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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Aufmerksam musterten ihn die verschiedenen Augenpaare und ließen ihn nicht aus ihrem Blick. Tarriors Blick riss sich los und schweifte durch die versammelte Masse. Die Lichtverhältnisse in dieser Kammer der Mine waren alles andere als gut. Nur ein paar wenige Fackeln, die über die weite des Raumes nur sporadisch verteilt waren, spendeten Licht. Dennoch konnte er die Gestalten in der einfachen und vielfach zerschlissenen Kleidung gut erkennen. Es waren die überlebenden Minenarbeiter, insgesamt siebzehn an der Zahl, wenn er richtig gezählt hatte. Sie wiesen Wunden auf und manche Kleidungsstücke waren zerrissen oder wurden von Blutflecken geziert. Die Männer und Frauen wirkten allesamt hager und regelrecht ausgehungert. Dunkle Augenringe und eingefallene Wangen und ausgemergelte Gesichter sprachen eine grausame, aber eindeutige Sprache. Zudem waren ihre Körper schon stark abgemagert. Die Muskeln, die sie der harten Arbeit hier unten zu verdanken hatten, konnten nicht darüber hinweg täuschen. Und sie sahen eindeutig so aus, als bereite es ihnen schon Mühe überhaupt aufrecht zu stehen. In Tarrior keimte fast so etwas wie Mitleid auf, doch er verdrängte das Gefühl, denn draußen vor der Tür saß noch immer eine Bande wilder Söldner aus Hammerfell, denen es bestimmt nicht auf einen Dunmer mehr oder weniger ankam, den sie töten konnten. Er überlegte gerade was er am besten zu den Leuten sagen sollte, die ihn bisher nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten, aber ein etwas älterer Minenarbeiter nahm ihm das ab. Er trat vor. „Endlich. Ich wusste man würde Hilfe schicken. Wir danken euch Herr“: bedankte sich der Mann bei ihm. „Es tut mir Leid, aber es besteht noch kein Grund zur Dankbarkeit. Draußen sind nach wie vor die Söldner“: gab er unumwunden zu und das Gesicht des Alten verdüsterte sich. „Ihr seid doch geschickt worden um uns hier heraus zu holen, oder? Wo sind dann eure Männer?“: fragte er. „Wie man es nimmt. Ich wurde vom Verwalter der Mine beauftragt zu überprüfen, was hier nicht stimmt, aber mit so etwas wie diesem hier hatte keiner gerechnet. Ich bin alleine hier“: erklärte er und sah eindeutig, wie der Alte in Resignation abglitt. „Dann sind wir verloren“: sagte er noch und dann nichts mehr.

    „Was soll das heißen?“: fragte Tarrior, doch ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Diese Tür dort ist offen. Eine ganz einfache Sache. Ich habe den Auftrag erhalten zu prüfen was mit der Mine nicht stimmt und das Problem zu lösen. Es gibt nur knapp ein halbes Dutzend Söldner dort drüben. Ich selbst habe zwei von ihnen getötet. Wenn wir das Überraschungsmoment nutzen, können wir sie überwältigen. Schließlich sind wir mehr als Doppelt soviele“: gab Tarrior seine Einschätzung der Sache bekannt. Für ihn war es ganz klar, dass man sich gemeinsam der verfluchten Söldner entledigt, deswegen war er mitunter auch erst hier herunter gekommen. Denn alleine hätte dieses Unterfangen an Selbstmord gegrenzt, aber jetzt wo er die ganzen Leute hier gesehen hatte, war er fest davon überzeugt dieses Pack fertig machen und aus der Mine werfen zu können. „Als die Söldner angriffen, waren wir sogar noch ein Dutzend mehr Leute. Womöglich habt ihr ihre Leichen unterwegs gesehen. Wir mögen mehr sein, aber das sind gutausgebildete Banditen. Die können mit ihren Schwertern und Äxten Dinge, bei denen selbst die Stadtwache Augen machen würde. Sie hatten uns ohne Probleme überwältigt. Wir können zwar mit unseren Spitzhacken auf Fels einschlagen, aber gegen sich agil bewegende Menschen sehen wir alt aus“: wandte der Alte gegen seinen Plan ein. „Außerdem seht uns an. Wir haben kaum noch Kraft. Wir haben schon seit Ewigkeiten, wie es mir scheint, nichts mehr gegessen. Diese Barbaren waren wenigstens großzügig genug, uns Wasser zukommen zu lassen, aber zu essen gab es nichts, außer einem oder zwei Kundschaftern, die sich hierher verirrt hatten. Wir sind geschwächt. Wir wären nicht einmal ungeschwächt ein ernsthafter Gegner für die Söldner und daher jetzt erst recht nicht“: gab ein anderer Arbeiter zu bedenken. Und tatsächlich musste Tarrior eingestehen, dass viele so aussahen, als würden sie gleich umkippen.

    In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich womöglich verkalkuliert hatte. Im schlimmsten Fall saß er jetzt ebenso fest, wie die Männer um ihn herum. „Wer seid ihr eigentlich?“: fragte nun der Alte wieder. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich, entsprechend seines Standes, vor. „Ihr seid doch einer der Ratsherren!“: entfuhr es jemandem, der etwas weiter hinten stand, den Tarrior nicht richtig erkennen konnte. „Ja das bin ich“: gab er zu und ein leises Raunen ging durch die Minenarbeiter. „Der Rat schickt extra einen Ratsherren um uns zu helfen? Das glaube ich nicht“: gab sich der Alte skeptisch. „Ich wurde auch nicht vom Rat gesandt, sondern bin Auftrag des Minenverwalters unterwegs. Ich habe mich für diese Mission freiwillig gemeldet“: gab er als Reaktion zurück. Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Scheinbar hatten sie es noch nie erlebt, dass einer der Ratsherren freiwillig auf solch eine Mission ging. Aber ganz unbegründet war es nicht, wie Tarrior fand. Wer sich im Haus hocharbeitete und gewisse Kontakte und Beziehungen besaß, konnte Ratsherr werden. Davor jedoch war man sehr oft im Namen des Hauses auf schwierigen Missionen. Aber nach der Ernennung, so stimmte es, wurden viele der Herren und Damen faul und wollten nicht mehr selbst irgendwelche Missionen erledigen, sondern schickten nur noch Boten und Leute, die die Aufgabe erledigen würden. Was gemessen an der Tatsache, dass viele davor selbst schwierige Missionen erledigt hatten, wirklich an Arroganz und Faulheit, wenn nicht sogar Feigheit, grenzte. Doch Tarrior hatte sich da nie so gehabt. Gewiss ging auch er lieber den friedlichen Geschäften nach und überließ lästige Aufgaben irgendwelchen Agenten des Hauses, aber bei wichtigen Aufträgen oder Aufgaben hatte er immer sich selbst bemüht. Nun gut bisher war das nicht sehr oft der Fall gewesen. Er hatte sich mehr um den Ausbau seiner Handelsbeziehungen bemüht und seinen Reichtum gemehrt und sich nach Dagoth Urs Fall nur noch um seine Plantage gekümmert, aber wenn das Haus in wichtigen Angelegenheiten seiner Dienste bedurft hatte, hatte er sich fast immer dazu bereit erklärt.

    „Ich hatte zwar auch nicht mit derartigen Vorgängen hier gerechnet, aber nichts destotrotz werde ich dieses Pack aus dieser Mine entfernen, denn schließlich gehört sie dem Fürstenhaus Hlaalu. Mit eurer Hilfe versteht sich“: erklärte er sich. „Selbst wenn wir euch helfen würden, hätten wir gegen diese rohtwardonischen Hunde keine Chance. Es ist aussichtlos“: resignierte der Alte immer noch und ein Großteil der anderen Arbeiter verfiel ebenfalls wieder in ein Stimmungstief. Dann trat ein Arbeiter hervor, den Tarrior gerade mal so alt wie Tirian schätzte. Ihm folgten noch drei weitere ebenso junge Minenarbeiter. „Wir würden euch im Kampf beistehen“: sagten die vier. Tarrior lächelte leicht. „Das ist zwar löblich, aber ich denke so wären wir dem Feind neben der Kampfkraft auch noch zahlenmäßig unterlegen“: winkte er ab und die Jungen schienen enttäuscht. „Wir bräuchten eine Möglichkeit einen Teil von ihnen gleich auf der Stelle auszuschalten“: dachte er dann laut und überlegte fieberhaft, wie man ihre Chancen verbessern konnte, denn leider hatte der Alte, was die Kampfkraft der Minenarbeiter anging, wohl Recht. Selbst die Jüngsten schienen kaum mehr als nur scheinbare Kraft zu besitzen. Der Hunger hatte ihre Körper geschwächt und auch wenn nicht besaßen sie keinesfalls die Kampferfahrung der Söldner. Außerdem waren die engen Tunnel und Höhlen ebenfalls auf Seiten der Söldner, denn so konnten sie ihren eigenen Vorteil, die Überlegenheit in der Masse, nicht richtig ausspielen. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit“: sagte dann plötzlich einer der Arbeiter, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Ein Mann mit Irokesen und einem ungepflegten Kinnbart. „Achja?“: entfuhr es Tarrior sofort. „Schweig du Narr“: zischte der Alte, doch Tarrior forderte den Mann auf weiterzusprechen. „Ihr seht doch diese dicken Seile hier“: sagte der Dunmer und deutete auf die Taue die im Höhlenboden verankert waren und ein Netz unter der Decke hielten. Erst jetzt fiel ihm diese Konstruktion auf, die der in der vorherigen Kammer glich. „Ja das tue ich. In der großen Kammer nebenan gibt es doch auch so eine Konstruktion“: merkte Tarrior an und der Arbeiter nickte.

    „Im Laufe der Zeit ist die Decke in manchen Kammern brüchig geworden. Da haben wir diese Netze gespannt um einen möglichen Steinschlag abzuhalten. Diese Seile halten die Netze oben“: erklärte der Arbeiter die Konstruktion. „Ich verstehe. Wenn wir die Seile kappen, würde das Netz herunter fallen und zwar direkt auf die Söldner. Vorausgesetzt wir schaffen es sie in der Höhlenmitte zu versammeln“: vermutete Tarrior. Der Minenarbeiter nickte. „Das ist Wahnsinn. Man müsste sämtliche Seile auf einmal kappen, ansonsten würden die Kerle doch merken was wir vorhaben und einfach weggehen und außerdem riskieren wir damit, dass uns die ganze Decke auf den Kopf fällt“: wandte der Alte ein, dem der Plan offensichtlich nicht gefiel. „Es scheint mir, als wolltet ihr hier drin sterben. Was glaubt ihr wie lange ihr noch durchhaltet, bis ihr verhungert? Das heißt natürlich, wenn euch die Söldner nicht vorher umbringen. Schließlich wollen sie schon aus reinem Selbstschutz alle Zeugen beseitigen. Außerdem habe ich vier Mitglieder dieser Bande getötet. Was glaubt ihr wird passieren, wenn sie die Leichen finden? Wer wird wohl zuerst dafür bluten müssen? Und ich kann euch versichern, dass ich nicht vorhabe hier drauf zu gehen, nur weil ihr zu feige seid für euer Leben zu kämpfen“: fuhr Tarrior den Alten an und es schien so, als würden sich die Sympathien im Raum zu seinen Gunsten verschieben. Nach dieser kleinen Ansprache schien die Resignation von den meisten Anwesenden regelrecht abzufallen. Er hatte ihnen mit seiner kleinen Ansprache wohl die Augen geöffnet. Sie waren gewiss noch nicht bereit ihr Leben aufzugeben. Der Alte selbst starrte ihn ungläubig an. Dann wurde sein Blick nachdenklich. Und er blickte minutenlang ins Leere. Tarrior derweil wandte seinen Blick nicht einmal von ihm ab. Er war sich in diesem Moment einer Sache sicher: „Wenn ich den Alten überzeuge dann ziehen auch noch die restlichen Zweifler mit.“ Und tatsächlich wandte sich der alte Dunmer nach geraumer Weile an ihn.

    „Ihr habt Recht Ratsherr Gildres. Das ist unsere einzige Chance. Ich bin zu alt um hier in dieser Mine einfach zu verrecken. Ich werde euch helfen“: versicherte er. Das bisher nur angedeutete Lächeln auf Tarriors Lippen wurde nun richtig breit. „Und ihr Anderen. Wollt ihr auch für euer Leben kämpfen und diese Mine von diesem verfluchten Gesindel befreien?“: fragte er laut in die Runde, aber achtete darauf nicht zu laut zu sprechen um die Rothwardonen nebenan nicht zu alarmieren. Nur wenige Augenblicke später waren zustimmende halblaute Rufe zu hören. In diesem Moment war er sehr zufrieden mit sich und er hatte schon einen Plan. „Sind die Seile nebenan ebenso verteilt wie hier?“: fragte er dann den Arbeiter, der ihm zuvor schon die Konstruktion erklärt hatte. „Ja das sind sie. Insgesamt sechs Stück und mit genau der gleichen Stärke wie diese hier“: teilte der Mann ihm mit. Tarrior besah sich die Taue genauer. Sie waren tatsächlich ziemlich dick. Am besten waren dann wohl zwei Männer pro Seil. Er überschlug im Kopf schnell die Anzahl und kam damit auf ein Dutzend Leute, die er für das Fallen des Netzes benötigen würde. Doch genau jetzt fiel ihm ein Schwachpunkt in seinen bisherigen Überlegungen auf. „Womit sollen sie die Seile kappen!“: fiel ihm jetzt entsetzt ein. Bei der Dicke wäre das Beste eine Axt. Außerdem würden sie noch für den ersten Teil des Planes Waffen brauchen, zumindest ein Teil von ihnen. Jetzt hatte er sich einen so schönen Plan ausgedacht und jetzt sollte es an der Ausführung scheitern. „Verflucht“: fluchte er halblaut. „Was ist los?“: fragten ein paar der Männer. Tarrior setzte ein verkrampftes Lächeln auf. „Mir fiel gerade ein, das wir weder Waffen haben, denn geschweige etwas um die Seile zu kappen. Oder habt ihr etwa etwas?“: erkundigte er sich. „Nein als die Banditen uns überwältigt hatten, haben sie uns unsere Dolche und Kurzschwerter und Keulen abgenommen. Viel mehr hatten wir auch nicht dabei. Eine schwere Bewaffnung ist in unserem Beruf eigentlich nicht nötig, abgesehen davon das sie uns bei der Arbeit auch nur behindern würde“: berichtete der Alte und er spürte fast überdeutlich, wie die Resignation zurückkehrte. „Hat keiner von euch eine Waffe verstecken können“: fragte er nochmal in irriger Hoffnung nach und erntete nur ein Kopfschütteln. „Das einzige was uns diese verfluchten Barbaren gelassen haben, sind unsere Spitzhacken, aber die taugen wohl kaum als Angriffswaffe. Bis wird die geschwungen haben, haben uns diese Banditen schon dreimal aufgeschlitzt“: merkte einer der Jüngeren wütend an. „Tatsächlich sie haben euch die Spitzhacken gelassen?“: fragte Tarrior ungläubig nochmal nach. „Ja die stecken dahinten in den Fässern. Es war ihnen wohl zu anstrengend, sie hier heraus zu schleppen, aber wie gesagt eine Gefahr stellen die nicht wirklich dar, zumindest nicht für diese Söldner“: bestätigte der junge Mann. „Hah das wollen wir doch einmal sehen. Die Rothwardonen werden sich wundern. Kommt mit ich habe eine Idee“: sagte er und ging zu den Fässern hinüber, in denen die Werkzeuge der Minenarbeiter steckten.

    Er zog zwei Spitzhacken heraus. Wie zwei fette Beutestücken hielt er sie in die Höhe und präsentierte sie der Menge und grinste breit. Die Meisten guckten verwirrt und glaubten wohl Tarrior hätte den Verstand verloren. Doch dem war nicht so. „Die Spitzhacken sind vielleicht zu schwer und zu träge um sie als Waffe einsetzen zu können, aber Knüppel sind es nicht. Seht ihr? Der Kopf der Spitzhacke wird mittels der großen Öffnung in der Mitte auf den Stiel geschoben und dort dann mit großen Nägeln fixiert, sodass er nicht herunterfallen oder abrutschen kann. Wenn wir den Nagel entfernen“: Tarrior machte es vor in dem er den Nagel mit seiner Hand erhitzte bis er glühte und ihn dann ganz einfach aus dem Holz zog: „kann man den Kopf abnehmen“: erklärte er und warf das Teil aus schwerem Metall achtlos auf den Boden. Dann ließ er den Stiel mit schnellen Bewegungen ein paar Mal, mit einer und dann mit zwei Händen, durch die Luft zischen. „Und jetzt haben wir einen brauchbaren und leicht zu handhabenden Knüppel. Soweit ich gesehen habe, sind in den Fässern ja auch noch Hämmer. Wenn ihr die Nägel jetzt wieder in das Holz einschlagt, habt ihr sogar eine Nagelkeule und damit eine wirklich ernsthafte Waffe“: präsentierte er. Die Männer waren begeistert. Auf die Idee die Spitzhacken auseinander zu nehmen, waren sie gar nicht gekommen. „Aber die Seile können wir damit immer noch nicht kappen“: protestierte einer der Arbeiter. „Was mich zu der zweiten Spitzhacke bringt“: sagte er dann und legte den Knüppel beiseite. Er drehte sie so, dass man die Spitze sehen konnte. „Diese Seite ist jetzt erst einmal irrelevant“: behauptete er und drehte das Werkzeug um, sodass man den zweiten Teil des Kopfes sehen konnte. Er war wie eine Hacke geformt und gab der Spitzhacke den zweiten Teil ihres Namens. Er fuhr mit dem Finger über die Kante. Sie war stumpf. „Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will, oder? Ihr werdet diese Kante schleifen und sie damit wieder scharf machen. Dann lässt sich dieser Teil wie eine Axt benutzen und ihr werdet damit die Seile durchtrennen“: erklärte er und warf jemandem das Abbaugerät zu.

