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Mythos
Westspalte, Balmora, Acht Teller
Tarrior erwachte nach nur unbefriedigend wenigen Stunden Schlaf am nächsten Morgen. Ein lautstarker Streit war im Gange und er konnte alles hören. Es war unglaublich, wie laut die Leute brüllten. Er vergrub seinen Kopf unter dem Kissen, doch es konnte die Geräusche nur unwesentlich dämpfen. Er wälzte sich mehrmals hin und her und wollte einfach weiterschlafen, doch es gelang ihm nicht. Schwer genervt erhob er sich. Seine sämtlichen Glieder schmerzten und sein Kopf brummte und fühlte sich schwer wie Blei an. Dieser furchtbare Muskelkater war die logische Folge der harten Kämpfe des letzten Tages gewesen und jetzt, wo ihm auch noch der verdiente Schlaf fehlte, war es gleich dreimal so furchtbar. Auch wenn es ihm im Moment nicht gut ging, so brachte ihn sein aufkommender Zorn wieder auf Höhe und trieb ihn zu Höchstleistungen. Schnellstens hatte er sich angezogen und legte die Rüstung an. Er schaute in einen Spiegel an der Wand. Dunkle Augenringe, wild zerzauste Haare, Drei-Tage-Bart und der zornige Ausdruck blickten ihm entgegen. Ein Lächeln trat in sein Gesicht. Die weißen Zähne waren das einzige, was ihn von einem verwilderten Straßenräuber unterschied. Genau dieser Eindruck war perfekt. Egal wer hier diesen Lärm verursachte, er würde es auf jeden Fall bereuen. Natürlich würde er sich danach nicht noch einmal in das Bett legen, aber er war sich sicher, dass er sich danach besser fühlen würde. Das Lächeln wurde noch etwas breiter. Am liebsten würde er sie leiden lassen, aber das war hier nicht der Ort dafür. Aber Einschüchterung konnte auch schon sehr befriedigend sein. Er übte noch einen irren Blick und verließ dann das Zimmer. Und tatsächlich waren die Übeltäter schnell ausgemacht. Es handelte sich um einen Nord und einen Kaiserlichen. Sie standen mitten im Schrankraum und stritten sich schon am frühen Morgen um Geld. Scheinbar hatte jemand beim Glücksspiel betrogen, was dieser natürlich leugnete und schuldete damit eine Menge Geld. Tarrior konnte das verstehen, aber zum frühen Morgen war das vollkommen fehl am Platz. Der Wirt putzte seine Theke scheinbar unbeteiligt und beachtete die beiden Streithähne gar nicht. Der Dunmer schritt aus und auf die Beiden zu. „Du verfluchter Betrüger. Ich will meine 200 Draken zurück!“: brüllte der eine gerade wieder.
„Was soll bitte dieser Lärm am frühen Morgen?“: fragte Tarrior von hinten. „Was willst du denn? Wir haben hier eine wichtige Sache zu besprechen“: fuhr ihn der Eine an, doch dann drehte er sich erst um. Er war offensichtlich erschrocken, als er in das wilde Gesicht des Dunmers sah, der ihm einen boshaften Blick schenkte. „Was mischst du dich hier ein?“: wollte nun der Andere wissen und packte ihn. Tarrior roch Alkohol in seinem Atem. Er schnappte sich den einen Arm und verdrehte ihn. Ein Schmerzlaut entwich der Kehle seines Gegenübers. Der Kaiserliche brach langsam in die Knie. „Entweder ihr klärt das jetzt auf der Straße, oder ihr seid endlich still“: sagte er und vernichtete ihn mit seinen Blicken. Der Kaiserliche nickte mit gequältem Gesicht. Inzwischen hatte sich der Nord wieder gefangen, doch einen Kommentar wollte er nicht gelten lassen. Er wandte sich ihm wieder zu. „Ich habe gestern gegen Banditen gekämpft und mehrere Rothwardonen, ohne mit der Wimper zu zucken, getötet. Ich hatte vor danach auszuschlafen, aber das kann ich nicht, weil sich hier zwei betrunkene Narren gegenseitig anbrüllen und entsprechend schlecht bin ich auch gelaunt. Und das ist jetzt nur ein Vorschlag zur Güte. Reiz mich lieber nicht noch weiter“: drohte er und verengte seine glühenden Augen, bis nur noch Schlitze übrig waren, um sie dann bedeutungsvoll wieder zu öffnen und ihn mit einem durchdringendem Blick nieder zustarren. Der Nord wandte sich ab. In diesem Moment erhob sich wohl hinter ihm der Kaiserliche. „Du verdammter Sohn einer dunmerischen Hündin“: schrie und stürzte mit erhobener Faust torkelnd auf ihn zu. Auch wenn seine Muskeln die plötzliche Ausweichbewegung mit unglaublichem Schmerz quittierten, brachte er sich außer Reichweite. Dann ohne einen Moment zu zögern, rammte er seine Faust dem Kaiserlichen ins Gesicht. Er kippte um wie ein Brett, aber nicht ohne sich kurz darauf wieder hoch kämpfen zu wollen. Der Dunmer hatte genug, zog das Schwert und setzte es dem Mann an die Kehle. Mittlerweile war auch der Wirt herbei gestürmt, dem die Sache jetzt gar nicht mehr so harmlos erschien. „Rühr dich und du bist tot“: drohte Tarrior mit eiskalter Stimme. Der Kaiserliche schluckte schwer. Jetzt schien er selbst im volltrunkenen Zustand zu merken, dass es besser war diesen Dunmer nicht zu verärgern. Er steckte die Klinge weg. „Los verschwindet, bevor ich es mir noch anders überlege“: befahl er und plötzlich waren sich der Kaiserliche und der Nord einig, denn Letzterer stützte seinen Streitpartner und zusammen verließen sie die Taverne. Tarrior seufzte laut.
„Verzeiht bitte Serjo. Ich hatte nicht gedacht, dass euch der Streit aufwecken könnte. Soll ich euch ein Frühstück bereiten?“: versuchte der Wirt die schlechte Stimmung zu entschärfen. Er schnaufte verächtlich. „Nur ein kleines Frühstück. Bis nach Caldera sind es nur zwei Stunden, da brauche ich nicht viel“: sagte er knapp und ließ sich anschließend bewirten, aber war noch die ganze Zeit in sehr schlechter Stimmung.
Nachdem er seine Zeche gezahlt hatte, hatte er sich auch schon auf den zu den Ställen gemacht. Seine Augen brannten wie Feuer. Glücklicherweise war seine Plantage, sein eigenes Bett und eine ruhige Nacht ein mittlerweile sehr greifbares Ziel. Die Artefakte musste er noch in der Burg von Caldera abholen und dann konnte es theoretisch für ihn vorbei sein. Er konnte sich endlich das erste Mal seit Monaten wirklich ausruhen. Er kurzer Ritt war jetzt alles. Als er sich dem Stall näherte, kamen ihm zwei Gestalten entgegen. Sein Blick taugte auf die Entfernung noch nichts. Er musste mehrmals blinzeln um mehr erkennen zu können. Tatsächlich handelte es sich um die zwei jungen Minenarbeiter, die er nachdem Kampf mit ihrem verletzten Freund hier in die Stadt geschickt hatte. Sie hatten damals Fryrr mit sich genommen. Er hatte gehofft sie hier anzutreffen. Der Tempel war auch gleich in der Nähe, wo ihr verletzter Freund vermutlich gerade versorgt wurde. „Serjo wie schön euch wieder zu sehen. Wir haben schon die Nachricht bekommen, dass Fürst Rethan hinter dem Angriff steckte. Wir können es noch gar nicht glauben. Wir hoffen die Stadtwache wird ihn finden“: begrüßten sie ihn, als sie aufeinander trafen. Dann wandten sich die Jungen wieder um und zusammen gingen sie zum Stall zurück. „Nicht nur ihr. Ich hatte ja noch eine persönliche Rechnung mit diesem Kerl offen, aber darauf möchte ich lieber nicht genauer eingehen. Wie geht es übrigens eurem Freund?“: kommentierte er Rethans Schuld. Bei der Frage verschlossen sich die Gesichter der Beiden. „So schlimm?“: fragte Tarrior. „Er hat das Bewusstsein verloren und fiebert. Die Priester tun, was sie können, aber können erst einmal noch nichts versprechen“: erklärte einer von ihnen. Er schaute betreten zu Boden. „Sagt den Priestern sie sollen alles versuchen. Ich werde die Kosten für die Behandlung übernehmen, falls sie sich jetzt wegen des Geldes in ihrer Hilfe beschränken“: bot Tarrior an. „Das ist es nicht. Sie geben ihr Bestes, doch es sind nur noch Adepten und ein alter, fast blinder Priester hier. Die anderen wurden zu dem Aschlandpass nördlich von Caldera abgezogen um das dortige Feldlager der Redoraner zu unterstützen. Die wollen ja verhindern, dass die Deadra die Westspalte angreifen. Alle fähigen Heiler sind inzwischen dort“: erklärte der andere Jugendliche. So kalt und herzlos, wie es auch in seinen Augen war, musste er zugeben, dass die Abwendung dieser konkreten Gefahr jetzt Vorrang hatte. „Ich verstehe. Wollen wir bloß hoffen, dass euer Freund wieder zu Kräften kommt und dass die Redoraner den Pass werden halten können. Die Deadra eines Morgens vor der Haustür zu haben, ist für mich nicht gerade eine erfreuliche Aussicht“: sagte Tarrior.
„Euren Guar haben wir im Übrigen in den Stall geschafft. Wir wollten hier noch auf euch warten. Eigentlich wollten wir schon längst zurück zum Tempel“: erklärte der Eine den Verbleib von Fryrr. Er verabschiedete sich von den beiden jungen Dunmern. Sie lenkten ihre Schritte schnell in Richtung des Tempelgebäudes, während er selbst die Stallungen aufsuchte. Der Guar begrüßte ihn mit freudigem Brummen und suchte die Nähe seines Reiters. Tarrior zog seinen Chitin-Handschuh aus und ließ seine Hand über die ledrige Haut des Tieres streichen. Er spürte den ruhigen und gleichmäßigen Herzschlag, wie er das Blut durch Fryrrs Körper pumpte. Er machte ihn los und führte ihn an dem Seil erst hinaus und führte ihn dann hinter sich. Nicht das das Seil unbedingt notwendig gewesen wäre, denn sein Reittier trottete auch ohne Anweisung einfach folgsam hinter ihm her. Am liebsten wäre er sofort einfach weiter geritten, aber er hatte ja dem Schmied seine Knochenrüstung, oder besser was davon noch übrig gewesen war, zur Reparatur überlassen gehabt. Zwar wer der Schaden enorm gewesen, aber in Morrowind gehört das Schmieden und das Reparieren von Knochenrüstungen zu den grundsätzlichen Fähigkeiten eines Schmiedes. Jemand der in einer der dunmerischen Siedlung hier auf Vvardenfell eine Schmiede betrieb, musste so etwas einfach können. Hier im Innern der Insel und entfernt von den kaiserlichen Kolonien, wurden nun einmal keine stählernen oder eisernen Schepperpanzer nachgefragt. Die Dunmer hatten schon immer eher auf die traditionellen, eher leichten und natürlich sehr beweglichen Rüstungen gebaut. Chitin oder halt Knochen waren dafür das Grundmaterial. Vulkanglas war natürlich ebenso beliebt, aber das konnte sich halt nicht jeder leisten. Auch Tarrior verzichtete eher auf einen Panzer aus dem grünen Glas. Erstens weil er eben so teuer war und zweitens weil die Glasrüstung in der Pflege auch unglaublich unpraktisch war. Die gute Eignung für den Kampf konnte man ihr aber natürlich nicht absprechen, denn sie bot erstklassigen Schutz. Er hatte den Knochenharnisch nicht besonders vermisst, seit er sich damals in rauchende Knochenschalen aufgelöst hatte, denn er hatte ja seine Chitin-Rüstung als Ersatz gehabt. Jetzt wo er aber genauer darüber nachdachte, verband er einige Erinnerungen mit der Rüstung. Wenn er sie wiederbekam, wäre das schon wieder ein kleines Stück Glück für ihn.
Er zwängte sich mit Fryrr durch die Gassen der Stadt. Die Leute strömten in Richtung der beiden Brücken auf die andere Seite des Stroms. Er spähte über den Fluss und erkannte, dass wohl gerade die Essensrationen ausgegeben wurden. Zwar behinderte ihn der Strom an Dunmern und Kaiserlichen, aber nach dem die größten Gruppen an ihm vorbei waren, kam er ungleich schneller voran und schlug sich dann endlich in die Gassen. Er passierte einige Abbiegungen und musste mehrmals ausweichen, weil ihm Kisten oder Transporturnen den Weg blockierten, doch schlussendlich kam er endlich zurück auf die Hauptstraße. Die Magier- und die Kriegergilde befanden sich nun zu seiner linken Hand und der Schmied direkt vor ihm. Er band den Guar draußen an einem Pfosten fest. „Gleich wieder da“: flüsterte er dem Tier zu und trat durch die Tür in den Verkaufsraum der Schmiede. Meldor war gerade damit beschäftigt einen eisernen Brustpanzer zu polieren. „Oh ihr seid es. Ihr hatte eure Rüstung doch erst gestern bei mir abgegeben. Ich hatte euch nicht so schnell zurückerwartet“: begrüßte ihn der Schmied. „Ich hatte auch damit gerechnet, dass es etwas länger dauern würde, aber ich werde wohl gleich die Stadt in Richtung Caldera verlassen. Ich sehne mich nach meinem Haus. Doch sagt, wie weit seid ihr mit der Reparatur gekommen?“: erklärte Tarrior sein frühes Erscheinen, doch bei der letzten Frage stahl sich ein breites Lächeln auf das Gesicht des Schmiedes. „Ich hoffe doch ihr wäret auch bereit mir neben den Reparaturkosten auch ein kleines Belohnungsgeld zu zahlen, wenn ich meine Arbeit schnell und zuverlässig erledigt habe. Oder etwa nicht?“: sagte Meldor und zog einen Schmollmund als er Tarriors missbilligendes Gesicht bemerkte. „Noch eine Extra-Belohnung wegen der Schnelligkeit? Da müsste ich die Rüstung aber jetzt schon hier vor mir haben, ansonsten könnt ihr sie euch abschminken“: meinte der Dunmer und sah auf den Bosmer herab. Dieser setzte ein Raubtier-Lächeln auf. Er kramte unter seiner Verkaufstheke und zog mit beiden Händen ein Leinenbündel hervor, das er dann ihm vor die Nase hielt. „Ich hätte nicht gefragt, wenn es nicht so wäre“: sagte er und schlug das Tuch zurück. Tarriors Augen weiteten sich. Die Rüstung sah, bis auf wenige Stellen, so aus, als wäre sie nie kaputt gewesen. „Das muss ein Traum sein, das ist doch vollkommen unmöglich“: stammelte er und verharrte dann mit offenem Mund und weitem Blick.
„Ihr hattet Glück. Diese Rüstung ist eine Spezial-Anfertigung für verdiente Ratsherren gewesen, nicht wahr? Zwar hatte man damals nicht mich mit diesem Auftrag betraut, aber ich habe zugearbeitet und die Bein- und Armschienen gefertigt. Die wiederherzustellen war daher kein Problem für mich gewesen. Die Stiefel und Schulterplatten waren kaum beschädigt gewesen, also waren die auch kein Problem. Der Harnisch hatte mich die meiste Zeit gekostet. Er war schließlich auch am schlimmsten ruiniert. Ich habe die ganze Nacht gesessen um ihn wiederherzustellen, aber sie sehen, dass sich die Mühe gelohnt hat. Einen Helm hattet ihr ja nicht abgegeben. Gesäubert hatte euer Rüstzeug dann aber mein neuer Lehrling. Ich bin heute in den Morgenstunden fertig geworden und bin dann wie ein Stein ins Bett gefallen“: erläuterte der Schmied. Tarrior war wirklich zufrieden. Der Bosmer hatte eine hervorragende Arbeit geleistet. „Diese ganze Mühe hättet ihr euch doch nicht machen müssen...“: setzte Tarrior an, doch der Schmied unterbrach ihn. „Jetzt versucht euch nicht um die Bezahlung zu drücken“: feixte er und lächelte. „Ich ahnte bereits, dass der Auftrag wichtig wäre, deshalb hatte ich mich beeilt. Achso ich hörte von dem, was ihr dort in der Mine getan hattet. Dafür gewähre ich euch natürlich einen kleinen Rabatt. Ein Wunder das ihr es mit dieser dünnen Chitin-Haut überhaupt gegen diese rothwardonischen Hunde geschafft habt“: erzählte ihm der Schmied. „Ich danke ihnen. Es ist eine ausgezeichnete Arbeit geworden. Wie viel wird es mich kosten? Rechnen sie die kleine Schnelligkeitsprämie ein“: kam er wieder auf die Kernfrage zurück. Meldor überlegte einen Moment. Sein Gesicht nahm einen großmütigen Ausdruck an. „Entscheiden sie, was ihnen meine Arbeit wert gewesen ist“: überließ er die Entscheidung Tarrior. Jetzt hatte der Bosmer ihn schon zum zweiten Mal in kürzester Zeit überrascht. Tatsächlich war er von der Leistung überzeugt gewesen, doch kam bei dieser Gelegenheit wieder seine dunkle Seite durch.
Er nahm sich seine Belohnung für die Befreiung der Mine und öffnete den Beutel. Meldors Augen wurden schon in Aussicht einer großzügigen Entlohnung so groß, wie es der prall gefüllte Beutel war. Mit einem gewissen Maß an durchscheinender Freude an der Grausamkeit fischte er zwanzig Draken aus dem Säckchen und legte sie dem Bosmer auf die Theke. „10 Draken für die Reparatur und 10 weitere Draken für die Eile“: sagte er knapp und schnappte sich schnell seine Rüstung, bevor der Bosmer protestieren konnte. Doch der Schmied machte zunächst keine Anstalten dazu. Scheinbar hielt er das für einen schlechten Witz. Erst als Tarrior das Gold wieder verstaute und sich in Richtung Tür umwandte, kam Bewegung in Meldor. „Was soll das hier werden?!“: fragte er mit quiekender Stimme. „Ihr habt mir die Höhe eurer Bezahlung freigestellt“: antwortete er knapp und öffnete die Tür. „Das könnt ihr doch nicht einfach tun! Das ist ja ungeheuerlich. Das widerspricht jeder guten Sitte“: schrie ihm der Waldelf mit überschnappender Stimme hinterher, als er den Laden verließ. „Ihr könnt doch nicht einfach so gehen. Seht mich gefälligst an“: verlangte der Bosmer. Tarrior ignorierte ihn zunächst, verstaute die Rüstung und band Fryrr los. „Ihr habt es mir freigestellt. Ich musste euch nur soviel zahlen, wie ich der Meinung war, das eure Arbeit wert sei“: wies er berechtigterweise jede Schuld von sich. „Aber das ist nicht üblich. Das ist eine Frechheit und eine Beleidigung!“: ließ Meldor verlauten. Tarrior stieg inzwischen auf den Rücken des Guars und tätschelte den großen Kopf des Tieres. „Nein eine Beleidigung wäre es gewesen, wenn ich euch gar nichts bezahlt hätte“: erklärte Tarrior todernst. Irgendwie bereitete ihm das jede Menge Spaß. „Und ob es das war. Das ist absolut sittenwidrig, unerhört, reiner Betrug und einfach unfair“: moserte der Schmied weiter.
Tarrior setzte ein kleines Lächeln auf. „Tut mir leid werter Meister Schmied, aber so ist nun einmal Haus Hlaalu“: sagt es, drückte Fryrr die Stiefel in die Flanken und war im nächsten Moment auch schon weg. Meldor der Schmied blieb in einer Staubwolke zurück. Tarrior, der nun endlich wieder guter Stimmung war, hielt auf das Nordtor von Balmora zu. Er würde es passieren und der Straße weiter in Richtung Norden folgen und dann wäre er in zwei bis drei Stunden in Caldera. Seine Plantage rückte langsam näher. Er konnte es kaum erwarten.
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Waldläufer
Jetzt kam ein weiterer Dremora. Anders als die Dremora vor ihm, führte er einen Knüppel. Mit seiner bereits über dem Kopf ausgeholter Waffe rannte er frontal auf Alexian zu. Alexian parierte den anscheinend ohne Taktik geführten Hieb mit leichtigkeit, musste aber mit entsetzen feststellen, dass der Dremora nicht wie erwartet sofort zurückschlug, sondern denn Rückstoß nutzte. Er ließ seinen Waffenarm in entgegengesetzter Richtung kreisen und machte einen Hieb von unten. Alexian war zu langsam um auf den schnellen Hieb zu reagieren und der Dremora traf ihn am Kinn, worauf ein dumpfer Schmerz durch seinen Schädel fuhr. Alexian geriet ins wanken und spürte, wie ihm der Helm vom Kopf glitt, dann fasste er sich wiede. Eine warme Flüssigkeit lief ihm den Hals herunter lief und der Schmerz an seinem Kinn und in seinem Schädel wurde deutlicher. Doch jetzt war der falsche Moment Schmerzen nachzugeben.
Der Dremora holte mitlerweile zu einem erneuten Hieb aus, diesmal von rechts. Alexian unterschätzte seinen Gegner nicht mehr. Die Dremora vor ihm waren Nichts im vergleich zu den Kampfkünsten des Dritten. Alexian parrierte den Hieb und stach direkt in die Richtung der Brust seines Gegners. Er war überrascht, wie viel Mühe der Stich in gekostet hat. Mit erneutem Entsetzen bemerkte er, dass seine Klinge sich nur ein wenig in die Rüstung gebohrt hatte. So schnell wie möglich ging er wieder in Verteidigungsstellung. "Seine Rüsstung ist zu dick, um mit ein Paar Hieben und Stichen nennenswerten Schaden zu hinterlassen." Der Dremora suchte seinen Blick. "Na, Milchgesicht? War das alles?" Alexian merkte sofort, dass der Dremora ihn provozieren wollte. Auf ihn draufzustürmen kam überhaupt nicht in frage. Erneut sah der Dremora Alexian genau in die Augen. "Tut mir leid wegen deinem Kinn, aber Milchgesichter platzen so leicht!" Dann erkannte Alexian seine Chance. Der Dremora selbst hatte ihn auf seine Idee gebracht: "Er trägt keinen Helm!"
Geändert von Kampfkatze2 (07.05.2010 um 18:12 Uhr)
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Mythos
Westspalte, Caldera, Shenks Schaufel / Halle des Regenten
„Banditen! Warum mussten es auch ausgerechnet Banditen sein? Leidet Vvardenfell nicht schon unter genug anderen Problemen?“: diese und andere Fragen stellte sich Tarrior in den nächsten Augenblicken. Er blickte an sich herab. Blut hob sich vom weißen Chitin seiner Rüstung ab. Er schüttelte den Kopf. Da überrannten schon die Deadra die ganze Insel und trotzallem lungerten noch immer Banditen herum. Er konnte es wirklich nicht fassen. Zu seinen Füßen fanden sich zwei Tote. „Und nicht einmal gepanzert, aber eine riesige Sauerei“: fluchte der Dunmer innerlich. Den einen Halsabschneider, ein Kajhit, hatte er mit der Klinge mehrere Schnitte im Bauchbereich verpasst, was ihm etwas Zeit verschafft hatte. Sein Partner, ein Kaiserlicher, hatte es dann mit einem kleinen Dolch versucht. Tarrior beseitigte dieses Problem, in dem er mit einem Feuerzauber das halbe Gesicht des Menschen weg brannte. Die Katze war geschockt gewesen und hatte eine Lücke offenbart. Mit seinem Langschwert umging er den eisernen Kriegshammer und setzte einen Stich in die Kehle. Das Blut war gespritzt und hatte seinen Brustpanzer von oben bis unten eingesaut. Er hasste so etwas. Er zuckte mit den Schultern und unterzog die Leichen einer kurzen Untersuchung und fand tatsächlich einen kleinen Beutel mit ungefähr 50 Septimen und einigen Edelsteinen. „Keine besonders reichhaltige Beute“: befand er und spuckte auf die Toten. Caldera war am Horizont bereits in Sicht gekommen. Die Diebe waren keinesfalls mutig gewesen, sondern nur abwägend, dass sie ihn so kurz vor der Stadt überfallen hatten. Die Gefahr von der Stadtwache erwischt zu werden, hatten sie wohl in Kauf genommen um sich vor den Deadra zu schützen, denn Tarrior hatte in der Nähe ein Oblivion-Tor entdeckt. Ein Rudel Clanbanne hatte es umschlichen, aber ansonsten war ihm nichts Besonders aufgefallen. Er hatte keine besondere Lust verspürt, dass Tor schließen zu wollen. Seit Cyrodiil war er von diesem Wahnsinn geheilt. „Einmal und nach Möglichkeit sobald nicht wieder“: legte er für sich fest. Sein Zuhause befand sich im Hinterland von Caldera. Dort hinzugelangen, hatte im Moment Priorität. Er schwang sich zurück auf Fryrrs Rücken, der sich während des Kampfes entfernt hatte und ritt wieder in Richtung der kaiserlichen Siedlung. Nach nur einer knappen Viertelstunde hatte er sie dann auch erreicht. Er war überrascht auch hier vor einem Tor zu stehen.
Selbst hier hatte man zwischen den Türmen ein notdürftiges Tor aufgezogen. Er blickte nach links und nach rechts. Die niedrige, eher dekorative, Stadtmauer war erweitert worden. Sie war jetzt etwas höher. Tarrior war sich aber sicher, dass sie vor einem ernst gemeinten Angriff nicht mehr schützen würde, als ein mickriger Holzzaun. Für Caldera war aber der hiesige Statthalter verantwortlich. Er zuckte mit den Schultern. Das ging ihn nichts an. Er hätte Gilluk und die Leute auf seiner Plantage sowieso nicht hierher geschickt, sondern gleich nach Balmora. Das hätte er auch getan, selbst wenn die Verteidigungsanlagen besser ausgebaut gewesen wären bzw., im Falle einer ernsthaften Stadtmauer, überhaupt vorhanden. Die Minenstadt befand sich in einer außergewöhnlich schlechten strategischen Position. Sie lag mitten in einer Ebene, aber eingekeilt zwischen zwei Bergketten im Osten, sowie im Westen. Flüchtlinge konnten nur über die langen Wege nach Norden und Süden fliehen. Der schmale Streifen der Ebenen würde aber schon ausreichen um die Siedlung komplett zu umschließen. Wäre die Stadtmauer selbst hoch genug gewesen um anständig Schutz zu bieten und auch besetzt werden zu können, wären außerdem nicht genug Leute zur Verteidigung da gewesen. Selbst die „Burg“ des Stadthalters war mehr ein Witz, als eine wirkliche Verteidigungsanlage. Die Deadra würden sie in Windeseile erstürmen. Sollten diese Dämonen tatsächlich Maar Gan zerstören, dann die Wächter am Pass überrennen und es somit in die Westspalte schaffen, würde Caldera vermutlich nicht einen Tag überstehen. Die Siedlung würde als erste fallen. Und wenn Tarrior den hiesigen Ratsherr richtig einschätze, dann würde dieser gewiss als erster die Flucht nach Balmora antreten. „Es wäre das Beste, sie würden die Stadt evakuieren und nur die Verteidiger zurücklassen“: fand er, aber die strategischen Planungen sollten andere treffen. Er war ein Ratsherr ohne eigene Stadt, also konnte ihm das getrost egal sein. Seinen Besitz würde er nach Vivec schaffen und seine Leute zunächst nach Balmora. Sollten die Deadra die ausgestorbene Plantage doch ruhig niederbrennen. Wäre diese kleine Evakuierung abgeschlossen, dann hatte er seinen Teil beigetragen. Die kaiserlichen Wachen ließen ihn nach einer kurzen Überprüfung passieren. Sie waren ohnehin eher damit beschäftigt einen großen Karren eines anderen Reisenden zu überprüfen, der offensichtlich lebende Fracht geladen hatte. Riesenratten soweit er das erkennen konnte. Das Wort „Feldverpflegung“ wehte zu ihm hinüber und plötzlich bekam er einen leichten Anfall von Übelkeit, der seinen bisherigen Hunger wie wegwischte. „In Kriegszeiten muss man nun einmal mit dem leben, was man bekommt“: meldete sich sein logischer Verstand. Sein Magen bewertete das jedoch anders. Gewiss mussten es auch für ihn nicht die feinsten Speisen sein, aber Fleisch von Ratten, war für Tarrior in etwa so gut zu essen, wie gegrillter Goblin. Er stieg von Fryrr ab. Diesmal ersparte er es sich, ihn anzubinden. Der Guar würde gewiss nicht einfach verschwinden. Er schluckte den Ekel herunter und verschwand dann in Shenks Schaufel.
Die Herberge lag zum Glück gleich hinter dem Ortseingang. Man kannte ihn hier. Es war erstaunlich. Größtenteils saßen die gleichen Leute wie immer hier, obwohl er einige harte Trinker und Bergmänner vermisste. Der mit den Jahren gealterte Wirt sah von seiner Theke auf, als der Dunmer eintrat. „Sieh einer an, wen uns Hammerfells Winde nach so langer Zeit wieder hergeweht haben“: rief er als Begrüßung quer durch den Raum. Einige Besucher sahen von ihren Würfelspielen und ihren Humpen auf und grölten mehr gezwungen, als wirklich freiwillig eine Begrüßung. Er ging zur Theke. „Mein Gott. Dich habe ich ja schon eine Ewigkeit nicht gesehen“: sagte der Wirt und stellte schnell, aus alter Gewohnheit, eine Flasche Sujamma bereit. Tarrior schüttelte jedoch den Kopf und lehnte dankend ab. Der verwunderte Blick, den Shenk ihm zu warf, entging ihm dabei nicht. „Ich war jetzt einige Zeit in Cyrodiil. Ich habe mehr erlebt, als ich hier in kurzer Zeit erzählen kann“: erklärte er seine lange Abwesenheit. „In Cyrodiil, der kaiserlichen Provinz? Das ist ja ganz schön weit weg. Aber nun gut Vvardenfell ist ja auch der Nordostarsch von Tamriel“: sagte der Wirt und lachte beim letzten Satz. Tarrior schmunzelte nur leicht. Plötzlich fühlte er doch ein gewisses Verlangen nach ein oder zwei Gläschen des einheimischen Alkohols. Glücklicherweise war die Flasche bereits weg, ansonsten wäre er gewiss in Versuchung gekommen. Stattdessen leckte er sich über die Lippen und stellte sich den Geschmack vor. „Es ist gut, das du wieder hier bist. Du glaubst gar nicht, was hier schon für wilde Gerüchte kursierten. Die werden jetzt hoffentlich aufhören“: redete Shenk wieder weiter, als er merkte, dass von seinem Gast wohl kein Wort kommen würde. Der Dunmer unterbrach das gedankliche Trinken und ging auf Shenks Bemerkung ein: „Was sollen denn das für Gerüchte sein?“ Shenk lachte, bevor er zu einer Antwort ansetzte: „Eigentlich eine total verrückte Geschichte. Ich frage mich wirklich, wer sie damals in die Welt gesetzt hat.“ Doch dann wurde der Rothwardone unterbrochen. Ein raues Lachen erschallte neben ihm. Ein Kaiserlicher mit vom Blut unterlaufenen Augen schaute die Beiden an. Ein Lächeln entblößte löchrige Zahnreihen. „Wenn ich mich recht erinnere, warst du es selbst. Du alter Gauner hast dich darüber beklagt, dass dein bester Kunde plötzlich nicht mehr aufgetaucht ist. Dabei ziehst du mir doch jeden Tag meine paar Septime aus der Tasche“: gab der Kaiserliche, scheinbar ein alter Minenarbeiter, von sich. Shenk wurde rot und kratzte sich verlegen am Kopf.
„Nunja ähm. Ich habe nichts weiter als die Vermutung geäußert, das du vielleicht tot bist Tarrior. Das die anderen Betrunkenen hier das als Anlass nehmen um daraus eine Verschwörungsgeschichte zusammen zu basteln, dafür kann ich auch nichts“: versicherte der Rothwardone ihm schnell, das er nur am Rand damit zu tun gehabt hatte. Wieder erschall das raue Lachen. „Dann darauf das der verlorene Sohn zurückgekehrt ist, du alter Gauner“: sagte es und leerte den Humpen in einem Zug. Im nächsten Moment war ein Poltern zu hören. Der Kopf des alten Mannes war auf der Theke gelandet. Schnarchend verharrte der Kaiserliche in einer halb liegenden Position. Tarrior verdrehte die Augen. „Und was ist das nun für eine Geschichte?“: fragte er Shenk, der wohl jetzt erst merkte, dass er noch eine Erläuterung schuldig war. „Also weil du doch solange nicht mehr aufgetaucht warst, hatte sich das Gerücht durchgesetzt, das du vielleicht hops gegangen bist. Und weil dieser Argonier, den du kennst, sich danach auf deiner Plantage eingenistet hat und neben ihm noch andere Argonier und Kajhit in den Tagen und Wochen danach kamen, haben die Leute hier doch ernsthaft geglaubt, dass er dich umgebracht hätte. Genauer gesagt haben die Leute sich ausgemalt, das er dich bei lebendigen Leib gehäutet, getötet, gekocht und dann mit seinen Tiermenschenfreunden, nach einem alten argonischen oder kajhitischen Ritus, gegessen hätte. Und da du die ganze Zeit nicht wieder auftauchtest, verstärkte sich dieses Gerücht mit der Zeit. Denn leider war ein Jugendlicher als Teil einer Mutprobe volltrunkenen zu deiner Plantage getorkelt. Er sollte bei den Kannibalen, die ja jetzt dort leben sollten, ein Fenster einwerfen. Angeblich hatte er dutzende abgehackte Köpfe auf dem Feld herumliegen sehen und war sofort alarmiert hierher zurückgekommen. Es waren aber schlussendliche nur die Kürbisse auf deinen Feldern. In der Nacht warf der Mond nur schwaches Licht. Die Sache war den Gerüchten aber nicht abträglich, eher im Gegenteil. Und dann natürlich begann nur zwei Wochen später der Bau der Mauern“: erzählte Shenk und innerlich wechselten sich bei Tarrior Kopfschütteln und breites Grinsen ab. Nach außen zeigte er bis zum letzten Satz keinerlei Regung. „Was für eine Mauer?“: fragte er. „Interessante Sache. Ich glaube dein Anwesen ist mittlerweile besser gesichert, als die Stadt. Erst war es nur eine einfache, aber hohe Palisade. Dann haben die Tiermenschen und deine dunmerischen Knechte Steine herbei geschleppt und damit die Palisade verstärkt. Zum Schluss wurde das ganze noch verputzt und jetzt wirkt es fast, wie eine kleine Festung“: führte der Wirt aus. Tarrior lächelte. Gilluk hatte sein Anwesen befestigen lassen. Die Bemühungen des Argoniers waren aber umsonst gewesen.
Die Plantage würde geräumt werden. Die Deadra würden vielleicht zunächst nicht hinein kommen, aber sie selbst konnten dann auch nicht mehr entkommen und gewiss würden die Dämonen aus Mehrunes Dagons Reich nicht lange fackeln und so ein kleines Hindernis mit kompromissloser Gewalt ausradieren. Zumindest würde er es so handhaben. Das war die Hammerschlagmethode. Sie ging am schnellsten. Warum sollte man sich lange mit etwas derart unwichtigem aufhalten. Setzte man gleich mehr Gewalt als notwendig ein, dann war es mit einem Schlag weg und man konnte schnell fortfahren. Bei den Gedanken an seine Plantage bemerkte er, dass er schon mehr Zeit vergeudet hatte, als er eigentlich vorgehabt hatte. Schließlich wollte er endlich nach Hause, hatte hier aber noch etwas zu erledigen. „Es scheint wir haben uns verredet Shenk. Es war schön dich nach der Zeit mal wieder zu sehen, aber ich muss hier noch einige Dinge in der Stadt erledigen und dann will ich nichts wie nach Hause“: erklärte Tarrior. Der Rothwardone verzog enttäuscht das Gesicht. „Du willst doch nicht etwa schon gehen? Ich hatte gehofft, du könntest etwas über deine Reise in Cyrodiil erzählen. Schließlich reist man ja nicht mal ebenso von Vvardenfell ins Zentrum des Kaiserreichs. Außerdem habe ich schon so lange nichts von außerhalb gehört. Caldera ist ein richtiges Provinznest - nur Durchreisende und die ständig besoffenen Minenarbeiter. Da dürstet es einen nach jedem Reisebericht“: verlangte der Rothwardone einen Bericht von Tarrior. Der Dunmer wollte sich nicht darauf einlassen: „Shenk du kennst mich jetzt schon eine ganze Weile. Ich sage es dir deshalb im Guten. Ich war jetzt monatelang auf Reisen. Leider war das nur in den seltensten Fällen wirklich angenehm. Ich sehne mich nach meiner Plantage. Ich fühle mich, als könnte ich einen ganzen Tag oder länger in meinem weichen Bett auf dem Anwesen schlafen. Mein Körper verlangt regelrecht danach. Und das Einzige was noch zwischen mir und einem tiefen Schlaf liegt, sind du und die Dinge, die hier in Caldera noch auf mich warten. Und da ich diese Erledigungen nicht verschieben kann, werde ich mich gewiss nicht noch mit dir auseinander setzen. Und wage es ja nicht, jetzt noch ein Wort zu sagen. Ich bin nicht dazu in Stimmung.“ Als Tarrior von dem armen Wirt abließ, war der nicht einmal zu einer Verabschiedung imstande, aber das war auch nicht nötig. Tarrior verließ wortlos die Taverne und wandte sich der Halle des Stadthalters zu.
Der Telvanni hatte dort seine Dagoth-Artefakte für ihn hinterlegt. Womöglich hing der Stadthalter, der selbst ratsintern schon als korrupt bezeichnet wurde, mit Behram Meradanz zusammen. Der Hexer schien sowieso überall seine Finger im Spiel zu haben, da würde ihn so etwas nicht überraschen. Odral Helvi war schon damals wegen seiner dunklen Geschäfte aufgeflogen. Der einzige Grund warum er noch immer Caldera regierte, war eine mehr als großzügige Spende an das Haus, jeden einzelnen Ratsherren und den Tempel und natürlich eine hohe Strafzahlung. Die massive Holztür zu den Hallen war schwer bewacht. Ganze drei Wachen hatten Aufstellung bezogen. Wieder einmal wollte man ihm den Zugang verwehren. „Was ist bloß aus Morrowind geworden? Das ist eine Farce. Jetzt muss sich ein Ratsherr schon behandeln lassen, wie ein gewöhnlicher Krimineller oder vermeintlicher Verräter“: dachte er missgestimmt. Da er die ganze Sache schnell hinter sich haben wollte, hielt er schon seinen Goldbeutel griffbereit. Da trat jemand in einem grünen Wams nach draußen. Er trug cremefarbene Seidenhosen und ein Paar elegante Schuhe. Ein Dunmer wie er auch, bloß ohne Haare. „Ihr seid Tarrior Gildres nehme ich an“: fragte ihn der Dunmer. „Das ist korrekt“: antwortete er. „Dann kommt bitte mit. Ich bin der Majordomus von Stadthalter Hlaalu Odral Helvi. Seid mir gegrüßt“: begrüßte er ihn nun formell und schleuste ihn an den Wachen vorbei. „Verzeiht bitte diese Unannehmlichkeiten, aber bei den ganzen Kultisten, die sich überall einschleichen, kann man nicht vorsichtig genug sein“: entschuldigte er sich für die erhöhte Sicherheit. „Ihr habt mich ja durchgebracht. Ich würde gerne mit eurem Herrn sprechen“: äußerte Tarrior sein Anliegen. Der Majordomus rückte näher an ihn heran. Tarrior fand das unsinnig, denn es war niemand zu sehen, aber der Mann wollte wohl auf nummersicher gehen. „Nein. Mein Herr ist es nicht, zu dem ihr wollt. Ihr kommt doch gewiss wegen eurer Belohnung?“: offenbarte sich der Mann als Diener des Telvannis. „Ah ich sehe ihr seid überrascht. Ich bin euer Kontakt hier. Habt keine Sorge. Ich habe die Kisten weder angerührt, noch hat jemand anders außer mir sie überhaupt gesehen. Ich erfülle meine Aufgaben zuverlässig. Dafür erhalte ich schließlich auch einen großzügigen Lohn“: erklärte sich der Dunmer. Tarrior schalte sich einen Narren: „Natürlich. Behram würde wohl kaum jemanden wie den Ratsherren und Stadthalter für seine Pläne benutzen. Der wäre selbst viel zu einflussreich um ihn kontrollieren zu können. Den Diener im Hintergrund zu manipulieren, wäre viel sicherer und effektiver.“
Sein Gesicht nahm nach der kurzen Überraschung einen gleichgültigen Ausdruck an. „Und wo sind diese Kisten?“: fragte Tarrior. „Folgt mir“: sagte der Majordomus nur und war bereits auf dem Weg. Er selbst folgte direkt hinter ihm. Sie verließen die Haupthalle und gingen in den hinteren Teil der Halle. Sein Führer öffnete eine Tür, hinter der eine Treppe zum Vorschein kam. Der Majordomus entzündete eine Fackel, die in einem Halter an der Wand steckte und benutzte sie um ihren Weg zu erleuchten. Die Treppe führte ins Innere des Hügels, auf dem man die Halle errichtet hatte. Sie erreichten bald ein großes Kellergewölbe, das vollgestellt war mit allen möglichen Dingen. Von Kisten, über Fässer, Weinfässer und große Stapel von Stoffen und Säcken fanden sich hier verschiedenste Güter. Er führte Tarrior durch das Gewölbe, bis sie eine große Tür erreichten. Zwischen den einzelnen Brettern und den beiden Torseiten schien Tageslicht in den Raum. Der Majordomus zog einen großen Schlüssel aus seinem Gewand und schloss das Tor auf. Tarrior hielt derweil die Fackel. „Das hier ist der Vorratskeller. Diese Tore sind der Zugang für die Waren. Wir befinden uns an der Seite des Hügels. Eine kleine Nebenstraße führt wieder in die Innenstadt von Caldera. Draußen wartet ein Fuhrwerk mit zwei Guars, ebenfalls von Meister Meradanz für euch bereitgestellt“: erklärte ihm der Schlossverwalter. „Und wo sind die Kisten?“: wollte er wissen. Der Mann nahm ihm die Fackel aus der Hand und beleuchtete einen Kistenstapel direkt neben dem Tor. Mit roter Farbe wurde ein Skarabäus darauf gemalt. „Ein Dwemer-Symbol. Meister Meradanz verwendet es, um seine Waren zu markieren. Darin findet sich eure geforderte Belohnung. Ihr müsst ja wissen, was es ist. Die Kisten werdet ihr allein auf das Fuhrwerk laden müssen. Ich lasse euch nun allein. Sobald die Kisten diesen Kellerraum hier verlassen, habe ich mit der ganzen Sache nichts mehr zu tun. Und nun entschuldigt mich“: zeigte er ihm die Artefakte und verabschiedete sich dann. Dass er jetzt ganz alleine die ganzen Kisten verladen sollte, passte ihm zwar gar nicht in den Kram, aber er versuchte das Positive dabei zu sehen: Es gab niemanden, der gefährliche Fragen stellen konnte. Glücklicherweise waren die Kisten leichter, als sie zuvor den Eindruck gemacht hatten. Das lag vermutlich daran, dass sie gut durchmischt waren. Es fanden sich ebenso viele schwere handfeste Dagoth-Artefakte und Kultobjekte des Kults des Sechsten Hauses, wie aber auch verschiedenste Unterlagen und Bücher. Manche davon waren hunderte von Jahren alt und stammten noch aus der Zeit, als Haus Dagoth noch ein angesehenes Fürstenhaus gewesen war. Sozusagen befand sich in diesen Kisten alles, was Tarrior von Haus Dagoth nach dem Fall des Roten Berges hatte retten können. Man hatte ihn damit erpresst, aber gewiss würde er sie jetzt nicht einfach aufgeben und die Dinge zerstören, nur um sich größere Sicherheit zu verschaffen. Der Inhalt der Kisten musste gerettet werden, auch wenn das bedeutete, sie nach Vivec in Sicherheit bringen zu müssen.
