteil, dass ich den Gegner nicht verfehle und anstelle von Berührungszaubern zu wirken auf meine Gegner einschlagen kann. Natürlich kann ich den Zauber auch auf Waffen wirken. Falls ich ihn nicht mehr brauche, kann ich ihn von meiner Hand lösen und auf meinen Gegner schleudern, wie einen normalen Zauber auch.“ „Und wie weit geht dieses verändern?“, fragte Jeren. Er war ehrlich gesagt, beeindruckt, hatte er sowas noch nie bei Bretonen, die nach Altmern die beste Magierrasse sind, gesehen. „Hmm schwer zu sagen. Es geht zu mindestens nicht ins komplette Gegenteil, heißt man kann mit Zerstörung nicht anfangen Heilzauber zu wirken. Ich kann es auch schwer einschätzen, denn ich beherrsche nur die Zerstörung und Mystik, wobei Zerstörung wie man es auch verändert, mehr oder weniger auf Schaden hinausläuft und Mystik auch so schon komplizier genug ist, als dass ich da noch groß was verändern kann. Aber ich kann so langsam Schilde mit Zerstöungszaubern wirken. Zum Beispiel kann man einen Feuerball in einen Feuerschild verwandeln, der einen dann vor Feuer schützt und zudem noch Gegner in dessen Reichweite Feuerschaden zufügt. Das klappt sogar mit Leben-Schaden-Zaubern, denn dann erhält man einen Schild, der einen vor physischen Angriffen schützt und der Lebensenergie der nahestehenden Feinde schadet. Natürlich wird dieser Schild nie so stark sein wie ein Schild, der von der Schule der Veränderung stammt und der Schaden, der mit dem Schild zugefügt wird ist auch eher schlecht als recht, aber es dient einfach der Vielfältigkeit. Natürlich hat man einen Vorteil, wenn man sich mit einer sehr aggressiven Schule auch noch schützen muss, so muss kann man bei dieser Schule bleiben und muss nicht noch zusätzlich Veränderung lernen, aber man wäre ja übermächtig wenn man damit die gleiche Wirkung wie mit Veränderungs-Schilden erreichen würde.“ Jeren nickte. „Erzählst du weiter? Tut mir leid wenn ich zu direkt bin.“„Schon gut. Ich habe dir heute beigebracht nicht zu lange um die Vergangenheit zu trauern. Das Gleiche gilt auch für mich.“ Er atmete tief durch, nahm einen Schluck Bier, verzog das Gesicht, weil es bereits warm geworden ist und machte sich daran weiter zu erzählen.
„Es ging so weiter, bis wir dann einundzwanzig wurden. Dann endlich kam der Tag. Der Tag an dem der König nach uns rief. Tahreen und ich wussten, dass unsere Zeit, die Zeit der Flucht, bald kommen würde und wir waren angespannt und voller Ehrfurcht. Skereas haben wir in der Zeit kaum beachtet, aber es machte auch nichts, denn er scherte sich nicht um uns. Wir trainierten und er machte die Aufträge. Dem mysteriösem Argonier wagte niemand zu wiedersprechen und so befahl uns, zu unserem persönlichem Glück, auch niemand öfter mal Aufträge zu machen, anstelle nur zu trainieren. Auf dem Weg dahin passierte nichts Besonderes. Er stellte sich heraus, dass der König nur Schattenschuppen meiner Generation zurückrief, uns drei und noch die anderen drei, die sich