    „Da die Seile so dick sind, habe ich mir gedacht, dass jeweils zwei Mann eines der Seile bearbeiten werden. Bei den sechs Seilen macht das dann zwölf Mann. Die restlichen fünf werden sich bewaffnen und mit mir die Söldner in die Höhlenmitte treiben. Zusammen sind wir sechs und von den Rothwardonen dürften, wenn ich richtig gezählt habe, mit Anführer auch nur noch sechs Mann übrig sein. Vielleicht nicht ausgeglichene Kampfchancen, aber Zahlengleichheit und wir müssen sie ja auch nicht besiegen oder ernsthaft bekämpfen. Für unseren Sieg reicht es schon, wenn wir sie in der Höhlenmitte festnageln“: gab er seine Planung bekannt. Allgemein war Zustimmung zu vernehmen, wenn jemand Zweifel hatte, so sprach er sie nicht aus. Er sah dabei zu, wie einige der Spitzhacken zu Knüppeln umfunktioniert wurden. Die Nägel, die sie entfernten, schlugen die meisten wieder in den Knüppel ein und hatten damit ziemlich gefährliche Waffen. Die anderen schleiften die Hacken mit herumliegendem Gestein und erhielten dabei einen guten Axt-Ersatz. Nach ungefähr zwanzig Minuten waren dann alle soweit. „Wir müssen das Überraschungsmoment ausnutzen. Das ist unsere einzige Chance. Wenn wir sie überraschen, werden sie sich noch leicht zurückdrängen lassen und sich nicht gleich allzu formiert wehren. Also ihr fünf mit euren Knüppeln werdet mit mir versuchen soviele der Gegner ins Höhlenzentrum zurückzudrängen wie möglich und ihr anderen begebt euch zu den Seilen. Wenn ihr seht das der Feind versammelt ist, oder zumindest der größte Teil, dann schlagt die Seile durch. Wenn das Netz gefallen ist, müssen wir sie nur noch fesseln. Sollten einige der Söldner sich befreien können oder das Netz nicht alle auf einmal erwischen dann haben wir zumindest ein paar Gegner weniger und damit eine sehr gute Chance“: verdeutlichte Tarrior noch einmal den Plan. „Und was ist, wenn der Plan schief geht und wir sie mit dem Netz nicht erwischen“: fragte ein Dunmer, scheinbar im mittleren Alter, besorgt. „Wenn dieser Fall eintreten sollte, dann heißt es bis zum bitteren Ende kämpfen“: gab Tarrior zu, der hoffte das dieser Fall nicht eintreten würde.

    „Wir könnten doch fliehen. In dem Chaos würde bestimmt einigen von uns die Flucht gelingen“: warf nun ein anderer ein. „Ja und die, die es nicht rechtzeitig heraus schaffen, haben Pech gehabt, oder was“: empörte sich ein weiterer. Es entbrannte langsam ein Streit, doch Tarrior der eingreifen wollte, kam nicht mehr dazu. Der Alte erhob überraschenderweise das Wort: „Schweigt ihr Feiglinge. Ihr alle kennt mich. Ich arbeite vermutlich länger in dieser Mine, als manche von euch auf dieser Welt sind. Ich kenne auch jeden Einzelnen von euch, genauso wie ihr euch gegenseitig kennt. Wir sind Kameraden und hier unter Tage auch immer gegenseitig aufeinander angewiesen. Und als Kameraden müssen wir auch zusammenhalten. Entweder fliehen wir alle oder garkeiner. Das heißt, dass wir auch zusammen kämpfen werden, wenn es ernst wird. Und das ist so ein Moment. Jetzt müssen wir zusammen stehen. Serjo Gildres hat bisher sein Leben riskiert, wahrscheinlich um die Mine und nicht um uns zu retten, aber er ist ebenso bereit mit uns gegen die Söldner zu kämpfen. Und da wollen wirklich einige von euch an Flucht denken und daran die Männer, mit denen ihr jahrelang zusammen gearbeitet habt, einfach zurückzulassen? Ihr solltet euch wirklich etwas schämen. Ich sage wir kämpfen gemeinsam und kommen zusammen hier lebend raus oder wir sterben zumindest gemeinsam. Denn ich will zumindest nicht vor meine Ahnen treten um zu sagen, dass ich meine Kameraden im Moment in dem sie mich brauchten, einfach im Stich gelassen habe. Also wer ist dabei und folgt dem Plan von Serjo Gildres?“

    Tarrior war überrascht. Der Alte schien seinen Mut wieder gefunden zu haben. Doch als er sah, wie die Männer nach und nach ihre Spitzhacken und Knüppel hoben, wurde aus der Überraschung in seinem Gesicht, Erleichterung und Freude. „Wohlan denn. Zeigen wir diesen Fremdlingen das dies hier unser Land ist“: rief er, zog sein Schwert und stieß die noch entriegelte Tür mit einem kräftigen Stoß auf.

  2. #2

    Solstheim, Höhlensystem, Höhle der verborgenen Melodie

    Wut packte Thorin. Trotz seiner Wunden zwang er sich nun wieder auf die Füße. Wenn auch nur unter extremen Schmerzen und mit Schwierigkeiten. Dennoch ließ ihn die Wut vergessen, dass er eigentlich hätte sterben sollen. Dieser verdammte Werwolf spielte mit ihnen! Nein, er spielte mit ihm! Einzig und allein Thorin war, wen er nun wollte. Dessen war dieser sich sicher. Er hatte seine Eltern getötet und nun wollte er auch ihn. Nun, diese Bestie sollte ihn bekommen. Doch sollte sie sich an ihm verschlucken und zu Grunde gehen. Das schwor sich Thorin.
    Hulfgar schaute seinen Freund fassungslos an. Er sah das viele Blut, die fünf Stiche und die Wunde am Kopf. Auch hörte er das ebenfalls leicht schleifende Atmen von Thorin. Seine angeschlagenen Lungen hatten Schwierigkeiten der Belastung ausreichend stand zu halten. Er war nicht in der Verfassung zu kämpfen, aber er würde es trotzdem tun. „Bring Rulmgar hier raus und zu einem Heiler. Ich beende, was wir begonnen haben“, krächzte Thorin mehr, als dass er es sagte. Die aber scheinbar dennoch unerschütterliche Entschlossenheit in der Stimme seines Freundes, ließ Hulfgar keine andere Wahl, als zuzustimmen und mit einem grimmigen Nicken „viel Glück“ zu wünschen.
    Thorin schnappte sich Gondrims Speer und auch die am Boden liegende Fackel. Dann machte er sich ohne einen weiteren Blick zurück an die Verfolgung. Seine Schritte gingen schwer und manchmal hatte er auch Probleme seine Füße richtig zu heben. Ganz allein seine Entschlossenheit und seine Wut hielten ihn auf den Beinen. Sein Puls war nun wieder unnatürlich hoch. Vor Angst und vor Aufregung. Angst zu versagen und Aufregung, weil er jederzeit von wohl überall her angegriffen werden konnte. Wobei der Gang nun nach einer weiten Linkskurve etwas schmaler, niedriger und komplett von der Fackel ausgeleuchtet wurde. Somit blieb nur ein Angriff von vorne. Allerdings hatte Thorin in den letzten Momenten genug erlebt, um selbst daran zu zweifeln.
    Der stürmische Wind von draußen wehte auch hier noch, wenngleich nun wesentlich schwächer, und ließ die Flammen der Fackel tänzeln und immer wieder schienen sie beinahe aus zu gehen. Er wollte sich schon darüber freuen, dass die Fackel an blieb. Dann ging sie aber auch komplett aus. Thorin blieb beinahe das Herz stehen. Er hielt entsetzt und vor Aufregung und pochendem Herzen zitternd an. Ein kleiner Kiesel prallte gegen seinen im Bärenkopf geschützten Kopf, wie ein schadenfrohes Zeichen des Werwolfs. Erst, als es das zweite Mal passierte, merkte Thorin, dass es eigentlich Wassertropfen waren, die von der Decke fielen. Sein Herz würde ihn definitiv noch irgendwann umbringen. Bevor das passierte, wollte er aber noch einen Werwolf zur Strecke bringen und so lief er wieder los – ohne eine Ahnung zu haben, wohin. Dann ging die Fackel, wie durch eine göttliche Fügung, wieder an und erleuchtete den bis auf Thorin leeren Gang.
    Gerade, als er sich über diesen Umstand gefreut hatte, verschwanden auf einmal die Decke und die Wand zu seiner Linken in der Dunkelheit. Auch der Boden endete in Schwärze keine vier Schritte neben ihm. Schweiß stand auf seiner Stirn und brannte in der dortigen Verletzung. Auch die Wunden auf seiner Brust brannten und immer wieder fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Lungen. Sie raubten ihm den Atem und ließen ihn nach Luft japsend zurück. Dann beruhigte es sich wieder und die seltsamen Lichtflimmer, die vor seinen Augen in der Dunkelheit umher schwebten, verschwanden. Komm Wölfchen, dachte er beinahe ungeduldig auf einen Angriff wartend.
    Vorsichtig schlich Thorin an die Kante. Die Flammen seiner Lichtquelle flackerten immer wieder sehr stark, wenn eine etwas stärkere Windböe von draußen in das Höhlensystem hinein pfiff. Hier in der größeren Kaverne verwirbelten sich die Luftströmungen ungewöhnlich und rissen förmlich an den Flammen. Wenngleich sowohl das pfeifende Geräusch, als auch die Stärke der Windböen hier hinten drastisch abgeschwächt waren.
    Dann erreichte er die Kante. Unter ihm fiel eine steile Felswand ab und verschwand in der Finsternis. Es war tief, so viel stand fest. Im flackernden Schein entdeckte er aber einen steilen, schmalen Weg nach unten. Wie weit die größere Kaverne in alle Richtungen reichte, konnte Thorin nicht sagen. Keine der Wände war im Fackelschein zu sehen. Gerade, als er sich an den Abstieg machen wollte, sah er ein Huschen knapp außerhalb seines Lichtkreises und etwas weiter unten. Beinahe sah es aus, wie weißes Fell. Sofort ging der Speer nach oben und zum Stechen bereit. Doch die schnelle Bewegung rammte neuerliche, glühende Dolche durch seine Brust und ließ ihn aufstöhnen.
    Beinahe höhnend hörte Thorin dann wieder das leise Klicken einiger Kiesel, als sie in die Tiefe der Höhle fielen. Dicht gefolgt vom quietschenden Laut eingerosteter Türscharniere und wie die dazugehörige Tür hart zurück ins Schloss geknallt wurde zu seiner Rechten. Laut hallte das Scheppern durch die Gänge. Die Geräusche ließen ihn jedes Mal zusammenzucken. Er merkte, wie er kurz die Nerven verlor und wie ein kleines Kind die Augen zu kniff. Der Werwolf spielte definitiv ein Spielchen mit ihm. Ein Spiel der Nerven. Und wenn es so weiter ging, war es wohl Thorin, der bei diesem Spiel verlor.
    Gegen den nun aufkommenden Reflex das Weite zu suchen, schlich er weiter und in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Beinahe ärgerte sich Thorin, dass dieser angeborene Fluchtreflex wieder durch kam. Eigentlich hatte er gelernt ihn zu kontrollieren und auf seine bewusste Einschätzungsgabe zu vertrauen. Allerdings schien er nun mental bereits zu geschwächt zu sein, als dass er diesen Reflex noch länger unterdrücken konnte. Stattdessen ignorierte er das Drängen in ihm so gut es ging und lief weiter an der Kante nach unten entlang. Immer wieder zuckte er bei dem leisen Heulen des Windes zusammen.
    Dann endete die Höhle abrupt wieder und lief in einem kurzen Tunnel aus. Am Ende dieses Tunnels befand sich eine modrige Holztür. Kratzspuren waren auf den Brettern und der Klinke. Thorins Atem ging schwerer und seine Füße schlurften mittlerweile mehr, als dass sie liefen. Dennoch hielt er seine Arme hoch, die Muskeln angespannt. Der Speer war zum Stechen bereit und mit einem kurzen Klopfen gegen seinen Gürtel an mehreren Stellen mit dem unteren Ende der Fackel vergewisserte sich Thorin, dass auch seine Dolche und das Langschwert noch an ihrem Platz waren. Danach hielt er auch die Fackel in eine Position, die ihm ein schnelles Zuschlagen ermöglichen würde.
    Mit der Speerspitze drückte er dann die rostige Klinke nach unten, sodass die Tür sich einen kleinen Spalt weit öffnete. Als er dann den uralten Durchgang ebenfalls mit der Speerspitze langsam aufdrückte, quietschten die Scharniere wieder. Das Geräusch schmerzte in Thorins Ohren und ließ ihn gleichzeitig zusammen fahren. Es war nun unvermeidlich, dass der Werwolf sein Kommen mitbekam. Gut, das wäre es vermutlich auch ohne die quietschende Tür, aber es war weniger auffällig. Dass er eigentlich erwartet wurde, blendete Thorin zu seinem eigenen Wohlgefühl dabei aus.
    Zu seiner Überraschung, wurde Thorin nicht angegriffen, als er in die niedrige, aber weite Höhle hinter der Tür trat. Stattdessen hörte er nur wieder ein leises Klicken von rechts. Mittlerweile kam ihm auch wieder in den Sinn, wo genau es dort hin ging. Es machte Sinn und scheinbar hatte der Werwolf einen kleinen Sinn für Dramatik. Die uralte Melodie, die einst in diesen Höhlen durch die Luft und den Stein gefahren war, war beinahe noch immer vernehmbar. Natürlich spielte sie nicht wirklich, aber wie ein geisterhaftes Echo drang es noch immer aus den Wänden. Es ließ Thorin vor Ehrfurcht schaudern und so stapfte er los. Er wusste, wo er die Bestie finden würde … in der Halle der spielenden Steine.
    Es dauerte nicht lange, da fand Thorin den Tunnel, der nach rechts aus der größeren Höhle abging. Keine vier Schritte breit und höchstens drei hoch. Alles war von der Fackel ausgeleuchtet. Das leise Heulen des Windes war verschwunden und auch die Flammen flackerten nicht mehr. Als ob sich der Wind davor fürchtete in diese alten und mystischen Hallen einzudringen. Das Nachklingen der alten Melodie verstärkte sich beinahe mit jedem Schritt, den Thorin tiefer in die Höhle machte. Fast wie ein zweiter, unterschwelliger Herzschlag, der durch seinen Körper fuhr, aber vom Felsen um ihn herum ausging. Es war wie berauschend. Die Schmerzen wurden etwas gelindert und seine Schritte wurden sicherer. Als ob ihm die Höhle selbst helfen wollte. Aber fühlte sich auch der Werwolf so? Oder war es nur er?
    Thorin wollte es gar nicht erst wissen. Solange er ohne überwältigende Schmerzen kämpfen konnte, so war es ihm egal. Wieder erreichte er eine Höhle. Allerdings war diese mehr hoch, als breit. Sechs Schritte in die Tiefe, eben so viele in der Breite und unerkennbar viele nach oben. Er befand sich in einer Sackgasse. Nur ein Weg zurück. Von oben hörte er wieder Steinchen klicken, aber den verfluchten Weg dorthin fand Thorin nicht! Die Dunkelheit ließ ihn nicht ausmachen, wo genau dieses „oben“ eigentlich war und die Wände um ihn herum wirkten glatt.
    Dann fiel ihm auf, dass zumindest seitlich nach oben hin die Wand gegenüber dem Eingang etwas eingedrückt war und sogar Kratzspuren aufwies. Vorsichtig ging Thorin auf diese Wand zu. Erst, als er direkt vor ihr stand und sich nicht die Nase einrammte, merkte er seinen Fehler. Die komplette Wand, war eine optische Täuschung von seinem Standpunkt aus. Tatsächlich befand sich die eigentliche Wand weiter hinten und eine steile Rampe verlief nach oben von weiter vorne aus. Von da, wo Thorin gestanden hatte, hatte man diese Kante zwischen Boden und Rampe nicht sehen können, weil man direkt auf sie geschaut hatte. Da die Fackel etwas weiter links gewesen war, gab es auch keine Schatten an dieser Stelle. Thorin verfluchte sich dreimal dafür. Andererseits war es auch ein Zeichen, dass seine Sinne bereits arg schwächelten. Die Selbstzweifel blockte er gleich darauf ab. Solche konnte er sich nicht leisten.
    Langsam und darauf bedacht nicht auf dem steilen, leicht feuchten Stein auszurutschen, schritt Thorin nach oben. Unter den dicken Stiefelsohlen glaubte er den Fels zum Takt der alten Melodie vibrieren zu fühlen. Sein Herz raste, Blut rauschte in den Ohren und seine Wunden bluteten unaufhörlich. Es wunderte ihn mittlerweile schon sehr, dass er nicht längst verblutet war. Und das obwohl die Stiche und Schnitte weitaus weniger bluteten, als Wunden von Waffen. Schweiß quoll aus den Poren seiner Haut und rann ihm unangenehm über den Rücken unter seiner Kleidung. Es war erstaunlich warm hier hinten in der Höhle. Und feucht noch dazu.
    Thorin erreichte das obere Ende der Rampe und fand sich in etwa sieben Schritten Höhe auf einem schmalen Absatz wieder. Links ging es nicht weiter und nach rechts in einen dunklen Tunnel. Ohne weiter zu zögern, stapfte er in diesen. Auch hier leuchtete die Fackel die gesamte Breite und Höhe des Gangs aus, reichte aber, wie so oft, nicht bis ans Ende des Tunnels. Allerdings musste Thorin auch nicht sehen, wohin es ging, um es zu wissen. Mit jedem Schritt wurden das Vibrieren und die Melodie im Felsen merklich stärker. Und mit jedem neuen Klang kehrte ein kleiner Teil seiner Kraft zurück. Es war schlicht berauschend.
    Dann verschwanden die Wände um ihn herum und er fand sich plötzlich in einem wahren Meer aus Dunkelheit wieder. Einzig und allein eine glatte Felsplatte zog sich unter seinen Füßen hinweg gerade aus. Nicht einmal fünf Schritte war sie breit. Ansonsten herrschte Stille, wenn man einmal von der uralten Melodie absah.
    Jeder Ton jagte Thorin Gänsehaut auf die Arme, Beine und sogar auf die Brust. Unglücklicher Weise zog sich dabei auch die Haut dort etwas zusammen und die Stiche brannten neuerlich auf, auch gegen den mystischen Balsam der uralten Klänge. Mit einem unterdrückten, leisen Stöhnen und schleifenden Atemzügen machte er dann einen Schritt nach dem Anderen weiter in das Dunkel. Es dauerte nicht lange, da verschwand der Eingang in den Tunnel hinter ihm und er stand einzig auf einem scheinbar schwebenden, glatten Stein in einem Meer aus purer Schwärze. Sein Puls ging schnell, sein Atem stoßweise und immer mehr Schweiß rann aus seinen Poren. Das salzige Nass brannte in den Stichen und Schnitten.
    Sich im Kreis um die eigene Achse drehend arbeitete sich Thorin schrittweise weiter nach vorne. Es kostete ihn einiges an Konzentration nicht auf einmal die Richtung, in die er musste, und die, aus der er gekommen war, zu verwechseln. Und er brauchte seine Konzentration und Aufmerksamkeit nicht nur dafür.
    Irgendwo in den Tiefen der Dunkelheit vernahm er immer wieder leises, feuchtes Tropfen. Als ob Wasser aus feinen Poren im Stein Quoll und zu Boden tropfte. Es machte ihn halb wahnsinnig, weil es außerdem noch schallte.
    Dennoch fand er irgendwann, nach vielleicht zehn Schritten über die Steinplatte, zwei drei Schritte hohe Steinsäulen, die links und rechts von seinem Weg waren. Sie schienen irgendwo unterhalb seines Grundes zu verschwinden. Den viereckigen Säulen konnte man ansehen, dass sie uralt waren. Die eingehauenen Reliefs und die Ecken waren durch die Jahre verwittert in den feuchten Bedingungen der Höhle. Die Kanten und Linien waren undeutlich. Teilweise fand er sogar Moospolster in den ehemals feinen, eingeschlagenen Linien.
    Gerade, als er einen Schritt auf die ihn gut um die Hälfte überragende Säule zumachen wollte, tropfte ihm etwas Feuchtes und Schleimiges auf die Schulter und spritzte leicht gegen sein Gesicht. Dort merkte er, wie es langsam hinab rutschte. Instinktiv hielt er den Speer mit einer schnellen Bewegung, die ihm wieder für einige Momente die Luft raubte, hoch zum Stechen bereit. Wenn der Wolf von oben kam, so würde er direkt in die scharfe Spitze springen. Doch es passierte nichts.
    Thorin ging vorsichtig in die Knie – den Speer dabei weiterhin erhoben. Vorsichtig, darauf bedacht möglichst leise zu sein, auch wenn es an sich sicherlich keinen Unterschied gemacht hätte, legte er die Fackel ab und griff sich mit der Linken auf die rechte Schulter. Zwar konnte er mit den pelzigen Fingern nicht direkt etwas Spüren, aber dafür konnte er es einen Augenblick später sehen, als er seine Finger in den flackernden Schein der am Boden liegenden Fackel hielt. Es war grünlich, schleimig und sah beinahe aus, wie eine Art Alge. Eine Alge, wie sie immer an der Wasseroberfläche schwamm, als eine Art Teppich. Irgend so etwas. Nur dass diese hier scheinbar an der Höhlendecke gewesen war.
    Angewiderter ließ er den grünen Schleim von seinen Fingern rutschen und holte sich die restlichen Spritzer aus dem Gesicht. Wieder tropfte es irgendwo in der Höhle. Nur es klang anders, als sonst. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Es war, als ob der Tropfen in Wasser gefallen war. Das Echo war verzerrt und klang unheimlich. Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinab und ließ ihn schaudern.
    Nachdem er sich aller Algen entledigt hatte, griff er wieder nach seiner Fackel. Dabei bemerkte er, dass der gesamte Steinboden um ihn herum immer wieder mit dünnen, feuchten Moospolstern bedeckt war. An sich nichts Ungewöhnliches, aber die Tatsache, dass es so viele waren, sprach für die extreme, konstante Feuchtigkeit hier unten. Nicht nur in der Luft sondern auch auf dem Boden. Über die Jahrzehnte, seit die Höhle das letzte Mal besucht worden war, musste eine ganze Menge an Wasser eingedrungen sein. Wenn er daran dachte, dass es noch einmal nach unten ging, lief es ihm gleich wieder den Rücken hinab. Dem Werwolf würde das Wasser sicher nichts ausmachen, aber wenn es tief genug war, konnte Thorin erheblich langsamer werden, sollte er hinein geraten. Ein weiterer Punkt, der für die Schläue der Bestie sprach.
    Vorsichtig und mit angespannten Muskeln richtete er sich wieder auf. Seine Fackel nun wieder in der linken Hand. Dann unternahm er einen neuerlichen Versuch, an die rechte Steinsäule hinan zu treten. Als er sie dann etwas näher untersuchte, entdeckte er eine kleine Nische, die scheinbar über eine kleine Röhre mit dem inneren Teil des Konstrukts verbunden war. Eine zähflüssige, schwarze Substanz befand sich in einer verrosteten Eisenschale in dieser Nische. Thorin kannte so etwas aus anderen Hügelgräbern, die er einmal von Innen hatte sehen können. Auf der Spitze der Säulen befand sich eine Art Trichter der mit einer brennenden Substanz gefüllt war. Diese Schale diente zum Anzünden. Als ein weiterer Wassertropfen irgendwo in der Höhle auf Stein schlug, zuckte Thorin wieder zusammen. Passieren tat aber nichts weiter. Wie so oft.
    Langsam brachte er den Fackelkopf näher an die Schale und schließlich tauchte er ihn beinahe in die zähe Flüssigkeit. Nichts. Es wäre auch zu schön gewesen. Dieses Mal tropfte es hinter ihm. Oder war es ein kleiner Kiesel? Ruckartig fuhr Thorin herum und bereute es gleich im nächsten Moment. Schmerzhafte Blitze fuhren ihm durch die Brust und zwangen ihn nach Luft ringend in die Knie. Seine Sicht verschwamm kurz, klärte sich aber wieder. Flimmer tanzten ihm vor den Augen. Einzig und allein die uralte Melodie der Steine schien ihn wieder auf die Füße zu treiben. Der zweite, rhythmische Herzschlag, der durch Thorin fuhr, trieb ihn förmlich dazu.
    Schlurfend zwang er sich zur zweiten Säule. Sein Atem schnitt dabei beinahe in seine Luftröhre, so schleifend ging er. Es war nun sogar schon soweit, dass es ihm bei jedem Luftholen selbst den Rücken hinab lief. Sein Herz raste und setzte ab und zu immer einmal wieder einen Schlag aus. Er war am Ende. Nervlich – und körperlich. Vielleicht war es auch das, worauf es der Werwolf abgesehen hatte. Ihn ohne auch nur mit einem ehrenvollen Kampf zu Grunde gehen zu lassen und sich an dem elenden Anblick zu ergötzen. Der Gedanke ließ grenzenlose Wut in Thorin aufkochen und er machte nun den letzten Schritt wieder etwas kraftvoller auf die zweite Steinsäule zu.
    Die Nische, mit dem Anzünder, hatte auch eine verrostete Eisenschale darin, aber die zähe Flüssigkeit in ihr war anders. Sie war nicht schwarz, sonder gelblich-grün. Sie sah auch wesentlich frischer und nicht so ranzig aus. Vorsichtig brachte er seine Fackel näher und dieses Mal entzündete sich die Flüssigkeit auch. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Flammen die Spitze erreichten und alles um ihn herum in warmes Licht getaucht wurde. Der Lichtkreis reichte zwar nicht aus, um die gesamte Höhe auszuleuchten, aber einen großen Teil.
    Bevor Thorin jedoch noch eine Gelegenheit bekam, etwas zu tun, erwischte ihn etwas hart im Rücken. Die Wucht trieb ihn vorwärts gegen die Säule. Der Schneebärenhelm wurde durch seine überstehende Schnauze nach hinten von seinem Kopf gedrückt und er prallte frontal gegen den Stein. Seine Nase knackte und ein höllischer Blitz fuhr ihm durch den Schädel, als er mit der Stirn aufschlug. Seine Sicht verschwamm, er ließ seine Fackel und den Speer fallen. Er hörte nur, wie zwei Dinge in Wasser fielen und es laut Zischte, als ein Feuer vom Nass gelöscht wurde. Der Blitz, der durch seinen Kopf fuhr, wollte gar nicht mehr aufhören. Er raubte ihm jedwede Sinneswahrnehmung und auch sein Atmen ging schwerer und schwerer.
    Wieder erwischte ihn etwas hart. Dieses Mal jedoch an der rechten Schulter, sodass er herum gewirbelt wurde. So konnte er verschwommen die weißen Schemen des Werwolfs erkennen, bevor eine weitere, geballte Faust heran flog und ihn gegen die Brust traf. Den aufkommenden Schmerz aus dieser registrierte er zu diesem Zeitpunkt nur noch am Rande seiner Wahrnehmung. Rücklings stolperte er dann über die Kante der steinernen Platte unter seinen Füßen und fiel in die Tiefe. Wie tief er fiel, konnte Thorin nicht sagen, aber einige Schritte bestimmt. Unten blieb er im Flug mit der linken Schulter an einem Stein hängen, sodass er noch einmal herum gewirbelt wurde. Die feurigen Schmerzen überwältigten ihn und überlagerten einander zu einem einzigen, heißen Feuer in seinem ganzen Körper.
    Bevor er die Sinne verlor, schoss ihm noch ein letzter Gedanke durch den förmlich platzenden Schädel. Er spielt mit mir. Dann landete er rücklings in eiskaltem, knöcheltiefem Wasser …
    Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:09 Uhr)

