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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Arranges blickte in die ihm gewisene Richtung und sah sein Pferd. Ihrer beider Blicke trafen sich, als das Tier den Kopf hob. Arranges dachte nichts, er sah nur den Rotfuchs an und ein wohliges Glücksgefühl stieg in ihm auf. Ein leichtes Lächeln trat auf sein Gesicht. 'Ihr besitzt dieses Pferd schon sehr lange?' Fragte die Frau neben ihm. Er wandte ihr den Kopf zu und schaute sie müde an. 'Ja, es war das Erste was ich tat, als ich von zu Hause fortging. Ich ging in den Stall und sah diesen Rotfuchs. Er war damals noch sehr jung, eben wie ich... unerfahren und nichtsahnend. Ich habe mein komplettes Geld zusammengekratzt, musste aber doch noch mit dem Stallmeister handeln. Etwas mehr als 400 Draken war das Tier dem Burschen wert. Ich hätte das Doppelte bezahlt, hätte ich es besessen! Heute allerdings...' Arranges hörte einfach auf zu reden und blickte wieder zu seinem Reittier.
    'Ja, was wäre heute?'
    Arranges winkte ab und sagte knapp: 'Heute würde ich ihn für keinen Preis der Welt hergeben...'
    Die Kaiserliche verstand und erhob sich wieder, um nochmals nach dem Feuer zu sehen. Arranges setzte sich ebenfalls auf, ließ sich aber direkt wieder mit einem gequälten Stöhnen zurücksinken. Verdammt ich muss diese Schmerzen und die Verletzung loswerden... man erwartet mich sicher schon in Skingrad... 'Ihr könnt nicht aufstehen, eure Verletzungen sind noch zu frisch.' Sagte die Kaiserliche.
    'Wenn ihr bitte so freundlich wärd, mir mein Gepäck zu bringen?'
    'Wozu? Ihr könnt sowieso noch nicht reisen.'
    'Tut es einfach.'
    Schulterzuckend stand sie auf und ging in das kleine Lagerzelt. Wenig später kam sie wieder. Sie hatte die Satteltaschen und die schier unendlich vielen Säckchen und Täschchen, welche Arranges für gewöhnlich an seinem Gürtel hängen hatte, auf den Armen. Vorsichtig legte sie alles neben ihm nieder. Sie stellte sich neben ihn und stemmte die Fäuste in die Hüften. Mit forschendem Blick schaute sie auf die Dinge und den Kaiserlichen vor ihr. Arranges störte sich nicht an der neugierigen und mutterhaften Art der Frau. Stattdessen begann er, in den Dingen zu wühlen, bis er eine kleine lederne Tasche herauszog, von der ein leises Klirren ausging. Er öffnete die bronzenen Knöpfe und schaute suchend in das Behältnis. Einen Moment später langte er mit der Hand hinein und förderte ein kleines Fläschchen zu Tage. Eine rötlich braune Flüssigkeit schimmerte darin, als er sie hochielt und im Sonnenlicht drehte. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er auf die Viole. Er nahm sie wieder runter und platzierte sie auffällig vorsichtig neben sich im Gras. Dann streifte er die Decke bis zur Lende von seinem Oberkörper und schaute an sich herab. Ein dicker Verband lief unterhalb des Brustbeins um seinen Oberkörper. 'Wenn ihr bitte so feundlich wäred, mir die Binden abzunehmen.'
    Ein Anflug von Wiederspruch war in ihrem Gesicht deutlich zu erkennen, doch ohne etwas zu sagen kniete sie neben den Magier nieder und begann mit spitzen Fingern behutsam den Verband zu lösen. Es waren einige Lagen und mit jeder weiteren, die die Frau abwickelte, wurde der weißgraue Stoff roter. Schlussendlich kam eine verkrustete Wunde zum Vorschein. Es war kein einfacher Schnitt. Es sah eher so aus, als hätte ihm jemand ein rostiges gezacktes Breitschwert über die linke Seite gezogen. Die Ränder und Hautlappen, welche in der Verkrustung klebten, waren löchrig und stark ausgefranst. Die Wunde war längst trocken und schon im Begriff zu heilen. 'Habt ihr Wasser?' Fragte Arranges.
    'Ja, wir haben zwei große Feldflaschen, wartet ich hole sie kurz.' Einen Moment später kam sie zurück und trug eine irdene, rundliche Flasche vor sich, die mit dicken Lederriemen vor Stößen geschütz war. Der Kaiserliche nahm sie mit einem dankenden Blick entgegen und goß langsam, beinahe tröpfelnd das kühle Nass über die rote Kruste. Allmählich löste sie sich. Als sie ganz entfernt war, sah man recht genau, wie die Klinge durch die Haut geschnitten hatte. Wie Arranges erwartet hatte, wurde die Schneide nicht nur einaml zugestoßen. Es sah eher so aus, als hätte die Spitze des Schwerts noch in seinem Fleisch gewühlt und sich gedreht. Arranges gab die Feldflasche zurück und griff nach der kleinen Viole, die er aus seinem Gepäck geholt hatte, öffnete sie und treufelte sie auf die Wunde. Es brannte für einen kurzen Moment, aber dann wich der gesamte Schmerz einem dumpfen, drückenden Gefühl. Als würde jemand einen Peltz auf der Stelle reiben, wo er die Flüssigkeit aufgebracht hatte. Sorgsam verschloss er die Flasche und tat sie zurück in sein Gepäck. Dann stemmte er sich mit den Händen in eine sitzende Position. Der Schmerz war wie weggeblasen. Arrange sverspürte gar nichts. 'Nun gute Frau, ich werde euch in Kürze verlassen.' Ungläubig starrte sie Arranges an, der indessen ganz aufgestanden war und sie nun ebenfallas anschaute. 'Seid ihr sicher, dass ihr schon reiten könnt?'
    'Aber ja doch, dieses Elixier ist teuer und eher schwer zu erwerben. Der Preis ist allerdings gerechtfertigt, es nimmt den kompletten Schmerz einer jeden Verletzung und stoppt die eventuell starke Blutung. Nur heilen kann der Trank nicht. Die Wirkung ist auch begrenzt und die Strecke von hier nach Skingrad ist noch recht weit, wenn mich meine Orientierung nicht teuscht, sind wir zwar mitten im Niergendwo, aber dennoch nicht weit nördlich von der Goldstraße entfernt...'
    'So in etwa... ich kann euch offensichtlich nicht halten, aber seid versichert, dass euch der Dank mir und meines Mannes ist!'
    'Nichts zu danken, ich helfe praktisch immer wenn ich kann.' Dann begann er wortlos damit, seine Kleider anzuziehen und seine Rüstung anzulegen.
    'Woher hat ein einfacher Mann wie ihr scheint, ein solch wertvolles Rüstungsstück?' Fragte die Frau, wie sie ihn beobachtete. 'Ein Erbstück meines Vaters.' Sagte Arranges tonlos. Als letztes legte er sich den Umhang um, der alles, was der Kaiserliche am Leib trug, optimal verdeckte. Arranges deutete eine Verbeugung an. 'Ich danke euch für das Lager und für eure Wundversorgung, aber trotz eurer Gastfreundschaft, muss ich euch nun verlassen. Ich wünsche für den weiteren Weg alles Gute!' Wortlos schaute sie dem Kaiserlichen nach als er mit dem Sattel zu seinem Pferd lief, welches ihm schon mit freudig aufgestellten Ohren entgegentrottete. Der Kaiserliech legte den Sattel auf, machte die Satteltaschen daran fest, legte die Trense an und stieg auf. Er schaute nochmal zum Lager und zu der Kaiserlichen. Mit einem letzten Wink gab er seinem Pferd die Sporen und preschte in Richtung Goldstraße davon.

    Der Kaiserliche war knapp zwei Tage unterwegs, er ritt auch in der Nacht, als er die Burg von Skingrad sah. Eine Landmarke, wie sie markanter kaum sein könnte, ragte das klobige Gemeuer über das Land hinweg. Es war später Nachmittag, die Reise war eher ereignislos gewesen, als er vor den Osttoren der Stadt stand. Der Himmel war wolkenverhangen und das Licht war eher spärlich, obwohl es noch längst nicht Nacht war. Die Wachen vor dem Tor hatten bereits einige Fackeln entzündet. 'Halt, wer da?' Rief ihm einer der Wächter zu und kam ihm entgegen. Arranges brachte sein Pferd zum Stehen und stieg gemächlich ab. Er blieb bei dem Tier stehen und wartete, bis der Wachmann heran war. 'Ach ihr seits, lange haben wir euch nicht mehr gesehen. Der Hauptmann freute sich schon über einen komischen Kautz weniger in der Stadt... naja, da hat er sich dann wohl einmal mehr geteuscht.'
    'Ich bin doch immer wieder für lange Zeit nicht da, da müsste es doch mittlerweile zur Gewohnheit geworden sein.' Sagte Arranges und grinste den Soldaten an. 'Das stimmt und jedes Mal freut sich der Hauptmann aufs Neue, euch möglicherweise das Letzte Mal gesehen zu haben...' Sagte der Wachmann und grinste nun seinerseits. Beide mussten sie lachen. Der Wächter legte Arranges die Hand auf die Schulter. 'Es ist schön euch wieder zu sehen, einer der wenigen vernünftigen Leute, die hier trotz chronischer Abstinenz beinahe wohnen.'
    'Es ist auch schön, wieder Gast in Skingrad zu sein.' Sagte Arranges und erwiderte den Gruß seines Gegenüber. 'Nun, ihr könnt eintreten, ich werde sehen, dass euer Rotfuchs ordentlich versorgt wird.'
    Mit einem dankenden Blick ging Arranges an dem Wachmann vorbei und trat in die Stadt ein. Zielstrebig machte er sich auf den Weg in den südlichen Teil der Stadt zu einer gewissen dunmerischen Alchimistin. Auf dem Weg dorthin bemerkte er schon, wie die Wirkung der letzten Paar Tropfen des Trankes nachließen.

