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Lehrling
Cyrodiil, bei Lipsand Tarn.
Kurz nach Mitternacht, Fenren hatte gerade eben sein Nachtlager fertig aufgebaut und wollte sich jetzt seine Eberkeule an der Feuerstelle braten als er Männer bemerkte, einer von trug eine Fackel, die den Berg hinauf kamen. Anscheinend wollten sie zur Ayleidenruine oberhalb von Fenrens Lager. Die Männer blieben vor dem stufenartigen Steinweg zur Ruine stehen, er wurde bemerkt. An der Zahl waren es drei und sie hielten bereits Waffen in ihren Händen und trugen Kettenharnische. Sie kamen näher zum Lager. Fenren sprang auf und brüllte den Männern entgegen:" Steckt eure Waffen weg, Ihr wollt euch doch nicht verletzten oder? Wer seid Ihr und was wollt Ihr? Die Männer blieben stehen und einer antwortete: Sagt uns zu erst wer Ihr seid, vorher werden wir einen Teufel tun. Ihr könntet einer von Ihnen sein!" "Ihnen? Wen meint ihr? Ich bin Fenren und stamme aus Skyrim!", rief Fenren. "Ein Nord, elende Barbaren.", murmelte einer der Männer. "Ihr seid anscheinend keiner von Ihnen, ich meine keiner von den Vampiren aus Lipsand Tarn.", rief der Vampirjäger zurück. "Vampire? Hier? Kommt näher und erzählt es mir!" Die Männer steckten ihre Waffen weg und kamen näher. Die Männer stammten ihrer dunklen Hautfarbe nach zu urteilen aus Hammerfell. Der Anführer begann Fenren von den Vampiren zu erzählen, während seine Kameraden sich am Lagerfeuer wärmten. "Ihr seid also gekommen und diese Vampire auszuräuchern. Ihr müsst starke Krieger sein um zu dritt einen ganzen Clan besiegen zu wollen." "Wir sind kampferprobte Kämpfer von der Kämpfergilde und wir haben den Auftrag Vampirasche für einen Magier in der Kaiserstadt zu sammeln, eine große Menge Asche. Ihr habt allerdings Recht, einen wilden Krieger des Nordens wie Ihr es seid, könnten wir gut gebrauchen. Wir beteiligen euch zu einem fairen Anteil am Gewinn, was sagt Ihr? Eure Klinge für uns und gegen die Vampirbrut!" "Ich brauche euer Gold nicht, doch ihr sollt meine Klinge haben. Ich würde nur zu gern diese Vampirbrut ausrotten!" "Gut, gut. Ich schlage vor mir betreten jetzt gleich die Ruine, wenn wir warten könnten uns die Vampire möglicherweise entdecken und ohne Überraschungsmoment auf unserer Seite sieht es schlecht aus." "Ihr habt natürlich nicht Unrecht, aber um Mitternacht Vampire angreifen? Wäre es nicht unter Tags besser? Ausserdem baute ich erst vor wenigen Minuten mein Lager auf und davor hatte ich eine beschwerliche Reise über die Berge bis hierher. Ich brauche Rast." Ein anderer Vampirjäger meldete sich zu Wort:" Wir müssen jetzt zu schlagen, jetzt! Lassen wir den müden Sack hier und stürmen die Ruine alleine, wir brauchen den Barbaren eh nicht." Der dritte Vampirjäger stimmte ihm zu. Der Anführer geriet ins Zweifeln:" Ihr habt meine Gefährten gehört, Nord. Jetzt oder nie! Zu Schade dass ihr kein Gold wollt, sonst würde ich nämlich euren Anteil erhöhen." "Nein, ohne mich. Ihr braucht meine Hilfe offenbar nicht und euer Gold könnt ihr euch sonst wo hinstecken." "Haltet den Mund, Barbar, oder ich stopfe ihn euch.", brüllte der zweite Vampirjäger zornig. Die anderen Jäger drehten sich darauf hin um und kehrten zurück zu den Stufen und verschwanden schließlich durch den Eingang von Lipsand Tarn. Fenren briet wieder seine Keule und machte es sich gemütlich. Er verschwendete keinen Gedanken mehr an die Rothwardonen bis auf den einen, dass er hoffentlich Ruhe haben würde vor den Vampiren, da sie mit den Jägern wohl genug zu tun hätten. Wenig später nickte Fenren ein und er erwachte wieder sehr früh am Morgen, er schätzte gegen 5 Uhr. Er hatte schlecht geschlafen und vorallem zu kurz. Die Sache mit den Vampiren beschäftigte ihn doch sehr und war neugierig was wohl aus den Rothwardonen geworden ist. "Kämpfen sie noch in den tiefen dieser Gruft, waren sie bereits siegreich oder liegen sie zerfetzt und blutleer dort unten?", dachte sich Fenren. Er stellte sich selbst vor die Wahl, entweder weiter zur nächsten Stadt oder Lipsand Tarn erkunden...
Geändert von Daniel Drinkwater (12.04.2009 um 19:01 Uhr)
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General
Cyrodill, Bruma; Wildnis; Kaiserstadt, Hafenviertel
Tarik entschied aufzubrechen, da er auf dem Weg zur Kaiserstadt noch genug Zeit zum Nachdenken hatte. Er bezahlte sein Frühstück und seine Unterkunft. Dann verließ er die Taverne und begab sich sofort zum nächsten Waffenschmied.
Ein kräftiges “Guten Morgen“ war von der anderen Seite des Raumes zu hören als Tarik die Schmiede betrat. Er entdeckte einen Nord, vielleicht anfang 30, ein wahrer Hüne. Er überragte Tarik um gut eineinhalb Köpfe. “Guten Morgen“, antwortete Tarik. “Ich hätte gern ein Schwert“……,der Nord viel ihm sofort ins Wort: “Tja, wieder ein Schwertkämpfer. Welches Schwert darf es denn sein? Normales Eisen, Stahl oder vielleicht doch Silber? Ich kann ihnen auch schöne Verzierungen drauf machen wenn sie darauf bestehen. “Sehe ich wirklich so reich aus?“, überlegte Tarik irritiert. “Nein nein, ich will keine Sonderanfertigung“, unterbrach ihn Tarik, “ich will nur ein normales Stahllangschwert.“ Der Nord blickte ich kurz an, dann nickte dieser und verließ den Raum durch eine Tür, die wohl zum Lager führen musste, wie Tarik vermutete.
Der Kaiserliche nutzte die Zeit um sich in dem Raum genauer umzusehen. Der Raum war nicht übermäßig groß. Gegenüber der Tür war der Ladentisch mit Auslegware. In einer anderen Ecke prasselte ein großes Kaminfeuer, trotzdem war es noch kühl im Zimmer. Der Rest des Raumes war mit Tischen und Regalen belegt, die die verschiedenste Waren des Schmiedes ausstellten.
Plötzlich waren schwere Stiefelschritte zu hören. Der Nord kehrte aus dem Lager zurück, in seinen Händen ein schönes Stahllangschwert. Tarik ging zum Ladentisch zurück und betrachtete das Stück sorgfältig. Ab und zu beobachtete er die Reaktionen des Nords. Jedoch konnte er keine auffälligen Reaktionen entdecken. Der Kaiserliche legte das Schwert wieder zurück und fragte: “Wie viel?“ Der Schmied schien kurz zu überlegen.“60 Septime.“ „50“, antwortete Tarik und sah den Schmied herausfordernd an. Dieser fing an zu lachen. “55.“ Der Kaiserliche war einverstanden und bezahlte die 55 Septime. Danach verabschiedete er sich und verließ den Laden.
Draußen angekommen ging Tarik zügig in Richtung der Ställe. Nach wenigen Minuten kam er dort an. Zum Glück stand der Stallbursche vor dem Stall und konnte ihm „sein Pferd“ wiedergeben. Der Kaiserliche bezahlte die Kosten für die Unterkunft und drückte dem Stallburschen noch 2 Septime extra in die Hand. Noch ehe dieser „Danke“ sagen konnte war Tarik schon auf sein Pferd gestiegen und in vollem Galopp los geritten.
Der Kaiserliche blieb auf der Straße, jedoch fragte er sich ob es überhaupt einen unterschied machte ob er auf der Straße oder im Gelände ritt. Der Schnee schien wie eine Decke, die die Landschaft von Bruma in weiß hüllte. Weiße Bäume ragten Himmelwärts und Felsen machten sich als kleine Hügel bemerkbar. Es hatte aufgehört zu schneien, ein glücklicher Zufall für Tarik, da so die Reise nicht noch mehr beschwert wurde. Tarik ließ dem Pferd keine ruhige Minute ehe er weiter ins Tal kam. Dort ließ Tarik das Pferd am nächsten Wasserlauf trinken. Er selbst nahm einen Schluck aus seiner Flasche und sah in die Ferne. “Heute schaffe ich es unmöglich bis in die Kaiserstadt. ich werde irgendwo an der Roten-Ringstraße rasten müssen.“ Tarik sammelte noch einige Pflanzen die er später würde gebrauchen können. Dann wartete er noch ein paar Augenblicke, ehe er sich wieder auf den Sattel schwang und seine Reise fortsetzte. “Das einzige Problem das ich habe, werden meine beiden Verfolger sein. Ich muss ihnen aus dem Weg gehen….zumindest so lange bis Isnaa und ihre Tochter aus der Stadt sind. Danach gibt es Tote.“ Das Pferd war erstaunlich ausdauernd und kurz bevor die Sonne vom Himmel verschwand, beschloss Tarik unter einem Baum sein Nachtlager aufzuschlagen. Er band das Pferd an den Baum und gab ihm Wasser. Danach kletterte er auf den Baum um dort zu schlafen. Tarik fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Schritte waren zu hören, ein Pferd wieherte, jemand flüsterte. Plötzlich schreckte Tarik auf und war hellwach. Er schaute nach unten und sah wie jemand sein Pferd stehlen wollte. “Was machen sie mit meinem Pferd?“, fragte der Kaiserliche. Die Person blieb wie angewurzelt stehen. Sie blickte ihn an und schien einen Moment zu zögern. Tarik griff nach seinem Schwert. Die Person fällte ihre Entscheidung und suchte, so schnell sie konnte, das Weite. Mit einem Stirnrunzeln sprang Tarik vom Baum, band das Pferd los und ritt in Richtung Kaiserstadt. Die weitere Reise verlief ereignislos und so erreichte der Kaiserliche sein Ziel zur Mittagsstunde. Er übergab sein Pferd dem Stallburschen und betrat die Kaiserstadt zusammen mit einer Gruppe von Tagelöhnern.
„Jetzt bin ich drin. Der Anfang des Finales nähert sich.“ Tarik fühlte Aufregung und Angst. Irgendetwas war im Gange und er war ein Teil dieses Vorgangs. So schnell wie es die Menschenmassen erlaubten durchquerte Tarik die Kaiserstadt Er achtete gar nicht auf das Treiben im Hafenviertel. Er suchte sofort Isnaa’s Hütte auf und klopfte.
Sie öffnete und als sie Tarik erkannte bat sie ihn herein. “Ich hatte dich schon fast abgeschrieben, aber du bist zurückgekehrt. Schnell es ist noch nicht zu spät.“ Sie führte Tarik in den Tunnel. “Ich werde etwas Kochen“, sagte Isnaa und ging in ihre Hütte zurück. Schnellen Schrittes betrat der Kaiserliche das Haus und wieder schlug ihm ein unangenehmer Geruch entgegen. Isnaa’s Tochter war schnell gefunden.
Tarik setzte sich neben das Bett und konzentrierte sich noch einmal um das erlernte Wissen um die Heilkunst wieder in sein Gedächtnis zu rufen. Dann begann er mit der Arbeit. Das hohe Fieber, welches er schon bim letzten Mall gefühlt hatte, war nur geringfügig besser geworden. Außerdem stellte er fest das das Mädchen schwer atmete. “Also was hilft gegen Fieber und Atemnot?“……., überlegte Tarik als ihn plötzlich jemand an der Schulter packte und eine vertraute Stimme zu ihm sprach: “Schnell du musst Isnaa helfen sie ist in Gefahr. ich kümmere mich um das Mädchen. Beschäftige deine Häscher so lange, das Isnaa fliehen kann. Ich bringe die beiden dann in Sicherheit.“ Tarik war irritiert, er kannte die Stimme, konnte sie aber keinem Gesicht zu ordnen. Er zögerte. “Du musst mir vertrauen. Ich kann Isnaa und ihrer Tochter helfen. Du musst mit deiner Vergangenheit abschließen!“
„Dann ist es also soweit…….“, murmelte Tarik und nickte dem Mann zu. Der Kaiserliche verließ das Heilhaus und ging durch den Tunnel zurück. Die letzten Meter schlich Tarik und als er durch die offene Tür spähte, wurde ihm die Brisanz der Situation bewusst.
In dem großen Raum standen an der einen Wand Ramon, der reiche Mann den er vor einigen Nächten bestohlen hatte und ein Nord, jeweils mit Langschwertern bewaffnet. Ihnen gegenüber stand eine total verängstigte Isnaa. “Ramon was soll das? Was wollt ihr von mir?“
Ramon antwortete: “Wir wollen Tarik. Sag uns wo Tarik ist oder du und deine Tochter ihr werdet sterben!“ „Warum wollt ihr Tarik, was hat er euch getan?“, fragte Isnaa. „Es sind Dinge geschehen die dich nichts angehen. Hier geht es um Stolz, Ehre und viel Geld“, sagte der Nord. Isnaa rührte sich keinen Zentimeter mehr. Sie starrte nur noch auf die 3 Personen.
„Also gut“, meinte der reiche Kaiserliche, „Ramon….töte sie!“ Dieser nickte nur und schritt auf Isnaa zu. Er holte gerade zum Todesstoß aus…..und verharrte mitten in der Bewegung.
Ramon schaute auf seinen Bauch, denn dort befand sich einen stählerne Klinge die ihm eine tiefe Wunde quer über den Bauch zugefügt hatte. Seine Augen folgten der Klinge und trafen schließlich auf Augen die Verachtung ausstrahlten. Die anderen beiden waren von der Aktion so erstaunt, dass sie nicht wussten was sie tun sollten. “Isnaa lauf zu deiner Tochter“, sagte Tarik. Sie starrte ihn fassungslos an. “Isnaa, lauf zu deiner Tochter“, wiederholte Tarik seinen Satz. Als die Kaiserliche sich immer noch nicht rührte, schüttelte Tarik sie mit der freien Hand. “JETZT BIST DU DES TODES!“, brüllten die anderen beiden und stürmten auf Tarik zu.“LAUF!“, schrie dieser Isnaa an. Sie schien wieder klar denken zu können. Isnaa betrachtete mit einem letzten zweifelnden Blick die groteske Situation, ehe sie durch den Tunnel verschwand. Der Nord wollte ihr nachsetzten, jedoch hinderte Tarik ihn mit einem Schwerthieb daran. Ramon sank auf den Boden und versuchte verzweifelt seine blutende Wunde mit den Händen zu zuhalten.“2 gegen 1, ein fairer Kampf“, dachte Tarik und parierte sogleich einen Hieb von dem Nord. Der Raum war zwar nicht klein, aber auch nicht so groß, als das man hätte problemlos darin kämpfen können. Mehrmals mussten die Kontrahenten darauf acht geben nicht über irgendwelche Möbelstücke zu fallen. Tarik hielt sich gut gegen seine beiden Widersacher, jedoch musste er feststellen, dass er den Kampf nicht ewig würde weiterführen können. Seine Gegner beherrschten die Klinge gut und hatten ihm auch einige Schnittwunden zugefügt. “Dann stellen wir sie auf die Probe.“ Tarik griff nun in seine Trickkiste und testete einige Finten. Manche kannten sie, aber bei einer reagierte der Nord nicht und so konnte Tarik ihn in die andere Seite des Raumes drängen. Der Kaiserliche wollte Tarik in den Rücken fallen, jedoch drehte er sich um seine eigene Achse und nutzte den Schwung für einen Konter. Der Kaiserliche konnte nicht mehr schnell genug reagieren und trotz einer Ausweichbewegung konnte Tarik ihm eine Schnittwunde in Brusthöhe zufügen. Tarik setzte nach und trat dem Kaiserlichen in den Bauch. Dann wandte er sich wieder dem Nord zu. Dieser schien Respekt zu zeigen und machte auch prompt einen Fehler. Tarik traf ihn und wollte ihn außer Gefecht setzten, als er den Kaiserlichen von hinten bemerkte. Er wollte gerade parieren, da spürte er einen Schmerz im Schwertarm. Er schaute nach rechts und entdeckte Ramon. Dann spürte er wie 2 weitere Schwerthiebe ihn trafen. Tarik ging auf die Knie.“ Nein, noch bin ich nicht fertig mit euch“, dachte er und wollte einen Angriff starten als ihn eine Faust hinten im Genick traf. Sofort wurde Tarik bewusstlos. “Jetzt haben sie mich“, war das letzte was ihm durch den Kopf ging…….
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Mythos
Westspalte, Balmora, Straßen / Ratshaus
Den ersten Eindruck, den Tarrior vor der Stadt in sich aufgenommen hatte, verstärkte sich jetzt noch zunehmend. Die Ratsstadt hatte sich seit seiner Abwesenheit in starkem Maße gewandelt. Zum Besseren wie er fand. Kriege schienen irgendwie die Leistung zu befördern und das Denken zu verändern. Die Stadt war im Laufe der Jahrhunderte des Friedens immer mehr verfallen. Die Wehranlagen hatte man weder erweitert, noch aktiv in Stand gehalten. Die Wachtürme hatten meist nur noch dekorativen Charakter gehabt oder hatten der Unterbringung der Stadtwache gedient. Eine konsequente Verteidigung war mit der halb verfallenen Stadtmauer sowieso nicht möglich gewesen, doch jetzt hatte man dessen Notwendigkeit wohl begriffen. Aus dem Zwang des Krieges heraus hatte man die bestehenden Wälle restauriert und sogar noch verstärkt und einige zusätzliche Wachtürme errichtet. Da die Hlaalu-Architektur wie in Morrowind üblich ohne Schmuck auskam, hatte man sie sehr schnell errichten können. Weiterhin hatte man zusätzliche Mauern eingezogen und die Torbögen zumindest auf der einen Seite mit einem Tor aus sehr dickem Holz gesichert. Derweil waren einige Bürger damit beschäftigt Stahlplatten anzubringen. Die nun dickeren Mauern boten jetzt genug Platz für Bogenschützen und einige abgerundete Zinnen, die man darauf platziert hatte, sorgten für zusätzlichen Schutz.
Tarrior fand, dass Balmoras jetzige Verteidigung wohl durchaus mit der Ald’ruhn konkurrieren konnte. Die Ratsstadt des Hauses Redoran war zwar an die Deadra gefallen, aber dank dieser Niederlage würde wohl der Rar auf alles gefasst sein. „Es wird wohl auch nötig sein um diesen gräulichen Feind und diesen Intrigen schmiedenden Kult endlich zu bezwingen“: dachte er und verfluchte die Mythische Morgenröte für die Rolle, die sie beim Fall Ald’ruhns gespielt haben musste. Sie konnten so viele Deadra töten wie sie konnten, aber diese waren unsterblich und konnten durch das nächste Tor zurück nach Nirn gelangen. Nur wenn sie den Kult, der für die Deadrische Invasion die Brücken baut, besiegten, konnten sie aufatmen. Sie mussten die Mehrunes Dagon Anbeter mit Stumpf und Stiel ausrotten. Aber wie sollte man sie so einfach unter der Bevölkerung finden, die sich zudem mit den großen Flüchtlingsströmen vermischt hatte. Über derartige Fragen machte sich Dunmer Gedanken, während er durch die alten Straßen ritt, auf denen geschäftiger Betrieb herrschte. Vor den Waffen- und Rüstungsgeschäften hatten sich Schlangen gebildet. Sicherlich wollten nur die Wenigsten ihre Waffen und Rüstungen reparieren lassen, die meisten deckten sich vermutlich für eine noch in der Zukunft liegende Belagerung der Stadt, oder irgendeine Reise durch gefährliches Territorium ein. Das Geschäft fahrender Händler florierte dadurch mit, denn viele gingen, wegen der langen Wartezeiten, lieber zu den improvisierten Ständen hier und dort in den Gassen. Große Säcke mit Vorräten wurden von eifrigen Dunmern in großen Zügen durch die Straßen geschleppt und an die Bevölkerung verteilt. Wahrscheinlich war Balmoras Versorgung durch den Verlust der Eierminen und den Bauernaufstand ebenfalls stark beeinträchtigt worden. Man konnte daher eigentlich noch von Glück reden, dass die Deadra sich noch im Inneren der Insel austobten.
Wenn die Westspalte, mit den restlichen Farmen und Minen, in die Hände der Deadra fallen würde, dann könnte es zu verheerenden Engpässen kommen. Auf dem Weg zu dem Stall etwas am Stadtrand von Balmora kam er an der Taverne „Acht Teller“ vorbei. Draußen an der Tür hing ein Aushang, der den Auftritt der bekannten Spielmannstruppe „Deus Infernum“ ankündigte. Tarrior erinnerte sich verschwommen an die ungewöhnliche Gruppe aus zwei Aschländern, zwei Redoranern und einem ehemaligen Kriegswappenträger. Sie reisten soweit er wusste seit drei Jahren regelmäßig durch ganz Morrowind und waren recht bekannt. Tarrior interessierte das eher weniger und er ritt weiter. „Zumindest dürfte es das Volk ein wenig beruhigen“: dachte er dennoch. Dann erreichte er auch schon den Stahl etwas unterhalb des oberen Viertels, in dem die Reichen und Mächtigen der Stadt residierten und in dem sich auch die große Ratshalle befand. Er drückte einem Stalljungen 10 Draken für die Unterbringung des Tieres in die Hand und war dann schon auf dem Weg zum Rat. Da er selbst Ratsmitglied war, sollte es sogar seine Pflicht sein, sich um das Haus zu bemühen. Womöglich konnte er mit etwas behilflich sein und wenn nicht, dann würde er sowieso bald nach Caldera weiterreisen. Die Invasion war schließlich kein Grund seine Pläne zu ändern, vor allem da Behram ihn immer noch mit Beweisen in der Hinterhand bei der kurzen Leine hielt. Sein vordringlichstes Ziel würde es zunächst sein, seine Plantage gegen die Deadra zu wappnen. Sollten sie in Mar Gaan durchbrechen, dann würden sie sich wohl wie eine brennende Flut über die Westspalte ergießen und alles in Blut ertrinken lassen. Die Plantagen, seine eigene unter anderem und die dort lebenden Besitzer und Bauern wären gegen diese Übermacht sogut wie chancenlos. Für den Fall des Falles musste alles für eine schnelle Evakuierung bereit sein. Auch Gilluk musste er noch warnen. Er würde es sich niemals verzeihen, sollte dem Argonier, den er als Freund schätzte, etwas zu stoßen.