der Morag Tong angeschlossen haben. Es erfolgte ein kurzes Wiedersehen, eine Bemusterung, die Auflistung der besten und schwierigsten Attentate, die man natürlich besser, als auch nur irgend möglich war, durchgeführt hatte und noch weitere Prahlereien. Wir wollten nicht auffallen und machten mit. Skereas dagegen war zu arrogant sich mit uns „einfachen Mördern“ abzugeben, denn jedes Attentat, das er durchführte, war gleich ein Kunstwerk. Er glaubte sich besser zu sein als wir alle und leider mussten Tahreen und ich feststellen, dass er recht hat. Es war nicht hinderlich für unseren Plan, Skereas nicht im Auge zu behalten, dass Problem war, dass wir nicht bemerkt hatten, wie mächtig er geworden war und ihn später unterschätzen. Die Wut auf uns, weil wir ihn immer ausgeschlossen hatten, ließ ihn schnell lernen und sehr stark werden und wir wussten nicht von wem er es gelernt hatte, aber auch er beherrschte die Schule der Zerstörung, Mystik und sogar noch der Illusion. Dennoch stuften wir ihn vorerst als ungefährlich ein. Ein Fehler wie sich später herausstellte. Auf jeden Fall kamen wir beim Königshaus an, bekamen aber erst mal einen Tag frei, um unsere Familien wiederzusehen. Ich habe mich schon sehr drauf gefreut…aber ich wusste, dass ich ihnen von meinem Plan erzählen musste, denn es konnte sie ebenfalls in Schwierigkeiten bringen. Ich habe ja schon gesagt, dass Schattenschuppen bei Verrätern hart durchgreifen und ich habe ihnen auch zugetraut meine Familie zu töten. Es war ein schönes Wiedersehen. Wir haben uns viel erzählt, nun ja, eigentlich haben meine Eltern viel erzählt, sie haben mich nicht auf die Bruderschaft und mein voran kommen dort angesprochen, denn sie wussten ja nicht wie ich darüber denke und wenn ich ihnen erzählen würde ich hätte dort großen Spaß und dass es ein schönes Gefühl ist Menschen umzubringen, hätte es ihnen das Herz zerrissen. Aber ich liebte meine Eltern sehr und wollte sie nicht in Gefahr bringen, deshalb erzählte ich ihnen von Tahreen’s und meinem Plan. Meine Mutter lachte und weinte gleichzeitig und mein Vater klopfte mir mit einem stolzen Blick auf die Schulter. Ich war unfassbar erleichtert. Wenn sie traditionell gewesen wären und mir gesagt hätten, dass sie sich für mich schämten und nichts mehr mit mir zu tun haben wollten, wäre es für mich schlimmer gewesen, als alles was die Schattenschuppen mit mir hätten anstellen können. Wir redeten noch weiter und es gab ein schönes Abendessen. Dann verabschiedete ich mich, aber nicht ohne ihnen das Versprechen abzunehmen, dass sie die Stadt am nächsten Tag verlassen würden. Seit dem habe ich sie nicht gesehen und ich weiß auch nicht was aus ihnen geworden.“ Ser-Kueij machte einen traurigen und fertigen Eindruck. „Du hast sie sehr geliebt oder?“ „Oh ja.“ Sie schwiegen. Jeren hatte seine Eltern auch verloren und wusste was das für ein Gefühl war. Doch nicht zu wissen, was mit seinen Eltern geschehen ist, ist noch schlimmer.