    Der Kaiserliche kam bei dem Haus der Alchimistin an. Noch bevor er um die nächste Ecke bog, hörte er Falanu und eine fremde, männliche Stimme lautstark mieteinander streiten. Irgendwie habe ich so etwas in der Art nicht anders erwartet... jetzt hat sie wenigstens jemand anders an der Backe kleben und ich bin aus dem Schneider. Grinste Arranges innerlich und blieb hinter der Wegbiegung stehen um den etwaigen Sinn oder Grund des Streits herauszhören. 'Ihr seid hier falsch, vielleicht habt ihr euch in der Stadt geirrt, auf jeden Fall kann ich euch nicht weiterhelfen!' Schnautzte Falanu.
    'Nein, ich habe Anweisung bei euch nach ihm zu fragen. Er muss bei euch sein. Lasst mich eintreten, damit ich mich vom Gegenteil überzeugen kann!' Herrschte die Männliche Stimme.
    'Ich trete euch gleich, wenn ihr euch nicht sofort entfernt!' Raunzte Falanu nun sichtlich genervt.
    'Versucht es doch.' Forderte der Mann.
    'Wenn ich es nicht schaffe, ist das egal, die Wachen in Skingrad verstehen bei der Störung des Hausfriedens oder Belästigung keinen Spaß... noch weniger Spaß verstehen sie, bei Verletzung oder Bedrohung von Zivilisten... Und noch weniger Spaß haben diese Soldaten dafür übrig, wenn man sie wegen so etwas aus ihrer Pause, ihrem gemütlichen Rundgang oder gar aus ihrem Bett holt... und eines davon wird zutreffen, egal wann ich nach der Wache rufen lasse!'
    'Ihr könnt mir den Kaiserlichen doch einfach herholen, dann bin ich auch nach ein paar Worten direkt wieder weg...'
    Kaiserlichen? Ich will nicht überheblich sein, aber ich glaube, dass ist jemand, der zu mir will...
    'Hier ist kein Kaiserlicher... ihr scheint nichteinmal seinen Namen zu wissen, also was soll das?'
    'Sein Name ist Arranges... und jetzt holt ihn doch bitte.'
    Die Antwort von Falanu ließ auf sich warten, offensichtlich hatte sie bis jetzt gehofft, dass der Andere nicht von ihrem Arranges sprach.
    'Was wollt ihr von ihm?' Fragte sie nun kleinlaut und eher etwas ängstlich.
    'Ich will mit ihm reden, das sagte ich doch bereits.' Meinte der Mann, nun die Stimme senkend und mit freundlichem Ton.
    'Das glaubt ihr ja wohl selbst nicht, ihr werdet...'
    Arranges trat um die Ecke und erhob seine Stimme: 'Lass gut sein, ich bin hier.'
    Er sah Falanu in ihrer dunkelblauen Robe mit roten und gelben Stickereien, vor ihr stand ein Rothwardon mit strenger aber nicht unfreundlicher Miene. Sein Oberkörper wurde von einer sehr seltsamen Schuppenlederrüstung bedeckt, während seine Beine nur von Stiefeln mit niedrigem Saum und einer hellgrünen Hose bedeckt wurden. Seine Oberarme waren nackt, genau wie seine Hände. An einem Handgelenk trug er einen Silberreif. Auf dem Kopf saß eine Haube, die eher an einen Barbarenhelm erinnerte. Ein runder Helm, mit abgeflachter Spitze. das Nasenbein wurde durch einen an den Rand des Helms angearbeiteten Schutz verdeckt. Links und rechts waren kurze, nach oben verdrehte Hörner angebracht. Der Nacken wurde von einem Lederschurtz geschützt. Auf dem Rücken prankte ein metallenes breitschwert und im Gürtel, nebst einer kleinen Tasche, die über das Gesäß hing, steckte... ja gibts denn sowas?! Aus einer Lederscheide ragte tatsächlich ein Ebenholzdolch, zumindest war die Färbung des Griffs unverwechselbar. 'Ahh, ihr müsst Arranges sein.' Sagte der Rothwardon dem Kaiserlichen zugewandt.
    'So ist es. Arranges Moryn.' Arranges ging auf den Rothwardon zu und deutete vor ihm eine Verbeugung an. 'Aber, wer seid ihr, wenn ich fragen darf?'
    'Natürlich, ich bin Arvundez aus Morrowind.' Sagte der Rothwardon und verbeugte sich seinerseits. 'Ein Freund von euch hat mir Informationen zukommen lassen, dass ihr meine Hilfe benötigt, mir wurde gesagt dass ich euch bei Frau Falanu finden könnte, doch wie es scheint, habe ich sie völlig zu Unrecht behelligt.'
    'Nun, es sei euch verziehen. In der Tat bin ich ein Gast ihres Geschäfts und wechsle mit ihr des Öfteren Ware und Wort.'
    'Oh, nun... es tut mir leid, eure Zeit vergeudet zu haben gute Frau.' Sagte Arvundez zu Falanu gewandt. Sie erwiederte nichts und verfolgte das Gespräch der beiden weiter mit Skepsis und einer Spur von Angst.
    'Ihr wolltet mit mir sprechen?' Lenkte Arranges die Aufmerksamkeit des Rothwardonen wieder auf sich.
    'Genau, es ging um einen Auftrag, der mit euch im Zusammenhang steht...' Bei diesen Worten weiteten sich die Augen der Dunmerin, sie wollte gerade etwas sagen, aber Arranges bemerkte es früh genug und brachte sie mit einem scharfen Blick zum Schweigen. Sie sah in seine harten Augen und sah dann traurig zu Boden. Der Rothwardon hatte die schnelle stumme Verständigung zu Arranges Missfallen mitbekommen und schaute nun den Kaiserlichen direkt mit einem Blick an, der sagen will: Jetzt sag nichts falsches, diese pikante Information wird sonst den Falschen erreichen und dann hast du ein hässliches Problem.
    'Nun, ich würde meinen, dass die Öffenltichkeit nicht gerade der Ort ist, an dem man so etwas bereden könnte. Habt ihr eine Idee, wo man ungestört derlei Dinge bereden könnte?' Sagte der Rothwardon.
    'Falanu, wärd ihr bereit mir und meinem Gesprächspartner für kurz Einlass zu gewähren?' Fragte Arranges.
    'Ich dürfte dem Gespräch nicht beiwohnen?' Meinte die Dunkelelfe missmutig.
    'So leid es mir tut, aber leider muss ich euch das Beisein verwehren.'
    'Also gut, tretet ein.' Sie ging zur Seite und machte den Weg in den Verkaufsraum frei.
    'Ich danke euch vielmals.' Sagte Arvundez und ging an ihr vorbei. Wortlos folgte ihm Arranges. Als alle in dem gut beleuchteten Raum standen, schob die Alchimistin die Tür zu und sagte mit belegter Stimme: 'Fasst nichts an und beeilt euch.' Dann begab sie sich in die oberen Stockwerke.
    'Nun, was wollt ihr?' Fragte Arranges ernst, nachdem er das Schloss am oberen Ende der Treppen klicken hörte.
    'Ich bin ein Dieb und Söldner aus Morrowind, ich wurde angeheuert, euch etwas von großem Wert zurück zu holen. Mir wurde nicht verraten, was ich holen oder vielmehr stehlen muss, mir wurde nur gesagt, dass ihr an dem heutigen Tag hier zu finden sein werdet. Deteils bekäme ich dann von euch gesagt.'
    'Ja genau, ich brauche ein Buch, das ich leider in einer Festungsruine zurücklassen musste, als ich bedroht wurde und flüchtete. Diese Ruine liegt nordwestlich von Chorrol. Ihr reitet sehr geradlienig von der Stadt aus anch nordwesten, wie der Plan liegt, es müsste auch eine halb verfallen Straße in diese Richtung geben. Wenn das Grün weicht, euch morgens der Fels begrüßt und ihr nur noch den Wind als Begleiter habt, dann schaut aus nach einer tiefen Klamm. Vor dieser Klamm kommt ihr an eine Weggabelung, ihr bleibt auf dem Weg in Richtung der Schlucht. Wenn ihr sie durchquert habt, müsstet ihr vor einem Berg stehen, der geradezu aus dem flach ansteigenden Hochland heraussticht. Auf diesem könnt ihr die Ruine sehen. Sucht in ihr nach einem Buch, welches einen ledernen Einband hat. In dieses Leder ist der Titel Kunst der Schleier eingebrannt.'
    'Nun, dies dürfte genügen, ich danke euch und werde von mir hören lassen, wenn ich das Buch habe. Nur noch eine Frage in eigenem Interesse: Mir wurde für diesen Auftrag so viel bezahlt, dass allein die Hälfte, die ich im Vorraus bekam, für den Kauf eines kleinen Gehöfts reichen würde. Jetzt frage ich mich natürlich, was an diesem Folianten so besonderes ist, dass er so viel wert zu sein scheint.'
    'Wenn man es euch nicht gesagt hat, werde ich das auch nicht tun, da diese Information für euch tödlich sein könnte. Aber was ich mir logisch erklären könnte wäre die Sache, dass es in dieser Ruine nicht ganz ungefährlich ist.'
    'Achwas hört mir mit Geistermärchen aus Burgruinen auf, ich stamme aus Morrowind, dort haben wir daedrische Ruinen, von denen eine so gefärhlich ist, wie ganz Cyrodiil zusammen.'
    'Ihr wisst nicht von was ihr redet, ich war in dieser Festung, ich habe gesehen, vor was ihr auf der Hut sein solltet!' Wiedersprach Arranges.
    'Nun, ihr sprecht voller Ernst über eine Gefahr, vor der ich mich fürchten sollte, darf ich erfahren, wovor ich mich bestenfalls verbergen muss?' Fragte der Rothwardon.
    'Ihr wisst doch sicher was Nekromanten sind? Nun, diese Festung ist voll mit diesen Irren. Dabei sind es keine gewöhnliche skelettrufende Magier, es sind wahrhaft Verrückte, die Kreaturen beschwören, wie ihr sie noch nie gesehen habt. Noch dazu sind es hervorragende Nahkämpfer, die euch mit bloßen Händen in der Luft zerfetzen.'
    'Hmm... nun, ihr dürft meiner Erfahrung als Dieb und Krieger vertrauen, wenn ich es nicht schaffe, schafft es keiner!'
    'Das will ich hoffen, ich wünsche euch gutes Gelingen.' Sagte Arranges abschließend.
    'Auch euch weiterhin Glück auf euren Reisen!'
    Damit verließ der Rothwardon das Haus.