Er machte sich eine gedankliche Notiz einen der Ratsherren zu fragen, ob er nicht etwas Platz für die Flüchtlinge erübrigen könnte, wenn es denn soweit käme. Tarrior stieg die große Treppe hoch, die man ebenfalls wieder in Stand gesetzt hatte. Zuvor war sie ausgetreten und brüchig gewesen, doch jetzt war sie erstaunlich gut in Schuss. „Nunja wenn man die Stadt wieder auf Vordermann bringt, kann man ja gleich mal an allen Stellen nachbessern“: dachte er belustigt, doch seine Stimmung schwang wieder um, als er den Tempel entdeckte. Das Stein gewordene Symbol des Glaubens an das Tribunal zu seiner Rechten, verursachte ihm gewisse Übelkeit. Die Abneigung gegen den Tempel saß bei ihm noch immer sehr tief. Er hatte instinktiv gelernt den Tempel zu hassen. Er machte auch selten einen Hehl daraus, aber er entschied sich es in Zukunft nicht zu übertreiben. Womöglich würden sie ihn dann noch für ein Mitglied der Mythischen Morgenröte halten. Zwar war er das nicht, aber in gewisserweise dennoch ein Ketzer. Er ließ den Tempelbau schnell hinter sich und bog auf den großen Platz ein. Noch immer bildete der saubere Platz mit den zwei Bäumen einen wunderschönen Kontrast zu der Unterstadt, die hinter ihm lag. Dieser Ort war stets ein Ort der Ruhe. Hin und wieder schlenderten hier nur die Adligen mit ihren Dienern vorbei um etwas Luft zu schnappen, ansonsten saßen sie in den Ratshallen, oder in ihren Häusern und kümmerten sich um wichtige Angelegenheiten des Fürstenhauses. Daher war es hier meist ruhig und friedfertig. Das Einzige was etwas Stress hier her bringen konnte, waren die Boten, mit ihren wichtigen Neuigkeiten aus den verschiedenen Regionen der Inseln. Tarrior sah jetzt sogar drei von ihnen in nicht allzu großen Abständen, während er langsam und gemütlich über den Platz schlenderte und die frische Luft genoss. Es schien, als wäre die Krise hier noch nicht angekommen, obwohl die Aufregung und Nervosität in der Stadt und die vermutlich hitzig geführten Debatten in der Ratskammer die Wahrheit offenbarten. Er wandte seinen Blick noch einmal gen Himmel und atmete tief ein, dann betrat er das Ratshaus.
Im selben Augenblick, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bestätigte sich sein Verdacht. Ein wahrer Pulk von Abgesandten, Bittstellern, Wortführern, Militärs und anderen hatte sich in der Eingangshalle versammelten und diskutierten angeregt und auch sehr lautstark miteinander. Die Dunmerin, die für die Verwaltung der Ratshalle zuständig war, der Name war Tarrior entfallen, hatte alle Mühe damit jede Person und jedes Anliegen in ein großes Buch aufzunehmen. Sie schwitzte und ihr Atem ging schnell. Jetzt wo er sich einige Momente in dem Raum befand, konnte Tarrior es ebenfalls spüren. Die Luft war warm und feucht regelrecht schwül. Die Luft war eindeutig verbraucht und roch nicht gut. Die vielen Leute hier auf engem Raum sorgten dafür. Die Frau saß hinter einem niedrigen Tisch und war über dutzende Papiere und ihr Buch gebeugt. Ihre Augen konnten den Bewegungen der Feder in ihrer Hand kaum folgen und wirkten ziellos und erschöpft. Eine Traube aus Kaiserlichen, Dunmern und einem Rothwardonen umdrängten sich und sprachen durcheinander. Sie gab sich offensichtlich nicht die geringste Mühe zu verstehen, was die Männer und Frauen sagten. Tarrior bekam am Rande mit, dass sie sich darum stritten, wer als nächstes an der Reihe wäre. Er entschied sich diesen Streit kurzerhand zu beenden und drängte sich nach vorne. Ohne großes Federlesen schob er den Rothwardonen und eine Kaiserliche zur Seite und schob sich damit direkt an die Spitze. Zunächst wollen sie Einwände gegen das harsche Vordrängeln vorbringen, doch Tarrior kümmerte sich nicht um sie, sondern legte sich lieber einen geschäftig klingenden Tonfall zurecht.
„Ich bin hier um an der Ratsversammlung teilzunehmen“: sprach er die Frau hinter dem Schreibtisch an. Die Leute hinter ihm verstummten, als sie mitbekamen, dass er ein Ratsmitglied sei. Die Frau schien ihn zunächst nicht bemerkt zu haben. Sie schrieb noch einen Satz zu Ende und setze einen abschließenden Punkt und schaute lustlos aus ihren müden Augen auf. Dann weiteten sich diese plötzlich, als sie ihr Gegenüber erkannte. „Serjo Gildres! Ihr hier? Es ist mir eine Freude euch zu begrüßen“: begrüßte sie ihn und verhaspelte sich in Überraschung mehrmals. „Wir haben euch lange nicht gesehen. Es ist viel passiert. Man wird froh sein, dass ihr wieder da seid. Jetzt ist jedes Ratsmitglied selbst gefragt. Ihr könnt natürlich sofort passieren“: fuhrt sie fort. „Ja es ist für mich auch schön wieder hier zu sein und was den Rat angeht, genau deswegen bin ich hier. Die Deadra scheinen ja schon tief in unserem Land zu stehen. Nun dann will ich den Rat nicht weiter warten lassen“: sagte er und wandte sich ab. Kaum hatte er sich einige Schritte entfernt, stürmten die Bittsteller wieder auf die Dunmerin ein. Jetzt fiel Tarrior auch wieder ihr Name ein. „Nileno Dorvayn“: kramte er aus seinen Erinnerungen und lenkte seine Schritte in Richtung Treppe, die in den zweiten Stock und damit in den Ratssaal führen würde. Zwei Hlaalu-Wächter, die vermutlich die vielen Gesandten zurückhalten sollten, hielten ihn kurz auf. Tarrior nannte kurz seinen Namen und er wurde umgehend durchgelassen. Er stieg die Treppe nach oben und als er durch die nächste Tür getreten war, fand er sich auch schon in der Ratskammer wieder. Er platzte regelrecht herein, denn der Rat tagte bereits angeregt. Ein paar Stühle waren leer unter anderem auch der von Meister Bero. Die Menge verstummte, als er eingetreten war. Es fiel kein Wort, als er um den großen Tisch herum ging und auch nicht als er auf seinem Stuhl neben Carnius Curio Platz nahm.
Der junge Kaiserliche hatte vor zwei, oder waren es drei Jahre, den Platz seines Vaters eingenommen. Tarrior hatte weder Carnius wunderlichen Großvater Crassius noch seinen, dem Glücksspiel verfallenen, Vater Carius sonderlich gemocht. Sie waren dekadent und hatten sich eher wenig um die Angelegenheiten des Hauses bemüht. Crassius konnte man zumindest zugute halten, dass er ein Förderer der Künste gewesen war, obwohl sein eigen geschriebenes Theaterstück, nunja sehr speziell war. Carnius hingegen, der soweit er wusste, einen Großteil seines Lebens bei der Ost-Kaiserlichen Handelsgilde verbracht hatte, war ein würdiger Hlaalu-Vertreter. Er hatte Geschäftssinn und führte ein einträgliches Handelsgeschäft. Er konnte sich vorstellen, dass die Krise den Profit noch mal kräftig erhöht hat, denn es bestand inzwischen ein regelrechter Großbedarf an Waren aller Art. Angefangen bei Nahrungsmitteln bis hin zu Waffen und Rüstungen, oder die Rohstoffe aus denen sie gefertigt werden. Die Stimmen des Rates setzten langsam wieder ein, aber einige schauten ihn noch verwundert an. Man diskutierte noch kurz das bereits angeschnittene Thema zu Ende, dann richtete der Wortführer das Wort an ihn selbst.
„Möchten wir jetzt Tarrior Gildres begrüßen“: verkündete er und es kam zustimmendes Gemurmel. „Wollt ihr ein paar Worte an den Rat richten, oder ein weiteres Thema einbringen?“: fragte der Mann, ein Kaiserlicher, das Protokoll einhaltend. Er verneinte, denn er wollte zunächst einmal hören was die anderen zu besprechen hatten. Morrowind bezüglich hatte er sowieso nichts beizusteuern. Doch dazu kam es nicht. Ein anderer Dunmer, den Tarrior als Abgesandten des Stadtherren von Suran identifizierte, richtete eine Frage an ihn: „Herr Gildres gestattet mir doch eine Frage. Man hat lange nichts von euch gehört. Was habt ihr in der Zwischenzeit getan?“ Ihm fiel sofort der misstrauische Tonfall des Abgesandten auf. „Ich war in Cyrodiil. Einige dringende Angelegenheiten hatten mich dorthin geführt. Ich kam erst vor wenigen Tagen wieder in Vvardenfell an und war über die derzeitige Lage tief erschüttert“: gab er zu Protokoll. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn einige eifrige Schreiberinnen notierten alle Gesagte. Als das Wort Cyrodiil gefallen war, sogen viele erstaunt die Luft ein. „Ich hatte angenommen Meister Bero hätte es euch berichtet, zumindest hatte ich von ihm einige Schreiben in Cyrodiil erhalten, in denen es um Ratsangelegenheiten ging“: zeigte er sich verwundert, scheinbar hatte man es nicht für nötig befunden zu sagen das er in Cyrodiil war. „Dann wart ihr es also, der für das große Fest vor ein paar Monden den Alkohol geliefert hatte“: stellte ein anderes Ratsmitglied fest. „Das stimmt“: sagte er und wunderte sich wirklich, warum es niemand für nötig befunden hatte zu erwähnen, dass er der Lieferant in Cyrodiil gewesen war. „Nunja dann möchten wir uns gewiss noch bei Herrn Gildres für seinen Einsatz zur Beruhigung des Volkes bedanken“: schlug der Sprachführer vor und wieder erklang zustimmendes Gemurmel. Gewiss wollte der Mann wieder die Aufmerksamkeit auf die eigentlichen Themen der Sitzung lenken, doch das war ihm nicht vergönnt. Wieder meldete sich jemand zu Wort. „Wart ihr in Kvatch gewesen?“: fragte der Herr der Stadt Gnaar Mok. Auch hier konnte er zustimmen, obwohl die Erinnerungen nicht gerade schön waren. „Bitte berichtet uns davon“: bat er und Tarrior begann zu erzählen.
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General
Cyrodill, Irgendwo in einem Verließ
Tarik spürte Vibrationen. “Wo bin ich? Bin ich tot?“ Er hatte keine Ahnung wo er war. Er spürte Vibrationen und gedämpfte Geräusche drangen an sein Ohr. Er konnte nicht sagen was für Geräusche es waren, für ihn waren sie alle gleich. “Bin ich gerade auf dem Weg ins Jenseits?“ Die Geräusche und die Vibrationen verschwanden. Etwas warmes kam ihm ganz nahe. “Oder bin ich auf dem Weg nach Oblivion?“ Bei dem Gedanken daran standen seine Nackenhärchen senkrecht. Die Wärme verschwand wieder, die Geräusche und Vibrationen setzten wieder ein. “Bin ich tot?“ Diese Frage ging im nicht aus dem Kopf. Tarik versuchte diese Frage zu verdängen. Stattdessen versuchte er sich daran zu erinnern was als letztes geschehen war. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte es nicht.
Irgendwann hörten die Vibrationen und Geräusche wieder auf. Tarik fühlte sich wie im Traum. Es wurde warm und er wurde gepackt. Etwas trug ihn. Verschwommen blickte er durch eine Art Tunnel des schwarze Ränder seine Sicht noch weiter einschränkten. Etwas wurde hochgezogen, dann hallten Schritte. Mal wurde es heller, dann wieder dunkler, dann wieder heller. Dinge wurden geöffnet und wieder geschlossen. Andere Geräusche drangen an seine Ohren. Plötzlich, Stille.
Die Stille verschwand wieder und Tarik fühlte das irgendetwas mit ihm gemacht wurde, nur konnte er nicht sagen was. Er wurde angehoben…….Stille.
Ein Sonnenstrahl traf Tarik im Gesicht. “Es ist so schön. Ich muss im Paradies sein.“, dachte er und wollte gar nicht aufstehen. “Ich fühle mich so gut nach dem Kampf und……..der Kampf!“, dachte er erschrocken und wachte auf. Tarik blickte sich um. Im Paradies war er nicht. Jedenfalls definierte er eine vergitterte Zelle, ein Heulager und ein kleines, ebenfalls vergittertes, Fenster nicht als Paradies. Jetzt erinnerte sich der Kaiserliche an die Ereignisse. “Ich habe gegen sie gekämpft, dann haben sie mich überwältigt. Ich hätte Ramon töten sollen, dann wären die anderen erledigt gewesen. Aber ich konnte es nicht tun……weil Isnaa da war? Weil Ramon ihr Halbbruder ist?“, überlegte Tarik und war sich nicht sicher warum er diesem Sohn einer Ratte nicht gleich den Kopf abgeschlagen hatte. “Ich muss in einem Versteck sein. Entweder eine alte Festung, eine verlassen Ruine oder eine Höhle. Und damit bin ich in der Gewalt meiner Häscher.“ Tarik resignierte. Er hatte jetzt ein ganz großes Problem und er wusste nicht wie er da wieder raus kommen sollte. “Ich habe keine Ahnung was sie mit mir machen. Sie werden irgendetwas von mir wissen wollen und wenn sie die Information haben, werden sie mich töten. Nur was wollen sie von mir? Ich habe fest damit gerechnet, dass sie mich einfach nur töten wollen. Aber wieso wollen sie mich töten?.........Ich weiß es nicht mehr. Das alles ist so lange her. Ich vermute aber es hat irgendwas mit meiner Zeit in Morrowind zu tun…….und meiner Mitgliedschaft in der Dunklen Bruderschaft.“ Bei dem Gedanken an diese Zeit schüttelte er den Kopf und fragte sich warum um alles in der Welt er dieser Organisation beigetreten war. Nach kurzer Zeit des Nachdenkens gab er sich selbst die Antwort: “Um Sicherheit zu haben. Ich dachte: Egal was passiert, bei dieser Organisation kann ich es aushalten. Diese Annahme erwies sich als falsch. Irgendjemand hat mich dort angeschwärzt. Und das alles nur weil ich als Söldner gearbeitet habe. Als Söldner in Morrowind. Wenn wir nicht gejagt worden wären, wären wir wahrscheinlich immer noch dort. Und wenn ich damals meinem Onkel nicht gefolgt wäre, wäre ich in Kvatch geblieben und jetzt wohl schon tot.“ Er schüttelte noch einmal seinen Kopf. “Alles ist besser als hier zu sitzen und auf seinen Tod zu warten.“
Tarik schreckte hoch. Er musste eingeschlafen sein, ansonsten hätte er die Person bemerkt die jetzt vor seiner Zelle stand. Seine Stimmung sank als der Kaiserliche erkannte wer da vor ihm stand und die Zellentür geöffnet hatte: Ramon. “Los, beweg dich!“, schnauzte er Tarik an. Widerwillig erhob sich Tarik und verließ die Zelle, dicht gefolgt von Ramon der ein Kurzschwert gezogen hatte. Flankiert wurden die Beiden von 2 Skelettwächtern. Die seltsame Gruppe setzte sich in Bewegung. Auf dem Weg zu ihrem Ziel beobachtete Tarik die ganzen schlichten Gänge und versuchte sich so viel wie möglich einzuprägen. Er hegte die noch kleine Hoffnung dieses Gemäuer irgendwie zu verlassen und dann würde ihm das Wissen über diese Gänge noch nützlich sein. Nach unzähligen Abzweigungen und Türen betraten sie einen kreisförmigen Raum. Tarik ließ den Blick schweifen und stellte fest, dass im Abstand von 5 Schritt weitere Türen angebracht waren. “Ein wahres Labyrinth“, dachte er. Dem Kaiserlichen vielen die seltsamen Linien auf dem Boden auf. Er konnte keine Ordnung darin erkennen. Viel Zeit um darüber nachzudenken blieb ihm auch nicht. Er wurde auf einen alten steinernen Thron gesetzt, dann wurde er gefesselt. Tarik fragte sich, ob dies das Ende wäre. Entgegen seiner Vermutung war dies nicht das Ende. 3 weitere Männer traten an ihn heran und setzten sich im Halbkreis vor den Thron, einschließlich Ramon. “Wer seid ihr? Was soll das hier? Was wollt ihr von mir?“, fragte Tarik die 4 Männer.
„Alles der Reihe nach“, begann der Mann ganz links. Er war schwarz gewandet und als Tarik näher hinsah, erkannte er die Robe. Der Mann lachte. “Ganz richtig. Ich bin ein Totenbeschwörer und heiße Jerandir. Ramon neben mir kennst du ja bereits. Tarik betrachtete den schäbig gekleideten Kaiserlichen mit Verachtung. “Die Person ganz rechts müsste dir auch bekannt sein. Martus, der Mann in dessen Haus du eingebrochen bist und der dich in der Dunklen Bruderschaft angeschwärzt hat. Martus trug Reise Kleidung. Sie war jedoch nicht wie die einfacheren Ausführungen, sondern aus feineren Stoffen und kleinen Stickereien besetzt. Tarik vermutetete, dass sie aus Gold bestanden.“ Und die Person neben Martus heißt Varus.“ Tarik schaute den Nord etwas verwirrt an. Er trug eine Stahlrüstung und hatte die Kriegsaxt an seinen Stuhl gelehnt. Tarik wollte eine Frage ansetzten aber Jerandir fuhr fort: “Nun ich will Rache für meinen Freund Isgaron und ich will wissen wo Phelas wohnt. Dieser Verräter soll dafür bezahlen das er die Seiten gewechselt hat!“
Nun meldete sich Martus zu Wort: “Ich habe deinen Erfolg in der Dunklen Bruderschaft beneidet! Ich wollte Ruhigsteller einer der Sprecher werden. Aber dich haben sie vorgezogen da du besser wärst wie ich. Daher habe ich dich angeschwärzt. Es hat auch soweit funktioniert, nur hast du die Attentate überlebt. Als du dann für tot erklärt wurdest, habe ich das nicht so recht geglaubt und dich nebenbei noch gesucht. Und dann habe ich gefunden.“
Varus, der Nord, mischte sich in das Gespräch ein: “Du und die Söldnergruppe, der du angehört hast, ihr habt meine Brüder und meinen Vater getötet. In eurem letzten Auftrag habt ihr meinen Vater getötet. Meine Brüder schworen Rache und haben euch mit anderen Verfolgt. Leider hast du überlebt und meine Brüder sind gestorben. Da ich der einzige bin, der von meiner Familie noch lebt, will ich Rache für meinen ermordete Familie!“
„Ich will nur das Geld. Dein Onkel versteckte einst irgendwo in Morrowind, genauer gesagt auf Vvardenfell, eine Kiste mit wertvollem Inhalt. Für jeden von uns ist etwas Wertvolles darin, in vielseitiger Weise“, meinte Ramon.
Tarik brachte kein Wort hervor. „Das Schicksal, die Götter oder wer auch immer meint es nicht gut mit mir. Ich habe 4 Todfeinde. Und jeder will etwas anderes, nur eines wollen alle gemeinsam: Diese Kiste. Nur kann ich mich nicht an eine Kiste entsinnen“, dachte Tarik und sah die 4 vor ihm schweigend an. “Und?“, fragte Varus, „wo ist die Kiste?“ „Ich kann mich an keine Kiste entsinnen“, entgegnete Tarik. Varus wurde sauer. “Wo ist die Kiste!?“, fragte er wieder, aber dieses mal in schärferem Tonfall. “Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete Tarik wahrheitsgemäß. Die anderen schienen es für eine Lüge zu halten.
Jerandir nickte Varus zu. Scheinbar hatten sie ihr vorgehen abgesprochen. Der Nord stand auf, trat 2 Schritte vor und im nächsten Moment spürte Tarik eine Faust im Gesicht. Varus hatte ihm auf die Nase geschlagen. “Wo ist die Kiste?“, fragte dieses mal Martus. “Ich weiß es nicht“, entgegnete Tarik. Jerandir nickte und Varus schlug wieder zu. “Wo ist Phelas?“, fragte Jerandir. “Das geht dich einen feuchten Dreck an!“, erwiderte Tarik. Ramon trat ihn gegen sein Schienbein. So ging diese Prozedur die ganze Zeit weiter. Es wurden die immer gleichen Fragen gestellt. Und jedes Mal gab Tarik die gleiche Antwort. Nach jeder Antwort erhielt Tarik Schläge von Varus oder Tritte von Ramon. Die Tritte trafen ihn meistens an den Schienbeinen oder an den Fußgelenken. Die Schläge prasselten entweder auf seinen Kopf, seinen Oberkörper oder seine Schultern. Doch sie konnten Tarik die Antworten nicht entlocken. Über den Wohnort von Phelas schwieg er wie Grab und wo die Kiste war wusste er sowieso nicht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit brachen die 4 Männer das Verhör ab. Sie hatten Tarik übel zugesetzt. Es floss Blut aus seiner Nase, Blut sammelte sich in seinem Mund und am restlichen Körper hatte er viele blaue Flecken. “Schafft ihn in seine Zelle“, befahl Jerandir. Varus band den Kaiserlichen los und warf ihn über seine Schulter wie einen Sack Kartoffeln. Ramon nahm etwas in die Hand und gemeinsam gingen beide zu Tarik’s Zelle zurück. Tarik selbst bekam vom Rückweg nicht viel mit.
Als sie ihn schließlich in seiner Zelle absetzten und Ramon ihm eine Schüssel und einen Krug hinstellte, konnte er wieder halbwegs klar denken. Wut machte sich in Tarik breit und gerade als der Nord die Zelle verlassen wollte, spuckte Tarik ihm eine Ladung Blut ins Gesicht. Er heult auf und fasste sich in sein Gesicht. “Scheinbar habe ich seine Augen getroffen“, dachte Tarik und spuckte den Rest Blut in Ramon’s Gesicht. Auch dieser heult auf. Halb blind stolperten Beide aus der Zelle und schlossen sie ab. “ Morgen zahlen wir dir diese Aktion heim!“, sagte Varus mir ärgerlicher Stimme. Beide ließen Tarik alleine in seiner Zelle und gingen zurück. “Das war ein Bruchteil von dem was ihr mir angetan habt“, dachte der Kaiserliche und spuckte eine weitere Ladung Blut vor seine Zelle.
Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. Mühsam zog sich Tarik zu der Schüssel und betrachtete deren Inhalt: Ein Stück gebratenes Fleisch, ein Apfel und ein Stück Brot. In dem Krug war Wasser. “Na ja, immerhin geben sie mir etwas zu essen“, dachte Tarik und begann zu essen. Wobei er immer wieder Blut spuckte.
Als Tarik den Apfel aß, wurde ihm klar wieso sie ihm dieses Essen gaben. “Sie foltern mich um an Informationen zu kommen und auch aus Rache. Nur brauchen sie die Informationen. Solange sie sie nicht haben, werden sie mich am Leben lassen.“ Bei diesem Gedanken grinste er und aß das letzte Stück Apfel. Er hatte sich noch etwas Brot und Wasser für später aufgehoben. Total erschöpft und müde legte Tarik sich auf sein Heulager, deckte sich mit seinem Mantel und Stroh zu und schlief langsam ein. “Die entscheidende Frage ist: Wie lange werde ich durchhalten? Diese Schläge und Tritte sind bestimmt nicht die einzige Methode……“, mit dieser Überlegung umfing ihn der Schlaf vollkommen.