  3. #3

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Mit einem vielstimmigen Kampfschrei stürzten die Minenarbeiter unter Tarriors Führung aus ihrem Gefängnis. Der Rothwardone, der die Tür hatte bewachen sollen, konnte sich nur noch mit einem verzweifelt Hechtsprung in Sicherheit bringen. Er entkam damit trampelnden Füßen und mit Gewalt geschwungenen Keulen. Für den Kampf um ihre Freiheit hatten die Männer ihre verbliebenden Kräfte reaktiviert. Die wochenlange Gefangenschaft und die dürftige Kost, die nur aus Wasser bestanden hatte, hatten sie ausgezehrt, doch in diesem Moment schien sich die restliche Kraft noch einmal aufzubäumen um sich gegen die fremdländische Söldnerbande zu entladen. Außerdem würde es, wenn Tarriors Plan Erfolg hätte, nicht einmal mehr zu einem großartigen Kampf kommen. Sie mussten nur die Rothwardonen im Zentrum der Höhle festnageln und das Netz würde den Rest erledigen. Sie würden sie einwickeln und gefangen setzen. Er selbst würde nur einen Boten zur Stadtwache und dem Verwalter schicken und dann wäre die Sache geklärt. Doch der Rothwardone, der gerade noch die Tür bewacht hatte, schien zwar ihren Plan nicht durchschaut zu haben, aber wollte ihnen ihr Vorhaben dennoch so schwer wie möglich machen. Er war erstaunlich schnell wieder auf die Beine gekommen und hatte sich Tarrior, der als einziger gerüstet und mit einem Schwert ausgestattet war, als Ziel vorgenommen. Der Zweihänder, den er in der Hand hielt, könnte er mit etwas Zielgenauigkeit, mit einem Schlag nicht nur durch ihn, sondern auch durch zwei oder drei der Arbeiter ziehen. Doch der Dunmer gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit dazu. Mit einem Wink bedeutete er den Leuten ihr Vorhaben wie geplant zu verfolgen und trat aus dem Pulk aus, der sich langsam auf das Höhlenzentrum zubewegte um die Söldner zusammen zu treiben. Tarrior derweil wollte sich um diesen hier kümmern.

    „Verfluchter Hund wo kommst du her?“: warf ihm sein Gegner entgegen. „Na von draußen“: antwortete er, als wäre es das normalste der Welt. „Aber dazu hättest du an Gor und Targ vorbei gemusst“: sagte der Mann ungläubig. Inzwischen hatten sie angefangen sich belauernd zu umkreisen. Der Mann war mit seinem Claymore deutlich überlegen, was die Angriffsreichweite anging, aber er war schlau genug es nicht sofort einzusetzen, sondern auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Die Waffe war zwar vernichtend und konnte einen Gegner auch in einem weiten Radius treffen, aber dafür war sie langsam. Der Dunmer mit seinem Silberlangschwert, einer einhändigen Waffe, war hier eindeutig im Vorteil. Würde der Schlag des Söldners ins Leere gehen, könnte er schnell zuschlagen, ohne das der Mann noch abwehren würde können. Und es würde vermutlich für mehr als nur einen Schlag reichen, wenn er ihn erstmal soweit hatte. Daher musste der Rothwardone vorsichtig vorgehen, denn wenn er ihn verfehlte, wäre der Kampf so gut wie gelaufen. Tarrior setzte als Reaktion auf die Worte des Mannes ein irres Grinsen auf. „Ja erst wollten sich mich nicht herein lassen, aber nach etwas kurzer Überzeugungsarbeit konnte ich passieren. Es war fast schon befriedigend wie sie tot zu Boden gingen“: sagte er dann mit einer Ruhe, in der nur ein Auftragskiller oder ein Wahnsinniger von dem Mord an zwei Leuten sprechen konnte. „Du verfluchter Dunkelelfenbastard ich bringe dich um“: schrie der nun deutlich verunsicherte, aber auch sehr wütende, Mann und ging auf ihn los. Tarrior grinste immer noch, aber diesmal aus ehrlichem Glück, denn sein Gegner tat nun genau das, was er beabsichtigt hatte. Die Rothwardonen waren für ihr hitziges Temperament bekannt und er musste zugeben, dass das auffallend stimmte. Doch trotz des wilden Zorns kam der Schlag präziser, als der Dunmer erwartet hatte. Er schaffte es gerade noch so, sich wegzudrehen. Er spürte den Luftzug, den die Klinge, die knapp neben seinen Kopf vorbei zischte, verursachte. Die Schneide glitt, von der wilden Kraft des Mannes angetrieben, mindestens zwei Zentimeter tief in den Boden ein, wenn nicht mehr. Als er sie kurz darauf aus dem felsigen Boden stemmte, war eine tiefe und breite Scharte zurückgeblieben, doch er beachtete sie nur am Rande. Denn genau in diesem Augenblick war der Rothwardone dicht bei ihm und am verwundbarsten.