    Kaum war der Dieb aus dem Raum, verzog Arranges das Gesicht, seiner Kehle entflo ein Schmerzlaut und er griff sich in die linke Seite. Noch ein wenig länger und ich hätte die Schmerzen nicht mehr ignorieren können... Stöhnend taumelte er zur Theke und stützte sich schwer atmend auf dem Holz ab. Einige Minuten verblieb er so, bis er hinter sich Schritte auf der Treppe hörte. Verdammt nicht jetzt... Kaum hatte er das gedacht, stand Falanu neben ihm, mit schreckensweiten Augen starrte sie ihn an und war im Begriff zu schreiben. 'Es geht mir gut, macht euch keine Sorgen!' Sagte Arranges, der verhindern wollte, dass die Dunmerin die Situation jetzt noch unnötig hochschaukelte. 'Aber ihr habt Schmerzen.' Sagte die Dunmerin mit bebender Stimme.
    'Ja, das ist eine schon ältere Verletzung!'
    'Lasst mal sehen.' Meinte die Dunmerin zweifelsohne sehr besorgt und griff schon mit den Händen nach der seinen, um sie zu lösen und besser sehen zu können, was dem Kaiserlichen da solche Qualen zufügte. 'Nein!' Arranges wich ein wenig zurück und verwehrte ihr so den Zugriff.
    'Lasst mich euch doch helfen.' Bedrückung und Trauer schwangen in den Worten von Falanu.
    'Ihr könnt mir helfen, indem ihr mir etwas gegen die Schmerzen gebt, ich werde mich dann in der Herberge zur Westebene ausruhen, morgen wird es mir dann schon viel besser gehen!' Sagte Arranges freundlich aber bestimmt.
    'Setzt euch erstmal, während ich nach einer Arznei suche.' Arranges ließ sich an der Theke auf den Boden gleiten und starrte mit einer schmerzerfüllten Grimasse vor sich auf den Boden. Falanu ging derweil hinter die Theke und suchte danach, was Arranges verlangte. Kurze Zeit später kniete sie sich neben ihm hin und hielt ihm einen kleinen hölzernen Becher entgegen. 'Trinkt das, es nimmt die Schmerzen und verhindert eine Entzündung.' Dankend nahm Arranges den Becher mit der freien Hand und trank den Inhalt in einem Zug. Es schmeckte nach Wasser, brannte in der Kehle etwas nach, aber sonst merkte Arranges nichts ungewöhnliches an dem Zeug. Es dauerte einige Sekunden, bis die Wirkung einsetzte. Aber anders als bei dem Trank, den er die Tage zuvor auf die Wunde gab, verschwanden hier die Schmerzen einfach, ohne irgendein Nebengefühl oder so etwas, die Schmerzen waren einfach weg, als hätte er nie eine Verletzung gehabt. Doch eins spürte er, er fühlte sich insgesamt irgendwie etwas leichter. Wahrscheinlich eine normale Nebenwirkung eines solch starken Gebräus... naja, jetzt kann ich wenigstens gut schlafen. 'Ich danke euch,' Arranges stand auf und drehte sich zu Falanu, 'Ich wünsche euch eine erholsame Nacht, ich werde mich jetzt auf jeden Fall bald schlafen legen.'
    'Schlaft gut.'
    Es war das Letzte, was Arranges hörte, bevor er loslief, aber schon nach dem ersten Schritt war sein Gleichgewichtssinn weg, er ruderte mit den Armen und stolperte, aber noch bevor er auf dem Boden aufschlug, war er nicht mehr bei sich und wurde von einer Ohnmacht umfangen.

    Der Beschwörer öffnete die Augen und starrte an eine gut gearbeitete Holzdecke Nanu, so gute Zimmermänner kann sich die Westebene sicher nicht leisten, außer ich habe in meiner Abwesenheit etwas verpasst... Er hob den Kopf etwas an um an sich herab zu schauen, aber das was er sah erstaunte und verwirrte ihn am meisten. Was zur Hölle... Diese Fenster kenne ich doch... aber nicht aus der Herberge... Er schaute sich weiter um und stellte unter anderem fest, dass er in einem großen Bett lag, bis auf eine Lendenhose nichts am Leib trug und als er die sehr weiche und edel verzierte Decke hob, musste er zu seinem Missfallen wieder sehen, dass er einen Verband um den gesamten Oberkörper hatte. Ich hab da irgendwie ein blödes Gefühl. Und als sei dieser Gedanke eine Art Eingebung gewesen, drehte er seinen Kopf nach rechts, wo das große Bett weiterging. Verdutzt blickte er auf dunkelblaugraue Haut Oh nein...!? Aber trotz seinem geistigen Wiederstand, folgten seine Augen dem Rückrad der Dunkelelfe, ihre Haut war ohne Makel und so rein und eben wie Seide. Bis zum Becken fuhren seine Augen, welches nur halb von der Decke bedeckt war. Einen Kurzen Moment verweilten seine Augen auf den vollkommenen Rundungen von Falanu, bevor sie nach oben wanderten und ihr zwar zerzaustes, aber makellos schönes hellrotes Haar bewunderten... Eine Welle von Sehnsucht kam in ihm auf. Nein Arranges, das bringt dir nichts, lass es sein! Er konnte den Blick nur schwer abwenden, aber schließlich drehte er seine Kopf in die andere Richtung und verblieb erstmal so. Was hat sie nur getan... und warum? Eigentlich wusste er die Antwirt, wollte sie sich aber nicht eingestehen. Sie hatte ihm ein Betäubungsmittel in den Schmerztrank gemischt, als er bewusstlos war, beförderte sie ihn unter größter Anstrengung in ihr Bett und versorgte die Wunde mit allerlei Elixieren und Tränken... Was sie ihm allerdings verheimlichte, war die Tatsache, dass sie ihn die halbe Nacht lang liebend anschaute und immer wieder zärtlich über sein friedliches Gesicht streichelte. Ein kurzes Rascheln, ein leises Gähnen, nochmals ein Rascheln, dann war das leise Knarren von hölzernen Bodendielen zu hören. Arranges fühlte, wie die Matratze des Bettes einseitig entlastet wurde und sah in dem Fenster ihm gegenüber, das Falanu mit dem Rücken zu ihm stand. Sie zog sich nur ein hellgraues Leinenhemd an und eine dunkelblaue Lendenhose. Das Hemd verdeckte diese beinahe komplett bis zu den Knien. Sie lief um das Bett und wollte gerade die Tür zum Erdgeschoss öffnen, als sie zu ihm schaute und bemerkte, dass er wach war. 'Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich, habt ihr gut geschlafen?' Sie wirkte so glücklich, so zufrieden, er hatte sie nie zuvor so erlebt, sie lächelte ihn an und wartete anscheinend auf eine Antwort. 'Nun, ich habe hervorragend geschlafen, nur kann ich mich leider nicht ganz daran erinnern, dass ich mich zu euch legte.' Meinte Arranges mit klarer Stimme. Ein Schatten der Beleidigung huschte über das Gesicht der Dunkelelfe. Sie ging zu ihm, setzte sich neben ihm auf das Bett und sah ihn ausdruckslos an. Nach einem kurzen Moment begann sie dann zu reden: 'Ihr seid ein Idiot Arranges... ein richtiger Idiot!' Sie nahm mit ihren beiden Händen die seinen und hielt sie fest. 'Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht, ich mischte ein Betäubungsmittel in den Trang gestern. Ich wollte nicht, dass ihr so am Abend auf die Straße geht, ihr hättet vielleicht einen Schwächeanfall bekommen können oder sonst was wäre euch zugestoßen.'
    'Auf den Straßen von Skingrad, auf denen mehr Wachen als Bürger herumlaufen?'
    'Ich hatte einfach Angst um euch!' Wie beiläufig wischte sie sich eine Träne von der Wange. 'Und weil ihr sowieso nie auf mich gehört hättet, wusste ich mir nicht anders zu helfen. ' Fügte sie hinzu. Arranges sagte nichts bis sie wieder aufstand und gerade gehen wollte. 'Wo sind meine Kleider und der Rest meiner Ausrüstung?'
    'Sie liegen dort drüben.' Antwortete sie und wies in die gedachte Richtung.