Geändert von Skyter 21 (15.04.2009 um 14:02 Uhr)
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General
Morrowind, Vvardenfell vor 5 Jahren; Cyrodill, Irgendwo in einem Versteck
Die Schiffsfahrt war lang gewesen. Zu lang für Tariks Geschmack und auch zu lang für den Rest der 8-köpfigen Gruppe. Einige von ihnen waren während der ganzen Reise Seekrank gewesen. Unglücklicherweise schafften es manche nicht immer rechtzeitig bis zur Rehling. Dementsprechend war die Geruchsbelästigung irgendwann so groß geworden, dass Tarik sich so lange wie möglich am Deck aufgehalten hatte. Nun war das alles vergessen. Das Schiff hatte Vvardenfell erreicht und nun stand die Gruppe im Hafen von Ebenherz. Zwar waren manche noch etwas wackelig auf den Beinen, aber sie erholten sich schnell. Tarik, der bis jetzt nicht viel von der Welt gesehen hatte,(an Stros M’ Kai konnte er sich kaum noch erinnern, ansonsten hatte er sich in Kvatch und im Umland selbiger Stadt aufgehalten. Das nibenesische Hochland kannte er fast wie seine Westentasche, aber viel neues passierte dort nicht.), war beeindruckt von der Statue die in der Mitte des Platzes stand. “Das ist die Drachstatue, beeindruckend nicht wahr?“, flüsterte sein Onkel. Tarik nickte nur, er tat sich schwer damit nicht die ganze Zeit auf diese Statue zu schauen. “Los komm, wir müssen weiter“, meinte sein Onkel und die Gruppe setzte sich in Bewegung. Wohin sie gingen interessierte Tarik kaum. Er bestaunte diese Stadt und beobachtete das Treiben. Im Hafen lagen viele Schiffe und es herrschte geschäftiges Treiben. Der Platz war voll von Waren und Menschen. Im nächsten Viertel war das Treiben nicht mehr so groß. Man sah viele edel gekleidete Leute und Dienstboten, aber auch Leute aus dem Hafen. Sie folgten einem Strom von Menschen und als sie das Gebäude betraten, wusste Tarik wo sie waren: Sie waren in einem Gasthaus.
Das Gasthaus war auch um diese frühe Stunde gut gefüllt. Die Gruppe suchte sich einen freien Tisch etwas abseits des Einganges und nahm dort Platz. Nach kurzer Zeit kam die Bedienung und alle bestellten sich das Frühstück. Tarik saß mit dem Rücken zur Wand und betrachtete die Gruppe eingehend. Links neben ihm saß sein Onkel. Ein Mann, ende 40, athletischer Körperbau, genau so groß wie Tarik und ein listiger Kämpfer. Seinen richtigen Name hatte er nicht erfahren, er wurde einfach nur „der Wolf“ genannt. Neben seinem Onkel saß ebenfalls ein Kaiserlicher, mitte 40, mit leichtem Bauchansatz, aber ebenso listenreich wie sein Onkel. Sein Name war Titus. Titus und sein Onkel waren die Gründer dieser Söldnergruppe gewesen. Die Beiden waren schon seit über 20 Jahren im Geschäft. Wenn man irgendeine Dummheit begehen wollte, fragte man sie vorher. Rechts neben Tarik saß Wulfgar. Ebenfalls ein Kaiserlicher. Wulfgar war ein Hüne, mindestens 2 Meter groß, 30 Jahre alt und hatte Muskeln die ihm die schnelle Führung einer Kriegsaxt erlaubten. Er hatte Grips im Kopf und die Kombination aus Stärke und Klugheit machten ihn zu jemandem den man besser nicht herausforderte, es sei denn man wollte sterben. Neben Wulfgar saß ein Bretone namens Arden. Er war der Heiler in Gruppe. Er kannte sich mit Verletzungen und Krankheiten aller Art aus. Gegenüber von Tarik saß Firun, ein Waldelf, und der beste Bogenschütze in ihrer Gruppe. Links neben Firun saß Alen, ebenfalls ein Waldelf, nur das er sich auf eine lautlosere Art der Tötung spezialisiert hatte. Er benutzte Waffen die sich leicht verstecken ließen. Rechts neben Firun saß ein Rothwadone namens Leandir. Er war der mit abstand beste Schwertkämpfer in der Gruppe. Und zu letzt war da noch er selbst. Tarik ein junger 18 jähriger Kaiserlicher, frisch von der Ausbildung, noch keinerlei Kampferfahrung oder sonstiges. Diese bunt gemischte Söldnergruppe war gerade in Vvardenfell angekommen und wartete auf ihr Frühstück.
Als selbiges von der Bedienung serviert worden war, begutachtete Tarik seinen Teller und sah mit einem fragenden Blick seinen Onkel an. Dieser war bereits am essen und als Tarik bemerkte, sagte er: “Das sind gebratene Kwama-Eier, mit gebratenen Aschekartoffeln. Dazu gibt es Wasser und Tee.“ Immer noch leicht irritiert fing Tarik an zu essen. “Es schmeckt gut, hört sich aber seltsam an“, dachte er. Eine Weile aß jeder schweigend sein Frühstück, ehe Leandir das Wort ergriff: “Wir sind jetzt in Vvardenfell, genauer gesagt in Ebenherz. Also ganz weit im Süden. Wohin gehen wir?“ Schweigen erfüllte den Tisch für einige Momente. “Tarik braucht erst einmal eine anständige Ausrüstung“, meinte der Wolf. “Da hast du Recht, ich wäre dafür, dass wir per Boot nach Vivec reisen und von dort aus den Schlickschreiter nach Balmora nehmen. Dort kann Tarik sich dann eine Ausrüstung zulegen und wir werden dort wahrscheinlich einen Auftrag bekommen“, sagte Titus. Die anderen nickten zustimmend. “Warum kann er sich seine Ausrüstung nicht in Vivec kaufen?“, fragte Wulfgar. “Nein Wulfgar, nicht in Vivec, du weißt warum“, meinte Firun. “Ich vergaß“, murmelte Wulfgar und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. Die Gruppe verweilte noch eine Weile in dem Gasthaus, wobei verschiedene Themen diskutiert wurden. Tarik saß einfach nur da und hörte zu. “Was ist mit Vivec? Was ist ein Schlickschreiter?“, fragte er sich. Sie bezahlten ihr Frühstück, dann verließ die Gruppe das Gasthaus und ging wieder in Richtung Hafen.
Als die Gruppe am Hafen ankam, schien sie nach irgendetwas zu suchen, jedoch wusste Tarik nicht nach was. “Nach was suchen wir?“, fragte er. “Wir suchen jemanden der uns per Boot nach Vivec fährt“, antwortete Wulfgar. Tarik nickte und schaute sich das rege Treiben im Hafen an, welches sich scheinbar noch verstärkt hatte. Er sah nur Menschen. Ehe der Kaiserliche Einzelheiten erkennen konnte, zog in Wulfgar hinter sich her. “Träum nicht, wenn wir uns hier verlieren, dann viel Spaß“, meinte dieser. Sie erreichten ein Boot mittlere Größe. Titus schien mit dem Bootsbesitzer letzte Details zu klären. Schließlich nickte der Dunmer. Münzen wechselten ihre Besitzer und kurz darauf setzte sich das Boot in Bewegung.
Der Hafen wurde immer kleiner, schließlich verschwand er….
Am späten Nachmittag erreichten sie Balmora. Die Fahrten mit dem Boot und dem Schlickschreiter waren ruhig verlaufen und es gab keine Zwischenfälle. “Die Geschäfte haben noch geöffnet. Mein Vorschlag: Wir teilen uns auf und treffen uns wieder hier“, meinte Titus. Der Vorschlag fand Zustimmung. “Tarik, folge mir“, sagte sein Onkel. Tarik folgte ihm durch die Stadt. Er hatte kaum Zeit den, für ihn vollkommen neuen, Baustil zu betrachten. “Pass auf, wir gehen jetzt ins nächste Geschäft rein und dort kannst du dir dann eine Rüstung kaufen. Du bevorzugst doch leichte Rüstung, oder?“, fragte sein Onkel. “Ja das tue ich. Und was ist mit Waffen?“, meinte er.“ „Die Kaufen wir in einem anderen Geschäft“, sagte sein Onkel knapp und sie traten in das Geschäft.
Der Besitzer grüßte sie knapp. “Was darf es denn sein?“ Sie erwiderten den Gruß. “Wir brauche eine leichte Rüstung, für ihn“, antwortete der Wolf. Der Besitzer nickte und schnappte sich ein Maßband. Er maß Tariks Größe und verschwand im Lager. Jetzt war der etwas enge Raum leer. Einmal abgesehen von Tarik, seinem Onkel und einer seltsamen Person in sandfarbener Rüstung. Sie wirkte wie eine Statue, ehe sie Tariks starrenden Blick erwiderte indem sie ihren Kopf leicht drehte. Ein wenig verschreckt wandte dieser den Blick ab. Sein Onkel flüsterte ihm zu: “Das ist eine Haalu-Wache. Überall in der Stadt sind solche Wächter. Pass also auf was du tust.“ „Gibt es noch andere Wächter?“, fragte Tarik. “Erkläre ich dir später“, meinte sein Onkel. Viel gab es nicht zu sehen. Ein paar Regale mit Auslegware und den Ladentisch. Der Raum wurde von Fackeln und Kerzen erhellt. Einzig ein kleines Fenster verriet welche Tageszeit draußen herrschte. Der Besitzer kehrte mit einer Rüstung zurück, die völlig anders war als erwartet. “Was ist das für in Material?“, fragte Tarik. “Chitin“, meinte der Besitzer. “Geschmolzene Insektenpanzer“, sagte sein Onkel. “Eine Rüstung aus Insektenpanzer?“, fragte Tarik ungläubig. “Sie ist sehr widerstandsfähig, aber billig“, sagte sein Onkel. Tarik nickte. “Probieren sie die Rüstung an, sie müsste ihnen passen“, sagte der Besitzer. Der Kaiserliche tat wie geheißen und tatsächlich die Rüstung passte. “Die nehme ich“, meinte Tarik. Er bezahlte den Preis, dann verließen sie das Geschäft.
Sie mussten sich nur wenige Meter durch das Getümmel schlagen, ehe sie in ein weiteres Geschäft eintraten. Dieses Mal grüßte der Besitzer nicht. “Was darf es sein?“, fragte er leicht gereizt. “Ein Schwert“, sagte Tarik. Der Besitzer griff unter den Tisch und legte drei Schwerter auf den Tisch. Eines sah seltsam aus, das zweite war aus Eisen und das letzte aus Stahl. Tarik begutachtete alle Schwerter. “Nimm nicht das erste. Es ist aus Chitin. Waffen aus Chitin taugen nicht viel“, flüsterte sein Onkel. Tarik nickte und besah sich die anderen beiden Schwerter. Das aus Eisen wies Kerben auf. Das dritte aus Stahl war in Ordnung. Ich nehme das Schwert aus Stahl. Der Besitzer schnaubte. “War klar, dass du das neue nimmst“, sagte der Besitzer und nannte einen unverschämten Preis. Nun schaltete sich der Wolf, Tariks Onkel, ein: “Ich habe dir mindestens 3mal dein Leben gerettet. Ich hoffe du erinnerst dich an den Wolf“, sagte sein Onkel. Das Gesicht des Besitzers veränderte sich schlagartig und er nannte sofort einen vernünftigen Preis. Tarik bezahlte und stellte fest das sein Geld gerade noch für eine Übernachtung reichen würde. “Einen Auftrag holen wir uns morgen“, sagte sein Onkel und blickte amüsiert in Tarik’s fast leeren Lederbeutel. Sie verließen das Geschäft und gingen zum vereinbarten Treffpunkt zurück.
Nach kurzer Zeit trafen auch die anderen Mitglieder der Gruppe wieder ein. Sie betraten das nächste Gasthaus und mieteten sich für die Nacht ein. Dann bezogen sie ihre Zimmer und legten ihre Sachen ab. Am frühen Abend kamen alle im Schankraum zusammen. Das Abendessen und viel Alkohol wurden bestellt. Der Abend wurde lang. Es wurde gegessen, getrunken und gelacht. Später erzählten sie Geschichten über sich und andere. Tarik war nicht mehr in der Lage Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.
Irgendwann stand er auf und wankte in sein Zimmer. Dort ließ er sich in sein Bett fallen und schlief sofort, mit dem Gedanken an den nächsten Tag, ein.
Tarik wachte auf und war verwirrt. Seine Umgebung hatte sich seit seinem Schlaf extrem verändert. Das hölzerne, warme Zimmer war einer feuchten und kalten Zelle gewichen. “Was ist passiert?“, fragte er sich. Der Kaiserliche brauchte einen Moment um zu realisieren was geschehen war. “Das war ein Traum, ein Traum von meinem ersten Tag in Vvardenfell. Der Traum war deutlich, aber ich kann mich nicht an alles erinnern“, dachte er.
Tarik stand auf, aß den Apfel und trank den Rest des Wassers. Danach setzte er sich auf sein Heulager. “Wie lange bin ich wohl schon hier? Ein paar Stunden oder vielleicht schon Tage?“
Es machte keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen, da er hier unten jegliches Zeitgefühl verloren hatte.
Plötzlich waren Schritte zu hören. “Also beginnt es von neuem“, dachte Tarik und wappnete sich für das was ihm bevor stand.
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Mythos
Westspalte, Balmora, Ratshaus / Taverne „Acht Teller“
Tarriors Bericht war längstens zu Ende genau wie die eigentliche Sitzung, dennoch saß er noch in der Ratskammer. Nach seinem Bericht hatte der Wortführer die Sitzung doch noch wieder an sich reißen können und die restlichen Themen im Schnelldurchlauf durchgesprochen. Die Aufmerksamkeit der Ratsmitglieder hatte er jedoch nicht mehr gehabt. Diese waren nur noch halb bei der Sache. Da es nur um banale Dinge wie Handelsvereinbarungen und –beschränkungen gegangen war, war dies auch nicht weiter schlimm. „Aber wie hätten sie sich auch noch darauf konzentrieren sollen“: fand Tarrior, schließlich hatte er zuvor einen erschreckenden Bericht über das zerstörte Kvatch geliefert. Viele der Anwesenden mussten befürchten, das die Städte die unter ihrer Kontrolle standen genauso enden würden. Doch jetzt wo er sich die Gesichter derer anschaute, die ihn weiterhin mit Fragen bombardierten, fiel ihm auf, dass viele Ratsmitglieder nicht persönlich hier waren, sondern ihre Abgesandten. Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein. Die Ratsmitglieder waren ja in den Städten und Siedlungen unterwegs um die Bevölkerung zu beruhigen. Das der Rat so aber auf Dauer funktionieren konnte, hielt er für sehr unwahrscheinlich. „Fast Telvanni-Verhältnisse“: fand er. Die eitlen Magier benutzten schließlich ihre Sprecher um miteinander zu kommunizieren und um für sie die Ratsangelegenheiten zu regeln. Der einzige Grund warum dieses System bisher nicht gescheitert war, so Tarriors Meinung, dass die Magier sich sowieso nicht für die Angelegenheiten außerhalb ihrer Gebiete interessierten und daher den Sprechern freie Hand ließen. Wichtige Angelegenheiten besprach man nur im kleinen Rahmen. Seiner Meinung nach waren die Hexenmeister fast eben so gut im Hintergehen und Pläne schmieden, wie sein eigenes Haus. Wo er gerade an das Wort Haus dachte, fiel ihm wieder etwas ein.
„Schluss jetzt. Ich bin sicher die Lage in Morrowind sollte uns mehr interessieren, als jene in Cyrodiil“: brachte er die nervigen Fragensteller zum Schweigen. Er sah jedem einmal kurz in die Augen und richtete das Wort nun seinerseits an den Rat. „Da die Sitzung beendet ist, würde ich gerne eine Frage außerhalb des Protokolls stellen“: begann er, dann fuhr er nach kurzem Schweigen fort: „Nördlich von Caldera gibt es eine gewisse Zahl gut gehender Plantagen. Ich nehme mal an, dass sie einen wichtigen Beitrag zu Balmoras Versorgung mit Nahrungsmitteln leisten. Zu diesen Plantagen zählt auch eine die mir gehört. Wir wären Narren, wenn wir glauben die Redoraner würden die Deadra ewig in Mar Gaan aufhalten. Wenn sie in die Westspalte vorrücken, dürften diese Plantagen zu ihren ersten Opfern gehören. Ich möchte daher konkret die persönliche Frage einbringen, wer bereit wäre die Besitzer und Bewohner der Plantagen in seiner Stadt oder seiner Siedlung aufzunehmen?“ Betretnes Schweigen erfüllte den Raum plötzlich. Die Ratsmitglieder musterten ihn mit verschiedenen Blicken. Niemand schien noch mehr Flüchtlinge bei sich aufnehmen zu wollen. Er konnte sie sogar ein bisschen verstehen. Noch mehr Leute bedeuteten Ärger, vor allem da die Lage alles andere als entspannt war. Ein Volksaufstand war wirklich das letzte, zudem schlugen auch Gesichtspunkte der Nahrungsversorgung zu Buche. „Niemand?“: fragte er in die Runde und wählte einen bewusst anklagenden Tonfall für dieses eine Wort um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen. Dann als er schon gar nicht mehr mit einer Reaktion gerechnet hätte, reckte sich ein Arm zaghaft in die Höhe. Zwei Dunmer, nach ihren Wappen scheinbar zwei Abgesandte aus Vivec, traten zur Seite und gaben den Blick auf den Dorfherren der Siedlung Hla Oad frei.
„Besser als nichts“: dachte Tarrior und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Ich wäre bereit sie aufzunehmen, aber sie müssten natürlich mit heraus fahren zum Fischen und im Sumpf Kräuter sammeln und natürlich die Hütten instand halten. Da wir nur ein kleines Dorf sind, wird es vermutlich auch nötig, dass sie ein paar neue Hütten bauen“: erklärte sich der Mann bereit. Tarrior hatte gerüchteweise gehört, das dieser Dunmer mit Namen Guran Redtong tief in Geschäfte mit der Cammona Tong verwickelt sei. „Aber immer noch besser als gar nichts“: fand Tarrior. „Die Leute scheuen sicherlich keine harte Arbeit. Ich danke dir für euer Angebot. Da ich bald nach Caldera und dann zu meiner Plantage reisen werde, kann ich die dortigen Plantagen selbst instruieren. Ich möchte hiermit noch sagen, dass wir uns auch andere Versorgungswege offen halten sollten, denn ohne die Westspalte könnten sie Balmora aushungern. Die drohenden Bauernaufstände sollten auch zu denken geben. Ich beantrage hiermit, das alternative Versorgungsmöglichkeiten zum Thema der nächsten Ratssitzung werden“: bedankte er sich zunächst und wandte sich dann wieder an den ganzen Rat. Der Wortführer notierte es geschäftig auf einem Blatt Papier und schloss es in einen Schreibtisch ein.
„Liebe Freunde. Ich bin sehr erschöpft. Und ihr habt sicherlich seit heute Morgen Ratssitzung um Ratssitzung abgehalten. Wir können also gewiss alle eine Pause vertragen“: schlug er vor und er stieß auf Zustimmung. Zusammen verließ die Ratsversammlung dann die Ratskammer und ging die Treppe hinunter. Noch immer standen Bittsteller und dergleichen dort, aber der große Andrang abgenommen. Dafür war ein Haufen, den Tarrior noch wesentlich kleiner in Erinnerung hatte, plötzlich um einiges gewachsen. Nileno kam zu ihnen herüber gerannt und nahm sich jemanden aus ihrer Gruppe zur Seite und führte ihn hinüber zu dem Stapel. „Herr Gildres!“: rief er, als Tarrior fast schon draußen war. Er blieb stehen und wandte sich um und verdrehte dabei sichtlich die Augen. „Was gibt es noch?“: fragte er und gab sich Mühe nicht genervt zu klingen. Der Mann, ein Dunmer, kam zu ihm hinüber. „Ich hätte einen Vorschlag für euch. Mietet euch doch im „Acht Teller“ ein. Ich muss mit euch noch etwas Wichtiges besprechen. Es könnte um die Zukunft von Haus Hlaalu gehen“: sagte er. Tarrior überlegte und nickte dann knapp. „Gut dann treffen wir uns heute Abend im Schankraum“: sagte er und ohne eine Reaktion abzuwarten, war er schon wieder bei Nileno. Tarrior schüttelte den Kopf und ging. „Unverschämtheit“: dachte er, als er über den Platz vor dem Ratshaus ging. Er schlug den Weg direkt in die Innenstadt ein und verließ das obere Viertel über die große Treppe. Bis zum Abend waren es noch gute zwei bis drei Stunden. Die Sonne stand zwar niedrig, aber noch hatte der Sonnenuntergang nicht begonnen. Daher entschied er sich dazu, vorher noch der Buchhändlerin einen Besuch abzustatten. Doch er hatte kein Glück. Der Laden hatte früher geschlossen als sonst. Ein Zettel an der Tür verwies wieder auf den Auftritt im „Acht Teller“ am heutigen Abend. „Acht Teller? Heute Abend“: ging es ihm dabei durch den Kopf. „Da hat er sich ja einen guten Ort für das Treffen ausgesucht“: dachte er dabei zynisch, denn sie würden gewiss keine Ruhe für ein Gespräch finden. Wenn er es recht bedachte, sollte er sich lieber gleich einmieten, womöglich gab es sonst keine Zimmer mehr.
Eine bekannte Spielmannstruppe wie „DEUS Infernum“ zog nun einmal Leute aus der ganzen Region an. Vor allem in diesen Zeiten war Unterhaltung ein seltenes Gut. Da nutzte man jede Möglichkeit, die man kriegen konnte. Tarrior selbst hatte noch nie viel für Musik übrig gehabt. Zwar lauschte auch er ab und an gern den Klängen von Flöten oder Lauten, aber sein musste es nicht. Musik erfüllte seiner Meinung nach keinen tieferen oder produktiven Zweck, sondern diente allein der eigenen Freude daran. Einen Sinn konnte er wirklich nur in der jetzigen Situation erkennen, lenkte der Auftritt doch von den alltäglichen Problemen ab und hielt die Bürger von Gedanken an Aufstände und dergleichen ab. „Womöglich will er mit mir reden, aber gleichzeitig nicht den Auftritt verpassen“: mutmaßte Tarrior über die Beweggründe ein wichtiges Gespräch in die laute Atmosphäre eines solchen Abends zu verlegen. Am liebsten hätte er sich ja in die Südwall-Taverne verzogen. Sie lag am Stadtrand, war meistens nie überfüllt und man schnappte das Ein oder Andere Gerücht auf. Womöglich waren auch Flüchtlinge unter den Gästen und man konnte etwas über die Lage im Innern der Insel erfahren. Auch stiegen oft fahrende Händler im Südwall ab, da ihnen die anderen Herbergen und Tavernen der Stadt zu teuer waren. Sie kamen oft auch aus weit entfernt liegenden Ecken der Insel, zum Beispiel dem Gebiet der Telvanni und wussten auch interessante Dinge zu berichten. Tarrior ging eigentlich nur zum Trinken ins „Südwall“.
Wenn er in Balmora war, logierte er eigentlich immer in der Ratstaverne, aber der Alkohol im Südwall war billig und man kam dort auch an „spezielle“ Sachen heran. Außerdem musste man nicht so penibel darauf achten, wen man im Rausch anblaffte. Die meisten Gäste in der Ratstaverne gehörten der Cammona Tong an und die nahmen Beleidigungen in der Regel sehr persönlich und einem sehr übel. Tarrior hat schlecht Lust eines Morgens bei den Fischen im Odai aufzuwachen, also hatte er sich auf die Südwall-Taverne verlegt. Der allgemeine Umgangston war dort schon rauer. Man nahm einem auch nicht gleich jeden Satz übel und eigentlich konnte er sich ja auch beherrschen. Nur die Cammona Tong waren da sehr empfindlich. „Die kommen ganz nach den Redoranern und sind hypersensibel, wenn es um ihre Ehre geht“: dachte er und verdrehte innerlich die Augen. Schließlich was konnten sie schon erwarten, denn sie waren Banditen, Diebe, Schmuggler und Sklavenhändler. Wie sollte man sie da schon behandeln? Bei diesem Gedanken erreichte er gerade das „Acht Teller“ und trat ein.