Nach etwa einer halben Stunde hatten sich die Kisten von dem düsteren Kellerverlies auf das Fuhrwerk verschoben. Er zog eine Plane über die Kisten und sicherte die ganze gestapelte Konstruktion mit Seilen. Als er damit zufrieden war, ließ er den Wagen erst einmal zurück. Die Zug-Guars waren angebunden und konnten sich nicht mit seiner Fracht aus dem Staub machen. Er schloss nur noch die beiden Kellertore und ging dann zurück zu Shenks Schaufel um Fryrr zu holen. Der Guar, der jetzt doch eine ganze Weile allein gewesen war, kam ihm entgegen gelaufen. Tarrior streichelte dem Tier über die breite Schnauze und zog es mit sich zurück zu dem Fuhrwerk. „Ich muss nur noch in die Magiergilde, dann können wir aufbrechen. Es wird nicht lange dauern“: mit diesen Worten spannte er seinen Reit-Guar ebenfalls vor das Gespann und ließ es abermals zurück. Dann wandte er sich in Richtung der örtlichen Magiergilde. Er musste noch ein paar Informationen einholen.
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Legende
Ein kühler, abweisender Ausdruck trat Arranges in die Augen und er zentrierte Energie in seinen Händen. So nun pass gut auf! Heißer Atem schlug ihm entgegen und bevor der Kaiserliche seinen Zauber fertig gewoben hatte, schnappte das Gebiss zu. Der Magier spürte keinen Schmerz, lediglich ein seltsamer Ruck ging durch sein Bewusstsein. Dunkelheit umfing sein Sichtfeld, der Boden schien sich unter seinen Füßen aufzulösen. Es fühlte sich an, als würde Arranges fallen, aber zugleich doch nicht. Was zur Hölle Oblivions ist das... egal was es auch ist mein Zauber wird dieses Ding kennenlernen! Grimmig murmelte Arranges weiter. Er ballte seine Hände zu Fäusten und sogleich fingen sie an zu glühen. So wo bist du nun?! Arranges war sich seiner Situation nicht gewahr. Das Dämmerlicht in den Katakomben war zu dem Zeitpunkt verschwunden, als der Schatten ihn scheinbar verschlang. Auch die Wände, Seulen, alles war irgendwie weg und andererseits doch nicht. Schwarze Konturen auf schwarzem Grund... oder war es nur Einbildung? Arranges wusste nicht gegen wen oder was, geschweige denn in welche Richtung er seinen Zauber richten sollte. Völlig verwirrt starrte er auf das Glimmen, welches seine Hände umrahmte. Warum sehe ich weder Schatten noch sonst irgendwelche Formen? Seine Hände waren nur mehr ein leuchtendes Lichtbündel... Komplett desorientiert ging Arranges noch einige Schritte, bis er seinen Zauber auflöste. Wo bin ich überhaupt? Was ist das, dieser undurchdringliche Schleier? Plötzlich holperte der Boden unter ihm. Arranges schien es, als säße er in einer Kutsche welche über unebenen Boden fuhr. Er fiel, schlug auf, verspürte aber keinen Schmerz. Er fühlte den Aufschlag, konnte aber nicht sagen, dass es merklich weh tat, als ob er auf harte Watte gefallen wäre. In kurzem Abstand wurde Arranges kurz angehoben und durch die Luft geschleudert und schlug dann wieder auf dem seltsamen Boden auf. Außerdem war da noch ein anderes Gereusch. Ein seltsames Rauschen, wie Wellen, die in sehr kurzem Abstand auf Brecher im Hafenbecken liefen, nur zierlicher, laut und mächtig, aber eigentlich eher wie ein Plätschern. Die Erschütterungen und das unnatürlich laute Platschen hörten so abruppt auf, wie sie begonnen hatten. Arranges erhob sich schwankend und schaute sich abermals geistesabwesend nach einer Lichtquelle zur Orientierung um. Er fand nichteinmal ein entferntes Glimmen... So langsam glaube ich, dass ich längst nicht mehr in der Ruine bin, aber wie sollte das gehen? Was war dieser Schatten? ...
Ein Röhren ging auf Arranges nieder wie das plötzliche Beginnen eines Gewitters. Nachdem der ohrenbeteubende Hall verklungen war, hörte Arranges zweimal ein trockenes Knacken, wie als würde man einen trockenen Ast zerbrechen... nach wenigen Augenblicken Stille setzte ein leises Wimmern ein. Da wurde jemand verletzt... Ohne weiter über seine Handlung nach zu denken, stürmte Arranges in die Richtung, aus der das Wimmern kam... aber je weiter er rannte, desto mehr schien es ihm, als würde das Wimmern aus allen Richtungen kommen... das wäre noch gar nicht das Schlimmste gewesen, viel mehr verwirrte den Kaiserlichen, dass sich das Wimmern mit jedem Schritt, den er machte, in ein irres Lachen zu verwandeln schien. Arranges blieb ungläubig stehen und horchte genau hin... und tatsächlich, im flog ein irres, kratziges Lachen entgegen. Dann erschienen vor ihm 2 orangene Punkte in der Dunkelheit.
'STIRB!' Schrie Arranges und konzentrierte mit gekonnter Routine eine große Menge Energie in seinen Hanflächen, welche er blitzschnell auf die zwei kleinen Lichtquellen richtete und die Energie in einem Feuerstrahl entlud. Für die kurze Dauer weniger Sekunden, in denen der Zauber wirkte, breitete sich die Hitze, aber nicht das Licht aus. So... das wäre geschafft... Arranges konnte die beiden Punkte nicht mehr ausmachen und ging davon aus, dass seine Magie wie sonst auch immer alles erledigt hätte. Doch wie er selbstzufrieden vor sich hinschaute und gerade weitergehen wollte, tauchten die selben Punkte vor ihm, vor seinen Füßen auf, als würden sie aus dem Boden auftauchen. Es waren erschreckende Augen eines noch erschreckenderen Gesichtes. Groß und durchsichtig wie Glasperlen, scheinbar hohl und doch gefüllt. Ein Mund tat sich unter den Augen auf. Vor dem Schwarz nur durch ein dreckig dunkles Rot zu erkennen. Er war bis auf zwei Reißzähne leer. Diese beiden Eckzähne jedoch ragten wie zu groß geratene Dolche aus dem oberen Kiefer. Eine Zunge suchte Arranges in dem Rachen vergeblich. Das Gesicht kam ihm nun vom Boden entgegen. Es wuchs zu ihm empor, bis es auf Augenhöhe war und er direkt in die grässlichen Augen dieses Etwas schaute. Sie waren irgendwie unbeweglich, nur dazu gedacht geradeaus zu schauen, aber etwas hinter ihren starren Glaskörpern bewegte sich, wie ein rotes Band, dass man über die Innenseite zog, flackerte immer wieder ein roter Schimmer hinter den Augen. Passend zu den Keuchgereuschen, die der Kaiserliche nun vernahm, öffnete und schloss sich der Mund.
Arranges kam es wie eine Ewigkeit vor, dass er diesem Ding gegenüber stand, in Wirklichkeit waren es nur wenige Sekunden, als er plötzlich eine freundliche Stimme hörte: 'Ihr seid wirklich ein aufsässiger Mensch... darüberhinaus seid ihr auch noch ein unfähiger Magier.'
'Was du nicht sagst!'
'Oh, ein Rüpel seid ihr auch noch... die Respektvolle Rede beherrscht ihr wohl nicht ganz... nunja, man kann nicht alles haben. Dafür sind eure Fähigkeiten höchst interessant, wenn ihr aber weiterhin so stümperhaft damit umgeht ist das verschwendetes Talent.'
'Ich weiss nicht was oder wer du bist, aber ich würde behaupten, dass du der Beschreibung eines Dämons recht nahe kommst!'
'Erkennst du einen Meister nicht, selbst wenn du längst in seine Falle getappt bist?'
Das glaub ich jetzt nicht... Schweißperlen traten Arranges auf die Stirn und seine Gedanken wirbelten wild durcheinander.
'M-M-Meister? Seid ihr es? Es tut mir leid... i-i-ich dachte derlei Tests seien vorbei?'
'Du bist sogar dümmer als ich dachte Menschlein!'
'Bitte Meister, ich bin würdig... ich BIN würdig!'
'Oho, ganz schön große Sprüche, ja dann zeig mal her wie würdig du bist!'
Arranges wollte mit einer Hand einen Zauber weben und mit der anderen zum Schwert greifen, aber weder das eine noch das andere war möglich. Seine Glieder gehorchten ihm nicht mehr. Ungläubig schaute er auf. Der Mund vor ihm verzog sich zu einem wahrhaft ekelhaften Grinsen und gleich darauf platze es aus dem Schatten heraus. Ein krankhaft verzerrtes Lachen. 'Ich werde dich mir einverleiben... besser gesagt hab ich das schon, du bist in mir, du wehrst dich nur noch zu arg...'
'Du wiederlicher Dämon nimm deine Fesseln von mir und kämpfe!'
'Ach, so ist das? Du bist tatsächlich so töricht, einen Dämonen wie mich darum zu bitten gerecht zu kämpfen?' Die Stimme des Dämons hatte inzwischen eine herablassende Art angenommen.
'Nun, wenn du denkst, dass du mir etwas anhaben kannst, versuch doch mich zu brechen... na los ich warte!' Arranges hatte nun begriffen, dass es nicht nur einfach eine Halluzination seines Meisters war, sondern Wirklichkeit, der Dämon hatte ihn isoliert, abgeschnitten von jeglicher natürlicher Realität.
'Es wäre für mich wesentlich einfacher wenn du dich nicht so streuben würdest. Nimm das Geschenk der Finsternis an, leg dich schlafen, das würde dir gut tun. Oder versuche dich zu wehren und geh bei dem Versuch ehlend zu Grunde!'
Mit diesen Worten zerteilte sich die Schwärze um sie herum. Arranges konnte wieder die Katakomben im Halblicht erkennen, aber irgendwie war alles viel zu groß, als wäre es für Riesen gebaut worden. Oder war er etwas geschrumpft. Aber andererseits war auch alles irgendwie zu klein und plötzlich überkam ihn eine unbegründete Platzangst. Er schaute an sich herab und an seinen Füßen vorbei. Ich... schwebe? Unter sich erkannte er das Wasser, welches in den Katakomben stand.
Arranges konnte sich aber keine weiteren Gedanken über das für und wieder machen, denn just in diesem Moment manifestierte sich vor ihm eine Gestalt. Das Bekannte Gesicht schälte sich aus der Luft und unter ihm entstand nach und nach ein Körper. Die Konturen erinnerten an einen Wolf, der aufrecht ging... Allerdings schien die gesamte Kreatur keinen wirklichen Körper zu haben, die ganze Erscheinung war eine große Wolke aus Partikeln, die sich fortwärend bewegten.
'Nun denn, kämpf, wenn dir so viel daran liegt in Qual Abschied von dieser Welt zu nehmen!' Und mit beenden dieser Aussage ging der Dämon zum Angriff über. Arranges indessen fand wieder zur Eigenherrschaft über seinen Körper. Er sah den Hieb nicht kommen, was an der Geschwindigkeit lag, mit der er geführt wurde. der Kaiserliche flog einige Meter durch die Luft und blieb dann liegen. Langsam kam der Dämon näher. 'Na, hast du es dir anders überlegt und verzichtest auf einen Kampf?' Der Dämon kam langsam näher, sich seines Sieges sicher, als hinter ihm eine Spinnendaedra aus dem Boden wuchs. Seh ich wirklich schon besiegt aus? Der Dämon drehte sich überrascht um und wurde schon das Ziel der ersten Blitz- und Frostzauber des Daedras.
'Du musst dir schon was besseres einfallen lassen, vergiss nicht, das hier ist mein Reich!' Und mit einem Wink in Richtung des Daedras zersprang die Kreatur in einer rotgelben Wolke. Dies allerdings verschaffte Aranges Zeit genug um aufzustehen und einen Zauber zu sprechen. Der Dämon drehte sich gerade wieder zu dem Kaiserlichen um, als ihn der gewaltige Feuerball erreichte. Für einen kurzen Moment verschwand die Kreatur in einer Explosion.
'Ist ja lächerlich... ich werde dir zeigen wie das richtig gemacht wird...'
Ein brennender Schmerz durchzuckte Arranges. Es tat für einen Moment so höllisch weh, dass er die Augen zukniff und das Gesicht verzog, als er sie wieder öffnete, sah er erstaunt und zugleich entsetzt, dass zwischen ihm und dem Dämon ein Band pulsierender Energie bestand. Gleichzeitig spürte er, wie seine Muskeln nachließen und er irgendwie immer schwächer wurde, er bekam Atemnot und fiel auf die Knie. Der Dämon kam näher, bis er wenige Schritte vor ihm stand. 'Dieser Kampf war... alles andere als überzeugend würde ich mal meinen. Du hast versagt... aber nicht erst jetzt, du hast in dem Moment versagt, als du die Katakomben betreten hast...' Arranges fühlte wie seine Glieder ihm immer mehr den Dienst versagten. Ich... werde... werde dich vernichten... und wenn es das... Letzte ist... was ich tue! Er riss ungelenk das Schwert aus der Scheide und hielt es zitternd vor sich. 'Oho... eine Silberklinge... die werde ich mal eben entfernen, die könnte mir noch schaden.' Arranges schwang kraftlos das Schwert in die Richtung der Kreatur, aber zum dritten Streich reichte es nicht mehr, er kippte vornüber und sein Geist wurde direkt in einen schwarzen Strudel gezogen.
Arranges hatte den Geschmack von abgestandenem fauligen Wasser im Mund, als er unsanft vom Bauch auf den Rücken gedreht wurde. Verschwommen nahm er ein bekanntes, weibliches Gesicht wahr. Rednaya, die Kaiserliche, die ihn in diese Lage gebracht hatte, redete auf ihn ein, er war aber nicht im Stande zu verstehen was sie sagte, noch konnte er darauf antworten. Dem Ausdruck in ihrem Gesicht allerdings konnte er entnehmen, dass sie sichtlich um ihn besorgt war... was ihn allerdings mehr noch beunruhigte, als dass er keine Ahnung hatte was passiert war, war die Tatsache, dass jemand nur wenig von ihnen entfernt stöhnte... vor Schmerzen stöhnte. Es mussten grausame Qualen sein, die dieser jemand erleiden musste... dann umfing ihn wieder die Ohnmacht.
Arranges blinzelte. Er tat sich schwer die Lieder zu heben, er lag halb sitzend an einem Baum, spürte er doch deutlich knorrige Wurzeln, die ihm am Fuße des Stamms in den Rücken stachen und seine halb sitzende Position relativ unbequem machten. Also gut, ich bin es langsam leid immer öfter so aus einem Kampf mit nicht irdischen Wesen hervor zu gehen... Er wollte sich zur seite drehen, beließ es aber dann bei dem Versuch, da seine komplette linke Seite stark zu schmerzen begann, als er sich kaum mekrlich bewegte. Also gut, verletzungsfrei bin ich jedenfalls nicht aus dem Kampf hervorgegangen... aber auch nicht tot... das spricht mal dafür, dass ich gewonnen habe... Er drehte den Kopf und stellte erfreut fest, dass zumindest sein Nacken unversehrt blieb. Der Himmel war leicht bewölkt. Er lag an einem Baum, der Mitten im Feld stand, etwas weiter entfernt zu seiner Rechten, konnte er ein dichtes Gebüsch ausmachen... zu seiner Linken stand zu seiner Überraschung ein kleines Zelt. Davor war eine Fuerstelle zu sehen, an welcher eine Frau mittleren Alters kniete und das noch kleine Feuer mit einem langen dünnen Stock kontrollierte. Aha, die kenn ich doch... Die Kaiserliche drehte sich zu Arranges um, als sie bemerkte, dass er erwacht war.
Schnell stand sie auf und kam zu ihm, sie ging neben ihm in die Hocke. erst jetzt bemerkte der Magier, dass er außer Unterkleider nichts am Leib trug und bis zur Brust mit einer groben Wolldecke zugedeckt war. Die Kaiserliche lächelte ihn freundlich an und sagte sanft: 'Ihr seid endlich erwacht, was müsst ihr nur durchgemacht haben, während ich einfach davonlief? Aber sagt habt ihr große Schmerzen?' Was ich durchgemacht habe? Junge Frau, das wollt ihr nicht wissen... 'Danke der Nachfrage, aber mir geht es bis auf starke Schmerzen in der linken Seite gut.'
'Das glaube ich gerne. Ich und mein Mann wissen nicht, was ihr gemacht habt, als wir den Illusionisten erschlugen, der euch gefangen hielt. Wir fanden euch nur wenige Meter entfernt im Wasser liegen, ihr habt euch eure eigene Klinge durch die linke Hälfte eures Brustkorbs gejagt... zum Glück haben die Rippen das Schlimmste verhindert, so dass die Schneide eure Lunge nicht beschädigen konnte. Die Klinge hat nur die Haut aufgerissen. Das aber gleich so arg, dass ihr viel Blut verloren habt. Ihr wart sehr schwach, als wir euch da rausgeholt haben. Aber dennoch verdanken wir euch unser Leben. Was für einen Illusionisten? Ich habe mich selbst aufgeschlitzt... ich verstehe gar nichts mehr... 'Nun, ich bin auch immer noch recht müde, aber erklärt doch die Sache mit dem Illusionisten... etwas genauer...'
'Ihr kennt diese Leute nicht? Es sind Fanatiker, es gibt sie nicht oft, aber manche wenige Magier machen es sich zum Ziel, die Illusion bis zur Meisterschaft zu treiben... wir waren alle in gewisser Weise in seiner Welt gefangen... Die Schatten, die mich und meine Leute überfallen haben, die Kreaturen dort unten, das alles waren seine Gedanken. Mein Mann stieß durch Zufall auf den Magier und hat ihn direkt erschlagen. Er muss euch gefangen gehalten haben in einer seiner Illusionen, denn ihr lagt mit dem Gesicht nach unten und der Klinge in eurem Leib Daher der Kraftverlust in dieser Traumwelt... der Dämon, die Zauber, das alles spielte sich nur in meinem Kopf ab... im Wasser. Die Schatten lösten sich auf als der Magier sterbend im seichten Wasser lag. Durch zurufen kam ich wenig später auch zu der Szenerie. Ihr habt für Ablenkung gesorgt und das hat uns geholfen den Zaubernden auszuschalten.'
Interessant... dazu werde ich nochmal jemand genauer befragen müssen denke ich...
'Wo ist mein Rotfuchs?' Fragte Arranges Ernst.
'Er steht dort drüben, er wich kaum von eurer Seite, als er sah wie wir euch aus den Katakomben trugen, ein liebes Tier.'
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Mythos
Westspalte, Caldera, Magiergilde
Tarrior war ein ums andere Mal wieder überrascht, wenn er daran dachte, das eine kleine Siedlung wie Caldera über ihre eigene Magiergilde verfügte, aber es interessierte ihn nicht. Er war nur ein niederrangiges Mitglied. Sollten die hohen Herren die Entscheidungen fällen. Er zahlte seinen Mitgliedsbeitrag und wurde mit dem Tagesgeschäft in Ruhe gelassen. Doch hin und wieder erwies sich die Mitgliedschaft auch zu seinem Vorteil. Es war nämlich einfacher an Informationen über andere Gildenmitglieder heranzukommen. Der Verdacht, der Gilde schaden zu wollen, lag da nicht so nahe. Dass Caldera sich in seiner Abwesenheit verändert hatte, zeigte sich jetzt erneut. Aus dem Fenster des Lagerturms des Gildengebäudes hing plötzlich ein seltsames Banner. Das Symbol auf dem Banner stellte ein Auge mit gekreuzten Schwertern dahinter dar. Das Symbol und der Rand des ansonsten weißen Banners waren blau. In deadrischen Schriftzeichen hatte man unterhalb des Auges einen Sinnspruch eingestickt. „Kampf der Magie durch die Magie“: murmelte Tarrior. Er verschwendete an diese Begebenheit nur einen kurzen Moment, dann betrat er auch schon das Gildengebäude. Die Ansicht im Inneren überraschte ihn jedoch noch mehr. Statt der ansonsten eher biederen und einschläfernden Atmosphäre, die sonst vorherrschte, war alles in emsiger Bewegung. Man hatte mitten im Raum eine große Fläche für Kampfübungen frei geräumt. Und Zielscheiben und Strohpuppen aufgestellt, an denen die Magier eifrig ihre Fähigkeiten trainierten. Er erkannte Rüstungsständer und Waffenständer, die mit Schwertern und Zauberstäben bestückt waren. Auch hier in der Gildenhalle hingen diese seltsamen Banner. Während er noch staunend begriff, dass die ursprüngliche Magiergilde einem militärischen Lager gewichen war, wurde jemand auf ihn aufmerksam. Ein Kaiserlicher in einer stählernen Rüstung, dessen Kopf halb von einer blauen Kapuze verdeckt wurde, kam auf ihn zu. „Seid willkommen. Neue Rekruten können wir immer gebrauchen. Wir haben aber keine Zeit euch noch die Grundbegriffe der Magie zu lehren. Ihr müsst schon über gewisse Fähigkeiten verfügen. Wenn das der Fall ist, könnt ihr euch sofort einschreiben“: begrüßte ihn der Mann in einem militärisch-direkten Tonfall. „Verzeiht, aber was ist das alles hier?“: fragte Tarrior. Jetzt sah der Mann ihn verwirrt an. „Wir sind der magische Widerstand in diesem Krieg. Wir sind diejenigen, die den Deadra ihre dämonischen Hinterteile wegbrennen werden, wir sind Heiler, Verteidiger und Vernichter der deadrischen Magie. Wir sind die Kampfmagier der Magiergilde. Ihr befindet euch hier in einem Stützpunkt der „Liga der magischen Gewalt“. Wir sind für Ost-Vvardenfell zuständig. Von Seyda Neen bis Gnaar Mok sorgen wir dafür, dass die Verteidiger magische Unterstützung bekommen. Aber was wollt ihr hier, wenn ihr das überhaupt nicht wisst?“: erklärte der Kaiserliche, scheinbar ein Kampfmagier höheren Ranges. „Ich suche ein Mitglied der Magiergilde und hatte gehofft die örtlichen Gildenbrüder könnten mir helfen“: erzählte Tarrior ihm sein Begehren.
„Gildenbrüder! Wenn ich das schon höre. Die Magier in dieser Niederlassung sind alles Feiglinge. Ihr findet sie oben. Sie wollen sich nicht an unserer Mission beteiligen. Der Magierrat hätte es nicht einfach freistellen sollen. Jeder Magier hätte verpflichtet werden müssen um gegen die Deadra zu kämpfen. Wie gesagt die Treppe rauf und dort hängen diese Weichlinge herum. Entschuldigt mich, aber ich muss mich um ernsthafte Bewerber kümmern“: zog der Kampfmagier über die örtlichen Gildenbrüder her. Tarrior war das egal. Er war nicht angesprochen worden und er hatte die gewünschte Auskunft erhalten. Sollte der Kaiserliche doch meinen, was er wollte. Tarrior schob sich an dem Trainingsplatz vorbei und begann dann mit dem Aufstieg der Treppe. Tatsächlich fand er oben die eigentlichen Gildenmagier. Doch er konnte seinen Augen nicht trauen, als er einfache Strohlager entdeckte, auf denen sie scheinbar nächtigen mussten. Erstaunt blickte er sich um. Auch mit dem Platz war es nicht weit her. Der Alchemist hatte gerade genug Platz für seine Gerätschaften. Den Rest nahmen Regale mit Zutaten, Büchern und anderen Vorräten ein. Dann gab es noch einen Tisch mit ein paar Stühlen, ansonsten war es das. Den restlichen freien Platz teilten sich acht zusammengepferchte Magier. Tarrior stand mit offenem Mund auf der letzten Stufe. „Das sind ja Bedingungen, die nicht einmal mehr den Armen zuzumuten wären“: fand er. Einem Magier war dies keineswegs angemessen. „Willkommen in der Magiergilde von Caldera. Ich weis das es etwas beengt ist, aber fühlt euch trotzdem so wohl, wie es euch möglich ist“: wurde er begrüßt. Er blickte sich nach dem Sprecher um. Er hatte in seinem Staunen gar nicht gemerkt, dass einer der Magier auf ihn zugekommen war. Er trug eine grüne Robe mit goldenen Stickereien. „Erzählt mir bitte nicht, dass ihr alle hier oben zusammen haust“: brach es aus dem Dunmer heraus. Der Magier, ein grauhaariger Bretone mit Halbglatze, brachte ein verunglücktes Lächeln zu Stande. „Ein trauriger Zustand ich weis. Doch leider haben diese Barbaren da unten, die sich selbst mehr schlecht als recht als Magier bezeichnen, hier jetzt das Sagen“: erklärte ihm der Bretone und schaute mit bösem Blick die Treppe hinab.
„Genau wer sind die eigentlich?“: wollte Tarrior wissen. „Das sind Mitglieder einer dieser sogenannten Ligen. Es fing mit Ausbruch der Krise an. Da schlossen sich einige Kampfmagier freiwillig zu einer Gruppe zusammen um gegen die Deadra zu kämpfen und nannten sich magische Liga. In einigen Provinzen erzielte dieser Kampfverband Erfolge und der Magierrat beschloss die offizielle Gründung besonderer magischer Kampfverbände, neben denen der Legion. Da ganz Tamriel angegriffen wird, hat man das bedrohte Gebiet in mehrere Zonen eingeteilt. Die Kampfmagier wurden dann auf einzelne kleinere Ligen aufgeteilt um diese Gebiete abzudecken. In Ost-Vvardenfell ist die „Liga des brennenden Auges“ und in Süd-Vvardenfell die „Liga des steinernen Drachen“ aktiv. Wir hier sind leider mit der „Liga der magischen Gewalt“ gestraft. Das sind absolute Fanatiker. Seid sich aus unserer Gildenhalle keine Magier ihrer Kampftruppe anschließen wollten, werden wir hier drangsaliert. Die Liga hat sich hier eingenistet, verfügt dass wir unsere Wohnräume räumen und uns dazu gezwungen, hier oben zusammen zu kriechen“: erläuterte der Magier die Zusammenhänge. „Verzeiht. Was ist eigentlich euer Begehr?“: fragte der Mann, als bemerkte, dass er Tarrior die ganze Zeit nur mit seinen eigenen Problemen in den Ohren gelegen hatte. „Mein Name ist Tarrior Gildres. Ich bin ebenfalls ein Gildenbruder. In der Gildenhalle in Balmora kennt man mich. Ich bin auf der Suche nach einem anderen unserer Mitglieder. Aber sagt, wieso lasst ihr euch das hier gefallen“: wollte Tarrior jetzt interessehalber wissen. „Per Gildenedikt können die Ligen frei über das Gildeneigentum verfügen. Sie können zwar die anderen Gildemagier nicht zwangsverpflichten, aber sie ansonsten herumkommandieren, wie sie lustig sind. Diese verflixten Fanatiker. Ihr müsst wissen, dass die Führungsriege dieser Liga aus Leuten besteht, die ihre Familie oder gute Freunde durch die Deadra verloren haben. Die sind nicht ganz bei sich und ordnen ihrer persönlichen Rache alles unter. Die armen Teufel, die sich ihnen anschließen, werden genauso gnadenlos in den Kampf geworfen, wie die Fanatiker es selbst tun. Das muss man ihnen aber auch zugute halten. Diese Kerle kämpfen bis zum letzten Atemzug.“: erklärte der Bretone die missliche Lage.
„Ich bin übrigens der örtliche Gildenführer. Mein Name ist William Normand. Ich vertrete Emelia Duronia. Sie ist zurzeit in Vivec. Was ist das für eine Person, die ihr sucht?“: stellte er sich dann im Anschluss vor. Noch bevor Tarrior eine Antwort auf die Frage geben konnte, polterte eine Stimme hinter ihm los: „Gildenführer das ich nicht lache. Ihr solltet euch schämen, euch überhaupt Magier zu nennen. Die tapferen Kämpfer an der Front werden von der deadrischen Magie bedroht und verfügen selbst nur über geringes magisches Potential. Für jeden Magier der Gilde müsste es eine Selbstverständlichkeit sein, diesem Dämonenabschaum mit der Magie Nirns entgegenzutreten. Also jammert nicht über die Zustände unter denen ihr jetzt lebt. Die Verteidigung Vvardenfells hat Vorrang und damit hat die Ausbildung und Unterbringung unserer Kampfmagier höhere Priorität. Ihr könntet ja auch wieder eure Wohnräume beziehen, sofern ihr endlich vernünftig werdet und uns unterstützen wollt.“ Es war der gleiche Kampfmagier, der ihn schon beim Hereinkommen belästigt hatte. Normand überging die Unterbrechung. Der Kampfmagier wandte sich wieder dem Training einiger junger Magier zu, die dabei waren Trainingspuppen mit Eiszaubern zu spicken. „Ein unangenehmer Zeitgenosse. Sie haben ihn für das Anwerben und das Training neuer Mitglieder hier in der Gildenhalle gelassen. Der Großteil der Liga findet sich nördlich von hier am Pass und bereitet sich wohl darauf vor, die deadrischen Belagerer bei Maar Gan anzugreifen. Er selbst hat schon gesagt, dass er lieber kämpfen wolle, als hier sinnlos herumzusitzen, aber die Wahl hatte er wohl nicht und jetzt nutzt er jede Möglichkeit uns das Leben noch schwerer zu machen, damit er sich selbst besser fühlt. Ich verabscheue diesen Mann“: erzählte Normand ihm von dem Kampfmagier. „Doch nun sagt, wen sucht ihr?“: kam er dann wieder auf die Frage zurück. In diesem Moment fiel Tarrior gerade auf, dass er den Namen gar nicht parat hatte. Wie wild kreisten in seinem Kopf die Gedanken. Er konnte diesen vermaledeiten Namen unmöglich vergessen haben. Seit damals in Chorrol war zwar viel passiert, aber etwas derart Wichtiges konnte ihm doch unmöglich einfach entfallen sein. „Irgendein seltsamer Name war es. Irgendetwas Verrücktes“: überlegte der Dunmer. „Genau jetzt hab ichs“: rief er aus, ihm wurde aber erst einen Moment später klar, das er das laut gesagt hatte.
Der Bretone schaute ihn an, wie einen Verrückten. Tarrior räusperte sich. „Sein Name war mir für einen Moment entfallen. Ich suche einen Nord-Magier namens Jonicus der Verwirrte“: sagte er. „Jonicus? Ja ich erinnere mich. Er gehörte zur Gildensektion in Ald’ruhn. Im Auftrag der Gilde ermittelte ich die Opfer, als die Stadt von Deadra überrannt wurde. Der Nord befand sich zur Zeit des Angriffes nicht in der Stadt. Ich weis zwar nicht, warum ihr ihn sucht, aber ich kann euch leider nicht sagen, wo er sich im Moment aufhält. Als ich ihn das letzte Mal sah sagte er, dass er verfolgt werde, aber wolle nicht mit mir darüber reden. Aber ich wüsste, wen ihr fragen könntet - Alberich Schwarzherz. Er ist ein Deadra-Kundler aus Maar Gan und unterstützt soweit ich weiß, die dortigen Verteidiger. Die Beiden sind miteinander entfernt verwandt und verstehen sich gut. Nur ich weis davon. Wenn euch jemand sagen kann, wo ihr Jonicus findet, dann er“: teilte Normand ihm sein Wissen mit. „Das ist schon eine große Hilfe, habt Dank“: bedankte sich Tarrior. Im nächsten Moment wurde er von der Seite angerempelt. „Hey was soll das?“: fuhr Tarrior den Schubser an. „Was steht ihr auch im Weg rum? Seht ihr nicht, dass ich gerade schwer zu tragen habe?“: polterte ein Altmer zurück, der einen Haufen an verzierten Schalen und ein paar Bücher trug. Die Schalen waren eindeutig dwemerischer Machart. Tarrior machte einen Schritt zur Seite und ließ den Altmer passieren. Dieser begann Bücher und Schalen in ein freies Regal einzuordnen. „Das ist Farandil. Verzeiht ihm bitte seine schlechten Manieren, aber er ist über die derzeitigen Zustände hier ebenso wenig erfreut, wie ich. Er ist kurz vor dem Angriff noch aus Ald’ruhn herausgekommen. Er ist Dwemer-Forscher und musste leider den Großteil seiner Aufzeichnungen und einen Haufen an Artefakten in der Stadt zurücklassen und ist deshalb schon grundsätzlich schlechter Stimmung“: entschuldigte sich der Bretone für das Verhalten des Forschers. Tarrior winkte ab. „Ich muss sowieso aufbrechen. Habt nochmals Dank für eure Hilfe. Gehabt euch wohl“: verabschiedete sich der Dunmer. „Ihr ebenso“: seinerseits auch der Gildenführer. Tarrior verließ die Gildenhalle.
Das große, lange Banner am Turm flatterte im Wind. Er lächelte. Ihm war gerade eine nette Idee gekommen. Nachdem er sich umgeschaut hatte, ob auch niemand in der Nähe war, der ihn beobachten konnte, was glücklicherweise nicht der Fall war, konzentrierte er etwas Magie in seiner rechten Hand. Er hob seine Arm und zielte auf das blau-weiße Banner. Ein kleiner Feuerball entsprang der Handfläche und flog auf das Liga-Symbol der Kampfmagier zu. Augenblick fing der Stoff Feuer und begann langsam Stück für Stück abzubrennen. Tarrior lächelte und kehrte dann der Gildenhalle den Rücken. Er bog wieder in die Seitenstraße ein und machte die Zug-Guars los. Anstatt auf die Fahrerkanzel zu steigen, bestieg er Fryrr. Er drückte seine Stiefel in die Flanken seines Reittieres und es setzte sich in Bewegung. Die anderen beiden Guars mussten somit zwangsweise Folge leisten. Bald zogen alle drei an einem Strang und der Wagen nahm Fahrt auf. Er brachte das Gefährt auf die Hauptstraße und fuhr dann in Richtung Norden aus der Stadt. Hier erwies es sich als leicht zu passieren. Sinnfreierweise hatte man am Nordzugang zur Stadt noch kein Stadttor angebracht, obwohl die Deadra die Stadt aus der Richtung logischerweise zuerst angreifen würden. Aber Tarrior machte sich darüber keine Gedanken. Das brachte nichts.
Ein Stück fuhr er der Straße nach durch die, von blühenden Gräsern und Felsen dominierte, Landschaft. Er passierte die Weggabelung zu den Caldera-Minen, folgte noch ein Stück der Straße und steuerte das Fuhrwerk dann nach links auf die Wiese. Erst holperte es einen Moment, als sie durch die unebene Natur der Westspalte fuhren, doch dann fand er den ebenen Pfad, den er hatte anlegen lassen und der Wagen beruhigte sich wieder. Nur noch vereinzelte Steine ließen die Räder des Wagens kurz abheben und schüttelten ihn durch. Die Kisten waren glücklicherweise sicher verschnürt, ansonsten hätte er bestimmt schon eine von ihnen verloren. Da klares Wetter herrschte, konnte er gut am Horizont seine Plantage erblicken. Dank der neuen Wallanlage war sie kaum mehr zu übersehen. Er presste Fryrr die Stiefel nochmals in die Seiten und erhöhte somit abermals die Geschwindigkeit. Bald wäre er wieder zu Hause und dann konnte ihn nur noch eine Naturgewalt davon abhalten, sich den weichen Kissen seines Bettes zu übereignen.
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Legende
Arranges blickte in die ihm gewisene Richtung und sah sein Pferd. Ihrer beider Blicke trafen sich, als das Tier den Kopf hob. Arranges dachte nichts, er sah nur den Rotfuchs an und ein wohliges Glücksgefühl stieg in ihm auf. Ein leichtes Lächeln trat auf sein Gesicht. 'Ihr besitzt dieses Pferd schon sehr lange?' Fragte die Frau neben ihm. Er wandte ihr den Kopf zu und schaute sie müde an. 'Ja, es war das Erste was ich tat, als ich von zu Hause fortging. Ich ging in den Stall und sah diesen Rotfuchs. Er war damals noch sehr jung, eben wie ich... unerfahren und nichtsahnend. Ich habe mein komplettes Geld zusammengekratzt, musste aber doch noch mit dem Stallmeister handeln. Etwas mehr als 400 Draken war das Tier dem Burschen wert. Ich hätte das Doppelte bezahlt, hätte ich es besessen! Heute allerdings...' Arranges hörte einfach auf zu reden und blickte wieder zu seinem Reittier.
'Ja, was wäre heute?'
Arranges winkte ab und sagte knapp: 'Heute würde ich ihn für keinen Preis der Welt hergeben...'
Die Kaiserliche verstand und erhob sich wieder, um nochmals nach dem Feuer zu sehen. Arranges setzte sich ebenfalls auf, ließ sich aber direkt wieder mit einem gequälten Stöhnen zurücksinken. Verdammt ich muss diese Schmerzen und die Verletzung loswerden... man erwartet mich sicher schon in Skingrad... 'Ihr könnt nicht aufstehen, eure Verletzungen sind noch zu frisch.' Sagte die Kaiserliche.
'Wenn ihr bitte so freundlich wärd, mir mein Gepäck zu bringen?'
'Wozu? Ihr könnt sowieso noch nicht reisen.'
'Tut es einfach.'
Schulterzuckend stand sie auf und ging in das kleine Lagerzelt. Wenig später kam sie wieder. Sie hatte die Satteltaschen und die schier unendlich vielen Säckchen und Täschchen, welche Arranges für gewöhnlich an seinem Gürtel hängen hatte, auf den Armen. Vorsichtig legte sie alles neben ihm nieder. Sie stellte sich neben ihn und stemmte die Fäuste in die Hüften. Mit forschendem Blick schaute sie auf die Dinge und den Kaiserlichen vor ihr. Arranges störte sich nicht an der neugierigen und mutterhaften Art der Frau. Stattdessen begann er, in den Dingen zu wühlen, bis er eine kleine lederne Tasche herauszog, von der ein leises Klirren ausging. Er öffnete die bronzenen Knöpfe und schaute suchend in das Behältnis. Einen Moment später langte er mit der Hand hinein und förderte ein kleines Fläschchen zu Tage. Eine rötlich braune Flüssigkeit schimmerte darin, als er sie hochielt und im Sonnenlicht drehte. Mit zusammengekniffenen Augen schaute er auf die Viole. Er nahm sie wieder runter und platzierte sie auffällig vorsichtig neben sich im Gras. Dann streifte er die Decke bis zur Lende von seinem Oberkörper und schaute an sich herab. Ein dicker Verband lief unterhalb des Brustbeins um seinen Oberkörper. 'Wenn ihr bitte so feundlich wäred, mir die Binden abzunehmen.'
Ein Anflug von Wiederspruch war in ihrem Gesicht deutlich zu erkennen, doch ohne etwas zu sagen kniete sie neben den Magier nieder und begann mit spitzen Fingern behutsam den Verband zu lösen. Es waren einige Lagen und mit jeder weiteren, die die Frau abwickelte, wurde der weißgraue Stoff roter. Schlussendlich kam eine verkrustete Wunde zum Vorschein. Es war kein einfacher Schnitt. Es sah eher so aus, als hätte ihm jemand ein rostiges gezacktes Breitschwert über die linke Seite gezogen. Die Ränder und Hautlappen, welche in der Verkrustung klebten, waren löchrig und stark ausgefranst. Die Wunde war längst trocken und schon im Begriff zu heilen. 'Habt ihr Wasser?' Fragte Arranges.
'Ja, wir haben zwei große Feldflaschen, wartet ich hole sie kurz.' Einen Moment später kam sie zurück und trug eine irdene, rundliche Flasche vor sich, die mit dicken Lederriemen vor Stößen geschütz war. Der Kaiserliche nahm sie mit einem dankenden Blick entgegen und goß langsam, beinahe tröpfelnd das kühle Nass über die rote Kruste. Allmählich löste sie sich. Als sie ganz entfernt war, sah man recht genau, wie die Klinge durch die Haut geschnitten hatte. Wie Arranges erwartet hatte, wurde die Schneide nicht nur einaml zugestoßen. Es sah eher so aus, als hätte die Spitze des Schwerts noch in seinem Fleisch gewühlt und sich gedreht. Arranges gab die Feldflasche zurück und griff nach der kleinen Viole, die er aus seinem Gepäck geholt hatte, öffnete sie und treufelte sie auf die Wunde. Es brannte für einen kurzen Moment, aber dann wich der gesamte Schmerz einem dumpfen, drückenden Gefühl. Als würde jemand einen Peltz auf der Stelle reiben, wo er die Flüssigkeit aufgebracht hatte. Sorgsam verschloss er die Flasche und tat sie zurück in sein Gepäck. Dann stemmte er sich mit den Händen in eine sitzende Position. Der Schmerz war wie weggeblasen. Arrange sverspürte gar nichts. 'Nun gute Frau, ich werde euch in Kürze verlassen.' Ungläubig starrte sie Arranges an, der indessen ganz aufgestanden war und sie nun ebenfallas anschaute. 'Seid ihr sicher, dass ihr schon reiten könnt?'
'Aber ja doch, dieses Elixier ist teuer und eher schwer zu erwerben. Der Preis ist allerdings gerechtfertigt, es nimmt den kompletten Schmerz einer jeden Verletzung und stoppt die eventuell starke Blutung. Nur heilen kann der Trank nicht. Die Wirkung ist auch begrenzt und die Strecke von hier nach Skingrad ist noch recht weit, wenn mich meine Orientierung nicht teuscht, sind wir zwar mitten im Niergendwo, aber dennoch nicht weit nördlich von der Goldstraße entfernt...'
'So in etwa... ich kann euch offensichtlich nicht halten, aber seid versichert, dass euch der Dank mir und meines Mannes ist!'
'Nichts zu danken, ich helfe praktisch immer wenn ich kann.' Dann begann er wortlos damit, seine Kleider anzuziehen und seine Rüstung anzulegen.
'Woher hat ein einfacher Mann wie ihr scheint, ein solch wertvolles Rüstungsstück?' Fragte die Frau, wie sie ihn beobachtete. 'Ein Erbstück meines Vaters.' Sagte Arranges tonlos. Als letztes legte er sich den Umhang um, der alles, was der Kaiserliche am Leib trug, optimal verdeckte. Arranges deutete eine Verbeugung an. 'Ich danke euch für das Lager und für eure Wundversorgung, aber trotz eurer Gastfreundschaft, muss ich euch nun verlassen. Ich wünsche für den weiteren Weg alles Gute!' Wortlos schaute sie dem Kaiserlichen nach als er mit dem Sattel zu seinem Pferd lief, welches ihm schon mit freudig aufgestellten Ohren entgegentrottete. Der Kaiserliech legte den Sattel auf, machte die Satteltaschen daran fest, legte die Trense an und stieg auf. Er schaute nochmal zum Lager und zu der Kaiserlichen. Mit einem letzten Wink gab er seinem Pferd die Sporen und preschte in Richtung Goldstraße davon.