    Wenig später kam Arranges die Treppe zum Verkaufsraum hinunter. Sie stand immer noch in ihrer eher luftigen Kleidung dort und studierte aufmerksam die Titelseite des Rappenkuriers. Als er zu ihr kam, legte sie das Pergament bei Seite und fragte ihn: 'Du musst schon bald wieder weg, stimmts?'
    'Ja.' Antwortete er knapp und griff nach dem Rappenkurier. Doch bevor er die Zeitung nehmen konnte, langte Falanu schnell nach ihr und hielt sie hinter sich. 'Was soll das?' Aber statt einer Antwort schaute sie ihn nur fragend an. 'Na los, gib mir die Zeitung.' Verlangte Arranges. 'Nein, ich will nicht, dass ihr sie lest!' Sagte Falanu wieder mit einem Anflug von Sorge und Angst.
    'Ich kann mir den Fetzen auch wo anders besorgen, das ändert dann auch nichts.' Sehr zögelich reichte sie ihm das Papier. Eine große Überschrift sprang ihm ins Auge: FREMDARTIGES PORTAL IN DER BUCHT VON NIBEN! Im Artikel darunter war zu lesen, dass sich in der Nacht vor 2 Tagen ein seltsames Portal in der Bucht von Niben aufgetan hatte. Es sei kein Obliviontor, das sei sicher, aber man wisse sonst auch nichts genaueres darüber. Während Arranges den Artikel las, fingen seine Augen vor Interesse an zu leuchten. Der Ausdruck der Dunmerin wich bescheidener Trauer, als er sie anstrahlte. 'Du wirst dir das ansehen wollen?'
    'So ist es, es hört sich interessant an und ich bin es leid ständig nur noch durch Höhlen zu stolpern und irgendwelchen Verrückten das Handwerk zu legen...'
    Sie kam um die Theke gelaufen und schaute ihm fest in die Augen, dann, noch bevor der Kaiserliche zurückweichen konnte, umarmte sie ihn vorsichtig. Als sie ihn losließ, schaute sie ihn flehend an und sagte: 'Bitte pass auf dich auf... sei kein Dummkopf und lauf lieber, bevor wieder soetwas passiert.' Sie deutete auf seinen linken Brustkorb.
    'Ich werde auf mich acht geben!' Versprach Arranges.
    'Ich habe dir einige Tränke in dein Gepäck getan, die dich möglicherweise vor solchen Verletzungen in Zukunft schützen können, benutze sie auch.' Meinte sie nur noch mahnend.
    'Ich danke euch nochmals, aber jetzt muss ich gehen, bis zu unserem nächsten Treffen.' Sagte Arranges feierlich.
    'Ich hoffe bis dahin wird nicht zu viel Zeit vergehen.' Meinte sie sehnsüchtig.

    Arranges verließ die Stadt nach einigen Besorgungen und einer Plauderei mit zwei Wachen, die er schon sehr lange kannte und mit denen er gut befreundet war. Er holte sein Pferd und ritt gegen Mittag in Richtung Kaiserstadt.
    Geändert von weuze (12.05.2010 um 13:08 Uhr)

  2. #2

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage

    Es waren nur noch wenige Minuten gewesen und Tarrior war an seiner Plantage angekommen. Endlich nach so langer Zeit betrat er wieder sein Land. Die Felder waren in gutem Zustand. Den letzten Winter hatten sie offensichtlich gut überstanden. Arbeiter konnte er nur in der Entfernung ausmachen. Die dunmerischen Arbeiter, die er beschäftigte, wurden durch Argonier unterstützt. Scheinbar hatte Gilluk seine eigenen Leute mitgebracht. Der Argonier betrieb eine Plantage noch weiter nördlich, aber schien sich langsam hierher verlagert zu haben. Die Feldarbeiter waren gerade dabei den Boden aufzulockern. Es waren nur wenige. Der Rest musste hinter dem Herrenhaus zu Gange sein. Sein Herrenhaus mit den angeschlossenen Unterkünften und Wirtschaftsgebäuden hatte er im Zentrum seines Besitzes bauen lassen. Die Felder hatte er dann drum herum angelegt. Früher konnte er vom Hof aus, dass gesamte Gelände einsehen. Jetzt versperrte eine hohe Mauer die Sicht. Man hatte sie offensichtlich um sämtliche Gebäude herum errichtet. Was ihm auch sofort ins Auge fiel, war ein im Bau befindlicher Wachturm. Die Arbeiten schienen aber für heute nicht fortgeführt zu werden, zumindest war niemand zu sehen, der weiterbaute. Ein niedriger Torbogen, der von einem Holztor völlig ausgefüllt wurde, tauchte vor ihm auf, als er in das Herz des Komplexes, anders konnte man diese festungsartige Sicherung schon gar nicht mehr bezeichnen, fahren wollte. So war er gezwungen das Fuhrwerk zu stoppen und von Fryrr abzusteigen. „Das sind ja schon cyrodiilische Zustände hier“: dachte Tarrior missmutig, denn dort gab es auch überall Tore, die passiert werden mussten. Manchmal konnte das ziemlich lästig sein. Zumindest war seine Plantage damit abgesichert. Zerstörte Feldfrüchte konnten neu gesät werden und beschädigte Gebäude repariert oder neu gebaut werden, aber diese Mauern würden auch ihre Insassen schützen. Er trat an das Tor heran und ließ seine Faust mehrmals gegen das dicke Holz krachen und trat dann ein Stück zurück, doch das Tor wurde nicht geöffnet. Stattdessen vernahm der Dunmer Stimmen über sich.

    Er trat noch einen Schritt zurück und blickte nach oben. Das Licht blendete ihn. Die Sonne hatte zwar ihren Zenit schon überschritten, aber stand noch weit oben. Ihr Licht fiel in seine Augen und hinderte ihn daran mehr zu sehen, als nur ein paar konturlose Umrisse. Dann ertönte eine schnarrende Sprache: „Was ist euer Begehren, Herr Dunmer? Dies ist keine Herberge und wir kaufen hier nichts, wir haben alles was wir brauchen. Habt ihr euch verirrt?“ Tarrior stellte einen erfreulichen Unterschied zu Cyrodiil fest. In der kaiserlichen Provinz waren die Torwachen immer irgendwie schlechter Stimmung gewesen, oder grundsätzlich unfreundlich zu Reisenden. Hier begegnete man ihm zumindest mit gebotenem Respekt. Vermutlich kannten ihn die Leute dort oben nicht, ansonsten hätten sie ihm mit einer Verbeugung das Tor geöffnet und einen roten Teppich ausgerollt. Schließlich gehörte das alles ihm. Natürlich verdiente er allein schon in seiner Funktion als Ratsherr einen gewissen Respekt, aber an dieser Stelle durfte doch wohl der Eigentümerstatus ausreichen. „Nein, ich habe mich nicht verirrt. Ich bin hier genau richtig. Auch wenn dies keine Herberge ist, suche ich hier nämlich Unterkunft. Ich bin Tarrior Gildres und diese Plantage gehört mir“: antwortete er. Er hörte wie scharf Luft eingesaugt wurde. Die beiden Schemen drehten sich einander zu. Jetzt im Seitenprofil konnte er erkennen, das zwei Argonier dort oben waren. Er beschattete die Augen, konnte aber auch dadurch nicht viel mehr erkennen. Eine ganze Weile blieb es still. Einer der Wächter war verschwunden. Dann vernahm er wieder Stimmen. Die eine war die des Wächters, die Andere ihm aber ebenso vertraut. „Das kann doch nicht sein, das will ich sehen“: wehte zu ihm herunter. Im nächsten Augenblick sah er, wie sich drei schattenhafte Silhouetten über die Brüstung der Mauer beugten und ihn ausgiebig musterten. „Ich glaube meine Augen müssen mir einen Streich spielen. Tarrior endlich bist du wieder da!“: rief Gilluk zu ihm herunter. Tarrior nickte. Einige Augenblicke später wurde das Tor geöffnet und sein Freund der Argonier kam heraus gestürzt. Er begrüßte ihn mit wildem Handschütteln. „Ich hatte schon befürchtet, du kämest gar nicht mehr zurück“: tat Gilluk kund. „Ich habe schon von den Gerüchten gehört, die in Caldera kursierten. Aber jetzt bin ich ja da. Es ist schön auch dein Schuppengesicht nach so langer Zeit wieder zu sehen“: gab der Dunmer zurück. Gilluk machte im Bezug auf die Gerüchte eine wegwerfende Hand- besser gesagt Klauenbewegung. Das Tor wurde nun ganz geöffnet und zwei andere Argonier, scheinbar die beiden Wächter, kamen heraus. Tarrior erschrak einen Moment bei ihrem Anblick. Dort wo unter den Lederrüstungen und Helmen, die sie trugen, Schuppenhaut zu sehen war, war diese außerordentlich schlimm vernarbt. Das Auge eines der Beiden war sogar trüb und blind, an der linken Klaue das anderen fehlten zwei Finger. Zusammen mit den Chitin-Speeren, in ihren Händen, machten sie einen wilden und aggressiven Eindruck, doch ihre entstellten Gesichter drückten Freundlichkeit und inneren Frieden aus. „Was...“: hauchte der Dunmer knapp. Gilluk gab ihnen Anweisung das Fuhrwerk herein zu bringen und die Guars mit Wasser und Futter zu versorgen. Ohne irgendeine weitere Aufforderung lehnten sie ihre Waffen an die Mauer und begannen die Anweisung auszuführen. „Was ist mit den beiden passiert? Haben das die Deadra getan?“: fragte Tarrior, der sich erst jetzt von dem plötzlichen Schock erholt hatte. Gilluk schaute traurig. „Nein die Deadra waren das nicht. Das waren schlimmere Dämonen. Leider hatten nicht alle argonischen Sklaven so viel Glück wie ich“: erklärte er bedrückt. „Du meinst, das haben ihnen ihre dunmerischen Besitzer angetan?“: wollte Tarrior fassungslos wissen, obwohl die Antwort bereits auf der Hand lag. Gilluk nickte. „Ein Mitglied von Haus Dres besaß in den Weidenländern eine Eiermine. Für ihn waren Sklaven nichts weiter als gefühllose Dinge. Egal wie sich seine Arbeiter anstrengten, es war dem „Herren“ nie genug. Er sagte sie sollten härter arbeiten, dabei arbeiteten sie schon bis sie vor Erschöpfung einfach umfielen. Wer länger als eine Stunde schlief, wurde mit der Peitsche zurück an die Arbeit getrieben. Manche wachten nie mehr auf. Besonders die Peitsche schien dem Minenbesitzer zugesagt zuhaben. Die Beiden erzählten, dass er oft nur aus Spaß seine Sklaven mit ihr verprügelte, bis die Schuppen, oder das Fell, vor lauter Blut nicht mehr zu sehen gewesen waren. Die Aschländer überfielen eines Tages die Mine. Die Sklaven konnten fliehen. Die Aschländer töteten den Betreiber, weil er sich geweigert hatte ihnen ein Lösegeld zu zahlen. Viele Sklaven starben an den Folgen ihrer Gefangenschaft oder wurden in Molag Amur von Kagouti oder Ajit gefressen. Nur eine handvoll kam in Ebenherz in der argonischen Mission an. Sie hatten Sklavenjäger im Nacken. Jetzt sind sie frei. Sie arbeiteten für mich auf meiner Plantage. Jetzt sind wir hier“: erzählte der Argonier die Geschichte der beiden Entstellten. Tarrior spürte, wie es selbst ihm hochkam.