Einige Leute schienen sich schon einen Platz gesichert zu haben der Raum war halbvoll und dabei hatte man noch zusätzliche Tische, Stühle und auch Bänke aufgestellt. Die wenigsten aßen etwas, weshalb Tarrior darauf schloss, das die meisten nur wegen dem Auftritt gekommen waren. Sämtliche Tische in der ersten und zweiten Reihe, wenn man das so sehen wollte, waren besetzt. Er ging hinüber zum Wirt hinter seiner Theke. Er füllte gerade einige Humpen mit Bier und ein paar Gläser mit Sujamma oder Matze ab, die beiden Getränke sahen sich recht ähnlich. „Seid gegrüßt ich würde gerne ein Zimmer mieten“: brachte er sein Anliegen vor. Der Wirt gebot ihm mit einer Geste, noch etwas zu warten. Er füllte noch den letzten Becher und stellte sie auf ein Tablett, dann brachte er es zu den Tischen und den unruhig wartenden Kunden. „Ja mein Herr. Es sind noch ein paar Zimmer frei. Seit sich herumgesprochen hat, das eine Spielmannstruppe hier auftritt, da wurden es schnell weniger“: sagte er schon im Zurückkommen. „Wie viel?“: fragte Tarrior knapp. Er hatte ein ungutes Gefühl, das sich umgehend bestätigt. „60 Draken“: verlangte der Wirt ebenso knapp. „60 Draken?!“: stieß der Dunmer hervor. „Scheinbar nimmt jeder die Krise zum Anlass für Wucher“: ließ er verlauten. „Nunja das ist jetzt halt der Preis. In den anderen Herbergen wäre es günstiger gewesen, aber die Zimmer dort sind belegt. Da das Angebot knapp ist und wir hier zudem auch noch die bekannte Spielmannstruppe DEUS Infernum bieten... da ergeben sich halt höhere Preise“: erklärte der Wirt. Tarrior war entsetzt. „Aber wenn die anderen Tavernen bereits belegt sind, hat es auch keinen großen Sinn sich zu verweigern“: überlegte er. Er seufzte und legte das Geld auf den Tisch. „Vielen Dank mein Herr. Ihr werdet es nicht bereuen. Und als kleinen Ausgleich könnt ihr euch einen Tisch aussuchen, an dem ihr während des Auftrittes sitzen wollt“: versprach der Wirt. Tarrior sah sich um. Er nahm einen Tisch irgendwo in der hinteren Mitte von dem man nur einen mäßigen Blick auf die improvisierte Bühne hatte. Er war ja schließlich auch nicht wegen der Musik, sondern wegen einem Geschäftstreffen hier. Zwar guckte der Wirt etwas verwirrt, da es noch wesentlich bessere Tische gab, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ihr sollt ihn bekommen. Ich werde ihn freihalten“: sagte er und überreichte ihm den Zimmerschlüssel. „Vergesst nicht das ist die Miete für einen Tag. Wollt ihr länger bleiben, brauche ich nochmals 60 Draken. Das Essen müsst ihr übrigens noch extra bezahlen“: erklärte der Wirt. Tarrior hatte nur desinteressiert genickt und war dann auf sein Zimmer gegangen. „Verfluchtet Wucher!“: hatte er immer wieder vor sich hin genuschelt.
Erst als es draußen richtig dunkel und im Schankraum lauter geworden war, hatte er es wieder verlassen. Er hatte ein kurzes Schläfchen gemacht und in einem Buch gelesen, das er auf dem Zimmer gefunden hatte. Es war ein Band aus dieser sehr erfolgreichen Geschichtsreihe „Ein Tanz im Feuer“ gewesen. Da er die Geschichte schon kannte, hatte er mehr oder minder lustlos darin herum geblättert, sich die Bilder angesehen und ein paar Textstellen gelesen ohne die Wörter richtig zu erfassen. Seine Gedanken eher bei dem Treffen mit dem Ratsherrn, bei dem es nach seiner Aussage um die Zukunft von Haus Hlaalu gehen sollte. Er orderte beim Wirt etwas zu Essen für weitere 10 Draken und setzte sich dann an den reservierten Tisch. Etwa zeitgleich mit seinem Essen kam auch der Dunmer, der mit ihm reden wollte. Er hatte Tarrior anhand der leuchtend roten Haare schon weitem erkannt und sich direkt zu ihm begeben. „Oh wie wunderbar ihr habt noch einen Tisch bekommen. Ich will lieber nicht wissen, wie lange ihr hier hattet warten müssen“: sagte der Mann als er den Tisch gekommen war. „Das war nicht besonders schwierig gewesen. Der Wirt hat mich als Entschädigung für den hohen Zimmerpreis einen Tisch auswählen lassen. Er hat ihn dann frei gehalten“: erklärte er. „Ihr konntet wählen? Und da habt ihr keinen besseren Tisch genommen?“: fragte der Ratsherr erstaunt.
„Ja. Ich bin kein großer Musikliebhaber, noch bin ich Fan dieser... Spielmannstruppe“: gab er zu. „Oh ich wusste nicht... Entschuldigt ich dachte ihr wäret einer. Hier in Balmora sind die Leute wie aus dem Häuschen und selbst der Rat wollte hierher kommen. Die meisten Mitglieder waren richtig unglücklich darüber, dass noch wichtige Dinge zu erledigen waren. Hätte ich das gewusst. Hätte ich das Treffen an einem anderen Ort abgehalten. Ich dachte bloß ihr würdet den Auftritt auf keinen Fall verpassen wollen“: entschuldigte er sich. Tarrior holte tief Luft. „Na das war ja dann wohl nichts“: dachte er, doch sagte: „Ihr habt es ja nur gut gemeint. Danke für eure Aufmerksamkeit.“ Dann setzte er ein gekünsteltes Lächeln auf. „Sie bauen gerade erst ihre Instrumente auf. Ich denke mit etwas Glück ist noch genug Zeit euer Anliegen zu besprechen, bevor es losgeht. Es schien ja ziemlich wichtig zu sein, was ihr mir zusagen habt“: schlug er vor. „Gewiss ist es das. Der Rat nimmt das Thema, meiner Meinung nach, nicht ernst genug. Es geht um Balmoras Versorgungslage. Da ihr das als Gesprächsthema auf der nächsten Ratssitzung angeregt habt, dachte ich, dass ihr mir vielleicht helfen könntet“: leitete der Mann das Gespräch ein. „Ich hatte das Gefühl der Rat würde das Thema durchaus ernst nehmen. Worum geht es genau?“: fragte Tarrior nun nach. „Ihr müsst wissen, dass ich dem Rat eigentlich nicht direkt angehöre. Ich eben nur aus Gründen der Versorgung Balmoras an den Sitzungen teil. Ich bin Junai Gandrahit, Verwalter der Shulk Eiermine. Ihr wisst sicherlich, dass wir einen Gutteil des Bedarfes der Stadt decken, aufgrund der Nähe. Der Kontakt zur Mine ist vor einigen Tagen abgerissen und Boten die ich geschickt habe, sind nicht zurückgekehrt. Ich brauche jemanden der herausfindet was dort los ist. Der Rat nimmt die Gefahr eines Versorgungseinbruchs wegen der Plantagen in der Westspalte nicht ernst genug, als das sie eine bewaffnete Gruppe erübrigen würden, aber wenn, wie ihr sagtet, im Norden die Produktion einbricht, dann ist Balmora ohne Nahrung“: berichtete der Minenverwalter.
„Ich verstehe. Aber was hätte ich davon wenn ich euch helfe. Versteht mich nicht falsch, aber ich bin schließlich nicht der Tempel“: fragte er. „Ich würde eure Tat gegenüber dem Rat natürlich erwähnen. In Balmora währet ihr dann ein Held, sollten uns die Deadra tatsächlich von der Versorgung abschneiden. Und natürlich würde ich mich das auch einige Draken kosten lassen, schließlich steht auch meine Reputation auf Messers Schneide. Wenn ich die Sache mit der Mine nicht selbst gelöst bekomme, wird man mich wohl als Verwalter absetzen und einer der Ratsherren wird wohl der neue Herr der Eiermine. Ihr würdet mir wirklich sehr helfen“: erläuterte Junai Tarriors Vorteile. Er musste zugeben, die Aussichten waren gut. Was sollte er machen? Dem Minenverwalter helfen, oder nicht? Während er noch überlegte begannen DEUS Infernum sich, mit einfachen Melodien, warm zu spielen.
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“
Die Klänge die im Hintergrund ertönten, schienen sein Denken anzuregen. Einen Moment nur genoss er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, den leichten und unbeschwerten Takt und die Töne, die Sackpfeifen, Lauten und Trommeln verursachten. Schlussendlich hatte er sich dann entschieden. „Ich werde euch helfen“: versprach er. Zum einen hatten ihm die aufgezählten Vorteile zugesagt, zum anderen hatte er natürlich ein gesteigertes Interesse daran, wenn Vvardenfell nicht in die Hände der Deadra fiel. Eine Pauschallösung für die Invasion hatte bisher niemand gefunden. Ebenso wusste niemand wie lange es dauern würde bis, oder ob überhaupt, die Deadra zurückgeschlagen werden konnten. Sie hatten sich als hartnäckig und verheerend erwiesen. Außerdem wusste er aus Cyrodiil, das auf ein geschlossenes Tor bald ein neues folgen konnte. Irgendetwas hatte die Barriere zwischen Nirn und dem Reich des Vergessens durchlässig werden lassen, wenn nicht gar zerstört. Irgendetwas war geschehen und hatte den Deadra Tor und Tür geöffnet. Dauerhafte Tore nach Oblivion waren bisher undenkbar gewesen, doch die Mythische Morgenröte konnte aufgrund der geschwächten Barriere frei agieren und dutzende Tore im ganzen Reich öffnen. Hier zählte nun jede Provinz und jeder Distrikt für sich alleine. Und wohin sollte er gehen, wenn die Deadra alles zerstören würden. Er würde sich zwar nicht im Kampf opfern, das konnten andere erledigen, aber war durchaus bereit seinen Teil zu leisen. Und dazu zählte nun einmal, dass er die Versorgung von Balmora sicherstellte. Was auch immer in der Mine passiert war, er würde sie wieder zum Laufen bringen. „Das ist wirklich großartig. Ich danke euch“: freute sich Junai Gandrahit, der Minenverwalter, wie ein kleines Kind. „Aber könnt ihr mir, nicht noch ein wenig mehr über die Mine erzählen?“: fragte Tarrior, dem die bisherigen Informationen etwas sehr knapp bemessen waren.
„Nein es tut mir Leid. Viel mehr Informationen habe ich auch nicht. Der Kontakt riss vor einer Woche ab und die Boten sind nicht wieder aufgetaucht. Das hatte ich ja bereits erwähnt, aber mehr weis ich auch nicht“: gestand er ein. „Habt ihr eine Vermutung, was dafür verantwortlich sein könnte?“: fragte Tarrior. „Nein nur Spekulationen. Ich habe selbst schon darüber gedacht, doch in Anbetracht der Sachlage könnte es alles Mögliche sein. Von Deadra bis hin zu Banditen halte ich alles für wahrscheinlich“: antwortete der Minenverwalter. „Wenn ich einen konkreten Verdacht gehabt hätte, dann hätte ich den Rat gewiss überzeugen können, aber so...“: fügte er noch an. „Mich verwundert das der Rat die Sache einfach hingenommen hat, obwohl offensichtlich ist, dass etwas nicht stimmt“: wunderte sich Tarrior. „Na ja man vermutete nur einen Höhleneinsturz oder etwas derart banales dahinter und glaubte der Aufseher dort, wollte noch keine Meldung machen um nicht dafür verantwortlich gemacht zu werden. Außerdem wollte man die Truppen auf die Verteidigung der Pässe ins Aschland und zur Verstärkung der redoranischen Garnison in Mar Gaan, sowie natürlich der Vergrößerung der Garnison hier einsetzen. Eine Untersuchung der dortigen Vorkommnisse wäre wohl nur eine unnötige zusätzliche Belastung gewesen“: berichtete er und mehr als einmal konnte man leichten Zorn in der Stimme hören. „Ich verstehe. Der Rat will zwar nicht reagieren, aber wenn etwas schief gehen sollte, seit ihr derjenige, der über die Klinge springen muss“: fasste Tarrior zusammen und sein Gegenüber nickte. Derweil nahmen die Melodien im Hintergrund langsam ein erkennbareres Muster an. „Sie scheinen mit Warmspielen fertig zu sein“: dachte er. „Da wir nicht wissen, weshalb die Boten nicht durchgekommen sind, sollte ich vorsichtig sein“: dachte er nun laut.
„Ja das würde ich auch sagen. Ich habe zwar einen Kundschafter den Fluss absuchen lassen und er hat keine Leichen gefunden, aber das muss ja erstmal nichts heißen. Und was die Mine angeht. Egal wer oder was dahinter steckt, ich möchte, dass die Sache vollständig geklärt wird. Einige Ratsherren sind scharf auf die Mine und das seit mir das Haus die Verwaltung übertragen hat. Ein Vorfall wie dieser und sie haben endlich einen Grund mich abzusägen. Es ist sehr wichtig...“: machte er eindringlich klar. Tarrior hatte derweil begonnen die Melodie mitzusummen, irgendwie begann ihm die Musik zu gefallen. Sie war irgendwie wild, nicht erdrückend schwer, sondern einfach leicht und schnell. Sie ging gut ins Ohr wie er fand. „Keine Sorge, dass wofür ich mich einsetze, wird von mir auch gewissenhaft ausgeführt. Zumal ich ja auch von der Belohnung profitiere und meinen Vorteil aus der Aufklärung ziehe. Also seid unbesorgt, was auch immer da den Ablauf stört, wird restlos beseitigt. So oder so“: schwor er. Einen Moment trat ein nachdenklicher Ausdruck in das Gesicht von Junai. Er schien zu überlegen, was Tarrior mit so oder so gemeint hatte. Doch dieser hatte sich bereits wieder abgewandt und sah zu wie letzte Vorbereitungen getroffen worden, während die Gruppe eine einfache Melodie nach der anderen zum Besten gab. Es waren großteilig die Melodien bekannter dunmerischer Volkslieder und auch einige Waisen der Aschländer. Beides recht trommellastig, aber es gefiel ihm. Es weckte Erinnerungen. Seine Mutter hatte ihm, als Kind, immer diese alten Lieder vorgesungen. Er murmelte den Text mit und sah sich den erstaunten Blicken seines Gesprächspartners gegenüber. Er selbst hatte es gar nicht bemerkt, aber jetzt war es ihm irgendwie peinlich und er rettete sich auf ein schiefes Lächeln.
„Ich dachte ihr hättet keinen Sinn für Musik“: sagte er mit fragendem Tonfall. „Ich wusste ja nicht, dass sie auch derart alte Melodien spielen. Es weckt gute Erinnerungen“: antwortete er. „Na ja sie bringen immer zum Einspielen was Volkstümliches. Wenn es richtig losgeht, dann spielen sie auch eigene Melodien“: erklärte Junai. In diesem Moment fiel ihm auf, dass er sein Essen gar nicht angerührt hatte. Er tippte kurz mit dem Finger auf das Stück Bratfleisch und stellte fest, dass es glücklicherweise noch lauwarm war. „Ich wollte euch schon fragen, ob er es gar nicht mehr essen wolltet. Scheinbar habe ich euch mit meinen Problemen abgelenkt“: stellte der Minenverwalter an dieser Stelle fest. „Ja das scheint mir auch so. Wenn das alles war, dann würde ich mich zumindest für den Abend zurückziehen“: bat Tarrior. Der Verwalter legte den Kopf etwas schief. „Gewiss alles was ich zu der Sache mit der Mine sagen konnte, ist gesagt. Aber ich würde euch empfehlen. Bleibt hier unten und seht euch den Auftritt an. In diesen schlimmen Zeiten können wir alle etwas Aufmunterung vertragen. Aber dann solltet ihr euch mit eurem Essen lieber an den Tresen setzen. Ich habe leider keine Zeit hierfür. Ich muss noch mit einigen anderen Leuten sprechen, die sich um die Rationsausgabe kümmern. Aber genießt ihr doch die Veranstaltung“: sagte er und verabschiedete sich. Das „Warum“, weswegen er sich an den Tresen setzen sollte, ließ er offen. Er sah dem Verwalter nach, wie er das „Acht Teller“ verließ und zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte er sich das ganze nicht ansehen, noch anhören wollen, aber nun war er schon einmal hier und sonst weiter nichts zu tun, als auf den nächsten Tag zu warten. Er schnappte sich seinen Teller und ging hinüber zum Wirt. Dort angekommen, setzte er sich auf einen der hohen Hocker und begann sein Essen herunter zu schlingen. Er war hungriger als er gedacht hatte, aber das war ja auch kein Wunder. Seit den paar Pilzen am Morgen, hatte er nichts Anständiges mehr gegessen gehabt.
Das Fleisch war recht schnell weg. Die gekochten Aschekartoffeln und das beigelegte Gemüse hielten danach nicht viel länger durch. Den Rest Soße tunkte er mit einem Stück Brot auf und spülte mit etwas Wasser aus dem örtlichen Brunnen nach. Der Wirt, der den Teller gleich abräumte, fragte ob er etwas Bier oder Sujamma haben wolle, doch Tarrior lehnte ab. In diesem Moment fiel ihm auf, das es wirklich schon lange her war, das er etwas Alkoholisches getrunken hatte. Er wusste schon gar nicht mehr, wann das letzte Mal gewesen war. „Wahrscheinlich in Cyrodiil“: vermutete er. Er hatte einfach damit aufgehört. Er wusste kaum noch, warum er damals eigentlich damit angefangen hatte exzessiv und viel zu trinken. Doch dann fiel es ihm schmerzlich wieder ein. „Ja es muss damals gewesen sein. Nach dem Delirium, als Fürst Dagoth besiegt wurde und man das Herz zerstörte“: erinnerte er sich. Sein Schädel hatte sich danach wochenlang so angefühlt als würde er explodieren und er hatte sich unglaublich leer gefühlt. Der plötzliche Abzug der Kraft von Lorkhans Herz, hatte ihn schwer mitgenommen, ihn wie vermutlich dutzende andere Träumer auch. Danach hatte er Stimmen gehört, die nach ihm gerufen hatten. Manchmal hatten sie ihn fast in den Wahnsinn getrieben und er hatte sich betäubt. In anderen Momenten hatte er geglaubt Fürst Dagoth zu hören und hatte sich berauscht um in den Traumzustand zurück zu finden, in den sich zu begeben ohne das Herz eigentlich unmöglich oder zumindest unglaublich schwer geworden war. Doch seit Cyrodiil schien er geheilt. Er hatte nichts mehr gehört und nichts mehr getrunken. Aus irgendeinem Grund blitze, in diesem Moment, das Gesicht eines Mannes mit einer goldenen Maske vor seinem Inneren Auge auf. „...Herr? Herr?!“: drang plötzlich an sein Bewusstsein. Er bemerkte, dass er wohl vor sich hin gestarrt haben musst. „Ja, was?“: wandte er sich an den Wirt, der ihn angesprochen hatte. „Oder wollt ihr lieber etwas Wein?“: wiederholte er seine, anscheinend schon einmal gestellte, Frage. „Nein, danke“: lehnte er ab und drehte sich auf dem Hocker um, in Richtung Bühne.
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“
Man hatte noch einige Feuerkorbe aufgestellt. Im Schatten einer Säule konnte er jemanden in einer Robe entdecken. Er konnte spüren, wie sich Magie im Raum auflud. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Wahrscheinlich soll er die Körbe sich plötzlich entzünden lassen“: dachte er. Er musste zugeben, dass dies ein recht beeindruckender Trick war. Plötzlich verstummten die Melodien und ein Dunmer mit nacktem Oberkörper trat aus dem Quintett auf der Bühne hervor. Einige Tätowierungen zierten seine Armee und schlangen sich von den Händen bis zum Hals hinauf. Ansonsten war die Lederhose, die er trug, mit einem Flammenmuster bestickt. Wenn er sich bewegte, dann schien es wirklich so, als ob sie brannte. „Guten Abend BALMORA!“: rief er eine Begrüßung in die Menge. Es brandete kurzer Jubel auf. Tarrior schaute interessiert zu. „Bürger und Bettler, Bauern und Minenarbeiter, Stadtwächter und Händler, Magier und Priester, alle Reisenden und natürlich die hart arbeitenden Ratsherren seid Willkommen. Wir präsentieren den geschätzten Herrschaften voller Stolz die einzigartigen und weltbekannten, zwischen Hier und Dort berühmten, gut aussehenden und stets fähigen Spielleute von DEUS INFERNUM!“: fuhrt er mit der Begrüßung fort und stellte das Quintett vor. „Er hat eine laute Stimme“: stellte Tarrior fest. „Ja das stimmt. Ansonsten könnte er das wohl nicht machen. Obwohl es mit dem Nord noch besser war. Ihn konnte man auch über das lauteste Spielen und den lautesten Jubel hören“: merkte der Wirt an, der immer noch neben ihm stand. „Welcher Nord?“: fragte er nun interessiert. „Ihr müsst wissen, ich kenne die Jungs schon seit sie damit angefangen haben und nur einfache Volkslieder zum Besten gaben, also bevor sie berühmt wurden. Da waren sie noch zu sechst und hatten einen Nord in ihrer Truppe. Den Kerl der da vorn auf der Bühne steht nennen sie die Drachenzunge. Er und der Nord waren die beiden Sänger der Gruppe. Sie wechselten sich oft ab, da es für einen oft zu anstrengend wurde. Als sie dann aber berühmt wurden, hat man ihn heraus geworfen. Das Publikum hier in Morrowind reagierte immer recht verhalten auf den Nordsänger“: erzählte der Wirt, während er einige Becher und Gläser mit seiner Schürze putzte.
Tarrior stellte sich dabei vor, wie das Ganze wohl mit der sonoren schmetternden Stimme eines Nord geklungen hätte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Seiner Meinung nach hätte das gut gepasst. Aber natürlich war man immer von den Zuschauern abhängig, die nach der Vorstellung Geld auf die Bühne warfen, wenn es ihnen gefallen hatte, oder es unterließen, wenn es ihnen missfallen hatte. Und wenn man in Morrowind keinen Nord auf der Bühne sehen wollte, dann war das halt so. Als der laute Jubel, der auf die Begrüßung gefolgt war verebbte, fuhr der Dunmer, den der Wirt Drachenzunge genannt hatte, fort. „Dieser Abend soll unter dem Zeichen „Spielen und Tanzen gegen Sorgen, Nöte und Verzweiflung“ stehen. Also werden wir unsere wildesten Melodaien zum Besten geben, auf das die Erde erbeben möge und wir den Deadra zeigen, dass dieses Land noch Kraft und Stärke hat! Und ich hoffe ihr werdet uns tatkräftig unterstützen. So dann denn, MÖGE ES BEGINNEN!“: kündigte er an und für einen Moment verdrängten Jubel und Applaus alles andere. Eilig räumten einige der Gäste ihre Tische vor der Bühne weg und einige Artisten sprangen herbei. Sie jonglierten mit Fackeln und andere spuckten Feuer. Da der Schankraum nicht sehr groß war, lief alles auf engem Raum ab, war aber nicht weniger eindrucksvoll. In diesem Moment fand Tarrior es fast schon schmerzlich, das Balmora keine große Arena, wie die in Vivec oder eine Bühne, wie die in Gramfeste, besaß. Im Takt von Trommeln und Sackpfeifen räumte man immer mehr Tische zur Seite. Die Leute standen und jubelten, während die Musik einfach frei und wild vor sich hin spielte. „Deswegen sollte ich mich wohl auch hier her setzen“: dachte Tarrior, als ihm die Worte des Minenverwalters wieder einfielen. Als es dann mit dem Stück zu Ende ging, verklang die Musik. Ohne es wirklich zu wollen, waren seine Füße im Takt mitgewippt. „Geneigte Herrschaften. Ich weis diese Räumlichkeiten bieten unseren sonstigen opulenten nicht genügend Raum. Doch verstehen wir, dass es in einer großartigen Stadt, wie dieser, natürlich kein Raum sein kann für eine Bühne. Die Stadtväter, allesamt gescheit, bauten Häuser für die intelligenten Leut, die sich hier hatten niederlassen wollen. So spielen wir hier, wie auch mancherorts, in kleinen gemütlichen Hallen und bringen die Grundfesten der prächtigen Städte ins Wanken, denn unser Spiel ist für jedermann, DER AUCH DAZU TANZEN KANN!“: verkündete Drachenzunge wieder und das nächste Stück begann.