Der Kaiserliche war knapp zwei Tage unterwegs, er ritt auch in der Nacht, als er die Burg von Skingrad sah. Eine Landmarke, wie sie markanter kaum sein könnte, ragte das klobige Gemeuer über das Land hinweg. Es war später Nachmittag, die Reise war eher ereignislos gewesen, als er vor den Osttoren der Stadt stand. Der Himmel war wolkenverhangen und das Licht war eher spärlich, obwohl es noch längst nicht Nacht war. Die Wachen vor dem Tor hatten bereits einige Fackeln entzündet. 'Halt, wer da?' Rief ihm einer der Wächter zu und kam ihm entgegen. Arranges brachte sein Pferd zum Stehen und stieg gemächlich ab. Er blieb bei dem Tier stehen und wartete, bis der Wachmann heran war. 'Ach ihr seits, lange haben wir euch nicht mehr gesehen. Der Hauptmann freute sich schon über einen komischen Kautz weniger in der Stadt... naja, da hat er sich dann wohl einmal mehr geteuscht.'
'Ich bin doch immer wieder für lange Zeit nicht da, da müsste es doch mittlerweile zur Gewohnheit geworden sein.' Sagte Arranges und grinste den Soldaten an. 'Das stimmt und jedes Mal freut sich der Hauptmann aufs Neue, euch möglicherweise das Letzte Mal gesehen zu haben...' Sagte der Wachmann und grinste nun seinerseits. Beide mussten sie lachen. Der Wächter legte Arranges die Hand auf die Schulter. 'Es ist schön euch wieder zu sehen, einer der wenigen vernünftigen Leute, die hier trotz chronischer Abstinenz beinahe wohnen.'
'Es ist auch schön, wieder Gast in Skingrad zu sein.' Sagte Arranges und erwiderte den Gruß seines Gegenüber. 'Nun, ihr könnt eintreten, ich werde sehen, dass euer Rotfuchs ordentlich versorgt wird.'
Mit einem dankenden Blick ging Arranges an dem Wachmann vorbei und trat in die Stadt ein. Zielstrebig machte er sich auf den Weg in den südlichen Teil der Stadt zu einer gewissen dunmerischen Alchimistin. Auf dem Weg dorthin bemerkte er schon, wie die Wirkung der letzten Paar Tropfen des Trankes nachließen.
Der Kaiserliche kam bei dem Haus der Alchimistin an. Noch bevor er um die nächste Ecke bog, hörte er Falanu und eine fremde, männliche Stimme lautstark mieteinander streiten. Irgendwie habe ich so etwas in der Art nicht anders erwartet... jetzt hat sie wenigstens jemand anders an der Backe kleben und ich bin aus dem Schneider. Grinste Arranges innerlich und blieb hinter der Wegbiegung stehen um den etwaigen Sinn oder Grund des Streits herauszhören. 'Ihr seid hier falsch, vielleicht habt ihr euch in der Stadt geirrt, auf jeden Fall kann ich euch nicht weiterhelfen!' Schnautzte Falanu.
'Nein, ich habe Anweisung bei euch nach ihm zu fragen. Er muss bei euch sein. Lasst mich eintreten, damit ich mich vom Gegenteil überzeugen kann!' Herrschte die Männliche Stimme.
'Ich trete euch gleich, wenn ihr euch nicht sofort entfernt!' Raunzte Falanu nun sichtlich genervt.
'Versucht es doch.' Forderte der Mann.
'Wenn ich es nicht schaffe, ist das egal, die Wachen in Skingrad verstehen bei der Störung des Hausfriedens oder Belästigung keinen Spaß... noch weniger Spaß verstehen sie, bei Verletzung oder Bedrohung von Zivilisten... Und noch weniger Spaß haben diese Soldaten dafür übrig, wenn man sie wegen so etwas aus ihrer Pause, ihrem gemütlichen Rundgang oder gar aus ihrem Bett holt... und eines davon wird zutreffen, egal wann ich nach der Wache rufen lasse!'
'Ihr könnt mir den Kaiserlichen doch einfach herholen, dann bin ich auch nach ein paar Worten direkt wieder weg...'
Kaiserlichen? Ich will nicht überheblich sein, aber ich glaube, dass ist jemand, der zu mir will...
'Hier ist kein Kaiserlicher... ihr scheint nichteinmal seinen Namen zu wissen, also was soll das?'
'Sein Name ist Arranges... und jetzt holt ihn doch bitte.'
Die Antwort von Falanu ließ auf sich warten, offensichtlich hatte sie bis jetzt gehofft, dass der Andere nicht von ihrem Arranges sprach.
'Was wollt ihr von ihm?' Fragte sie nun kleinlaut und eher etwas ängstlich.
'Ich will mit ihm reden, das sagte ich doch bereits.' Meinte der Mann, nun die Stimme senkend und mit freundlichem Ton.
'Das glaubt ihr ja wohl selbst nicht, ihr werdet...'
Arranges trat um die Ecke und erhob seine Stimme: 'Lass gut sein, ich bin hier.'
Er sah Falanu in ihrer dunkelblauen Robe mit roten und gelben Stickereien, vor ihr stand ein Rothwardon mit strenger aber nicht unfreundlicher Miene. Sein Oberkörper wurde von einer sehr seltsamen Schuppenlederrüstung bedeckt, während seine Beine nur von Stiefeln mit niedrigem Saum und einer hellgrünen Hose bedeckt wurden. Seine Oberarme waren nackt, genau wie seine Hände. An einem Handgelenk trug er einen Silberreif. Auf dem Kopf saß eine Haube, die eher an einen Barbarenhelm erinnerte. Ein runder Helm, mit abgeflachter Spitze. das Nasenbein wurde durch einen an den Rand des Helms angearbeiteten Schutz verdeckt. Links und rechts waren kurze, nach oben verdrehte Hörner angebracht. Der Nacken wurde von einem Lederschurtz geschützt. Auf dem Rücken prankte ein metallenes breitschwert und im Gürtel, nebst einer kleinen Tasche, die über das Gesäß hing, steckte... ja gibts denn sowas?! Aus einer Lederscheide ragte tatsächlich ein Ebenholzdolch, zumindest war die Färbung des Griffs unverwechselbar. 'Ahh, ihr müsst Arranges sein.' Sagte der Rothwardon dem Kaiserlichen zugewandt.
'So ist es. Arranges Moryn.' Arranges ging auf den Rothwardon zu und deutete vor ihm eine Verbeugung an. 'Aber, wer seid ihr, wenn ich fragen darf?'
'Natürlich, ich bin Arvundez aus Morrowind.' Sagte der Rothwardon und verbeugte sich seinerseits. 'Ein Freund von euch hat mir Informationen zukommen lassen, dass ihr meine Hilfe benötigt, mir wurde gesagt dass ich euch bei Frau Falanu finden könnte, doch wie es scheint, habe ich sie völlig zu Unrecht behelligt.'
'Nun, es sei euch verziehen. In der Tat bin ich ein Gast ihres Geschäfts und wechsle mit ihr des Öfteren Ware und Wort.'
'Oh, nun... es tut mir leid, eure Zeit vergeudet zu haben gute Frau.' Sagte Arvundez zu Falanu gewandt. Sie erwiederte nichts und verfolgte das Gespräch der beiden weiter mit Skepsis und einer Spur von Angst.
'Ihr wolltet mit mir sprechen?' Lenkte Arranges die Aufmerksamkeit des Rothwardonen wieder auf sich.
'Genau, es ging um einen Auftrag, der mit euch im Zusammenhang steht...' Bei diesen Worten weiteten sich die Augen der Dunmerin, sie wollte gerade etwas sagen, aber Arranges bemerkte es früh genug und brachte sie mit einem scharfen Blick zum Schweigen. Sie sah in seine harten Augen und sah dann traurig zu Boden. Der Rothwardon hatte die schnelle stumme Verständigung zu Arranges Missfallen mitbekommen und schaute nun den Kaiserlichen direkt mit einem Blick an, der sagen will: Jetzt sag nichts falsches, diese pikante Information wird sonst den Falschen erreichen und dann hast du ein hässliches Problem.
'Nun, ich würde meinen, dass die Öffenltichkeit nicht gerade der Ort ist, an dem man so etwas bereden könnte. Habt ihr eine Idee, wo man ungestört derlei Dinge bereden könnte?' Sagte der Rothwardon.
'Falanu, wärd ihr bereit mir und meinem Gesprächspartner für kurz Einlass zu gewähren?' Fragte Arranges.
'Ich dürfte dem Gespräch nicht beiwohnen?' Meinte die Dunkelelfe missmutig.
'So leid es mir tut, aber leider muss ich euch das Beisein verwehren.'
'Also gut, tretet ein.' Sie ging zur Seite und machte den Weg in den Verkaufsraum frei.
'Ich danke euch vielmals.' Sagte Arvundez und ging an ihr vorbei. Wortlos folgte ihm Arranges. Als alle in dem gut beleuchteten Raum standen, schob die Alchimistin die Tür zu und sagte mit belegter Stimme: 'Fasst nichts an und beeilt euch.' Dann begab sie sich in die oberen Stockwerke.
'Nun, was wollt ihr?' Fragte Arranges ernst, nachdem er das Schloss am oberen Ende der Treppen klicken hörte.
'Ich bin ein Dieb und Söldner aus Morrowind, ich wurde angeheuert, euch etwas von großem Wert zurück zu holen. Mir wurde nicht verraten, was ich holen oder vielmehr stehlen muss, mir wurde nur gesagt, dass ihr an dem heutigen Tag hier zu finden sein werdet. Deteils bekäme ich dann von euch gesagt.'
'Ja genau, ich brauche ein Buch, das ich leider in einer Festungsruine zurücklassen musste, als ich bedroht wurde und flüchtete. Diese Ruine liegt nordwestlich von Chorrol. Ihr reitet sehr geradlienig von der Stadt aus anch nordwesten, wie der Plan liegt, es müsste auch eine halb verfallen Straße in diese Richtung geben. Wenn das Grün weicht, euch morgens der Fels begrüßt und ihr nur noch den Wind als Begleiter habt, dann schaut aus nach einer tiefen Klamm. Vor dieser Klamm kommt ihr an eine Weggabelung, ihr bleibt auf dem Weg in Richtung der Schlucht. Wenn ihr sie durchquert habt, müsstet ihr vor einem Berg stehen, der geradezu aus dem flach ansteigenden Hochland heraussticht. Auf diesem könnt ihr die Ruine sehen. Sucht in ihr nach einem Buch, welches einen ledernen Einband hat. In dieses Leder ist der Titel Kunst der Schleier eingebrannt.'
'Nun, dies dürfte genügen, ich danke euch und werde von mir hören lassen, wenn ich das Buch habe. Nur noch eine Frage in eigenem Interesse: Mir wurde für diesen Auftrag so viel bezahlt, dass allein die Hälfte, die ich im Vorraus bekam, für den Kauf eines kleinen Gehöfts reichen würde. Jetzt frage ich mich natürlich, was an diesem Folianten so besonderes ist, dass er so viel wert zu sein scheint.'
'Wenn man es euch nicht gesagt hat, werde ich das auch nicht tun, da diese Information für euch tödlich sein könnte. Aber was ich mir logisch erklären könnte wäre die Sache, dass es in dieser Ruine nicht ganz ungefährlich ist.'
'Achwas hört mir mit Geistermärchen aus Burgruinen auf, ich stamme aus Morrowind, dort haben wir daedrische Ruinen, von denen eine so gefärhlich ist, wie ganz Cyrodiil zusammen.'
'Ihr wisst nicht von was ihr redet, ich war in dieser Festung, ich habe gesehen, vor was ihr auf der Hut sein solltet!' Wiedersprach Arranges.
'Nun, ihr sprecht voller Ernst über eine Gefahr, vor der ich mich fürchten sollte, darf ich erfahren, wovor ich mich bestenfalls verbergen muss?' Fragte der Rothwardon.
'Ihr wisst doch sicher was Nekromanten sind? Nun, diese Festung ist voll mit diesen Irren. Dabei sind es keine gewöhnliche skelettrufende Magier, es sind wahrhaft Verrückte, die Kreaturen beschwören, wie ihr sie noch nie gesehen habt. Noch dazu sind es hervorragende Nahkämpfer, die euch mit bloßen Händen in der Luft zerfetzen.'
'Hmm... nun, ihr dürft meiner Erfahrung als Dieb und Krieger vertrauen, wenn ich es nicht schaffe, schafft es keiner!'
'Das will ich hoffen, ich wünsche euch gutes Gelingen.' Sagte Arranges abschließend.
'Auch euch weiterhin Glück auf euren Reisen!'
Damit verließ der Rothwardon das Haus.
Kaum war der Dieb aus dem Raum, verzog Arranges das Gesicht, seiner Kehle entflo ein Schmerzlaut und er griff sich in die linke Seite. Noch ein wenig länger und ich hätte die Schmerzen nicht mehr ignorieren können... Stöhnend taumelte er zur Theke und stützte sich schwer atmend auf dem Holz ab. Einige Minuten verblieb er so, bis er hinter sich Schritte auf der Treppe hörte. Verdammt nicht jetzt... Kaum hatte er das gedacht, stand Falanu neben ihm, mit schreckensweiten Augen starrte sie ihn an und war im Begriff zu schreiben. 'Es geht mir gut, macht euch keine Sorgen!' Sagte Arranges, der verhindern wollte, dass die Dunmerin die Situation jetzt noch unnötig hochschaukelte. 'Aber ihr habt Schmerzen.' Sagte die Dunmerin mit bebender Stimme.
'Ja, das ist eine schon ältere Verletzung!'
'Lasst mal sehen.' Meinte die Dunmerin zweifelsohne sehr besorgt und griff schon mit den Händen nach der seinen, um sie zu lösen und besser sehen zu können, was dem Kaiserlichen da solche Qualen zufügte. 'Nein!' Arranges wich ein wenig zurück und verwehrte ihr so den Zugriff.
'Lasst mich euch doch helfen.' Bedrückung und Trauer schwangen in den Worten von Falanu.
'Ihr könnt mir helfen, indem ihr mir etwas gegen die Schmerzen gebt, ich werde mich dann in der Herberge zur Westebene ausruhen, morgen wird es mir dann schon viel besser gehen!' Sagte Arranges freundlich aber bestimmt.
'Setzt euch erstmal, während ich nach einer Arznei suche.' Arranges ließ sich an der Theke auf den Boden gleiten und starrte mit einer schmerzerfüllten Grimasse vor sich auf den Boden. Falanu ging derweil hinter die Theke und suchte danach, was Arranges verlangte. Kurze Zeit später kniete sie sich neben ihm hin und hielt ihm einen kleinen hölzernen Becher entgegen. 'Trinkt das, es nimmt die Schmerzen und verhindert eine Entzündung.' Dankend nahm Arranges den Becher mit der freien Hand und trank den Inhalt in einem Zug. Es schmeckte nach Wasser, brannte in der Kehle etwas nach, aber sonst merkte Arranges nichts ungewöhnliches an dem Zeug. Es dauerte einige Sekunden, bis die Wirkung einsetzte. Aber anders als bei dem Trank, den er die Tage zuvor auf die Wunde gab, verschwanden hier die Schmerzen einfach, ohne irgendein Nebengefühl oder so etwas, die Schmerzen waren einfach weg, als hätte er nie eine Verletzung gehabt. Doch eins spürte er, er fühlte sich insgesamt irgendwie etwas leichter. Wahrscheinlich eine normale Nebenwirkung eines solch starken Gebräus... naja, jetzt kann ich wenigstens gut schlafen. 'Ich danke euch,' Arranges stand auf und drehte sich zu Falanu, 'Ich wünsche euch eine erholsame Nacht, ich werde mich jetzt auf jeden Fall bald schlafen legen.'
'Schlaft gut.'
Es war das Letzte, was Arranges hörte, bevor er loslief, aber schon nach dem ersten Schritt war sein Gleichgewichtssinn weg, er ruderte mit den Armen und stolperte, aber noch bevor er auf dem Boden aufschlug, war er nicht mehr bei sich und wurde von einer Ohnmacht umfangen.
Der Beschwörer öffnete die Augen und starrte an eine gut gearbeitete Holzdecke Nanu, so gute Zimmermänner kann sich die Westebene sicher nicht leisten, außer ich habe in meiner Abwesenheit etwas verpasst... Er hob den Kopf etwas an um an sich herab zu schauen, aber das was er sah erstaunte und verwirrte ihn am meisten. Was zur Hölle... Diese Fenster kenne ich doch... aber nicht aus der Herberge... Er schaute sich weiter um und stellte unter anderem fest, dass er in einem großen Bett lag, bis auf eine Lendenhose nichts am Leib trug und als er die sehr weiche und edel verzierte Decke hob, musste er zu seinem Missfallen wieder sehen, dass er einen Verband um den gesamten Oberkörper hatte. Ich hab da irgendwie ein blödes Gefühl. Und als sei dieser Gedanke eine Art Eingebung gewesen, drehte er seinen Kopf nach rechts, wo das große Bett weiterging. Verdutzt blickte er auf dunkelblaugraue Haut Oh nein...!? Aber trotz seinem geistigen Wiederstand, folgten seine Augen dem Rückrad der Dunkelelfe, ihre Haut war ohne Makel und so rein und eben wie Seide. Bis zum Becken fuhren seine Augen, welches nur halb von der Decke bedeckt war. Einen Kurzen Moment verweilten seine Augen auf den vollkommenen Rundungen von Falanu, bevor sie nach oben wanderten und ihr zwar zerzaustes, aber makellos schönes hellrotes Haar bewunderten... Eine Welle von Sehnsucht kam in ihm auf. Nein Arranges, das bringt dir nichts, lass es sein! Er konnte den Blick nur schwer abwenden, aber schließlich drehte er seine Kopf in die andere Richtung und verblieb erstmal so. Was hat sie nur getan... und warum? Eigentlich wusste er die Antwirt, wollte sie sich aber nicht eingestehen. Sie hatte ihm ein Betäubungsmittel in den Schmerztrank gemischt, als er bewusstlos war, beförderte sie ihn unter größter Anstrengung in ihr Bett und versorgte die Wunde mit allerlei Elixieren und Tränken... Was sie ihm allerdings verheimlichte, war die Tatsache, dass sie ihn die halbe Nacht lang liebend anschaute und immer wieder zärtlich über sein friedliches Gesicht streichelte. Ein kurzes Rascheln, ein leises Gähnen, nochmals ein Rascheln, dann war das leise Knarren von hölzernen Bodendielen zu hören. Arranges fühlte, wie die Matratze des Bettes einseitig entlastet wurde und sah in dem Fenster ihm gegenüber, das Falanu mit dem Rücken zu ihm stand. Sie zog sich nur ein hellgraues Leinenhemd an und eine dunkelblaue Lendenhose. Das Hemd verdeckte diese beinahe komplett bis zu den Knien. Sie lief um das Bett und wollte gerade die Tür zum Erdgeschoss öffnen, als sie zu ihm schaute und bemerkte, dass er wach war. 'Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich, habt ihr gut geschlafen?' Sie wirkte so glücklich, so zufrieden, er hatte sie nie zuvor so erlebt, sie lächelte ihn an und wartete anscheinend auf eine Antwort. 'Nun, ich habe hervorragend geschlafen, nur kann ich mich leider nicht ganz daran erinnern, dass ich mich zu euch legte.' Meinte Arranges mit klarer Stimme. Ein Schatten der Beleidigung huschte über das Gesicht der Dunkelelfe. Sie ging zu ihm, setzte sich neben ihm auf das Bett und sah ihn ausdruckslos an. Nach einem kurzen Moment begann sie dann zu reden: 'Ihr seid ein Idiot Arranges... ein richtiger Idiot!' Sie nahm mit ihren beiden Händen die seinen und hielt sie fest. 'Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht, ich mischte ein Betäubungsmittel in den Trang gestern. Ich wollte nicht, dass ihr so am Abend auf die Straße geht, ihr hättet vielleicht einen Schwächeanfall bekommen können oder sonst was wäre euch zugestoßen.'
'Auf den Straßen von Skingrad, auf denen mehr Wachen als Bürger herumlaufen?'
'Ich hatte einfach Angst um euch!' Wie beiläufig wischte sie sich eine Träne von der Wange. 'Und weil ihr sowieso nie auf mich gehört hättet, wusste ich mir nicht anders zu helfen. ' Fügte sie hinzu. Arranges sagte nichts bis sie wieder aufstand und gerade gehen wollte. 'Wo sind meine Kleider und der Rest meiner Ausrüstung?'
'Sie liegen dort drüben.' Antwortete sie und wies in die gedachte Richtung.
Wenig später kam Arranges die Treppe zum Verkaufsraum hinunter. Sie stand immer noch in ihrer eher luftigen Kleidung dort und studierte aufmerksam die Titelseite des Rappenkuriers. Als er zu ihr kam, legte sie das Pergament bei Seite und fragte ihn: 'Du musst schon bald wieder weg, stimmts?'
'Ja.' Antwortete er knapp und griff nach dem Rappenkurier. Doch bevor er die Zeitung nehmen konnte, langte Falanu schnell nach ihr und hielt sie hinter sich. 'Was soll das?' Aber statt einer Antwort schaute sie ihn nur fragend an. 'Na los, gib mir die Zeitung.' Verlangte Arranges. 'Nein, ich will nicht, dass ihr sie lest!' Sagte Falanu wieder mit einem Anflug von Sorge und Angst.
'Ich kann mir den Fetzen auch wo anders besorgen, das ändert dann auch nichts.' Sehr zögelich reichte sie ihm das Papier. Eine große Überschrift sprang ihm ins Auge: FREMDARTIGES PORTAL IN DER BUCHT VON NIBEN! Im Artikel darunter war zu lesen, dass sich in der Nacht vor 2 Tagen ein seltsames Portal in der Bucht von Niben aufgetan hatte. Es sei kein Obliviontor, das sei sicher, aber man wisse sonst auch nichts genaueres darüber. Während Arranges den Artikel las, fingen seine Augen vor Interesse an zu leuchten. Der Ausdruck der Dunmerin wich bescheidener Trauer, als er sie anstrahlte. 'Du wirst dir das ansehen wollen?'
'So ist es, es hört sich interessant an und ich bin es leid ständig nur noch durch Höhlen zu stolpern und irgendwelchen Verrückten das Handwerk zu legen...'
Sie kam um die Theke gelaufen und schaute ihm fest in die Augen, dann, noch bevor der Kaiserliche zurückweichen konnte, umarmte sie ihn vorsichtig. Als sie ihn losließ, schaute sie ihn flehend an und sagte: 'Bitte pass auf dich auf... sei kein Dummkopf und lauf lieber, bevor wieder soetwas passiert.' Sie deutete auf seinen linken Brustkorb.
'Ich werde auf mich acht geben!' Versprach Arranges.
'Ich habe dir einige Tränke in dein Gepäck getan, die dich möglicherweise vor solchen Verletzungen in Zukunft schützen können, benutze sie auch.' Meinte sie nur noch mahnend.
'Ich danke euch nochmals, aber jetzt muss ich gehen, bis zu unserem nächsten Treffen.' Sagte Arranges feierlich.
'Ich hoffe bis dahin wird nicht zu viel Zeit vergehen.' Meinte sie sehnsüchtig.
Arranges verließ die Stadt nach einigen Besorgungen und einer Plauderei mit zwei Wachen, die er schon sehr lange kannte und mit denen er gut befreundet war. Er holte sein Pferd und ritt gegen Mittag in Richtung Kaiserstadt.
Geändert von weuze (12.05.2010 um 12:08 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage
Es waren nur noch wenige Minuten gewesen und Tarrior war an seiner Plantage angekommen. Endlich nach so langer Zeit betrat er wieder sein Land. Die Felder waren in gutem Zustand. Den letzten Winter hatten sie offensichtlich gut überstanden. Arbeiter konnte er nur in der Entfernung ausmachen. Die dunmerischen Arbeiter, die er beschäftigte, wurden durch Argonier unterstützt. Scheinbar hatte Gilluk seine eigenen Leute mitgebracht. Der Argonier betrieb eine Plantage noch weiter nördlich, aber schien sich langsam hierher verlagert zu haben. Die Feldarbeiter waren gerade dabei den Boden aufzulockern. Es waren nur wenige. Der Rest musste hinter dem Herrenhaus zu Gange sein. Sein Herrenhaus mit den angeschlossenen Unterkünften und Wirtschaftsgebäuden hatte er im Zentrum seines Besitzes bauen lassen. Die Felder hatte er dann drum herum angelegt. Früher konnte er vom Hof aus, dass gesamte Gelände einsehen. Jetzt versperrte eine hohe Mauer die Sicht. Man hatte sie offensichtlich um sämtliche Gebäude herum errichtet. Was ihm auch sofort ins Auge fiel, war ein im Bau befindlicher Wachturm. Die Arbeiten schienen aber für heute nicht fortgeführt zu werden, zumindest war niemand zu sehen, der weiterbaute. Ein niedriger Torbogen, der von einem Holztor völlig ausgefüllt wurde, tauchte vor ihm auf, als er in das Herz des Komplexes, anders konnte man diese festungsartige Sicherung schon gar nicht mehr bezeichnen, fahren wollte. So war er gezwungen das Fuhrwerk zu stoppen und von Fryrr abzusteigen. „Das sind ja schon cyrodiilische Zustände hier“: dachte Tarrior missmutig, denn dort gab es auch überall Tore, die passiert werden mussten. Manchmal konnte das ziemlich lästig sein. Zumindest war seine Plantage damit abgesichert. Zerstörte Feldfrüchte konnten neu gesät werden und beschädigte Gebäude repariert oder neu gebaut werden, aber diese Mauern würden auch ihre Insassen schützen. Er trat an das Tor heran und ließ seine Faust mehrmals gegen das dicke Holz krachen und trat dann ein Stück zurück, doch das Tor wurde nicht geöffnet. Stattdessen vernahm der Dunmer Stimmen über sich.
Er trat noch einen Schritt zurück und blickte nach oben. Das Licht blendete ihn. Die Sonne hatte zwar ihren Zenit schon überschritten, aber stand noch weit oben. Ihr Licht fiel in seine Augen und hinderte ihn daran mehr zu sehen, als nur ein paar konturlose Umrisse. Dann ertönte eine schnarrende Sprache: „Was ist euer Begehren, Herr Dunmer? Dies ist keine Herberge und wir kaufen hier nichts, wir haben alles was wir brauchen. Habt ihr euch verirrt?“ Tarrior stellte einen erfreulichen Unterschied zu Cyrodiil fest. In der kaiserlichen Provinz waren die Torwachen immer irgendwie schlechter Stimmung gewesen, oder grundsätzlich unfreundlich zu Reisenden. Hier begegnete man ihm zumindest mit gebotenem Respekt. Vermutlich kannten ihn die Leute dort oben nicht, ansonsten hätten sie ihm mit einer Verbeugung das Tor geöffnet und einen roten Teppich ausgerollt. Schließlich gehörte das alles ihm. Natürlich verdiente er allein schon in seiner Funktion als Ratsherr einen gewissen Respekt, aber an dieser Stelle durfte doch wohl der Eigentümerstatus ausreichen. „Nein, ich habe mich nicht verirrt. Ich bin hier genau richtig. Auch wenn dies keine Herberge ist, suche ich hier nämlich Unterkunft. Ich bin Tarrior Gildres und diese Plantage gehört mir“: antwortete er. Er hörte wie scharf Luft eingesaugt wurde. Die beiden Schemen drehten sich einander zu. Jetzt im Seitenprofil konnte er erkennen, das zwei Argonier dort oben waren. Er beschattete die Augen, konnte aber auch dadurch nicht viel mehr erkennen. Eine ganze Weile blieb es still. Einer der Wächter war verschwunden. Dann vernahm er wieder Stimmen. Die eine war die des Wächters, die Andere ihm aber ebenso vertraut. „Das kann doch nicht sein, das will ich sehen“: wehte zu ihm herunter. Im nächsten Augenblick sah er, wie sich drei schattenhafte Silhouetten über die Brüstung der Mauer beugten und ihn ausgiebig musterten. „Ich glaube meine Augen müssen mir einen Streich spielen. Tarrior endlich bist du wieder da!“: rief Gilluk zu ihm herunter. Tarrior nickte. Einige Augenblicke später wurde das Tor geöffnet und sein Freund der Argonier kam heraus gestürzt. Er begrüßte ihn mit wildem Handschütteln. „Ich hatte schon befürchtet, du kämest gar nicht mehr zurück“: tat Gilluk kund. „Ich habe schon von den Gerüchten gehört, die in Caldera kursierten. Aber jetzt bin ich ja da. Es ist schön auch dein Schuppengesicht nach so langer Zeit wieder zu sehen“: gab der Dunmer zurück. Gilluk machte im Bezug auf die Gerüchte eine wegwerfende Hand- besser gesagt Klauenbewegung. Das Tor wurde nun ganz geöffnet und zwei andere Argonier, scheinbar die beiden Wächter, kamen heraus. Tarrior erschrak einen Moment bei ihrem Anblick. Dort wo unter den Lederrüstungen und Helmen, die sie trugen, Schuppenhaut zu sehen war, war diese außerordentlich schlimm vernarbt. Das Auge eines der Beiden war sogar trüb und blind, an der linken Klaue das anderen fehlten zwei Finger. Zusammen mit den Chitin-Speeren, in ihren Händen, machten sie einen wilden und aggressiven Eindruck, doch ihre entstellten Gesichter drückten Freundlichkeit und inneren Frieden aus. „Was...“: hauchte der Dunmer knapp. Gilluk gab ihnen Anweisung das Fuhrwerk herein zu bringen und die Guars mit Wasser und Futter zu versorgen. Ohne irgendeine weitere Aufforderung lehnten sie ihre Waffen an die Mauer und begannen die Anweisung auszuführen. „Was ist mit den beiden passiert? Haben das die Deadra getan?“: fragte Tarrior, der sich erst jetzt von dem plötzlichen Schock erholt hatte. Gilluk schaute traurig. „Nein die Deadra waren das nicht. Das waren schlimmere Dämonen. Leider hatten nicht alle argonischen Sklaven so viel Glück wie ich“: erklärte er bedrückt. „Du meinst, das haben ihnen ihre dunmerischen Besitzer angetan?“: wollte Tarrior fassungslos wissen, obwohl die Antwort bereits auf der Hand lag. Gilluk nickte. „Ein Mitglied von Haus Dres besaß in den Weidenländern eine Eiermine. Für ihn waren Sklaven nichts weiter als gefühllose Dinge. Egal wie sich seine Arbeiter anstrengten, es war dem „Herren“ nie genug. Er sagte sie sollten härter arbeiten, dabei arbeiteten sie schon bis sie vor Erschöpfung einfach umfielen. Wer länger als eine Stunde schlief, wurde mit der Peitsche zurück an die Arbeit getrieben. Manche wachten nie mehr auf. Besonders die Peitsche schien dem Minenbesitzer zugesagt zuhaben. Die Beiden erzählten, dass er oft nur aus Spaß seine Sklaven mit ihr verprügelte, bis die Schuppen, oder das Fell, vor lauter Blut nicht mehr zu sehen gewesen waren. Die Aschländer überfielen eines Tages die Mine. Die Sklaven konnten fliehen. Die Aschländer töteten den Betreiber, weil er sich geweigert hatte ihnen ein Lösegeld zu zahlen. Viele Sklaven starben an den Folgen ihrer Gefangenschaft oder wurden in Molag Amur von Kagouti oder Ajit gefressen. Nur eine handvoll kam in Ebenherz in der argonischen Mission an. Sie hatten Sklavenjäger im Nacken. Jetzt sind sie frei. Sie arbeiteten für mich auf meiner Plantage. Jetzt sind wir hier“: erzählte der Argonier die Geschichte der beiden Entstellten. Tarrior spürte, wie es selbst ihm hochkam.
Er war nun wirklich hart gesotten und fand sogar Spaß am Foltern, aber diese Geschichte rührte selbst in ihm etwas an. „Das ist furchtbar. Aber sie strahlen immer noch Stärke aus und vor allem Menschlichkeit“: stellte der Dunmer beeindruckt fest, denn viele wären seelisch an so einer Tortur zu Grunde gegangen. Er hatte es gesehen. Diejenigen, die damals mit Corprus infiziert wurden, aber zu schwach für den Aufstieg waren, hatten furchtbar gelitten. Oft konnte man nicht erkennen ob zuerst die Auswirkung der Krankheit ihren Verstand vernichtete, oder ob ihr Verstand nicht schon zuvor an den Schmerzen zu Grunde gegangen war. Gleiches traf auch auf die Aschesklaven zu, die man ebenfalls großem psychischem Schmerz, durch die mentale Verbindung zu Dagoth Ur, aussetze. Es war eine Abhärtung und zugleich die Auslese. Wer hierfür zu schwach war, taugte nunmehr nur noch als austauschbarer Soldat. „Ihr Besitzer konnte vielleicht ihre Körper zerstören und ihre Knochen brechen, doch ihren Willen und ihren Geist nicht“: sagte Gilluk und schien dabei sogar stolz. „Apropos. Die Beiden scheinen ja nicht die Einzigen zu sein, die du hierher mitgebracht hast. Was gleich zur nächsten Frage führt, was ihr nämlich hier macht“: wollte Tarrior wissen. „Ein paar habe ich von meiner Plantage mitgebracht, die führt stellvertretend jetzt ein Freund von mir, ein ehemaliger Schamane in Schwarzmarsch. Ich hielt es für besser, wenn wir uns hier verschanzen. Meine Plantage ist noch viel angreifbarer, als deine. Hier können wir uns besser verteidigen und der Fluchtweg in die Sümpfe der Bitterküste ist kurz. Die Anderen kamen freiwillig um dir zu helfen“: erklärte Gilluk. Tarrior schaute ihn verwirrt an. „Sie kamen freiwillig um MIR zu helfen?“: fragte er verständnislos. Der Argonier lächelte und entblößte dabei eine Reihe scharfer Zähne.
„Du magst dich wahrscheinlich nicht mehr im Einzelnen an sie erinnern, aber sie haben nicht vergessen, was du vor ein paar Jahren für sie und die Zwillingsfackel getan hast. Ich war in Ebenherz um weitere Arbeiter in der Argonischen Mission anzuwerben, aber tatsächlich wollten sie dann freiwillig helfen, als sie erfuhren worum es ging. Natürlich Unterkunft und Verpflegung vorausgesetzt, aber das ist hier ja abgesichert“: berichtete Gilluk. Jetzt fiel es Tarrior ein, worauf sein Freund hinaus wollte. Es war damals einige Monate nach dem Fall des Roten Berges gewesen. Er hatte sich in Haus Hlaalu rehabilitiert, musste aber feststellen, dass er sein Anwesen auf dem Odai-Plateau verloren hatte. Dann hatte er diese Plantage hier aufgebaut. Eines Tages kam dann eine Gruppe von zwei Argoniern und einem Kajhit vorbei. Sie sahen ziemlich abgerissen aus. Er hatte nie etwas gegen das Tiervolk gehabt. Die Sklaverei selbst hatte er nie abgelehnt, aber seiner Meinung nach hätte man die Orks versklaven sollen. Das Tiervolk verdiente so etwas nicht. Er hatte dann die Drei auch bei sich aufgenommen. Er erfuhr erst später, dass sie entflohene Sklaven waren. Sie halfen ihm beim Bau und bekamen dafür zu essen, eine Unterkunft und etwas Geld. Dann kamen einige Wochen, nachdem er die Sklaven bei sich untergebracht hatte, Sklavenjäger, die auf der Suche nach ihnen waren. Da die Flüchtigen bisher gut für ihn gearbeitet hatten und er wusste, was sie erwartete, gab er sie als seine Angestellten aus und schickte die Jäger mit seinen schlechtesten Wünschen weg. Tarrior wusste aber, dass es gefährlich war, sie weiter zu beherbergen und organisierte für sie, auf eigene Kosten, einen Transport nach Ebenherz, wo sie wohl in der Argonischen Mission Zuflucht fanden. Nur wenige Tage später wurde er von Ilmeni Dren, der Tochter von Herzog Vedam Dren, nach Vivec eingeladen. Er empfand es als Ehre und dachte es würde um Dinge des Hauses Hlaalu gehen, zu dem sie seine Meinung hören wollte, doch tatsächlich kam er an dem Tag das erste Mal mit der Zwillingsfackel in Berührung. Die junge Frau hatte von seiner Hilfe für die geflohenen Sklaven gehört und bat ihn, der Organisation zu helfen. Er sagte zu. In der Folgezeit versteckte er auf seiner Plantage unzählige ehemalige Sklaven für die Zwillingsfackel, bis zu dessen Rückführung nach Elsweyr oder Schwarzmarsch. Auch beschäftigte er neben Dunmern nun auch Argonier auf seiner Plantage, die nun frei waren, aber nicht mehr nach Schwarzmarsch zurückwollten. Desweiteren unterstützte er die Aktivitäten der Zwillingsfackel finanziell. Die versteckten Sklaven gingen ihm bei der Arbeit zur Hand, das reichte. Eigentlich war er ein Glücksfall für die Sklavenbefreier gewesen, denn niemand verdächtigte ihn, Entflohene zu verstecken. Er galt schließlich als konservativ und das nicht nur für Hlaalu-Verhältnisse. Das war er tatsächlich, aber in der Sklavenfrage war er sehr liberal. Da das aber niemand wusste, war es für die Sklavenjäger ausgeschlossen, dass ein Reaktionär, wie er, Sklaven freiwillig verstecken würde, schließlich war das damals noch strafbar. Es war mehr oder minder Diebstahl. In der Zeit hatte er auch Gilluk kennen gelernt. Dieser war auch ein ehemaliger Sklave, aber schon seit einigen Jahren frei und hatte mit seinen eigenen Mitteln vor eine Plantage aufzubauen und anderen ehemaligen Sklaven eine Arbeit zu geben. So entwickelten sie sich regelrecht parallel zueinander und wurden in der Folge gute Freunde.
„Ich dachte sie wären nach Schwarzmarsch zurückkehrt“: merkte Tarrior auf Gilluks Bericht hin an. „Viele werden schon als Junge aus der Obhut von Mutter Schwarzmarsch entrissen. Sie gewöhnen sich an das Dienen und an die Gebräuche ihrer neuen Zwangsheimat. Sie bleiben dann, wie ich ja übrigens auch, lieber in Morrowind oder kommen früher oder später zurück. Argonische Neuankömmlinge laufen nun einmal zunächst in der Botschaft in Ebenherz auf und viele kennen dich noch und sagen auch, dass es damals bei dir sehr angenehm gewesen sei, nach den Jahren der Knechtschaft“: erzählte der Argonier. Auch hieran erinnerte sich der Dunmer. Viele seiner Schützlinge fragten ständig, ob sie irgendetwas Selbstverständliches tun dürften, wie trinken, wenn sie durstig waren oder sich für einen Moment ausruhen. Bei Manchen saß die Sklaverei noch sehr tief. Dass sie ihm jetzt helfen wollten, seinen Besitz zu verteidigen, zeigte eindeutig, dass seine Landsleute in ihrem Urteil über das Tiervolk irrten. Inzwischen hatten die beiden Wächter das Fuhrwerk auf den Hof gefahren und waren bereits dabei die Torflügel zu schließen. Zusammen mit Gilluk schlenderte er unter dem Torbogen hindurch auf den Hof. Hinter ihm fiel das Tor zu und wurde mit einem schweren Riegel gesichert. „Du kannst ihnen meinen Dank dafür ausdrücken. Ich werde wohl sobald nicht ansprechbar sein. Ich fühle mich, als könnte ich ein Jahr lang schlafen“: sagte Tarrior und wandte sich dann an einen der anderen Argonier, der gerade die Ladung des Fuhrwerks inspizieren wollte. „Die könnt ihr drauflassen. In ein paar Tagen kommt das ganze Zeug eh nach Vivec. Da brauchen wir es nicht abladen“: rief er hinüber. Der Vernarbte nickte und kehrte zusammen mit dem Anderen auf seinen Posten über dem Tor zurück. „Dann berichtest du uns von deiner Reise nehme ich an? Ich meine wenn du wieder auf der Höhe bist.“: fragte Gilluk. Der Dunmer nickte, obwohl er es langsam leid war, jedem erzählen zu müssen, wie sich sein Zwangsaufenthalt in Cyrodiil gestaltet hatte. „Aber ich muss wirklich erst einmal ins Bett. Das Gepäck, das mein Guar geladen hatte, kannst du zunächst einmal ins Haus schaffen lassen. Ich packe es dann später aus. Jetzt schreit vorerst mein Bett nach mir. Ich kann nicht mehr und will auch nicht mehr“: rief er aus, denn er war wirklich hundemüde. Im nächsten Augenblick guckte Gilluk etwas gequält, dann ruinierte er seine Planung: „Es tut mir leid dir das sagen zu müssen, aber ich glaube sofort ins Bett kannst du noch nicht. Dort ist jemand der unbedingt mir dir sprechen möchte.“
Tarrior war nicht gerade glücklich über diese Offenbarung. „Nein, jetzt nicht. Wer auch immer es ist. Nein halt ich will es eigentlich gar nicht wissen. Egal wer es ist, er wird sich gedulden müssen“: entschied er. Doch Gilluk widersprach: „Ich bin mir sicher, dass es nicht warten kann. Es ist eine Dunmer mit langen schwarzen Haaren. Sie kam vor ungefähr ein-einhalb Wochen hier an und verlangte mit dir zu sprechen. Ich hatte ihr erklärt, dass du nicht hier seiest und in absehbarer Zeit vermutlich nicht zurück sein würdest. Das war ihr egal. Sie wollte warten, auch wenn es Wochen dauert. Da sie sich nicht umstimmen ließ, habe ich sie aufgenommen. Sie sagte, sie hätte auch eine anstrengende Reise aus Süd-Morrowind hinter sich. Ich konnte sie somit auch nicht einfach wegschicken.“ Tarrior sah ihn fassungslos an. Gilluk hatte irgendeine Fremde auf seine Plantage gelassen und jetzt war sie in seinem Herrenhaus. Das gefiel ihm gar nicht und das sagte er ihm auch. „Sie hat behauptet, sie kenne dich von früher. Mir sagte sie nichts, aber wir kennen uns ja auch erst seit ein paar Jahren. Da es wirklich wichtig klang, wollte ich sie nicht wegschicken“: rechtfertigte sich der Argonier. „Wer konnte diese Frau sein?“: fragte sich Tarrior. In den Jahren hatte er viele dunkelhaarige Dunmerinnen kennen gelernt. Geschäftspartner, Kriegerrinnen, Priesterrinnen, wichtige Persönlichkeiten der Häuser Hlaalu und Redoran. Da es sehr wichtig schien, kam für Tarrior eigentlich keine andere Möglichkeit in Betracht. „Eine wichtige politische Angelegenheit vielleicht“: dachte er. Im nächsten Moment verwarf er es wieder, denn Spekulationen brachten auch keine Antworten. Der Dunmer seufzte. „Hat sie sich nicht einmal vorgestellt?“: fragte er nun. „Nein sie hat keinen Namen genannt und auch sonst nichts über sich verraten. Sie war nicht sehr gesprächig. Ich hab sie immer nur gesehen, wenn es Essen gab. Ansonsten hat sie sich in deiner Bibliothek verschanzt und liest die ganze Zeit. Manchmal wandert sie auch über die Felder. Sie scheint mir etwas gegen uns Argonier zu haben. Sie fühlte sich ziemlich unwohl, wenn ich mit ihr sprach oder einer meiner Leute. Deinen dunmerischen Angestellten gegenüber zeigte sie sich nicht so abweisend. Außerdem schaute sie mir und den anderen Argoniern ständig auf die Hand- und Fußgelenke und verzog dann missbilligend das Gesicht. Ich glaube, sie ist es gewohnt, uns als Sklaven zu betrachten“: gab Gilluk sein restliches Wissen preis. Die letzte Überlegung schien ihm aber nicht sonderlich zu gefallen. „Dunmer, Süd-Morrowind und Sklaven“: überlegte Tarrior und kam im nächsten Moment zu dem Schluss, das sie aus dem Fürstenhaus Dres stammen könnte. Gleichzeitig fragte er sich jedoch, was Haus Dres von ihm wollen könnte. Dann schoss ihm plötzlich ein anderer Gedanke durch den Köpf, den er mit wildem Kopfschütteln sofort wieder davon jagte. „Nein das kann nicht sein“: dachte er und entschied sich dazu es einfach herauszufinden. Ein geschäftliches Gespräch würde ihn zwar so unvorbereitet treffen, aber eine andere Wahl hatte er auch nicht.