    Sein eigenes Schwert züngelte auf den Hals des Söldners zu, verfehlte aber ihr Ziel. Der Mann drückte seinen Oberkörper beim Stemmen des Schwertes plötzlich nach hinten durch. Zunächst brachte er damit seinen Hals außer Reichweite und dann seinen Zweihänder zwischen sich und Tarriors Klinge. Doch hatte der Stoß noch zu viel Kraft, als das sie durch die andere Klinge abgeblockt hätte werden können. Sie glitt an der Söldnerschneide ab und bohrte sich, statt in Hals oder Brust, in die Schulter des Mannes. Jemand von einer geringeren Konstitution, als wie sie ein Rothwardone und noch dazu ein Söldner hatten, hätten jetzt vor Schmerz aufgeschrien, oder zumindest ein Aufstöhnen vernehmen lassen, doch der Mann blieb stoisch ruhig. Gewiss verzog sich sein Gesicht kurz vor Schmerz, doch grimmig verbiss er sich jede weitere Reaktion und konzentrierte sich nur Sekundenbruchteile später wieder auf den Kampf. Seinen Zweihänder hatte er wieder hochgebracht, sodass Tarrior nicht noch einen Angriff wagen konnte. Doch sein Gegner ließ nicht soviel Nachsicht mit ihm walten. Sofort wurde der Zweihänder geschwungen und beschrieb das Viertel einer Kreisbahn. Wäre er nicht sofort zurückgewichen, eher gestolpert, hätte die Klinge ihn in der Waagerechten fast genau geteilt. Und er war sich sicher, dass genug Kraft in dem Schlag gewesen wäre, um das zu bewerkstelligen. Der Söldner verstand sich eindeutig auf seine Waffe und den Kampf. In diesem Moment wurde es dem Dunmer unbegreiflich warum sie sich damit abgaben, irgendwelche Minen zu überfallen. An der Front wären sie gegen die Deadra eine große Hilfe und konnten ihr Talent auch besser zum Einsatz bringen, als hier wehrlose Minenarbeiter zu töten. Innerlich schüttelte er den Kopf, aber äußerlich war seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf gerichtet. Durch den Schlag hatte der Rothwardone ihn leider soweit auf Distanz gebracht, dass er danach ohne Eile seine Waffe wieder in Position bringen konnte. Tarrior selbst ließ nun sein Schwert etwas sinken. Es sollte eine Einladung zu einem Angriff sein. Der Mann würde es bloß als fehlerhafte Haltung interpretieren, zumindest hoffte er das. Wieder umkreisten sie sich jedoch nur abwägend, aber nur für kurze Zeit. Nach einem kurzen Moment wo er so ausgesehen hatte, als würde er überlegen, ob Tarrior ihm eine Falle stellen wollte oder nicht, sprang er mit der erhoben Klinge vor. Er selbst täuschte nur einen herzlosen Versuch vor, sich zu verteidigen und ließ sich dann aber gekonnt zur Seite fallen. Noch im Fallen sammelte er Magie und hatte einen hübschen Feuerball an der Hand. Zwar presste ihm der ungebremste Aufprall zunächst die Luft aus den Lungen, aber den Zauber erhielt er aufrecht und schleuderte ihn dann auf den Söldner. Der Mann war nicht nur überrascht, sondern geradezu entsetzt, als er die Magie, wohl in Zeitlupe, auf sich zufliegen sah. Vermutlich hatte er geglaubt, dass Tarrior sich an einen fairen Kampf halten würde. „Tja da hat er wohl Pech gehabt“: ging es ihm dabei durch Kopf.

    Äußerlich grinste er schon wieder, obwohl er noch etwas nach Atem rang. Die feurige Kugel traf den Söldner direkt und zersprang in einer Art feurigen Explosion bloß ohne Knall. Die Flammen hüllten Tarrior und den Söldner, die noch dicht beieinander waren, ein. Er hatte eine Menge Magicka in den Angriff gelegt. Doch im Gegensatz zum Rothwardonen, der nun vor Schmerz tatsächlich wie am Spieß schrie, war er Immun gegen die verzehrende Kraft des Feuers. Nur seine Chitin-Rüstung wurde etwas angekokelt und die oberste Schicht färbte sich vom Ruß grau bis schwarz ein. Vor Schmerz ließ sein Gegner den Zweihänder fallen. Tarrior nutze die Chance. Er schwang sich auf seine Beine und warf sich mit vollem Körpereinsatz in den Rothwardonen hinein. Der Söldner wurde damit direkt an den Rand der Höhlenmitte befördert, wo er sich auf dem Boden herum rollte, um die Flammen an seinem brennenden Lederharnisch zu ersticken. Der Dunmer schob sein Schwert zurück in die Scheide und besah sich die Szenerie um ihn herum genauer. An den Seilen wurden schon fleißig gearbeitet. Ein paar waren schon soweit durch, dass es nur noch eines Schlages bedürfen würde, um sie endgültig zu kappen. Die Söldner waren so beschäftigt damit, sich gegen die scheinbar wahnsinnig gewordenen Minenarbeiter zu verteidigen, dass sie es gar nicht bemerkten. Zwar wurden die ungeübten Männer nie zu einer wirklichen Bedrohung für die geschickten Söldner, aber gleichzeitig konnten diese keine Schläge anbringen oder den Gegner selbst zurückdrängen. Es sah ziemlich ausgeglichen aus, doch dann fällte ein kräftiger Schlag einen der Arbeiter. Der Mann, der Tarrior zuvor noch die Seilkonstruktion erklärt hatte. Mit vor Blut triefender Kriegsaxt stand der wahrhaft hochgewachsene Anführer der Söldner über dem Erschlagenen. Der Mann überragte selbst Tarrior, der nun wirklich nicht klein war. Der Söldnerhauptmann hatte wirklich etwas von einem brutalen Barbaren. Die Axt hatte den Kopf des Mannes gespalten und das Blut war bis in das Gesicht dieses Rohlings gespritzt, wo außer dem Lebenssaft kleine graue Stückchen hingen, die Tarrior voller Ekel als Gehirnmasse identifizierte. Doch ohne sich auch nur mal kurz durch das Gesicht zu wischen, wandte er sich schon seinem scheinbar nächsten Opfer zu, denn der Mann wich vor den Keulen nicht zurück. Er war ein Raubtier, das bei Bedrohung nicht zurückwich, sondern angriff.

    Mit der wirklich gewaltigen Axt hackte er schon nach seinem nächsten Opfer und schlug ihm die Hand ab. Der Getroffene fiel augenblicklich um und krümmte sich vor Schmerzen. Doch kurz bevor der Gnadenstoß erfolgen konnte, griff Tarrior ein, der hinüber gesprintet war. Seine Klinge schob sich zwischen die Axt und ihr wehrloses Opfer und tatsächlich blockte er den Angriff, doch die enorme Wucht ließ ihn seine Waffe fast verlieren und seine Hand schmerzte plötzlich höllisch. Er biss sich auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken und wich hastig einen Schritt zurück, denn der Anführer hatte nun ihn, als seinen Duellgegner auserwählt. Im Moment gefiel ihm das jedoch gar nicht, denn er war noch etwas erschöpft vom Kampf gegen den anderen Söldner. So versuchte er den ausgebrochenen Hauptmann zum Höhlenzentrum zurückzudrängen, doch wieder einmal zeigte sich, dass er keinem vernunftbegabten Wesen, sondern einer blutdurstigen Kampfbestie gegenüberstand. Sein Gegner riskierte mehrmals leichte Verletzungen um ihn angreifen zu können und brachte Tarrior, der so einen offensiven und selbstzerstörerischen Kampfstil nicht gewohnt war, vollkommen aus dem Konzept. Der Mann ließ sich einfach nicht bedrängen und nahm mögliche Verletzungen in Kauf nur um nicht zurückzuweichen. Er ließ jedoch nie genug Deckung fallen, um einen kritischen Treffer landen zu können. Er konnte ihm so, wenn er die offenen Stellen nutzte, höchstens kleine Wunden zu fügen. Und war sich sicher, dass diese nur dafür sorgen würden, dass er noch wütender würde. Der Anführer der Söldner war ein gebündeltes Paket aus archaischer Kraft. Tarrior war sich ganz sicher, dass die dunkelhäutigen Pranken ihm ohne zu zögern den Schädel zerquetschen konnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ein Treffer dieser Axt anrichten würde. Statt das er seinen Gegner zum Zurückweichen bewegen konnte, war er es, der immer weiter nach außen gedrängt wurde. Sie bewegten sich immer weiter von der Höhlenmitte weg und waren längst aus dem Bereich des Netzes gekommen. Bald würde er ihn an die Höhlenwand gedrängt haben und dann gab es nichts mehr, wohin er würde ausweichen können. Zwar war der Hauptmann jetzt draußen, aber der Rest der Söldner saß mitten in ihrer Falle, doch schafften sie es mittlerweile gegen die dezimierten Bergleute anzukommen. Sie mussten die Seile kappen. Den Anführer würde er so besiegen müssen, denn die anderen würden gewiss noch Zeit brauchen, um die restlichen Gegner fachgerecht zu verschnüren, sodass keine Gefahr mehr von ihnen ausgehen würde. Er musste dieses barbarische Kraftpaket allein besiegen.

    „Männer kappt schnell die Seile. Ich werde schon mit ihm fertig. Setzt den anderen Söldnerabschaum fest“: rief er so laut er konnte und hoffte das alle es hören würden. Ob sie seinem Befehl nachkamen, konnte er nicht mehr erkennen, denn er musste seine Konzentration zurück auf den Kampf lenken. Beinahe hatte der verfluchte Anführer ihn geköpft. „Ihr verfluchtes Elfenpack habt doch keine Chance“: grölte der Mann, es war offensichtlich das er sich am Kampf regelrecht berauschte. Es waren nur noch ein paar Schritte Entfernung zur Höhlenwand. Einen Moment dachte er darüber nach, diesem Feind ebenfalls einen Feuerball zu verpassen, aber dann verwarf er die Idee. Dieser war nicht so langsam wie sein vorheriger Gegner. Er handhabte die Kriegsaxt als wäre sie federleicht und schwang sie mit einer Eleganz, wie man sonst nur ein Schwert schwang. Bei ihm wirkte dieses blutrünstige Mordinstrument fast schon wie ein geliebtes Spielzeug. Ein Spielzeug das er mit aller Brutalität gegen seine Gegner einsetzte. Inzwischen war Tarrior dazu übergegangen, leichte Zickzackbewegungen zu machen um nicht zu schnell zurück zu weichen. Er verschaffte sich damit Zeit, aber er wusste nicht einmal selbst wofür. Hätte er einem Schlag abblocken können, wäre es einfach gewesen aus dieser Situation auszubrechen. Bevor der Gegner einen weiteren Angriff hätte starten können, hätte der Dunmer ihm gewiss schon einige Hiebe versetzt, aber jeder Versuch einen Schlag dieser Axt mit der Klinge abfangen zu wollen, wäre nur lächerlich gewesen. Der Rothwardone schwang sie mit einer Kraft, die nur mit dem Wort unglaublich wirklich zu beschreiben war. Die Klinge seines Langschwertes wäre gebrochen, wie ein Streichholz. Es war für ihn schon ein Wunder, dass sie den ersten Schlag abgehalten hatte, als er den Minenarbeiter gerettet hatte. Doch jetzt konnte er nur noch zurückweichen. Doch das ging nicht mehr lange. Seine Augen zuckten für einen Moment zur Seite und er sah die Wand knapp hinter sich. Nicht mehr als ein Schritt trennte ihn vom Ende seines Weges. „Jetzt wirst du sterben, du verfluchter Dunkelelfenhund. Doch sag mir hat dich unser Auftraggeber geschickt, damit er mich nicht bezahlen muss“: wollte der Söldnerhauptmann wissen. „Glaubst du das würde ich dir erzählen“: war Tarriors Antwort darauf. Er legte allen Trotz in seine Stimme, den er aufzubieten vermochte. „Dann verrecke Mer“: schrie der Rothwardone wütend und ließ die Kriegsaxt auf ihn zu schnellen. Er wich noch einen letzten Schritt, wohl weislich das er dann mit dem Rücken zur Wand stehen und die Axt ihn spalten würde, zurück. Er hatte sich vorgenommen, dem Tod offen ins Auge zu blicken. Er hatte eine verfluchte Angst und war keinesfalls bereit zu sterben, aber sein Stolz verbot ihm vor dem Fremdländer seine Schwäche zu zeigen. Doch die Spaltung seines Schädels blieb aus. Unter seinem Stiefel knackte es vernehmlich, als er auf einen losen Stein trat und dieser urplötzlich wegrutschte.

    Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, rutschte er aus und fiel nach hinten um. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit um den Kopf einzuziehen, um nicht damit auf die schroffe Höhlenwand aufzuschlagen, doch ansonsten fiel er wie ein Stein zu Boden. Die Axt schrammte knapp über ihm über den Fels und fuhr knirschend in das Gestein. „Jetzt ist es aus“: dachte er, als der Rothwardone am Stiel seiner Axt zog. Er war am Boden, direkt zu Füßen des Söldners, vollkommen hilflos und erwartete den tödlichen Axthieb sobald er seine todbringende Waffe befreit hätte. Doch der tödliche Schlag kam nicht, denn der Mann bekam die Axt nicht aus dem Felsen heraus. Tarrior erkannte die Situation und seine Chance. Der Barbar hatte seine Axt mit einer derartigen Kraft niedersausen lassen, dass sie tief in den Felsen gefahren war und jetzt dort feststeckte. Er selbst war zwar groß, aber recht schmal und daher gelang es ihm zwischen den Beinen des Feindes einfach hindurchzuschlüpfen. Als dieser merkte, dass seine Beute entkommen wollte, hatte er versucht ihn mit seinen Pranken zu greifen, aber der Koloss war einfach zu plump und zu langsam. Keuchend kam der Dunmer wieder auf die Beine. Sein Atem ging stoßweise. Der kalte Schweiß lief noch immer seinen Rücken herunter und sein Puls raste, als würden bald seine Adern platzen. Er konnte seinen Herzschlug schmerzhaft und überdeutlich in seiner Brust spüren. „Das war verflucht nochmal haarscharf“: ging es ihm einem Schrecken gleich durch den Kopf. Derart knapp war er dem Tod noch nie von der Schippe gesprungen. Er zwar schon häufiger in gefährlichen, gar tödlichen Situationen gewesen, aber so knapp war es wirklich noch nie gewesen. Doch noch gab es keine Ruhe für ihn. Sein Gegner hatte es inzwischen aufgegeben seine Kriegsaxt aus dem Stein ziehen zu wollen und wollte ihn nun mit bloßen Händen angreifen. Tarrior war sich sicher, dass der Mann die Axt hätte herausziehen können, aber vermutlich war er zu ungeduldig gewesen es nochmals zu probieren, doch auch seine Pranken waren keine einfache Hände, sondern perfekte Mordinstrumente.

    Mit einem Wutschrei stürmte er voran und überwand die letzten Meter mit einem gewagten Sprung. Der Dunmer, der damit gar nicht gerechnet hatte, konnte sich nur im allerletzten Moment zur Seite werfen und so dem tödlichen Angriff entgehen. Der Mann kam auf leerem Boden auf, rollte sich ab und war in Windeseile wieder auf den Beinen. Nur um erneut anzugreifen. „Verdammt, er ist doch schnell“: fiel es Tarrior wie Schuppen von den Augen, als er die von reiner Berserkraft aufgeladenen agilen Bewegungen sah. Es war offensichtlich, dass der Söldner seinen Verstand komplett ausgeschaltet hatte und sich allein auf Körperkraft, Ausdauer und Instinkte verließ. Diese völlige Konzentration auf den Kampf schien zudem noch größere Körperkräfte zu wecken. Er hatte von dieser Fähigkeit der Rothwardonen gehört. Sie verfielen dabei in einen unkontrollierten Blutrausch. Ein Schlag von seinem Gegner in diesem Zustand könnte vermutlich selbst einem Kagouti das Genick brechen. Aber er wollte das lieber im Moment nicht am eigenen Leib heraus finden. Wieder stürmte der Söldnerhauptmann wie besessen auf ihn los und wieder kam ein Sprung auf den letzten Metern, mit dem er ihn umwerfen sollte, doch diesmal war er vorbereitet. Er drehte sich ganz knapp zur Seite. Er konnte spüren wie er von dem massigen Körper ganz leicht an der Seite geschnitten wurde. Doch noch bevor der Gegner ganz an ihm vorbei geschrammt war, zuckte sein Oberkörper in anderer Drehrichtung, als seine Beine, herum und damit auch das Schwert. Ohne hinzusehen stieß er damit direkt nach unten. Er spürte wie er etwas weiches traf und sofort an der Klinge gerissen wurde, als sie die Bewegung des Körpers, in den sie sich gebohrt hatte, mitmachen wollte. Er stellte die Klinge umgehend schief und sie glitt wie von selbst aus dem Fleisch, während der Rothwardone hart auf dem Boden aufkam und sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit mehrmals überschlug. Sich abzurollen schaffte er nicht, denn Tarrior hatte ihm das Bein regelrecht, in einer Kombination aus Schwertstoß und Schwung des Opfers, aufgeschnitten.