„Wir hatten Glück, es bot sich noch im selben Jahr eine Gelegenheit zur Flucht, die wir auch nutzten“, fuhr der Argonier mit sichtlicher Mühe fort. „Der König war grausam, anders konnte ich es nicht sagen. Er ließ arme Bauern von uns umbringen, weil sie ihre Steuern nicht zahlten, ließ uns einfachen Händler hinterher spionieren um zu erfahren, ob sie ihn nicht betrogen hatten, ließ Gruppen umbringen, von denen es keinerlei Anzeichen gab, dass sie Rebellen waren, von denen er aber glaubte, dass sie Rebellen waren.“ Er seufzte. „Glaub mir , in Schwarzmarsch möchte bestimmt keiner freiwillig leben. Kommen wir zur Flucht. Unser Glück war, dass keiner etwas ahnte. Wir bekamen den Auftrag eine Gruppe zu zerschlagen, die der König für Rebellen hielt. Natürlich waren es Rebellen, aber sie gaben es nicht bekannt und sie taten auch nichts Verdächtiges und deshalb schickte der König uns, damit es im Nachhinein nicht hieß, er ließ Unschuldige töten. Obwohl es natürlich schon längst bekannt war, dass er das tat. Aber wir sollten die Sache schnell und ohne Spuren erledigen. Die Rebellen haben sich in einem Waldgebiet auf einer großen Lichtung nördlich von Sturmfeste in der Nähe zur Grenze zu Morrowind versammelt. Tahrren und ich wollten sie nicht umbringen, es war eine Art letztes Vermächtnis. Und so traten wir zu sechst in einer Reihe an das Lager heran. Wir brauchten keinen Angriffsplan und wir mussten uns auch nicht anschleichen. Es hätten zwei von uns gereicht um sie auszuschalten. Die Rebellenführer wussten wer wir waren, traten aus unseren Zelten, stellten sich uns entgegen…und beobachteten wie wir uns gegenseitig auseinander nahmen. Tahreen und ich haben beschlossen unsere Mitstreiter auszuschalten, zum einen um das Unheil unserer Generation zu beenden, zum anderen natürlich damit sie uns nicht aufhielten. Während die anderen weiter voranschritten, legten wir das Tempo uns stellten uns hinter sie. Tahreen kümmerte sich um zwei aus der Morag Tong und ich kümmerte mich um den Übrigen und Skereas. Zu mindestens war das der Plan. Tahreen nahm seinen Dolch, stieß ihn einem mitten in den Hinterkopf und packte den Kopf des anderen, drehte ihn ruckartig und brach ihm das Genick. Ich legte von hinten eine Hand auf das Gesicht des einen und wirkte einen Feuerzauber. Er war direkt tot. Skereas wollte ich von hinten mein Kurzschwert ins Herz stechen, doch er bemerkte mich zu früh, zog sein eigenes Kurzschwert und wehrte meinen Angriff ab. Jedoch fand er sich alleine gegen Tahreen und mich. Die Rebellen waren vor Ungläubigkeit erstarrt. So etwas hat es in der Geschichte kaum gegeben und erst recht nicht in einem solchen Ausmaß. Wir wussten, dass er mächtig war, aber wir haben seine Illusionskünste ganz vergessen und so waren wir erst mal geschockt, als Skereas mit einer überraschenden Drehung in Richtung Tahreen einen „Demoralisieren“-Zauber wirkte. Er war nicht dumm. Er wusste, dass ein Lähm –Zauber, der lange hielt, ihn zu viel Magica gekostet hätte, und Demoralisieren erreicht praktisch den gleichen Effekt, jedoch verbraucht er viel weniger Magica und so war Tahreen nichts weiter als ein Häufchen Elend, dass sich hinter einem nahelegenden Baum vor dem Kampf zurückzog. In Zerstörung war ich Skereas und Mystik war ich Skereas jedoch überlegen und meine Kampfkünste waren seinen mindestens ebenbürtig. Es folgte ein langes Duell, das größtenteils mit Magie ausgefochten wurde. Ich versuchte ihn mit Telekinese zu entwaffnen, doch er absorbierte den Zauber. Er warf einen Blitz auf mich, aber ich wand meinen eigenen Blitzzauber in einen Blitzschild um. Was mich ihm in der Magie überlegen machte, war, der Argonier, der mir sehr viel mehr beigebracht hatte, als bloßes Zaubern. Ich konnte meine Zauber auf vielfältige Weise verändern, im Gegensatz zu Skereas, der das Glück eines solchen Lehrers nicht hatte. Es ging so weiter. Er wirkte einen Licht-Zauber auf mich um mich zu blenden, aber ich wirkte Leben- und Magie-Entdecken-Zauber und konnte ihn und seine magische Angriffe immer noch sehen. Er wirkte einen Lärm-Zauber um mich zu verwirren, ich bannte die Magie. Kennst du solche Zauber?“ „Ja, Hochfels ist immerhin ein Magie durchwandertes Land. Ich weiß, dass es hier in Cyrodill meistens nur die klassischen Zauber gibt und dass eher Morrowind, Schwarzmarsch, die Summerset Inseln und Hochfels mit solchen Zaubern ausgestattet sind, sie sind immerhin auch die Länder, die würdige Magier hervorbringen. Ich selbst beherrsche von den „ungewöhnlichen“ Zaubern aber nur „Flossen“, „Sprung“, „Langsamer Fall“ und „Abschließen“. Zumindest glaube ich, dass ich sie beherrsche, ich habe sie seit einer Ewigkeit nicht mehr eingesetzt. Wobei ich mir „Abschließen“ in so manchen Situationen ziemlich amüsant vorstellen kann“, sagte Jeren mit einem breiten Grinsen. Er wusste, dass die Geschichte den Argonier mitnahm und er wollte ihm ein wenig von ihrem ernst nehmen und Ser-Kueij auflockern. Der schien sichtlich froh darüber.