Und der Mann da vorne hatte durchaus Recht gehabt, fand Tarrior. Er konnte spüren wie die Sorgen von ihm abfielen. Eine Energie schien jeden im Raum zu erfassen. Irgendwie vergaß man alles, man konzentrierte sich nur auf die Musik. Wie im Rausch fieberte er die nächsten drei Stücke mit, ohne auch nur zu bemerken, wie die Zeit verflog. Erst als Drachenzunge eine Pause verkündete, erwachte er wieder. Einige Leute die getanzt hatten, kamen verschwitzt an den Tresen und orderten Alkohol oder Wasser. In der Zwischenzeit hatte man restlos alle Tische, Stühle und Bänke entfernt und an den Rand geräumt. Wildes Geplapper war zu vernehmen. Das einzige Gesprächsthema waren DEUS INFERNUM. Er konnte sehen, wie Drachenzunge einige Münzen von der Bühne aufsammelte und dann, wie der Rest des Quintetts, in einem Nebenraum verschwand. „Noch hat nur ein recht kleiner Teil getanzt“: merkte der Wirt an, scheinbar schien er zu glauben Tarrior, wäre ein Fan. „Dann werden sie wahrscheinlich jetzt die richtig wilden Tanzmelodien im zweiten Teil des Abend schmettern“: vermutete er. „Noch wilder?“: zweifelte er selbst. „Ja. Das was sie bisher gespielt hatten, waren Melodien zu denen sie sonst auch noch singen, die sind noch etwas vielschichtiger und nicht ganz so rasch zu spielen. Sie haben den Text vermutlich weggelassen, weil es heute ja um den Tanz gegen die Krise geht. Jetzt bringen sie vermutlich die reinen Melodien, zu denen nie gesungen wird. Sie sind einfach, schnell, bringen aber das Blut richtig zum Kochen“: versprach der Wirt, welcher die Truppe wirklich gut zu kennen schien. „So kann es kommen. Noch vor ein paar Jahren versoffen sie hier die paar Draken, die sie eingenommen hatten und nun stehen sie wieder auf der Bühne und werden heiß umjubelt“: schwelgte er in Erinnerungen, während er Sujamma, Mazte, Bier und anderes Alkoholisches ausschenkte. „Ja es ist erstaunlich, wie sich manche Leben einfach so wandeln können“: sagte Tarrior leicht abwesend und dachte dabei an sein Eigenes.
„Das Schicksal kann schon seltsame Wege gehen“: dachte er. Er war ein Hlaalu-Ratsherr geworden und wohlhabend, dann hatte er sich dem Kult des Sechsten Hauses angeschlossen und geglaubt, dort seine Erfüllung gefunden zu haben. Dann hatte der Nerevarine alles zerstört. Er war vom Dagoth wieder zum Hlaalu geworden und nun hatte er sogar Bekannte, von denen er manche als Freunde bezeichnen würde, in Cyrodiil. Das Schicksal ging wirklich schon seltsame Wege. Seine Gedanken in dieser Richtung vergingen, als sich auf der Bühne wieder Aktivität regte. „Ich hoffe die werten Herrschaften haben sich gut erholen können. Denn jetzt möchten wir munter fortfahren, unsere Sackpfeifen, Trommeln, Lauten und Schellen erklingen lassen. Und diesmal möchten wir jedermann bitten. Schließt euch uns an. Tanzt, als ob es kein Gestern und Morgen gibt. Lebt den Moment und seiht frei von Sorgen. 1-2-3!“: beendete Drachenzunge die Pause und schon begann ohne Übergang das nächste Stück. Zunächst begann es langsam und leise, fast schon andächtig. Tarrior war, nach der großen Ankündigung des Wirtes, schon etwas enttäuscht, doch erkannte sogleich, das dies verfrüht gewesen war. Ohne Vorwarnung brach die ganze Kraft und Energie aus der Melodie hervor, als die Geschwindigkeit dramatisch anhob und die Musik für einen Moment die ständigen Ovationen der Tanzenden übertönte. „Sehr gelungen. Dieses Stück heißt „Tanz auf dem Roten Berg“. Eine perfekte Einleitung“: sagte der Wirt, als er sich über den Tresen lehnte, doch Tarrior hörte ihm schon gar nicht mehr zu, sondern ließ sich einfach mit den Tönen treiben. Er lehnte sich dabei weit zurück und schloss die Augen. Er sah noch das Lächeln des Wirtes, bevor seine Welt und Dunkelheit und das Schmettern von Trommeln und Sackpfeifen überging. Noch zwei weitere Stücke genoss er so im halben Liegen, doch dann hielt es ihn nicht mehr auf seinem Platz. Das Tanzen hatte er immer verabscheut, aber jetzt war irgendwie alles anders. Wie in Trance taumelte er hinüber zur improvisierten Tanzfläche und mischte sich unter die anderen Gäste. Der Wirt hatte Recht behalten. Fast alle gaben sich inzwischen der Musik hin. Von den Ratsherren bis hin zu den einfachen Bürgern genoss jeder den Augenblick. Und Tarrior war nun mittendrin.
Nach einigen unbeholfenen Anläufen ging er einfach mit dem Takt mit, auch wenn er nicht solche waghalsigen Verrenkungen wagte, wie manch andere, die sich neben ihm regelrecht verbogen. Und erneut verging die Zeit, wie im Fluge und ohne das er sie auch nur wahrnahm. Sie wiederholten noch zweimal „Tanz auf dem Roten Berg“ und brachten noch drei weitere Tänze. Tarrior stand der Schweiß auf der Stirn und seine Kleidung war an manchen Stellen schon durchgeweicht. Er musste zugeben er war erschöpft. Er hatte auch keine Ahnung, wie die das durchhalten, die schon seit den ersten Stücken mitgetanzt hatten. Somit war es eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung, bei der selbst nicht sagen konnte, was überwog, als Drachenzunge das letzte Stück ankündigte. „Werte Herrschaften ihr wart bisher ein wirklich schönes Publikum, seit recht herzlich bedankt dafür. Ihr seit wahrlich in unseren Melodaien aufgegangen und habt wahrhaftig die Erde erzittern lassen und gewiss die Deadra das fürchten gelehrt. Ich sehe Erschöpfung, den süßen Preis der Ekstase, in euren Augen. Doch nun möchte ich euch bitten, nehmet eure verbliebene Energie und Kraft zusammen und begleitet uns, während des letzten Stückes heute Abend. Manch einer mag es kennen, denn es war eines unserer Glanzstücke und entstand als Allheilmittel, gegen den allzu schweren Kopf. Jetzt wieder hier in Balmora gesungen, nur heute Abend, nur für euch – der „DANCA EKSTATE!““: leitete er ein.
Plötzlich verloschen alle Fackeln im Raum, selbst die der Feuerspucker. Ein Lichtzauber erschien über dem Kopf von Drachenzunge und er stimmte, scheinbar zur Einleitung, einen knappen Singsang des Kaiserlichen Kultes an, der von der Wirkung her gut in die Stimmung passte. Seine Augen hatte er geschlossen, doch als der Singsang den Höhepunkt erreicht, riss er sie auf. Ein Schrei entrang sich seiner Kehle und wie auf ein Signal hin ging alles in einander über. Zunächst entzündeten sich nun die Feuerkörbe mit hohen Stichflammen, sowie die Fackeln der Feuerspucker. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass die Spielmänner hinter einer Wand aus Flammen verschwanden. Sorgsam achtete man darauf, dass nichts Feuer fing. Im gleichen Moment setzte dröhnend und fordernd die Musik ein. Eine Melodie, die dank ihrer Geschwindigkeit, sofort wieder zum Tanzen animierte. Plötzlich ebbte eine der Stichflammen ab und Drachenzunge war wieder zu sehen und wurde von unten vom Feuer beleuchtet. Dann begann er zu singen mit einer tiefen, aber geübten und melodischen Stimme:
So höret mir jetzt zu,
höret meiner Stimme Klang.
Verbannt sei nun die Ruh,
durch diesen wilden Sang.
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
Die Flammen schienen sich zusammen mit dem Klang der Musik zu verbiegen und zu verschmelzen. Sie bäumten sich auf und ebbten ab, flossen in einander oder sandten explosionsartig Feuerstöße aus.
Es gibt so viele Sorgen,
die man in der Seele spürt.
Vertreibt sie und denkt an einen neuen Morgen,
wenn unser Lied euren Geist berührt.
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
Langsam begannen die Flammen einen eigenen Tanz aufzuführen. An manchen Stellen lösten sich die Funken von den Feuerkörben und bildeten magisch geschaffene Szenen, wie Drachenkämpfe, rauschende Feste und große Schlachten. Und wie von Drachenzunge gefordert, legte jeder vollste Energie in diesen, den letzten Tanz. Tarrior ebenso, wie alle anderen.
Und so streitet nicht über das Für und Wider
und verbannt den Zweifel, der mit eurer Seele ringt.
Biegt lieber eure Glieder
und hört auf den Takt, der in euren Ohren klingt.
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
TANZT!
Die Flammen wechselten nur wild die Farben und das Lichterspiel zeigte noch einmal alle Facetten, während die Spielmänner die Melodie ohne Gesang nochmals wiederholten. Tarrior war erneut im Rausch gefangen. Wie eine Marionette an Fäden bewegte er sich ekstatisch im Gleichklang und Gleichtakt mit der Musik und den anderen Tanzenden. Dann schmetterte Drachenzunge nochmals mit aller Kraft den Refrain:
Danca Ekstate,
wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
Danca Ekstate,
tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.
TANZT!
Beim Letzten Wort knallte es aus den Feuerkörben und sie erloschen, dafür gingen die Fackeln im Raum wieder an. Überschweifender Jubel und wahrhaft gewaltige Ovationen erfüllten alles. Das Klimpern von dutzenden von Münzen, die man auf die Bühne warf, war zu hören. Dann fiel man sich, noch ganz benebelt, in die Arme.
„Vielen Dank. Ihr ward ein wunderbares Publikum. So danken wir auch für die großzügigen Gaben, wir fühlen uns geehrt durch diesen wahrhaft überschäumenden Applaus. Hiermit verabschieden sich die Spielleute von „DEUS INFERNUM“ und wünschen noch eine gute Nacht, oder besser einen schönen Morgen. Und liebe Leute vergesst nicht die Lektion, die ihr lernen solltet. Eine Krise ist nur so schlimm, wie ihr sie in euren Köpfen Gestalt annehmen lasst. Denkt immer an eins, „vertreibt die Sorgen und denkt an einen neuen Morgen!““: warf die Drachenzunge noch zum Abschied ins Publikum und die Spielleute, ebenfalls sichtlich geschafft, kehrten in das Zimmer ein, welches sie scheinbar bewohnten. Langsam ebbte auch der Rausch in ihm ab und er fühlte eine tiefe Erschöpfung. Er war durchgeschwitzt und vollkommen ausgelaugt. „Na das war doch was“: sagte der Wirt, als Tarrior an ihm vorbei wankte. „Ihr seht geschafft aus. Ruht euch erstmal aus. Über die Zeche können wir ja morgen noch reden. Noch eine geruhsame Nacht“: verabschiedete ihn der Mann noch für etwas Schlaf. Tarrior schlurfte in sein Zimmer, schaffte es gerade noch so abzuschließen und sich auszuziehen und fiel dann wie ein Stein ins Bett. Er verfiel sofort in traumlosen Schlummer.
Geändert von KingPaddy (15.05.2009 um 18:55 Uhr)
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Provinzheld
Solstheim, Moesring-Berge, Isinfier Ebenen, Hügelgrab
Mit dem nächsten Augenaufschlag blickte Thorin in einen abendlich roten Himmel, der bereits vereinzelt von dunklen, grauen Wolken bedeckt wurde. Kalter, eigentlich schon fast eisiger Wind streifte über seine Nase und zerrte an seinem Bart. Seine Glieder waren so müde, wie schon lange nicht mehr und selbst auf der Wanderung hatte er sich noch vergleichsweise frisch gefühlt. Jetzt war er mehr ein Wrack seiner selbst – und dass sogar in doppelter Bedeutung. Körperlich am Ende – und genauso emotional.
Mit einem gequälten Stöhnen und neuerlichen Tränen in den Augen stemmte er sich auf seine Ellbogen hoch. Der Schnee unter ihnen knirschte, als er mit Thorins Gewicht belastet wurde. Einen Augenblick später hörte dieser schwere Schritte auf sich zukommen. Es dauerte nicht lange, bis sich zwei weiße, pelzige Beine in sein Sichtfeld drängten und einen Schritt von ihm entfernt anhielten. Schlussendlich senkte sich der kräftige Körper von Hulfgar herab auf die Knie und wieder knirschte das Weiß, als es zusammengedrückt wurde.
Die rotbraunen Haare des stämmigen Jägers hingen in klebrigen Strähnen in dessen Gesicht und der Bart war halb gefroren. Die hellblauen Augen des älteren Mannes musterten Thorin einen Moment lang eingehend und wurden schlussendlich weich und ebenso traurig, wie dieser sich fühlte. „Alles in Ordnung?“, brummte Hulfgar dann tief und ein wenig nuschelnd, um seine eigenen Gefühle etwas zu verbergen. Ein Mann seiner Art, Größe und Aussehens zeigte allgemein weniger, wie er sich fühlte. Seine Augen verrieten Thorins Freund aber dennoch.
„Könnte schlechter gehen, schätze ich“, erwiderte er dann traurig und grimmig zur selben Zeit. Alles in ihm schrie mittlerweile danach, den verhassten Werwolf endlich zu erledigen und ihren Freund zu rächen. Jede noch so kleine Faser seines Körpers – einfach alles schrie nach Rache und Vergeltung. Die unendliche Trauer über den Verlust trieb diese Gefühle nur noch weiter an. Thorin wusste einfach nicht, ob er schreien, weinen oder einfach nur liegen bleiben sollte. Seine Trauer sagte weinen, sein Hass schreien und seine Müdigkeit das Letzte.
Allerdings zwang er sich dazu, keines der Dinge zu tun und all seine Gefühle aufzuheben – ja, zu konservieren – für den richtigen Moment, wenn er sie auf das richtige Ziel lenken konnte. Hulfgar streckte nun seinen rechten Arm aus und Thorin schlug ein. Ihre Hände umfassten den Unterarm des jeweiligen Gegenübers und der stärkere Jäger zog seinen Freund dann auf die Füße. Leicht schwankend durch die Müdigkeit blieb Thorin dann von alleine stehen.
Gondrim brachte ihm seinen Speer und Rulmgar kniete noch etwas abseits neben einem Haufen von größeren und kleineren Steinen, aus dem ein weiterer Speer mit einem Eisbärenhelm drauf herausragte. Thorin kannte diese Art Grab nur zu gut. Eine Ehre und Schande gleichermaßen. Ehre, weil einen ehrenhaften Tod im Kampf gestorben war und Schande, weil keiner der Vier ihren Freund auf diese Weise hatte verlieren wollen und schon gar nicht so früh. Das Brândil an sich nicht direkt im Kampf gestorben war, spielte dabei keine Rolle, eher der Teil des ehrenhaften Todes war ausschlaggebend, für Thorins gespaltene Meinung. Ein wenig fühlte er auch noch Stolz. Stolz für die Stärke, die ihr Freund bewiesen hatte.
Trotz der Müdigkeit in seinen Gliedern wandte Thorin sich schließlich nach Süden. Irgendwo dort hatte sich der Werwolf und Mörder verkrochen. Irgendwo dort in einem der Gräber wartete er nun, um dieses bösartige Spiel zu beenden. „Ich weiß nicht, wie ihr es seht, aber ich werde heute noch aufbrechen“, gab Thorin dann entschlossen und fest, aber auch schmerzerfüllt in die Runde.
„Keiner von uns, würde dich alleine gehen lassen“, erwiderte Gondrim von irgendwo hinter ihm. Damit war die Frage auch schon geklärt. Müdigkeit und emotionale Probleme hin oder her, es musste früher oder später enden. Früher war besser, da waren sie sich alle einig – auch ohne, dass sie es aussprachen. Ein letztes Mal warf Thorin einen traurigen Blick auf Brândils Grab, dann stapfte er los in den bereits recht dunklen Wald der Isinfier Ebenen und gegen den stärker werdenden Wind ankämpfend.
Bevor sie schließlich zwischen den Bäumen verschwanden, warf Thorin noch einmal einen Blick zum Himmel. Die Wolken, die er am späten Nachmittag gesehen hatte, waren bereits sehr nahe gekommen und zerfetzte Ausläufer der dunklen Decke befanden sich am Himmel über ihnen. Im Westen verschwand die Sonne irgendwo hinter dem Meer und war noch unbehelligt von den Wolken, allerdings hätte es wohl ohnehin nicht mehr lange gedauert, bis diese ihr den Platz streitig gemacht hätten. Im Osten war das dunkle Band bereits weiter nach Norden gezogen und auch ihnen fielen mittlerweile die ersten, leichten Flocken entgegen. Angepeitscht durch den Wind, schnitten sie auch manchmal durch die kalte, raue Haut auf Thorins Gesicht. Dann tauchte die Jägergruppe auch schon ins Dunkel des Waldes ein ließ den roten Himmel und all seine Pracht hinter sich.
Der Schnee hier war teilweise fester und weniger tief, was das Vorankommen erleichterte. Es dauerte auch nicht lange, bis Thorin die ersten Spuren – dieses Mal die Abdrücke von nackten Menschenfüßen – entdeckte. Da die Nacht aber bereits dämmerte, würde es wohl nicht mehr lange brauchen, bis sie wieder zu Wolfsspuren wurden. Auch wenn er wenig Hoffnung hegte, den Gejagten einzuholen, bevor er sich wieder verwandelte, beschleunigte er sein Schritttempo. Seine schweren Füße brachen gelegentlich durch eine leichte Eiskruste auf der Oberfläche des Schnees, aber es tat seiner erhöhten Geschwindigkeit keinen Abbruch. Sein Herz raste wieder, als wenn es mit einem anderen um die Wette pumpte und all seine Sinne waren über das normale Maß hinaus angespannt. Die Müdigkeit wich dem Adrenalin und der Wut, die Thorin innerlich schürte.
Mit dem Einbruch der Nacht waren sie schließlich bereits in Sichtweite des ersten großen Hügels. Auf der Spitze der Erdanhäufen befanden sich einige große Steine – künstlich von Nordhand dort aufgestellt – die es als das kennzeichneten, was es war: ein Hügelgrab. Wenn sich Thorin nicht irrte, war dieses hier das Grab eines gewissen Jolgeirr. Den Nachname des Mannes kannte er allerdings nicht.
Die Spuren führten sie auf der westlichen Seite des Hügels recht nahe am Fjord entlang. Immer wieder konnte er die Wellen gegen das Land rauschen hören und hätte das Weiß des Schnees dieses nicht erhellt, so hätte er das schwarze Nass gar nicht erkennen können. Irgendwie verwunderte es Thorin dann auch nicht im Geringsten, dass die Spuren nicht zu Jolgeirrs Hügelgrab führten, sondern weiter nach Süden, wo sich bereits ein weiterer Hügel mit großen, langen Steinen auf der Spitze aus der Dunkelheit schälte. Es machte auch wesentlich mehr Sinn, nun da ihm wieder in den Sinn kam welches andere Grab sich ebenfalls in diesem Gebiet befand. Nun, an sich war es nicht das Grab, sondern vielmehr das, was an dem Grab dran hing. Es machte Sinn als ein einzelner, schneller Jäger sich in enge Tunnel zu verkriechen, damit der Feind seine größere Zahl nicht nutzen konnte. Eines musste Thorin ihrem Wolf also lassen: intelligent war er. Eine Bestie nichtsdestotrotz, aber intelligent.
Es dauerte nicht besonders lange, bis sie Jolgeirrs letzte Ruhestätte hinter sich ließen und nun näher an das neue Hügelgrab heran kamen. Der Eingang aus den dunklen, glatten Steinplatten wies dieses Mal in ihre Richtung. Thorin verlangsamte seinen Schritt wieder und hob dafür seinen dunklen, ebenhölzernen Speer so, dass er blitzschnell zustechen konnte, wenn etwas zu nahe an ihn heran kam. Die anderen drei Jäger hinter ihm, taten es ihm nach. Hören konnte Thorin das an dem leichten Knirschen von Leder, wenn es zu straff um einen Gegenstand gewickelt wird. Die schweren Schritte seiner Freunde hinter ihm wurden auch wesentlich langsamer und vorsichtiger.
Erst jetzt bemerkte Thorin, dass die Fußabdrücke bereits wieder halb Wolf, halb Mensch waren. Es war also nicht zulange her, dass ihr Gejagter hier entlanggekommen war. Es verwunderte ihn nun absolut nicht mehr, als die Spuren direkt vor dem runden Eingangsstein endeten. Der verzierte Stein, der den Eingang eines jeden Hügelgrabes markierte, war geschlossen. Allerdings konnte Thorin im fahlen Schein der Nacht einige tiefe, parallel verlaufende Furchen erkennen: Kratzspuren. Offen sichtlich hatte der Werwolf erfolgreich den Stein beiseite geschoben und befand sich nun im Inneren des Grabes oder dem direkt angebundenen Höhlensystem.
„Sieht so aus, als würden wir im Dunkeln tappen“, knirschte Gondrim mit den Zähnen, als er neben Thorin anhielt und ebenfalls auf die Kratzspuren im Stein schaute. „Vielleicht sollten wir ihn aushungern“, gab der ebenfalls sehr kräftige Jäger dann grimmig in die Runde.
„Einen Werwolf?“, kam es dann von der tiefen Stimme Hulfgars skeptisch und ein wenig tadelnd. „Damit machst du ihn nur noch so richtig wild. Nein, das ist keine gute Idee, glaube mir. Jetzt oder nie.“ Gondrim schwieg.
„Sehe ich auch so“, mischte sich dann Thorin wieder ein und rammte seinen Speer in den Boden, damit er beide Hände frei hatte. „Helft mir hier mal“, forderte er dann seine Freunde auf, als er mit den Fingen in die leichte Mulde griff, die sich zwischen Torstein und Rahmen bildete. Hulfgar platzierte seine Hände oberhalb von Thorins, Gondrim unterhalb. Rulmgar blieb zurück und hielt den Speer zum Wurf bereit erhoben. „Auf drei.“
„Eins“, begann unvermittelt Hulfgar zu zählen.
„Zwei“, setzte Gondrim fort.
„Drei“, beendete Thorin und die drei Jäger begannen zu ziehen, so sehr sie konnten. Begleitet von leisen, unterdrückten Schreien, die neue Kraft freisetzen sollten. Mit all ihrem Gewicht lehnten sie sich in die Richtung der entgegengesetzten Seite des Eingangs und mit den Füßen drückten sie. Der Schnee gab anfangs nur wenig Halt, aber als sie einmal auf festem, gefrorenem Boden waren, begann sich der runde Stein zu bewegen. Erst nur langsam, dann aber schneller werden und immer begleitet vom tiefen, mahlenden Geräusch wenn Stein über Stein rieb.