    Er war nun wirklich hart gesotten und fand sogar Spaß am Foltern, aber diese Geschichte rührte selbst in ihm etwas an. „Das ist furchtbar. Aber sie strahlen immer noch Stärke aus und vor allem Menschlichkeit“: stellte der Dunmer beeindruckt fest, denn viele wären seelisch an so einer Tortur zu Grunde gegangen. Er hatte es gesehen. Diejenigen, die damals mit Corprus infiziert wurden, aber zu schwach für den Aufstieg waren, hatten furchtbar gelitten. Oft konnte man nicht erkennen ob zuerst die Auswirkung der Krankheit ihren Verstand vernichtete, oder ob ihr Verstand nicht schon zuvor an den Schmerzen zu Grunde gegangen war. Gleiches traf auch auf die Aschesklaven zu, die man ebenfalls großem psychischem Schmerz, durch die mentale Verbindung zu Dagoth Ur, aussetze. Es war eine Abhärtung und zugleich die Auslese. Wer hierfür zu schwach war, taugte nunmehr nur noch als austauschbarer Soldat. „Ihr Besitzer konnte vielleicht ihre Körper zerstören und ihre Knochen brechen, doch ihren Willen und ihren Geist nicht“: sagte Gilluk und schien dabei sogar stolz. „Apropos. Die Beiden scheinen ja nicht die Einzigen zu sein, die du hierher mitgebracht hast. Was gleich zur nächsten Frage führt, was ihr nämlich hier macht“: wollte Tarrior wissen. „Ein paar habe ich von meiner Plantage mitgebracht, die führt stellvertretend jetzt ein Freund von mir, ein ehemaliger Schamane in Schwarzmarsch. Ich hielt es für besser, wenn wir uns hier verschanzen. Meine Plantage ist noch viel angreifbarer, als deine. Hier können wir uns besser verteidigen und der Fluchtweg in die Sümpfe der Bitterküste ist kurz. Die Anderen kamen freiwillig um dir zu helfen“: erklärte Gilluk. Tarrior schaute ihn verwirrt an. „Sie kamen freiwillig um MIR zu helfen?“: fragte er verständnislos. Der Argonier lächelte und entblößte dabei eine Reihe scharfer Zähne.

    „Du magst dich wahrscheinlich nicht mehr im Einzelnen an sie erinnern, aber sie haben nicht vergessen, was du vor ein paar Jahren für sie und die Zwillingsfackel getan hast. Ich war in Ebenherz um weitere Arbeiter in der Argonischen Mission anzuwerben, aber tatsächlich wollten sie dann freiwillig helfen, als sie erfuhren worum es ging. Natürlich Unterkunft und Verpflegung vorausgesetzt, aber das ist hier ja abgesichert“: berichtete Gilluk. Jetzt fiel es Tarrior ein, worauf sein Freund hinaus wollte. Es war damals einige Monate nach dem Fall des Roten Berges gewesen. Er hatte sich in Haus Hlaalu rehabilitiert, musste aber feststellen, dass er sein Anwesen auf dem Odai-Plateau verloren hatte. Dann hatte er diese Plantage hier aufgebaut. Eines Tages kam dann eine Gruppe von zwei Argoniern und einem Kajhit vorbei. Sie sahen ziemlich abgerissen aus. Er hatte nie etwas gegen das Tiervolk gehabt. Die Sklaverei selbst hatte er nie abgelehnt, aber seiner Meinung nach hätte man die Orks versklaven sollen. Das Tiervolk verdiente so etwas nicht. Er hatte dann die Drei auch bei sich aufgenommen. Er erfuhr erst später, dass sie entflohene Sklaven waren. Sie halfen ihm beim Bau und bekamen dafür zu essen, eine Unterkunft und etwas Geld. Dann kamen einige Wochen, nachdem er die Sklaven bei sich untergebracht hatte, Sklavenjäger, die auf der Suche nach ihnen waren. Da die Flüchtigen bisher gut für ihn gearbeitet hatten und er wusste, was sie erwartete, gab er sie als seine Angestellten aus und schickte die Jäger mit seinen schlechtesten Wünschen weg. Tarrior wusste aber, dass es gefährlich war, sie weiter zu beherbergen und organisierte für sie, auf eigene Kosten, einen Transport nach Ebenherz, wo sie wohl in der Argonischen Mission Zuflucht fanden. Nur wenige Tage später wurde er von Ilmeni Dren, der Tochter von Herzog Vedam Dren, nach Vivec eingeladen. Er empfand es als Ehre und dachte es würde um Dinge des Hauses Hlaalu gehen, zu dem sie seine Meinung hören wollte, doch tatsächlich kam er an dem Tag das erste Mal mit der Zwillingsfackel in Berührung. Die junge Frau hatte von seiner Hilfe für die geflohenen Sklaven gehört und bat ihn, der Organisation zu helfen. Er sagte zu. In der Folgezeit versteckte er auf seiner Plantage unzählige ehemalige Sklaven für die Zwillingsfackel, bis zu dessen Rückführung nach Elsweyr oder Schwarzmarsch. Auch beschäftigte er neben Dunmern nun auch Argonier auf seiner Plantage, die nun frei waren, aber nicht mehr nach Schwarzmarsch zurückwollten. Desweiteren unterstützte er die Aktivitäten der Zwillingsfackel finanziell. Die versteckten Sklaven gingen ihm bei der Arbeit zur Hand, das reichte. Eigentlich war er ein Glücksfall für die Sklavenbefreier gewesen, denn niemand verdächtigte ihn, Entflohene zu verstecken. Er galt schließlich als konservativ und das nicht nur für Hlaalu-Verhältnisse. Das war er tatsächlich, aber in der Sklavenfrage war er sehr liberal. Da das aber niemand wusste, war es für die Sklavenjäger ausgeschlossen, dass ein Reaktionär, wie er, Sklaven freiwillig verstecken würde, schließlich war das damals noch strafbar. Es war mehr oder minder Diebstahl. In der Zeit hatte er auch Gilluk kennen gelernt. Dieser war auch ein ehemaliger Sklave, aber schon seit einigen Jahren frei und hatte mit seinen eigenen Mitteln vor eine Plantage aufzubauen und anderen ehemaligen Sklaven eine Arbeit zu geben. So entwickelten sie sich regelrecht parallel zueinander und wurden in der Folge gute Freunde.

    „Ich dachte sie wären nach Schwarzmarsch zurückkehrt“: merkte Tarrior auf Gilluks Bericht hin an. „Viele werden schon als Junge aus der Obhut von Mutter Schwarzmarsch entrissen. Sie gewöhnen sich an das Dienen und an die Gebräuche ihrer neuen Zwangsheimat. Sie bleiben dann, wie ich ja übrigens auch, lieber in Morrowind oder kommen früher oder später zurück. Argonische Neuankömmlinge laufen nun einmal zunächst in der Botschaft in Ebenherz auf und viele kennen dich noch und sagen auch, dass es damals bei dir sehr angenehm gewesen sei, nach den Jahren der Knechtschaft“: erzählte der Argonier. Auch hieran erinnerte sich der Dunmer. Viele seiner Schützlinge fragten ständig, ob sie irgendetwas Selbstverständliches tun dürften, wie trinken, wenn sie durstig waren oder sich für einen Moment ausruhen. Bei Manchen saß die Sklaverei noch sehr tief. Dass sie ihm jetzt helfen wollten, seinen Besitz zu verteidigen, zeigte eindeutig, dass seine Landsleute in ihrem Urteil über das Tiervolk irrten. Inzwischen hatten die beiden Wächter das Fuhrwerk auf den Hof gefahren und waren bereits dabei die Torflügel zu schließen. Zusammen mit Gilluk schlenderte er unter dem Torbogen hindurch auf den Hof. Hinter ihm fiel das Tor zu und wurde mit einem schweren Riegel gesichert. „Du kannst ihnen meinen Dank dafür ausdrücken. Ich werde wohl sobald nicht ansprechbar sein. Ich fühle mich, als könnte ich ein Jahr lang schlafen“: sagte Tarrior und wandte sich dann an einen der anderen Argonier, der gerade die Ladung des Fuhrwerks inspizieren wollte. „Die könnt ihr drauflassen. In ein paar Tagen kommt das ganze Zeug eh nach Vivec. Da brauchen wir es nicht abladen“: rief er hinüber. Der Vernarbte nickte und kehrte zusammen mit dem Anderen auf seinen Posten über dem Tor zurück. „Dann berichtest du uns von deiner Reise nehme ich an? Ich meine wenn du wieder auf der Höhe bist.“: fragte Gilluk. Der Dunmer nickte, obwohl er es langsam leid war, jedem erzählen zu müssen, wie sich sein Zwangsaufenthalt in Cyrodiil gestaltet hatte. „Aber ich muss wirklich erst einmal ins Bett. Das Gepäck, das mein Guar geladen hatte, kannst du zunächst einmal ins Haus schaffen lassen. Ich packe es dann später aus. Jetzt schreit vorerst mein Bett nach mir. Ich kann nicht mehr und will auch nicht mehr“: rief er aus, denn er war wirklich hundemüde. Im nächsten Augenblick guckte Gilluk etwas gequält, dann ruinierte er seine Planung: „Es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber ich glaube sofort ins Bett kannst du noch nicht. Dort ist jemand der unbedingt mir dir sprechen möchte.“