„Gut, dann muss ich das ja schon mal nicht erklären. Auf jeden Fall lieferten wir uns noch eine ganze Weile einen Magie-Kampf, aber ich wusste, dass ich dauerhaft keine Chance gegen seine zusätzlichen Illusionsfertigkeiten hatte, also überlegte ich mir wie ich ihn in den Nahkampf zwingen könnte. Schließlich markierte ich unauffällig eine Stelle ungefähr in der Mitte des Kampffeldes und lockte ihn dann mit Angriffszaubern, die ich so wirkte, dass er ihnen ausweichen musste, zu dem markiertem Punkt und als er dann einen Blitzzauber auf mich geschleudert hat, kehrte ich zu dem Punkt zurück. Skereas war völlig überrascht, so konnte ich ihm einen schnellen Stoß mit dem Kurzschwert verpassen. Leider konnte ich ihn nicht tödlich verwunden, aber ich habe ihn stark geschwächt und würde ihn früher oder später besiegen. Zumal Tahreen wieder normal wurde und sich diesmal nicht von einem Zauber treffen lassen. Skereas blieb nichts als die Flucht. Wir verfolgten ihn nicht, denn uns blieb nicht viel Zeit. Wir baten die Rebellenführer uns zu helfen und uns einige Informationen über Morrowind zu geben. Wir entschlossen uns nach Morrowind zu flüchten, denn dort war das Gebiet der Morag Tong. Sie hassten die Bruderschaft wie die Pest. Sie hießen es mehr als nur willkommen, dass wir die Bruderschaft verraten haben und würden uns in Ruhe lassen. Wenn jedoch ein richtiger Angehöriger der Bruderschaft auch nur einen Fuß auf Morrowind setzten würde, um uns zu verfolgen, würden Morag Tong Agenten aus jedem Winkel des Landes kommen, nur um die erstens zu sein, die ihre Klinge in ihn stoßen konnten. Wir gaben den Rebellenführen einige Informationen über das Königshaus und einige geheime Eingänge und sie stellten uns dafür zwei Dunmer, die aus Morrowind kamen, um die Rebellen zu unterstützen zur Verfügung, die uns nach Morrowind bringen sollten. Was aus den Rebellen wurde weiß ich nicht, aber die Dunmer hielten ihr Wort und brachten uns durch Dörfer und die Deshaan-Ebene nach Narsis, eine Handelsstadt. Dort verließen sie uns. Auf dem Weg dahin waren wir uns aber ziemlich sicher einige dunkle Gestaltet gesehen zu haben. Die Taktik die Bruderschaft mit der Morag Tong abzuschrecken ist nicht ganz aufgegangen. Wir stiegen auf ein Güterschiff, das auf dem Fluss Thir Richtung Vivec fuhr.