Sie schoben den Eingang nicht komplett auf, das wäre unnötig gewesen. Der einen Schritt breite Durchgang, den sie aufgeschoben hatten, reichte aus. Der Wind blies sichtlich durch den Spalt. Die Flocken tanzten umher und verschwanden dann im Dunkel des Grabes. Erstaunlich warme Luft schlug Thorin entgegen, als er seinen Speer aus dem Boden zog und einen Schritt auf das undurchdringliche Schwarz zu machte. „Hat jemand eine Fackel im Gepäck? Sieht nicht so aus, als wenn hier drin noch etwas brennt“, fragte er in die Runde. Keiner antwortete. „Feuersteine zum Anzünden einer der alten Fackeln?“, versuchte er dann noch eine andere Option. Dann viel ihm ein, dass er sowieso selbst immer ein Paar dabei hatte. „Vergesst es, sucht ein paar Fackeln, wenn ihr drin seid.“
Auf keine Antwort wartend und es nun beinahe kaum noch abwarten könnend, ging Thorin als Erster ins Dunkel. Den Speer hatte er nun auf Hüfthöhe und immer bereit zuzustoßen. Werfen ging auf so engem Raum nicht besonders gut. So leise Thorin konnte, stapfte er durch die Finsternis. Als sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er zumindest bis zu den Wegbiegungen auf beiden Seiten des Eingangs sehen. Das spärliche Licht, dass vom Eingang her herein kam, machte das möglich. Fackeln entdeckte er jedoch auf den ersten Blick keine.
Vorsichtig schlich er auf eine der Ecken zu. Er hatte einmal gewusst, warum die Hügelgräber alle den gleichen Grundaufbau hatten. Warum in der Mitte des Eingangsbereichs ein großer Block aus Stein – oder mehrere Steine, die einen Block formten – war und somit zwei schmale Gänge links und rechts formte. Dahinter liefen diese Beiden Gänge wieder zusammen, genau dort, wo der eigentliche Eingang in die Grabkammer war. Allerdings hatte er es mittlerweile wieder vergessen und an sich spielte es auch keine Rolle. Nicht jetzt.
Die drei anderen Jäger waren inzwischen ebenfalls im Grab angekommen und Thorin warf einen Blick von der links zum Eingang befindlichen Ecke zurück. Schnee lag bereits in einer kleinen Schneise, wo der Wind ihn hatte hin blasen können und immer mehr Flocken fanden ihren Weg ins Grab. Ein Teil von ihnen schmolz in der wärmeren Luft, bevor er landen konnte, und der Rest wurde allmählich zu Matsch. Die, verglichen mit der Außentemperatur, regelrecht heiße Luft im Inneren, ließ Thorin schwitzen und sein Atem ging bereits jetzt wieder schwer. Und dann war da ja auch noch sein wie wild schlagendes Herz.
„Hulfgar“, hauchte er beinahe, um nicht zu laut zu sein. Der muskulöse Jäger dreht sich in seine Richtung. „Du kommst mit mir, die anderen Beiden nehmen den rechten Gang. Wir treffen uns mit ihnen in der Grabkammer“, erklärte Thorin dann weiter und immer noch sehr leise flüsternd.
Der Mann in Schneewolfsrüstung nickte grimmig, gab die Taktik an Rulmgar und Gondrim weiter und kam dann langsam auf Thorin zu. Dieser wandte sich bereits dem weitaus dunkleren Gang tiefer unter die Erde zu. Wenn er sich richtig anstrengte, konnte er ungefähr fünf Schritte weit sehen, danach verschwand alles in der Finsternis. Dann war Hulfgar bei ihm und sie machten sich nebeneinander auf den Weg. Langsam und nur Schritt für Schritt. Die Vorgehensweise hatte einen ganz bestimmten Grund. Die Gänge waren überall breit genug, um zwei kräftige Nord nebeneinander zuzulassen. Mehr aber auch nicht. Daher waren Gruppen aus zwei Personen besser und wesentlich sicherer, als allein oder größer. Außerdem konnten sie zumindest hier im Hügelgrab sicher gehen, dass ihr Gejagter keinem von ihnen in den Rücken fiel.
Mit jedem Schritt den sie machten, hörte Thorin das scharfe Pfeifen des eindringenden Windes immer lauter. Es jagte ihm unangenehme Schauer über den Rücken und ein wenig übertönte es ihre Schritte und – wie er befürchtete – auch andere, leise Geräusche.
Als sie etwa die Mitte des Ganges erreicht hatten, bemerkte Thorin seinen kleinen Irrtum. Der Eingang in die anschließende Höhle lag nicht auf dieser Seite des Hügelgrabs, sondern auf der von Gondrim und Rulmgar. Er hatte Hulfgar extra zu sich geholt, weil dieser besonders groß und stark war. Nicht zu vergessen dessen Schnelligkeit. Wenn der Werwolf also aus der Dunkelheit des Höhleneinganges zugeschlagen hätte, so wäre ein Erfolg mit Hulfgar an der Seite wesentlich wahrscheinlicher gewesen.
Zu Thorins Erleichterung vernahm er jedoch kein drohendes Knurren von irgendwo aus der Dunkelheit. Stattdessen schlich er noch um eine weitere Biegung und im immer weniger werdenden Lichtschein konnte er sehen, wie auch die andere Zweiergruppe gerade um die andere Ecke bog. Schlussendlich trafen sie in der Mitte, direkt vor dem Durchgang zur Grabkammer aufeinander. „Nichts, nehme ich an?“, fragte Gondrim leise mit einer leichten, umfassenden Bewegung seiner linken Hand. Es war nicht besonders schwer zu verstehen, dass er auf die Fackeln anspielen wollte. Thorin schüttelte den Kopf.
Gondrims Mine wurde nun noch ernster und der Jäger mit dem kurzen Bart und Thorin wandten sich der Grabkammer zu, während Rulmgar und Hulfgar jeweils die Gänge Richtung Ausgang im Auge behielten. Thorin konnte nahezu nichts erkennen und das schneidende Geräusch des Windes war hier hinten irgendwie noch lauter, wie er fand. Das schwache Licht, das durch den Schnee von der Nacht reflektiert und in das Hügelgrab geworfen wurde reichte kaum noch in diesen Teil. Dass die Gänge nicht gerade verliefen sondern scharfe Kurven schlugen, tat dem Ganzen nichts Gutes. Thorins Trauer war für den Moment komplett all seinen Jagdinstinkten und der enormen Anspannung gewichen. Sein Herz raste, als wenn es versuchte aus ihm herauszuspringen. Schweiß rann in Strömen über seine Haut und ließ seine Leinenkleidung, die er unter all seinen Lagen aus Leder und Fell trug, unangenehm an ihm kleben.
Möglichst leise setzte er einen Fuß vor den Anderen und seinen Speer hatte er immer noch stoßbereit auf Hüfthöhe. Gondrim hielt sich ein wenig hinter Thorin, wie dieser am Geräusch der Schritte erkennen konnte. Dann stoppten sie und auch Thorin hielt inne, mehr aus Instinkt und Erfahrung, als bewusst. „Dort vorn, direkt vor dem steinernen Altar, Thorin“, hörte er die Stimme seins Freundes flüstern. Angestrengt schaute er an die genannte Stelle. Oder besser: er versuchte sie erst einmal zu finden. Da alles – Boden, Wände und „Einrichtung“ – aus demselben, schwarzen Stein gemacht war, war es schwierig sie in der Dunkelheit auszumachen.
Schlussendlich machte er noch einen Schritt nach vorn und erkannte dann die Kante des Altars, der nicht ganz zu seiner Hüfte reichte. Thorins Augen wanderten langsam von der Kante nach unten. Alles in seinem Gesicht schmerzte, so angestrengt versuchte er zu sehen, was Gondrim gemeint hatte. Unterbewusst machte er noch einen weiteren Schritt nach vorne und schlussendlich fand er, was sein Freund gemeint hatte. Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen und den letzten Schritt machte Thorin nun ganz schnell, dann kniete er sich auf den harten Steinboden.
Seinen Speer legte er nun ebenfalls ab, da Gondrim dicht neben ihm stand. Thorins Hände tasteten am Boden entlang, weil er die zwei Gegenstände wieder aus den Augen verloren hatte. Es dauerte einige Augenblicke, dann bekam er eine der beiden Fackeln zu fassen. Genau in diesem Moment vernahmen sie alle, das tiefe, schleifende Geräusch vom Eingang, als der runde Stein diesen wieder verschloss. Thorin blieb beinahe das Herz stehen, als jedwedes, noch verbliebenes Licht um sie herum verschwand und erst jetzt bemerkte er, wie hell sie es eigentlich gehabt hatten. Nun konnte er nicht einmal seine eigene Hand vor Augen sehen. Mit dem Abschneiden des Windes, wurde es dann auch wieder totenstill um sie herum.
Rulmgar und Hulfgar schienen gerade wieder näher zu kommen. Zumindest ließen das die langsamen, ein wenig stolpernden Schritte vermuten. „Thorin, mach‘ die verdammte Fackel an“, flüsterte Gondrim ernst vor ihm. Irgendwo in der Dunkelheit fielen zwei kleine Steine zu Boden und das Klacken schallte gänsehauterregend durch die Gänge.
„Schon dabei“, entgegnete Thorin angespannt und seine Sinne waren bis auf Anschlag getrimmt. Mit den groben, pelzigen Händen fummelte er ein wenig unter seinem Schneebärenharnich herum, um an seine kleinen Lederbeutel zu kommen. Es dauerte einige Momente bis er seine Feuersteine gefunden hatte. Schlussendlich schlug er sie dann aber gegeneinander. Das Klacken der Aufschläge hallte weit und unangenehm laut durch die Dunkelheit um sie herum. Jedes Mal, wenn die Steine aufeinander trafen, zuckte Thorin zusammen und horchte auf. Wenn er nichts weiter hörte, schlug er erneut die Feueranzünder zusammen, nur um die Prozedur erneut zu durchlaufen. Manchmal glaubte er auch tropfendes Wasser zu hören, aber es war leise und die Abstände groß. Die Echos machten es obendrein auch noch unmöglich zu sagen, von wo es kam.
Am Ende stoben einige Funken durch die Dunkelheit und mit dem achten Versuch – er hatte unterbewusst mitgezählt – trafen diese schließlich auch die Fackel. Innerhalb von einem Augenblick zum Nächsten fing diese Feuer und ein warmer, flackernder Lichtkreis umgab sie. Erleichtert schaute Thorin zu Gondrim auf, nur um im Augenwinkel etwas Glitzerndes zu sehen. Im gefror förmlich das Blut in den Adern.
Sein Herz setzte aus, schlug dann wie wild weiter, setzte wieder aus und schlug dann weiter. Das Ganze wiederholte sich ständig und sein Kopf wurde leicht schummrig. Wie in Zeitlupe drehte Thorin diesen nach links und starrte am Ende auf eine schwarze, feucht glitzernde Wolfsnase. Dann zogen sich die Lefzen zurück und entblößten lange Fangzähne von denen zähflüssiger Speichel troff. Alles begleitet von einem tiefen, bedrohlichen Knurren und nur eine Hand breit von seinem Gesicht entfernt …
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“
Eine ereignislose Nacht und ein schöner friedlicher Morgen waren auf den großen Auftritt von DEUS Infernum gefolgt, den er mit verfolgt hatte. Er war sehr früh aufgestanden. Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen und er hatte einen üblen Muskelkater gehabt. Dass er sich am vergangenen Abend gegen seine Gewohnheit auf die Tanzfläche gewagt hatte, hatte ihren Preis gefordert. Höllische Schmerzen hatten ihn begleitet, als er sich mühsam aus dem Bett gewuchtet und sich angezogen hatte. Seine Beine waren so schwer, als hätte man sie aus Stahl gegossen. Jeder etwas größere Schritt und jedes bisschen körperliche Anstrengung wurden umgehend mit entsprechenden Schmerzen geahndet. In diesem Moment war ihm der Gedanke gekommen einen Schnaps oder zwei, als Einstieg in den Tag, zu trinken. Gewiss hätte der Alkohol den Schmerz gemildert oder ganz betäubt, aber entschied sich dagegen. Denn irgendwie war es auch schön seinen Körper wieder richtig zu spüren, auch wenn es gewiss schönere Gefühle als dieses gab. Er zog die Schnalle seines Gürtels fest und verließ die Kammer. Aus dem Schankraum hörte er bereits geschäftiges Treiben. Das Klappern von Geschirr wies daraufhin, das der Wirt schon emsig damit beschäftigt war, das Frühstück aufzutragen. Er hantierte, wie Tarrior erkennen konnte, an der Kochstelle mit zwei großen Töpfen herum und goss aus dem Einen Wasser ab und füllte es in dem Anderen nach. Aus dem nun leeren Gefäß entnahm er dampfende Kwama-Eier. In den Topf, den er nun wieder auf das Feuer stellte, füllte er nun einen ganzen Korb, noch roher Eier. Die fertig Gekochten schnitt er in der Hälfte durch und legte sie auf große Teller. Dann brachte er das Essen zu den Tischen.
Im Moment standen nur sehr wenige von ihnen. Für den Auftritt hatte man sie beiseite geräumt, aber nicht wieder hingestellt. Gerade zwei Tische und die dazugehörigen vier Bänke hatte man wieder in der Mitte des Raumes platziert. Der Mann stellte das Essen ab und huschte zurück in die Küche und kam mit zwei weiteren Tellern, gefüllt mit Schinken, Käse und frischem Gemüse, zurück. Erst als Tarrior sich etwas weiter in den Raum bewegte, er hatte sich bisher etwas am Rand gehalten und beobachtet, konnte er erkennen, wer da so eifrig bedient wurde. Die Spielleute von DEUS INFERNUM und der Rest ihrer Truppe saßen dort. Er konnte die Feuerspucker erkennen, die Akrobaten und den Magier, der für die kunstvollen Feuerspielereien verantwortlich gewesen war. Tarrior war gestern schon davon beeindruckt gewesen, wie gut der Mann das Feuer kontrollieren konnte. Man musste sich wirklich auf Magie verstehen um die Flammen in derartige Formen bringen zu können. Demonstrativ gähnend ging er auf sie zu. Sofort ruhten alle Blicke auf ihm, als er plötzlich auftauchte und sich einfach neben den Spielleuten an einem Tisch niederließ. Teils neugierig, teils verwirrt musterten sie den Dunmer, der sich an ihren Tisch gesetzt hatte. Er konnte an ihren Blicken erkennen, dass sie sich fragten, ob sie ihn kannten. „Guten Morgen“: sagte er frei heraus. „Herr Wirt bringt mir bitte auch ein solches Frühstück“: bat er dann im gleichen Atemzug. Der Wirt starrte ihn nun auch an, als hätte er etwas Unmögliches verlangt, aber als einer der Spielmänner einen Wink gab, entfernte sich der Schankmeister. Dann merkte er wie sich jemand zu ihm herüber lehnte. „Kennen wir uns“: fragte eine vertraute Stimme. Der Dunmer musste grinsen, denn er hatte sie während des Auftrittes zur Genüge gehört. „Nicht persönlich, aber ich habe euren Auftritt gestern gesehen“: antwortete er der Drachenzunge. „Nun da seid ihr ja verdammt früh wach. Ich glaube die meisten anderen, werden wohl erst heute zur Mittagssonne aufwachen“: sagte der Spielmann. Tarrior zuckte mit den Schultern. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht jeden der Tänze mitgemacht“: merkt er an.
„Ah das wird es wohl sein und ich war schon kurz daran zu glauben, das wir es nicht mehr bringen“: erkannte der Mann und begann ein tiefes melodisches Lachen in das die anderen Mitglieder der Gruppe einfielen. „Aber sagt wie hat euch unser Auftritt gefallen?“: fragte ein anderer Spielmann, der ihn wohlwollend, nein... lüstern(?), anschaute. Tarrior schluckte und lächelte schief und überging den begehrenden Ausdruck einfach. „Ein wirklich hervorragender Auftritt. Vor allem den Schluss fand ich besonders beeindruckend. Dieses Spiel mit dem Feuer und das herrliche Stück. Ich bin nicht wirklich ein großer Verehrer der Musik, aber ich muss sagen, dies hat mich schwer beeindruckt“: gab er wahrheitsgemäß zu Protokoll und einige Spielleute lächelten geschmeichelt. „Das freut uns, aber wer seid ihr denn nun?“: fragte die Drachenzunge wieder. „Das ist Tarrior Gildres. Er ist einer der Ratsherren“: erklärte der Wirt, welcher mit einem Teller für ihn wieder gekommen war. Tarrior drückte ihm ein paar Draken für das Essen und die Übernachtung in die Hand und wandte sich dann seinem Teller zu. Interessiert beobachten die Anderen, wie der Dunmer sein Essen schnell herunter schlang. „Ihr habt einen gesunden Appetit Herr Ratsherr“: bemerkte ein anderer der Spielmänner und wieder kam großes Gelächter auf. „Nunja ich bin erst vor wenigen Tagen wieder hier in Morrowind angekommen. Die Verpflegung während der mehrwöchigen Rückreise war mehr als spartanisch. Da bin ich richtig froh, wieder anständiges Essen zu bekommen. Also verzeiht daher meine schlechten Manieren“: entschuldigte er sich. Wieder lachte der Sänger der Gruppe. „Ach das macht doch nichts. Ihr solltet mal unsere Manieren sehen. Anscheinend halten wir uns wohl zurück, weil ihr mit am Tisch sitzt. Wir waren nur etwas überrascht, weil ihr euch nicht so verhaltet wie es diese piekfeinen Ratsherren sonst tun“: erklärte er und lachte nochmals und wieder stimmte die Truppe ein. Nur der Magier blieb reserviert und schmunzelte nur leicht.
„Es kommt aber auch selten genug vor, das sich einfach jemand zu uns setzt. Irgendwie scheinen wir unseren Anhängern unnahbar, dabei haben wir auch mal klein angefangen. Nicht wahr?“: fragte er schlussendlich den Wirt, der dann zustimmend nickte. „Damals zahlte ich euch noch 15 Draken pro Kopf wenn ihr einen Abend lang irgendetwas gespielt habt um die Gäste zu unterhalten. Und dann habt ihr das Geld danach gleich wieder versoffen. Außerdem haben einige bei mir auch noch gedienert, damit sie umsonst hier wohnen konnten. Das waren noch Zeiten“: schwelgte der Mann in Erinnerungen und stellte nebenbei einen Tonkrug mit Wasser und einige Becher auf den Tisch. „Ja eine bewegte Zeit“: stimmte Drachenzunge zu und nahm einen großen Schluck aus einer Flasche, die schon zuvor auf dem Tisch stand. Tarrior roch sofort starken Schnaps. Derweil hatte er es geschafft seinen Teller zu leeren, während sich die Spielleute noch mit Schinken und Brot beschäftigten. „Ihr seid dann wohl keiner unserer Anhänger“: sprach ihn nun der Magier vom anderen Tisch aus an. „Nein. Ich hatte zwar schon von euch gehört, aber gestern war das erste Mal, das ich euch gesehen bzw. gehört habe“: gab der Dunmer zu. „Na dann stell ich euch mal die Jungs vor“: versprach Drachenzunge und begann mit sich selbst. Dann ging er mit dem Finger im Uhrzeigersinn die anderen vier Spielleute ab. „Alergon der Büßerprinz, Juran der Narrenfürst, Galion der Donnergott und Freyan der Zweigesichtige“: stellte er sie vor. Der letzte war jener, der Tarrior diese seltsamen Blicke zu geworfen hatte. Dann begann Drachenzunge die Namen der Feuerspucken und Artisten zu nennen, doch Tarrior ignorierte sie. Nur einen Namen, nämlich den des Magiers, behielt er im Hinterkopf. „Und dies ist Meister Gaius Fyrius, der uns diese Feuerspiele ermöglicht, wie ihr sie gestern gesehen habt. Aber wir nennen ihn unsere „Lunte“. Dabei weiß ich nicht einmal mehr, wie wir damals darauf gekommen sind“: erzählte Drachenzunge über den Magier. Dieser verfolgte seine Vorstellung scheinbar mit größter Aufmerksamkeit und lehnte sich dann entspannt zurück. Scheinbar war er zufrieden mit dieser Darstellung seiner selbst.
„Wohin wird euch denn euer Weg als nächstes führen?“: fragte Tarrior mehr um das kurzzeitig aufgekommene Schweigen zu brechen, als aus wirklichem Interesse. „Nunja wir werden nach dem Frühstück zusammen packen und aufbrechen. Es geht nach Norden, nach Gnisis. Unter den dortigen Leuten sind viele Flüchtlinge, die es aus Ald’ruhn herausgeschafft hatten, als die Deadra es überrannten. Sie haben alles verloren und wir wollen natürlich die Stimmung etwas heben. In solchen Zeiten ist Unterhaltung das Einzige was manche gerade davon abhält zu verzweifeln“: berichtete ihm Drachenzunge von den künftigen Reiseplänen der Truppe. „Und der Rat der Redoraner hat uns ne Menge Gold dafür geboten“: fügte der Büßerprinz noch an und lachte. Man konnte sofort erkennen, dass der Mann schon stark angetrunken war. Drachenzunge lächelte schief. „Ja natürlich. Das auch“: sagte er hastig. „Und wohin wird euch euer Weg führen? Ich hoffe doch ihr werdet in Gnisis auch wieder dabei sein?“: fragte Freyan und zwinkerte ihm zu. Tarrior schluckte. Ihm gefiel das überhaupt nicht. Er schüttelte sich unmerklich, bevor er antwortete: „Wahrscheinlich nicht. Wichtige Ratsangelegenheiten führen mich leider nach Süden. Ein anderer Zeitpunkt wird sich aber bestimmt ergeben.“ Nach diesen Worten warf er einen flüchtigen Blick zum Fenster, der dann aber dort hängen blieb. Die Sonne hatte sich längstens über den Horizont geschoben und erhellte die Stadt in ihrem sanften morgendlichen Schein. Er erkannte, dass er sich verquatscht hatte. Er wollte schon längst unterwegs zur Mine sein. „Verflucht. Ich habe ganz die Zeit vergessen. Ich wollte schon längst unterwegs sein“: sagte er eilig, schnappte sich den Teller und brachte ihn vor zum Tresen, kehrte aber nochmals an den Tisch zurück. „Es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt empfehlen. Wichtige Angelegenheiten erwarten meine Aufmerksamkeit“: verabschiedete sich. „Also doch ein typischer Ratsherr. Wohlan denn passt auf euch auf, dann sehen wir uns vielleicht auch einmal wieder“: rief er ihm nach und lachte. Tarrior hob zum Abschied die Hand und eilte nach draußen.
Vor der Tür wandte er sich nach Rechts. Zum Glück lag das „Acht Teller“ in der Nähe des Stalles. Sein Gepäck hatte er gestern einfach bei Fryrr zurückgelassen um sich nicht unnötig zu belasten. Doch jetzt braucht er es wieder. Vor allem ohne seine Chitin-Rüstung wollte er nicht los. Schließlich wer wusste schon, was ihn in der Mine erwarten würde. In diesem Zusammenhang erinnerte er sich auch noch daran, dass er seine Knochenrüstung zur Reparatur geben lassen wollte. Viel war zwar nicht mehr davon übrig, aber womöglich konnte man eine neue Rüstung mit den verliebenden alten Teilstücken herstellen. Entfernte man den Ruß war es gewiss möglich. Aber trotz allem würde man viel ersetzen müssen, aber sein „Ausbruch“ damals in Oblivion hatte sie auch ordentlich zersprengt. Während er überlegte ob dem Schmied die Rüstung gleich bringen sollte oder nicht, erreichte er den Stall. Fryrr war ganz aufgeregt, als Tarrior ihn losband. Der Dunmer streichelte dem Tier würde über die breite Schnauze, was der Guar mit seinem typischen Brummlaut quittierte. „Ich freu mich auch dich zu sehen“: sagte er ihm. Seinem Gepäck entnahm er die leichte Rüstung aus Chitin. Sie war leicht und beweglich, aber durchaus auch sehr stabil. Er legte sie an und dann zurrte er den Sattel fest und schwang sich auf. Ein kurzer nicht kräftiger Stoß in die Flanken und Fryrr setzte sich in Bewegung. Das treue Tier tat alles für ihn. Er konnte wirklich nicht nachvollziehen warum der Mann in Ebenherz ihn verkauft hatte. „Wo findet man denn noch diese bedingungslose Treue“: dachte er und entschied sich dafür, den Guar nie zu verlieren. Als er durch die Straßen ritt, schauten die Passanten zu ihm auf. Das knapp über Schulter lange, rote Haar wehte dabei. Abrupt stoppte der Ritt, als er sein Reittier vor „Meldors Schmiedewerkstatt“ zum Stehen brachte.