„Wohlan denn. Gilluk, wie gesagt, bring mein Gepäck im Haus unter. Ich kümmere mich später darum“: bekräftigte er seine Anweisung von vorhin noch einmal und schritt dann auf das Haupthaus zu. „Ich statte unserem Gast zunächst einen Besuch ab“: rief er dem Argonier noch zu. Dann verschwand Tarrior durch die Tür in seinem Wohnhaus.
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage
Noch immer konnte er nicht verstehen, welch Wahnsinn Gilluk bewogen hatte, jemand Fremden einfach auf die Plantage zu lassen und hier dann auch noch logieren zu lassen. Jetzt saß diese Frau in seiner Bibliothek. Wer wusste schon, was sie womöglich insgeheim vorhatte. Möglicherweise, überlegte er einen Moment erschrocken, war sie sogar in seinen Privaträumen gewesen und hatte das Skooma oder im schlimmsten Fall die Aschestatue gefunden. „Wer konnte nur diese Frau sein?“: überlegte er immer wieder, als er durch das Haus schritt. Das Esszimmer mit dem großen Tisch hatte er alsbald hinter sich gelassen. Dieser Raum, die großen Lagerräume, die Küche und der Aufenthaltsraum befanden sich genau in der Mitte des Gebäudes. Das Gebäude war recht groß geworden. Man hatte ihn für den Verlust des Odai-Plateaus damals großzügig entschädigt. Zumindest dahingehend hatte der Verlust einen Vorteil für ihn gehabt. Das Herrenhaus dort, war nicht einmal im Ansatz so groß, wie dieses hier. Da er schon damals etwas Geld zur Seite gelegt hatte, mit dem er eigentlich hatte das Anwesen dort ausbauen wollen, hatte er mehr als genug finanzielle Mittel übrig um sich hier etwas zu gönnen. Im rechten Flügel befanden sich die Kammern für die Bediensteten und die einfachen Gästequartiere. Der gesamte linke Flügel war sein Privatbereich. Im Untergeschoss fanden sich die Bibliothek, Quartiere für seine wichtigen Gäste, eine Kammer gefüllt mit haltbaren Vorräten und vor allem Alkohol. Im oberen Stockwerk hatte er dann seine Gemächer, ein Arbeitszimmer, einen Ausstellungsraum und ein Geheimzimmer, dass man über eine Tür erreichte, die hinter einem Wandbehang versteckt lag. Dort hatte er einen kleinen Kultraum eingerichtet. In seiner unglückseligen Vergangenheit hatte er sich dort oft mit Skooma und Alkohol berauscht und dann unter dem Angesicht der Aschestatuen vor sich hin geträumt. Die richtige Mischung aus Skooma, Sujamma und einem verdünnten Gift brachte eine erstaunliche Wirkung. Sein eigentliches Ziel, eine Vision zu bekommen, hatte er allerdings nicht erreicht. Hatte sie diesen Raum gefunden, konnte es Probleme geben. Vorsichtshalber überlegte Tarrior schon, wie er sie am Besten beseitigen konnte. Er hatte inzwischen auch die Bibliothek erreicht. Eine einfache Holztür trennte ihn noch von seinem Gast. Er leckte sich über die Lippen. Seine Muskeln und Nerven spannten sich an. Kein Risiko. Wer auch immer die Frau war und was auch immer sie wollte, sollte sie etwas versuchen, war er bereit. Er konnte seine Waffe innerhalb weniger Augenblicke in der Hand haben. Eine wichtige Erkenntnis war die, dass man eine Frau nie unterschätzen sollte. Telvanni-Hexen hatten ihn lange Zeit zuvor eines Besseren belehrt. Wäre es damals nicht so glimpflich ausgegangen, wäre er heute vermutlich eine hirnlose, wandelnde Leiche. Er war auf alle Eventualitäten vorbereit, zumindest glaubte er das.
Langsam und leise öffnete er die Tür und trat in den Raum. Die Bibliothek war zweigeteilt. Es gab einen annähernd quadratischen Bereich hier vorn, an den ein lang gezogener Bereich dahinter angrenzte. Die Trennung erledigte hier ein Regal, dass er mit einigen alten Keramiken bestückt hatte. Diese hatte er bei Kogoruhn im Aschensand gefunden. Dazwischen finden sich auch noch einige hübsche Schalen aus Vulkanglas, die besonders schön verziert waren. Er hatte sie einstmals in Ald’rhun gekauft. Der vordere Teil war rundherum besetzt mit Bücherregalen. Je zwischen zwei Regalen hing ein Wandteppich und davor stand ein Kerzenhalter. Er wunderte sich das sie brannten, aber dann bemerkte er, dass durch die Fenster kaum noch Licht hineinfiel. Früher hatte er von hier aus einen wunderbaren Ausblick auf seine Felder gehabt, doch jetzt erhob sich dort nur die hohe Mauer und raubte die Sicht. Rechts der Tür an der Wand war ein Unterschrank aufgebaut. Oben auf standen bereits angebrochene Flaschen mit Schnaps und Weinbrand. Im Inneren hatte er sich einige Flaschen Wein und Bier bereitgelegt. Da auf dem Boden einige leere Behältnisse standen, musste sich die Fremde wohl den ein oder anderen Becher Wein genehmigt haben. Im hinteren Teil befand sich, gegenüber dem großen Fenster und damit direkt hinter dem Zwischenregal, eine gepolsterte Sitzecke samt Tisch. Dort saß die Frau. Durch das Regal hindurch konnte er ihren Körper ausmachen. Etwa auf Höhe von ihrem Schoß hielt sie ein Buch. Den Kopf konnte er nicht erkennen. Er schlich nun weiter in den Raum hinein. Auch im hinteren Teil gab es Bücherregale und einen ganz speziellen Schrank. Wenn er das teuerste Möbelstück nennen müsste, neben den verglasten Vitrinen im Ausstellungsraum wohlgemerkt, dann wäre es diese Spezialanfertigung. Es war ein gigantisches Monstrum aus Vvalenwald-Holz und verfügte über 25 gleich große Schubfächer, aufgeteilt auf fünf Reihen zu je fünf Schubladen. Es diente ihm als Archiv für geschäftliche Korrespondenz, Flugblätter, Druckschriften und dergleichen. Einige Pflanzen machten den gediegenen Eindruck des Raumes perfekt. Er schritt um das Regal herum und sah die Dunmer nun direkt an. Er hatte sich auf vieles eingestellt. Er hatte geglaubt auf alles vorbereitet zu sein, doch es erwies sich in genau diesem Moment als furchtbarer Irrtum. Tarrior glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als er der Frau ins Gesicht blickte. Nach all diesen ganzen Jahren, war es als würde er zurück in einen Alptraum schlittern. Es war ihr Gesicht. Es waren die gleichen Gesichtszüge, zwar gealtert, aber eindeutig zu erkennen. Es bestand kein Zweifel, dass sie es sein musste und doch wollte er es nicht wahr haben.
Dieser eine Augenblick, der sich für ihn zu einer Ewigkeit auseinander zog, war so unglaublich surreal. Gefühle kamen in ihm hoch. Es waren verschiedenste Gefühle. Es war eine Mischung, die selbst das Rauschgemisch aus Skooma, Sujamma und Gift in den Schatten stellte. Sein Herz setzte für diesen einen Augenblick aus, nur um in der nächsten Sekunde zu rasen zu beginnen. Ungläubig und mit offenem Mund starrte er Verasa Athram, die Frau, die er einst geliebt hatte, an. Sie hätte in aller Seelenruhe ein Schwert ziehen und es ihm mitten in die Brust rammen können – er wäre nicht fähig gewesen sich zu bewegen. „Das kann einfach nicht sein“: spielte sein Verstand immer noch verrückt. Sie bemerkte ihn erst jetzt. Ihre roten Augen spiegelten auch einen Moment Überraschung wieder, bis sie ihn endgültig erkannt hatte. „Es ist lange her Tarrior“: sagte die Dunmer. Er wich automatisch einige Schritte zurück. Er konnte immer noch nicht begreifen, was hier vor sich ging. Er rieb sich die Augen. „Du bist verwirrt das kann ich gut verstehen“: sprach sie. Ihre Stimme war leise und man sah ihr an, dass ihr dieser Moment sehr unangenehm war. Dass es ihm innerlich genauso ging, bemerkte er, als er sich langsam wieder beruhigte und zurück zu Sinn und Verstand fand. „D-d-duuu-duu-... DU HIER?!“: stieß er als erste eigene Aussage hervor. „Das kann doch nicht wahr sein!“: fügte er hinzu. Verasa schüttelte den Kopf. Einige Strähnen vielen ihr vom Scheitel aus ins Gesicht. Sie strich sie zur Seite und fuhr sich etwas durch die langen, glatten und ungebundenen Haare. „Es ist wahr Tarrior. Du kannst deinen Augen ruhig trauen. Ich bin hier“: antwortete sie. Ihr Blick faszinierte ihn immer noch. Er schloss die Augen. Im nächsten Moment wurde es in ihm eiskalt. Sein Blick verhärtete und sein Gesicht verschloss sich. „Und was führt dich hierher, das du mich nach all dieser langen Zeit mit deiner durchlauchtigen Anwesenheit beglückst?“: fragte er und seine Stimme troff vor Hohn und Feindseligkeit. Er hatte sich nun wieder unter Kontrolle. Der Moment der Überraschung war vorüber und der lang vergrabene Zorn trat zurück an die Oberfläche. „Ich brauche deine Hilfe“: erklärte sie ihre Anwesenheit. Sie schluckte. Tarrior zog die Augenbrauen zusammen. „Ich soll dir also helfen. Du kamst zu mir, weil du meine Hilfe brauchst? Du willst etwas von mir?“: sagte er erst leise und wurde dann immer lauter. „Ja ich brauche dich“: bestätigte sie und senkte den Kopf. Tarrior wandte sich um und schaute aus dem Fenster. Dass er nur die Mauer der Plantage sah, kümmerte ihn nicht. „Du brauchst mich also“: sprach er mehr zu sich selbst, als zu ihr. „Du brauchst mich?! Und jetzt soll ich dir helfen? Soll etwas für dich tun. UND DAS NACH ALLDEM WAS GEWESEN IST?! Was war als ich dich brauchte? Was war damals? WEIST DU EIGENTLICH WAS DU MIR ANGETAN HAST?“: drehte er sich dann um und brüllte sie an. Sie zuckte wie unter Hammerschlägen zusammen, senkte den Kopf und schaute traurig. „Es tut mir leid“: sagte sie knapp und presste ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Tarrior zog die Augenbrauen noch etwas enger zusammen und hatte das Gefühl, dass ihm eine Ader im Kopf platzen würde. Sein Verstand wollte den Körper beruhigen, doch die Gefühle überschwemmten sein gesamtes Bewusstsein und hielten Fleisch und Zunge fest in ihrem Griff. Sein seelischer Damm hatte einen Riss bekommen und der vergrößerte sich – das Wasser wollte hinaus. Es würde von seiner Zunge in Form und Wort gebracht über die Frau hinwegbranden. An Beruhigung war für ihn gar nicht zu denken. Schmerzliche Erinnerungen fluteten seien Geist und rissen alte Wunden wieder auf. Es war der Tag der Abrechnung, wie es schien.
„Es tut dir leid? ES TUT DIR LEID?! Wir haben uns geliebt. Wir wollten zusammen bleiben. Ich hätte alles für dich getan, ich wollte dich sogar heiraten, doch du hast mich zurückgewiesen. Du wolltest nicht. Ich verstand es nicht. Hast du auch nur eine Ahnung davon, wie ich gelitten habe? Ich litt noch monatelang unter dem Schmerz. Keine andere Frau hatte ich je wieder so lieben können wie dich. Eigentlich habe ich überhaupt keine Frau mehr lieben können. Du siehst mich hier allein und kinderlos. Und jahrelang habe ich alles in mir verschlossen, versiegelt auf die Ewigkeit. Ich habe versucht dich zu vergessen und jetzt bist du hier. Du bist hier und es ist wie damals. Es tut dir also leid, dass du mich gequält hast, dass du mich jetzt schon wieder quälst?! Das du überhaupt die Nerven besitzt nach all der Zeit hierher zu kommen und Forderungen an mich zu stellen! Nein dir tut es nicht leid. Mir tut es leid, dass ich dich jemals geliebt habe, Verasa Athram“: trug er ihr in einer Mischung aus Hass, Wut und Trauer vor und klang wie ein Richter, der eine Anklage über seine eigene Frau verlesen musste. Er schaute ihr ins Gesicht und versuchte soviel von seinem greifbaren Hass zu übertragen, wie er konnte. Es war als könnte er die Aufladung in der Luft auf der Haut spüren. Er atmete schnell ein und aus. Seine aschfarbene Haut war nun sehr viel dunkler geworden. Blut pumpte in großer Intensität durch seinen Körper und ließ es in seinen Schläfen und an seinem Hals schmerzhaft pochen. „Du bist ungerecht und das weist du Tarrior“: ergriff sie nun das Wort. Erneut wollte er die Dunmer anfahren, doch diese warf das Buch zur Seite, das sie bisher Halt suchend umklammert hatte und fuhr auf der Stelle hoch. Mit einer harschen Geste schnitt sie ihm das Wort ab. Sie war nun deutlich entschlossener und fuhr in entsprechendem Ton fort: „Du bist ungerecht und so ein verfluchter Idiot Tarrior. Du weist das ich dich auch geliebt habe. Du weist ganz genau, dass es so einfach nicht gewesen ist, dass es auch für mich einen großen Verlust bedeutet hat. Auch mein Schmerz war groß. Du weist mein Vater hätte unsere Verbindung niemals akzeptiert. Ich die Tochter eines angesehenen Ratsherrn des Fürstenhauses Dres vereint mit einem Mitglied von Haus Hlaalu? Du weist so gut wie ich, dass dies damals einfach undenkbar gewesen wäre. Auch heute noch spucken viele Dres auf euch Tarrior. Ihr seid für unser Haus nichts Anderes als Verräter, Thronräuber und Agenten und Sklaven des Kaiserreichs. Mein Vater hätte diese Verbindung nie akzeptieren können. Er hätte seine Stellung im Rat und sein Gesicht verloren. Er hätte mich verstoßen und davon gejagt und vielleicht sogar Schlimmeres. Er hätte womöglich auch dir etwas angetan oder sich selbst. Du weist auch, wie jähzornig und böse er sein konnte. Ich konnte meine Mutter und meine Geschwister nicht mit ihm allein lassen. Ich weis du wärest bereit gewesen deine Heimat Vvardenfell endgültig zu verlassen um mit mir in Tränenstadt zu leben. Eigentlich wäre ich dir sogar überall hin gefolgt, doch ich konnte meine Familie nicht im Stich lassen. Wäre es nur um mich gegangen, ich hätte alles getan, damit wir zusammen sein können, doch was sind wir ohne unsere Familien? Meine Mutter, meine Geschwister und selbst mein grober Vater auch sie liebe ich. Ich habe es dir heute wie damals erklärt. Ich habe unsere Beziehung beendet, weil ich fand es wäre das Beste für uns alle, entgegen meinen Gefühlen.“ Tarrior erinnerte sich daran. Mehr noch fühlte er sich in diese vergangene Zeit zurückversetzt. „Ich wäre bereit gewesen alles für dich aufzugeben. Sollte dein Vater doch sterben und deine Familie mit sich nehmen. Wir wären glücklich gewesen!“: presste er mit lauter Stimme hervor. Er wusste um diese boshaften Silben, die ihm gerade über die Lippen gekommen waren, auch damals hatte er sie gebraucht. Doch er fühlte keine Scham seiner Wortwahl wegen – weder heute noch damals.
Sie erhob wieder ihren Kopf. Einige Tränen rannen ihr aus den Augenwinkeln. „Weist du was mir damals am meisten wehgetan hat? Genau diese Worte. Diese bösen Worte und heute wie vor Jahren mit dieser boshaften, mitleidlosen Kälte, die ich nie in dir vermutet hätte. Zu erfahren, dass du zu solcher Bosheit fähig bist – es war wie ein Schock, wie ein Sprung in Eiswasser“: erzählte sie und presste ihre beiden Handflächen aneinander und führte sie in Richtung ihres Herzens. „Es ist der Schmerz Verasa. Der Schmerz ist nicht warm und freundlich. Er ist glühend heiß und peinigend und verwandelt alles in Eis und erschafft Grausamkeit und Gefühllosigkeit, denn es ist das Einzige was gegen die Qual hilft. Der Schmerz erschafft Kälte Verasa Athram“: warf er ihr entgegen. „Ich heiße jetzt Morvayn“: korrigierte sie ihn scharf, ohne auf seine Aussage einzugehen, fachte die Wut in ihm aber damit nur von neuem an. „Wie nett du hast geheiratet. Vermutlich jemanden den dein Vater ausgesucht hat. Ein reicher Dres mit einem anständigen Kontingent an Khajiit- und Argonier-Sklaven, für den sich du und dein Vater nicht schämen müssen, wie für einen verfluchten Hlaalu-Straßenköter wie mich! Sicher hast du •••• ihn doch schon geehelicht, da hatte ich kaum die Stadtgrenze passiert“: glitt Tarrior mittlerweile in unqualifizierte Beschimpfungen ab. Er wusste tief in sich, dass er ihr unrecht damit tat, aber es half ihm sich besser zu fühlen. Sie blieb ruhiger als er und schaute wieder traurig. „Du irrst dich schon wieder. Nein mein Vater hat ihn nicht ausgesucht. Er ist zwar ein Dres und auch ein Sklavenhändler gewesen, aber einer der freundlichsten und liebevollsten Dunmer, die ich je kennen gelernt hatte. Ich kam lange Zeit nicht über dich hinweg. Ich fand mit ihm erst sechs Jahre später zusammen. Leider starb er sehr bald schon, aber ich behielt seinen Namen“: entgegnete sie ihm. Tarrior, der etwas sagen wollte, brach den Versuch ob dieser Erkenntnis ab. „Es tut mir leid. Ich wollte nicht...“: kam es ihm fast flüsternd über die Lippen. Ihr Blick blieb jedoch weiter vorwurfsvoll auf ihn gerichtet. „Doch du wolltest mich verletzen. Heute wie auch damals schon. Ich habe tagelang geweint und vor allem mich selbst verflucht, als du gegangen warst, denn weist du wie unser Abschied war, wie voller Hass er war? Weist du noch was du gesagt hast? Weist du noch, was du gesagt hast, dass ich mich danach so schuldig fühlte, dass ich mich hatte umbringen wollen? WEIST DU NOCH, was du dann gesagt hast, als du gegangen bist, geflohen bist. Weist du es noch Tarrior?“: klagte sie ihn an. Beim letzten Satz waren ihre Augen wieder voller Tränen. Er dachte zurück. Die Erinnerung lag so klar vor ihm, dass er glaubte es wäre erst vor wenigen Sekunden passiert. Er sah sie und musste sich eingestehen, dass er sich in diesem Moment wirklich vor sich selber ekelte. Er schmeckte Galle auf seiner Zunge. Er hatte diese Erinnerung hinter dem Damm weggeschlossen und in alldem anderen Schmerz ertränkt. Er schluckte und wich ihrem Blick aus. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen.
„WEIST DU ES NOCH?!“: diesmal war sie es die schrie. Er sagte nichts. Die Worte wollten nicht über seine Lippen kommen. Sie schüttelte den Kopf. „Du wolltest mich verletzen und hast es auch geschafft, fast tödlich. Deine Worte könnte ich nie vergessen. Dieser Zorn ich verstehe ihn bis heute nicht. „Krepiere doch du verdammte Dirne, krepiere doch und nimm deine ganze verdammte Sippschaft mit dir“, das hast du damals gesagt. Du hast es nicht vergessen. Du kannst mir nicht einmal ins Gesicht sehen“: sprach sie es aus, doch der anklagende Tonfall war verschwunden. Sie war so emotional aufgewühlt wie während des gesamten Gesprächs nicht, doch klagte sie an dieser Stelle nicht gegen ihn. Es war nur Trauer und unendliche Enttäuschung in ihrer Stimme zu hören. Tarrior konnte sie immer noch nicht ansehen. Lange Zeit standen sie sich so gegenüber und schwiegen sich an. Niemand sagte auch nur ein Wort. Es war so totenstill in dem Raum, das er das Gefühl bekam nicht mehr atmen zu können. Der Damm war gebrochen und es war ausgesprochen, doch statt Erleichterung blieb nur ein bleiernes Gefühl und eine erdrückende Leere in seinem Inneren zurück. Erst Verasas Stimme erfüllte diesen Ort, den er vor diesem Gespräch, nein diesem Streit als wohnlich bezeichnet hatte und der nun kalt und grausam auf ihn wirkte, mit einem leichten Hauch von Wärme. Ihre Stimme die zum Schluss recht brüchig geworden war, hatte sich wieder gefasst und klang fast sanft. „Tarrior ich bin nicht hierher gekommen um diese Sache zu klären. Ich wollte auch keine alten Wunden aufreißen. Es sind so viele Jahre vergangen, ich hatte gehofft wir wären beide darüber hinweg, doch dem ist wohl nicht so. Auch für mich nicht, wie ich gerade festgestellt habe“: redete sie ein auf ihn. Sie machte eine kurze Pause um tief Luft zu holen. „Tarrior ich bin nicht hier um dich um irgendeine kleine und unbedeutende Gefälligkeit zu bitten. Es ist wirklich wichtig und ich weis nicht, an wen ich mich sonst hätte wenden sollen. Es geht um meinen Sohn. Er ist unterwegs nach Vvardenfell um einem Freund beizustehen. Ich mache mir Sorgen um ihn Tarrior. Er ist zwar Matrose auf einem Schiff und längst erwachsen, aber in ganz Morrowind ist es sehr gefährlich geworden und vor allem Vvardenfell ist eine tödliche Gegend. Daedra und Bürgerkrieg und er will in dieses Tollhaus hier hinein. Wir haben uns seit damals nicht gesehen und ich habe dich nie um etwas gebeten und hätte es eigentlich auch nie getan. Mein Sohn hatte, von einer Hafenstadt in der er Halt gemachte hatte, einen Boten mit einer Nachricht zu mir geschickt und mir berichtet was er vorhabe. Ich habe Aetherius und Oblivion in Bewegung gesetzt um hierher zu gelangen. Ich habe in den Ratshallen von Balmora gebettelt um zu erfahren, wo du dich aufhältst und habe hier lange ausgeharrt und auf dich gewartet. Bitte wenn dir unsere Beziehung jemals irgendetwas bedeutet hat finde meinen Sohn und pass bitte auf ihn auf. Womöglich hasst du mich inzwischen, doch bitte erfülle mir diese Bitte und du siehst mich nie wieder“: erklärte sie ihren Aufenthalt.
Tarrior hatte sich inzwischen beruhigt. Die einsetzende Leere hatte inzwischen alles Andere verdrängt. Er stützte sich am Fenster ab. Sein Blick tastete über die Wand, die sich vor ihm in die Höhe streckte und ihn regelrecht zu erschlagen drohte. Verasa sagte zunächst nichts, aber er konnte ihren Blick regelrecht in seinem Rücken bohren fühlen. Er schwieg sich aus und versuchte die aufkommenden Kopfschmerzen zu verdrängen. „Tarrior...?“: fragte sie, klang etwas besorgt. Er stemmte sich vom Fensterbrett hoch. Sein Kopf fühlte sich, als hätte ein Oger ihn für Kampfübungen benutzt. „Ich soll also meine Zeit vergeuden und mein Leben riskieren und das für das Balg dieses Sklavenhändlers, der dich an meiner statt bekommen hat? NEIN! Ich bin gerade erst aus Cyrodiil zurückgekehrt und habe noch hundert andere Dinge, die meiner Aufmerksamkeit bedürfen. Dein Sohn ist mir vollkommen egal, verschwinde von hier“: gab er als Antwort und lehnte ab. Er hatte genug von dieser Unterhaltung. Würde sie noch länger bleiben, würde er sie vermutlich nur noch mehr verletzen. Es war das Beste, wenn sie einfach ging. Er wollte ihr nicht mehr wehtun, doch vermutlich konnte er gar nicht mehr anders. Dort wo einmal Sehnsucht für sie geglüht hatte, da klaffte jetzt nur noch ein schwarzes Loch. Sie sollte besser nach Hause zurückkehren. Sie sagte nichts. Er drehte sich um, um ihr mit seinem Gesicht zu zeigen, dass er es nur gut meinte. Ihr Gesicht machte plötzlich einen nervösen Ausdruck und ihre Augen waren weit in die Ferne gerichtet. Sie schien über etwas sehr intensiv nachzudenken. Dann trat ein entschlossener Ausdruck in ihre Augen. Es wirkte, als hätte sie eine wichtige Entscheidung getroffen.
„Wenn du es nicht für mich oder meinen Sohn tun willst, dann tue es wenigstens für deinen Sohn Tarrior“: sagte sie und schloss dann die Augen.
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Legende
Kaiserstadt -> Bravil
Nachdem Arranges gut 4 Tage beinahe durchgeritten war, sah er endlich die monströse Brücke der Kaiserstadt. Nur wenig später preschte er über den weißen Stein hinauf zum Tor. Bei den Stallungen machte er halt und stieg ab. Sanft tätschelte er den Kopf des schwitzenden Pferdes, er führte es an den Zügeln zu der kleinen Hütte, welche den Stallburschen als Unterkunft diente. Noch bevor er klopfen konnte, kam einer der Knechte um die Ecke gebogen und begrüßte ihn: 'Ah, ihr seids... lange hab ich euch nicht mehr gesehen. Die Versorgung nur für kurz oder gedenkt ihr länger in der Kaiserstadt zu weilen?'
'Nur für ein paar Stunden, ich muss nur einige Dinge besorgen... die Goldstraße wir immer unsicherer und die Wegelagerer immer gerissener, ein Überfall hat mich vor einem halben Tag meiner gesamten Vorräte entledigt.'
'Oh! Na denn...'
Arranges sagte nichts weiter, er drückte dem Jüngling 5 Septime in die Hand und schritt die knapp 100 Meter zum Tor hinauf.
'Einen schönen Tag wünsche ich werter Fremder!' Sagte eine der Wachen und bedeutete ihm stehen zu bleiben.
'Euren Pass bitte.'
Arranges reichte der Wache wortlos seine Papiere und wartete darauf, dass die Wache ihn durchwinkte.
'Gut, habt ihr illegale Waren bei euch?'
Was zur Hölle soll denn diese Frage?! Und warum fragt die Wache überhaupt? Normalerweise wird die Gepäckkontrolle einfach durchgeführt...
'Tut mir leid, wenn ich euch entteuschen muss, aber leider habe ich nichts Verfängliches bei mir.' Antwortete Arranges.
'Nun, wenn das so ist, könnt ihr eintreten. Einen schönen Tag wünsche ich weiterhin!'
'Danke, auch euch noch einen ruhigen Dienst.'
Arranges ging durch die Tore, überquerte den Talosplatz und ging weiter zum Markplatzbezirk. Er sah das große Tor schon, welches den Talosplatz vom Marktplatz trennte und wollte es gerade mit großen Schritte durchschreiten, als er neben sich einen Hühnen in Schwarz bemerkte. Der Fremde schaute zu Arranges und winkte ihn zu sich her. Warum zum Teufel müssen diese Pfeifen immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten auftauchen... Der Fremde war locker zwei Kopf größer als der Nekromant. Er sprach nicht, sondern bedeutete dem Kaiserlichen ihm in eine Seitengasse zu folgen. Erst als sie unbeobachtet schienen, erhob der Fremde, welcher zumindest vom Gesicht her auf einen Rothwardonen schließen ließ, seine Stimme. Wie Donnergrollen hämmerten die Worte des Riesen in den Ohren von Arranges, obwohl der Fremde ganz normal zu sprechen schien: 'Es ist etwas schief gelaufen. Die Nachricht, der Zerstörung des Klosters hat mit Bestätigung die Kaiserstadt und die Regierung erreicht. Wir wissen nicht, wie das passieren konnte oder was die Mönche den Leuten im Rat erzählt haben, jedenfalls scheint der Rat ganz und gar nicht begeistert davon zu sein, dass man den Bund im Kloster vom Antliz der Erde getilgt hat. Weiters scheint es eine Beschreibung zu geben von den Leuten die an dieser... Aufräumaktion... beteiligt waren. Dazu zählt auch ihr. Das erklärt vielleicht das seltsame Verhalten der Wache am Tor! Jedenfalls solltet ihr die Kaiserstadt so schnell wie möglich verlassen, egal was ihr hier holen wolltet, macht dass ihr hier wegkommt! Außerhalb der Mauern wurden noch keine Befehle gegeben, deswegen seid ihr in anderen Städten noch sicher. Die Gathering wird intern alles regeln, aber die Verhandlung und die Bestechungen laufen noch, beziehungsweise befinde sich noch in der Vorbereitung. Eure Schulung wird bis auf weiteres unterbrochen und der Meister will euch mitteilen lassen, dass ihr für die nächsten Wochen am besten untertauchen solltet, denn aus dem Gefängnis kann er euch nicht holen...'
Hmm... das bedeutet, dass ich für eine weile frei sein werde, der Gedanke ist durchaus verlockend, andererseits fehlen mir dann wichtige Informationen und ich bin vom aktuellen Nachrichtenfluss abgeschnitten... naja egal, das ist es mir wert!
'Ich danke euch für die Mitteilung, ich werde mich sofort aus der Stadt entfernen. Entrichtet dem Meister meine Grüße und meinen Dank. Bis auf weiteres!'
'Die Gathering möge euch beschützen, solange wir es nicht tun!' Und wieder war der Informant einfach verschwunden, in Luft aufgelöst. Arranges schaute nocheinmal suchend in die Gasse, bevor er sich dann auf den Rückweg zum Stadttor machte.
Als Arranges das Stadttor durchtrat, sah er im Augenwinkel auf der rechten Seite plötzlich nicht nur eine Wache stehen, sondern 4 und auf der anderen Seite eine Wache und einen Kommandanten. Ich hoffe die sind nur zum Tratsch hier rausgekommen... Doch kaum war er einige Schritte gelaufen, hörte er die Stimme des Kommandanten im Nacken: 'HALT! Im Namen des Kaisers befehle ich euch, bleibt sofort stehen!' Wieso wusste ich dass so etwas in der Art kommen würde...
Arranges blieb stehen und wartete ab.
'Legt eure Waffe, die Silberklinge, langsam auf den Boden und dreht euch um, aber keine hastige Zuckungen, sonst Seid ihr nicht mehr lange!'
Arranges tat wie ihm geheißen. Er zog langsam das Schwert, legte es auf den Boden und drehte sich langsam zum Tor hin um. Er erblickte vor dem Tor alle Legionäre mit gezogenen Waffen und vor ihnen der Kommandant.
'Damit hast du wohl nicht gerechnet, denkst wohl du kannst hier hereinspazieren und wir sind zu dämlich es zu merken? Du hälst vermutlich auch jeden anderen außer dir selbst für den größten Trottel... aber jetzt wird abgrechnet! Perraies, nimm das Schwein fest!'
Einer der Legionäre trat vor und kam auf Arranges zu. Er zog einen kurzen Strick mit metallenen Reifen an den Enden hervor. Doch bevor der Soldat näher als zwei Schritte kommen konnte, hatte Arranges einen Spruch auf den Lippen. Der Legionär wusste nicht wie ihm geschah, sein Schild schien sich selbstständig zu machen, wie von Geisterhand wurde es ihm entrissen und schwebte kurz durch die Luft, bevor es mit einem lauten Scheppern auf dem Kopf des Mannes landete. Bewusstlos sank der Kaiserliche zu Boden. Das Staunen im Gesicht des Kommandanten währte nur kurz, dann brüllte er: 'Ergreift ihn, ob tot oder lebendig ist egal, Hauptsache diese Kreatur belästigt nicht länger das Land mit ihrer Existenz!' Doch keiner der Soldaten traute sich Arranges anzugreifen. Nach kurzem Zögern rannte der Kommandant alleine los, aber auch er kam nicht bis zu Arranges, vor ihm stemmte sich ein Feueratronach aus einem nicht vorhandenen Loch im Boden. Die glühende Gestalt blockierte den Weg. Der Kommandant tat ein paar zögerliche Schläge, konnte gegen den Atronach aber nichts ausrichten, die anderen Soldaten waren starr vor Entsetzen.
Arranges rannte indes zu den Stallungen. Dort angekommen brüllte er den Stallburschen zu sich. Dem verdutzt dreinblickenden Jüngling drückte er noch einmal 5 Septime in die Hand und hechtete weiter zu seinem Rotfuchs. Mit Schwung sprang er in den Sattel und presste dem Pferd die Sporen in die Flanken. Wiehrend galoppierte das Tier los. Hinter sich hörte der Kaiserliche noch die wüsten Flüche und Beschimpfungen des Kommandanten.
Arranges ließ das Pferd bis Pelles Tor galoppieren, am Abend kam er dort an, völlig außer Atem wie sein Pferd auch. In dem kleinen Ort frischte Arranges seine Vorräte soweit auf, dass sie wenigstens bis nach Bravil und zur Bucht von Niben reichen würden, dann ritt er zügig weiter mit Bravil als Ziel.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (05.07.2011 um 23:52 Uhr)
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Drachentöter
Bravil - Innerhalb der Stadtmauern
Bravil - Nass und dreckig, das war wohl die treffenste Beschreibung. Denn natürlich regnete es, als sie Bravil am späten Nachmittag erreichte. Völlig durchnässt hatte sie ihr Pferd in den Stallungen gelassen und war, nicht ohne in leise fluchend in Pfützen zu treten, bei denen sie lieber nicht genau wissen wollte, was alles drinnen schwamm, zum Silberheim auf dem Wasser gegangen. Wenigstens hatte sie die Stadtwache auf der Brücke vor dem Tor anstandslos passieren lassen. Bevor sie durch die Tür ging, nahm sie ihren triefend nassen Wollmantel ab und schüttelte ihn gründlich aus um das Wasser los zu werden, was von eher geringem Erfolg gekrönt war. Warum musste diese komische Tür ausgerechnet hier auftauchen? Hätte es nicht Cheydinhal oder Anvil sein können? Irgendwas mit weniger Regen. Noch dazu stand das Ding mitten im Wasser auf einer Insel. Schwimmen kam gar nicht erst in Frage, und mit Veränderung hatte sie es nicht sonderlich, und konnte dementsprechend auch keinen Zauber um übers Wasser zu laufen. Sie könnte natürlich wieder mal ihre Alchemiekenntnisse bemühen, aber dazu müsste sie erst mal Pilze suchen gehen. Im Freien. Womit wir wieder beim Thema wären, es schüttet...
In der Taverne mietete sie sich beim Wirt erst mal ein Zimmer, um ihre nassen Sachen loszuwerden. Als sie in ihrem Zimmer den Beutel mit ihrem Gepäck öffnete, stellte sie positiv überrascht fest, dass die schwarze Robe die sie noch dabei hatte so gut wie trocken geblieben war. Es hat sich also doch nicht alles gegen mich verschworen. Und mit nassen Schuhen kann ich leben. Nachdem sie ihre nasse Kleidung im Zimmer ausgebreitet hatte und ihr sonstiges Gepäck genauso wie Pfeile und Bogen abgelegt hatte, ging sie wieder runter in die Taverne, bestellte einen Krug Met und setzte sich an einen freien Tisch, den kleineren von gerade zwei Tischen, um in ihrer schlechten Laune zu schwelgen. Da es noch später Nachmittag und nicht Abends war, war es relativ leer in der Taverne.
Das ganze Drama hatte in der Kaiserstadt seinen Lauf genommen. Ihr war zu Ohren gekommen, außerdem hatte sie es schließlich im Rappenkurier gelesen, dass eine seltsame Tür vor Bravil aufgetaucht war. Eine Tür aus dem Nichts auf einer Insel war schon seltsam genug, noch dazu stank das für sie geradezu nach Magie, womit ihr Interesse geweckt war. Zudem kochte die Gerüchteküche jetzt schon, angeblich waren ein paar wieder aus dieser Tür - manche sprachen auch von einem Portal - gekommen, nur irgendwie... nicht mehr normal.
Und darüber hatte sie anscheinend alles vergessen, was sie an Bravil nicht mochte. Nun gut, jetzt war sie schon mal hier, also würde sie auch noch bis Morgen warten, vielleicht ergab sich ja ein Weg, sich das ganze trockenen Fußes anzusehen. Da fiel ihr ein, dass es in Bravil ja sogar ein Magiegeschäft gab, und sie sich mit etwas Glück das Gelaufe im Wald sparen konnte. In der Magiergilde würde sie es auch versuchen, aber erst Morgen. Das sie jemand mit einem Boot hinbrachte, erschien ihr eher unwahrscheinlich, die meisten schienen der Insel lieber fern zu bleiben.
Jetzt stellte sich nur noch die Frage, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Die Taverne würde später bestimmt noch voller werden, nur ob das die angenehmste Gesellschaft sein würde, war fraglich. Bis jetzt war sie zwar von keinem dumm angemacht worden, aber noch waren die Leute auch relativ nüchtern. Mit einem seufzen stellte sie fest, dass ihr zu ihrer schlechten Laune gerade auch noch tierisch langweilig wurde. Nachdem sie eine Weile - sie hatte kein gutes Zeitgefühl - am Tisch gesessen war, begann sich die Taverne langsam zu füllen. So blieb es nicht aus, dass sich jemand zu ihr an den Tisch auf den zweiten Stuhl setzte. Er unterhielt sich zwar lautstark mit ein paar Leuten am anderen Tisch, doch nachdem er da kaum zu Wort kam, wandte er sich schließlich doch ihr zu: "Was macht eine junge Bretonin ganz allein in einer Stadt wie Bravil?" Eine eigentlich harmlose Frage, wäre sie nicht von einem schmierigen Kaiserlichen mit einer deutlichen Alkoholfahne gestellt worden. Das breite Grinsen auf seinem Gesicht unterstrich das ganze nur noch. Der traut sich tatsächlich... Nachdem sie mit geschlossenen Augen tief durchgeatmet und innerlich wenigstens bis fünf gezählt hatte, wandte sie sich ihm zu: "Ich bin nicht allein hier." Dabei sah sie ihn kühl von oben herab an.
"Ach, mit wem seid ihr hier? Doch nicht mit euren Freundinnen?", fragte er, wärmend sein Grinsen noch breiter wurde.
"Nein, gelegentlich leistet mir ein Herr Gesellschaft, er ist nur leider nicht sehr gesprächig. Sein Name fängt mit D an und hört mit remora auf. Ich glaube nicht, dass ihr ihn kennen lernen wollt." Sie konnte es in dem Gesicht des Kaiserlichen arbeiten sehen, bis er sich schließlich mit unverständlichem Gemurmel wieder seinen Kameraden zu wandte.
Entweder hatte er die Andeutung verstanden, und lies sie in Frieden, wovon sie nicht ausging, oder er hielt sie jetzt für Verrückt, und lies sie deswegen in Ruhe. Ihr war das Egal, das Ergebnis war das gleiche.
Damit war ihre Laune definitiv unter dem absolutem Nullpunkt gesunken, wenn so was überhaupt Möglich war. Zum schlafen fand sie es noch zu früh und außerdem zu laut hier, aber hier drinnen war es mit der Gemütlichkeit auch definitiv vorbei. Also stand sie auf, um den Met beim Wirt zu zahlen. "Macht euch nichts draus, ihn sieht man ab und zu aus der Skoomahöhle kommen..." sagte er dabei entschuldigend zu Meryann. Nachdem sie dem Wirt ein müdes Lächeln geschenkt hatte, ging sie nach oben um ihren - vermutlich immer noch klitschnassen - Mantel zu holen. Aber egal, es regnete ja auch nach wie vor. Schließlich trat sie vor die Taverne und blieb unter dem Dach stehen. Als ihr Blick auf die tropfenden Stadtwachen am Tor fiel, konnte sie sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Es gibt immer jemand, den es noch schlimmer getroffen hat. Beiläufig zog sie sich die Kapuze ihres Mantels über den Kopf, während sie nochmal ihren Aufenthalt in der Kaiserstadt Revue passieren lies.
Bis auf den Hinweis dem sie gefolgt war, hatte sich nicht viel ereignet. Ach ja, ein Steckbrief war ihr unter den vielen gewöhnlichen wegen Diebstahls und kleinerer Vergehen aufgefallen, und das nicht nur, weil er gerade neu aufgehängt wurde. Ein Kaiserlicher wurde gesucht, angeblich wegen Hochverrat und er schien in einem Kloster aufgeräumt zu haben. Gerüchteweise handelte es sich um ein Kloster bei Chorrol. Sie kannte es vom Sehen, hatte sich aber nie näher darum gekümmert. Angeblich irgendwelche Heiler.
In den Tavernen der Kaiserstadt wurde sich von Reisenden erzählt, dass es nicht nur einfache Heiler waren, aber das waren nichts mehr als Gerüchte, und manches davon klang einfach zu abenteuerlich. Letzten Endes konnte es ihr auch egal sein, das war ein Problem der Wachen, sie las das eigentlich nur zur Information. Nur das Gesicht auf dem Steckbrief war ihr in Erinnerung geblieben, allerdings nicht mit Absicht, denn es war recht markant.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (05.07.2011 um 23:39 Uhr)
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General
Cyrodiil, Chorrol; Tamriel
Tarik blickte aus dem Fenster. Der Himmel war am Horizont in ein starkes, dunkelrotes Glühen gehüllt. Die Sonne schickte ihre letzten Strahlen voller Verzweilfung, als bitte sie darum, noch länger scheinen zu dürfen, obwohl sie am nächsten Morgen wieder da sein und die Menschen beim Aufstehen begrüßen würde. Der Tag schwand langsam dahin. Seit 1 Woche stand Tarik jeden Abend am Fenster von „Eiche und Krummstab“ in Chorrol. Seit 2 Wochen war er wieder frei, hatte seine Verfolger endgültig nach Oblivion geschickt und einen guten Freund verloren. Irgendwie hatte Tarik seinen Freund aus dieser Höhle geschleppt, ein schönes Stück Wald gesucht und Xarasch unter einer Eiche begraben. Seinen Körper deckte er mit Steinen zu, damit ihn die wilden Tiere nicht fraßen. Nach einem letzten Gebet rammte Tarik das Schwert seines Freundes mit der Spitze zuerst zwischen die Steine und deckte alles mit Erde ab. Das Schwert saß fest und konnte nicht gestohlen werden.
Danach verließ Tarik den Ort und schickte sich an, das ganze Zeug aus der Höhle zu verkaufen. Es kostete ihn 3 Tage und unendlich viel Kraft, ehe er alles verkauft hatte. Mit einer hübschen Summe Geld im Gepäck war Tarik nach Chorrol gegangen. Dort hatte er sich auf unbestimmte Zeit in der Taverne „Eiche und Krummstab eingemietet. Die Zeit schlug Tarik mit Büchern tot, die er in „Renoits Bücher“ gekauft hatte, hauptsächlich Bücher über Morrowind, insbesondere Vvardenfell, Dwemer und Magie. Für die seltenen Schriften waren auch 2 Reisen in die Kaiserstadt notwendig gewesen. Ansonsten wanderte er durch Chorrol und durch die angrenzenden Wälder.