    Warmes, fast schon kochendes Blut lief die Klinge hinunter und über seine Hand. Das linke Bein des Söldnerhauptmannes war nur noch eine einzige Wunde, als dieser sich wieder aufrichtete. Er hatte Abschürfungen an den nicht geschützten Stellen seines Körpers und die Lederrüstung war aufgerissen und er blutete aus dutzenden von Platzwunden am Kopf und im Gesicht. Er verlagerte das Gewicht vom verletzten auf das unverletzte rechte Bein und funkelte ihn mit einem wahnsinnig-zornigen Blick an. Das Blut das über sein Gesicht lief, verstärkte den Eindruck eines blutrünstigen Monsters und Berserkers noch zusätzlich. Trotz der Wunde wollte er nochmals auf Tarrior los gehen, doch sein Bein erstickte den Versuch im Keim. Schon beim zweiten Schritt bremste er ab und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Dies war der Moment in dem der Dunmer in die Offensive ging und seinerseits endlich zum Angriff überging. „Die Zeit der Abwehr und des Zurückweichens ist vorbei“: dachte er und stürmte vorwärts. Die Pranken waren zwar immer noch gefährlich, aber dank seines verlängerten Arms, seines Schwertes, konnte er außerhalb ihrer tödlichen Reichweite bleiben. In diesem Moment war das bullige, vor Kraft nur so strotzende Monster ihm gegenüber stark im Nachteil, denn ohne Waffe konnte er die gezielten Schwertstreiche Tarriors nur mit seinem Körper abfangen und den wollte der Dunmer ja auch treffen. Doch trotz des offensichtlichen Nachteils kämpfte er immer noch wie ein Löwe. Er versuchte nach Tarrior zu langen, ihn zu schlagen und sogar das Schwert mit den Händen zu fassen zu bekommen. Doch der flinkere Dunmer konnte dem entgehen. Er umkreiste sein fast bewegungsunfähiges Opfer und griff in günstigen Fällen an. Oft gelang es dem Mann sich zur Seite zu drehen oder den Schlag mit seinem Armschutz aus Leder abzufangen, doch lange hielt selbst er so nicht mehr durch.

    So geschah es auch das einer von Tarriors Streichen durchkam und sich das Schwert, durch das aufgeschürfte Leder, direkt in den Bauch des Söldners bohrte. Die Kraft des Kampfrausches des war eindeutig verebbt. Der Rothwardone griff noch nach der Klinge und zog sie ein Stück aus seinem Körper heraus, bevor er einfach nach hinten umkippte und besiegt und schwer atmend liegen blieb. Tarrior nutze die Zeit und sah sich um. Die Minenarbeiter hatten gute Arbeit geleistet. Die Söldner saßen fest verschnürt in dem Netz fest. Jedoch hatte das Unterfangen noch einen Arbeiter das Leben gekostet und Tarrior befürchtete, das der Mann mit der abgeschlagenen Hand wohl auch nicht überleben würde. Dessen Körper war schon zuvor sehr geschwächt gewesen. Womöglich würde er nicht einmal mehr das Tageslicht wiedersehen. Sein Blick fiel wieder auf den Mann zu seinen Füßen. Das Adrenalin rauschte immer noch in seinen Adern und in seine Gedanken waren immer noch auf Kampf und Tod eingestellt. Was sollte er jetzt mit dem Mann machen „Töte ich diesen verfluchten Bastard und räche die Gefallenden oder lasse ich ihn leben“: über die Entscheidung dachte er in den nächsten Minuten nach.

  4. #4

    Colovianisches Hochland, westlich von Chorrol

    Anschluss an die Handlung von "Heiler und Dämon".



    Arranges blinzelte. Am Fußende seines Betts war ein Fenster in der Wand, durch welches goldenes Sonnelicht hereinbrach. Der Kaiserliche schaute auf die Decke über ihm. Feine Holzmaserungen zierten die Balken. Das Stroh und die Federn raschelten leise, als er sich etwas zur Seite drehte um sich in dem Raum umzuschauen. Gegenüber prankte eine massive Holztür in der schlichten Wand. Ein Stück neben ihr stand ein kleiner Tisch in der Ecke mit einem etwas schief gezimmerten Stuhl davor. Eine kleine Komode, von Holzwürmern zerfressen, war auch zu sehen. Arranges atmete einmal tief ein und aus und versuchte sich dann aufzusetzten. Doch ein brennender, nicht sehr starker und dennoch kontinuierlicher Schmerzt hinderte ihn daran und der Kaiserliche ließ sich kraftlos zurücksinken. Oje... hab ich also doch mehr Wunden davongetragen, als man äußerlich zu sehen vermochte...

    Einige Minuten blieb der Magier so liegen, bis der Schmerz wieder verklungen war. Dann durchbrach ein leises Knarzen die Stille. Die Tür zu dem Zimmer schwang langsam auf und der Mönch erschien im Rahmen. 'So, bist du also doch nocheinmal aufgewacht. Du hast lange geschlafen. Ich will nicht wissen, was du in der Burg erlebt hast, aber es muss schrecklich gewesen sein, wenn du deine kompletten Kräfte dafür aufgebraucht hast. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass dich normalerweise nichts so schnell auszehrt.' Der Kuttenträger kam ein paar Schritte näher. 'Willst du aufstehen und mit mir speisen? Du hast nun fast 2 Tage und eine Nacht geschlafen. Du musst doch hungrig sein.' Erst jetzt dachte auch Arranges daran etwas zu essen. Machte bei den Worten des Mönchs, sein Magen lautstark auf sich aufmerksam. Der Mönch lächelet väterlich. 'Ich helfe dir auf.' Und mit diesen Worten schob er einen Arm unter dem Nacken des Kaiserlichen hindurch und hob den Oberkörper an, bis der Beschwörer an der Bettkannte saß. Der Schmerz war wieder spürbar, aber nicht so heftig, wie zuvor, als Arranges versuchte allein aufzusitzen. Von dem Bretonen gestützt, gingen beide in den großen Raum, welcher auch gleich der Mittelpunkt des Hauses war.

    Arranges ließ sich in einen der Stühle gleiten und begutachtete die aufgetragenen Speisen. Es war ein reich gedeckter Tisch mit allerlei Dingen. 'Jaja, ich weiss, Bescheidenheit schaut anders aus, aber ich habe auch schließlich einen besonderen Gast zu bewirten. Lang zu!'
    'Ich danke für deine Gastfreundschaft Bruder Marbell.'
    'Nichts zu danken Arranges, es ist meine Pflicht, meinen besten Schüler so zu behandeln. Schließlich hast du bewiesen, dass das Kloster schon lange nicht mehr das war, was es vozugeben schien. Ich will nicht sagen, dass ich alles wusste, aber mir kamen doch schon einige Dinge zu Ohren. Das war auch der Grund für den Bau dieses Landhauses.'
    'Mir scheint, ihr habt hier eher eine private kleine Festung erichtet.'
    'Nun, so kann man es natürlich auch sehen, aber ich bevorzuge den Ausdruck Landhaus, er macht und machte sich in diversen Gespärchen besser.'
    'Dann könnt ihr mir nun auch gleich alles erzählen. Zum Beispiel, was der tote Goblin im Garten zu suchen hat?'
    'Achja, die Fragerei beginnt ja erst,' lachte der Mönch. 'Ich fange am besten von vorn an. Unser Kloster gibt es, wie du weisst, nun schon seit fast einem Jahrhundert. Aber vor wenigen Jahren, nachdem ihr eure Ausbildungsbeziheungen zu unseren Lehrmeistern abgebrochen habt, hatten unsere Obersten damit begonnen seltene Schriftstücke über Nekromantie und dergelichen zu kaufen und zu sammeln. Auch der Schmuggel florierte prächtig. Du musst wissen, dass unsere Archive nicht immer so voll waren. Auch haben wir sie nie so streng bewachen lassen, genauso wie die Katakomben unter der Feste nie wirklich genutzt wurden. Das alles begann vor knapp anderdhalb Jahren. Da haben wir damit begonnen unsere Schüler verstärkt in der Kunst der Nekromantie auszubilden. Ich habe mich aus diesen Dingen vermehrt herausgehalten, weil ich eigentlich ein überzeugter Mönch war. Warum dies nun alles so gekommen ist, weiss ich wirklich nicht. Ich habe auch nie damit gerechnet, dass gerade du diesen Beschwörerring sprengst. Der du ja nun geradezu bessesen davon bist, Skelette, Zombies und anderes untotes Gesocks zu rufen. Aber wieder zurück zur Festung. An dem Abend, als ich dir das Buch gab und sagte, dass ich nun in meine Einsiedelei gehen werde, wusste ich genau warum. Sie haben uns belauscht. Ich konnte mir nur noch nichts genaues daraus zusammenreimen, sonst hätte ich dich gewarnt. Aber just an dem Morgen nach unserem Treffen in der Schreibstube, wachte ich hier auf. Mein Haus war umzingelt von haufenweise Untoten. der Goblin, den ihr im Garten saht, war einer aus meiner Hauswache. Insgesamt 11 kleine Kriegerlein und ein Goblinkriegsfürst zählten meine Leibwachen wenn du so möchtest. Wirklich zähe Burschen und loyaler als manche humane Wache... Auf jeden Fall hielt meine kleine Armee die Angreifer gut in schach, wurden allerdings nach und nach zurückgedrängt. Viele wurden erschlagen, nur 3 haben sich ins Haus retten können. Ihr werdet sie nicht entdecken, sie sind Meister der Tarnung.' Wie um die Worte des Mönchs auf ihren wahren Kern zu testen, ließ Arranges seinen Blick umherwandern.
    'Als die Untoten keinerlei Möglichkeit sahen, in mein Haus einzudringen, bearbeiteten sie die Front mit ihren Waffen. Vielleicht hast du die schartigen Holzbalken schon gesehen.' Arranges nickte beiläufig.
    'Ich konnte kaum noch aus dem Haus. Sobald ich mehrere Schritte von der Tür weg war, erhoben sich zahlreiche Skelette aus dem Waldboden und machten Anstalten mich zu töten, sollte ich mich nicht wieder zurückziehen. Nach fast 3 Tagen war dann alles wieder vorbei. Warum weiss ich nicht, aber wenn wir meinen und deinen Teil der Geschichte zusammenfügen, haben wir bestimmt eine annehmbare Antwort.'

    Jetzt begann Arranges seine Erlebnise aus der Festung und den Katakomben zu schildern. Als er geendet hatte, herrschte zunächst Stille. Dann unterbrach der Mönch das schweigen: 'Dieses zusammengeflickte Monster, das dich angegriffen hatte, war ein Dämon aus dem Reich des Vergessens. Nur sehr willensstarke Geister können ihm unbeschadet begegnen, dass du mit knapper Not davon kamst, war mehr Glück als Fähigkeit, denn du bist aufgrund deiner Ausbildungen nicht dazu bestimmt, andere Individuen zu unterdrücken, deine Stärke ist es schnell und aggresiv zu zuschlagen. Aber das weisst du ja sicher selbst. Was diesen Dämon angeht, hätte ich nicht gedacht, dass jemand im Kloster dazu fähig wäre, eine solche Kreatur zu beherrschen. Das andere, was ihr noch gesehen habt, erinnert sehr an einen Fleischatronarch, wie sie in den Beschreibungen zu Sheogoarths Reich vorkommen, aber das kann ich mir nicht vorstellen... sind wir lieber froh, dass das Schicksal dich wohlbehütet wieder zurückbrachte.'

    'Im Übrigen habe ich mir erlaubt, dir während du geschlafen hast, deine Rüstung auszu ziehen. Ich habe sie ausbessern und reinigen lassen. Allerdings muss ich dir sagen, dass deine linke Armschiene so kaputt war, dass nichts mehr zu machen war. Auch dein Umhang musste sehr leiden. Glück für dich, ist es, dass ich auch Rüstungsteile hier habe. Umhänge in modischen Grau- und Grüntönen müsste ich auch noch irgendwoe verstaut haben. Nur deine Waffe kann ich dir weder ersetzen, noch wiederbringen. Ich habe hier keine Waffen, da ich selbst keine nutze und die meiner Goblins wirst du wohl nicht benutzen wollen. Wo du dein Schwert vergessen hast, weiss ich nicht.' Noch während der Bretone sprach, schaute Arranges an sich herunter, er hatte tatsächlich bis auf seine Unterkleider nichts mehr an.

    'Eine Frage Marbell. Wie konntest du mich dort herausholen?'
    'Nun, das war nicht einfach. Du erinnerst dich vielleicht noch, dass ich dir eine Kopie eines Buchs anfertigen ließ, welche für deine eigennützige Studienzwecke dir sehr wichtig war. Darin fand ich eine Zauberformel für ein Portal, dass dem Obliviontor sehr ähnlich ist, nur viel viel kleiner und nicht dazu gedacht, verschiedene Dimensionen miteinander zu verbinden. Durch mentale Kraft, konnte ich deinen Geist aufspüren und dich zu mir rufen, aber wie gesagt, es ist etwas schief gelaufen und die Zielorte entglitten mir, während ich die Zeitschleuße öffnete.'
    'Ist die Kopie des Buches denn fertig?'
    Der Mönch musste lächeln: 'Du legst immer noch mehr Wert auf deinen Fortschritt, als auf das was andere sagen und denken was? Nun denn, ich kenne es ja nicht anders von dir.' Bruder Marbell erhob sich und ging weiter nach hinten zu einem großen Schreibpult in dem Raum und begann Pergamentstapel zur Seite zu räumen. Dann kam er zurück. In Händen einen ledergebundenen Folianten mittlerer Größe. 'Hier ist es. Ich habe mir erlaubt die böse Magie, welche dem Original innewohnt, heraus zu lassen.' Ein Lächeln umspielte Arranges Lippen. 'Ich glaube, dass es auch so schwierig genug sein wird, damit fertig zu werden. Aber jetzt muss ich mich einkleiden und dir leider auch schon in kürze wieder lebe wohl sagen.'
    'Du bist immer wieder gern willkommen als Gast.'

    Nachdem sie noch besprochen hatten, welchen Weg Arranges nehmen musste um wieder auf die Straße zu kommen, begab sich der Mönch nach draußen. Daraufhin stand auch der Kaiserliche vom Tisch auf, jetzt da sich sein Körper wieder an die Bewegungen gewöhnt hatten, mit merklich weniger Schmerzen. Er ließ sich seine Rüstung bringen und einen neuen Umhang. Nachdem er seine Ausrüstung wieder am Körper trug, trat er vor das Haus des Bretonen und staunte ersteinmal.
    'So, jetzt konnte ich deiner sonst so versteinerten Miene doch noch eine Bewegung abringen.' Sagte der Mönch, der auf den Magier zukam, sich neben ihn stellte und selbstgefällig in die gleiche Richtung wie der Kaiserliche schaute. Im Garten stand der Rotfuchs, Arranges Pferd. Das einzige Lebewesen, welches dem Kaiserlichen je mehr bedeutet hatte als nur Sachwert, da es mit ihm viele Gefahren überstanden hatte und stehts ein treuer Begleiter war...
    'Einer meiner Goblinschergen hat ihn nahe der Festung gefunden.'
    'Du bist einmalig Bruder Marbell! Ich wüsste nun nicht, wie ich dir danken kann.'
    'Das brauchst du nicht. Das einzige, was ich mir zum Dank wünsche, dass du außerhalb deiner Bemühungen zum Besten der Besten zu werden, wiedermal vorbeischaust.'
    'Darauf kannst du Gift nehmen!'
    'Lieber nicht, das mache ich hinterher um sonst.'

    Arranges saß auf und lachend winkte er dem Mönch zum Abschied.
    Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:41 Uhr)

  5. #5
    Fest, entschlossen und wütend setzte er einen Fuß vor den anderen, zog das Sax geräuschlos aus der Schwertscheide und öffnete, sanft und zärtlich wie er war, die Türe zu Aileens Zimmer mit einem kräftigen Tritt. Eigentlich wollte er direkt ausholen und Aileen das Sax zwischen die Augen werfen, doch ein helles Leuchten blendete ihn.
    Ein wirbelnder Strudel aus blauem Licht, durchzogen von goldenen und weißglühenden Fäden erfüllte den Raum. Gendrek hob instinktiv seine Hand und schützte seine Augen, trotzdem fühlte es sich so an als würden seine Augäpfel von dem Licht verbrannt.
    Von dem Wirbel ging ein seltsamer Impuls aus, immer wieder dröhnte er ohne einen Ton von sich zu geben. Das rhytmische Schlagen des Strudels verursachte Überlkeit, er hatte das Gefühl sich sofort übergeben zu müssen, „Wir sehen uns bald wieder…“. Instinktiv riss er sich die Hand von den Augen, er konnte nur die schwache Silhouette einer Person erkennen, Aileen, da war er sich sicher. Er holte weit aus und warf mit brachialer Geschwindigkeit das Sax in den Wirbel, es sah alles in Zeitlupe, die Klinge rotierte in der Luft und näherte sich unheimlich schnell der Person im Wirbel, ein lautes zischen ertönte und der Wirbel brach zusammen, das Sax flog und hämmerte ein paar Zehntelsekunden später mit einem dumpfen Ton in der Wand und bohrte sich tief in die Verkleidung.

    Das erste was er zu packen bekam war ein Stuhl, ein lautes schmettern ertönte in der Magiergilde. Gendrek zog sein Sax aus der Wand und trat beim verlassen des Zimmers nocheinmal in den Bretterhaufen der einmal ein Stuhl und ein Schreibtisch war.
    Er packte so schnell er konnte seine Dinge zusammen und lies jeden der ihm entgegenkam und fragte was das für ein Krach war merken, dass er so richtig miese Laune hatte.
    Ihm war klar, dass er schnell zurück zur Bruderschaft musste und während seine Reise ging er innerlich den Brief noch einmal durch, man hatte ihn immer gewarnt „Junge, lass dich nicht mit Weiber ein, die machen nur Ärger“, hätte er gewusst, dass diese eine Frau ihm solchen Ärger machen würde, hätte er sie noch in der ersten Nacht erdolcht.