    Tarrior war nicht gerade glücklich über diese Offenbarung. „Nein, jetzt nicht. Wer auch immer es ist. Nein halt ich will es eigentlich gar nicht wissen. Egal wer es ist, er wird sich gedulden müssen“: entschied er. Doch Gilluk widersprach: „Ich bin mir sicher, dass es nicht warten kann. Es ist eine Dunmer mit langen schwarzen Haaren. Sie kam vor ungefähr ein-einhalb Wochen hier an und verlangte mit dir zu sprechen. Ich hatte ihr erklärt, dass du nicht hier seiest und in absehbarer Zeit vermutlich nicht zurück sein würdest. Das war ihr egal. Sie wollte warten, auch wenn es Wochen dauert. Da sie sich nicht umstimmen ließ, habe ich sie aufgenommen. Sie sagte, sie hätte auch eine anstrengende Reise aus Süd-Morrowind hinter sich. Ich konnte sie somit auch nicht einfach wegschicken.“ Tarrior sah ihn fassungslos an. Gilluk hatte irgendeine Fremde auf seine Plantage gelassen und jetzt war sie in seinem Herrenhaus. Das gefiel ihm gar nicht und das sagte er ihm auch. „Sie hat behauptet, sie kenne dich von früher. Mir sagte sie nichts, aber wir kennen uns ja auch erst seit ein paar Jahren. Da es wirklich wichtig klang, wollte ich sie nicht wegschicken“: rechtfertigte sich der Argonier. „Wer konnte diese Frau sein?“: fragte sich Tarrior. In den Jahren hatte er viele dunkelhaarige Dunmerinnen kennen gelernt. Geschäftspartner, Kriegerrinnen, Priesterrinnen, wichtige Persönlichkeiten der Häuser Hlaalu und Redoran. Da es sehr wichtig schien, kam für Tarrior eigentlich keine andere Möglichkeit in Betracht. „Eine wichtige politische Angelegenheit vielleicht“: dachte er. Im nächsten Moment verwarf er es wieder, denn Spekulationen brachten auch keine Antworten. Der Dunmer seufzte. „Hat sie sich nicht einmal vorgestellt?“: fragte er nun. „Nein sie hat keinen Namen genannt und auch sonst nichts über sich verraten. Sie war nicht sehr gesprächig. Ich hab sie immer nur gesehen, wenn es Essen gab. Ansonsten hat sie sich in deiner Bibliothek verschanzt und liest die ganze Zeit. Manchmal wandert sie auch über die Felder. Sie scheint mir etwas gegen uns Argonier zu haben. Sie fühlte sich ziemlich unwohl, wenn ich mit ihr sprach oder einer meiner Leute. Deinen dunmerischen Angestellten gegenüber zeigte sie sich nicht so abweisend. Außerdem schaute sie mir und den anderen Argoniern ständig auf die Hand- und Fußgelenke und verzog dann missbilligend das Gesicht. Ich glaube, sie ist es gewohnt, uns als Sklaven zu betrachten“: gab Gilluk sein restliches Wissen preis. Die letzte Überlegung schien ihm aber nicht sonderlich zu gefallen. „Dunmer, Süd-Morrowind und Sklaven“: überlegte Tarrior und kam im nächsten Moment zu dem Schluss, das sie aus dem Fürstenhaus Dres stammen könnte. Gleichzeitig fragte er sich jedoch, was Haus Dres von ihm wollen könnte. Dann schoss ihm plötzlich ein anderer Gedanke durch den Köpf, den er mit wildem Kopfschütteln sofort wieder davon jagte. „Nein das kann nicht sein“: dachte er und entschied sich dazu es einfach herauszufinden. Ein geschäftliches Gespräch würde ihn zwar so unvorbereitet treffen, aber eine andere Wahl hatte er auch nicht.

    „Wohlan denn. Gilluk, wie gesagt, bring mein Gepäck im Haus unter. Ich kümmere mich später darum“: bekräftigte er seine Anweisung von vorhin noch einmal und schritt dann auf das Haupthaus zu. „Ich statte unserem Gast zunächst einen Besuch ab“: rief er dem Argonier noch zu. Dann verschwand Tarrior durch die Tür in seinem Wohnhaus.

  3. #3

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage

    Noch immer konnte er nicht verstehen, welch Wahnsinn Gilluk bewogen hatte, jemand Fremden einfach auf die Plantage zu lassen und hier dann auch noch logieren zu lassen. Jetzt saß diese Frau in seiner Bibliothek. Wer wusste schon, was sie womöglich insgeheim vorhatte. Möglicherweise, überlegte er einen Moment erschrocken, war sie sogar in seinen Privaträumen gewesen und hatte das Skooma oder im schlimmsten Fall die Aschestatue gefunden. „Wer konnte nur diese Frau sein?“: überlegte er immer wieder, als er durch das Haus schritt. Das Esszimmer mit dem großen Tisch hatte er alsbald hinter sich gelassen. Dieser Raum, die großen Lagerräume, die Küche und der Aufenthaltsraum befanden sich genau in der Mitte des Gebäudes. Das Gebäude war recht groß geworden. Man hatte ihn für den Verlust des Odai-Plateaus damals großzügig entschädigt. Zumindest dahingehend hatte der Verlust einen Vorteil für ihn gehabt. Das Herrenhaus dort, war nicht einmal im Ansatz so groß, wie dieses hier. Da er schon damals etwas Geld zur Seite gelegt hatte, mit dem er eigentlich hatte das Anwesen dort ausbauen wollen, hatte er mehr als genug finanzielle Mittel übrig um sich hier etwas zu gönnen. Im rechten Flügel befanden sich die Kammern für die Bediensteten und die einfachen Gästequartiere. Der gesamte linke Flügel war sein Privatbereich. Im Untergeschoss fanden sich die Bibliothek, Quartiere für seine wichtigen Gäste, eine Kammer gefüllt mit haltbaren Vorräten und vor allem Alkohol. Im oberen Stockwerk hatte er dann seine Gemächer, ein Arbeitszimmer, einen Ausstellungsraum und ein Geheimzimmer, dass man über eine Tür erreichte, die hinter einem Wandbehang versteckt lag. Dort hatte er einen kleinen Kultraum eingerichtet. In seiner unglückseligen Vergangenheit hatte er sich dort oft mit Skooma und Alkohol berauscht und dann unter dem Angesicht der Aschestatuen vor sich hin geträumt. Die richtige Mischung aus Skooma, Sujamma und einem verdünnten Gift brachte eine erstaunliche Wirkung. Sein eigentliches Ziel, eine Vision zu bekommen, hatte er allerdings nicht erreicht. Hatte sie diesen Raum gefunden, konnte es Probleme geben. Vorsichtshalber überlegte Tarrior schon, wie er sie am Besten beseitigen konnte. Er hatte inzwischen auch die Bibliothek erreicht. Eine einfache Holztür trennte ihn noch von seinem Gast. Er leckte sich über die Lippen. Seine Muskeln und Nerven spannten sich an. Kein Risiko. Wer auch immer die Frau war und was auch immer sie wollte, sollte sie etwas versuchen, war er bereit. Er konnte seine Waffe innerhalb weniger Augenblicke in der Hand haben. Eine wichtige Erkenntnis war die, dass man eine Frau nie unterschätzen sollte. Telvanni-Hexen hatten ihn lange Zeit zuvor eines Besseren belehrt. Wäre es damals nicht so glimpflich ausgegangen, wäre er heute vermutlich eine hirnlose, wandelnde Leiche. Er war auf alle Eventualitäten vorbereit, zumindest glaubte er das.

    Langsam und leise öffnete er die Tür und trat in den Raum. Die Bibliothek war zweigeteilt. Es gab einen annähernd quadratischen Bereich hier vorn, an den ein lang gezogener Bereich dahinter angrenzte. Die Trennung erledigte hier ein Regal, dass er mit einigen alten Keramiken bestückt hatte. Diese hatte er bei Kogoruhn im Aschensand gefunden. Dazwischen finden sich auch noch einige hübsche Schalen aus Vulkanglas, die besonders schön verziert waren. Er hatte sie einstmals in Ald’rhun gekauft. Der vordere Teil war rundherum besetzt mit Bücherregalen. Je zwischen zwei Regalen hing ein Wandteppich und davor stand ein Kerzenhalter. Er wunderte sich das sie brannten, aber dann bemerkte er, dass durch die Fenster kaum noch Licht hineinfiel. Früher hatte er von hier aus einen wunderbaren Ausblick auf seine Felder gehabt, doch jetzt erhob sich dort nur die hohe Mauer und raubte die Sicht. Rechts der Tür an der Wand war ein Unterschrank aufgebaut. Oben auf standen bereits angebrochene Flaschen mit Schnaps und Weinbrand. Im Inneren hatte er sich einige Flaschen Wein und Bier bereitgelegt. Da auf dem Boden einige leere Behältnisse standen, musste sich die Fremde wohl den ein oder anderen Becher Wein genehmigt haben. Im hinteren Teil befand sich, gegenüber dem großen Fenster und damit direkt hinter dem Zwischenregal, eine gepolsterte Sitzecke samt Tisch. Dort saß die Frau. Durch das Regal hindurch konnte er ihren Körper ausmachen. Etwa auf Höhe von ihrem Schoß hielt sie ein Buch. Den Kopf konnte er nicht erkennen. Er schlich nun weiter in den Raum hinein. Auch im hinteren Teil gab es Bücherregale und einen ganz speziellen Schrank. Wenn er das teuerste Möbelstück nennen müsste, neben den verglasten Vitrinen im Ausstellungsraum wohlgemerkt, dann wäre es diese Spezialanfertigung. Es war ein gigantisches Monstrum aus Vvalenwald-Holz und verfügte über 25 gleich große Schubfächer, aufgeteilt auf fünf Reihen zu je fünf Schubladen. Es diente ihm als Archiv für geschäftliche Korrespondenz, Flugblätter, Druckschriften und dergleichen. Einige Pflanzen machten den gediegenen Eindruck des Raumes perfekt. Er schritt um das Regal herum und sah die Dunmer nun direkt an. Er hatte sich auf vieles eingestellt. Er hatte geglaubt auf alles vorbereitet zu sein, doch es erwies sich in genau diesem Moment als furchtbarer Irrtum. Tarrior glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er der Frau ins Gesicht blickte. Nach all diesen ganzen Jahren, war es als würde er zurück in einen Alptraum schlittern. Es war ihr Gesicht. Es waren die gleichen Gesichtszüge, zwar gealtert, aber eindeutig zu erkennen. Es bestand kein Zweifel, dass sie es sein musste und doch wollte er es nicht wahr haben.