Sobald die letzten Angelegenheiten geregelt waren, trat mit der Entspannung auch eine Art Ernüchterung und Leere auf. Was sollte man tun, wenn man seit 5 Jahren das erste Mal wirklich zur Ruhe kam? Normalerweise würde man die Ruhe genießen und versuchen sich von dem ersparten Geld eine schöne Zeit zu machen. Nur war das nicht so einfach, wenn man 5 Jahre lang sein Geld mit seinem Leben verdient hatte. 5 Jahre kämpfen, da kann man nicht einfach abschalten. Jeden Tag auf’s neue brannte in Tarik dieser Wunsch, wieder eine Ausrüstung zusammen zu stellen und einfach los zu ziehen. Oder in einer Taverne einen lukrativen Auftrag anzunehmen. Dagegen schrie die Vernunft, die ihn immer wieder an die Qualen der letzten 5 Jahre erinnerte, insbesondere an die Qualen der letzten Wochen. Das Kämpfen und die daraus resultierenden Verletzungen waren das geringste Übel. Vielmehr die Flucht und die Folter hatten ihm in körperlicher als auch in geistiger Weise geschädigt. Narben sind allein sind harmlos, einzig die Erinnerungen mit denen sie fest verbunden sind, machen sie gefährlich. Tarik war durch den Kampf, der in ihm tobte und durch die Verletzungen gezwungen, ruhig zu halten, was aber gleichzeitig dazu führte, dass all das, was er in den letzten Jahren an Grausamkeiten nicht verarbeiten konnte, auf einen Schlag über ihm hereinbrach. Und das war zu viel für ihn. Seit 1 Woche betrank sich Tarik jeden Abend und seit ein paar Tagen bekämpfte er den Kater vom Vorabend mit Alkohol, was zwangsläufig dazu führte, das er nie ganz nüchtern war und sobald sein Alkoholpegel sank kamen die Gedanken zurück. Die Bücher und die Spaziergänge konnten ihn nur bedingt ablenken, daher versuchte er wieder seine Qualen mit Alkohol zu ertränken, was leider nie ganz funktionierte. Gestern abend wäre er fast von der Wache mitgenommen worden, wenn die Wirtin ihm nicht im letzten Moment geholfen hätte. Warum sie das tat wusste Tarik nicht, oder er hatte es wieder vergessen. Das Frühstück heute Morgen hatte er mit der Mahnung serviert bekommen, nicht wieder die Wachen anzupöbeln oder zu randalieren. Ansonsten könne er die Nacht in einer kalten Zelle verbringen und bekäme so schnell kein Zimmer mehr. Tarik hatte die Khajiit-Wirtin nicht so streng in Erinnerung, aber scheinbar wollte sie Ärger vermeiden und ihm helfen. Ersteres würde vielleicht gelingen, letzteres nicht. Tarik war nur noch am Trinken. Die wenige Zeit, die er nüchtern war, versuchte er zur Problembewältigung zu nutzen, was ihm aber nur schwer gelang. Meist wirkte die Ablenkung ein paar Stunden, ehe wieder der Alkohol floss. Den vorest absoluten Tiefpunkt hatte Tarik auch gestern erreicht, als er, nachdem die Wache wieder gegangen war, als letzter die Treppen geräuschvoll hinauf fiel. Die Wirtin hatte ihn irritiert angeschaut und gefragt was er da tue. Lallend hatte der Kaiserliche geantwortet, das er die Treppe hinauf schleiche und sie ihn gar nicht bemerkt habe. Die Wirtin warf noch einen sorgenvollen Blick auf ihn, ehe sie ihn schlicht ignorierte. Tarik schaffte es irgendwie in sei Bett und erwachte mit einem heftigen Kater. Der musste sogleich mit einer Flasche cyrodillschem Branntwein ertränkt werden. Die Flaschen hatte Tarik irgendwie heimlich auf sein Zimmer geschafft. Nun war der Kater verschwunden, genau so wie die Sonne, dafür erleuchteten die beiden Monde nun den wolkenlosen Abendhimmel. Jedoch machten sich deprimierende Gedanken in seinem Kopf breit und Tarik beschloss runter in den Schankraum zu gehen um sich wieder einmal zu betrinken.
Tarik nahm einen kräftigen Schluck cyrodillschen Brandy aus einer Flasche und begab sich nach unten. Im Schankraum herrschte rege Betriebsamkeit. Allerhand Leute aus der Stadt aber auch viele Reisende hatten sich zu dieser frühen Abendstunde eingefunden. Dann mal auf zum allabendlichen Geschäft… Tarik hatte nur eine Absicht, nämlich die, möglichst schnell wieder zu vergessen. Er wählte einen freien Platz an der Theke und bestellte sogleich etwas Suppe sowie 3 Flaschen Dunkelbier. Die Wirtin sagte nichts, aber ihr Blick verriet alles. sie bekommt doch Geld dafür Die Suppe war schnell geleert, ebenso wie die 3 Flaschen Dunkelbier. Der Kaiserliche stand auf und ging zu einem Tisch rüber, wo 3 Abenteurer ein Würfelspiel spielten. Das ist doch mal interessant….. zugleich war es eine Möglichkeit seine Barschaft etwas aufzustocken, welche zwar immernoch komfortabel war und es auch noch bleiben würde, selbst wenn er beim Glücksspiel verlieren würde. Tarik schnappte sich einen Krug Met, setzte sich zu der geselligen Runde und nach kurzer Einweisung würfelte Tarik um sein Geld. Das Spiel war recht einfach gehalten, wer die höchste Augenzahl erwürfelte gewann den Einsatz der Runde. Anfangs lief es für jeden mal mehr mal weniger gut, aber jeder war sich sicher das nicht mit gezinkten Würfeln gespielt wurde.
Die Situation nahm eine interessante Wende als ein Nord sich zu den Spielgesellen setzte. Anfangs schöpfte keiner Verdacht, am allerwenigsten Tarik. Dieser war schon wieder stark angetrunken und hatte einen leichten Glanz in den Augen, sowie ein schiefes Grinsen im Gesicht. Aber plötzlich verloren alle, außer dem Nord. Dieser Umstand sorgte dafür dass man sich nochmehr in das Spiel hinein steigerte. …noch ein guter Wurf, dann hör ich auf Tarik griff sich eine Flasche Wein und was er zufällig erblickte, als er seine Aufmerksamkeit wieder dem Spiel zuwandte, ließ ihn inne halten. Sein Kopf erbrachte trotz seiner Umnachtung die Leistung, den Kaiserlichen schnell handeln zu lassen. „Betrüger!“ Alle am Tisch starrten ihn verwirrt an. Tarik schlug die linke Hand des Nords auf, welche sich bemüht unauffällig vom Tisch entfernen wollten. Zum vorschein kam ein zweites Würfelpaar, welches scheinbar zufällig mit der höchsten Augenzahl liegen blieb. „Damit habe ich gewonnen“, sagte Tarik und nahm den Einsatz an sich. Sekundenbruchteile später stürtzten sich die Abenteurer auf den Nord und im nu war eine Handfeste Kneipenschlägerei ausgebrochen. Tarik versuchte auf sein Zimmer zu gehen, was ihm zu seinem Glück auch gelang. Bevor er die Tür verschließen konnte, standen 2 Gestalten im Raum. Dann wurde es dunkel.
Tarik erwachte und schaute sich irritiert um. Wo bin ich? Er konnte sich an nichts mehr erinnern, außer an das Würfelspiel und den anschließenden Tumult. Langsam erkannte er das Herbergszimmer. Die Tür war verschlossen und im Zimmer selbst herrschte das reinste Chaos. Mit einem stöhnen erhob sich Tarik und ließ sich sogleich wieder auf das Bett fallen, da ihm schwarz vor Augen wurde. Nach kurzzeitiger Umnachtung konnte er schließlich aufstehen und realisierte zum ersten Mal das Chaos in seinem Zimmer. Einer bösen Vorahnung folgend suchte Tarik sein Habe zusammen. Fazit: Von seinem kleinen Vermögen war nicht viel geblieben und ihm fehlten alle Bücher außer, zum Glück, den 3 wichtigsten. Neben Kleidung, 2 Flaschen Bier, etwas Brot, einem Lederbeutel und den vorher erwähnten Dingen, war ihm alles genommen worden. Wahrscheinlich die Rache dafür, das ich den Falschspieler entlarvt habe. Ich habe zwar keine Ahnung wie das in meinem Zustand möglich war, aber ich hätte es wohl besser übersehen. Der Kaiserliche brachte das Zimmer wieder soweit in Ordnung, packte seine wenigen Sachen zusammen und ging in den Schankraum. Die Wirtin empfing ihn leicht säuerlich und Tarik hatte die Vermutung das sie die Rechnung absichtlich höher ausfallen ließ, da sie in ihm den Urheber des Tumultes sah. Nach dem Frühstück kaufte Tarik ein paar Vorräte und verließ Chorrol in Richtung Kaiserstadt.
5 Jahre später:
Tarik betrat den Raum. Es war stickig und warm, der unverkennbare Geruch von Met, Feuerholz und Fleisch stieg ihm in die Nase. Der Nord saß an einem Tisch und erwartete ihn bereits mit einigen Geschäftspartnern. In einer Ecke prasselte ein gutes Kaminfeuer und ein Blick auf den Tisch verriet dem Kaiserlichen, dass es ein langer Abend werden würde. Er sollte recht behalten. Bevor der Nord überhaupt das Wort Handelsvertrag in den Mund nahm, gab es erst ein Festessen, welches einem Fürsten würdig gewesen wäre. Die Gesellschaft plauderte über verschiedene belanglose Dinge, aber auch aktuelle Themen wurden angeschnitten. Das wird nicht leicht. Wenn ich hier einen Handelsvertrag zustande bringe, wird das unsere Poistion in Anvil stärken und uns einige neue Wege eröffnen.
Es ging wahrlich um viel. Die Oblivion-Krise war zwar überstanden, aber in der angebrochenen 4.Ära galt es, das entstehende Vakuum in wirtschaftlicher wie auch lokalpolitischer Ebene für sich zu nutzen. Tarik hatte in der Kaiserstadt einen charismatischen Kaiserlichen, Tharsten, getroffen, welcher ihn zum Händler ausbildete. Zusammen versuchten sie jetzt, ihre Handelspositionen zu stärken. Die Kaiserstadt war noch ein zu großer Fisch, außerdem wäre eine feste Handelsbasis außerhalb von Vorteil. Anvil war gerade zu geschaffen dafür. Noch während der Ausbildung wuchs ihr Einfluss und jetzt galt es, den Sack zu zumachen. Danach konnte man den Landhandel in Cyrodiil angehen und dann den größten Umschlag- und Absatzplatz: Die Kaiserstadt.
„Nun, lasst uns über den eigentlichen Grund reden, weshalb wir hier zusammengekommen sind“, eröffnete der Nord die Verhandlungen. „Warum sollten wir mit euch einen Vertrag unterzeichnen? Herr El-Kharim ihr vertretet eine nur lokal bekannte Handelsgruppe. Legt euren Standpunkt da, überzeugt uns.“
Die heiße Phase beginnt
Tarik räusperte sich kurz und trank noch einen Schluck Wein ehe er das Wort ergriff.
„Meine Herrn, wahrlich ihr sprecht wahre Worte. Ich vertrete nur eine lokale Händlergruppe, aber alleine die Tatsache das ihr Verhandlungsbereitschaft zeigt, belegt ganz klar das wir nicht so unbedeutend sein können…….“
20 Jahre später:
Die Folgen der Oblivion-Krise waren zwar noch nicht ausgestanden, jedoch hatte sich die Situation für die Handelsgilde von Tarik und Tharsten enorm verbessert. In jeder Hafenstadt waren sie jetzt mit einer Niederlassung vertreten und zum Teil kontrollierten sie auch den Landhandel. Die Gilde war mittlerweile eine Größe, welche nicht so leicht umgangen werden konnte. Ihr Erfolg sicherte ihnen vor allem in Cyrodiil Vorteile, da sie maßgeblich an der Versorgung des Landes beteiligt waren. Einzig die Überfälle von Piraten und Banditen sorgten zur Zeit für Probleme. Tarik zog es in betracht, das ein Teil dieser Überfälle von Konkurrenten finanziert wurden. An sich nichts ungewöhnliches, jedoch ist die Intensität und die Präzision erschreckend. Es scheint das wir einen Maulwurf in der Gilde haben.
Während Tarik über das Problem grübelte, schweiften seine Erinnerungen zurück in die Zeit, in der er als Söldner und Assassine tätig war. Mittlerweile hatte er die Grausamkeiten dieser 5 Jahre verarbeitet, jedoch war es nicht leicht gewesen. Seine Ausbildung zum Händler half ihm dabei. Zwar hatte er konsequent während der ersten beiden Jahre fast sein gesamtes Geld für Alkohol ausgegeben, doch hatte er es irgendwann geschafft seinen Konsum auf ein geregeltes Maß zu senken. Bis heute suchen ihn die Erlebnisse von der Flucht und das Wimmern seines letzten Opfers als Assassine in der Dunklen Bruderschaft von Zeit zu Zeit wieder heim. Sein Körper ist von Narben überzogen, jedoch wiegen diese nicht so schwer wie die Seelischen.
Ich habe meine letzte Aufgabe fast erfüllt. Die Bücher und die Steine habe ich erfolgreich geborgen. Ihr Machtpensum ist jetzt noch gefährlicher als vor 25 Jahren. Tarik hatte den ersten Stein in einer Kiste kurz vor der Insel Solstheim versenkt. Den 2 hatte er an einen Dwemer-Artefakt-Sammeler verscherbelt und den letzten Stein würde er mit dem nächsten Schiff nach Summerset schicken, an einen Sammler. Die Bücher hatte er verbrannt und die Asche letzte Nacht ins Meer geschüttet. Zum Glück ist das jetzt vorbei. Wenn keine Kopien der Schriften existieren, sind die Steine nur noch Sammlerobjekte. Wenn nicht, dann viel Spaß beim Suchen…..
Zufrieden lächelte Tarik und blickte von seinen Aufzeichnungen auf. Es war mittlerweile tiefste Nacht und die See war ruhig. Mit einer leichten Brise im Rücken segelte das Handelsschiff Anvil entgegen. Tarik stand auf und ging auf das Deck um noch ein wenig die frische Seeluft zu genießen. Es war eine sternenklare Nacht. Ein Teil der Besatzung schlief in den Kojen, der andere Teil blieb an Deck und steuerte das Schiff. Die kühle Seeluft wehte Tarik um die Nase und belebte ihn ungemein. Hoffentlich kommt diese Ladung heil an. Dies war die mit Abstand heikelste Fahrt. Das Schiff hatte viel rohes Ebenerz, sowie unbearbeitetes Vulkanglas, als auch eine Kiste makellos geschliffener Diamanten in Vvardenfell geladen. Dazu noch ein paar normale Handelsgüter. Wenn dieses Schiff geentert oder sinken würde, wäre der finanzielle Schaden enorm. Hoffen wir das Beste…..
Eine Person stellte sich neben Tarik und betrachtete ebenfalls den Himmel. Der Kaiserliche erkannte diese Person sofort als Eldamil. Der Dunmer hatte ihn bisher auf jeder Reise begleitet und war mittlerweile ein guter Freund von ihm. Ohne ihn hätte die Gilde in Morrowind und speziell auf der Insel Vvardenfell keinen Fuß fassen können. In seinen Gesichtszügen konnte Tarik Anspannung und Sorgen ablesen.
„Eldamil, entspanne dich. Versuche die Nacht noch ein wenig zu genießen“, sagte Tarik.
„Wenn es so einfach wäre. Ich mache mir nur Sorgen um unsere Ladung. Ich rechne jederzeit mit einem Angriff“, entgegnete der Dunkelelf.
„Die Gefahr lässt sich nicht ignorieren“, sagte Tarik und blickte verstohlen zum Kapitän des Schiffes ehe er sich wieder an Eldamil wandte.“Ruht euch aus, ich habe sowieso noch Dinge zu erledigen.“
„Wie ihr meint“, antwortete Eldamil knapp und ging Unterdeck zu den Mannschafts-Quatieren.
Der Kaiserliche stand einige Minuten an Deck, als plötzlich der Kapitän neben ihm auftauchte und ihm den Säbel an die Kehle hielt. Überrascht drehte sich Tarik zu diesem herum. Was bei Oblivion…? Die Überraschung wich augenblicklich Resignation, da Tarik die Situation erkannte. „Warum?“ war die einzige Frage, die er dem Kapitän stellte.
„Ich sehe ich versteht. Nun, ich habe das bessere Angebot von der Konkurrenz bekommen. Jetzt schert euch aus meinen Augen.“ Der Kaiserliche wurde in die Offiziersmesse gedrängt und schließlich in einer kleinen Kammer eingesperrt. Jetzt haben wir ein Problem. Hoffentlich kann Eldamil etwas ausrichten. Die Hand-und Fußfesseln schränkten seine Bewegungen stark ein. Der Kaiserliche sah sich in der Kammer um. [I]Ich bräuchte ein Stück Draht oder einen Dietrich. Damit könnte ich diese Fesseln loswerden. Die Suche war jedoch nicht mit Erfolg gekrönt und so blieb Tarik nichts anderes übrig als in einer ungemütlichen Position zu schlafen.
Der Kaiserliche erwachte am nächsten Tag und die erste Erkenntnis war, dass sein Rücken schmerzte. Beste Vorraussetzungen…. Mühsam richtete er sich auf. Wenn nicht bald ein Wunder geschieht, sind wir erledigt….und ich Schlachterfischfutter. Stiefelschritte waren zu hören. Die Kammer wurde geöffnet und eine Fackel blendete den Kaiserlichen. Tarik blinzelte ein paar Mal ehe er ein Mannschaftsmitglied erkannte, welches ihm Essen brachte. Dahinter stand wohl einer der Meuterer. Dieser ließ die Chance nicht ungenutzt, ihn zu verspotten. „Sieh an, sieh an. Vormals ein großer Händler, aber sobald man dir eine Waffe an die Kehle hält, bist du ein nichts. Was willst du jetzt tun? Du kannst nicht zaubern und du kannst nicht kämpfen. Sieh’s ein, du bist verloren.“ Mit einem irren Lachen scheuchte der Meuterer das Mannschaftmitglied raus. Die Kammer wurde verschlossen und Tarik war wieder alleine. [I]Das wirst du mir büßen! Dieses Schiff verlässt du nicht lebendig…[I] Das Essen ließ auch sehr zu wünschen übrig. Gekochter Salzreis und dazu ein Stück Zwieback. Tarik begann zu essen, so gut wie es mit gefesselten Händen eben ging, und hielt inne als er plötzlich etwas schweres mit dem Löffel anhob. Er fischte den Gegenstand mit den Fingern aus dem Salzreis und war erstaunt wie auch freudig überrascht, als er erkannte das es ein Dietrich war. [I]Es können nicht viele Verschwörer sein, wenn mir die Mannschaft mir so hilft…..Zeit für eine Revanche.[I]
Tarik unterbrach sein Essen und begann mit dem Dietrich vorsichtig die Komplexität der Schlösser abzutasten. Anfänger, die haben tatsächlich das einfachste Schloss genommen. Mit einem hämischen Grinsen im Gesicht knackte Tarik die beiden Schlösser sehr schnell und kurz darauf löste er seine Fußfesseln. Den Dietrich steckte er weg und aß noch den letzten Rest seiner kargen Mahlzeit ehe er leise an die Tür schlich und das Schloss untersuchte. Nicht all zu schwer, aber ich muss mich beeilen. Ganz vorsichtig schob Tarik den Dietrich in das Schloss und konzentrierte sich vollkommen auf den Rhythmus der Bolzen. Nichts war zu hören außer dem Knarzen des Schiffes, während er sich im leichten Seegang wiegte und das ganz leise Klicken der Bolzen. Schließlich war das Schloss geknackt und Tarik öffnete die Tür einen winzigen Spalt breit und spähte durch selbigen. Niemand da… Der Kaiserliche öffnete die Tür und stand nun in der Offiziersmesse, welche in ein trübes Licht getaucht wurde. Diverse Flaschen und Humpen, benutztes Geschirr und ein paar umgeworfene Stühle. Nichts besonderes… Er ging ein paar Schritte in den Raum hinein und hielt inne, als plötzlich Schritte vor der Tür zum Oberdeck zu hören wären. Verdammt, warum gerade jetzt? So leise wie möglich hechtete Tarik neben die Tür und lauschte. Mangels Alternativen würde er den nächsten Meuterer mit seinen Fäusten niederschlagen müssen. Ein Dolch wäre mir entschieden lieber, aber man kann nicht alles haben.
„Warum segeln wir nicht weiter?“
„Wieso müssen wir hier auf dieser kleinen Insel vor Valenwald ankern?“
Die Aufregung der Mannschaft war deutlich zu hören. Viele undeutliche Stimmen drangen an Tarik’s Ohren und nur vereinzelt wurde eine Frage laut geäußert.
„RUHE!“
Der Ruf ließ die Mannschaft Augenblicklich verstummen. Die Stimme gehörte dem Kapitän.
„Der werte Gildenmeister El-Kharim wurde abgesetzt. Diese Ladung geht an die Konkurrenz. Sollte einer von euch es auch nur versuchen diese Meuterei zu beenden, bekommt er ein Seemannsgrab! In wenigen Stunden wird ein Schiff kommen und die Waren abholen. Wenn ihr euch bis dahin friedlich verhaltet, werdet ihr vielleicht am Leben gelassen.“
Die Rede des Kapitäns klang für Tarik wie Spott und Hohn. Natürlich wird er die Mannschaft nicht am Leben lassen. Sobald die Waren umgeladen wurden, wird die Mannschaft getötet. Mitwisser kann er nicht gebrauchen. Es wird heißen das Schiff sei gesunken oder wurde versenkt.
„Nein ihr werdet uns nicht am Leben lassen, das glaube ich euch nicht!“
Das ist doch Eldamil.
„Was wollt ihr dagegen tun?“, fragte der Kapitän spöttisch.
Danach ging alles ganz schnell. Schnelle Schritte waren zu hören. Ein Aufschrei. Ein schneller Kampf. Dann flog die Tür zu Offiziersmesse auf und Eldamil stolperte in den Raum. Mit einem dumpfen Aufschlag blieb der Dunmer liegen. Nein…..
„Will noch irgendjemand so enden wie der Dunkelelf hinter mir?“
Das dreckige Lachen des Kapitäns und seiner Mitverschwörer war für Tarik zu viel. Er griff sich den Säbel seines Freundes und Schritt durch die Tür. Sofort konnte er die genaue Anzahl der Verschwörer ausmachen. Neben dem Kapitän und dem 1.Offizier waren noch 3 Mannschaftsmitglieder beteiligt. Der 6. Verschwörer lag in einer Ecke. Scheinbar hatte Eldamil ihn mit einem Zauber erledigt. Wenn die Mannschaft nichts unternimmt, müssen Zauberer unter ihnen sein. So oder so, das wird ein harter Kampf. Dem ersten Stach Tarik den Säbel durch den Rücken. Noch ehe die Verschwörer und die Mannschaft realisierten was geschah, hatte Tarik dem Nächsten schon die Kehle aufgeschlitzt. Der Kapitän und die verbliebenen Verschwörer starrten Tarik ungläubig an. Seinerseits ergriff Tarik nun die Initative.
„Ergreift sie!“ Ein paar Matrosen aus der Mannschaft reagierten sofort und stürzten sich auf den 1.Offizier und auf den 3 Mitverschwörer. Der Kapitän schaltete noch schneller, verletzte einen Matrosen mit dem Säbel und hechtete zum Steuerruder. Tarik setzte ihm nach.
„Es ist vorbei. Ergib dich“, sagte Tarik.
„Nein, lieber kämpfe ich um meine Freiheit. Außerdem werden euch die Piraten so oder so töten“, entgegnete der Kapitän.
„Dann soll es so sein“, sagte Tarik. Der Kapitän quitierte seine Aussage mit einem irren Lachen und stürmte sogleich auf ihn zu.
Tarik parierte den Schlag mit Leichtigkeit und wich dem nächsten Angriff des Kapitäns aus. Dieser drosch unbeirrt auf Tarik ein und steigerte die Intensivität seiner Angriffe. Was glaubt der Kerl eigentlich, wen er hier vor sich hat? Er weiß wohl nicht das ich den Klingenkampf sehr gut beherrsche….armer Tor. Tarik parierte weiterhin die Schläge und im richtigen Moment setzte er zu einem Konter an und entwaffnete den Kapitän. 2 weitere Hiebe später stand der Kapitän blutend vor ihm und traute seinen Augen nicht.
„Wie?“
„Ihr habt mich vollkommen unterschätzt. Jetzt sollt ihr eure Strafe dafür erhalten“, entgegnete Tarik. Er stieß sein Schwert durch den Brustkorb des Kapitäns. Dieser sank tödlich verwundet zu Boden. Der Kaiserliche zog sein Schwert aus dem Körper und dumpf schlug die Leiche des Kapitäns auf dem Boden auf.
Die Mannschaft jubelte Tarik zu. Eldamil… Dieser eilte runter zu seinem Freund. Dieser lag immernoch auf dem Boden. Tarik fühlte den Puls und zu seiner Überraschung lebte der Dunmer noch, auch wenn es kritisch um ihn stand.
„Keine Sorge mein Freund. Du schaffst das…..“
10 Jahre später:
Tarik ging durch Straßen. Es war früher Abend und er kehrte gerade von der letzten Unterredung mit der Gilde zurück. Die Geschäfte hatte er an Eldamil abgegeben. Ich bin mittlerweile zu alt für so etwas. Es wird Zeit meinen Lebensabend in Ruhe zu verbringen.
Der Kaiserliche bog um eine weitere Straßenecke und erblickte sein Haus. Schön war es geworden, genau so wie das wiederaufgebaute Kvatch. Seine Frau stand in der Tür und wartete schon auf ihn. Der Kaiserliche beschleunigte seine Schritte.
„Wo warst du denn so lange? Ich warte schon mit dem Essen auf dich?“, fragte seine Frau vorwurfsvoll. Ihr Lächeln signalisierte Tarik das sie es nicht ernst gemeint hatte.
„Ich musste noch letzte Dinge mit der Gilde regeln. Aber das hat jetzt ein Ende. Jetzt können wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen. Die Kinder sind ja auch schon erwachsen geworden“, antwortete Tarik. Er gab seine Frau einen Kuss und gemeinsam gingen sie in ihr Haus. Nach dem Essen saßen beide vor dem Kamin, mit einem Glas Wein in der Hand und schwiegen eine Weile, in der jeder seinen Gedanken nach hing.
In Tariks Gesicht stahl sich ein zufriedenes lächeln und er lachte leise. Seiner Frau blieb das nicht verborgen.
„Warum lachst du?“
„Ich habe es endlich geschafft. Ich bin jetzt mit 58 an dem Ort, wo ich vorher schon den Glauben daran verloren hatte, ihn jemals zu erreichen. Ich bin zu Hause…….“
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Kämpfer
Jeren kaute auf einem Apfel rum und blätterte durch Haufen von Büchern. Wie ihm Ser-Kueij geraten hatte, hat er sich gleich am Morgen im Büchergeschäft um die Ecke Bücher über Deadra und Oblivion gekauft. Nun war es schon Nachmittag und er war nicht mal unten um sich Essen zu holen. Er war von den Büchern gefesselt. In ihm regte sich einerseits Begeisterung und Faszination über die Entdeckung einer neuen Welt und ihrer Bewohner, andererseits Grauen und Entsetzen über eben diese Bewohner die „seine“ Welt angriffen und zerstörten. Dremora, Xivilia, Clannfear, Atronache und natürlich auch seine Freunde, die Deadroths und Spinnen-Deadra. Er las noch viel über die Deadra-Götter(und glaubte nicht, dass sie auch gut sein können), Oblivion und dann noch als letztes über die Siegelsteine. Es war ziemlich viel auf einmal und er konnte sich nur das einfachste merken, aber sein Interesse war groß und sein Hunger nach mehr Wissen nicht gestillt. Immerhin war er wahrscheinlich auch die letzte Person auf ganz Cyrodill, die von den Deadra erfuhr. Dennoch beschloss er erst mal eine Pause zu machen und etwas frische Luft zu schnappen. Er ging runter, aß ein wenig, holte Bogen und Köcher und verließ die Gaststätte. Die Sonne stand hoch am Himmel, die Luft war klar, sein Arm nicht von Schmerzen erfüllt und nachdem er Naasira doch noch „überredet“ hatte, durfte er auch ein paar Runden im Wald vor der Stadt drehen. Doch zuerst holte er sich bei der Schmiedin seine bestellte Lederrüstung ab.
Zufrieden verließ er die Stadt. Die Rüstung war perfekt, er hatte sie, genauso wie seine alte, mit Ketten und kleineren Stahlplättchen verbessern lassen. Er richtete seine Kapuze noch einmal und begab sich Richtung Wald. Einerseits wollte er sich die Beine vertreten, andererseits wollte er auch einfach ein bisschen Ruhe und Zeit zum Nachdenken haben. Er lief eine Weile durch den Wald bis er eine Lichtung fand. Dort ließ er sich auf einen Baumstamm nieder. Er versuchte Ausnahmsweise mal nicht nachzudenken, was ihm doch sehr schwer fiel. Die letzten Tage haben einen ziemlichen Umbruch in seinem Leben verursacht. Er war ein einfacher Jäger, der einfache Menschen belieferte und dann auf einmal erfuhr er von Krieg und Dämonen, die überall ihr Unwesen trieben. Er starrte die Bäume rings herum an. Es war ein ganz anderes Gefühl als sonst. Normalerweise schaute er sich seine Umgebung nur an, wenn er dort beim Jagen Vorteile ausmachen wollte. Aber er hat sich noch nie den Wald einfach so angesehen. Er hatte es immer viel zu eilig von einem Ort zum anderem zu kommen, obwohl er eigentlich kein richtiges Ziel hatte. Er reiste einfach nur von Dorf zu Dorf, aber warum wusste er nicht. Nach dem Massaker an seiner Familie hat er nicht getan, was wirklich einen Sinn hatte. Stattdessen wollte er wohl einfach der Realität entfliehen, dem Tod seiner Eltern, seiner Verzweiflung, seiner Planlosigkeit. Er hatte beinahe ein Drittel seines Lebens vollkommen verschwendet. Diese Erkenntnis war sehr erschütternd für Jeren, der sonst immer alles bis aufs letzte Detail plante und kaum unüberlegte oder unnötige Dinge tat. Er starrte immer noch auf seine Umgebung. Kleine Pflanzen und Tiere überall zwischen den Bäumen und Büschen, so viele Farben. Es war wunderschön für ihn, obwohl es ein ganz normaler Wald war, denn er betrachte ihn durch ganz andere Augen als sonst. „Was wohl passiert wäre, wenn ich die Deadra nicht entdeckt hätte? Wäre ich dann immer noch sinnlos durch die Wälder gezogen?“ Jeren lächelte. „Schlechter Zeitpunkt um in Depressionen und Mitleid zu versinken. Jetzt wird erst mal trainiert!“ Er stand auf suchte sich einen Baum aus und fing an ihn mit Pfeilen zu beschießen, um wieder Gefühl für das Bogenschießen in seinen Arm zu bekommen. Es klappte gut. Am Anfang haperte es noch ein wenig an Präzision und Schnelligkeit, aber nach einiger Zeit war er so gut wie sonst auch. Dann wollte er versuchen zwei Pfeile gleichzeitig zu schießen. Beim ersten Versuch gelang es ihm nur einen Pfeil abzuschießen, der zweite fiel einfach zu Boden. Beim zweiten Versuch löste sich ein Pfeil von der Sehne, prallte gegen den Bogenrücken und flog mit hoher Geschwindigkeit knapp an Jeren’s Gesicht vorbei. Beim dritten Versuch gelang es ihm beide Pfeile gleichermaßen abzuschießen, jedoch flogen sie in entgegengesetzte Richtungen davon. Doch Jeren versuchte es weiter und irgendwann klappte es auch, jedoch nur ein einziges Mal, dann flogen die Pfeile wieder in alle Richtungen davon. Mittlerweile dämmerte es bereits und Jeren beschloss wieder zu gehen.
In der Stadt angekommen begab er sich in die Herberge und wartete auf Ser-Kueij, doch der Argonier kam nicht. Es war fast dunkel, Jeren hatte die ganze Zeit über unten verbracht und die Leute beobachtet, als auf einmal ein lautes Glockenläuten ertönte. Es war nicht das Läuten, das ertönte, wenn eine neue Stunde angebrochen ist. Es war viel schneller und nicht rhythmisch, sondern eher wild, so als versuchte jemand mit aller Kraft die Glocke zum läuten zu bringen. Für einen Moment kehrte Stille in dem Raum ein. Dann wie auf ein unsichtbares Signal brach wildes Chaos in der Taverne aus. Die Menschen springen von ihren Plätzen und rannten Richtung Ausgang. Manche waren so angetrunken, dass sie halbwegs hinfielen. An der Tür herrschte großes Gedränge. Jeren war ganz ruhig geblieben und wartete bis sich die Lage etwas beruhigt hatte. Dann stand er auf und erkundigte sich bei der Wirtin was dass alles zu bedeuten hatte. Es handelte sich um ein Alarmsignal, das ertönte wenn die Stadt angegriffen wird. Jeren verließ nun ebenfalls die Taverne, um zu sehen was draußen vorging und von wem die Stadt angegriffen wird, als ihm schon Ser-Kueij entgegenrannte. Der Argonier sah so gar nicht aus wie ein ehemaliger Sklave, eher wie Meisterdieb. Er trug eine dünne pechschwarze Lederrüstung, ebenfalls pechschwarze Handschuhe, die schuppenartig mit kleinen Stahlplättchen beschlagen waren, die seinen Handrücken und die kurz nach seinen Fingerknöcheln endeten, sodass er seine Krallen immer noch einsetzen konnte. Anstelle von Stiefeln, trug er an den Füßen ebenfalls Stahlplättchen, die mit Lederbändern fixiert waren und beinahe seine Füße komplett bedeckten. Nur seine Zehen waren frei und. Dazu trug er noch ein Feinstahlkurzschwert und einen Silberdolch. Er sah aus, als wäre er mächtiger Gegner, doch Jeren konnte nicht ahnen wie stark der Argonier tatsächlich war. „Jeren, komm mit.“ „Was ist hier los?“ „Deadra. Sie haben ein Tor nicht weit von der Stadt geöffnet, mitten auf einem Hof.“ „Aber warum…“ „Später Jeren, erst mal müssen wir den Menschen dort helfen. Bist du fit?“ „Ja“ „ Na dann komm.“
Die beiden machten sich auf den Weg Richtung Stadttor. Die Stadt war dem reinsten Chaos verfallen. Soldaten und Stadtwachen rannten umher und schrien Befehle, Mütter suchten nach ihren Kindern, Bewohner rannten zu ihren Häusern. Doch Jeren und Ser-Kueij rannten unbeirrt auf das Stadttor zu und von überall schlossen sich ihnen Männer an. Soldaten, Stadtwachen, Krieger in großen Rüstungen und Wachen und sogar einfache Bauern mit Sensen, Mähdreschern und Rechen. Sie schienen entschlossen das wenige, was sie noch besaßen zu verteidigen. Und das waren nicht mehr als ein paar Kartoffel-Felder, die nun von den Deadra verbrannt wurden. „Ser-Kueij!“, rief eine tiefe Stimme hinter ihnen. Der Argonier blieb rot und wirbelte herum. Einer der dick gepanzerten Krieger blieb vor ihm stehen. Er war ein Nord und...riesig. Ser-Kueij war schon ziemlich groß, aber dieser Mann war mindestens 2 Köpfe größer als er. Aber mit seiner Stahlrüstung und dem schweren Kriegshammer, den er mit nur einer Hand führte, machte er einen wahrhaft beängstigenden Eindruck. Sein Kopf war selbst zu groß um einen Helm zu tragen. „Marus“, begrüßte Ser-Kueij ihn mit einem Nicken. „Ich dachte dieses Mal wäre ich an der Reihe“, brummte Marus. „Ja, aber ich habe einen…“, Ser-Kueij überlegte einen Moment, „…Schüler.“ Er deutete auf Jeren. Marus musterte Jeren. Der Nord sah nicht sonderlich alt aus, Jeren schätzte ihn auf ca. 40. Sein Gesicht war kantig und machte einen mürrischen Eindruck, machte aber nicht den Anschein, als wäre er nie fröhlich gewesen. Seine dunkelbraunen Augen durchbohrten Jeren. Mit diesem Blick konnte er Bären in die Flucht schlagen. Zumal hielt es Jeren für gar nicht so unwahrscheinlich, dass Marus ein direkter Nachfahre von ihnen war. Er wandte sich wieder an Ser-Kueij. „Schüler? Seit wann nehmen wir Schüler?“ „Nun ja, er hat Potenzial.“ Der Argonier wirkte dabei ein wenig kleinlaut, was Jeren schmunzeln ließ. „Wie du meinst. Ich hoffe du weißt was du tust. Und jetzt beeil dich.“ Mit diesen Worten stampfte Marus davon. Jeren sah seinen Freund fragend an. „Später“, sagte der und wirkte dabei wieder so bestimmt und ernst wie immer. Die beiden setzten ihren Weg fort.
Es war kein Problem das Tor zu erreichen. Eine brennende Feuerkugel vom Durchmesser eines Stadttores in einer stockfinsteren Nacht war schwer zu übersehen. Das Problem war die Orientierung vor Ort. Das Chaos hier war noch schlimmer als das in der Stadt. Im ersten Moment erkannte man nichts. Im zweiten nur dunkle Schemen. Im dritten konnte man so langsam Freund von Feind unterscheiden. Es sah nicht gut aus. Jeren konnte viele der Leichen sehen. Leichen von den Bauern und Soldaten, die er vorhin gesehen hatte. Jedoch sah er nur wenige Gefallenen der gegnerischen Fraktion. Ein paar Skampe und Clannfear. Die wirklich Starken Gegner, wie Dremora und Deadroth standen noch immer. Während sich Jeren noch umsah war Ser-Kueij verschwunden. Er versuchte ihn zu finden und entdeckte ihn bei einer Gruppe von Deadroth. Einer von ihnen flog gerade 5 Meter hoch in die Luft. Jeren konnte nicht glauben was er sah. Ser-Kueij rammte einem Deadroth gerade die Faust vors Kinn, packte ihn zugleich an der Schulter, um sich daran festzuhalten, sodass er an dem Deadroth der vor ihm stand hochlaufen konnte, wie an einer Mauer, um ihm dann seinen Fuß ins Gesicht zu treten und ihn damit gegen den nächsten Baum zu schleudern. Dabei nutzte er den Schwung um einen Rückwärtssalto zu vollführen, und mit diesem Schwung den Deadroth, den er immer noch an der Schulter hielt, nach hinten gegen einen anderen Baum zu schleudern. Dann rannte er los und trat den Deadroth, der grade von seinem Himmelsflug zurückkehrte, seinen Fuß ins Gesicht und ließ ihn gegen einen dritten Baum prallen. Dies alles geschah in nur wenigen Sekunden. Jeren stand nur da und konnte kaum fassen, wie gut der angebliche Sklave kämpfen konnte. Ser-Kueij sah ihn an. Und schleuderte augenblicklich einen Blitz in seine Richtung. Jeren war zu verwirrt und schockiert um sich zu bewegen. Doch der Blitz galt glücklicherweise nicht ihm sondern einem Dremora-Krieger der sich grade an ihn herangeschlichen hatte. Der Blitz traf den Dremora mit einer solchen Wucht, dass er wahrscheinlich an den nächst bestem Baum geschleudert wäre, wenn der Blitz von ihm nichts weiter als verkohlte Knochen hinterlassen hätte. Jeren sah wieder zu seinem Freund. Der sah ihn mit einem tadelten Blick an und machte eine Geste, dass sich Jeren endlich bewegen sollte. Dem kam er nun gerne nach. Er zückte Bogen und Pfeil und sah sich nach Hilfsbedürftigen um.
Er entdeckte einen Bauern, der von einem mit einer Kriegsaxt bewaffneten Dremora bedrängt wurde. Im nächsten Moment bedrängte ihn nur eine mit einer Kriegsaxt bewaffneten Leiche mit einem Pfeil im Kopf. Jeren konnte von Rand aus zwar viele Gegner treffen ohne in Bedrängnis zu kommen. Jedoch zwang ihn der allmähliche Mangel an Feinden weiter ins Schlachtfeld zu schreiten. Was leider dazu führte, dass im nächsten Moment ein dick gepanzerter Dremora auf ihn zustimmte. Jeren sah sich in den Nahkampf gezwungen. Er war kein wirklich schlechter Nahkämpfer. Jedoch bereiteten ihn in dicke Rüstungen gepackte Krieger Probleme, denn so ein Kurzschwert erzielte nicht oft den gewünschten Effekt. So musste er auf Schwächen in der Verteidigung seiner Gegner hoffen. Da er immer noch lebte musste er wohl oft genug Erfolg gehabt haben. Sein Gegner trug keinen Helm. Schwäche erkannt. Der Streitkolben des Kriegers sauste mehrmals auf Jerens Kopf. Der hatte ziemliche Probleme auszuweichen, stolperte über Wurzeln und Geäst und fiel schließlich zu Boden. Sein Gegner holte zum vernichtenden Schlag aus. Jeren nutzte die Siegessicherheit seines Gegners und die damit verbundene Unachtsamkeit. Er verpasste ihm einen Tritt, der den Dremora zurücktaumeln ließ und rollte sich währenddessen seitlich ab, stellte sich auf, verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht, der den Gegner abermals zurücktaumeln ließ und erledigte ihn schließlich mit einem Schwertstoß in den Kopf. Er entdeckte Ser-Kueij vor dem Obliviontor. Um ihn herum ein halbes Dutzend Leichen von Deadra. Er nickte ihm kurz zu und verschwand dann im Tor. Jeren wollte sich im anschließen, dachte aber, dass er für den Argonier nur ein Hindernis gewesen wäre. Stattdessen bemächtigte er sich wieder seines Bogens und machte sich daran, denen zu helfen für die es grade nicht so gut aussah.
Er trat weiter ins Schlachtfeld, war aber diesmal aufmerksamer, sodass Gegner die sich diesmal heranschleichen wollten, sehr gute Reflexe und eine 100% Resistenz gegen Pfeile brauchten. So welche sind Jeren bisher noch nicht entgegengetreten. Es lief ziemlich gut. Bis es nicht mehr gut lief. Zu mindestens für Jeren. Er verschanzte sich gerade hinter der Wand eines Bauernhauses, um die Gefahr entdeckt zu werden zu senken. Und dann geschah es: Er bemerkte aus den Augenwinkeln wie jemand hinter ihm ein deadrisches Claymore hob, als er gerade um die Ecke trat um sich einen weiteren seiner Feinde zu entledigen. Jedoch wirbelte er stattdessen herum, um seinem Pfeil einem neuen Gegner zu widmen. Er traf. Keuchte auf. Und wurde blaß. Er hatte gerade keinen Gegner getötet. Sondern einen jungen Kaiserlichen im Alter von ungefähr 17 Jahren, der sein eisernes Claymore gegen ein deadrisches eintauschen wollte. Er starrte Jeren mit Augen voll Schock und Überraschung an. Jeren konnte noch sehen wie der Lebensfunke in den Augen des Jünglings erlosch. Dann kippte er zu Boden. Jeren konnte kaum glauben was gerade passiert ist. Er hatte jemanden umgebracht. Ermordet. Einen Jugendlichen, der nur helfen wollte. Irgendwo vor ihm hörte er das Gebüsch rascheln. Er ließ seinen Bogen fallen und fing an zu rennen. Hinter ihm implodierte das Obliviontor und schloss sich schließlich. Eine Gestalt in Schwarz mit einem Schwanz erschien an dessen Stelle und steuerte auf den nächst besten Deadra zu. Soldaten und Bauern jubelten. Deadra blickten verwirrt um sich, erkannten ihre Niederlage ein und fingen an in den Wald zu flüchten. Soldaten und ein entschlossener Ser-Kueij setzten ihnen nach. Er hielt eine schwarze Kugel in der Hand. Eine Flammenaura umhüllte ihn. Doch Jeren merkte nichts von all dem. Er merkte nichts mehr. Er rannte nur. Ohne Ziel wie zuvor in seinem Leben auch. Er rannte tief in den Wald. Schließlich blieb er stehen, legte sich auf den Boden. Tränen liefen an seinen Wangen herunter.