  6. #6

    Solstheim, Höhle der verborgenen Melodie

    Das kühle Nass verhinderte zumindest, dass Thorin komplett die Besinnung verlor. Die eiskalte Temperatur weckte seine müden Geister wieder. Das änderte aber nichts daran, dass sich seine Rüstung und Kleidung darunter mit dem Wasser voll sogen und schwerer und schwerer wurden. Gleichzeitig konnte er seinen linken Arm nicht mehr bewegen. Unter höllischen Qualen drehte er seinen Kopf zur Seite und sah aus dem Augenwinkel, wie eine seltsame Beule noch vorne durch die Rüstung drückte. Es sah nicht aus, wie ein Bruch. Er hatte also Glück gehabt. Vielmehr war sein Arm ausgekugelt.
    Thorin holte tief Luft und hob den schweren, rechten Arm. Mit der Hand packte er seinen linken Arm am Handgelenk und zog so kraftvoll, wie er nur konnte. Es gab ein lautes Poppen und er schrie vor Schmerzen auf. Doch er konnte nun den Arm wieder bewegen. Schwer atmend und sehr steif stemmte sich Thorin dann auf die Ellbogen hoch. Allein diese Anstrengung ließ seine Sicht wieder verschwimmen und neuerliche Blitze des Schmerzes zuckten durch seinen Kopf. Einzig sein Wille, die Melodie im Stein und seine Wut trieben den Nord – der eigentlich schon längst hätte tot sein müssen – weiter an. Stöhnend und seine Schmerzen nun nicht weiter verhehlend richtete er sich auf. Seine Haare klebten ihm teilweise im Gesicht, Blut rann ihm aus der Nase und den Mundwinkeln. Seine Lippen waren aufgeplatzt und einige Zahnwurzeln fühlten sich durch übermäßigen Druck taub an.
    Seine Sicht drehte sich, aber er konnte ohne Probleme die verschwommenen Umrisse des weißen Werwolfs erkennen, der gerade zehn Schritte vor Thorin im Wasser landete. Höhnend knurrte er und die Arme waren weit von dem kräftigen, aber trotz der Größe gedrungen wirkenden Körper gestreckt. Thorin grinste nun gequält. Es würde bald enden. Hier in dieser Höhle. Für seine Eltern … und für seine Freunde. Ohne, dass er es eigentlich richtig merkte, umschloss seine Rechte den Griff des nordischen Stahllangschwertes und zog es mit dem typischen, schleifenden Geräusch aus der Scheide. Die Bewegungen ließen ihn husten und er spuckte Blut. „Komm, Bestie. Lass es uns beenden!“, forderte er mit kratzender, schleifender Stimme und der Wolf antwortete mit einem drohenden Knurren.
    Im nächsten Moment bewegte sich die verschwommene, weiße Gestalt auf Thorin zu. Dieser packte nun beinahe wie in Trance sein Schwert mit beiden Händen. Dann war der Werwolf heran. Thorins rechtes Knie knickte ein und er stach nach oben, als der Wolf ihn ansprang. Sowohl die Pranken, als auch seine Schneide verfehlten ihr jeweiliges Ziel. Thorin hatte kaum Kontrolle über seine zitternden, kalten Glieder und der Wolf hatte das doch recht schnelle Ausweichmanöver nicht kommen sehen. Somit standen sie am Ende wieder fünf Schritte auseinander.
    Thorins Sicht klärte sich etwas, als sich seine Sinne weiter verschärften. Es war, als ob sie sich mit Verzögerung der direkten Bedrohung anpassten. Der Werwolf hatte die Lefzen zurück gezogen und entblößte die langen Fangzähne. Der von ihnen Tropfende Speichel war blutrot, genauso wie das Fell um die Schnauze herum und an den Händen. Die Wolfsohren standen aufrecht hinter den zornigen Augen und zeigten mit der Öffnung der Muschel in Thorins Richtung.
    Dieser riss sich noch einmal zusammen, so gut es ging. Sein Zittern bekam er unter Kontrolle, konnte es aber nicht ganz vermeiden. Trotz seines wie wild schlagenden Herzens war ihm kalt. Nicht nur wegen dem eisigen Wasser um seine Füße. Ein weiterer Hinweis auf die große Menge an verlorenem Blut. Seine kräftigen Hände schlossen sich um den mit Leder eingewickelten Griff des nordischen Langschwertes. Die dicke, recht schwere Klinge hob er leicht nach rechts versetzt vor seinen Körper. „Angst?“, knurrte Thorin durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch. Der melodische, zweite Herzschlag, der ihn durchströmte, gab ihm immer wieder Kraft Dinge zu tun, die er sich eigentlich gar nicht zu getraut hätte. So zum Beispiel das Sprechen. Seine Lungen schmerzten und er glaubte sogar zu fühlen, wie Blut in sie hinein sickerte.
    Die weiße Bestie ließ sich diese schwere Anschuldigung natürlich nicht gefallen. Genau, wie Thorin es gehofft hatte. Wieder stürmte der Wolf auf ihn zu. Zwei Schritte, bevor er den Nord erreichte, sprang er hoch und riss die Kiefer weit auseinander und zum Biss bereit. Die Hände dabei von oben herab schlagend, um Thorin von Kopf bis Fuß auf zu schlitzen. Allerdings dachte dieser nicht daran, es dem Wolf so einfach zu machen. Er machte einen kleinen, schweren Schritt nach vorne, sodass der Biss und der Schlag an ihm vorbei gingen. Dummer Weise bemerkte er erst zu spät, dass ihn der Hinterleib seines verhassten Feindes dennoch erwischen würde.
    Im letzten Moment stach Thorin noch nach oben und versenkte die stählerne Klinge bis zum Heft in den Eingeweiden des lauthals vor Schmerz aufheulenden Werwolfs. Dann krachten jedoch die Oberschenkel und die Hüfte der Bestie mit mörderischer Wucht auf Thorin. Er wurde von den Füßen gerissen, Blitze des Schmerzes fuhren ihm neuerlich durch den Kopf und die Brust. Seine Schultern fühlten sich taub an und seine Arme wurden schwer. Dann fiel er rücklings ins Wasser, der Werwolf landete auf ihm, drückte noch einmal auf Thorins Brust und rollte denn durch den Schwung von ihm. Wieder verschwamm seine Sicht. Dennoch glaubte er zu erkennen, dass das Schwert noch immer tief in den Bauch seines Widersachers versenkt war. Dieser heulte noch immer auf und die großen Pranken grabschten nach dem kurzen Griff mit der schmalen, kantigen Parierstange. Aber sie bekamen ihn nicht richtig zu fassen. Der Geruch von Nassem Hund und immer mehr Blut krochen ihm alsbald in die Nase.
    Thorin griff derweil unter Qualen und mit dem letzten Aufgebot seiner Willenskraft unter seinen Fellharnich nach dem Silberdolch. Seine schwächelnden Finger bekamen den kleinen Griff erst gar nicht zu fangen, dann holte er aber einen silbrig glänzenden Dolch hervor und rollte sich dann auf die Seite. Danach stemmte er sich langsam, nach und nach, auf seine Knie hoch. Nur mit Mühen und mit einem schweren Schwindelanfall kam er dann wieder auf die Füße. Die undeutlichen Schemen des Werwolfs waren mittlerweile auch wieder ruhiger geworden, wenngleich das Schwert noch immer in dessen Bauch zu stecken schien. Offen sichtlich schien er zu ahnen, was Thorin da in seiner Hand hielt. Das Knurren wurde lauter und der Jäger hob den Dolch vor die Brust.
    Dann ging es schnell. Wieder sprang der Wolf, die Kiefer weit aufgerissen. Thorin knickte wieder ein und stieß zu. Die Zähne klackten direkt über seinem Kopf zusammen und der Dolch stach in die Kehle. Die Pranken der Bestie legten sich auf Thorins Rücken und die Krallen stachen in flachen Winkeln durch seine Rüstung, Kleidung und Haut. Zusammen, in einer tödlichen Umarmung, prallten sie wieder auf den harten Steinboden unter dem niedrigen Wasser. Ein paar mal wälzten sie sich über den Boden und blieben dann liegen. Thorin wurde freigegeben und blieb auf der Seite liegen. Blut rann aus seinen alten und neuen Wunden. Der Dolch steckte noch immer in der Kehle des Wolfes, der nun auch seitlich liegen geblieben war und Thorin anstarrte. Nichts passierte. Das Silber wirkte nicht. Das Fleisch des Werwolfs verbrannte und zischte nicht. Die Bestie schrie auch nicht, sondern schien selbst überrascht von der Gegebenheit. Ungläubig legte sich die linke Pranke auf den Hals.
    Wie ein Blitz durchfuhr ein kurzer Moment von vor einigen Tagen Thorins Kopf. Er stieß rücklings gegen den Tisch in seiner Hütte mit all seinen Waffen darauf. Laut klirrte es metallisch, dann drehte er sich um und griff sich einen silbrig glänzenden Dolch. Erst jetzt wurde er sich bewusst, dass es nicht sein Silberdolch war. Eigentlich hätte er die Unterschiede erkennen müssen. War sein Silberdolch doch mit feinen Linien und Runen verziert, so war dieser Dolch einfach und schlicht und nur auf Hochglanz poliert. Seine eigentliche Silberwaffe musste vom Tisch gefallen sein, als er dagegen gestoßen war und lag nun noch immer an derselben Stelle.
    Entsetzen, Wut und Angst ergriffen ihn. Wie sollte er einen Werwolf ohne Silber töten? Konnte er es überhaupt? Wenn ja, hatte er die Kraft dazu? Langsam und mit einem leisen Schmatzen zog der Wolf dann den Dolch aus seinem Hals. Dunkelrotes Blut rann aus der Wunde, bevor sie sich langsam zu schließen begann. Dabei kam Thorin eine Idee. Er hatte noch nicht davon gehört, dass einem Werwolf ein abgeschlagenes Glied nachgewachsen war. Eine Hand zum Beispiel. Wenn er ihm den Kopf abschlug …
    Die aufkommenden Schmerzen ausblendend rollte sich Thorin einmal um die eigene Achse auf den Wolf zu. So schnell er konnte packte er den bereits mit Blut besudelten Griff seines Schwertes und zog es heraus. Der unerwartete Zug ließ die Bestie kurz überrascht inne halten und dann aufheulen, als seine Eingeweide wieder beschnitten wurden. Im Liegen holte Thorin aus und zielte auf den Hals. Mit lautem Knacken traf die Klinge auf die Halswirbelsäule und blieb stecken. Dennoch rührte sich der Wolf schon jetzt nicht mehr. Wenn man einmal von der Atmung absah. Der Schlag hatte ihm das Genick gebrochen und es würde eine Weile dauern, bis diese Wunde heilte.
    Mit einem kräftigen Ruck und seinen allerletzten Kraftreserven zog Thorin das Schwert wieder heraus und schlug erneut zu. Widerlich knackend durchschlug die Klinge die Knochen, aber der Kopf hing noch immer an wenigen Muskelsträngen am Rumpf. Der letzte, verzweifelte Schlag durchtrennte auch sie. Sprudelnd plätscherte das Blut aus dem Halsstumpf und eine rote Lache breitete sich schnell um den Kadaver aus. Der Kopf rollte etwas zur Seite und durch das seichte Wasser.
    Knirschend, knackend und schmatzend geriet der Körper dann auf einmal von ihnen in Bewegung. Es schien, als ob die Knochen von alleine brachen und sich neu organisierten. Immer mehr Blut quoll aus dem Stummel. Die weißen Haare fielen aus. Die Pranken wurden zu Händen, der Schwanz verschwand. Ekelhafte Beulen wanderten unter der Haut entlang, verschwanden oder entstanden neu. Dann kehrte Ruhe ein. Der Leib war der eines kräftigen Nord geworden.
    Klirrend fiel Thorin das Schwert aus der Hand. Vollkommen fertig und zum Sterben bereit, rollte er auf den Rücken. Blut umgab ihn an allen Seiten. Es haftete auf ihm, er schmeckte es in seinem Mund, es brannte in den Lungen. Seine Atmung ging schwer, schleifend. Er spürte seine Gliedmaßen nicht mehr. Seine Sicht drehte sich. Das flackernde Licht verschwamm zu bizarren Formen mit den Schatten. Trotz allem war er von einem unbegreiflichen, inneren Frieden erfüllt. Er hatte seine Eltern und Freunde gerächt. Nun konnte er zu ihnen.
    Alle Anspannung wich von ihm, seine Muskeln lockerten sich, er wurde ruhiger und ruhiger. Sein Herzschlag wurde langsamer. Zurück blieb die mystische Melodie, die den Felsen um ihn inne wohnte. So blieb er nun liegend. Sich auf das Wiedersehen mit seinen Freunden freuend. Dann schloss er seine Augen und ein dunkler Schatten legte sich über ihn …

  7. #7

    Kaiserstadt, Geheime Universität

    Vor sich hin grübelnd starrte Kamahl auf den Verband an seinem Arm. Naasira hatte zwar eine Salbe aufgetragen, die die Heilung der Wunde am Arm beschleunigen und die Schwellungen der Hand abklingen lassen sollte, allerdings hatte sie ihm trotzdem verordnet sich drei Wochen nicht zu überanstrengen. Drei ganze Wochen!!!
    Naja, immerhin waren die ersten zwei Wochen bereits vorbei. Allerdings hatte er in dieser Zeit Tar-Meena mit seinen ständigen Anfragen bezüglich Literatur über Vampire an den Rande des Wahnsinns getrieben und die Möglichkeiten der Bibliothek der Magiergilde ausgeschöpft. Abgesehen von Büchern die eher der Unterhaltung dienlich waren, wie etwa das Werk 'Unsterbliches Blut', oder sich nur mit den unterschiedlichen Arten der Vampire beschäftigen hatte er kaum etwas gefunden.
    Mit Ausnahme einer kleinen Randbemerkung, die er in einem Buch gefunden hatte:
    Der Autor hatte behauptet, mit einem ehemaligen Kriegswappenträger geredet zu haben, der von Molag Bal vom Vampirismus geheilt worden war. Und jetzt war er am grübeln was er tun sollte. Sollte er darauf warten, das Naasira eine Möglichkeit fand, die Nebenwirkung des Heiltrankes auszuschalten oder sollte er nach Morrowind zurückkehren und hoffen, das die wagen Andeutungen aus dem Buch der Wahrheit entsprachen? Mit dieser Frage schlug er sich nun schon herum, seitdem er die letzten Bücher zurückgegeben hatte.

    In seinem Grübeln wurde er von einem Mann gestört, der die in die Empfangshalle der Gilde trat. Er hatte den Dunmer noch nie in der Magiergilde gesehen und er machte auch nicht den Eindruck eines Mannes, der viel Zeit in irgendeiner Gildenhalle verbrachte. Über der mitgenommen aussehenden Magierrobe trug er einen blank polierten Stahlharnisch, das Schwert an seiner Seite schien schon einige Kämpfe erlebt zu haben und die Stiefel waren mit verkrustetem Schlamm überzogen. Er reichte Raminus Polus einen versiegten Brief, den dieser öffnete. Was in dem Brief stand konnte er nicht lesen, allerdings waren die Antworten des Kaiserlichen kaum zu überhören.
    'Es tut mir leid, das die Gilde beim Fall von Ald'ruhn viele der Kampfmagier in der Stadt verloren hat, allerdings kann ich keine Kampfmagier nach Morrowind abstellen. Wir haben hier selbst genug Probleme.' Anschließend schrieb er auf ein Stück Pergament eine kurze Nachricht, unterzeichnete diese und versiegelte sie anschließend mit dem Sigel der Gilde.
    In diesem Moment wusste Kamahl was er tun würde. Er musste nach Morrowind zurückkehren. Das die Daedra auch dort eingefallen sind war schon schlimm genug, das die Stadt, die ihm für einige Jahre aber eine Heimat gewesen war zerstört hatten machte das Ganze zu einer persönlichen Angelegenheit.