    Dieser eine Augenblick, der sich für ihn zu einer Ewigkeit auseinander zog, war so unglaublich surreal. Gefühle kamen in ihm hoch. Es waren verschiedenste Gefühle. Es war eine Mischung, die selbst das Rauschgemisch aus Skooma, Sujamma und Gift in den Schatten stellte. Sein Herz setzte für diesen einen Augenblick aus, nur um in der nächsten Sekunde zu rasen zu beginnen. Ungläubig und mit offenem Mund starrte er Verasa Athram, die Frau, die er einst geliebt hatte, an. Sie hätte in aller Seelenruhe ein Schwert ziehen und es ihm mitten in die Brust rammen können – er wäre nicht fähig gewesen sich zu bewegen. „Das kann einfach nicht sein“: spielte sein Verstand immer noch verrückt. Sie bemerkte ihn erst jetzt. Ihre roten Augen spiegelten auch einen Moment Überraschung wieder, bis sie ihn endgültig erkannt hatte. „Es ist lange her Tarrior“: sagte die Dunmer. Er wich automatisch einige Schritte zurück. Er konnte immer noch nicht begreifen, was hier vor sich ging. Er rieb sich die Augen. „Du bist verwirrt das kann ich gut verstehen“: sprach sie. Ihre Stimme war leise und man sah ihr an, dass ihr dieser Moment sehr unangenehm war. Dass es ihm innerlich genauso ging, bemerkte er, als er sich langsam wieder beruhigte und zurück zu Sinn und Verstand fand. „D-d-duuu-duu-... DU HIER?!“: stieß er als erste eigene Aussage hervor. „Das kann doch nicht wahr sein!“: fügte er hinzu. Verasa schüttelte den Kopf. Einige Strähnen vielen ihr vom Scheitel aus ins Gesicht. Sie strich sie zur Seite und fuhr sich etwas durch die langen, glatten und ungebundenen Haare. „Es ist wahr Tarrior. Du kannst deinen Augen ruhig trauen. Ich bin hier“: antwortete sie. Ihr Blick faszinierte ihn immer noch. Er schloss die Augen. Im nächsten Moment wurde es in ihm eiskalt. Sein Blick verhärtete und sein Gesicht verschloss sich. „Und was führt dich hierher, das du mich nach all dieser langen Zeit mit deiner durchlauchtigen Anwesenheit beglückst?“: fragte er und seine Stimme troff vor Hohn und Feindseligkeit. Er hatte sich nun wieder unter Kontrolle. Der Moment der Überraschung war vorüber und der lang vergrabene Zorn trat zurück an die Oberfläche. „Ich brauche deine Hilfe“: erklärte sie ihre Anwesenheit. Sie schluckte. Tarrior zog die Augenbrauen zusammen. „Ich soll dir also helfen. Du kamst zu mir, weil du meine Hilfe brauchst? Du willst etwas von mir?“: sagte er erst leise und wurde dann immer lauter. „Ja ich brauche dich“: bestätigte sie und senkte den Kopf. Tarrior wandte sich um und schaute aus dem Fenster. Dass er nur die Mauer der Plantage sah, kümmerte ihn nicht. „Du brauchst mich also“: sprach er mehr zu sich selbst, als zu ihr. „Du brauchst mich?! Und jetzt soll ich dir helfen? Soll etwas für dich tun. UND DAS NACH ALLDEM WAS GEWESEN IST?! Was war als ich dich brauchte? Was war damals? WEIST DU EIGENTLICH WAS DU MIR ANGETAN HAST?“: drehte er sich dann um und brüllte sie an. Sie zuckte wie unter Hammerschlägen zusammen, senkte den Kopf und schaute traurig. „Es tut mir leid“: sagte sie knapp und presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Tarrior zog die Augenbrauen noch etwas enger zusammen und hatte das Gefühl, dass ihm eine Ader im Kopf platzen würde. Sein Verstand wollte den Körper beruhigen, doch die Gefühle überschwemmten sein gesamtes Bewusstsein und hielten Fleisch und Zunge fest in ihrem Griff. Sein seelischer Damm hatte einen Riss bekommen und der vergrößerte sich – das Wasser wollte hinaus. Es würde von seiner Zunge in Form und Wort gebracht über die Frau hinwegbranden. An Beruhigung war für ihn gar nicht zu denken. Schmerzliche Erinnerungen fluteten seien Geist und rissen alte Wunden wieder auf. Es war der Tag der Abrechnung, wie es schien.

    „Es tut dir leid? ES TUT DIR LEID?! Wir haben uns geliebt. Wir wollten zusammen bleiben. Ich hätte alles für dich getan, ich wollte dich sogar heiraten, doch du hast mich zurückgewiesen. Du wolltest nicht. Ich verstand es nicht. Hast du auch nur eine Ahnung davon, wie ich gelitten habe? Ich litt noch monatelang unter dem Schmerz. Keine andere Frau hatte ich je wieder so lieben können wie dich. Eigentlich habe ich überhaupt keine Frau mehr lieben können. Du siehst mich hier allein und kinderlos. Und jahrelang habe ich alles in mir verschlossen, versiegelt auf die Ewigkeit. Ich habe versucht dich zu vergessen und jetzt bist du hier. Du bist hier und es ist wie damals. Es tut dir also leid, dass du mich gequält hast, dass du mich jetzt schon wieder quälst?! Das du überhaupt die Nerven besitzt nach all der Zeit hierher zu kommen und Forderungen an mich zu stellen! Nein dir tut es nicht leid. Mir tut es leid, dass ich dich jemals geliebt habe, Verasa Athram“: trug er ihr in einer Mischung aus Hass, Wut und Trauer vor und klang wie ein Richter, der eine Anklage über seine eigene Frau verlesen musste. Er schaute ihr ins Gesicht und versuchte soviel von seinem greifbaren Hass zu übertragen, wie er konnte. Es war als könnte er die Aufladung in der Luft auf der Haut spüren. Er atmete schnell ein und aus. Seine aschfarbene Haut war nun sehr viel dunkler geworden. Blut pumpte in großer Intensität durch seinen Körper und ließ es in seinen Schläfen und an seinem Hals schmerzhaft pochen. „Du bist ungerecht und das weist du Tarrior“: ergriff sie nun das Wort. Erneut wollte er die Dunmer anfahren, doch diese warf das Buch zur Seite, das sie bisher Halt suchend umklammert hatte und fuhr auf der Stelle hoch. Mit einer harschen Geste schnitt sie ihm das Wort ab. Sie war nun deutlich entschlossener und fuhr in entsprechendem Ton fort: „Du bist ungerecht und so ein verfluchter Idiot Tarrior. Du weist das ich dich auch geliebt habe. Du weist ganz genau, dass es so einfach nicht gewesen ist, dass es auch für mich einen großen Verlust bedeutet hat. Auch mein Schmerz war groß. Du weist mein Vater hätte unsere Verbindung niemals akzeptiert. Ich die Tochter eines angesehenen Ratsherrn des Fürstenhauses Dres vereint mit einem Mitglied von Haus Hlaalu? Du weist so gut wie ich, dass dies damals einfach undenkbar gewesen wäre. Auch heute noch spucken viele Dres auf euch Tarrior. Ihr seid für unser Haus nichts Anderes als Verräter, Thronräuber und Agenten und Sklaven des Kaiserreichs. Mein Vater hätte diese Verbindung nie akzeptieren können. Er hätte seine Stellung im Rat und sein Gesicht verloren. Er hätte mich verstoßen und davon gejagt und vielleicht sogar Schlimmeres. Er hätte womöglich auch dir etwas angetan oder sich selbst. Du weist auch, wie jähzornig und böse er sein konnte. Ich konnte meine Mutter und meine Geschwister nicht mit ihm allein lassen. Ich weis du wärest bereit gewesen deine Heimat Vvardenfell endgültig zu verlassen um mit mir in Tränenstadt zu leben. Eigentlich wäre ich dir sogar überall hin gefolgt, doch ich konnte meine Familie nicht im Stich lassen. Wäre es nur um mich gegangen, ich hätte alles getan, damit wir zusammen sein können, doch was sind wir ohne unsere Familien? Meine Mutter, meine Geschwister und selbst mein grober Vater auch sie liebe ich. Ich habe es dir heute wie damals erklärt. Ich habe unsere Beziehung beendet, weil ich fand es wäre das Beste für uns alle, entgegen meinen Gefühlen.“ Tarrior erinnerte sich daran. Mehr noch fühlte er sich in diese vergangene Zeit zurückversetzt. „Ich wäre bereit gewesen alles für dich aufzugeben. Sollte dein Vater doch sterben und deine Familie mit sich nehmen. Wir wären glücklich gewesen!“: presste er mit lauter Stimme hervor. Er wusste um diese boshaften Silben, die ihm gerade über die Lippen gekommen waren, auch damals hatte er sie gebraucht. Doch er fühlte keine Scham seiner Wortwahl wegen – weder heute noch damals.