Geändert von Dark Brother 94 (22.07.2010 um 20:25 Uhr)
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Legende
Anschluss an die Handlung von "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles" und "Zwei Beschwörer unterwegs auf den Shivering Isles #2".
Arranges war jetzt fast 2 Tage mit seinem Rotfuchs unterwegs, allerdings nicht auf direktem Wege zur Kaiserstadt, er hielt den Weißgoldturm zu seiner Linken, war aber immer in Grenznähe zu Elsweyr unterwegs. Am zweiten Tag, als langsam aber sicher die Dämmerung einsetzte, suchte er sich mitten im Wald eine geschützte Stelle an einem recht beschaulichen Findling. Er hatte mittlerweile auch seine komplette Ausrüstung gewaschen und sich die doch recht tiefen Augenringe wieder beinahe weggeschlafen. Er machte den ganz normal müden Eindruck, mit einem scharfsinnigen Funkeln in den Augen, den er auch sonst pflegte. Das Einzige, was an ihm noch direkt an den Aufenthalt auf den Inseln erinnerte, war der recht ordentlich zerfetzte Umhang, den er allerdings aus Gewohnheit immernoch trug.
Der Kaiserliche war gerade dabei, sein Pferd neben dem Lagerfeuer abzusatteln und ein kleines Einmannzelt zwischen zwei Bäumen zu errichten, als er einen lauten Ruf, etwas weiter entfernt, wahrnahm. Er konnte nicht genau sagen, was der- oder diejenige da gerufen hatte, aber er hielt kurz inner mit seiner Tätigkeit und horchte auf. Als er schon glaubte, sich das nur eingebildet zu haben und bereits weiterwerkelte, hörte er wieder einen Ruf. Es hörte sich an wie ein Kommando oder ähnliches, das von Jägern ausging oder so, er konnte es jedenfalls nicht richtig zuordnen. Nach dem zweiten Ruf kam auch nichts mehr und der Kampfmagier setzte sich kurze Zeit später an das kleine, gemütliche Feuer und begann, einige Rollen und Papiere zu studieren. Die Formel für den Lich und alles, was dazugehörte um den König der Untoten zu rufen, hatte er mittlerweile verinnerlicht und es gelang ihm jetzt sogar, diese Meisterhürde beinahe ohne Einschränkungen zu überspringen. Er konnte die Kreatur rufen und kämpfen lassen, ohne dabei irgendwie in Zwitracht mit dem mächtigen Wesen zu geraten, allerdings verlangte ihm dieser Spruch alles ab, danach ging für recht lange Zeit nichts mehr, die er nicht mit Schlaf überbrückte. Außerdem hatte er auch inzwischen die Macht der Hungerbeschwörung verstanden. Je mehr Konzentration und Energie er auf sie verwendete, desto mächtiger wurde die daedrische Kreatur, welche er rief.
Arranges wollte sich gerade schlafen legen, als er einige Meter entfernt, ein lautes Knacken im Gebüsch hörte. Er ruckte mit dem Kopf in die Richtung, aus welcher das Geräusch kam. Einige Augenblicke später hörte er ein leises Flüstern, konnte aber nicht sagen, was dort geredet wurde. Der Magier war schnell aufgestanden und schlich in den Schatten des großen Felsblocks. Kaum war er außerhalb des Feuerscheins getreten, brachen zwei Gestalten aus dem Unterholz auf die kleine Lichtung. Ein wohl nur aufs Zertrümmern geschulter Ork mit einem etwas überdimensionierten Zwergenkriegshammer und etwas hinter ihm, ein Bretone, welcher eine Robe trug, die an Gewänder erinnerte, welche sonst nur Mönche zu tragen pflegten. Das sind aber... seltsame Räuber, nicht nur, dass sie sich selbst verraten, nein, sie scheinen wohl auch nicht wirklich zu teilen, was die Ausrüstung angeht... Der komische Mönch erhob seiner Stimme: 'Arranges? ... Ich weiss, dass du hier bist.' Er sah sich kurz suchend um, bevor er fortfuhr: 'Komm raus, ich denke, du weisst, was ich von dir will...' Wenn das mal nicht der Hohepriester ist! Das Schwein, welches mich gleich mit einer halben Streitmacht gejagt hat... Schoss es dem Kaiserlichen durch den Kopf. Arranges sprach eine Formel und vor dem Ork trat ein Markynaz aus einer blutroten Kaskade. Die beiden Krieger gingen sich direkt richtig hart an, aber Arranges hatte keine Lust auf Spielchen und schon nach wenigen Sekunden, streckte das Dremora den Ork nieder, welcher dem schlanken und schnellen Cleymore mit seinem Hammer nicht nachkam. Der Daedra verschwand augenblicklich und der komische Priester stand allein da. Der Kampf war aufbrausend, aber kurz, sodass der Bretone hatten nicht wirklich eingreifen können. Aja... Söldner... 'Lass doch diese Spielchen, ich weiss, dass du hier bist und ich weiss auch, dass du sehrwohl verärgert bist... zu recht, das muss man dir lassen... aber ich kann nicht neben einem Mann leben, dessen... Freunde... hier die Gewalt haben, die ganze Legion, die Klingen und sogar einige Agenten, so dermaßen zu beeinflussen, dass der Wert meiner Befehle praktisch gegen Null geht...' Während der Bretone gesprochen hatte, war er stetig näher zu Arranges Position gewandert und dem Kaiserlichen war dabei nicht entgangen, dass er eine Klinge gezogen hatte. Es musst dem Laut nach zu urteilen, eine recht kurze Klinge gewesen sein, ein Dolch oder Kurzschwert. 'Wir können das hier sicher wie normale Menschen klären...' Meinte der Priester noch und jetzt machte Arranges ihn nur noch einen Meter neben sich um eine Ecke des Felsbrockens aus. Ja sicher und ich heiße erstens Mehrunes und zweitens Dagon... Schnell hatte der Kampfmagier sein Schwert gezogen und schwang es mit beiden Händen ein wenig vortretend... Mit einem eingefrorenen, sehr verdutzten Blick, purzelte der Kopf des Hohepriesters zu Boden, ein Liedschlag später kippte der restliche Körper nach vorn.
Arranges legte sich nur wenig später zur Nachtruhe und begab sich am nächsten Morgen in die Kaiserstadt. Er hatte es eilig, einmal wieder auf einer ordentlichen Matratze zu schlafen, zwar hatte er jetzt zwei Nächte unter freiem Himmel mit seinem Reittier sehr genossen, aber nach fast einem Monat nur ungemütlichem Schlaf, war das einfach nötig. Er reservierte sich im Hotel am Talosplatz ein Zimmer vor, verkaufte seinen Dolch im Marktbezirk für einen ganz ordentlichen Preis und kehrte mit einem jetzt wieder gut gefüllten Geldbeutel zurück ins Hotel. Er hatte die Stadt am Nachmittag erreicht und jetzt war es früher Abend. die Sonne war zwar noch längst nicht im Begriff, unterzugehen, aber Arranges war relativ erschöpft und so legte er sich beinahe direkt hin. Seinen Umhang hatte er durch einen Neuen ersetzt, natürlich wieder in dunkelgrau.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Von Ruinen, Skamps und anderen Gefahren" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (07.07.2011 um 18:07 Uhr)
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Fossil
Skingrad; Westebene
Erynn verließ Skingrad durch das westliche Tor. Es war kurz vor Sonnenaufgang, und die Farbe des Himmels änderte sich bereits zu einem helleren blau, durchsetzt von zarten, rosafarbenen Streifen. In weniger als einer Stunde würde sich die Sonne über den Horizont schieben und der Frieden dieser so unwirklich scheinenden Stunde dem geschäftigen Treiben des Tages weichen. Zu dem Zeitpunkt wollte die Dunkelelfin allerdings schon längst mitten im Grasland der Westebene sein.
Sie begab sich zu den Stallungen vor der Stadt um ihr Pferd von der Koppel zu holen, einen sechsjährigen dunkelbraunen Wallach mit vier weißen Fesseln und einer schmalen, geraden Blesse. Das Tier war der einzige Luxus, den sie sich leistete, aber sie hatte so viel Freude daran, daß sie die Septime dafür gerne ausgab.
Nachdem sie das Pferd -das sie aus einer Laune heraus ‚Falchion’ getauft hatte- gesattelt und ihren Stahlbogen hinten am Sattel befestigt hatte, schwang sie sich auf seinen Rücken und ritt am langen Zügel die Straße hinauf Richtung Nordosten. Nebelfetzen hingen zwischen den Weinstöcken des Surilie-Weinguts zu ihrer Linken, das zu so früher Stunde noch still und verlassen dalag. Sie faßte die Zügel kürzer und trieb ihr Pferd zu einem flotten Trab an, als sie die Plantage hinter sich gelassen hatten. Ihr Ziel war Goblin Jims Höhle. Erynn wußte nicht, wer Goblin Jim war oder warum sich jemand die Mühe machen sollte, einem Goblin einen Namen zu geben, aber das spielte letztendlich auch keine Rolle. Nach einer Weile verließ sie die Straße und bog in die üppige Wildnis der Westebene ab. Jetzt, am frühen Morgen, verströmten die hier verschwenderisch wachsenden Gräser, Blumen und Kräuter einen fast berauschend intensiven Geruch. Die Sonne ging gerade auf und brachte den Tau auf den Blättern zum glitzern. Die Elfin hielt ihr Reittier an und genoß für einen Augenblick diesen Moment voller Schönheit. Dann wandte sie sich direkt nach Norden.
Auf halbem Wege ließ Erynn Falchion in der Nähe einiger großer Felsen zurück. Sie saß ab und vergewisserte sich, daß in der Nähe kein Nachtschatten wuchs, an dem sich das Tier vergiften könnte. Dann löste sie den Bogen vom Sattel und spannte ihn. Mit der Waffe in der Hand schlich sie sich vorsichtig an die Höhle heran. Sie nahm nich den direkten Weg, sondern näherte sich von Osten, so daß ihr die aufgehende Sonne im Rücken stand. Ihre Lederrüstung knarrte leise, als sie hinter einem Busch in Deckung ging. Ein großer Felsen in ihrem Rücken würden hoffentlich dafür sorgen, daß ihr Überraschungen aus Richtung des Großen Forstes erspart blieben. Von ihrer Position aus hatte sie einen guten Blick auf den Höhleneingang wie auch auf den Bereich davor. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen: Goblinjagd war eine Art Sport in der Skingrader Kriegergilde, und sie beteiligte sich mit der gleichen Begeisterung daran wie der Rest der Berufskämpfer auch.
Die Elfin mußte nicht lange warten. Aus Richtung des Hochlandes kam eine kleine, verwachsene Gestalt in Sicht. Der Goblin hatte scheinbar den Schutz der Dunkelheit genutzt, um Beeren oder ähnliches zu sammeln. Jetzt kehrte er zurück, um sich wieder in seinem Bau zu verkriechen. Erynn ließ sich auf ein Knie nieder und zog langsam, ganz langsam einen Pfeil aus dem Köcher und legte ihn locker auf die Sehne. Der Goblin wuselte direkt auf die grobe Brettertür zu, die den Höhleneingang verschloß, so daß sich keine Möglichkeit zu einem sicheren Schuß bot. Die Dunmerin hob den Bogen und stieß einen leisen Pfiff aus. Irritiert hielt das Wesen inne und drehte sich suchend zur Quelle des Geräuschs um. Es blinzelte, als es in die frühe Sonne starrte, deren Schein sich mit den Schatten des Waldes vermischte, und schirmte die Augen mit einer Hand ab. Erynn zog die Sehne bis zum Mundwinkel zurück und schickte den Pfeil auf die Reise. Mit einem dumpfen Klatschen schlug er in die Brust des Goblins ein und riß ihn herum. Er zuckte unkontrolliert, wirbelte im Todeskampf Staub und Grasbüschel auf und lag dann still. Dennoch verblieb die Schützin in ihrer Deckung und legte einen weiteren Pfeil auf die Sehne. Nur wenige Herzschläge später fand sie ihre Vermutung bestätigt: Goblins sind nur selten allein draußen unterwegs. Ich bin mir sicher, daß es noch mindestens einen zweiten gibt. Dieser zweite Goblin tappte in ihr Schußfeld, entdeckte seinen toten Artgenossen und sah sich mißtrauisch witternd um. Perfekt. Er starb ebenso wie der erste. Auch jetzt wartete Erynn wieder eine Weile, aber alles blieb ruhig. Schließlich wagte sie sich hinter ihrem Busch hervor, um die beiden Kadaver zu untersuchen. Wenn gleich sie dabei weiterhin auf ihre Umgebung achtete, tat sie doch ihr bestes, den schaurigen Behälter voller Knochen zu ignorieren, der sich zwischen anderem Müll vor dem Höhleneingang befand. Die Überreste darin sahen beunruhigend menschlich aus.
Wie erwartet fand sie nichts Wertvolles bei den toten Gobbos. Sie trugen rostige, grobgeschmiedete Waffen, die bestenfalls zum Einschmelzen taugten. Erynn ließ sie liegen. Auch die matschigen Beeren und die Steinpilzkappen, welche die Kreaturen bei sich trugen -scheinbar die Ausbeute der vergangenen Nacht-, nahm sie nicht mit. Wer sollte so etwas schon noch essen wollen? Sie jedenfalls nicht. Nachdem Goblinklauen die Nahrungsmittel befingert hatten, wirkten sie auf die Elfin abstoßend. Irgendwie... unrein. Die beiden Pfeile hatten die Aktion ebenfalls nicht überlebt. Schäfte und Federn waren abgeknickt worden, als die Goblins stürzten. Zumindest aber ließ sich eine eiserne Pfeilspitze bergen. Man würde sie noch einmal verwenden können. Sie zog ihren Stahldolch und schnitt die jeweils rechte Hand der Biester ab; wegen dieser Trophäen war sie hauptsächlich gekommen. In die Höhle selbst würde sie nicht gehen, jedenfalls nicht ohne Unterstützung. Die Stollen und Gänge waren normalerweise zu eng und zu verwinkelt, um den Bogen sinnvoll einsetzen zu können. Meist bedeutete er dort mehr eine Behinderung als einen Vorteil. In einer Höhle war man mit einem Schwert besser bedient, aber wenn sie sich schon zu so offensivem Hauen und Stechen durchringen mußte, dann doch lieber mit Rückendeckung.
Nach einem weiteren prüfenden Blick auf ihre Umgebung wandte sie sich zum Gehen, kehrte zu Falchion zurück und verstaute die Ausbeute des Morgens in den Satteltaschen. Das Pferd hatte auf sie gewartet, wie immer, und zupfte zufrieden noch ein paar Gräser, während Erynn den Bogen entspannte und verstaute.
Sie wandten sich wieder Richtung Skingrad. „Tut mir leid, mein Großer. Das war wirklich kein besonders langer Ausflug heute“, sagte sie, wärend sie den Mähnenkamm des Tieres kraulte. „Vielleicht ergibt sich bald mal die Möglichkeit, einen Botengang zu erledigen, so daß wir beide etwas mehr Bewegung kriegen.“
Wieder an den Stallungen angekommen, nahm Erynn ihrem Pferd Sattel und Zaum ab, kontrollierte die Hufe auf eingetretene Steinchen und ließ es dann frei auf der Koppel laufen. Den größten Teil des Lederzeugs konnte sie bei den Ställen lassen, allein die Satteltaschen nahm sie mit.
Die Sonne stand noch nicht im Zenit, als sie Skingrad wieder betrat. Da sie von der Torwache als reguläre Bewohnerin der Stadt erkannt wurde, winkte man sie ohne Überprüfung durch. Sie begab sich direkt zum Gildenhaus, einem wuchtig aussehenden Steinbau, um die Goblinhände loszuwerden.
Von der Eingangshalle wandte sie sich nach rechts in den Speisesaal, wo sie auf Parwen traf. In den acht Monaten, die sie jetzt in Skingrad lebte, hatte sie sich mit der Waldelfin angefreundet. „Und?“ fragte diese nur. „Zwei“, grinste Erynn und warf ihr die blutigen Goblinklauen zu. Damit hatte sich der Zweck der Trophäen auch schon erfüllt: Sie bewiesen die beiden Abschüsse. Die Dunmerin nahm ein Stück Kohle und zeichnete zwei weitere Striche hinter ihren Namen auf einem Stück Papier, das für alle sichtbar an der Wand hing. Sie hinkte den anderen noch ziemlich hinterher, vor allem dem großen Argonier Ah-Malz, hinter dessen Namen sich eine beeindruckende Anzahl von Strichen befand, aber sie spielte ja auch noch nicht so lange mit.
Das wäre erledigt. Was mache ich jetzt nur mit dem angefangenen Tag?
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Tarriors Plantage
Diese Offenbarung kam so plötzlich, dass Tarrior erst einen Moment brauchte, bis sie wirklich an seine Geist drang und noch weitere Augenblicke bis er sich ganz darüber klar wurde. Umgehend legte sich in seinem Kopf ein Schalter um und ließ ihn sich dem verweigern. „Das kann unmöglich sein. Du willst mich doch nur hereinlegen“: warf er ihr vor. Verasa schüttelte fahrig den Kopf. „Es ist die Wahrheit Tarrior. Und während wir hier reden, könnte er auf See oder an Land sonst welch unaussprechlichen Gefahren ausgesetzt sein“: widersprach sie dem. Der Dunmer wandte sich mit einer harschen Bewegung ab und blickte wieder aus dem Fenster auf eine hohe Mauer. „Mein Sohn“: hauchte er ungläubig. „Sie lügt nicht“: versuchte sein Verstand ihm klar zu machen, doch seine Gefühle ließen die Vernunft nur tröpfchenweise hindurch. Es war, als wollte man einen Ogrim durch ein Nadelöhr ziehen. Es begann ihn zu übermannen. Er spürte plötzlich eine Last auf den Schultern, die ihn regelrecht zu erdrücken drohte. „Tarrior bitte. Ich lüge nicht. Es ist die Wahrheit“: schwor Verasa und klang regelrecht flehend. Auch ihr Vorrat an emotionaler Kälte und Distanz war im Verlauf dieses Gespräches aufgezehrt worden. „Es kann einfach nicht wahr sein“: murmelte er für sich selbst, ohne das es die Dunmerin verstanden hätte. Doch er wusste, dass er sich etwas vormachte. Diese Frau sprach die Wahrheit. So unglaublich sie auch sein mochte. Er hatte nach all diesen Jahren einen Sohn. Müde massierte sich er sich die Augen. „Sieh mich wenigstens an Tarrior“: bat sie. Zwar drehte er sich daraufhin um, doch Verasa ignorierend trat er an ihr vorbei und auf den kleinen Unterschrank beim Eingang zu. Er merkte wie die Dunmerin aufstand und ihm folgte, aber einen gewissen Abstand hielt. Er entnahm dem Schrank ein Glas und stellte es auf die Oberfläche, dann goss er sich einen ziemlich starken Schnaps ein. Tarrior musste sich an dem Schränkchen mit beiden Händen abstützen. Noch immer hatte er das Gefühl, von alldem erdrückt und erschlagen zu werden. Nach einem Mal tiefen Einatmens nahm er den Schnaps zur Hand. Statt ihn zu trinken, schwenkte er die klare Flüssigkeit nur unschlüssig hin und her und stellte das Glas nach einigen Augenblicken zurück, ohne etwas zu trinken.
Mit einem betrübten Blick, wie der Dunmer aus dem Augenwinkel heraus feststellte, beobachte Verasa ihn schweigend. Kaum hatte Tarrior das Glas wieder abgestellt, griff er sich ohne Umschweife die Flasche, setzte sie an seine Lippen und ließ den starken, brennenden Alkohol einfach in sich hinein fließen. Er schmeckte nichts davon. Das flüssige Feuer lief seine Kehle in einem Strom herunter und füllte die aufkommende Kälte in ihm, mit alkoholischer Hitze. Erst nach etwa einer halben Minute setzte er die Flasche, deren Inhalt jetzt ziemlich zusammen geschrumpft war, ab. „Wochen und Monate ohne einen Tropfen Alkohol“: dachte er wehmütig, zuckte im Anschluss innerlich mit den Schultern und nahm noch einen großen Schluck aus der Flasche. „Was soll’s?“: betäubten seine Gefühle das Gewissen, als er sich nun doch noch den Inhalt des Glases genehmigte. Dann sackte er zusammen und konnte sich gerade noch mit den Armen am Schränkchen abstützen. „Ist alles in Ordnung?“: fragte Verasa umgehend aufgeregt und besorgt. Ein kurzes Glucksen erklang, dann verwandelte es sich immer mehr in ein laut schallendes Lachen. Tarrior hörte Verasas Schritte, wie sie sich von ihm entfernte. Während er wie irre lachte, liefen ihm warme, salzige Tränen über die Wangen. „Ja es ist alles in bester Ordnung!“: brüllte er sarkastisch. „Ich war monatelang unterwegs, weil jemand es so wollte. Eine Frau taucht auf, die ich zu vergessen versucht habe und ich erfahre urplötzlich das ich seit Jahren einen Sohn habe“: sagte er sarkastisch. „Es ist wirklich alles in Ordnung“: fügte er zusammengefasst hinzu. Er vermied es, sich dabei umzudrehen, damit sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Dann kippte es in ihm vollständig und die Kraft verließ ihn. Er sank vor dem Schrank auf die Knie. „Lass mich bitte allein“: bat er mit belegter Stimme. „Tarrior, ich…“: wollte sie sagen, doch er schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. „Lass mich bitte allein“: wiederholte er und diesmal mit mehr Nachdruck in der Stimme. Sie nickte schweigend und verließ den Raum. Der Dunmer stand daraufhin auf, schleppte sich zur Sitzecke, legte sich auf das Polster und schloss die Augen. Nach einer Weile, in der die innere Kälte wieder die Überhand bekam und den Schmerz erstickte, schlief er ein.
Er sah Wolken – dunkle, schwarze Wolken. Sein Körper war eingebettet in feinen, schwarz-grauen Sand. Er fühlte das sanfte Reiben der Körner an seiner Haut. Sein Blick war gen Himmel gerichtet. Vor einem dunklen grauen Hintergrund zeichneten sich diese finsteren Schwaden gut ab. Tarrior stemmte sich hoch. Die Umgebung kam ihm vertraut vor. Einsame Felsformationen, abgestorbene Bäume, Knochen und endlose Meere dieses Sandes. „Das Aschland“: erkannte er folgerichtig. Er wandte sich um, wollte wissen aus welcher Richtung die Finsternis am Himmel heran zog. Er folgte dem Verlauf und starrte in einen feurigen Schlund. Einige Augenblicke verstrichen, bis begriff, dass er nicht in eine dämonische Fratze blickte, sondern die feurige Gewalt des Roten Berges vor sich hatte. Brodelnd kochte das Magma, hell und gleißend glühte das Feuer an der Spitze und unaufhörlich türmten sich weitere dunkle Ascheschwaden auf, die über das Land zogen und die Sonne vollkommen aussperrten. Der Rote Berg war wieder erwacht. Der Zorn und die Kraft in seinem Inneren für Tarrior nur allzu deutlich zu spüren. Eine Energie die Vvardenfell verheeren konnte, sollte man sie freisetzen. Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte ihn. Er spürte die Pein des Berges, mit dem er schon seit so langer Zeit verbunden war. Etwas quälte den Vulkan, etwas war dabei ihn zu zerstören. Irgendetwas wollte diesen Ausbruch. Die Urgewalt entfesselt von unsichtbarer Macht. Irgendetwas konnte nicht stimmen. Es taten sich Risse an den Flanken auf. Rot wie Blut pulste das Erdfeuer hervor und grub sich glühend heiß einen Weg ins Tal. Alles verbrennend, das auf seinem Weg lag. Die Flammen hielten direkt auf ihn zu. Tarrior wollte fliehen, doch es ging nicht. Er konnte seine Beine nicht bewegen. Es war als wäre er gefesselt. Voller Entsetzen musste er sehen wie das Magma mit einer unmöglichen Geschwindigkeit heranraste und ihn direkt erfasste. Das Erdblut türmte sich zu einer regelrechten Flutwelle auf und spülte über ihn hinfort. Seine Immunität gegen Feuer half ihm zunächst standzuhalten, doch die Schmerzen waren unbeschreiblich. Die Hitze nahm zu und Tarrior fühlte Knochen und Fleisch – sein gesamter Körper zu schmelzen begann. Zwischen den höllischen, flammenden Schleiern schimmerte es für einen kurzen Moment eisblau und er und die gesamte Welt um ihn herum erstarrten zu ewigem Eis. Sein Herz blieb stehen und es wurde schwarz um ihn.
Mit einem Schrei wachte Tarrior aus seinem Alptraum auf. Sofort schien sich sein ganzer Körper zu verkrampfen. Er schnellte aus einer liegenden Position heraus in die Höhe. Kräftige, schuppige Hände packten ihn und drückten ihn mit animalischer Urgewalt zurück in die Kissen, die er nur am Rand unter seinem Kopf spürte. Mit geschlossenen Augen wehrte er sich gegen den Druck, der, so bildete er sich ein, sein Herz zermalmen würde. Er spürte weitere Klauenhände zupacken und ihn herunter drücken. Sein Widerstand erschlaffte und langsam setze Beruhigung ein. Sein Geist klärte sich und er kehrte ins Bewusstsein zurück. Noch leicht panisch riss er die Augen auf und versuchte zu ergründen, wo er sich befand. Sein Blickte irrte zunächst noch schwammig umher, bis er an zwei vernarbten, ausdruckslosen Schuppengesichert hängen blieb. Er erkannte die zwei argonischen Wächter seiner Plantage. Dann schob sich auch ein dritter Argonier in sein Sichtfeld, der ausgesprochen erleichtert wirkte. „Er ist aufgewacht“: verkündete Gilluk freudig und im Raum war erleichtertes Aufatmen zu hören. Zwischen den Gesichtern konnte er einen Blick auf den Rest des Raumes erhaschen. Er war in seinem Schlafzimmer und es hatten sich einige seiner Bediensteten versammelt, aber hauptsächlich waren es Khajiit und Argonier aus Gilluks Gefolge, die nun auch sichtlich beruhigt waren. „Was ist passiert?“: stellte er die naheliegende Frage. „Wir wissen es nicht. Wir fanden dich in der Bibliothek. Du schienst zu schlafen, doch wir konnten dich nicht aufwecken. Dann hast du dich komplett verkrampft und plötzlich wurdest du kochend heiß und wenig später eiskalt. Wir fürchteten schon, dass du sterben würdest. Alle hier waren in Sorge um dich“: klärte Gilluk ihn auf. Tarrior versuchte sich zu erinnern, doch es ging nicht. Es war wie weg geblasen. Er wusste nur noch, dass er Verasa gebeten hatte das Zimmer zu verlassen und sich dann hingelegt hatte. Er schüttelte seinen Kopf um die Benommenheit loszuwerden. Vorsichtig stemmte er sich in eine sitzende Position. Die Argonier waren jederzeit bereit zuzugreifen, wenn es nötig sein sollte.
„Ich denke es geht wieder. Könnte mir jemand ein Glas Wasser bringen?“: bat er. Ein Khajiit war schnell unterwegs. Schweigend warteten sie, bis die Katze mit der Erfrischung zurück war. Tarrior trank es in einem schnellen Zug aus. „Ihr könnt jetzt gehen“: sagte der Dunmer in die Runde. Erst zögerlich, aber dann stetig verließen die Angestellten nun das Schlafzimmer. Zuletzt die beiden vernarbten Wächter. Schließlich war er mit Gilluk allein. „Tu mir einen Gefallen und bring Verasa her. Ich will mich mit ihr allein unterhalten“: bat er seinen Freund. Der Argonier stürmte sofort hinaus. „Was ist los?“: rief er der Echse nach, doch er war bereits entschwunden. „Seltsam“: fand Tarrior. Es dauerte etwas, da kam ein schwer atmender Gilluk mit der schwarzhaarigen Dunmerin zurück. Im Anschluss verließ er den Raum und ließ die Beiden allein. „Du hast Glück. Ich wollte gerade gehen, als dein Diener mich zurückgeholt hat“: sagte sie. Ihr Gesicht hatte sich wieder verschlossen. Die Frau hatte sich entfernt, ebenso wie er sich mittlerweile wieder verschlossen hatte. „Du wolltest gehen?“: fragte er erstaunt. Sie nickte. „Es war dir scheinbar so unangenehm deinem Sohn zu helfen, dass ich dachte du würdest sowieso ablehnen und dich lieber betrinken“: erklärte sie abschätzig. Schuldbewusst blickte Tarrior zu Boden. „Das siehst du falsch. Ich war nur… geschockt und durcheinander. Man erfährt schließlich nicht jeden Tag, dass man einen Sohn hat. Meine Reaktion tut mir Leid. Entschuldige bitte“: entschuldigte er sich. Verasa wirkte überrascht. „Achja Gilluk ist nicht mein Diener, sondern mein Freund“: warf er noch ein. „Die Entschuldig nehme ich an. Sag was willst du von mir?“: wollte sie nun wissen. „Wie gesagt du hast mich falsch verstanden. Ich werde ein Auge auf unseren Sohn haben, sobald er auf Vvardenfell eintrifft, wenn er denn wirklich auf dem Weg hierher ist. Aber ich werde nicht mehr sehr lange hier sein. Es gibt unglaublich wichtige Dinge, um die ich mich kümmern muss. Wie heißt er eigentlich?“: sagte er zu und gab sich versöhnlich. „Er hat gesagt er müsse seinem Freund helfen und das dieser Freund hierher nach Vvardenfell gekommen sei. Dann wird er gewiss hier auftauchen. Sein Name ist Tirian“: antwortete sie. „Tirian“: ließ Tarrior mehrmals in seinen Gedanken erschallen. Er hatte nun also einen Sohn namens Tirian. Plötzlich fiel ihm etwas auf.
„Ein Heiler, auf einem Schiff, der einem Freund in Schwierigkeiten auf Vvardenfell helfen will und auch noch Tirian heißt“: ging es ihm durch den Kopf. „Nein das kann nicht sein“: dachte er ungläubig. „Du sagtest er heißt Tirian, richtig?“: fragte er noch einmal nach. Sie nickte. „Und du hast gesagt, du trägst jetzt den Namen Morvayn. Hat Tirian diesen Namen auch übernommen?“: fragte er weiter. „Ja natürlich, aber ich verstehe nicht worauf du hinaus willst“: bejahte sie. „Nein das ist doch vollkommen unmöglich“: stieß er hervor. Sie schaute ihn fragend an. „Gefällt dir jetzt sein Name nicht?“: beschwerte sie sich. „Nein das ist es nicht“: sagte er. Tirian sein Freund und Tirian sein Sohn waren wahrscheinlich ein und dieselbe Person. Irgendein Gott, irgendein Daedraprinz musste ihn wirklich sehr hassen und seine Spielchen mit ihm spielen. Das hier war an beißender Ironie schon gar nicht mehr zu überbieten, stellte sich schließlich heraus, das er seinen unbekannten Sohn bereits seit Jahren kannte und mit ihm befreundet war und das gerade erst seine persönlichen Schwierigkeiten Tirian dazu gebracht haben hierher zu kommen. Das führte schließlich dazu, dass er nun über diese Verbindung im Klaren war. Diese Geschichte war so verrückt, dass man meinen könnte, Sheogorath hätte sie geschrieben. „Das ist es nicht“: wiederholte er seine Worte noch einmal. „Du wirst es kaum glauben, aber ich kenne unseren Sohn schon seit Jahren“: fing er an zu berichten.
Sie hörte seinen Ausführungen aufmerksam zu. Verasa bestätigte dabei Tarriors Verdacht, dass die beiden Tiriane ein und dieselbe Person waren. Sie konnte es ebenfalls kaum glauben, dass das Schicksal einen derart böses Spiel mit ihnen getrieben hat. Sie äußerte den Verdacht, dass es sich vielleicht sogar um ein Zeichen handeln könnte. Für was oder wen, wusste sie nicht. „Dann bist du wohl der Freund, dem er helfen wollte“: erkannte sie folgerichtig. Tarrior nickte. „Ich habe ihm gesagt, er solle auf sein Schiff zurückkehren und mir nicht folgen. Scheinbar hat er meine Dickköpfigkeit geerbt“: bejahte er. „Dann musst du in ziemlich großen Schwierigkeiten stecken. Er erzählte es zumindest“: schlussfolgerte sie. Tarrior machte eine wegwerfende Bewegung. „Ich bin da tatsächlich in eine üble Sache verstrickt. Deshalb werde ich auch bald ins Landesinnere aufbrechen um diese Sache zu erledigen. Das Ganze könnte also bald erledigt sein. Ich habe Tirian nicht die volle Wahrheit gesagt. Tatsächlich wurde ich von jemandem erpresst, aber mit einem anderen Druckmittel. Und jetzt ergibt sich die Chance selbst Beweise in die Finger zu bekommen um ihn auszuschalten“: erklärte er. „Ins Landesinnere? Sind da nicht die Daedra?“: fragte sie. „Genau. Deshalb wird es auch schwierig werden, aber ich muss es tun. Ansonsten bekomme ich nie wieder meine Ruhe zurück. Tirian wird vermutlich direkt hierher zu meiner Plantage kommen, da er mir ja helfen will. Wenn er hier ankommt, dann solltest du ihn darüber aufklären, dass ich sein Vater bin. Er solle hier bleiben. Ich denke, ich schaffe diese Sache bei Maar Gan schon allein“: schlug er vor. Sie nickte. „Du willst also, dass ich hier bleibe?“: wollte Verasa wissen. Er musterte die Dunmerin.
„Auf Vvardenfell ist es gefährlich. Und dir wird er glauben. Es ist besser du bleibst hinter diesen sicheren Mauern. Aber hör bitte auf meine Bediensteten wie widerliche Sklaven zu betrachten. Sie sind frei, freundlich und loyal“: antworte Tarrior um dann noch anzufügen: „Das ändert nichts an meinen Gefühlen für dich. Es versetzt mir immer noch richtige Stiche auch nur an dich denken zu müssen. Wenn ich dir jemals verzeihen kann, dann wird es noch eine Weile dauern.“ Mit einem Nicken zeigte sie ihm, das sie es ähnlich sah. „Was mir gerade einfällt. Hätte Tirian nicht auch erkennen müssen, das ich sein Vater bin?“: kam ihn eine interessante Frage in den Sinn. Schuldbewusst schaute Verasa zu Boden. „Ich habe ihm nicht viel von dir erzählt und auch gesagt, dass du kurz vor seiner Geburt gestorben bist. Ich hielt es für das Beste“: erzählte sie kleinlaut. Ein „Hmm“ entrang sich Tarriors Kehle. „Ich denke auch, das es richtig war“: stimmte er dem knapp zu. Eine Weile herrschte Schweigen dann verabschiedete sich Verasa von ihm für die Nacht und wollte gehen. Auf der Schwelle blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. „Was ist das eigentlich, womit jemand dich erpressen kann?“: stellte sie eine letzte Frage. „Etwas für das ich mich nicht schäme, aber das Andere wohl nicht verstehen können. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Es tut mir leid“: wollte er auf diese Frage nicht antworten. Die schwarzhaarige Dunmerin nickte und verließ endgültig seine Gemächer und schloss die Tür. Tarrior stand vom Bett auf, auf dem er gesessen hatte, und ging zur Wand hinüber, wo er vor einem Wandteppich stehen blieb. Die Betrachtung des Teppichs konnte einen schon ziemlich verwirren, denn das Muster bestand aus in einander verschlungenen und verdrehten schwarzen Ranken auf rotem Grund. In diesem Wirrwarr waren Symbole des Sechsten Hauses versteckt ebenfalls eingewebt. Bei der kurzen Betrachtung schoss ihm das Gesicht einer rothaarigen, bretonischen Heilerin durch den Geist – nur kurz. Er schob den Teppich etwas zur Seite und legte eine Tür frei, durch die er hindurch trat.
Er fand sich in seinem Kultraum wieder. Alte Kohlebecken im Dagoth-Stil standen an den Wänden. Sie waren erloschen. Mit einem kleinen Feuerball entzündete er eine von ihnen. Sie enthüllte, was sich sonst noch in dem Raum verbarg. Ein Glockenspiel, samt zwei Totems, die es flankierten, bildeten die Mitte das Raumes. An der gegenüberliegenden Wand war der eigentliche Altar aufgebaut. Es handelte sich dabei um einen Triolithen aus schwarzem Stein mit feinen Schnitzereien und roten Verzierungen, in dessen großen Einkerbungen sich Kerzen befanden. Auf dem Triolith stand eine sehr prachtvolle Aschestatue mit einem großen, roten Edelstein mitten in der Stirn. Aus einem kleinen Schrank zu seiner Rechen nahm er eine einfache rote Tonschale und stellte sie auf einen kleinen Tisch neben dem Altar. Aus einem kleinen Säckchen schüttete er ein moosgrünes Pulver und schichtete es in der Schale zu einem Häufchen auf. Es bildete sich eine kleine Flamme zwischen seinem Daumen und Zeigefinger, mit der er das Pulver entzündete. Augenblicklich verströmte es einen eigenartigen, aber doch zu gleich anregenden Geruch im Raum. Tarrior schloss die Tür und setzte sich im Anschluss im Schneidersitz vor den Altar. Dann begann er zu meditieren. „Die Anderen würden es nicht verstehen“: gingen ihm dabei die eigenen Worte nochmals für einen Moment durch den Kopf. Dann versenkte er sich in mentale Leere.
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Fossil
Skingrad
Erynn legte das Kohlestück wieder weg. Sie setzte sich mit dem Rücken zum Eingang des Raumes, Parwen gegenüber, und zog bedächtig ihre Lederhandschuhe aus. „Die beiden habe ich erwischt, als sie gerade vom Nahrung sammeln zurückkamen. Aber den Clan an sich wird das nicht allzu hart treffen. Man müßte in die Höhle gehen und das ganze Nest ausräuchern, wenn wir diese Plage irgendwann in den Griff bekommen wollen. Vor allem um die alte Mine an der Straße, in der Nähe des Friedhofes, sollte sich jemand kümmern. Dort werden am häufigsten Leute von den Viechern erwischt.“
Parwen stützte das Kinn in beide Hände: „Jemand“, fragte sie mit einem spöttischen Funkeln in den Augen. „Heißt das, du selbst willst deine Nase nicht in diese Stollen stecken?“ Erynn verdrehte die Augen. „Komm schon. Ich bin Bogenschützin, genau wie du. Für so eine Aktion bräuchte man am Besten vier schwergerüstete Orks, die mit Streitkolben bewaffnet durch die Gänge stürmen und alles plattwalzen, was ihnen vor die Füße kommt.“ Die Bosmer grinste bei dem Bild, das sich hinter ihrer Stirn formte. „Ich sehe gerade vier eingedoste und wütende Orks vor mir, die alle gleichzeitig durch einen engen Stollen trampeln und dabei stecken bleiben. Nein, man müßte das schon etwas intelligenter angehen.“
Erynn lehnte sich weit nach rechts und öffnete die Klappe eines windschiefen Schranks, der unter dem Fenster stand. Sie nahm sich ein Bier heraus und öffnete die Flasche, indem sie ihren Dolch als Hebel benutzte. „Ist es dafür nicht noch etwas zu früh?“
„Wieso? Bist du jetzt meine Mama, Parwen?“ Sie ließ den Dolch wieder in ihrem rechten Stiefel verschwinden. „Außerdem bin ich schon seit lange vor Sonnenaufgang wach. Für mich ist es bestimmt schon Nachmittag.“
„Ja, ja.“ Jetzt war es an Parwen, die Augen zu verdrehen. „Es wäre schlauer, zwei Magier am Eingang zu plazieren, die Feuerbälle mit Flächenwirkung in den Stollen schleudern. Ein halbes Dutzend Bogenschützen, in einem Halbkreis vor der Höhle verteilt, könnte sich dann um die Goblins kümmern, die noch herausgekrochen kommen.“
Die Dunkelelfin nahm einen Schluck von dem Bier. „Wo willst du denn zwei Magier herkriegen? Aus der Gilde? Daß ich nicht lache! Eine kombinierte Aktion mit denen würde sicherlich schon daran scheitern, daß sie sich ihre feinen Roben nicht schmutzig machen wollen...“ Die beiden grinsten sich an. Der gegenseitige Spott gehörte zum Habitus beider Gilden. Vergeistigte Bücherwürmer gegen minderbelichtete Haudraufs. So war es schon immer gewesen, so würde es immer sein, und beiden Seiten würde ernstlich etwas fehlen, sollte sich das jemals ändern.
„Wie dem auch sei: Wer bliebe sonst noch übrig? Allenfalls die Legionskampfmagier. Die Jungs sind wirklich hart im Nehmen, aber bis das Militär uns welche von denen freistellt, sind sogar wir beide alt und grau. Außerdem... die kaiserliche Administration schickt keinen von der Elitetruppe, um ein paar Gobbos zu töten. Schon gar nicht in diesen Zeiten.“ Sie starrte kurz ins Leere. „Nein, das ist alles Spinnerei. Ich weiß nur, daß ich nicht versuchen werde, mich allein durch einen Goblinbau zu schnetzeln. Ich würde wohl als Spießbraten für die nächste Clanfete enden, oder sowas ähnliches.“
Parwen seufzte resigniert: „Zumal ganz Tamriel zur Zeit andere Probleme hat. Ein toter Kaiser, die ungeklärte Thronfolge und nicht zuletzt diese seltsamen Tore, die überall aus dem Nichts auftauchen. Schauderhaft, sag ich dir.“
„Hast du schonmal eins gesehen?“
„Mhm.“ Parwen griff nach der Bierflasche und nahm einen kräftigen Zug. „Hier in der Westebene, ungefähr auf halber Strecke zwischen Skingrad und dem, was von Kvatch noch übrig ist. Es steht einfach da, mitten in der Wildnis. Ich hab nur die Beine in die Hand genommen und bin gerannt.“ Die Stimme der Waldelfin war leise geworden, und ihre Augen blicken auf ein Bild, das die Andere nicht sehen konnte. Schließlich schüttelte sie sich, um die Erinnerung zur Seite zu schieben. „Ich sage dir, wenn ich die Wahl hätte, in so ein Ding zu gehen oder in einen Goblinbau – ich würde die Goblins wählen.“
Die Dunkelelfin nickte. Die Bosmerin war eine kluge und umsichtige Kämpferin, und man konnte sich auf ihre Einschätzungen verlassen. Sollte sie selbst einmal auf solch ein Tor treffen –und angesichts der Situation war das nicht ganz unwahrscheinlich- würde sie mehr als vorsichtig sein. „Ich habe noch ein paar Sachen zu erledigen“, gab sie ihrer Freundin zur Antwort. „Wir sehen uns später. Vielleicht rede ich demnächst mal mit Ah-Malz. Die Tore ändern auch nichts daran, daß Reisende an der Straße von Goblins angegriffen werden, und das wirft ein schlechtes Licht auf die Gilde. Sowas können wir uns nicht leisten.“
Sie griff nach ihren Handschuhen und ging nach oben. Hier bewohnte sie ein kleines Zimmer unter dem Dach, das ihr ein wenig Privatsphäre bot. Sie warf die Handschuhe auf das Bett, Schwert, Bogen und Köcher folgten. Dreizehn Pfeile waren noch übrig. Ich sollte mir ein paar neue besorgen, diese hier werden nicht mehr lange reichen. Und dann muß ich mich dringend nach einem Auftrag umsehen, der ein paar Septime in meine Kasse spült. So langsam wird es knapp. Wenn der Graf uns wenigstens die abgeschossenen Goblins bezahlen würde, wäre mein Leben um einiges leichter.