    Als die Kutsche des Botschafters, der sich bereit erklärt hatte ihn mit nach Morrowind zu nehmen, den Pass erklomm blickte er ein letztes Mal zurück auf Cyrodil. Er hatte dort Freunde getroffen und eine wundervolle Frau kennen gelernt, in die er sich vielleicht verliebt hatte. Nachdem die Invasion der Daedra beendet war würde er zurückkehren. Jetzt musste er allerdings zurück in seine erste Heimat und sich dort gegen die Horden der Daedra stellen, die diese zu verwüsten drohten.
    Geändert von eissceda (31.10.2009 um 09:57 Uhr) Grund: Titel hinzugefügt

  8. #8

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Das Blut rauschte noch immer durch seine Adern und sein Herz schlug mit einer Intensität, dass er glaubte es würde zerspringen. Schleier roten Zornes vernebelten seine Gedanken. Er starrte auf seinen bewusstlosen Gegner. Doch Tarrior riss sich mit aller Gewalt zusammen und unterdrückte den quälenden Wunsch, dem kampfunfähigen Söldnerhauptmann seine Klinge in das Fremdländerherz zu rammen. Er atmete mehrfach tief durch und langsam lösten sich die Schleier auf. „Wir brauchen ihn noch. Wenn einer etwas über das alles hier weis, dann er“: redete in Gedanken immer wieder beruhigend auf sich selbst ein. Als sich sein Puls langsam beruhigt hatte, schloss er die Augen und lauschte in sich selbst hinein. Er empfand immer noch Hass und Verachtung für diesen erbärmlichen rothwardonischen Hund zu seinen Füßen, aber der gefährliche Moment war inzwischen vorüber. Er schob das Schwert, das er bisher immer noch in der Hand gehalten hatte, zurück in die Scheide. Tarrior wandte sich dann wieder der Höhlenmitte und somit den Minenarbeitern und verschnürten Söldner zu. „Ihr da“: rief er zwei Arbeitern zu. Sie drehten sich um und sahen ihn fragend an. „Bindet diesem hier Hände und Füße mit dem festesten Strick den ihr finden könnt und benutzt zur Sicherheit einen doppelten Knoten“: wies er sie an. Die Männer waren erschöpft, man konnte es ihnen ansehen und entsprechend lust- und kraftlos setzten sie sich auch in Bewegung. Als sie sich jedoch einen scharfen Blick Tarriors einfingen, rannten sie schnell zu einigen Kisten hinüber um nach einem geeigneten Seil Ausschau zu halten. Er seufzte und ging zu den anderen Arbeitern hinüber. Auf halber Strecke kamen sie ihm jedoch entgegen. Ihre hageren, eingefallenen und von Dreck und stellenweise mit Blut bedeckten Gesichter spiegelten neben der Erschöpfung auch Freude wieder. Tarrior zwang sich zu einem Lächeln und stellte unnötigerweise fest, was alle sowieso wussten. „Es ist vorbei“: sagte er. Doch trotzdessen war es das, was die Leute von ihm hören wollte. Dieses Signal das sie zu einem Jubelschrei veranlasste und dazu ihm für seine Hilfe zu danken. Er selbst interessierte sich jedoch nicht so sehr dafür. Es waren ein paar gute Männer gefallen und man durfte auch nicht die vergessen, die getötet worden waren, als die Söldner die Mine überfallen hatten. Tarrior schüttelte innerlich den Kopf.

    „Es ist noch nicht vorbei“: dachte er und achtete darauf seine Gedanken nicht unbedacht laut auszusprechen. Ihm kam nämlich in diesem Moment das Bild von dem unbekannten Besucher in den Sinn, der sich mit den Söldnern um den Sold gestritten hatte. „Irgendwer hat den Angriff auf die Mine befohlen“: schlussfolgerte er. Die großen Fragen, zu dessen Klärung er hierher gekommen war, standen somit weiterhin im Raum: Wer und wozu? Und dieses Rätsel war Tarrior gewillt aufzuklären. Die Mine war zwar jetzt befreit, aber wer sagte, dass derjenige, der den Angriff angeordnet hatte, nicht noch einmal zuschlagen würde. Balmora war auf die Versorgung durch die Eierminen angewiesen, jetzt wo die Bauern den Aufstand probten. Da konnten sie sich so etwas nicht leisten. „Womöglich steckt tatsächlich der Kult der Mythischen Morgenröte dahinter“: überlegte Tarrior schaudern. Dann schüttelte er den Kopf, denn diese Mutmaßungen brachten ihn kein Stück weiter. Er brauchte Antworten und er wusste, wo er sie bekommen würde. Sein Blick fiel dabei auf den bewusstlosen Rothwardonen, der gerade dabei war von den zwei Arbeitern verschnürt zu werden. „Was machen wir jetzt mit ihnen“: fragte ein Arbeiter und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Was mit wem?“: Tarrior war noch nicht ganz bei sich. Er hatte gerade über Methoden sinniert, mit denen er die Rothwardonen zum Sprechen bringen könnte, wenn sie ihm die Informationen nicht freiwillig geben würden. „Die Gefangen Serjo“: erklärte der Mann und zeigte zur Bestätigung auf das Netz, aber es war eindeutig das er Tarrior in diesem Moment für schwer von Begriff hielt. „Wir können sie nicht alle mit nach Balmora nehmen und wenn wir sie hier lassen, schaffen sie es womöglich noch sich zu befreien“: führte der Arbeiter aus, als Tarrior immer noch keine Antwort von sich gab. „Dann werden wir wohl hier bleiben“: traf er eine Aussage, die eigentlich schon eine Entscheidung war. Der Mann schien unzufrieden, aber gab außer einem mürrischen Brummen nichts weiter von sich. Er konnte die Männer auch gut verstehen. Nach dieser langen Gefangenschaft wollten sie sicherlich zurück nach Hause, aber sie konnten die Gefangenen weder mitnehmen, noch alleine hier lassen und Tarrior hatte nicht vor sie zu töten, was der Arbeiter wahrscheinlich gehofft hatte. „Hergehört!“: rief er und baute sich zu seiner vollen Größe auf, damit ihn alle sehen konnten. „Wir werden hier bleiben, die Mine absichern und die gefangen gesetzten Söldner bewachen. Ich brauche zwei Freiwillige, die nach Balmora gehen, den Verwalter informieren und die Stadtwache herholen. Also wer meldet sich?“: erklärte er den Anwesenden. Es dauerte eine kleine Weile, aber dann reckten sich zaghaft die Hände zwei der vier jungen Männer in die Höhe, die Tarrior vorhin sofort bei seinem Vorhaben hatten unterstützen wollen. Sofort suchten seine Augen den Höhlenraum ab und schauten nach den anderen beiden. Doch er fand nur noch einen. Der Dritte der Jugendlichen war der, dem der Hauptmann der Söldner die Hand abgeschlagen hatte, wie er erst jetzt feststellte. Den Vierten fand er, als er nach dem Ausschlussprinzip alle anderen Anwesenden abgehakt hatte. Es war derjenige, der nun tot mit einem gespalteten Schädel auf dem Höhlenboden lag. Ein kurzer Schmerz durchzuckte Tarrior.

    Die beiden jungen Männer waren inzwischen zu ihm heran gekommen. „Vor der Mine an einem Baum ist ein Guar angebunden. Er gehört mir. Mit ihm seid ihr schneller in Balmora. Ich denke er wird euch Drei tragen können“: erzählte er ihnen von Fryrr. „Drei?“: fragten die Beiden gleichzeitig. „Ihr werdet euren Freund mitnehmen. Die Wunde habt ihr zwar verbunden, aber er wird schnellstmöglich einen Heiler brauchen, sonst wird er es womöglich nicht überleben. Also müsst ihr euch beeilen. Also geht schon und das ihr mir ja gut auf den Guar aufpasst“: beschwor er die beiden gut auf Fryrr und ihren Kameraden acht zu geben. Sie nickten, nahmen den Verletzten mit und machten sich schnellstens auf den Weg. Inzwischen war auch Geschäftigkeit in die anderen ehemaligen Gefangenen gekommen. Der Alte schien jetzt, wo sie frei waren und keine Gefahr mehr drohte, seine Lethargie vollkommen abgeschüttelt zu haben. Geschäftig gab er Anweisungen und verteilte Aufgaben. Soweit Tarrior das mitbekam, sollten Einige die Schäden in der Mine prüfen, andere ein Ersatznetz für die Höhlendecke besorgen und Weitere darauf achten, das die gefangenen Söldner auch Gefangene blieben. Er selbst war recht erstaunt über die Autorität, die der Mann unter den Arbeitern genoss. Als der Alte alles geregelt hatte, kam er zu ihm hinüber. „Ihr könnt von Glück reden das alles gut gegangen ist“: sagte dieser frei heraus. Er fragte sich was sein Gegenüber meinte und sprach es auch laut aus. „Als dieses sinnfreie Muskelpaket seine Axt in die Wand geschlagen hat, konnte man schon den Rissen dabei zu sehen, wie sie anfingen die Decke zu durchziehen. Ihr könnt also von Glück reden, dass wir noch nicht alle erschlagen worden sind“: erklärte er sich und Tarrior richtete eilig seinen Blick nach oben und erkannte jetzt auch, wie viel Glück sie wirklich gehabt haben mussten. „Ich habe bereits ein paar Männer angewiesen das Ersatznetz zu holen. Keine Sorge, wenn es hätte runter brechen wollen, dann wäre das schon längst passiert. Wir sollten aber schwere Erschütterungen vermeiden, bis das Netz hängt“: beruhigte er ihn jedoch wieder. „Ähm ja ich habe es mitbekommen. Ich war erstaunt, wie euch die Leute gehorchen“: gab Tarrior unumwunden zu. „Das möchte auch so sein. Ich bin Zorum Urithy, Vorarbeiter dieser Mine“: stellte er sich vor. In diesem Moment konnte er sein Erstaunen nicht verbergen der Mann lachte. „Ich wollte mich noch bei euch entschuldigen, dass ich vorhin euren Plan so sabotiert habe, aber ich dachte wirklich wir hätten keine Chance. Es war wohl die Angst und die lange Gefangenschaft“: entschuldigte er sich für sein vorangegangenes Verhalten. Doch Tarrior winkte ab: „Es gibt nichts wofür ihr euch rechtfertigen müsst. Es war gut, dass ihr mich auf die Schwächen der Männer hingewiesen hattet. Außerdem habt ihr ja auch dabei geholfen, den Leuten ihre Lethargie zu nehmen. Sonst wäre das vielleicht nie etwas geworden.“ Der Mann schien glücklich darüber. Tarrior meinte es sogar ernst. „Dann würde ich sagen wir können stolz auf uns sein. Die Hlaalu kriegt niemand so leicht unter. Mit etwas Glück haben diese Banditen meinen geheimen Vorrat nicht gefunden. Den besten Schnaps, den ihr diesseits des Aschlandes findet“: bot Zorum ihm an. In diesem Moment schien alles was vorher gewesen war, wie wegblasen und Tarrior fühlte sich dem Alten irgendwie nahe.

    „Höchstens Wasser. Es gibt da noch einige Dinge zu klären – mit diesen rothwardonischen Hunden. Denn ich glaube zwar das wir aus dem Gröbsten raus sind, aber vorbei ist es noch nicht“: gestand er ihm gegenüber ein. Der Mann sah ihn erst verwirrt dann alarmiert an. „Wie meint ihr das?“: fragte er. „Es gibt da einige Dinge, die mich glauben machen, dass diese Rothwardonen-Söldner auf einen Auftrag hin diese Mine hier überfallen haben“: erklärte er sich und berichtete ihm von dem was er gesehen und gehört hatte. „Ich will versuchen herauszufinden, wer als Drahtzieher hinter dem Ganzen steckt und ihn zur Rechenschaft ziehen. Womöglich wird er es noch einmal versuchen, wenn er erfährt das seine gedungene Mörderbande versagt hat“: erzählte Tarrior von dem was er vor hatte. „Ich habe den Söldnerhauptmann verbinden lassen. Wir könnten ihn aufwecken, wenn er ihn befragen wollt“: bot Zorum ihm an. „Nein soll er noch etwas Schlaf bekommen. Ich knöpfe mir zuerst einmal seine Leute vor. Womöglich knicken die leichter ein, als er oder sind sogar bereit freiwillig etwas preiszugeben. Und wenn nicht… nun ja ich kann sehr überzeugend sein. Ihr könntet mir aber in einer Sache behilflich sein. Holt die Söldner aus dem Netz heraus und fesselt sie separat, damit ich sie einzeln verhören kann. Ich mache es dann in der kleinen Kammer. Danach können wir sie dort meinetwegen einsperren, bis die Stadtwache hier ist“: legte Tarrior den Ablauf fest und der Vorarbeiter nickte. „Ich werde mich darum kümmern“: versprach er, doch in diesem Moment wurde dem Dunmer schwindlig. Vor Tarriors Augen begann sich alles zu drehen und er schwankte einen Moment. „Geht es euch nicht gut?“: fragte Zorum besorgt und stützte ihn. „Es ist nichts. Ich bin wohl bloß erschöpft“: sagte er und setzte ein schiefes Lächeln auf, das seine beruhigende Wirkung aber um Meilen verfehlte. „Wann habt ihr das letzte Mal etwas gegessen oder getrunken“: wollte der Mann wissen, der sich um ihn kümmerte. „Heute Morgen. Ich war seitdem darauf aus, so schnell wie möglich her zu kommen. Da blieb keine Zeit mehr“: antworte er. Der Vorarbeiter rief irgendetwas das Tarrior schon nicht mehr verstand. „Ich lasse euch etwas bringen. Ich kenne diese Symptome. Manchmal haben Frischlinge hier unten in der Mine so etwas. Die stickige Luft und die harte Arbeit, wenn die Leute sich nicht ausreichend ernähren, kippen sie einfach um. In eurem Fall war es wohl der Kampf. Keine Sorge wenn ihr etwas gegessen habt, geht es euch sicher besser“: erklärte ihm Zorum und half ihm dabei sich auf einen Stein zu setzen. „Ruht euch aus und esst etwas. Ich hoffe ihr mögt Kwama-Eier. Von denen haben wir hier mehr als genug. Ich rufe euch, wenn die Gefangenen zum Verhör bereitstehen. Bis dahin dürfte es auch wieder gut gehen“: sagte der Mann und bei dem Satz mit den Eiern musste sie beide grinsen. Der Alte entblößte dabei einige schwarze Zähne und etliche Zahnlücken. Erst jetzt fiel Tarrior auf, dass das faltige Gesicht viel mehr etwas von dem eines gütigen Großvaters, als von dem eines rauen Bergmannes hatte. Und tatsächlich kamen wie er versprochen hatte bald zwei Leute und hatten auf einem einfachen Tonteller ein paar gebratene Kwama-Eimer aufgetan.

    Sie fragten ihn ob er sich nicht zu ihnen an die Feuerstelle setzen wolle, die die Söldner eingerichtet hatten, aber jetzt mit neuem Holz nochmals angefacht wurde. Tarrior hatte zugesagt und war etwas wacklig auf den Knien mit zu den Anderen hinüber gegangen. Er wunderte sich noch immer über den plötzlichen Schwächeanfall, aber vermutlich hätte sein Körper schon eher protestiert, aber der Rest Adrenalin hatte ihn wohl noch auf den Beinen gehalten und jetzt wo dieser auch gewichen war, brach alles über ihn herein. Auch jetzt merkte er, wie hungrig er eigentlich gewesen sein musste. Kaum hatte er den Teller vor sich gehabt und ordentlich mit einem Messer Teile von dem großen Spiegelei abgetrennt und gegessen hatte, hatte er sich nicht einmal mehr diese Mühe gemacht. Das Messer hatte er nämlich bald zur Seite gelegt und schaufelte das Ei allein mit der Gabel in seinem Mund und schlang es nur mit minimalen Kauen herunter. Und tatsächlich ging es ihm in gleichem Maße besser, wie sich sein Magen füllte. Erst als er sein Ei aufgegessen und mit einem Schluck Wasser aus einem einfachen staubigen Tonbecher nachspült hatte, fiel ihm auf das die anderen ihr Essen kaum angerührt, sondern ihre Blicke auf ihn gerichtet hatten. Sein Blick begegnete den ihren und peinlich berührt senkte er ihn dann. „Ich hätte nie gedacht, dass die feinen Ratsherrenschaften so essen können“: sagte ein bärtiger Mann mit mattroten Augen um die Situation aufzuklären und schlug Tarrior kräftig auf den Rücken. Diese Situation kam ihm mit einem Mal verflucht bekannt vor. Er sagte nichts dazu und lächelte leicht. Die Männer lachten nun ebenfalls und wandten sich dann wieder ihrem Essen zu. „Sie sind soweit. Wir haben den Ersten schon in die Kammer geschickt“: kam plötzlich eine Stimme aus dem Hintergrund. Es dauerte einen Moment, bevor er sie dem Vorarbeiter zuordnen konnte. Zorum kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. „Ich hoffe es geht euch schon besser“: fügte er im Näherkommen noch an. Er stand auf. Seine Beine fühlten sich zwar noch etwas wacklig an, aber der Schwindel und dergleichen waren weg. „Ja ich fühle mich wieder fit. Und ich werde mich noch besser fühlen, wenn ich erst einmal die Informationen bekommen habe, die ich brauche“: antworte er. „Sagt dann Bescheid, wenn wir euch den nächsten von diesem Lumpenpack rein schicken sollen“: sagte der Mann und Tarrior nickte zur Bestätigung. Während sich Zorum zu seinen Männern an die Feuerstelle setzte, hatte er inzwischen die Tür erreicht.