    Sie erhob wieder ihren Kopf. Einige Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln. „Weist du was mir damals am meisten wehgetan hat? Genau diese Worte. Diese bösen Worte und heute wie vor Jahren mit dieser boshaften, mitleidlosen Kälte, die ich nie in dir vermutet hätte. Zu erfahren, dass du zu solcher Bosheit fähig bist – es war wie ein Schock, wie ein Sprung in Eiswasser“: erzählte sie und presste ihre beiden Handflächen aneinander und führte sie in Richtung ihres Herzens. „Es ist der Schmerz Verasa. Der Schmerz ist nicht warm und freundlich. Er ist glühend heiß und peinigend und verwandelt alles in Eis und erschafft Grausamkeit und Gefühllosigkeit, denn es ist das Einzige was gegen die Qual hilft. Der Schmerz erschafft Kälte Verasa Athram“: warf er ihr entgegen. „Ich heiße jetzt Morvayn“: korrigierte sie ihn scharf, ohne auf seine Aussage einzugehen, fachte die Wut in ihm aber damit nur von neuem an. „Wie nett du hast geheiratet. Vermutlich jemanden den dein Vater ausgesucht hat. Ein reicher Dres mit einem anständigen Kontingent an Khajiit- und Argonier-Sklaven, für den sich du und dein Vater nicht schämen müssen, wie für einen verfluchten Hlaalu-Straßenköter wie mich! Sicher hast du •••• ihn doch schon geehelicht, da hatte ich kaum die Stadtgrenze passiert“: glitt Tarrior mittlerweile in unqualifizierte Beschimpfungen ab. Er wusste tief in sich, dass er ihr unrecht damit tat, aber es half ihm sich besser zu fühlen. Sie blieb ruhiger als er und schaute wieder traurig. „Du irrst dich schon wieder. Nein mein Vater hat ihn nicht ausgesucht. Er ist zwar ein Dres und auch ein Sklavenhändler gewesen, aber einer der freundlichsten und liebevollsten Dunmer, die ich je kennen gelernt hatte. Ich kam lange Zeit nicht über dich hinweg. Ich fand mit ihm erst sechs Jahre später zusammen. Leider starb er sehr bald schon, aber ich behielt seinen Namen“: entgegnete sie ihm. Tarrior, der etwas sagen wollte, brach den Versuch ob dieser Erkenntnis ab. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht...“: kam es ihm fast flüsternd über die Lippen. Ihr Blick blieb jedoch weiter vorwurfsvoll auf ihn gerichtet. „Doch du wolltest mich verletzen. Heute wie auch damals schon. Ich habe tagelang geweint und vor allem mich selbst verflucht, als du gegangen warst, denn weist du wie unser Abschied war, wie voller Hass er war? Weist du noch was du gesagt hast? Weist du noch, was du gesagt hast, dass ich mich danach so schuldig fühlte, dass ich mich hatte umbringen wollen? WEIST DU NOCH, was du dann gesagt hast, als du gegangen bist, geflohen bist. Weist du es noch Tarrior?“: klagte sie ihn an. Beim letzten Satz waren ihre Augen wieder voller Tränen. Er dachte zurück. Die Erinnerung lag so klar vor ihm, dass er glaubte es wäre erst vor wenigen Sekunden passiert. Er sah sie und musste sich eingestehen, dass er sich in diesem Moment wirklich vor sich selber ekelte. Er schmeckte Galle auf seiner Zunge. Er hatte diese Erinnerung hinter dem Damm weggeschlossen und in alldem anderen Schmerz ertränkt. Er schluckte und wich ihrem Blick aus. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.

    „WEIST DU ES NOCH?!“: diesmal war sie es die schrie. Er sagte nichts. Die Worte wollten nicht über seine Lippen kommen. Sie schüttelte den Kopf. „Du wolltest mich verletzen und hast es auch geschafft, fast tödlich. Deine Worte könnte ich nie vergessen. Dieser Zorn ich verstehe ihn bis heute nicht. „Krepiere doch du verdammte Dirne, krepiere doch und nimm deine ganze verdammte Sippschaft mit dir“, das hast du damals gesagt. Du hast es nicht vergessen. Du kannst mir nicht einmal ins Gesicht sehen“: sprach sie es aus, doch der anklagende Tonfall war verschwunden. Sie war so emotional aufgewühlt wie während des gesamten Gesprächs nicht, doch klagte sie an dieser Stelle nicht gegen ihn. Es war nur Trauer und unendliche Enttäuschung in ihrer Stimme zu hören. Tarrior konnte sie immer noch nicht ansehen. Lange Zeit standen sie sich so gegenüber und schwiegen sich an. Niemand sagte auch nur ein Wort. Es war so totenstill in dem Raum, das er das Gefühl bekam nicht mehr atmen zu können. Der Damm war gebrochen und es war ausgesprochen, doch statt Erleichterung blieb nur ein bleiernes Gefühl und eine erdrückende Leere in seinem Inneren zurück. Erst Verasas Stimme erfüllte diesen Ort, den er vor diesem Gespräch, nein diesem Streit als wohnlich bezeichnet hatte und der nun kalt und grausam auf ihn wirkte, mit einem leichten Hauch von Wärme. Ihre Stimme die zum Schluss recht brüchig geworden war, hatte sich wieder gefasst und klang fast sanft. „Tarrior ich bin nicht hierher gekommen um diese Sache zu klären. Ich wollte auch keine alten Wunden aufreißen. Es sind so viele Jahre vergangen, ich hatte gehofft wir wären beide darüber hinweg, doch dem ist wohl nicht so. Auch für mich nicht, wie ich gerade festgestellt habe“: redete sie ein auf ihn. Sie machte eine kurze Pause um tief Luft zu holen. „Tarrior ich bin nicht hier um dich um irgendeine kleine und unbedeutende Gefälligkeit zu bitten. Es ist wirklich wichtig und ich weis nicht, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen. Es geht um meinen Sohn. Er ist unterwegs nach Vvardenfell um einem Freund beizustehen. Ich mache mir Sorgen um ihn Tarrior. Er ist zwar Matrose auf einem Schiff und längst erwachsen, aber in ganz Morrowind ist es sehr gefährlich geworden und vor allem Vvardenfell ist eine tödliche Gegend. Daedra und Bürgerkrieg und er will in dieses Tollhaus hier hinein. Wir haben uns seit damals nicht gesehen und ich habe dich nie um etwas gebeten und hätte es eigentlich auch nie getan. Mein Sohn hatte, von einer Hafenstadt in der er Halt gemachte hatte, einen Boten mit einer Nachricht zu mir geschickt und mir berichtet was er vorhabe. Ich habe Aetherius und Oblivion in Bewegung gesetzt um hierher zu gelangen. Ich habe in den Ratshallen von Balmora gebettelt um zu erfahren, wo du dich aufhältst und habe hier lange ausgeharrt und auf dich gewartet. Bitte wenn dir unsere Beziehung jemals irgendetwas bedeutet hat finde meinen Sohn und pass bitte auf ihn auf. Womöglich hasst du mich inzwischen, doch bitte erfülle mir diese Bitte und du siehst mich nie wieder“: erklärte sie ihren Aufenthalt.

    Tarrior hatte sich inzwischen beruhigt. Die einsetzende Leere hatte inzwischen alles Andere verdrängt. Er stützte sich am Fenster ab. Sein Blick tastete über die Wand, die sich vor ihm in die Höhe streckte und ihn regelrecht zu erschlagen drohte. Verasa sagte zunächst nichts, aber er konnte ihren Blick regelrecht in seinem Rücken bohren fühlen. Er schwieg sich aus und versuchte die aufkommenden Kopfschmerzen zu verdrängen. „Tarrior...?“: fragte sie, klang etwas besorgt. Er stemmte sich vom Fensterbrett hoch. Sein Kopf fühlte sich, als hätte ein Oger ihn für Kampfübungen benutzt. „Ich soll also meine Zeit vergeuden und mein Leben riskieren und das für das Balg dieses Sklavenhändlers, der dich an meiner statt bekommen hat? NEIN! Ich bin gerade erst aus Cyrodiil zurückgekehrt und habe noch hundert andere Dinge, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Dein Sohn ist mir vollkommen egal, verschwinde von hier“: gab er als Antwort und lehnte ab. Er hatte genug von dieser Unterhaltung. Würde sie noch länger bleiben, würde er sie vermutlich nur noch mehr verletzen. Es war das Beste, wenn sie einfach ging. Er wollte ihr nicht mehr wehtun, doch vermutlich konnte er gar nicht mehr anders. Dort wo einmal Sehnsucht für sie geglüht hatte, da klaffte jetzt nur noch ein schwarzes Loch. Sie sollte besser nach Hause zurückkehren. Sie sagte nichts. Er drehte sich um, um ihr mit seinem Gesicht zu zeigen, dass er es nur gut meinte. Ihr Gesicht machte plötzlich einen nervösen Ausdruck und ihre Augen waren weit in die Ferne gerichtet. Sie schien über etwas sehr intensiv nachzudenken. Dann trat ein entschlossener Ausdruck in ihre Augen. Es wirkte, als hätte sie eine wichtige Entscheidung getroffen.

    „Wenn du es nicht für mich oder meinen Sohn tun willst, dann tue es wenigstens für deinen Sohn Tarrior“: sagte sie und schloss dann die Augen.

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