Sie dachte kurz zurück an ihr Elternhaus in Cheydinhal. Da war alles irgendwie unkomplizierter gewesen, und sie hatte sich nie Gedanken machen müssen, wo sie Geld für Ausrüstung und Essen herbekam. Von den Kosten für das Pferd ganz zu schweigen. Aber sie wollte nicht wieder dorthin. So langsam, mit zweiundfünfzig Jahren, war sie irgendwo zwischen halbstark und erwachsen, und Cheydinhal war zu eng für sie geworden. Nein, es ist schon alles gut so, wie es ist. Bedächtig löste sie die Schnallen des Schulterschutzes und des Lederharnischs, beugte sich vor und wuchtete die Rüstungsteile über ihren Kopf, bevor sie diese ordentlich auf den Rüstungsständer hängte, der neben einem kleinen Sekretär in einer Ecke des Raumes stand. Nur gut, daß ich keinen Kettenpanzer trage... Erynn setzte sich aufs Bett, zog mit einiger Mühe die Stiefel aus und schnallte die Beinschienen ab. Sie schnüffelte prüfend an der leinernen Kleidung, die sie unter der Rüstung trug, und entschied sich dafür, sich umzuziehen. Wenn das Wetter warm blieb, würde sie heute Abend in dem kleinen Teich hinter dem Surilie-Weingut ein Bad nehmen. Wenn nicht, würde sie eben noch einen Tag länger stinken. Den Zuber aufzustellen und eimerweise Wasser zu erhitzen würde Stunden dauern, und das war ihr heute definitiv zu anstrengend.
In der Kleidertruhe am Fußende des Bettes wühlte sie nach etwas Passendem zum Anziehen, und entschied sich schließlich für ein dunkelgrünes Hemd und einen langen Rock aus hellbraunem Leinen. Als sie die alten Kleider ablegte, sah sie an sich herunter. Ihre Beine und Arme waren schlank, wenngleich sich die durchtrainierte Muskulatur deulich abzeichnete. Ihr Bauch war flach; leider galt das ebenso für den Bereich darüber. Ob sich das irgendwann nochmal ändert? Eigentlich wäre ich gern weniger... eckig. Verwundert über sich selbst schüttelte sie der Kopf. Vor einem oder zwei Jahren hätte sie sich niemals Gedanken darüber gemacht. Seufend legte sie Rock und Oberteil an und schlüpfte in weiche Hirschlederschuhe. Eine kurze Überprüfung ihres Geldbeutels ergab ein Gesamtvermögen von dreiundsiebzig Septimen, nicht allzu viel, wenn sie auch noch Pfeile kaufen wollte.
Erynn begab sich wieder nach unten. Im Vorbeigehen grüßte sie den Portier, dann verließ sie das Gildenhaus und wandte sich nach rechts. Ihr Ziel war die Herberge der „Zwei Schwestern“, wo sie zu Mittag essen wollte. Die Herberge „Zur Westebene“ war ihr zu teuer, außerdem fand sie die Wirtin seltsam.
Sie stieg die steinerne Treppe zum Eingang des „Zwei Schwestern“ hoch und betrat die Taverne. Hier fand sie sich auf einer Empore wieder, von wo aus sie in den Schankraum hinunterschauen konnte. Durch die leicht rauchige Luft erkannte sie, daß der Laden gut gefüllt war. Viele Leute nahmen hier ihr Mittagessen ein, bevor sie sich weiter ihren Pflichten widmeten.
Die Elfin schlenderte die Treppe herunter und zur Theke, wo sie bei der Wirtin Mog gra-Mogakh etwas gebratenes Wild und Salat bestellte. Die gut gelaunte und redselige Orkfrau versprach, sich schnellstmöglich darum zu kümmern, und schob Erynn ungefragt eine Flasche Wein über den Tresen. „Das geht aufs Haus, Kleines“, sagte sie mit ihrer dunklen, kräftigen Stimme. Es war billiges Zeug, aber die Kämpferin wußte die Geste dennoch zu schätzen und bedankte sich mit einem warmen Lächeln. Sie hatte sich vor nicht ganz einem Monat um ein paar Riesenratten in Mogs Keller gekümmert, und die beiden Frauen waren ins Gespräch gekommen. Da die eine genauso gerne quasselte wie die andere, war es ein langer Abend geworden, an dem Erynn eine neue Freundin gewonnen hatte. So nahm sie die Flasche als ein zusätzliches Dankeschön und setzte sich an einen freien Tisch, um auf ihr Essen zu warten.
Währenddessen lauschte sie den Gesprächen in dem Lokal. Es ging, wie so oft in letzter Zeit, um den mysteriösen Mord am Kaiser, die seltsamen Tore, die anstehende Weinlese. Leider konnte sie keinen Hinweis aufschnappen, der sie vielleicht zu einem einigermaßen gut bezahlten Auftrag führen würde, wenn sie nicht gerade als Erntehelferin arbeiten wollte. Sie beschloß, später zur Burg Skingrad zu gehen und zu fragen, ob nicht vielleicht irgendjemand einen Boten oder Geleitschutz benötigte. So käme sie auch mal wieder für längere Zeit aus der Stadt hinaus, und auch Falchion würde die Bewegung gut tun.
Schließlich kam Mog an ihren Tisch und brachte die Mahlzeit. Sie nahm sich die Zeit für ein Schwätzchen mit der Elfin, erzählte von der neuen Küchenhilfe, die zwar dumm sei wie ein Scheffel Roggenschrot, aber fleißig und freundlich. Im Gegenzug erzählte Erynn zwischen einzelnen Bissen von der Goblinjagd am frühen Morgen und ihrer Suche nach Arbeit. Mog schüttelte bedauernd den Kopf. „Ich habe leider keine Ratten mehr, die du jagen könntest. Aber das weißt du ja selbst am besten. Übrigens: Alle meine Gäste waren sehr angetan von dem Eintopf, den ich am darauffolgenden Tag serviert habe“, sagte sie mit einem verschwörerischen Augenzwinkern. Erynn grinste. Aus irgendeinem Grund hatten die Leute in Cyrodiil ein Problem damit, Rattenfleisch zu essen. Bei ihr zuhause hatte es solcherlei Gerichte allerdings recht häufig gegeben; ihre Mutter hatte da einige großartige Rezepte aus Vvardenfell mitgebracht. Das einzige Problem war, daß man nach dem Genuß des fettigen Fleisches regelmäßig im Freßkoma lag.
Nachdem sie mit dem Essen fertig war, bezahlte sie ihr Essen und verabschiedete sich von der Wirtin. Die Flasche mit dem Wein nahm sie mit. Vielleicht hatten am Abend ein paar Leute in der Gilde Lust auf einen gemütlichen Abend, dann könnten sie das Zeug gemeinsam niedermachen.
Um zehn Septime ärmer, dafür mit gut gefülltem Magen, verließ sie das „Zwei Schwestern“. Sie nahm einen Umweg und schlenderte an der Kapelle vorbei, über die Brücke, welche sich über Skingrads Durchgangsstraße spannte, zu Agnetes Schmiede. Ein Blick auf den Sonnenstand sagte ihr, daß es langsam so spät sein dürfte, daß die trinkfreudige Nordfrau ihren Kater überwunden haben und mittlerweile schon wieder gut dabei sein dürfte. Erynn war egal, wie viel sie soff, sie war die verdammt noch mal beste Schmiedin diesseits der Valusberge! Und sie kannte sich auch mit Pfeilen aus.
Ihr Besuch im „Hammer und Zange fiel kurz aus. Agnete hatte gerade keine fertigen Eisenpfeile vorrätig, versprach aber, der Dunmerin bis zum Abend fünfundzwanzig Stück davon herzustellen. Sie einigten sich auf einen Preis von fünfzig Septimen. Dazu kaufte Erynn noch eine Rolle gewachstes Garn. So langsam wird es wirklich knapp. Ich gehe am besten gleich zur Burg. Hoffentlich braucht dort jemand einen Boten oder Söldner, sonst muß ich mich für die nächsten Tage auf Kosten der Gilde durchfressen. Das wär mir echt peinlich.
Von der Tür zur Schmiede wandte sie sich direkt nach Süden zur Burg Skingrad, die außerhalb der Stadt auf einer Anhöhe stand. Die hohe Brücke zum Burgtor war von Feuerschalen gesäumt, was selbst am hellichten Tag beeindruckend wirkte. Des Nachts war es geradezu überwältigend. Am Tor gab sie sich bei dem diensthabenden Wächter als Mitglied der Kriegergilde zu erkennen, und er ließ sie eintreten, nachdem er ihre kleine Gestalt einer mißtrauischen Musterung unterzogen hatte. Ja, verdammt. Ich bin kein Schrank, aber das heißt nicht, daß ich nicht kämpfen kann, Blödmann. Die Elfin stapfte das kurze Stück zum Ratssaal hoch. Unterwegs fragte sie sich, warum sie in letzter Zeit so gereizt reagierte, wenn jemand sie intensiver ansah. Sie zuckte mit den Schultern und schob sich eine schlohweiße Haarsträhne hinter das spitze Ohr, dann trat sie in die große Halle.
Eine Argonierin in grünem Gewand trat auf sie zu, kaum daß sie das wuchtige Portal hinter sich geschlossen hatte. Sie stellte sich als Hal-Liurz vor und erkundigte sich nach Erynns Wünschen. „Mein Name ist Erynn Releth, meine Dame“, erwiderte sie. „Ich bin Mitglied der Kriegergilde und auf der Suche nach Arbeit. Sagt, gibt es etwas, womit ich der Stadt Skingrad zu Diensten sein kann?“ Die Argonierin überlegte einen kurzen Moment, während sie die Dunmerin abschätzend musterte. „In der Tat“, antwortete sie dann. „Ihr kommt zur rechten Zeit. Ich werde Euch zwei Botschaften mitgeben, die für die Administration von Bravil bestimmt sind. Bitte wartet hier einen Augenblick, während ich die Schriftstücke hole.“
Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand in den Tiefen des Schlosses. Erynn stand derweil etwas verloren neben dem Eingang herum und hoffte, daß die Frau sich beeilen würde. Die schiere Größe des Herrschaftssitzes machte sie nervös.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kehrte Hal-Liurz zurück und übergab ihr zwei versiegelte Schriftrollen. „Es reicht, wenn ihr morgen früh aufbrecht“, verkündete sie der Bogenschützin. „Es ist zu nichts nutze, wenn Ihr Euch des Nachts im Großen Forst überfallen laßt und die Nachrichten verloren gehen. Sorgt nur dafür, daß sie sicher in Bravil ankommen. Andernfalls könnt Ihr Euch auf mehr Ärger einstellen, als Euch lieb ist. Vergeßt das niemals.“ Sie drückte Erynn einen kleinen Beutel in die Hand. „Hier drin sind fünfzig Septime für Ausgaben, die Ihr auf Eurer Reise haben mögt. In Bravil wird man Euch ein Antwortschreiben mitgeben. Liefert das hier ab, und Ihr erhaltet die Bezahlung für Euren Dienst.“ Sprachs und verschwand.
Fluchtartig verließ die Dunkelelfin die Burg. Sie war wirklich froh, als sie wieder auf der Brücke stand und frische Luft atmete. Die ganze Atmosphäre aufgesetzter Wichtigkeit hatte sie verwirrt und verunsichert; hinzu kam Hal-Liurz eindringliche Warnung, den Auftrag nicht zu versauen. Allerdings fühlte sie sich hier, unter freiem Himmel, schon wieder bedeutend wohler. Natürlich sorge ich dafür, daß dein Wisch sicher ankommt. Was denkst du denn, daß ich damit aus Versehen ein Feuer anzünde, oder was?
Sie ging zurück zum Gildenhaus. Den Abend würde sie wohl hauptsächlich damit verbringen, ihre Ausrüstung zu überprüfen und für den kommenden Tag zu packen. Zwischendurch mußte sie noch ihre Pfeile abholen. Am folgenden Tag wollte sie bei Sonnenaufgang bereits auf dem Weg nach Bravil sein.
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Legende
Grenznähe; Cyrodiil -> Morrowind
Anschluss an die Handlung von "Von Ruinen, Skamps und anderen Gefahren".
Arranges war die ganze Nacht durchgeritten und befand sich, als die Sonne aufging schon wieder in den etwas milderen Gefilden des Nordens. Die Landschaft war immernoch alles andere als lebensfreundlich, aber hin und wieder kreuzten kleinere Gruppen Rehe seinen Weg und stellenweise sah man braunes Gras die Schneedecke durchbrechen. Auch der ein oder andere wenigstens zum Teil grüne Busch oder Strauch war zu sehen. Der Kaiserliche hatte nicht den direkten Weg eingeschlagen, ritt aber dennoch recht zielstrebig an den Ort, zu dem er in der letzten Nacht gerufen wurde.
Der Nekromant war auch die folgenden drei Tage unbehelligt unterwegs. Er schlug den Weg nach Osten ein, als er die eisigen Hochebenen der Jerallberge hinter sich gelassen hatte und überquerte am vierten Tag die Grenze zu Morrowind zwischen den Hängen der Valusberge im Osten Cyrodiils und dem Massiv der Jerallketten im Norden und Nordosten. Die Hänge nahmen schnell ab, als er über die wenigen Pässe in das Heimatland der Dunmer kam und schon bald fand er sich in weitläufigen Steppen, karg bewachsen, mit mäßigem Klima, wieder. Er ritt einen Tag nach Norden. Die Vegetation nahm immer mehr ab, bis sie schließlich nur noch aus Sträuchern und borstigem Gras zu bestehen schien.
Es war eigentlich meistens ein gut geratener und oft falsch eingeschlagener Weg dorthin. Eigentlich befand sich der von Arranges gesuchte Ort gar nicht so weit von der Grenze Cyrodiils entfernt, aber die weitläufigen Landschaften ließen das ganze Bild so wirken, als befände er sich mitten im Nirgendwo. Der einzige Orientierungspunkt waren die Silhouetten der mächtigen Gebirge zu seiner Linken, die in Cyrodiil in die Jerallberge überliefen. Es dämmerte schon und die Sonne schickte gerade ihre letzten Strahlen durch den wolkenverhangenen Himmel, als der Kaiserliche in einiger Entfernung ein Gebäude aufragen sah. Es war ein etwas wuchtig wirkender Bau, mit einer recht stabil wirkenden Mauer um das kleine Grundstück. Ein Haus ganz aus Bruchtsein, welcher außen mit Lehm verputzt war. Ein etwas unregelmäßiger Bau mit kleinen Fenstern, welche sich leicht nach außen wölbten und grün schimmerten, wenn die Sonne darauf schien. Die Mauer führte etwas kantig um das ganze Gebäude herum und öffnete sich mit einem Tor direkt gegenüber der Eingangstür des Hauses. Das Anwesen hatte einen kleinen Anbau, aus dem Arranges, als er in den recht großen Hof einritt, schon das Wiehren zweier Pferde vernahm. An einer Seite des Hauses war eine Art Turm angebaut. Eckig und etwa einen Stock höher, als das Wohngebäude. Das Seltsame an dem ganzen Gemäuer war allerdings, dass überall ein anständiges Satteldach zu fehlen schien. Sowohl das Dach des Turms, als auch das Dach des Hauses waren flach und eben. Das ganze Anwesen sei im Stil eines Adelshauses auf der Insel Vvardenfell errichtet worden, wie man Arranges vor vielen Jahren mal gesagt hatte. Er hatte nicht weiter danach gefragt, ihn wunderte nur die doch eher seltsame Architektur, aber andererseits, war sie auch interessant anzuschaun.
Arranges schaute sich einen Moment um, dann stieg er aus dem Sattel. Kaum hatten seine Füße auf dem sandigen Boden aufgesetzt, trat auch schon jemand aus dem stallartigen Anbau. Es war der Botschafter. Aber jetzt, da er sich im eigenen Territorium befand und nicht Arranges im Geheimen aufsuchte, war der Riese unverhüllt. Ein Dreughpanzer umgab den Torso, Beine und Arme waren von einer Rüstung bedeckt, welche auf Vvardenfell hergestellt wurde. Man nannte es Netchleder, das Material, aus welchem die leichte Rüstung bestand. Der Kopf war frei. Um die Hüfte schlang sich ein breiter Gürtel, ähnlich dem, den Arranges besaß. Ein stabiler Lastgürtel aus Leder. An der rechten Seite hingen zwei Dolche aus einem weißen Material, es waren sogenannte Chitindolche. Anscheinend aus den Panzern riesiger Insekten oder Käfern gefertigt, welche es auf Vvardenfell geben solle. An der linken Seite baumelte ein nordisches Langschwert. Und als wäre das nicht genug, sah man auf dem Rücken einen Köcher mit Pfeilen und einen Kurzbogen hängen. Der Botschafter war bewaffnet bis an die Zähne und selbst wenn das Schwert brechen, die Dolche stumpf werden würden oder ihm die Pfeile ausgehen sollten, so sagte man Arranges, verfügte dieser barbarisch wirkende Mann über ein enormes Spektrum an magischem Wissen, auf welches er zurückgreifen konnte. Das Gesicht war überhaupt etwas, von dem man nur schwerlich den Blick wenden konnte. Waren die schaufelartigen Pranken mit den zahlreichen Narben des Hünen schon furchterregend, so setzte das Gesicht dem Ganzen Anblick die Krone auf. Der Kopf war kahl geschoren, nur am Kinn war ein leichter, brauner Ansatz eines Ziegenbärtchens zu erkennen. Die Haut am ganzen Kopf wies einige Pockennarben auf. das linke Ohr war nur noch zur Hälfte vorhanden, es wirkte, als hätte etwas sehr hungriges hineingebissen. Das rechte Auge war nur noch eine weiße, reglose und blinde Kugel. Das andere Auge funkelte in einem satten Giftgrün. Über das gesamte Gesicht verliefen schräg, drei parallele, breite Narben. Es handelte sich um einen Nord. Er öffnete den Mund um Arranges zu begrüßen. Sah man die Zahnreihen dieses Mannes, fühlte man sich irgendwie an den Rachen eines Wolfes erinnert. Die Eckzähne des Oberkiefers traten unnatürlich weit vor und liefen genauso bizarr spitz zu. Die untere Zahnreihe war weitestgehend normal. Die Stimme, welche bellend und stürmisch zugleich klang, auf der anderen Seite aber brodelte wie eine heiße Quelle und dazu einem noch einen kalten Schauer über den Rücken jagte, als würde man Nackt auf dem höchsten Gipfel stehen, drang an die Ohren des zwei Köpfe kleineren Kaiserlichen: 'Arranges, schön euch zu sehen, endlich seid ihr da!' Zweifelsohne war dies ehrlich freundlich gemeint, aber bei so einem verzerrten Ton fiel es oft schwer, dies auch so zu verstehen. 'Ich hoffe, der Meister musste nicht zu lange warten.' Gab Arranges zurück, während er die ihm gereichte Hand des Botschafters schüttelte.
'Aber nein, er hat doch immer genügend zu tun... nichts desto trotz wird es ihn ungemein freuen, mal wieder ein paar Worte mit euch wechseln zu können. Gebt mir euer Pferd und geht schonmal ins Haus, ich komme sofort nach.'
Es war immer wieder seltsam, auf den Botschafter zu treffen. Wenn er Arranges aufsuchte um ihm Nachrichten zu übermitteln, wirkte er stets kühl und berechnend, aber nicht unfreundlich. Jetzt, da er ihm aber tatsächlich in die Augen oder vielmehr in das Auge blicken konnte, während er mit ihm sprach, kam es Arranges immer so vor, als wären sie langjährige gute Freunde und pflegten einen lockeren Umgang miteinander, wann immer sie sich trafen.
Der Nekromant ging auf die Tür zu, welche recht tief in die Wand eingelassen war. Er drückte leicht dagegen, sie war nicht verschlossen und schwang leicht und ohne Quitschen oder Knarren nach innen auf. Vor ihm eröffnete sich das große, gemütlich eingerichtete Wohnzimmer, welches im Erdgeschoss fast den ganzen Raum des Hauses einnahm und eher mit der Empfangshalle eines kleineren Herrenhauses zu vergleichen war. Die Wand gegenüber der Tür wurde vollständig von Bücherregalen eingenommen. An der Wand rechts von Arranges war mittig eine Feuerstelle an der Wand, welche wohl mit einem klassischen Kamin vergleichbar war. Der Boden war mit gewobenen Teppichen ausgelegt. Links führte eine Treppe nach oben und daneben eine nach unten, welche allerdings mit einer Tür am Treppenansatz versehen war. An der Wand, welche nach außen die Front des Hauses bildete, war nahe der Feuerstelle, eine Art Sitzecke eingerichtet. Um einen recht niedrigen Tisch herum, lagen dicke Sitzkissen auf dem Boden. Als der Kaiserliche weitere Schritte in den Raum tat, hörte er es im Keller kurz poltern. Wenige Sekunden später vernahm er das leise Aufschwingen einer Tür hinter sich und kurz darauf drang die typische raue Stimme eines Dunkelelfen zu ihm in den Raum. 'Arranges? Ihr seid ja doch noch recht schnell hier angekommen. Sehr gut!' Arranges drehte sich um und vor ihm stand ein nur wenig größerer Dunmer. Gekleidet in geschnürte Sandalen, eine dunkelblaue Kniehose und ein braunes Hemd. Das Gesicht war schmal, aber fein geschnitten. Die Augen leuchteten intensiv und komplett rot. Auf dem Kopf war ein ausfallender, grau melierter Irokesenschnitt zu sehen. An einem der spitzen Ohren hing ein golden glänzender Ring. 'Meister...' Arranges wollte die Ehrung des Meisters gerade fortführen und sich verneigen, als der Dunmer auf ihn zukam und dies verhinderte, indem er ihn an den Schultern packte und wieder hochzog. 'Lasst doch den Quatsch! Ich habe einen Namen und soweit sind wir doch auch schon, dass ihr es nicht mehr nötig habt, euer Haupt vor mir zu verbeugen...' Meinte der Dunmer gespielt ernst und lächelte. Arranges erwiederte das Lächeln. 'Nun... Jurano... ich freue mich ebenfalls, wiedereinmal Gast bei euch sein zu dürfen.' Der Dunmer nahm die Hände von den Schultern des Kaiserlichen. 'Ihr seid bestimmt erschöpft? Das Gästezimmer oben wäre frei, wenn ihr euch also einen Moment der Ruhe gönnen wollt und euch umziehen wollt, könnt ihr das noch tun... Yuphaistos hat schon begonnen das Mal für den Abend zu bereiten...'
'Sehr gerne...' Arranges wandte sich ab und ging die Treppe hoch, er kannte sich aus und musste daher nicht wirklich suchen oder überlegen. Er betrat das Zimmer, welches etwa ein Drittel so groß war, wie das Erdgeschoss. An einer Wand stand ein komfortables Bett und eine Komode, dem gegenüber standen ein Tisch mit Stuhl. Auf dem Tisch befanden sich eine Waschschüssel und ein paar Tücher. Wie immer... Dachte Arranges und entledigte sich seiner Sachen. Er wusch sich den Staub und den Schweiß der vergangenen Tage vom Körper und zog dann Kleidung aus der Komode an. Eine schwarze Kniehose, darüber eine etwas weitere dunkelblaue Hose und der Oberkörper wurde von einer dunkelgrauen Tunika bedekt. Die Stiefel ließ er stehen, er ging barfuß nach unten.
Jurano erwartete ihn schon und sie setzten sich an den niedrigen Tisch. Keine fünf Minuten später betrat der Hüne wieder das Haus, warf den beiden sich Unterhaltenden einen kurzen Blick zu und verschwand dann nach unten. Wieder einige Munten später kam er nach oben, mit beiden Händen einen etwas größeren Topf vor sich hertragend. Diesen stellte er auf dem Tisch zwischen den beiden ab und holte dann aus einer Glasvitrine noch zwei Suppenteller aus Keramik, sowie das dazugehörige Besteck. 'Du kannst dann für heute deinen Dienst beenden Yuphaistos... komm nachher zu uns und hab Teil am Gespräch...' Sagte der Dunkelelf freundlich und blickte zu dem Hünen auf. 'Gerne...' Meinte der Nord und entfernte sich.
Kurze Zeit später kam er zurück, nun ohne Waffen und ähnlich gekleidet wie Arranges und Jurano. Sie nahmen zusammen das Essen ein und erzählten einander die wichtigsten Neuigkeiten, die jeder mitbrachte. Arranges erzählte von den Zitternden Inseln und was er danach tat. Jurano hörte interessiert zu, warf hin und wieder einen Kommentar ein und fragte etwas. Das Ganze geschah in einer freundlichen und netten Atmosphäre ohne Spannungen oder ähnlichem. Als der Kaiserliche geendet hatte, schwieg Jurano kurz. 'Du wisst, dass das der Gathering auch beigebracht werden will?'
'Nun... ja... Yuphaistos ist einem längeren Spaziergang sicher nicht abgeneigt.'
'Natürlich nicht, euch zweimal in einer Woche in Anvil aufzugabeln hat mich damals auch nicht gestört...'
'Das ist es nicht.' Warf Jurano ein und zwang sie durch ausbleiben seines Grinsens zu ein wenig mehr Ernst. 'Die Gathering ist sich bei dir nicht mehr sicher, sie wollen es von dir persönlich hören Arranges.'
Der Kaiserliche stutzte. Zu der Gathering zu sprächen war in etwa so, als würde man versuchen wollen, einen Troll mit einem Zahnstocher zu erschlagen. Man kam in jedem Fall gebrochen und gedemütigt wieder heraus und hatte noch Tage später Alpträume. 'Aber warum?'
'Sie ziehen es in Erwägung, das Kaltblutritual mit euch aufzufrischen...' Jetzt gefror sogar die Mine des Nords und er sog scharf die Luft ein. Arranges zuckte bei der Nennung des Rituals zusammen und sah etwas verunsichert zwischen seinen beiden Gesprächspartnern hin und her. 'Wie kommt die Gathering darauf, das bei mir zu machen, ich habe mich vor fünf Jahren dabei doch mehr als genug bewiesen?!'
'Die Tatsache, dass du so lange Zeit mit einer Frau unterwegs warst und sie sogar noch deinem Pferd... vorgezogen hast, sieht die Gathering nicht so locker, wie ich es getan hätte... du weisst, was für ein Rahmenbild sie von ihren Mitgliedern haben... Keine Gnade, kein Erbarmen... kein Gefühl!'
'Ja, aber ich würde jetzt vermutlich als Asche eines Verbrannten Ketzers irgendwo im Wind treiben, hätte ich damals versucht mein Reittier zu verteidigen...'
'Das weiss die Gathering auch, aber sie denken, dass sich in deinem Unterbewusstsein etwas dafür entschieden hat, mit ihr zu gehen... deswegen wird euer Ritual wahrscheinlich wiederholt, um eine konstante Verrohung zu gewährleisten... Ich habe auch versucht, sie von diesem Gedanken abzubringen, aber ich bin Meister und kein Gatheringmitglied... Wir sollten uns nun schlafen legen, es ist schon spät und sie erwarten uns schon morgen Abend...' Morgen Abend?! Bei so einer Strecke?! Die sind wohl nicht mehr ganz bei Trost...
Sie legten sich nur wenig später schlafen. Am nächsten Morgen erwachte Arranges schon recht früh. Er behielt die neue Kleidung an und legte seine Ausrüstung darüber, dann trat er nach unten. Jurano war schon zugegen. 'Für ein Frühstück bleibt leider keine Zeit, wir müssen direkt aufbrechen, Yuphaistos hat die Pferde bereits gesattelt und wartet im Hof.' Der Dunkelelf hatte sich ebenfalls ordentlich ausgerüstet, er trug jetzt eine Glasrüstung - ohne Helm, er war etwas eitel, was seine Frisur anging - im Stil von Vvardenfell. Sie saßen kurz darauf in den Sätteln und ritten nach Süden davon. Yuphaistos blieb allein auf dem Anwesen zurück.
Geändert von KingPaddy (07.07.2011 um 18:16 Uhr)
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Legende
Südöstliche Grenzgebiete Cyrodiils
Sie waren knapp zwei Tage nach Süden unterwegs. Am Vormittag des zweiten Tages erreichten sie die dichten Wälder, welche noch weiter südlich in die Sümpfe von Schwarzmarsch übergingen. Es war bereits dunkel, als sie vor sich zwischen den relativ licht stehenden Bäumen, ein großes Jagdhaus aus dem Wald auftauchen sahen. Eine massige Hütte, mit einem etwas kleineren Schuppen, nur wenige Meter weiter. Das Gebäude war ohne Brunk und Zierde und hatte nur ein Erdgeschoss. Das Dach war aus dunklen, hölzernen Schindeln und etwas flacher aufgesetzt. Dunkle Fenster und eine breite Tür waren in der Front zu erkennen. Als Arranges und Jurano näher kamen, erkannten sie etwas entfernt, nahe einem Dickicht im Wald, zwei Pferde stehen. Sahen sie noch genauer hin, konnten sie einige Meter weiter, nochmal ein Pferd sehen. Alles recht stattliche Tiere. 'Wir sind also nicht die Ersten...' Bemerkte Jurano.
Sie saßen vor dem Haus ab und ließen die Tiere vorerst einfach stehen. Die Tür war nicht abgesperrt, sodass sie einfach eintreten konnten. Drinnen eröffnete sich ihnen ein großer Raum. An einer Wand war eine Art Garderobe eingerichtet. Lange Bänke stützten sich an die Holzwand, alle paar Meter wurde sie von einem größeren, offenen Schrank unterbrochen. Links der Eingangstüre führte eine breite Steintreppe nach unten zu einer zweiflügeligen Tür. Auf der rechten Seite des Raums stand ein etwas größerer Tisch an der Wand. An diesem saß mit dem Rücken zu den beiden Neuankömmlingen, eine leicht über die Tischplatte gebeugte Gestalt, gekleidet in eine graublaue Robe. Erleuchtet wurde der ganze Raum von einem ausladenden Kerzenleuchter, welcher an einer massiven Kette von der Decke hing. Die Person an dem Tisch hob den Kopf, als sie die beiden hereinkommen hörte. Der Kopf war von einer Kapuze bedeckt. Dann schob die Gestalt den Stuhl zurück und stand auf. Jetzt erkannte man an der Statur, dass es sich wohl um eine Frau handeln musste. 'Haltet euch zurück, sie ist noch nicht sehr lange dabei... am besten ihr haltet komplett den Mund.' Flüsterte Jurano Arranges zu. Die Frau drehte sich zu ihnen um und kam die wenigen Schritte auf sie zu. Was zum Teufel...?! Der Kaiserliche musste sich für einen Moment beherrschen, um nicht überrascht zu schauen. Links und rechts fielen goldene Haarsträhnen aus der Kapuze. Die voll roten Lippen waren so perfekt geschwungen, als hätte man sie gemalt. Die Haut glich reinster Seide. Eine zierliche Nase fand sich zwischen den tiefbraunen Augen wieder. Der restliche Körper war soweit ebenfalls ohne Makel, zumindest konnte man das aufgrund der Umrisse und Konturen sagen, welche durch die wollene Robe zu erkennen waren, nicht zu üppig, aber auch nicht zu dürr. Ich wusste gar nicht, dass die Gathering neuerdings Wert auf das Äußere der neuen Schüler und Novizen legt... Grinste Arranges innerlich. 'Seid gegrüßt Meister Jurano. Auch ihr Mentor Arranges, seid willkommen!' Ihre Stimme war in etwa das, was man sich von dem Klang einer wohl gespielten Flöte oder Laute versprach, schön und zum Träumen einladend. Arranges zuckte etwas zusammen, als sie ihn mit seinem Titel ansprach. Er mochte diese Anrede nicht. Nur diejenigen, die von ihren Meistern anerkannt wurden, wurden aus dem Stand des Lernenden zum Mentor erhoben und konnten sich zur Verfügung stellen, neue Schüler und Novizen unter dem Leitfaden der Meister, an die Nekromantie und ihre Grundlagen heranzuführen. Arranges wurde zwar von Jurano hoch gelobt und auch einige aus der Gathering zollten ihm regelmäßig ihren Respekt, aber er versucht dies grundsätzlich nicht so zu sehen, wie es tatsächlich gemeint war. Er war in seinen eigenen Augen noch lange nicht so gut, wie man ihm immer sagte. Er versuchte die Gathering und Jurano grundsätzlich zu verdrängen, wenn er nicht gerade direkt mit ihnen sprach oder im Auftrag selbiger unterwegs war. Dies war wichtig, denn so konnte er sich praktisch parteilos unter Gleichgesinnten in Cyrodiil bewegen.
'Seid mir ebenfalls gegrüßt Vaiolenna!' Antwortete Jurano. 'Wie ich sehe, habt ihr euch inzwischen zum Schreiber durchgerungen, meinen Glückwunsch... Sagt, wer ist denn schon alles da?'
'Nun, danke... Bis auf den Meister aus Hammerfell und die Meisterin aus Schwarzmarsch sind schon alle da, aber es gibt zu Beginn erst noch eine traurige Nachricht, die man euch später mitteilen wird... Man erwartet die beiden noch heute zur späten Stunde... Die Gathering ist allerdings gestern schon vollzählig gewesen...' Sie sah mit einem undeutbaren Blick zu Arranges, dann blickte sie wieder zu Jurano. 'Holt eure Sachen rein und begebt euch schonmal nach unten in eure Gemächer, ich werde dann Bescheid geben, wenn die Letzten ebenfalls eingetroffen sind.' Vaiolenna senkte kurz ihren Kopf und wandte sich dann wieder ihrem Tisch zu.
Arranges und Jurano gingen derweil wieder hinaus. Sie sattelten die Pferde ab, brachten die Satteltaschen nach drinnen und das Zaumzeug in den kleinen Schuppen. Mit den Satteltaschen gingen sie nach unten und bezogen ihre Zimmer. Es war mehr als nur ein Keller unter dem Haus, es war eigentlich ein vor Jahrhunderten planmäßig angelegtes Höhlensystem, welches in den Boden aus Fels und Sandstein gehauen worden war. Dort waren Zimmer für alle Meister aus Tamriel, für einige Schüler und für die Gathering. Daneben gab es dort noch eine Art Ratshalle, eine recht großzügige Küche, eine Höhle, welche nur Ritenhalle genannt wurde und einen großen Speisesaal. Es gab noch weiter Räumlichkeiten, von deren Existenz zwar jeder, auch die Schüler, wusste, zu denen aber ausschließlich die Gathering Zugang hatte. Der Raum, welcher hinter der großen Tür lag, war allerdings als Trophäen- und Speisekammer getarnt. Schließlich blieb so eine große Jagdhütte wohl kaum unbemerkt von Wanderern oder Kundschaftern. Man konnte eines der breiten Regale wie eine Tür aufziehen, dahinter lagen nun die Höhlen. Nichts war irgendwie natürlich belassen worden. Die Gänge wie mit Steinen gebaut, eben und waagerecht, sowohl der Boden, als auch die Wände. In regelmäßigem Abstand waren Fackeln angebracht und tauchten so die Gänge in ein gleichmäßiges Licht. Alle paar Meter zweigte ein Gang nach rechts oder links ab. Sie mussten nicht sehr lange gehen, da die Höhlen logistisch recht kompakt angelegt worden waren. Nach wenigen Minuten schob Arranges die Tür zu seinem Zimmer auf, welches ihm vor knapp 6 Jahren zugeteilt wurde, als er das erste Mal vor der Gathering gesprochen hatte. Der Raum war recht groß. Ein edles Doppelbett stand an einer Wand, an der anderen ein großer Schrank und der Tür gegenüber ein großer Schreibtisch. Der Boden in der Mitte war mit einem großen Teppich ausgelegt. Von der Decke hing ein vierarmiger Leuchter. Alle Jahre wieder... Seufzte der Kaiserliche in Gedanken. Er legte seine Rüstung ab und verstaute die Sachen, damit sie nicht ungünstig herumlagen. Wieder in der blauen, weiten Kniehose und der grauen Tunika, an den Füßen nun mit halb über die Waden geschnürten Sandalen, trat er aus dem Zimmer und machte sich auf den Weg zum Speisesaal, welcher auch noch als Aufenthaltsraum fungierte. Dort saß schon Jurano, jetzt wieder in der bequemeren Kleidung, ohne Rüstung. Arranges setzte sich zu dem Dunmer an den Tisch. Beide schwiegen sich einige Minuten an und schienen ihren Gedanken nachzuhängen, als Vaiolenna den Saal betrat. 'Die beiden Letzten sind gerade angekommen und schon auf dem Weg zur Gathering, ihr solltet euch auch dort hinbegeben.' Arranges atmete einmal tief ein und aus, dann erhob er sich. Und zusammen mit Jurano begab er sich auf den Weg zu der großen Halle, welche im Grunde nichts anderes war, als eine Ratshalle, aber von der Ausstattung und Gesamtgestaltung her eher einem Gerichtssal glich. Nur wenige Minuten später standen beide vor zwei Türen. Einer der Beiden Eingänge bestand nur aus einer kleinen, einfachen Tür, der andere zeichnete sich durch ein recht niedriges Tor mit flachem Bogen aus. Jurano legte Arranges eine Hand auf die Schulter. 'Dir kann nichts passieren, du kennst alle aus der Gathering und du weisst, wie du ihnen zu antworten hast... mach es einfach wie immer und wir sind bald wieder weg von ihnen.' Ja, ich segne einfach alles mit meiner Zustimmung ab, dann bin ich wohl morgen früh wieder hier heraus... Der Dunkelelf zog seine Hand zurück und schritt durch die kleine Tür neben dem Tor. Hinter dieser führte eine kleine Treppe hinauf zu einer Art Tribüne, welche sich über dem Tor, durch welches Arranges treten wird, befand. Der Kaiserliche wartete noch einen Moment, dann trat er durch das Tor.
Arranges stand nun am unteren Ende der gestuften Tribüne, deren vorderste Reihe über dem Tor lag. Die Tribüne bot Platz für alle Meister, ein paar wenige Schüler, welche hier Gast sein durften, während sie gelehrt wurden und theoretisch für alle Mentoren, aber von diesen kam nur seltenst die volle Zahl, im Schnitt waren es ihrer fünf. Normalerweise saß Arranges selbst dort oben, es war jetzt gerade erst das dritte Mal, dass er selbst vor der Gathering vorsprechen musste. Alles hätte er sich im Moment gewünscht, nur nicht hier stehen zu müssen. Vor ihm baute sich ein Halbkreis auf einem hufeisenförmigen Podest auf, welches nicht sehr hoch war. Auf diesem Halbkreis waren insgesamt dreizehn hölzerne Stühel, welche an schlichte Throne erinnerten. Eigentlich war nur die Lehne etwas erhöht, aber sonst waren es einfache und normale Stühle. Auf jedem dieser Stühle saß jemand. Die Mitglieder der Gathering waren in samtene, schwarze Roben gekleidet, die Kapuzen zurückgeschlagen, sodass man den Blickkontakt mit ihnen aufnehmen konnte, wenn man zu ihnen sprach. Arranges begab sich zur Mitte des Halbkreises und wartet einen Moment.
'Seid gegrüßt und uns allen willkommen Mentor Arranges Moryn.' Sagte ein Kaiserlicher, welcher ihm genau gegenüber auf einem Stuhl saß.
'Es freut mich ebenfalls hier zu sein Großmeister.'
'Nun, bevor wir uns anhören, was ihr zu erzählen habt, gibt es eine Nachricht, die bekanntgegeben werden will.' Der Kaiserliche erhob sich und deute auf einen Sitz in dem Halbkreis.
'Erst vor wenigen Tagen ist ein geschätzter Großmeister von uns gegangen.' Arranges folgte dem Zeig des Kaiserlichen und sah, dass auf dem Stuhl auf welchem normalerweise ein Bretone sitzen sollte, ein Nord saß. Ähh... der war ja auch schon älter, aber warum dieser Nachfolger? Der Nord war einer der zwei Meister in Himmelsrand gewesen und jetzt wohl das neue Mitglied und der Nachfolger des Bretonen. 'Wir haben uns entschieden, dass Meister Jacoll seine Nachfolge antreten wird.' Die Begrüßung erfolgte stumm. Dann sprach der Kaiserliche weiter: 'Nun zu euch Arranges. Wir haben in den letzten Wochen und Monaten einige Beobachtungen gemacht, die uns etwas seltsam erschienen. Dabei fällt so manche Frage unter eine solch gewaltige Unverständnis, dass wir zu dem Entschluss gekommen sind, euch herkommen zu lassen. Aber vielleicht ist es ja besser und verständlicher, wenn ihr ohne Vorbelastung ersteinmal erzählt, wo ihr überhaupt ward, als unsere Botschafter euch nichtmehr auffinden konnten und das nirgends in Tamriel über einen Zeitraum von gut drei Wochen.' Der Kaiserliche hatte den Posten des Sprechers inne, seine Stimme war angenehm und klang mit keiner Silbe vorwurfsvoll. Jetzt erzählte Arranges von seinen Erlebnissen auf den Inseln. Teilweise wurden seine Worte von Raunen auf der Tribüne begleitet, als er geendet hatte, herrschte zunächst für ein paar Minuten das Schweigen - er hatte nichts davon erwähnt, dass Meryann ebenfalls eine Nekromantin war. Plötzlich erhob ein Hochelf seine Stimme, im Halbkreis links von Arranges: 'Ihr habt also ohne großes Überlegen die Bretonin angesprochen? Warum? Seit wann braucht der hochgeschätzte Mentor Arranges die Gesellschaft einer Frau?' Arranges drehte sich zu dem Hochelfen um. 'Nun, ich hatte einen langen und beschwerliche Ritt hinter mir nach Bravil, ich suchte einfach das Gespräch.'
'Das ist nicht das Problem, ihr habt ihre anschließende Begleitung noch immer geduldet. Warum?'
'Die Tatsache, dass ich mich in unbekanntes Terrain vorwagte, ließ mich überlegen, ob es nicht vielleicht ganz sinnvoll wäre, dort mit Begleitung hinzugehen.'
'Einer der besten und ergeizigsten Schüler braucht plötzlich eine Begleitung um seine Vorhaben zu meistern? Ich frage mich, warum ihr den Titel eines Mentors tragt...' Kam es von hinter Arranges. Dieser drehte sich um und sah sich einem Argonier gegenüber, der ihn nun fixierte und auf eine Antwort wartete. Ich frage mich, was eine Kreatur wie du in der Gathering verloren hat... 'Nun, wie ich bereits sagte, wollte ich sie auf dem Weg zu der Insel in der Nibeneisenke schon... neutralisieren, aber ihre Künste in der Schule der Illsuion haben mich beeindruckt und im Enfeffekt waren sie auf den Inseln recht nützlich. Daher habe ich ihre Gesellschaft angenommen.' Das war wohl Antwort genug für den Argonier und er sagte nichtsmehr darauf. Stattdessen erhob wieder der Hochelf seine Stimme: 'Das glauben euch wohl nur die wenigsten Arranges... Was war da tatsächlich? Habt ihr sie... geliebt?' Der Nekromant schwieg. Er konnte auf diese Frage nicht antworten, da er es selbst nicht wusste. Klar war seine Sympathie für die Bretonin recht groß gewesen, aber war das schon Liebe? Arranges glaubte nicht an soetwas wie Liebe, er tappte hier selbst im Ungewissen und tat die Frage als eine reine Fangfrage ab. 'Nun, es ist schon merkwürdig, dass ein Mentor, welcher das Kaltblutritual mit einem herausragenden Ergebnis abgeschlossen hat, auf eine solch klare Frage nicht antworten kann... für mich ist die Sache eindeutig würde ich meinen.' Damit lehnte sich der Hochelf in seinem Stuhl zurück und schwieg. 'Arranges?' Jetzt wurde er von einer Kaiserlichen, direkt neben dem Hochelfen angesprochen, sie wartete noch kurz, bis er zu ihr sah, dann sprach sie weiter: 'Bevor ihr euch das zweite Mal zu dem Portal in der Nibenbucht begeben habt, wurde euer Pferd verletzt und ihr habt es zurückgelassen. Darf man fragen warum?' Diese Frage war hart für den Kaiserlichen und er überlegte einen Moment fieberhaft, was er der Großmeisterin als ernsthafte Antwort verkaufen könnte. 'Ich habe es zurückgelassen, um den Händen der Legion zu entgehen und um auf die Inseln zu gelangen.'