    Er musste über die Ironie grinsen. Die Männer die er dort nun dort verhören würde, hatten zuvor noch die Minenarbeiter eingekerkert, welche sie schlussendlich besiegt hatten. Er trat in den Raum ein. Der Rothwardone saß auf einem windschiefen Stuhl und hob den Kopf. Anhand der schweren Brandwunden erkannte Tarrior ihn als den Söldner, mit dem er zuerst gekämpft hatte. „Traut sich einer von euch Bastarden vor? Traut ihr euch nur alleine hier herein zu mir, wenn ich gefesselt bin? Antwortet ihr mir Feiglinge“: provozierte er Tarrior. Dieser erkannte, dass der Mann wohl kaum noch etwas sehen konnte. Das Gesicht wies ebenfalls Brandverletzungen auf. Das eine Auge war geöffnet und der Augapfel nicht mehr als eine verschrumpelte Masse. Das andere Auge konnte der Rothwardone wegen der Wunde nur einen Spalt weit öffnen. Vermutlich war Tarrior nicht mehr als ein Schemen für ihn. Mit langsamen, kräftigen Schritten ging er auf den Mann zu. Er achtete sorgsam darauf mit dem Hacken kräftig aufzutreten um das typische Geräusch zu erhalten. Es wirkte autoritär und auf jemanden in der Position des Söldners auch einschüchternd. Als er neben dem Mann zum Stehen kam, wurde dieser langsam nervös. „Was wollt ihr von mir. So sagt doch etwas ihr Feiglinge“: schrie er. Tarrior beugte sich dem dunkelhäutigen verheerten Gesicht entgegen. „IHR!“: stieß der Gefangene hervor und sein Gesicht spiegelte gleichzeitig Erkennen und Erschrecken wieder. Auf diese Entfernung konnte er ihn also erkennen. Aufgrund dieser Erkenntnis setzte er ein höhnisches Grinsen auf. „Wäre ich nicht gefesselt, würde ich…“: setzte er an, doch Tarrior kam ihm mit der Vollendung des Satzes zuvor: „… herum stolpern wie ein unbeholfenes Kind, dem man das Augenlicht genommen hat.“ „Ich habe ein paar Fragen. Wenn ihr sie beantwortet, werde ich dafür sorgen, dass man euer jämmerliches Leben verschont. Denn angesichts der vielen Toten ist die einzige Alternative wohl der Strick“: fügte er noch an. Er sprach die Worte zwar in einer Ruhe aus, die seine Überlegenheit demonstrieren sollte, aber innerlich kochte er vor Wut, wenn er an die Opfer dachte. „Ich habe euch gar nichts zu sagen. Es ist gleich was ihr von mir hören wollt. Niemals“: schloss es der Rothwardone kategorisch aus. „So haben schon viele gesprochen“: sprach Tarrior und ließ bewusst offen, was mit denen passiert war.

    Mit einem gelangweilten Seitenblick zog er sich einen der Handschuhe seiner Chitin-Rüstung aus. Ohne Vorwarnung drehte er sich blitzschnell um und zog ihm das Rüstungsteil mitten durch das Gesicht. Unter dem Aufprall platzten Brandblasen und innerhalb der übel anzuschauenden Brandnarben brachen Blutrinnsale auf. Der Söldner schrie lauthals. Die Brandwunden gingen tief. Tarrior konnte die höllischen Schmerzen nur erahnen. Er beugte sich wieder in das eingeschränkte Sichtfeld des Mannes und grinste schadenfroh. „Seid ihr euch wirklich sicher, dass ihr mir nichts erzählen wollt?“: fragte er rhetorisch. Die Antwort kannte er bereits, denn der Mann würde noch mehr Schmerzen brauchen um zur Vernunft zu kommen. „Ich sagte euch doch, ich sage nichts!“: antwortete er pflichtschuldig. Gekünstelt verzog Tarrior das Gesicht zu einem Schmollmund. Eigentlich war er sogar glücklich darüber. Das gleiche Gefühl, das ihn vorhin dazu angehalten hatte, den Söldnerhauptmann aus Rache zu töten, kam wieder in ihm hoch. Doch diesmal würde es sich allein schon mit dem größtmöglichen Leid der Söldnerbande begnügen. Tarrior freute sich schon richtig auf die Folter. Er ließ den Handschuh zu Boden fallen und besah sich seine Nägel. Er hatte sie schon seit einer gewissen Weile nicht mehr geschnitten. Sie waren lang geworden. „Perfekt“: dachte er und legte Hand an den verkohlten Harnisch des Söldners. Er riss ihn mit einigem Rucken herunter. Der Rothwardone stöhnte vor Schmerz. Er hätte auch das Schwert benutzen können, aber das Leder war durch den Brand so brüchig geworden, da wollte er es nicht sinnloserweise bemühen. Von dem Hemd, das der Gefangene offensichtlich unter dem Harnisch getragen hatte, war nicht mehr viel übrig. Scheinbar hatte das Feuer noch eine Weile unter dem Rüstzeug geschwelt. Auch die Brust des Mannes war nicht weniger schlimm gezeichnet, als sein Gesicht. „Deine letzte Chance“: sagte Tarrior. Er glaubte nicht daran, dass der Mann plötzlich vernünftig werden würde und insgeheim hoffte er auch auf die Weigerung. Diese trat in Form eines energischen Kopfschüttelns auch zu Tage. „Wenn du an irgendwelche Götter glaubst, bete dafür das sie dir eine rasche Ohnmacht schenken“: sagte er kühl und mit einem gehörigen Anteil an sadistischer Boshaftigkeit in der Stimme. Im nächsten Moment rammte er die Nägel seiner Hand mit aller Wucht in die Brandwunden und begann diese wie einen Acker zu bearbeiten.

  9. #9

    Westspalte, Odai-Plateau, Haus Rethan

    Der feurige Druck presste Rethan in den Raum zurück. Tarrior zögerte nicht. Er griff sich sein Schwert und packte Raylas von hinten und hielt ihm die Klinge an die Kehle. Die schwarzen Locken pressten sich dabei in sein Gesicht. Die Haare kitzelten und stachen auf der Haut. Er konnte kaum etwas sehen. Außerdem war der verfluchte Ratsherr nicht bereit aufzugeben und wehrte sich immer noch. Er warf sein Schwert weg. Er hatte Angst er würde ihn damit womöglich tödlich verletzen. In diesem Moment riss Rethan sich los, doch weit kam er nicht. Die Tür brannte lichterloh und es gab keinen Weg aus dem Raum, es sei denn er hätte vor aus dem Fenster zu springen. „Siehst du, was du angerichtet hast? Jetzt werden wir Beide sterben“: warf er ihm vor. Das Feuer breitete sich langsam im Raum aus und griff neben dem Tisch noch auf andere Möbel über. „Höchstens wirst du sterben“: sagte Tarrior gleichgültig. Er zog einen seiner Chitin-Handschuhe aus und hielt seine Hand direkt ins Feuer. Vor Erstaunen weiteten sich die Augen von Fürst Rethan und Tarrior begann zu lachen. „Auch wenn ich dich gerne sterben sehen würde, kann ich dich nicht draufgehen lassen. Der Rat soll dich einer gerechten Strafe zuführen und jeder wird sehen, was für eine Sippschaft ihr Rethans seid“: sprach er und wandte seinen Kopf etwas schräg zur Seite, sodass auf seinem Gesicht der Schein des Feuers tanzte und ihm ein dämonisches Aussehen verleihen musste. Er zog seine Hand zurück. Das Feuer hatte ihr nichts ausgemacht. Er zog den Handschuh wieder an und wandte sich dann wieder Fürst Rethan zu. Ohne die geringste Vorwarnung holte er aus und rammte ihm das Knie in den Bauch. Keuchend klappte der schwarzhaarige Dunmer zusammen und rang um Atemluft. Ein Schlag in den Nacken ließ endgültig Dunkelheit über ihn hereinbrechen. Tarrior hob sein Schwert auf und schob es zurück in die Scheide, dann lud er sich den Mann auf die Schultern und errichtete einen Schild um sie Beide. Mit einem Fußtritt beförderte er die Tür aus seinem Weg und wandte sich in Richtung Treppe. Das Feuer hatte sich auch auf dem Gang ausgebreitet und schlängelte sich die hölzernen Balken entlang und griff auf Teppiche und Wandteppiche über. Die Luft war stickig und voller Rauch. Der Rauch drang durch den Schild und er atmete die verrußte Luft ein. Jeder Atemzug hinterließ einen immer schlimmer werdenden Schmerz in seinen Lungen. Zudem brannte es in seinen Augen. Die Hitze, die trotz der Abschirmung, ebenfalls durch den Schild zu spüren war, machte ihm nichts aus. Er umging einen Teppich, der gerade in Brand geraten war und wich einem Bild aus, das urplötzlich von der Wand fiel und ebenso Flammen geschlagen hatte. Wie rote, gelbe und orange glühende Blumen erblühte das Feuer in seinen feurigen Knospen. Die nach ihm und dem Fürsten zu züngeln versuchten, aber vom Schild daran gehindert wurden, sie zu erreichen. Dafür kamen sie dem Ausgang ein Stück näher. Er hatte die Treppe erreicht.

    Er schaute zurück. Tarrior konnte sehen, dass sich das Feuer auch bereits weiter nach hinten ausgebreitet hatte und weitere Räume in Brand geraten sein mussten. Auch umschlangen Feuerblüten bereits das Fenster am Kopfende des Korridors. Unter der Hitze bildeten sich erste Schwachstellen und das Glas riss. Der Schaden war aufgrund der enormen Ausdehnung auch für ihn zu erkennen. Seine Augen weiteten sich. „Wenn das Glas bricht, dann bricht hier eine Hölle los“: dachte er entsetzt und setzte sich umgehend in Bewegung. Aufgrund des schwarzen Rauches, war die Treppe nur schwer zu erkennen und seine eigenen Bewegungen waren, aufgrund des Körpers auf seinem Rücken, zusätzlich sehr schwerfällig. Mehr als einmal wäre er fast fehlgetreten und gestürzt. Nur immer im letzten Moment gelang es ihm, das Gleichgewicht zurück zu gewinnen, wobei ihm das zusätzliche träge Gewicht im Nacken nicht half. Doch trotz der Widrigkeiten hatte er es heruntergeschafft. Als er gerade die letzte Stufe verlassen wollte, schob sich plötzlich jemand in sein Sichtfeld. Der Diener war wieder auf die Beine gekommen und hielt sich die Wunde an seinem Kopf. Blut lief über seine Hand. „Was habt ihr angerichtet?“: fragte dieser benommen, entdeckte dann aber den reglosen Körper seines Herren bei ihm. „Wir sollten besser von hier verschwinden, bevor wir das hier weiter ausführen“: schlug Tarrior vor und schubste den Blockierenden einfach aus dem Weg. Schnell war er um den großen Esstisch herum und erreichte schlussendlich, die noch offene Tür. Der Diener folgte ihm nur einige Augenblicke später. Keine Sekunde zu früh, wie sich herausstellte. Das Fenster, oder ein anderes mussten zu Bruch gegangen sein. Urplötzlich barsten alle Fenster im ersten Stock unter einer gewaltigen Druckwelle, als frische Luft dem Feuer neue fürchterliche Kraft gab. Flammen schlugen aus den Fenstern und die regelrechten Feuersäulen schienen regelrecht nach oben an der Fassade entlang zu gleiten. Doch ebenso schnell, zogen sie sich wieder zurück und wurden zu flackernden, brüllendem, verschlingenden und zerstörendem Rot, dass im Gebäude leuchtete und sein verheerendes Werk tat. Jetzt schien es auch schon den unteren Teil des Herrenhauses befallen zu haben, denn auch hinter den dortigen Fenstern sah Tarrior das flackern und toben der Flammen. Sie hatten sich einige Meter vom Haus entfernt ins Gras gesetzt.

    Fürst Raylas Rethan setzte sich mit einem Stöhnen auf und nachdem er Tarrior wütend angefunkelt hatte, wurde auch sein Blick von dem Brand auf sich gezogen, der seine Heimstatt vernichten würde. Er selbst sah der Zerstörung mit einer gewissen Befriedigung entgegen. Zwar verbrannte dort sein eigener ehemaliger Besitz, doch mit diesem löste sich das Vermögen und Haus der Rethans ebenso in Rauch auf. Der Diener war der Erste, der zu normaler Fassung zurückfand. „Was habt ihr bloß getan?“: schrie er ihn diesmal laut und direkt an. Inzwischen waren auch die Torwächter, wohl durch das plötzlich ausgebrochene Feuer aufgeschreckt, dabei herbeizueilen. Der Diener machte Anstalten nach ihm zu greifen, wohl um ihn zu schütteln. Mit einer beiläufigen Bewegung packte Tarrior die Hand und verdrehte sie schmerzhaft, bis sich der Mann ins Gras hatte sinken lassen. Die beiden Wachen sahen sich vieldeutig an, aber machten keine Anstalten ihren Arbeitgeber zu verteidigen, welcher noch immer fassungslos in die Trümmer seines Gutshauses starrte. „Es nähert sich eine kleine Gruppe dem Anwesen. Ich sah ihre Fackeln in der Dunkelheit. Sie werden bald hier sein“: vermeldete der Kaiserliche und damit Intelligentere der Beiden. Ein Ruck schien durch Rethans Körper zu laufen. Er stemmte sich auf die Beine hoch. Doch bevor er ganz stand, trat Tarrior ihm die Beine weg. Im Wachturm erschien Licht in den schießschartenartigen Fenstern. Die Leibwächter waren wohl aufgewacht. Er machte sich keine Sorgen. Die Stadtwachen waren nah genug, als das sie ihrem Herrn noch rechtzeitig zur Flucht verhelfen konnten, dafür würde er schon sorgen. Und von den angeheuerten Kämpfern, würde es bestimmt keiner wagen, die Stadtwache anzugreifen oder gar zu töten. „Ich sagte doch, ihr solltet nicht versuchen zu fliehen“: sagte Tarrior und blickte abfällig auf den am Boden liegenden Dunmer. In seinem Rücken bewegte sich etwas. Jemand griff ihn von hinten an, er sah aus seinem Augenwinkel heraus. Statt sich wegzuducken, drehte er sich um, um näher an den Angreifer heran zukommen. Tatsächlich war es wieder der Diener. Tarrior griff blitzschnell nach der Hand, aber diesmal würde er sie nicht nur einfach verdrehen. Ein kurzer Ruck und Dreh und er brach sie dieses Mal. Schreiend stürzte der Dunmer zu Boden und er wandte sich wieder dem Ratsherrn zu. Dieser hatte nicht einmal versucht während der paar unbeobachteten Augenblicke zu fliehen. Und die Torwächter unternahmen auch jetzt nichts. Sie mussten wohl erkannt haben, wie die Wind stand. „Ihr habt es gehört. Sie werden euch mitnehmen. Es ist vorbei!“: stellte Tarrior das Unvermeidbare fest.

    „Nein bitte. Lasst mich gehen. Seht ihr nicht, dass ihr mich schon genug bestraft habt? Wichtige Papiere, Urkunden, Besitznachweise und auch Schmuck und Bargeld waren in dem Haus. Das ist mein Ruin. Bitte lasst mich gehen. Wenn man mir einen fairen Prozess macht, werden sie mich aufknüpfen“: flehte der Fürst. Es war eine Haltung die Tarrior von ihm nicht kannte und auch keinesfalls erwartet hatte. „Genug bestraft? Genug bestraft?! GENUG BESTRAFT?!“: brüllte Tarrior den Flehenden an. „Ihr und eure intrigante Frau habt mich ausgebotet. Ihr habt mir meinen Besitz genommen und im Rat gegen mich intrigiert. Und insbesondere ihr habt ein Massaker an unschuldigen und haustreuen Minenarbeitern zu verantworten und hättet den Tod weiterer Unschuldiger billigend in Kauf genommen und wofür das alles? Nur um eine Mine eurem Reichtum hinzufügen zu können!“: las Tarrior ihm seine Untaten vor. „Der Tod ist noch eine angenehme Strafe im Vergleich zu dem, was ich dir am liebsten angetan hätte“: fügte er dann noch an und verengte seine Augen, die im Schein des Feuers leuchteten, als würden sie ebenso brennen. „Warum sollte ich euch also verschonen!?“: fragte er dann nur rein rhetorisch, denn eigentlich war die Strafung durch das Hausgesetz und das Kaiserliche Gesetz für ihn bereits beschlossene Sache. „Ihr habt mir das Leben gerettet. Ihr hättet mich darin auch einfach sterben lassen können und sagen der Brand wäre ausgebrochen, als ich versucht habe zu fliehen und das ihr mich nicht mehr retten konntet, dennoch habt ihr mich gerettet. Allein schon deshalb würde ich in eurer Schuld stehen. Wenn ihr mich entkommen lasst, habt ihr erstrecht etwas gut. Ich verspreche euch, dass ich und meine Frau euch nicht länger im Weg stehen werden und außerdem wäre ich euch einen Gefallen schuldig. Bitte liefert mich nicht diesen Henkersknechten aus. Lasst mich gehen. Ich würde dieses Versprechen vor dem Tribunal beschwören. Übergebt mich nicht der Gefangenschaft und dem Tod“: flehte der Ratsherr weiter. Tarrior war regelrecht angewidert von dieser Unterwürfigkeit. Rethan hatte in diesem Moment vermutlich sämtliche Prinzipien und seine Würde über Bord geworfen, nur um sein Leben zu retten. Der Teil von Tarriors Geist der nach der größtmöglicher Strafung strebte und nach Vergeltung schrie, für alles was ihm und den Minenarbeiter angetan worden war und der rein logische Teil seiner Gedanken, der mögliche Vorteile aus dem Versprechen ableitete, stritten in ihm um die Vorherrschaft. Natürlich war nicht auszuschließen, dass Rethan jetzt alles Mögliche versprach um dem Strick oder einer sehr, sehr langen Haft zu entgehen. Womöglich würde er, erst einmal in Freiheit, nicht mehr zu seinem Wort stehen und gebrochene Versprechen waren bei den Hlaalu noch nie unüblich. Während sich die Stadtwache dem Gut langsam stark genähert hatte, dachte Tarrior darüber nach, ob er Fürst Rethan gehen lassen oder verdient in die Hände der städtischen Häscher fallen lassen sollte.

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