Wir haben niemanden Auffälliges auf dem Schiff gesehen, so hofften wir, die Bruderschafte erst mal abgehängt zu haben. Aber wir wussten auch, dass das nicht lange so bleiben würde. So entschieden wir uns für einen riskanten Plan: Wir gaben uns als Sklaven auf einer der Plantagen auf den Ascadia-Inseln feil, denn das würde die Bruderschaft bestimmt nicht erwarten und eher in Sheogorad suchen, als auf den Plantagen. Wir entschieden uns nicht für die Dren-Plantage, denn sie ist zu groß und dort würde die Bruderschaft zuerst suchen, wenn sie bemerkten, was wir vorhatten. Anstelle davon entschieden wir uns für die Arvel-Planage, die kleiner und nicht so bedeutend war. Wir versteckten vorher natürlich unsere Ausrüstung, die wir in Narsis übrigens überarbeitet und jegliche Symbole oder Polster, die verrieten, dass wir von der Bruderschaft kommen, entfernt haben. Die Rüstung die ich heute trug war das Ergebnis. Jedenfalls war das Problem bei dieser Sache, dass wir die Wirkung der Sklavenfesseln unterschätzten. Sie nimmt dir nicht nur dein Magica, sondern macht auch das Wirken von Zaubern fasst unmöglich. Falls wir also fliehen wollten, mussten wir auf Krallen und Schwanz zurückgreifen, was nicht unbedingt ein Problem war, jedoch konnten wir sterben wie jeder andere auch und die Wachen waren nicht dumm, sie hatten schon öfter Sklavenaufstände erlebt und davon gehört. Sie passten gut auf und hatten ihre Waffen immer Griffbereit. Ein Jahr verging seit der Flucht aus Schwarzmarsch und langsam hatten wir das Gefühl, dass unsere Tarnung nicht mehr lange halten würde. Wir sprachen uns mit den anderen Sklaven ab und überredeten sie zu einem Aufstand. Das erwies sich als ziemlich schwierig, denn es gab nicht allzu viele Sklaven, kaum mehr als Wachen. Außerdem haben wir keinen Weg gefunden an Waffen heran zu kommen, also musste unser erster Angriff auf die Wachen sitzen, sonst würden wir nicht weit kommen. Es gab leider auch einen Schützen auf dem Dach, der das Ganze noch erschwerte.
Und dann ging es los…elf Sklaven gegen sechs Wachen…vielleicht hätte es funktioniert, jedoch flohen einige Sklaven bei der erst besten Gelegenheit, ohne auch nur ihre Fesseln gelöst zu haben…Tahreen und ich konnten gleich zwei Wachen auf einmal überwältigen. Leider kam aber auch noch der Inhaber der Plantage aus dem Verwaltungsgebäude und unterstützte die Wachen mit Magie. Viele der Sklaven, die direkt flüchteten, fielen unter den Pfeilen des Schützen auf dem Dach. Wir teilten uns auf, Tahreen sollte versuchen den Magier den Schlüssel abzunehmen und ich kletterte aufs Dach um mich um den Schützen zu kümmern. Der erwartete nicht, dass sich jemand von hinten auf das Gebäude hinaufstieg, so war es nicht schwer ihn auszuschalten. Auf dem Dach konnte ich dann die ganze Situation überblicken…die meisten waren Tod, die Wachen waren zu gut ausgerüstet…es haben vielleicht zwei geschafft zu fliehen. Als ich dann wieder zurückstieg…“ Ser-Kueij atmete tief durch und schloss die Augen. „Der Magier…er hat Tahreen getötet nicht wahr?“ „Ja Tahreen war tot…der Magier jedoch auch…“ „Aber wer hat ihn dann…“ „Skereas“, sagte Ser-Kueij noch bevor Jeren aussprach. Tränen liefen ihm über die Wangen. „Es war Skereas, Jeren. Tahreen hat den Magier besiegt und sogar schon die Fesseln gelöst, doch dann war Skereas scheinbar wie aus dem nichts aufgetaucht und…hatte ihm seine Klinge ins Herz gestoßen.“ „Es war hart nicht wahr?