Er stieg ab und kramte aus dem zusammengeschnürten Haufen, auf Fryrrs Rücken, das Bündel mit den Rüstungsteilen seiner Knochenrüstung hervor. Schnell ging er hinein und erklärte dem Schmied seinen Wunsch. Der Mann staunte nicht schlecht, als er die traurigen Überreste der einst prächtigen Rüstung in Augenschein nahm. Als Tarrior jedoch sagte, dass die Bezahlung keine Rolle spiele, war der Mann gleich Feuer und Flamme. „Ich werde sehen was ich tun kann. Am besten kommen sie in ein paar Tagen wieder“: verabschiedete er den Dunmer, der sich schnell wieder auf den Weg machte. Er hatte es eilig. Diese Sache mit der Mine wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen. Eine Hungersnot und Balmora würde garantiert in Aufständen versinken. Da war er sich ziemlich sicher. Er stieg wieder auf den Guar und schon ging es los. Man war gerade dabei auch den südlichen Torbogen von Balmora mit einem Tor zu versehen. Sie gingen wirklich davon aus, dass die Deadra die Stadt belagern würden. Er fand es sinnvoll das man für den Fall des Falles vorplante, aber zur Zeit hielt die redoranische Garnison in Mar Gaan noch dem Angriff der deadrischen Hauptstreitmacht stand und Obliviontore hatten sich auch nur im Landesinneren geöffnet. Balmora war damit sogar noch sicherer, als viele andere Orte. Die Deadra gingen hier anders als in Cyrodiil vor. Wie er in Ebenherz erfahren hatte, gab es nicht einzelne Angriffe, sondern eine große Streitmacht und kleinere. Letztere sollten Chaos verbreiten und das Land verwüsten, währenddessen erstere die großen Widerstandspunkte also Städte und Festungen belagerten und zerstörten. Geisterpforte und Ald’rhun waren gefallen und Mar Gaan würde wohl das nächste Opfer werden. Danach stand ihnen die Westspalte weit offen. Bis zur Küste könnten sie zerstören und vernichten und niemand würde sie aufhalten können. Auf freiem Feld würden sie die Deadra nie bezwingen können. Zwar hatte er auch noch keine Idee, wie sie die Invasoren besiegen könnten, aber bis dahin wäre Verteidigung schon eine gute Idee. Und dazu zählte auch das die Städte gut versorgt waren, vor allem für den Fall einer Belagerung. Und deshalb war er ja auch auf dem Weg um herauszufinden warum es schon lange keine neuen Lieferungen aus der Shulk Eiermine gegeben hatte. Fryrr hatte vor einigen Minuten mit seinem Reiter das Balmorer Stadttor passiert und hielt sich nun nah am Ufer des Odai, des großen Flusses, der durch Balmora floss und im Süden ins Meer mündete.
Sie würden seinem Verlauf nach Süden folgen. Auf halbem Weg zum Odai-Plateau mussten sie dann nach Westen abschwenken. Am Fuß der Bergkette, die die Westspalte von der Bitterküste trennte, würde sich dann der Eingang der Eiermine befinden. Tarrior kannte die Strecke nur zu gut. Lange Jahre war er der Herr des Plateaus gewesen. Das war vor seiner Zeit im Haus Dagoth gewesen. Nach seinem „Verschwinden“ hatte man die Besitzungen an einen anderen Ratsherren übertragen, was ihn nach seiner Rückkehr vom Roten Berg auch dazu veranlasst hatte sich Land bei Caldera zu kaufen und eine Plantage zu betreiben, da sich ein anderer fauler Hlaalu-Fürst in der Ansiedlung über dem Fluss breit gemacht hatte. Der Dunmer schäumte immer noch vor Wut, wenn er bloß daran dachte. Dann wiederum klang es schnell wieder ab, als er sich ins Gedächtnis rief, das das Leben auf der Plantage ebenfalls sehr angenehm gewesen war. Er hatte sich dennoch fest vorgenommen, seinen alten Besitz zurückzufordern. Aber im Moment war wohl nicht der geeignete Zeitpunkt um Besitzansprüche geltend zu machen, schließlich musste er erst einmal seinen restlichen Besitz vorsorglich vor den dämonischen Horden aus dem Reich des Vergessens in Sicherheit bringen, nachdem er in seiner Pflicht als Ratsherr, die Versorgungslage der Ratsstadt Balmora geklärt hat. Als er bei diesen Gedanken mehr zufällig, als wirklich bewusst, in den strömenden Fluss schaute, machte er eine grauenvolle Entdeckung. Ein faulender Kadaver eines Dunmers, hatte sich zwischen einigen Felsen verkeilt. Man konnte sofort erkennen, dass der Mann an einer überaus großen Stichwunde in der Brust gestorben war. Sofort stieg Tarrior ab und näherte sich vorsichtig, um auf dem rutschigen Steinufer nicht den Halt zu verlieren, dem Leichnam.
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Abenteurer
Morrowind, Haus Dres, Umland von Tränenstadt
Diese verdammten Felder blitze es ihm durch den Kopf. Seine Füße blieben immer wieder in dem durch Regen aufgeweichten und daher schlammigen Bogen stecken, um kurz danach wieder herausgerissen zu werden. Für Zuschauer musste diese Szenerie etwas komisches an sich haben ... der sich abstrampelnde und nur mäßig vorwärts kommende Mann und die wütende Meute dahinter. Zum lachen war dem Bretonen aber nicht wirklich zumute. Wenn einer dieser Bauern einen Bogen mit sich trug und der Besitzer dazu ein guter Schütze war, konnte es um ihn geschehen sein. Es reichte im Grunde schon aus, wenn sie ihn einholten. Er traute diesen rotäugigen Elfen zu, dass sie ihn hier auf den Reisfeldern totschlugen und gegen die Anzahl an Verfolgern war ein Kampf aussichtslos. Also wurde weitergerannt.
Romulus sollte Glück haben. Er überlebte die Felder und erreichte einen kleinen Wald. Die Bauern gaben ihre Verfolgung auf. Erschöpft warf er sich auf den Boden, schloss die Augen und nahm nur noch das Rauschen des Blutes im Ohr, den Herzschlag, sein eigenes Keuchen war.
Als er die Augen wieder öffnete, sollte er eine böse Überraschung erleben. Auf ihn war ein schön gearbeitetes Schwert gerichtet. Der Mann der ihn bedrohte, fragte nach „was er hier zu suchen hätte?“ Der Unterton war freundlich, während das Gesicht des Dunmers sich in einem unschönen Lächeln verzerrte. Das ungerüstete Gegenüber machte einen durchaus wohlhabende Eindruck. Dafür sprach auch das Langschwert. Auf die Frage gab er keine Antwort. Was sollte er auch sagen ...
Inzwischen waren zwei weitere Dunmer dazu gekommen. Sie schienen zusammen zu gehören und waren mit allerlei Waffen ausgerüstet. Alle drei starrten nun auf den liegenden Fremden. Die Neuankömmlinge eher kalt und ausdruckslos, während der Erstere immer noch grinste und das Wort wieder an den Menschen richtete: „ Ihr solltet euch über die hiesigen Gesetze hier erkündigen, ihr steht vor einem Adeligen und dies ist mein Wald!“ Romulus bat unterwürfig um Verzeihung, beteuerte seine Unwissenheit und schien dabei nicht unbedingt auf wohlgefallen zu stoßen. Man ließ ihn aufstehen und der Redelsführer nickte ihm zu. Eine galante Verbeugung später, hatte er sich schon mit schnellen Schritten entfernt. Die scharfen Blicke in seinem Rücken, sollte er noch einige Zeit spüren.
Romulus marschierte langsam den Waldrand entlang. Auf den Feldern wo er vorhin noch um sein Leben gebangt hatte, war niemand zu sehen. Eigentlich ungewöhnlich.
Lange dachte er über die letzten Erlebnisse nach und sie trübten etwas seine Laune. Im Grunde lauter Erniedrigungen. Erst dieses Dorf mit den wütenden Bauern die ohne Grund auf ihn zugestürmt waren und danach dies. Das Wälder und Landstücke irgendwelchen Adeligen gehörten, die dort jagten oder sonst was trieben, kannte er natürlich aus Hochfels. Wenn nicht dort wo sonst? In Hochfels wurde er aber noch nie von einer wütenden Bauernschaft verfolgt, auch wenn es wohl vorkam. Vielleicht konnte man herausfinden, was die Elfen an seiner Erscheinung so erregend fanden ...
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Provinzheld
Solstheim, Hügelgrab, Höhlensystem
Wieder troff ein Tropfen des Werwolfspeichels von einem der fast fingerlangen Fangzähne. Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden zerbarst mit einem leisen Klatschen auf dem dunklen Steinboden. Danach ging alles ganz schnell. Vollkommen ohne, dass er Einfluss darauf nahm, zuckte Thorins rechte Hand zum Stiel der Fackel, griff zu und riss den Eisenkäfig am brennenden Fackelkopf hoch. Er zielte auf die Schnauze. Gleichzeitig öffneten sich die kräftigen Kiefer der Bestie noch weiter und wollten zuschnappen. Sein Herz raste so schnell, dass die Bewegungen scheinbar langsam und träge verliefen. In Wirklichkeit aber ging es rasant und in Bruchteilen eines Lidschlags. Seine Hand mit der Fackel kam näher, aber damit auch die tödlichen Zähne. Unwillkürlich ließ sich Thorin nach hinten fallen und schlug im kurzen Flug zu. Die Kiefer erwischten einige lose wehende Strähnen seines schwarzen Haares keine zwei Fingerbreiten vor seinem Gesicht, als sie laut klackend zusammenschlugen. Dann kam die Fackel und schmetterte mit brachialer Gewalt gegen den massigen, mit langem, weißem Fell bedeckten Kopf. Thorin glaube sogar das Kiefergelenk leise knacken zu hören. Funken stoben aus dem Eisenkorb der Fackel und es roch ekelerregend nach verbranntem Horn. Der Werwolf jaulte schmerzerfüllt auf und sprang augenblicklich über ihn hinweg. Dabei erwischten ihn zwei Klauen und hinterließen tiefe, höllisch schmerzende Schnitte von der linken Augenbraue über die Stirn zum Haaransatz. Dann landete er auf dem Rücken.
Hinter sich hörte Thorin, wie die weiße Bestie Rulmgar aus dem Weg schleuderte. Das laute, überraschte Stöhnen des schlanken Nords deutete zumindest darauf hin. Allerdings war wohl nichts weiter passiert, denn Rulmgar konnte noch lauthals fluchen und den Werwolf verwünschen.
Während Thorin mit der Fackel in seiner Rechten auf dem Rücken lag und die Füße nun langsam gegen den steinernen Altar rutschen ließ, beruhigte sich sein Puls zumindest wieder zu einem natürlichen Level. Zwar pumpte sein Herz noch immer, wie verrückt, aber seine Sicht hatte aufgehört sich zu drehen. Blut quoll aus den zwei Schnitten über dem linken Auge und lief ihm sowohl in dieses, als auch in die Haare.
Dann hörte er leise Schritte neben sich und merkte, wie jemand die Fackel aus seiner Hand nahm. Nur einen Augenblick später kniete Gondrim neben ihm. „Alles in Ordnung?“, fragte er grimmig und mit wachsamen, grünen Augen.
„Nur ein paar Kratzer. Kein Biss“, entgegnete Thorin und stemmte sich schwitzend auf die Ellbogen hoch. Der kräftige Jäger mit den kurzen Haaren nahm nun die bereits entzündete Fackel und ließ das Feuer auf die Zweite, noch kalt am Boden liegende, überspringen. Thorins Sicht auf dem linken Auge hatte sich etwas rötlich eingefärbt, durch das hineingetropfte Blut, sehen konnte er aber ansonsten einwandfrei. Weitere Blutstropfen rannen nun durch die Braue abgelenkt an seiner Schläfe hinab und in den Mundwinkel. Es dauerte nicht lange, da schmeckte sein Mund nach Eisen. Seine Schmerzen wurden aber bald von der enormen Anspannung zu einem kaum nennenswerten Pegel reduziert oder zumindest ausgeblendet.
Nachdem sich sein Herz noch etwas weiter beruhigt hatte – dem warmen, flackernden Lichtschein kam dabei eine wichtige Rolle zu – stand Thorin ganz auf und griff sich seinen Speer. Rulmgar und Hulfgar standen mit zum Stechen bereiten Speeren links und rechts vom breiten Eingang in die Grabkammer. „Alles in Ordnung bei dir, Rulmgar?“, fragte Thorin keuchend und sich noch immer erholend den blonden Mann.
„Besser, als bei dir“, entgegnete der jüngere Jäger ohne Thorin das Gesicht zuzuwenden. Und das war auch gut so. Noch so eine Überraschung konnten sie gewiss nicht gebrauchen. Gondrim lief langsam und merklich angespannt zu Hulfgar und reichte ihm eine der beiden Fackeln. Die Zweite behielt er in seiner Linken und schnappte sich dann seinen Speer. Ohne, dass es eines Kommandos bedurfte, schlichen Hulfgar und Rulmgar nun los. Während Gondrim und Thorin den kurzen Weg zum Eingang ins Höhlensystem nahmen, gingen die beiden anderen Jäger den längeren Weg.
Dank der Fackeln war alles in einem Umkreis von bis zu fünf Schritten hell erleuchtet. Das ließ sich Thorin zumindest etwas sicherer fühlen und tat seinem Puls gut. Nichtsdestotrotz war er bis aufs Äußerste angespannt. Er glaubte sogar das leise Atmen des Werwolfs aus den Tiefen der Höhle zu hören oder wie die Haare auf Rulmgars und Hulfgars Panzerung aneinander rieben. Und dabei waren sie auf der anderen Seite des großen Steinblocks im Eingangsbereich des Grabs. Allerdings war es nur eine Einbildung seines nun zu empfindlichen Verstandes. Es war, als ob seine Sinne Dinge an seinen Verstand leiteten, die zwar eigentlich da waren, aber einfach weit außerhalb seiner Sinneswahrnehmung lagen. Halluzinationen, wenn man so wollte.
Schlussendlich erreichten Gondrim und er den runden Eingang in das Höhlensystem. Ein großes Loch, sicherlich gut sechs Schritte breit, war durch den schwarzen Stein des Hügelgrabs geschlagen worden. Dahinter zog sich ein ebenso breiter Gang bis weit unter den eigentlichen Hügel. Das Licht ihrer Fackel warf bizarre und teilweise furchteinflößende Schatten an herausstehenden Steinen. Der Lichtkreis um sie herum, reichte nicht einmal bis zu den Wänden am Eingang und dem hinteren Teil des Hügelgrabs, geschweige denn um das Ende des schlecht gehauenen Höhlengangs zu beleuchten. Somit wusste Thorin erst, wo genau sich der Ausgang mit dem schweren, runden Stein befand, als er den Lichtschein von Hulfgars Fackel sah. Einen Moment später bogen die beiden Männer um die scharfe Biegung und kamen ohne schneller oder nachlässig zu werden, auf Thorin und Gondrim zu.
Thorin schaute gerade zu Hulfgar, als irgendwo tiefer in dem Höhlensystem das leise Klicken von Steinen ertönte. Ruckartig fuhr sein Kopf herum und der Speer ging hoch. Das Echo hallte über sie hinweg und sein Herz machte ein paar neuerliche Sprünge. Wieder klickte es von irgendwo aus der Dunkelheit außerhalb des fünf Schritte weit reichenden Lichtkegels. Es war aufgrund der vielen Echos unmöglich zu sagen, wie nahe oder fern es eigentlich war. Genau in diesem Moment ertönte ein leises, scharfes Pfeifen vom Grabeingang. Irgendwo befand sich eine kleine Ritze durch die der Wind bei einer starken Böe hinein blies. Thorin fiel beinahe in Ohnmacht vor Schrecken denn es klang fast höhnend, als ob es der Werwolf war. Allerdings war das unmöglich, denn im Bereich des Hügelgrabs und dessen Eingang war er nicht mehr. Das Pfeifen hielt an, verstärkte sich sogar noch etwas. Keiner von ihnen schien es auch nur zu wagen zu atmen, dann endete das hohe, fast schon schneidende Geräusch abrupt und Thorin hörte das Blut in seinen Ohren rauschen.
Langsam wandte er den Kopf wieder der Dunkelheit im rundlichen Tunnel zu. Genau dann tropfte wieder etwas Blut aus der Braue und blieb an seinen Wimpern hängen. Nur ein Blinzeln später und das Blut geriet in sein Auge. Seine Sicht trübte sich und mit der freien linken Hand rieb er, damit das Blut sich schnell verteilte und seine Sicht nicht weiter beschränkte. Genau in diesem Augenblick war es, dass er eine kaum wahrnehmbare Bewegung am Rande des Lichtkegels bemerkte. Nur ein Huschen und als er genau hinsah schon wieder verschwunden. „Hast du das gesehen?“, fragte Thorin mit aus dem Rhythmus gebrachtem Herzen und leise flüsternd Gondrim.
„Was?“, fragte der kräftigere Jäger alarmiert. Er hatte es offen sichtlich nicht bemerkt, erwartete aber das Schlimmste. Thorin war sich nicht einmal sicher, ob er überhaupt etwas gesehen hatte, oder ob ihm seine überaktiven Sinne wieder einen Streich gespielt hatten.
„Ich weis es nicht“, entgegnete er also und schritt nun langsam in den Tunnel hinein. Kleinere, lose Steinchen knirschten leise unter seinen Sohlen. Wieder erklang das Klickern eines kleinen Kiesels von irgendwo aus der Dunkelheit der Höhle, dicht gefolgt von dem Geräusch wenn sich gleich eine kleine Lawine aus mehreren solcher Steine in Bewegung setzte und dann wieder zum Stehen kam.
Die verfluchten Echos machten es aber unmöglich festzustellen, wo und wie tief in der Höhle es eigentlich passierte. Wäre es direkt vor ihnen gewesen, sie hätten es gewusst, aber nur ein paar Schritte weiter und es hätte vom Klang her überall sein können. Das leise Knirschen von mehr Steinen unter schweren Füßen verriet Thorin, dass ihm seine Freunde folgten. Die zwei Lichtkreise der Fackeln wanderten stetig weiter nach vorne, genauso, wie er. Dennoch sah er nicht übermäßig viel im Schein der Fackeln. Die Flammen warfen große, dunkle Schatten von hinten und engten somit seine Sicht ein. Das Licht reichte gerade so aus, dass Thorin erkennen konnte, wo sich ihr Tunnel aufteilen würde. Dann erreichten sie auch schon die Abzweigungen. Ein Gang ging nach rechts, einer nach links und einer gerade aus. Keine guten Verhältnisse für eine Jagdgruppe aus gerade einmal vier Männern. Selbst wenn sie noch so erfahren waren, die Beschaffenheit der Höhle schuf perfekte Vorrausetzungen für einen Hinterhalt.
Alle Vier von ihnen traten vorsichtig und einen kleinen Kreis bildend auf die Kreuzung. Rücken an Rücken deckten sie sich gegenseitig, die Fackeln warfen dabei noch mehr, beinahe irritierende Schatten.
Ohne, dass es ein richtiges Kommando gab, lösten sich Hulfgar und Rulmgar dann aber wieder aus dem Kreis und schritten langsam, leise und mit erhobenen Speeren auf den linken Tunnel zu. Gondrim und Thorin blieben auf der Kreuzung, um zu verhindern, dass der Werwolf ihren Freunden in den Rücken fiel. Thorin hatte dabei ein Auge auf den gegenüberliegenden Gang und Gondrim eines auf den Rechten. Aus dem Augenwinkel heraus sah Thorin, wie sich der Lichtschein um die zwei ungleichen Jäger weiter entfernte und um eine leichte Biegung im Korridor verschwand.
Mittlerweile hatte sich der ganz leichte, rote Schleier vor seinem linken Auge wieder gelegt, allerdings quoll noch immer recht viel Blut aus den zwei tiefen Schnitten der Werwolfsklauen. Vorsichtig ob Thorin seine linke Hand und tastete mit den Fingern langsam vom Ohr aus nach vorne. Zwar konnte er nicht sehr viel fühlen durch das dicke Leder und Fell, aber vielleicht würde er zumindest herausfinden, wie tief die Kratzer waren. Sein Zeige- und Mittelfinger erreichten die Schläfe und es begann leicht zu brennen. Je mehr sich Thorin auf die Wunde konzentrierte, desto mehr der eigentlichen Schmerzen brachen wieder in seinen Verstand ein.
Dann war es soweit und als seine Finger den Wundrand erreichten, fuhr ihm ein wahrer Blitz des Schmerzes von vorn bis nach hinten durch den gesamten Schädel. Seine Sicht verschwamm und er stöhnte vor schmerzt auf. Alles um ihn herum schien sich zu drehen und seine Knie gaben nach. Schwer, aber wie in Zeitlupe sank Thorin zu Boden. Kniend spürte er, wie mehr Blut aus den Schnitten sickerte. Sein Kopf fühlte sich an, als ob er gleich platzen würde und zu allem Überdruss glaubte er nun auch noch, ein höhnendes und beinahe lachendes Knurren von irgendwo tief aus den Höhlen zu hören. Als wenn ihn der Werwolf auslachte, dass er wegen zwei kleinen Kratzern in die Knie ging.
„…rin. Thorin! Thorin, verdammt!“ Gondrim hatte die Fackel und seinen Speer auf den Boden gelegt, kniete nun vor ihm und schüttelte ihn nun mit beiden Händen an den Schultern. Erst jetzt merkte Thorin, dass er komplett durch seinen Freund hindurch in unbestimmte Ferne geblickt hatte. „Thorin, rede verdammt! Was ist los?“ Der stämmige Jäger mit den kurzen Haaren klang schwer besorgt, auch wenn er so leise, wie es ihm möglich war, sprach. Thorins Linke lag mittlerweile einfach neben ihm auf dem Boden und die rechte hatte den Speer fallen lassen.
„Es … brennt … wie … Feuer …“, stammelte er. Gondrim nahm vorsichtig seine Hand von seiner linken Schulter und strich vorsichtig einige Haare zur Seite, um besser etwas von der Wunde sehen zu können. Scharf sog Thorin die Luft ein und eine Berührung etwas zu weit unten sandte einen neuerlichen Blitz durch seinen Schädel. Thorin konnte die Schmerzen nicht länger ertragen und heulte kurz auf. Tränen rannen ihm aus den Augenwinkeln. Dieses Mal schien sich der Werwolf nicht mehr halten zu können und johlte förmlich vor Schadenfreude. „Schweig!“, schrie Thorin aus Leibeskräften.