'Mit der Bretonin?'
'Ja, mit der Bretonin.'
'Ihr habt also indirekt die Frau eurem Pferd vorgezogen?'
'Nein, ich musste es zurücklassen, um nicht jetzt im Kerker der Legion zu verfaulen.'
'Also habt ihr die Frau der Gefangenschaft vorgezogen?'
Was für eine dämliche Frage, natürlich, das hätte jeder andere auch getan... 'Was hättet ihr getan?'
'Arranges, ihr wisst, dass es euch untersagt ist, der Gathering Fragen zu stellen, wenn sie es nicht wünscht!' Sagte der kaiserliche Großmeister drohend.
'Ja.' Beantwortete Arranges die Frage.
'Gut, damit ist für mich auch alles recht klar.' Gab die Kaiserliche zurück. Arranges wurde von der unterschwelligen Mentalität der Großmeister fast erschlagen, aber dieses Verhör musste er über sich ergehen lassen, auch wenn er zunehmend daran zweifelte, hinterher noch gut dazustehen. 'Wie hat sie es geschafft euch an sich zu binden?' Ein alter Bretone neben dem Sprecher begann nun damit seine Fragen zu stellen. Arranges nahm den Blickkontakt zu ihm auf. 'Wie hat sie es geschafft, dass ihr anders als früher, kein eindeutiges nein von euch gegeben habt, euer Pferd liegen lasst und mit ihr auf die wahnwitzige Reise zu einer Oblivionebenen geht? Was hat sie euch geboten? Ihren Schoß, dafür, dass ihr euch als Schild und Schwert für sie gebt?'
'Weder noch, ich habe das alles aus freien Stücken auf mich genommen.' Ein lautes Raunen ging durch die Tribüne. 'Ihr habt euch doch nicht etwa irgendwelche Hoffnungen gemacht?' Setzte der Alte nach.
'Nein, ich bin vorrangig aus eigenem Interesse auf die Inseln gegangen...'
'Und was hat euch dieser Ausflug nun gebracht? Außer einem Zauber, den ihr für nichts bekommen habt und der Lichbeschwörung, die ihr euch seit drei Jahren versucht zu erarbeiten und erst seit knapp einem halben Jahr den Ansatz eines Fortschritts zeigtet und jetzt, innerhalb einer Handvoll Tage den König der Untoten fast aus dem Ärmel schüttelt... nachdem ihr mit dieser Frau zusammen unterwegs ward?! Ich glaube, die Ungereimtheiten dürften eindeutig gewesen sein und alle Zweifel beseitigt!' Der alte Bretone erntete zustimmendes Nicken von einigen. Es folgte ein kurzes Schweigen, während dem der Sprecher mit jedem Großmeister einen kurzen Blickwechsel hatte, bevor er wieder Arranges ansah. 'Arranges,' begann er freundlich, 'ihr habt uns eine recht klare Vorstellung davon geliefert, wie es wohl seit einigen Tagen in eurem Bewusstsein aussehen muss. Ihr seid einer unserer besten Schüler gewesen, ihr seid ein mächtiger Mentor und vor allem seid ihr ergeizig und das schätzen wir an euch. Damals, als ihr Falanu Hlaalu mehr als nur einmal zurückgewiesen habt, dachten viele, dass ihr das Kaltblutritual gar nicht nötig haben werdet und doch haben wir es euch durchführen lassen. Das Ergebnis war eines der besten, welches wir je hatten. Aber die Art und Weise eures Handelns in letzter Zeit und damit spreche ich von dem letzten halben Jahr und noch der Zeit davor, steht in völligem Kontrast zu den Jahren davor... Wir können uns das nicht so ganz erklären, haben aber ähnliches schon bei anderen beobachtet... die Wiederholung des Rituals zeigte deutliche Wirkung und danach hatten wir mit diesen Mentoren keinerlei seltsame Vorkommnisse mehr...'
'Ich bin mir sicher Großmeister, dass dies nur eine vorübergehende Sache ist... ich habe trotz der letzten Begleitungen und Gesellschaften stets taktisch und nie unüberlegt gehandelt.'
'Das ist richtig und im Grunde sehen wir bei euch im Kampf genau das, was wir uns auch bei eurem sonstigen Verhalten wünschen würden, aber wir wünschen seit mehr als einem halben Jahr vergebens fürchte ich, so kann das nicht weitergehen Arranges, ihr müsst wieder zu eurer Spur zurückfinden.'
'Ich werde diesem Wunsch nachkommen!' Sagte Arranges fest entschlossen.
'Das ist lobenswert, aber wir müssen befürchten, dass das, so ernst ihr das auch meint, nicht eintreten wird... Wir haben uns entschieden, euch nochmal das Kaltblutritual machen zu lassen. Wenn ihr euch dann dafür rüsten würdet und dann ohne Zeitverzug in die Ritenhalle kommen würdet? Wir erwarten euch dort.' Dann erhob sich die Gathering und ging geschlossen durch eine Tür hinter dem Halbkreis. Arranges war nicht ganz in der Lage einen sinnvollen Gedanken zu fassen, er wusste nur, dass er das Ritual nicht mochte, er hatte es damals schon nicht gemocht, aber komischerweise hatte ihm die ganze Sache vor den Jahren irgendwie nichts ausgemacht, er tat es einfach. Arranges drehte sich um. Auf der Tribüne herrschte Schweigen, alle sahen ihn entweder aufmunternd oder mitleidig an. Jurano stand als Erster auf und verschwand von der Tribüne. Arranges verließ nun ebenfalls die Ratshalle. Draussen traf er auf Juran, der ihn schweigend in Richtung Ritussaal begleitete. Vor der massigen Eingastür angekommen, bogen beide nach rechts ab und standen in einem kleineren Raum. Die folgenden Handgriffe bedurften keiner Verständigung, schließlich kannten beide schon alles. Arranges zog die Tunika und die Hose aus, ebenso, wie die Sandalen. Er streifte sich ein graues Gewand über, welches bis knapp über die Lenden reichte, dann schlüpfte er noch in Orkbeinschienen, welche den Bereich vom Knie aufwärts bis fast zum Bauchnabel schützten. 'Ich wünsche euch gutes Gelingen.' Sagte Jurano tonlos, klopfte dem Kaiserlichen auf die Schulter und blieb dann allein in dem kleinen Vorbereitungsraum zurück, während Arranges durch die Tür zum Ritensaal trat und diese sorgfältig hinter sich verschloss, indem er einen groben Metallriegel vorschob.
Er stand jetzt auf einem kleinen, runden Platz, der etwa sechs Meter im Durchmesser hatte. Die steinerne Fläche wurde von einer Mauer umgeben, die gut und gerne zwei Meter nach oben reichte und oben mit nach vorr gebogenen Eisendornen gespickt war. Über dem Ganzen saßen am Rande nun die Großmeister und konnten den ganzen Schauplatz einsehen. 'Arranges, Mentor in Cyrodiil, Schüler unter Jurano, ihr seid hergekommen, um das Kaltblutritual durchzuführen.' Sagte der Sprecher feierlich. Arranges drehte sich zu dem Kaiserlichen um und blickte zu ihm auf. Auf der gegenüberligenden Seite befand sich ebenfalls eine Tür, die sich jetzt öffnete. Durch die Öffnung trat ein etwas abgemagerter Bretone, nur mit einer ledernen Reiterhose bekleidet. Hinter diesem wurde die Tür wieder geschlossen. Der Man blickte sich verwirrd um, schwieg aber. 'Arranges, wenn ihr bereit seid, beginnen wir.' Arranges nickte nur und einen Moment später bemerkte er, wie ihn ein Zauber traf und seinen Körper von Magie durchflutet wurde. Auch der Bretone wurde von einem Zauber getroffen und schimmerte kurz auf. 'Arranges, beginne mit dem Ritual.'
Arranges bemerkte, wie langsam, ganz langsam, Wut, Zorn und Raserei in ihm auftsieg, aber noch nicht so, dass er direkte Aggressionen verspürte. Der Bretone hingegen schien etwas Schwierigkeiten zu haben sich zu beherrschen und kam auf Arranges zu. Allerdings alles andere als provozierend. Das änderte sich aber, als der Bretone begann irgendwelche Mätzchen zu machen. Arranges wusste nicht, was für ein Zauber man auf ihn geworfen hatte oder was für Drogen er im Vorfeld bekommen hatte. Er wusste nur, dass das dämliche Rumgehample des Bretonen vor ihm ihn langsam aber sicher nervte. Aber noch stand der Kaiserliche reglos da und verfolgte das seltsame Getänzel seines Gegenübers. Der Bretonen merkte wohl, dass etwas nicht stimmt und stellte sich ersteinmal nur ruhig vor Arranges und schaute diesen einen Moment an. Glotz nicht so dämlich, sonst kannst du deine Zähne bald an einer Halskette tragen... Dann tat der Bretone das, was der Zauber eigentlich bewirken sollte. Er tat noch einen Schritt auf Arranges zu und stand jetzt nur noch eine Handbreit vor der Kaiserlichen. Er hob die Hand und tätschelte Arranges etwas fester auf die Wange. 'He... mach was du feiges Schwein!' Raunzte der Bretone Arranges entgegen. Darauf kannst du wetten... du jedoch machts nachher nichts mehr! Der Zauber, welcher Arranges getroffen hatte, entfaltete jetzt seine Wirkung. Der Nekromant registrierte blitzschnell die genaue Standposition des Bretonen, welcher nur wenig größer war als er selbst. 'Stirb!' Knurrte Arranges diesem entgegen und zog dann ein Knie an. Ein Ruck ging durch den Körper des Bretonen, als die Oberschenkelplatte der Orkbeinschienen in die Weichteile des anderen schlug. Der Bretone taumelte zurück und japste nach Luft. Arranges kam direkt nach und trat den halb am Boden kauernden Bretonen einfach um. Dann ging er neben ihm in die Knie und griff in den Haarschopf. Er riss den Kopf nach hinten, sah in die vor Schmerz geweiteten Augen des Mannes und schlug dann den Kopf mit voller Wucht auf den Boden. Das wiederholte Arranges einige Male, bis die Nase komplett zertrümmert war, und der ein oder andere Zahn in dem zerschundenen Mund fehlte. Der Kaiserliche bearbeitete den Bretonen weiter mit bloßen Händen. Das Stroh und der Sand auf dem Boden sogen sich mit Blut voll. Die Wände waren Bald gespränkelt und Arranges sah nach kurzer Zeit aus, als wäre er hauptberuflich Schlachter und käme gerade von der Arbeit.
Das Ritual bewirkte, dass die Wahrnehmung, was Gefühl und Erbarmen oder gar Mitleid anging, total abgestumpft wurde. Man wurde so in Raserei versetzt, dass man zwar das komplette Bewusstsein behielt, aber nicht aufhören konnte, die arme Seele, welche eigens zu diesen Zwecken gefangen oder gelockt wurden, zu töten. Auch wenn das Opfer schon längst nichtmehr lebendig war, machte man einfach weiter und immer weiter. Emotionen, die sich ein Meuchelmörder entweder abtrainieren musste, oder nie hatte, wurde hier innerhalb weniger Stunden aus dem Verstand ausgeschlossen...
Arranges erwachte in einem weichen Bett. Er schlug die Augen auf und stellte fest, dass er sich in seinem Zimmer befand. Sofort kamen ihm wieder die Bilder in den Sinn, welche er aus dem Kampf... oder vielmehr der Hinrichtung, mitgenommen hatte, bevor er vor Entkräftung ohnmächtig wurde. Nachdem er das Gesicht des Bretonen auf dem Boden und an der Wand komplett zerstört hatte, drang er durch die Bauchdecke des Mannes, weidete ihn zur Hälfte aus und häutete ihn anschließend halbseitig. Danach trat er auf den Brustkorb ein, bis die Rippen nur noch ein großes Puzzle waren. Er hatte noch versucht, den Kopf irgendwie vom Rumpf zu trennen, aber bevor ihm das gelingen konnte - viel hätte es nicht mehr gebraucht - wurde er bewusstlos. Jetzt, da er so darüber nachdachte, störte ihn gar nicht, was er getan hatte, er reflektierte über das Kaltblutritual, als würde er über einen unterhaltsamen Roman nachdenken.
Er stand auf, zog seine Sachen an und ging raus auf den Gang. Er war auf dem Weg nach oben, unter einem Arm die Satteltaschen, als ihm Vaiolenna entgegenkam. 'Arranges, endlich seid ihr wach. Meister Jurano ist oben und wartet schon auf euch, er wollte unbedingt nochmal mit euch sprechen, bevor er wieder abreist.'
'Abreist? Wie lange habe ich denn geschlafen?'
'Gute zwei Tage.' Arranges stutzte. Folgte dann der Schülerin nach oben.
Oben angekommen, sah er Jurano schon auf der Bank sitzen und seine Glasstiefel anziehen, den Rest der Rüstung trug er bereits am Körper. 'So, ihr habt euch also selbst übertroffen... meinen Glückwunsch Arranges.' grinste der Dunkelelf.
'Nun, vielleicht hatte die Gathering Recht, wer weiss, auf jeden Fall habe ich das nun endlich hinter mir... Sind denn schon alle weg?'
'Ja, bis auf dich, mich und zwei Schüler ist keiner mehr da. Die Gathering fand dein Ritual so beeindruckend, dass alle zustimmten, es wäre alles gelaufen und es bedarf keiner weiteren Worte mehr.'
'So?'
'Ja, ich habe mich bei diesen Worten des Sprechers ebenfalls etwas gewundert, haben die dich ja noch davor ordentlich zusammengefaltet und waren so irgendwie gar nicht überzeugt von dir...'
Jurano bedeutete Arranges ihm nach draussen zu folgen, nachdem sie sich noch von Vaiolenna verabschiedet hatten. Vor dem Haus standen die beiden Pferde. Arranges sattelte seinen Rotfuchs und saß auf. Als beide auf ihren Rössern saßen, richtete Jurano nochmal das Wort an Arranges: 'Ich werde dich jetzt wieder verlassen und so wie ich dich kenne, werden wir uns für eine recht lange Zeit nicht mehr sehen... Ich wollte dir nur sagen, dass ich alt werde Arranges. Ich bin nicht mehr der, den du vor gut 10 Jahren kennegelernt hast, ich habe jetzt noch drei Schüler an der Hand, die ich lehren werde, aber danach werde ich keine mehr annehmen und mich als Berater zurückziehen... Ich brauche noch einen Nachfolger Arranges. Neben dir gibt es zwar noch einen weiteren Mentor, aber er, du kennst ihn ja, ist absolut ungeeignet... aber wir reden darübe, bei unserem nächsten Wiedersehen. Machs gut Arranges!' Damit preschte der Dunmer davon und ließ den Kaiserlichen allein zurück. Ich wollte nie Mentor werden, wie soll ich also der Nachfolger von Meister Jurano werden? Arranges schüttelte den Gedanken ab und ritt ebenfalls los.
Nach Westen, immerzu nach Westen, bis er die ersten Ausläufer der Valusberge im Süden Cyrodiils erreicht hatte. Er ritt weiter die offiziellen Straßen entlang in Richtung Skingrad.
Geändert von weuze (13.02.2011 um 17:39 Uhr)
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Fossil
Zurück auf ihrem Zimmer verstaute Erynn zunächst die Botschaften in einer flachen Tasche, damit sie auf ihrer Reise keinen Schaden nähmen. Dann begann sie damit, ihre Lederrüstung akribisch auf ausgefranste Nähte und andere Schwachstellen zu überprüfen. Sie fand einige abgeschabte Stellen am Mittel- und Ringfinger des rechten Handschuhs, dort wo das Leder durch das Ziehen und Loslassen der Bogensehne stark beansprucht wurde. Seufzend begann sie, die schadhafte Naht auszubessern. Es erforderte einiges an Geduld, und geduldig war sie im Moment gar nicht. Hinter ihrer Stirn arbeitete es. Warum hat diese argonische Ziege so darauf herumgeritten, daß die Botschaften sicher ankommen müssen? Das ist doch selbstverständlich, oder etwa nicht? Entweder hatte sie in letzter Zeit Pech mit ihren Kurieren, oder sie hat mir nicht alles gesagt. Verdammt, wie ich diese Adelsheinis und ihre Spielchen hasse. Sie überlegte einen Augenblick, was sie über Bravil wußte: Ein Sumpfloch mit schlechter Luft und noch schlechterem Ruf. Über die Beziehungen zwischen Bravil und Skingrad wußte sie gar nichts. Mach dich nicht verrückt, Erynn, schimpfte sie mit sich selber. Vermutlich wollte sich dieses Weib nur beim einfachen Pöbel wichtig machen, weil sie sonst nicht viel zu melden hat.
Mit diesen Gedanken legte die Elfin sich hin und lauschte den Geräuschen im Gildenhaus, die gedämpft in ihre Kammer hinaufdrangen, bis ihr die Augen zufielen.
Als Erynn erwachte, war es, wie sie erwartet hatte, noch dunkel; vielleicht die achte Stunde der Nacht. Sie erhob sich und wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser, um die Müdigkeit zu vertreiben. Dann legte sie die Rüstung und Waffen an. Das Schwert hing schwer und beruhigend an ihrer linken Seite, der Köcher mit den neuen Pfeilen auf dem Rücken und der Dolch wie immer in dem Futteral im rechten Stiefel. Die Tasche mit den Botschaften ließ sie unter dem Lederharnisch verschwinden. Das würden die Schriftstücke vermutlich nicht ganz knitterfrei überstehen, aber es bestand auch nicht die Gefahr, daß sie verloren gingen oder gestohlen würden. Sie nickte entschlossen und griff nach dem Bogen, der entspannt auf der Kleidertruhe lag. Wahrscheinlich würde sie ihn nicht brauchen, aber man weiß ja nie...
Die Nachtluft war klar und kühl, als sie sich auf den Weg zu den Stallungen mache. Falchion begrüßte sie mit einem leisen, grollenden Wiehern. Kurz darauf waren sie unterwegs. Sie folgten der Goldstraße in einem weiten Bogen um Skingrad herum in die Richtung des großen Forstes. Noch immer war es dunkel, und die langsam im Westen versinkenden Zwillingsmonde warfen ihr Licht auf den Pfad vor ihr – der eine bleich und kalt wie der Tod, der andere warm und einladend wie das Leben selbst.
Als sie die Verlassene -und jetzt von Goblins besetzte- Mine erreichte, zügelte sie das Pferd und saß ab. Mißtrauisch sah sie sich um, lauschte angespannt auf irgendwelche verräterischen Geräusche, die auf das Vorhandensein der kleinen Mistviecher hindeuten konnten. Aber alles schien ruhig zu sein, keines der Wesen zeigte sich. Plötzlich fuhr sie herum und riß noch in der Drehung ihr Schwert aus der Scheide. Da war etwas, in den Büschen! Die Elfin verharrte reglos und lauschte, aber das Geräusch wiederholte sich nicht. Fünfzig Herzschläge später ging sie langsam auf das Gebüsch zu, das Schwert vorgestreckt, mit dem sie die Zweige auseinanderschob. Nichts. Kein Goblin, nicht einmal eine Ratte oder ähnliches.
Erynn schüttelte den Kopf. Scheinbar hatte ihr der Wind einen Strich gespielt.
Sie kehrte zu Falchion zurück und stieg wieder in den Sattel. Die dunkelste Stunde der Nacht war verstrichen, und der heraufziehende Tag ließ sich bereits erahnen. Wie auf ein geheimes Signal hin begannen Vögel zu zwitschern, einige wenige zunächst nur, doch schon nach wenigen Minuten piepste und zirpte es in allen Sträuchern der Westebene, als wollten sie mit ihrem Gesang die Sonne hinter dem Horizont hervorlocken. Erynn genoß ihr Konzert und die Morgendämmerung; wenngleich sie sich kaum noch an ihr Herkunftsland erinnerte wußte sie doch, daß die Dunmer eine besondere Beziehung zu Azura und dem Zwielicht hatten, das ihre Domäne war. In Momenten wie diesen fühlte sie einen tiefen Frieden, und im Stillen dankte sie der Daedrafürstin für das Geschenk des neuen Morgens.
Als die Sonne höher stieg, erreichte die Elfin den Rand des Großen Forstes und sah sich wachsam um. Direkt an dem Pfad gelegen gab es einige Höhlen, an denen sich manchmal seltsame und unberechenbare magische Kreaturen herumtrieben. Es würde besser sein, den Wald so schnell wie möglich zu durchqueren, um diese Wesen nicht mehr als nötig zu stören. Sie trieb Falchion zu einem flotten Trab und behielt während des ganzen Rittes ihre Umgebung im Auge. Mehrfach glaubte sie, daß unsichtbare Augen sie beobachteten, und langsam aber sicher wurde sie nervös, warf immer wieder Blicke über die Schulter, konnte aber nichts entdecken bis auf ein paar Rehe, die hinter ihr den Weg kreuzten und mit raschen Sprüngen wieder im Unterholz verschwanden.
Ungefähr auf halber Strecke durch den Wald holte sie einen Reiter der kaiserlichen Legion ein, parierte ihr Pferd und sprach den Kavalleristen an. „Seid gegrüßt, Soldat. Würdet Ihr mir erlauben, mich Euch anzuschließen? Zu zweit reist es sich sicherer durch diesen Wald als allein.“ Er musterte sie kurz und gab dann brummelnd, aber nicht unfreundlich seine Zustimmung. Er schien es gewohnt zu sein, Reisende durch den Forst zu eskortieren.
Ein bißchen dumm kam sie sich schon vor. Sie war ein Mitglied der Kriegergilde, in eine gute Rüstung gehüllt und ein Schwert an ihrer Seite, und hier war sie und bat um Begleitschutz. Jedoch wollte sie das Kribbeln im Nacken nicht einfach so abtun, das sie verspürte, seit sie Falchion in den Wald gelenkt hatte. ‚Ein Mer, der nicht auf seinen Instinkt hört, wird entweder ein ziemlich schlechter Jäger oder ein ziemlich toter Krieger sein’, pflegte ihr Vater zu sagen, und Erynn hatte nicht vor, diese Lebensweisheit jetzt auf die Probe zu stellen. Unauffällig tastete sie nach der Tasche mit den Briefen. Sie war noch da.
Schweigend ritten sie nebeneinander her, und als sie die alte Ayleidenstätte Ceyatatar passierten, atmete die junge Dunkelelfin auf. Jetzt hätten sie es fast geschafft.
Sie erreichten die Ringstraße am frühen Nachmittag. Der Soldat verabschiedete sich und wünschte ihr eine sichere Weiterreise; dann wandte er sich nach Norden, während Erynn den Weg nach Südosten einschlug, am Ufer des Rumaresees entlang. Auf ihrer Karte war etwa auf halber Strecke zwischen Skingrad und Bravil ein kleiner Ort mit Namen ‚Pells Tor’ eingezeichnet, in dem es auch eine Herberge geben sollte. Dort wollte sie rasten und am folgenden Tag nach Bravil weiterreisen.
Sie erreichte das Dorf noch bei Tageslicht, auch wenn die kümmerliche Ansammlung von Bretterbuden diese Bezeichnung kaum verdiente. Eine Herberge gab es, einen Stall allerdings nicht. Erynn betrat die Taverne, einen schummrigen Laden, dessen Luft rauchgeschwängert war. Jemand sollte sich dringend um den Abzug des Kamins kümmern, aber wenigstens wird hier geheizt, kommentierte sie in Gedanken. Sie sprach die ältliche Wirtin hinter dem Tresen an: „Seid gegrüßt. Ich hätte gern ein warmes Essen und ein Zimmer für die Nacht.“ „Das läßt sich einrichten“, erwiederte die Menschenfrau. „Es gibt Steinpilzsuppe, dazu Brot und Met oder Bier, je nachdem, was Euch lieber ist. Ihr könnt natürlich auch Wasser haben, billiger wird es dadurch allerdings nicht. Fünfzehn Septime für Essen und Übernachtung.“ Erynn nickte. „Einverstanden.“ Sie zählte die Münzen auf den Tresen. „Kann ich mein Pferd hier irgendwo unterstellen?“
Konnte sie nicht, denn es gab tatsächlich keinen Stall. Also pflockte sie Falchion auf der Wiese hinter der Herberge an. Für eine Nacht würde es schon gehen. Nachdem sie ihr Tier versorgt hatte, umrundete sie die Taverne wieder, gerade rechtzeitig um zu sehen, wie drei Personen Pells Tor betraten. Sie wirkten etwas abgerissen, ihre Reisemäntel waren staubbedeckt und die Gesichter lagen im Schatten der Kapuzen, die sie sich übergestülpt hatten. Ziemlich viel Durchgangsverkehr hier, grübelte sie. Erstaunlich, daß die Bewohner dieses Kaffs nicht mehr Kapital daraus schlagen... Sie betrat die Taverne wieder, nahm jetzt auch wahr, daß der Schuppen offenbar ‚Zur schlafenden Stute’ hieß, jedenfalls behauptete das das verwitterte Schild über dem Eingang. Die Wirtin teilte Erynn mit, daß das Abendessen in einer halben Stunde fertig sei. Sie nickte zur Bestätigung und schleppte Falchions Sattel und Zaum auf ihr Zimmer, wo sie sich auch gleich ihrer Rüstung entledigte. Die Tasche mit den Botschaften befestigte sie an ihrem Gürtel. Auch wenn die Leute in Pells Tor wie einfache, anständige Menschen wirkten, würde sie nicht das Risiko eingehen, diese unbeaufsichtigt herumliegen zu lassen. Die Elfin stieg die Treppe wieder herab, und ihr Blick fiel auf die drei verstaubten Reisenden, die offensichtlich ebenfalls die Taverne entdeckt hatten. „... Zimmer habe ich leider keine mehr frei, aber wenn die Herren zum Abendessen bleiben wollen...“, hörte sie die Wirtin sagen. Sie wollten.
Erynn suchte sich einen Tisch nahe am Kamin. Zwar war es nicht wirklich kalt, aber der lange Ritt saß ihr durchaus in den Knochen und die Wärme half ihr dabei, die protestierenden Muskeln zu lockern. Ich war wirklich schon viel zu lange nicht mehr unterwegs. Die drei Gestalten setzten sich ebenfalls an einen Tisch. Seltsamerweise machte keiner von ihnen Anstalten, seinen Reisemantel abzulegen, ja, sie schlugen noch nicht einmal die Kapuzen zurück. Seltsames Völkchen, dachte Erynn und begann, das Trio verstohlen zu beobachten. In dem Moment kam die Wirtin mit ihrer Suppe und einem Krug Bier, so daß sie für den Augenblick abgelenkt war.
Während des Essens blickte sie aus dem Augenwinkel immer wieder zu den drei Männern, die sich sich über ihre Suppenschüsseln gebeugt hatten. Sie schienen es nicht eilig zu haben, sprachen jedoch kein Wort miteinander. Schließlich schob sie den Teller von sich fort und beschloß, noch einmal nach Falchion zu sehen bevor sie schlafen ging. Dem Pferd schien es gut zu gehen, es graste zufrieden hinter der Taverne. Erynn kehrte ins Haus zurück und stellte fest, daß die Männer verschwunden waren. Was waren das bloß für komische Galgenvögel? Ich bin bloß froh, hier noch ein Zimmer bekommen zu haben. Denen möchte ich nicht allein und im Dunkeln begegnen. Sie ging nach oben und ließ sich auf die Matratze fallen. Das Stroh darin war frisch, die Laken fadenscheinig aber sauber. Wenigstens etwas...
In der Nacht schlug das Wetter um; es regnete, als sie Pells Tor verließ. Sie folgte jetzt der Grünen Straße nach Süden, die bereits schlammig zu werden begann. Der Regen wurde stärker und sie beugte sich im Sattel etwas vor, um die Kapuze über den Kopf zu ziehen. Das rettete ihr wahrscheinlich das Leben. Der Pfeil, der sie wohl im Rücken hätte treffen sollen, durchschlug ihre Rüstung am Oberarm und hinterließ dort einen tiefen blutigen Kratzer, taumelte, aus der Flugbahn gebracht, an Falchions Kopf vorbei und verschwand aus ihrem Blickfeld. Das Pferd scheute, und mit einem scharfen Ruck an den Zügeln brachte die Elfin es zum Stehen. Sie ließ sich aus dem Sattel fallen, rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Im Aufstehen zog sie ihr Schwert.
Verflucht!
Einer der drei Kapuzenmänner stand hinter ihr auf dem Weg und hatte bereits einen weiteren Pfeil auf der Sehne, legte aber noch nicht an, da seine beiden Kumpane bereits mit gezogenen Waffen auf sie losstürmten. Dem Kerl, der ihr am nächsten war, war die Kapuze zurückgerutscht und sie konnte erkennen, daß es sich um einen Kaiserlichen mit dunkelblondem Haar handelte. Der dritte Angreifer folgte, durch schwere Rüstung behindert, etwas langsamer. Dann war der Kaiserliche heran und holte zu einem schräg nach oben geführten Rückhandhieb aus. Erynn blockte den Schlag, schloß mit einem schnellen Ausfallschritt den Abstand zu ihrem Gegner und ließ ihre Klinge an der des Widersachers herunterrutschen, bis sich beide Parierstangen ineinander verkeilten. Die Schneide ihres Schwertes lag jetzt seitlich am Hals des Halunken. Entschlossen riß sie ihre Waffe zurück; ein roter Nebel nahm ihr für einen Moment die Sicht, als der Kaiserliche stürzte.
Die kurze Orientierungslosigkeit kam sie teuer zu stehen, als der Schwergerüstete sich auf sie stürzte. Schon bei dem ersten, wuchtig geführten Hieb geriet sie hoffnungslos ins nach, blockte nur mit Mühe den Schlaghagel, der auf sie niederprasselte, indem sie ihr Schwert mit der einen Hand am Heft, mit der anderen kurz unter dem Ort gepackt hielt. Unnachgiebig trieb er sie vor sich her, während ihr nichts anderes übrig blieb als rückwärts zu stolpern. Ihr mußte etwas einfallen, und zwar schnell!
Ihr Feind holte zu einem neuerlichen Schlag aus, als Erynn sich fallen ließ. Sie rollte sie ihm entgegen und ihr Körper traf auf die Schienbeine des Gegners, während dieser sich in der Vorwärtsbewegung befand. Das Schwert kam ihr dabei abhanden, aber die überraschende Aktion erzielte den gewünschten Effekt. Der Angreifer verlor das Gleichgewicht, segelte über sie hinweg und schlug scheppernd der Länge nach in den Schlamm. Die Dunkelelfin wirbelte herum, kam auf die Füße und riß den Dolch aus dem Stiefelschaft. Sie sprang auf den Rücken des Mannes, der sich gerade wieder aufrappelte, und stach nach seinem Hals.
Einmal. Zweimal. Erneut spritzte ihr Blut ins Gesicht.
Noch immer auf der Leiche hockend, den Dolch halb erhoben, sah sie sich mit wildem Blick nach dem Schützen um. Der stand, wie versteinert, noch immer auf dem Weg und glotzte ungläubig. Dann ließ er seinen Bogen fallen und flüchtete ins Unterholz.
Mit unsicheren Bewegungen kletterte Erynn von dem toten Körper herunter, nur um drei Schritte weiter in die Knie zu brechen. Ihr war kotzübel.
Wahrhaftig, sie hatte getötet. Menschen getötet. Keine Goblins, Trolle oder tollwütige Wölfe. Zwar war ihr klar gewesen, daß es früher oder später so weit sein würde, allerdings hätte sie niemals geglaubt, daß sie in dieser Situation mutterseelenallein und in strömendem Regen auf einem matschigen Pfad hocken würde, blutbesudelt zwischen den Leichen ihrer Gegner.
Noch schlimmer als das war die Empfindung gewesen, als sie auf ihren zweiten Widersacher eingestochen hatte – die blinde, schiere Raserei. Sie hatte ihn töten wollen, zerfetzen wollen in dem roten Nebel ihrer ungezähmten Wut. Das war also der Blutrausch, über den selbst gestandene Krieger nur halb flüsternd und hinter vorgehaltener Hand sprachen, wenn sie es denn überhaupt taten.
Die Dunkelelfe schlug die Kapuze zurück, legte den Kopf in den Nacken und ließ den Regen auf ihr Gesicht fallen. Wie lange sie so dort gehockt hatte, im Innern völlig taub und leer, vermochte sie später niemals zu sagen. Endlich erhob sie sich steifbeinig, sammelte ihr Schwert auf, fing Falchion ein und setzte ihren Weg fort.
Sie schaute nicht zurück.
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Legende
Südliche Grenze Cyrodiils -> Skingrad
Arranges kam auf der Höhe der Ausläufer des Panther wieder nach Cyrodiil und ritt dann auf der gelben Straße nach Norden. Er hatte den Fluss nach einem halben Tag überquert und war noch bis Anbruch der Dämmerung unterwegs. Etwas abseits des Weges, schlug er sein Nachtlager auf. Einen Strick zwischen zwei nahe beieinander stehenden Bäume gespannt und die grobe Filzplane darüber gelegt, ergab ein provisorisches, aber ausreichendes Zelt. Der Kaiserliche war, seit er aufgebrochen war, ausschließlich mit seinen Gedanken beschäftigt, welche sich wiederum um das Kaltblutritual drehten. Normalerweise wäre er gemütlich durch die Landschaft geritten und hätte die Natur bewundert, aber jetzt schien ihm das alles etwas zu unwichtig zu sein, als dass er sich tatsächlich damit beschäftigen hätte können. Er wusste nicht wirklich, was das zweite Ritual bewirkt hatte, hätte man ihn jetzt gefragt, hätte er vermutlich geantwortet, dass gar nichts anders sei als zuvor. Für ihn fühlte sich alles ganz normal an, wie er jetzt am Feuer saß, zu seinem Rotfuchs schaute, der ruhig ein paar Grashalme aus dem üppig bewachsenen Waldboden zupfte und ab und zu den Kopf hob, ob der nächtlichen Geräusche. Arranges blickte fragend zu den Sternen auf, welche er zwischen den lichten Zweigen erblicken konnte und überlegte, wie es damals nach dem ersten Ritual gewesen war. Er erinnerte sich nicht mehr ganz daran, aber er hatte die Zeit vor dem ersten Mal noch gut in Erinnerung. Die Studienzeit und die Gesellenprüfung zum aufsteigenden Schüler. An seine Studienzeit erinnerte er sich gerne zurück und normalerweise wäre an dieser Stelle ein wenig Sehnsucht in seinem Verstand aufgestiegen, aber er spürte nichts davon. Daran brauche ich nicht denken, während der Studienzeit war ich ein Nichts, ein Amateur, welcher dachte, er wäre begabt... nein, so war es nicht, so ist es nicht und so wird es auch noch länger nichts sein. Die Gathering hatte Recht und ihr Entschluss war richtig, ich habe nachgelassen und sie haben das erkannt. Warum habe ich mich auch nur versucht quer zu stellen? Die Gathering hat die Weisheit, sie hat das Wissen... Dass er überhaupt die schwachsinnige Idee hatte, die zitternden Inseln zu betreten, kam ihm jetzt mehr als nur ein bisschen töricht vor, ja am liebsten hätte er sich in diesem Moment geohrfeigt. Dass Meryann dabeigewesen war, machte die Sache nicht unbedingt besser... Als er noch ein wenig mehr in den Erinnerungen von der Zeit auf den Inseln stöberte, sank seine Laune. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er ließ sich von einem zusammengenähten Fleischberg den Weg verstellen, rettet eine Frau, die ihm als Leiche ganz klar nützlicher gewesen wäre und nimmt sie anschließend nochmal auf die Inseln mit, nachdem sie in der Zwischenzeit seine Taktiken und Handlungen mehr als nur einmal in Frage gestellt hatte. Ja sogar sein Pferd, seinen Rotfuchs, seinen Freund und treuen Begleiter, hatte er wegen ihr und den Inseln einfach den groben Händen der Legion überlassen. Und warum konnte sie Xiviliais rufen und brachte es fertig einen Lich zu kontrollieren?! Warum hatte Falanu mehr Ahnung von Alchemie als er, warum verstand es ein Gladiator aus der Arena besser mit dem Schwert umzugehen als er und warum zum Täufel konnte er den Blick nicht von Masser und Sekunda nehmen, welche seit einigen Augenblicken am Himmel standen und kalt auf ihn herabschienen. Etwa wegen ihrer Schönheit? Mach dich nicht lächerlich! Arranges stand vom Feuer auf und ging zu seinem kleinen Zelt hinüber. Neben den Statteltaschen ging er in die Knie und suchte ein Buch und ein fast leeres Papier hervor. Nach einigen weiteren Augenblicken des Suchens, hielt er auch ein kleines Beutelchen in Händen, aus welchem er zwei kleinere Stückchen Kohle herausholte. Er setzte sich wieder ans Feuer, schlug das Buch an irgendeiner Stelle auf, legte es neben sich, nahm ein Kohlestück zur Hand und legte das Papier auf eine Seite des aufgeschlagenen Buches. Dann begann er zu schreiben. Stichwortartige Abschriften und Randnotizen, wie zu seinen Anfängen, als er noch in Cheydinhal seine Selbststudien betrieben hatte. Er musste sich irgendwie ablenken. Nach einiger Zeit sah er auf zum Himmel und stellte fest, dass die beiden Monde schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt hatten. Er sah auf seinen Aufschrieb und überflog nochmals kurz, was er geschrieben hatte und was dort im Buch stand. Eine Zornesfalte bildete sich auf seiner Stirn und Adern traten an den Schläfen hervor. Er hatte das Buch erwischt, welches die Grundlagen der Zerstörung beinhaltete. Es war noch ein Überbleibsel seines Vaters. Dummerweise hatte er die Seite aufgeschlagen, welche das Kapitel zur Schockmagie beihaltete. Vom Element Blitz hatte er nicht unbedingt viel Ahnung. Er konnte zwar Zauber daraus wirken, doch misslangen ihm diese gerne mal. Eis und Feuer lagen ihm eigentlich recht gut und zum Töten reichte beides mehr als genug, aber Schockzauber verstand er einfach schon in ihrem Wesenszug oft nicht so ganz. Links und rechts verkrallten sich seine Hände in die Seiten. Die ganze Zeit hatte er eigentlich nicht so darauf geachtete, was er geschrieben und gelesen hatte, aber jetzt, da er das Ganze bewusst durchlas, ärgerte er sich maßlos darüber, dass er den Teil der Magie nicht wirklich beherrschte. Aber warum nicht?! Er schlug das Buch so zu, dass sein Rotfuchs zusammenzuckte und die Ohren aufstellte. Gottverdammter Scheissdreck! Arranges stand abruppt auf, nahm das Buch in eine Hand und schleuderte es gegen den nächsten Baum. Der Nekromant zwang sich zur Ruhe und setzte sich wieder. Das Feuer vor ihm war auch schon gut heruntergebrannt und gab nur noch wenig Licht und Wärme ab. Ab morgen wird wieder intensiv gelernt... wie konnte ich nur so sinken und verweichlichen... Er trat neben sein Pferd und legte ihm sanft die Hand auf die Nüstern. 'Du stellst wenigstens keine Fragen...' Dann legte er sich in sein Zelt und schlief auch nur wenig später ein. Sein Schlaf war alles andere als erholsam. Er träumte wirres Zeug und welzte sich immer wieder herum.
Am Morgen erwachte er mit den ersten Sonnenstrahlen. Er baute rasch sein Zelt ab und war gerade dabei, die Satteltaschen zu packen, als ihm auffiel, dass eines der beiden Bücher, die er eigentlich immer dabei hatte, fehlte. Dass er es am Abend zuvor aus lauter Wut von sich geschleudert hatte, kam ihm im Moment nicht in den Sinn. Er schaute sich fragend um und erblickte den uralten Folianten am Fuße eines Baumes. Absolut gedankenleer ging er zu dem Baum, kniete sich nieder und hob das Buch auf. Er tat es zu den anderen Sachen und befestigte dann die Taschen am Sattel. Wenig später war er wieder auf der offiziellen Straße entlang des Niben nach Norden unterwegs. Er überquerte die große Brücke, welche sich in der Ringstraße eingliederte. Weiter war er nach Westen unterwegs. Nur einmal hatten Räuber versucht ihn zu überfallen. Sie wurden eiskalt von dem Kampfmagier niedergemacht. Dort wo sie versucht hatten Arranges zu überfallen, roch es jetzt nach verbrannten Haaren, ein grausam verstümmelter und verkohlter Khajiit und zwei Orks, welche nur noch von der Statur her als solche zu erkennen waren, lagen in ihrem Blut, welches jetzt die Straße buchstäblich überflutete und sich in größeren Lachen unter den Toten sammelte.
Arranges war gut dreieinhalb Tage unterwegs gewesen. Es war später Nachmittag und die Sonne war schon im Begriff hinter dem Horizont zu versinken, als der Kaiserliche endlich das Osttor Skingrads erreicht hatte. Einige Meter vor den Wehranlagen stieg er ab und führte sein Pferd die restlichen Meter am Zügle. 'Halt, wer da?' Rief ihm die Wache entgegen und kam auf ihn zu. Vor Arranges blieb der Wachmann stehen und musterte ihn kurz. 'Wenn ich eure Papiere kurz haben könnte?' Wortlos reichte Arranges dem Soldaten einen zerknitterten Wisch mit Stempelzeichnung. 'Ihr könnt passieren.' Das große Tor Skingrads war noch offen. Arranges lief die Hauptstraße der Stadt entlang und gab auf der anderen Seite sein Pferd ab. Dann machte er sich auf den Weg zu Falanu. Als er durch die etwas engeren Straßen der Stadt lief, wurde er plötzlich von einer etwas größeren Gestalt in eine kleine Nebenstraße gewunken. Arranges schaute kurz über die Schulter, aber die Wache hinter ihm war gerade mit einem Passanten beschäftigt, schnell tat er zwei Schritte zur Seite und verschwand zwischen den zwei Gebäuden rechts und links der Gasse.
'Der Meister lässt euch Grüße ausrichten... Zeitgleich gibt es aber auch eine schlechte Nachricht, wegen der ich euch aufgesucht habe. Arvundez, der gekaufte Dieb, der euch das Buch besorgen sollte, hat wohl entschieden, dass das Buch wo anders einen recht netten Preis erzieheln könnte. Torrah de Llevria ist bereits informiert und würde sich euch zur Seite stellen, wenn ihr es denn wünschen würdet.' Arranges zuckte bei der Erwähnung des Namens ein wenig zusammen. Nein, nicht Torrah! Sie wird hier, wie auch sonst, ihre Finger aus meinen Angelegenheiten schön rauslassen! 'Nun, weiss man denn, wo sich Arvundez im Moment aufhält?'
'Zuletzt hat man ihn gestern Mittag südlich von Chorrol gesehen. Er war in Richtung Kaiserstadt unterwegs. Aber er war nicht allein. Er hatte noch zwei dick gepanzerte Kumpanen bei sich. Ein Ork und ein Nord, deswegen das Angebot von de Llevria.'
'Nein, ich brauche Torrah nicht. Gebt die Grüße an den Meister zurück.'
'Also gut, bis zu unserem nächsten Treffen.' Plötzlich war der Hüne verschwunden.
Den restlichen Weg zu Falanu überlegte Arranges, was er jetzt tun könnte. Er musste dieses Buch bekommen, bevor der Rothwardon die Chance hatte, es in der Kaiserstadt zu verkaufen.
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