“ „Hart? Jeren, seit wir sechs waren haben wir kaum einen Schritt von einander getan. Wir haben alles miteinander durchgestanden. Falls wir an etwas dachten, überlegten wir, wie wir es zusammen machen. Fast siebzehn Jahre waren wir Freunde, besser gesagt, wir waren Brüder und dann war er Tod! Das ist mehr als nur hart! Es wäre leichter zu verkraften wenn ihn irgendjemand getötet hätte, aber es war Skereas! Unser…Erzfeind, wenn du so willst. Den, den wir wegen seiner Art abgrundtief hassten, der der uns schon in Schwarzmarsch Probleme gemacht hat, den…den ich hätte töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte…aber ich habe es nicht getan und das rächte sich. Anstelle von Skereas war nun Tahreen tot…“ Es schloss wieder die Augen und machte keine Bewegung mehr. Man konnte ihm das Leid im Gesicht stehen sehen. Jeren hatte nie einen solchen Freund. Er wusste nicht ob ein solcher Verlust schlimmer war, als der der eigenen Familie. So ließ er Ser-Kueij seinen Moment der Trauer und sie beide schwiegen. „Und Skereas lächelte nur…dieses arrogante Dreckstück unternahm nichts. Er machte keine Anstalten mich anzugreifen, er lächelte nur…und wartete bis ich an meinem Leid zerbreche. Doch diesen Moment wollte ich ihm nicht gönnen. Ich schnellte nach vorne, was ihn ziemlich überraschte, denn er hoffte, dass ich nur noch ein Häufchen Elend sein würde, packte die Schlüssel, die Tahreen immer noch in den Händen hielt, öffnete die Fesseln und rannte los. Skereas wollte mir noch einen Zauber nachschleudern und mich verfolgen, doch ich machte mich mit meiner Schattenfähigkeit unsichtbar und er konnte mich sogar mit einem Leben-Entdecken-Zauber nicht mehr sehen. So holte ich meine Ausrüstung und floh tiefer ins Land. Dabei blickte ich nicht einmal zurück…“ Er atmete tief durch und entspannte dich, denn anscheinend war der schlimme Teil nun vorbei.
„Seitdem geschah nicht viel. Ich blieb noch anderthalb Jahre auf Vvardenfell an der Westküste in Balmora und verließ Morrowind schließlich nach Westen durch Cyrodill. Dies war natürlich Riskant, denn ich lief mitten in das Gebiet der Bruderschaft, aber entweder sie haben nicht erwartet, dass ich das tue, oder sie haben das Interesse an mir verloren, aber auf jeden Fall gab es keine Zwischenfäll mehr, sogar nicht, als ich in Chendynhal eintraf, dort wo der größte Sitz der Bruderschaft ist. Vielleicht ist es wirklich so, dass sie mich nicht so nah vermuteten, denn ich war praktisch nicht in der Höhle des Löwen, sondern eher zur Hälfte in seinem Maul. Aber ich wollte mein Glück nicht herausfordern und zog weiter nach Westen und nun…bin ich hier, sechsundzwanzig Jahre alt und lebe.“ Den letzten Satz versuchte Ser-Kueij mit einem Lächeln zu untermalen, jedoch scheiterte er kläglich an seiner traurigen Miene. „Das war es also…deine Geschichte“, kommentierte Jeren, „Das mit dem Sklaven hat ja tatsächlich gestimmt.“ Der Argonier rang dich erneut ein Lächeln ab. Dann schwiegen beide. Jeren wollte keine Fragen mehr stellen oder etwas kommentieren, denn Ser-Kueij sah auch so schon fertig aus und man sah ihm an, dass er erst mal Zeit brauchte, bis er sich von seiner Geschichte erholte. „Danke, dass du das getan hast. Ich weiß es fällt dir sehr schwer und ich weiß es sehr zu schätzen.“ Der Argonier atmete tief durch und sagte: „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich jetzt gerne gehen, das war ein ziemlich harter Tag.“ Jeren nickte nur mit einem Lächeln. „Sehe ich dich morgen?“, fragte er noch. „Ich hole dich hier am Nachmittag ab.“ „Gut. Dann Gute Nacht.“ „Nacht“, verabschiedete sich der Argonier und machte leise die Tür hinter sich zu. Er hat recht, dachte Jeren. Das war ein harter Tag. Zeit zum Schlafen.
Und er legte sich ins Bett und schlief sofort ein.
Geändert von Dark Brother 94 (20.08.2010 um 18:44 Uhr)
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