Gondrim stand der Schreck im Gesicht geschrieben. „Was? Mit wem redest du?“
Dieses Mal war es Thorin, dem der Schreck durch Mark und Bein fuhr. Hörte er schon Stimmen? War es soweit mit ihm gekommen? Wegen zwei kleinen Kratzern?! Nein! Nein, unmöglich. Er riss sich zusammen.
„Wie schlimm ist es?“, presste er durch seine zusammen gebissenen Zähne hindurch heraus.
„Die Schnitte gehen bis auf den Knochen. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt nur so wenig bluten“, erwiderte Gondrim und nahm nun auch die andere Hand von Thorins Schulter. Wenn er sich wegen dem Ausbruch seines Freundes irgendwelche Gedanken machte, so zeigte er es nicht. „Thorin, du bist nicht in der Verfassung diese Jagd weiter zu führen“, sprach Gondrim dann warnend und vielleicht auch bedauernd mit einem weiteren Blick auf die Schnitte, als sich Thorin langsam und mit noch wackeligen Beinen aufrichtete. Er schnappte sich seinen Speer und schaute wieder auf seinen zu bewachenden Gang. Doch er konnte es tun, er musste es tun und er wollte es tun. Sie hatten ihren Wachdienst schon lange genug vernachlässigt.
Als Thorin nicht weiter auf Gondrims Kommentar einging, griff sich dieser Fackel und Speer und wandte sich ohne ein weiteres Wort seinem Tunnel zu. Da Hulfgar und Rulmgar nicht zu ihnen gerannt kamen, mutmaßte Thorin, dass sie den kleinen Ausbruch nicht gehört hatten. Der Blutstrom aus seiner Stirn hielt an, aber scheinbar ließ er zumindest ein klein wenig nach. Die Kratzer würden ein weiteres Andenken an den Mörder seiner Eltern werden. Und er würde es mit Stolz und Freude tragen, wenn sie als Sieger aus dieser Höhle gingen. Er wollte es beenden und nur deswegen ignorierte er die höllischen Schmerzen, so gut es ging.
Nach einiger Zeit kamen Hulfgar und Rulmgar zurück. Dem angespannten Ausdruck auf ihren Gesichtern nach zu schließlich, hatten sie nichts gefunden und erwarteten das Schlimmste. „Bei euch etwas?“, murmelte Hulfgar, als er neben ihnen stehen blieb. Thorin schüttelte den Kopf und wieder fuhr ein Blitz durch seinen Kopf. Seine Sicht verschwamm erneut, aber er hielt sich auf den Füßen. Irgendwo, dieses Mal scheinbar ganz nahe, klickte ein kleiner Stein. Gleichzeitig fuhren die Köpfe der vier Jäger in die Richtung des mittleren Gangs. Es war gerade einmal knapp außerhalb des Lichtscheins und als Gondrim seine Fackel etwas in die Höhe streckte, sahen die Vier einen noch ganz langsam rollenden Kiesel. Ohne Kommando, aber dennoch im Bruchteil eines Lidschlags schnellten die Speere angriffsbereit in die Höhe.
Nichts tat sich. Thorin atmete nur flach, damit er keine Geräusche verursachte und in die Dunkelheit lauschen konnte. Sein Puls raste und mehr Blut rann aus der Stirnwunde. Es tropfte vor seinem Auge hinab und lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Wieder waren es Hulfgar und Rulmgar, die gemeinsam, Schritt für Schritt und so leise, wie möglich, in den dunklen Tunnel hineinschlichen. Thorin hörte seinen Herzschlag in den Ohren und spürte ihn auf seiner Stirn pochen – jedes Mal, wenn ein kleiner Schwall Blut aus den zwei Schnitten quoll. Wieder verschwanden die beiden erkundenden Jäger aus seinem Sichtfeld und es hieß warten.
Seine Sinne nun noch weiter angespannt, war er es, dem das leise, ferne Geräusch von schwerem, schleifendem Stein zuerst auffiel. Es kam aus der Grabkammer und auch Gondrims Kopf zuckte nun in diese Richtung herum. Einen Moment später vernahmen sie das laute Heulen des Windes und kalte Luft schwappte ihnen ins Gesicht. Irgendwie schien die kalte Nachtluft in das Hügelgrab zu ziehen und pfiff weiter in die Höhle. Jemand hatte den Eingangsstein aufgeschoben!
Das scharfe Heulen war laut, viel lauter als vor einiger Zeit, wo Hulfgar und Thorin durch den Gang im Eingangsbereich des Hügelgrabs geschlichen waren. Und es machte es schwer, etwas anderes zu hören. Wieder machte sein Herz unrhythmische Sprünge und Aussetzer. Ihre Speere schnellten nach oben und zum Zustechen bereit. Die kalte Luft brannte in seiner Wunde, wie Feuer.
Dann vernahmen sie das laute knirschen von kleinen Steinen direkt vor ihnen aus der Dunkelheit. Zu spät aber. Im nächsten Moment tauchte die zwei Schritt lange, kräftige Gestalt des weißen Werwolfs über ihnen auf. Die Arme weit auseinander und die Kiefer bis zum Anschlag aufgerissen. Speichel troff von den langen Fangzähnen. Dann landete er auf Gondrim, den Speer einfach durch den Sprung umgehend. Das überraschte, schmerzerfüllte Schreien seines Freundes endete in einem feuchten Gurgeln. Klirrend fiel der Speer zu Boden und Funken stoben von der nun umher rollenden Fackel.
Bevor Thorin reagieren konnte, erwischte ihn die linke Pranke der Bestie. Die fünf langen, scharfen Krallen an den Enden der kräftigen Finger durchschlugen seine Pelzrüstung und fuhren tief in sein Brustfleisch. Im Nächsten Moment flog er vier Schritte weit nach hinten, glitt von den Krallen und schlug gegen die steinerne Tunnelwand. Die Luft wich augenblicklich aus seinen Lungen und röchelnd und um seine Atmung ringend glitt er nach unten und blieb gegen die Wand gelehnt sitzen. Sein dunkler Ebenholzspeer verschwand klirrend in der Dunkelheit.
Unterdessen machte sich der weiße Wolf in den Gang, in dem Hulfgar und Rulmgar verschwunden waren. Es dauerte nicht lange, bis Thorin Schreie hörte. Danach kehrte Stille ein. Seine Atmung ging schwer und bei jedem Heben und Senken, fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Brust. Blut quoll aus den fünf tiefen Stichen und durch die Löcher in seinem Schneebärenfellharnich.
Eine Weile blieb Thorin einfach so sitzen. Zwar sprudelte das Blut nicht aus seinen Wunden, aber es quoll in einem steten Strom immerfort. Sein Verstand war leer er starrte einfach vor sich hin auf seinen toten Freund. Er saß gut einen Schritt außerhalb des von der Fackel geworfenen Lichtkegels. Im flackernden Schein lag Gondrim. Blut rann noch immer aus einer klaffenden Halswunde und das Gesicht wies genau auf Thorin. Die sonst so gefährlichen, grünen Augen des kräftigen Nords waren trüb und leblos. Das konnte Thorin selbst auf die gut sechs Schritte Entfernung erkennen.
Er schloss kurz die Augen, öffnete sie dann wieder und musste den Blick von seinem förmlich geschlachteten Freund abwenden, er konnte den Anblick einfach nicht ertragen. Stattdessen wandte er den Blick nun wieder auf den Gang zu, in dem seine beiden anderen Freunde gewesen waren. Der Werwolf musste früher oder später wieder heraus kommen. Am liebsten hätte er nach der Bestie geschrien, aber ihm fehlte die Kraft in den mindestens leicht angeschlagenen Lungen. Wenn es so mit ihm zu Ende gehen sollte, dann wollte er wenigstens kämpfend untergehen. Allerdings schien selbst das in Frage zu stehen.
Thorin konnte unmöglich sagen, wie lange es dauerte, aber nach einiger Zeit hörte er schwere, schlurfende Schritte aus dem Gang gegenüber vom Hügelgrab. Dazu kamen kurz darauf schwere, kraftlose Atemgeräusche. Es klang beinahe etwas schleifend. Thorins Anspannung kehrte trotz seiner körperlichen Verhältnisse zurück. Seine Sinne schärften sich und fixierten die Geräusche in der Dunkelheit, wenngleich sie nicht ihre volle Leistung erreichten. Sein Puls beschleunigte sich außerdem, nur sehr zu seinen Ungunsten, denn dadurch erhöhte sich sein Blutverlust.
Nach einigen weiteren, schlurfenden Schritten schälten sich die Umrisse von zwei Personen. Eine lief, die andere wurde auf den Rücken gebuckelt getragen. Hulfgar trug Rulmgar. Das Schlurfen kam dadurch zustande, dass der viel kräftigere Nord am linken Oberschenkel vier tiefe Schnitte hatte und nicht mehr richtig laufen konnte. Dazu kamen noch einige Schrammen im Gesicht. Rulmgar sah fürchterlich aus. Er hatte vier Kratzer quer über das Gesicht, blutete aus der rechten Schulter und vermutlich noch irgendwo am Unterleib. Die Atemgeräusche stammten von ihm. Der Anblick versetzte Thorin einerseits in Freude, dass wenigstens zwei seiner Freunde überlebt hatten, andererseits aber auch in Wut und Trauer. Rulmgar würde schwer zu kämpfen haben, wenn er überleben wollte. Vermutlich würde Thorin mehr als nur zwei Freunde verlieren. Wie war es nur möglich gewesen, dass sie so überrascht worden waren?
„Thorin!“, keuchte Hulfgar einerseits erleichtert, andererseits vom Anblick erschüttert.
„Habt ihr ihn erwischt?“, wollte Thorin dann mit bereits brechender Stimme wissen. Wenn Hulfgar und Rulmgar noch am Leben waren und der Werwolf nicht bei ihm durch gekommen war, dann musste er wohl unweigerlich tot sein.
„Was? Nein. Er hat uns überfallen und rannte dann zurück“, berichtete der stärkere Nord und setzte sein „Gepäck“ vorsichtig und ganz langsam neben Thorin.
„Was?!“, entfuhr es Thorin entsetzt und lauter, als er eigentlich gewollt hatte. Bestraft wurde er mit einem heißen Stich durch die Brust.
Wie als ein höhnendes Zeichen hörten sie alle das leise Klicken von einem auf Stein schlagenden Kiesel aus dem letzten, nicht erkundeten Gang …
Geändert von KingPaddy (03.10.2009 um 20:01 Uhr)
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Abenteurer
Morrowind, Straße nach Tränenstadt, Lassit
Er hatte seine Pläne geändert. Romulus brach sofort nach Tränenstadt auf und folgte der Straße die durch Amaas führte. Schließlich war Tear eines der Hauptgründe dafür gewesen, dass er die lange Reise nach Morrowind auf sich genommen hatte. Tear dominierte den Südosten Morrowinds und war der Geburtsort seines Vaters gewesen. Dort lagen teilweise seine Wurzeln, auch wenn er sich nicht mehr an die große Stadt erinnern konnte.
Morgens war es erstaunlich kühl. Der Wind fegte durch die Hügellandschaft und kaum jemand war auf der großen Straße zu sehen. Nur ab und zu ritten Boten vorbei und einmal ein Ordinator. Viele Pferde hatte er in Morrowind noch nicht gesehen. Die Dunmer schienen mit Pferden nicht viel anfangen zu können. Er hingegen mochte Pferde. Vielleicht könnte er irgendwann mal genug Geld für eins aufbringen.
Richtung Küste schien das Land immer mehr abzuflachen. Geschätzt musste er schon zwei Stunden unterwegs sein, als sich die Straße immer mehr bevölkerte. Hauptsächlich in Richtung der großen Stadt. Das Bild war fast einheitlich von Dunkelelfen geprägt. Ehemalige Sklaven schienen nicht unterwegs zu sein. Schon früh hatte er erfahren, dass die Dres überraschend die Sklaverei abgeschafft hatten. Aus Hochfels kannte er keine Sklaverei. Auch wenn die Landbevölkerung unter der Last der Abgaben ächzte. Gerade Wegesruh hatte in den letzten Jahren die Steuern immer wieder erhöht.
So marschierte der Bretone weiter unter den Fremden und spürte sein Gepäck und seine Beine von Schritt zu Schritt mehr. Als Wind aufkam und die Mittagszeit vorbei war, erreichte er Lassit. Er kannte den Ort von seiner groben Karte. Eine wirkliche Ortschaft war Lassit nicht. Nur ein Gasthaus und ein Turm mit Wachstube waren hier zu finden. Einige Soldaten taten hier ihren Dienst. Sie trugen Knochenrüstungen und blaue Umhänge. Auch die Fahnen die im Wind flatterten, waren von blauer Farbe.
Warum hier der Außenposten erbaut worden war, verstand man schnell. Romulus war nicht der Einzigste der sich beeindruckt zeigte, als er den Blick ins Tal das sich vor ihm erstreckte, richtete. Etwas tiefer und doch noch ein ganzes Stück entfernt, erstreckte sich die große Stadt und noch weiter dahinter sah man das Meer.
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General
Morrowind, Vvardenfell; Cyrodill, Versteck
3 Monate waren seit seiner Verwundung in der Höhle vergangen. Tarik hatte sich gut erholt und zum Glück blieben keine Narben zurück. Zwar konnten sie das eigentliche Ziel nicht erfüllen, einen Gegenstand bergen, jedoch bekamen sie einen Teil des Soldes und das war allein Titus und Tarik’s Onkel zu verdanken. Nun befanden sie sich irgendwo im Osten von Vvardenfell. Die Gruppe hatte längst die Orientierung verloren, mit 2 Ausnahmen: Titus und Tarik’s Onkel schienen noch genau zu wissen wo sie waren. Warum die Gruppe hier mitten im Niemandsland rastete, ließen die Beiden ebenfalls offen. Eins wusste mit Sicherheit jeder: Sie waren den ganzen Tag unterwegs und nun wollte man so schnell wie möglich schlafen. Die Gruppe aß schweigend und kurz darauf schliefen auch alle. Nachtwache? War in diesem Moment jedem egal.
Tarik erwachte mitten in der Nacht. Irgendetwas hatte ihn geweckt. Verschlafen schaute sich der Kaiserliche um und war mit einem Schlag hellwach. “Wo sind mein Onkel und Titus hin?“, fragte er sich und stand leise auf, um die Anderen nicht zu wecken. Tarik zog seine Stiefel an, nahm sein Schwert und suchte die Umgebung ab. Er musste nicht lange suchen. Etwa 50 Schritte entfernt, fand er die 2 Vermissten. Sie schienen sich über irgendetwas zu unterhalten. Tarik konnte seine Neugier nicht zurückhalten und lauschte.
„Ist es das letzte Teil?“ „Ja, wir haben alle gefunden. Wenn wir sie hier verstecken, findet sie hoffentlich niemand. Diese Dinge könnten irgendwann von großer Bedeutung sein. Und wenn sie in die falschen Hände geraten, wären die Folgen katastrophal.“ „Wie können wir sie wieder finden?“ „Ich habe viele Spuren gelegt. Aber nur wenn man alle findet und sie in die richtige Reihenfolge bekommt, dann findet man zu diesem Ort.“ „Und die erste Spur…….“, dann wurde es plötzlich still. “Haben sie mich bemerkt?“, Tariks Herz fing an zu rasen. Plötzlich packten ihn 2 Hände und zogen ihn aus seinem Versteck hervor. Tarik blickte in 2 erstaunte Gesichter. “Tarik was hast du mitbekommen?“, fragte ihn Titus mit ernster Stimme. Tarik setzte sich und erzählte den beiden was er mitbekommen hatte. Tarik’s Onkel nickte. “Nun, du hast nicht zu viel gehört bzw. gesehen. Lass dir noch eins sagen: Die erste Spur ist in Anvil zu finden. Alles weitere wirst du dann erfahren, wenn es so weit kommen sollte.“ Tarik nickte und war erstaunt, dass er so etwas Geheimes erzählt bekam. “Los, leg dich wieder hin, wir kommen gleich nach“, meinte Titus. Der Kaiserliche stand auf und ließ die Anderen beiden zurück.
Tarik erwachte und wurde von höllischen Schmerzen gepeinigt. Sobald er seine Augen öffnete, musste er sie sofort wieder schließen, da die Schmerzen zu groß waren. “Zeig mir endlich den Ort der Kiste!“, brüllte ihn eine Stimme an. Tarik konnte nichts sagen und verlor nach einer gefühlten Ewigkeit wieder das Bewusstsein.
„Ganz ruhig, tief ein und ausatmen, den Puls ruhig halten……den Wind beachten und…….“, ein surren und der Klippenläufer viel zu Boden. Wulfgar nickte grimmig, dann rückte die Gruppe weiter vor. Die Aufträge waren immer gefährlicher geworden. Die politische Lage hatte sich verschärft. Es war als ob das ganze Land ein einziges Pulverfass wäre, welches jeden Moment hochgehen würde. Man spürte es mehr nebenbei. Die Art wie sich die Leute verhielten, wie sie redeten und auch ihr auftreten waren Anzeichen dafür das etwas in der Luft lag. Irgendwann bekam man ein Gespür dafür und konnte diese versteckten Hinweise richtig deuten.
Der aktuelle Auftrag lautete, eine Person ausfindig zu machen und sie gefangen nehmen. Eigentlich ein simpler Auftrag. Jedoch war die Person gut bewacht und hatte sich in einer kleinen Hütte irgendwo in den Aschlanden versteckt. Die Hütte lag in Sichweite, jedoch mussten sie ganz vorsichtig vorrücken und jeden Klippenläufer vom Himmel holen der ihren Weg kreuzte. Wenn die Wachen irgendwie verdacht schöpfen würden, wäre ihr Überraschungsmoment hinfällig und damit wäre auch die Mission zum scheitern verurteilt. Tarik hasste es wenn alles von einer Sache, in diesem Fall dem Überraschungsmoment, abhing. “Wehe wenn der Kerl fliehen will, dann massakriere ich den“, knurrte Tarik als Firun wieder einen Klippenläufer vom Himmel geholt hatte. Inzwischen war es der 7. Tarik hatte unbewusst mitgezählt. Er war erleichtert als sie schließlich ihren letzten Rastplatz erreicht hatten. “Ruht euch ein wenig aus, wir greifen im Schutz der Dunkelheit an“, meinte Titus. Die Gruppe nickte.
„Los!“ Die Gruppe setzte sich leise in Bewegung. In der verbleibenden Zeit wurden das Haus und die Umgebung beobachtet. Die Gruppe wusste wie viele das Außengelände bewachten und ungefähr wie viele sich in der Hütte befanden. Ein Plan war auch ausgearbeitet worden. Jeder der eine Fernkampfwaffe besaß, und das waren bis auf 3 Ausnahmen alle, wusste was er zu tun hatte. Tarik ging in Position und legte den ersten Pfeil an. Ein Moment der Konzentration und der Pfeil flog los. Die Wache hatte keine Chance. Röchelnd ging sie zu Boden. Tarik legte den nächsten Pfeil an und zielte auf den nächsten Wächter. Das Schussfeld war frei, dann ging er jedoch hinter die Hütte. Tarik fluchte. “Hoffentlich merkt er nichts“, dachte er. Plötzlich sah der Kaiserliche wie eine Wache in die Richtung von Leandir geht, wenn dieser laut Plan dort steht. Der Rothwadone war nur ein durchschnittlicher Schütze. Dieses Risiko waren sie bewusst eingegangen und nun konnte Tarik nur noch beten, dass sie jetzt nicht auffliegen würden. Der Wächter zog sein Schwert und schien angestrengt die Dunkelheit abzusuchen. Plötzlich hörte Tarik verdächtig laute Schritte. Der Kaiserliche drehte automatisch seinen Kopf in die Richtung aus der das Geräusch kam und erschrak. 1 Wächter blieb eine Armeslänge von ihm entfernt stehen und der andere stand 2 Schritte neben ihm. “Das läuft gar nicht nach Plan. Haben wir so viele übersehen?“, dachte Tarik und legte seinen Bogen weg. Jetzt war schnelles Handeln angesagt. Nur wie sollte er den einen Wächter töten ohne dass sein Kollege es merken würde? Hilfe konnte er keine erwarten, da es den Anderen nicht besser erging. “Scheinbar haben sie einen Großteil der Wächter versteckt und lassen diese nur Nachts patrouillieren, um Nachtangriffe zu erschweren. “Das haben sie vorerst erfolgreich geschafft und es ist nur eine Frage der Zeit bis sie die Leichen finden“, überlegte Tarik und versuchte nun um so schneller eine Lösung für seine Situation zu finden. In einem Moment, in dem ihm beide Wächter den Rücken zu drehten, erhob sich Tarik, hielt mit einer Hand den Mund der Wache zu, die andere hat schon den Dolch in der Hand. Wenige Sekunden später sank die Wache zu Boden. Tarik schlich ein paar Schritte zur Seite und machte sich bereit. Der Fackelschein kam näher und die Wache sah ihren toten Kollegen und Tarik. “Oh“, war das einzige was sie sagen konnte, ehe sie von Tarik zu Boden geworfen und dabei von seinem Dolch tödlich getroffen wurde. Ein dumpfer Aufschlag störte kurz die Ruhe der Nacht. Ein weiterer Fackelschein bewegte sich nun deutlich schneller auf Tarik zu. Dieser nahm seinen Bogen, legte in alle Ruhe einen Pfeil ein, zielte und eine Sekunde später war das letzte Hindernis für ihn bedeutungslos. “So nun zum kniffligen Teil.“ Tarik schlich sich an die Rückwand der Hütte und fing an, diese so gut es im Mondlicht möglich war, zu untersuchen.
Währenddessen ging der Rest der Gruppe vor der Hütte in Position. “Los!“, flüsterte Titus. Wulfgar trat die Tür auf und streckte sogleich den ersten mit einem kraftvollen Axthieb nieder. Ehe die Anwesenden realisieren konnten was so eben geschah, waren sie tot, mit einer Ausnahme. Der Magier zeigte sich überrascht. “Ihr habt mich also tatsächlich gefunden. Was wollt ihr jetzt machen? Mich gefangen nehmen?“, fragte der Magier und lachte siegessicher. “Wir müssen…..“, begann Titus. “Ihr könnt es gar nicht“, sagte der Magier und sofort war die Hütte voller Rauch. Jeder hustete und Alen bemerkte als erster das der Magier die Hütte in Brand gesteckt hatte. “Raus hier!“, brüllte er. Die Gruppe stolperte hustend und blind von dem Rauch nach draußen. “Verdammt…... er ist…...er ist uns…..entwischt“, brachte Titus unter einigen Hustanfällen hervor. Sie brauchten einige Minuten bis sie sich wieder orientieren konnten. “Was jetzt?“, fragte Wulfgar. “Ich würde sagen wir gehen zurück und holen unsere Belohnung ab“, antwortete Tarik. Sie sahen ihn verdutzt an. “Und das Paket nehmen wir gleich mit“, fügte er hinzu und deutete auf den gefesselten und bewusstlosen Magier. “Schlitzohr“, meine Wulfgar und fing an zu lachen. Die Anderen fingen ebenfalls an zu lachen. “Du hast uns alle überrascht“, meinte Tarik’s Onkel.
Tarik erwachte und fühlte sich gut. “Interessanter Traum“, dachte er. Der Kaiserliche begriff schnell, dass er wieder in seiner Zelle war. “Haben sie die Informationen die sie wollten?......dann würde ich jetzt nicht mehr leben.“ Tarik hielt inne. “Ich fühle mich gut?“ Ein diabolisches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit. “Es wird Zeit mich bei ihnen für die Behandlung zu revanchieren“, dachte er, als plötzlich Schritte zu hören waren. Tarik stellte setzte sich in die Zelle und wartete. “Du scheinst wieder fit zu sein“, sagte Ramon.“Die Kiste ist auf Vvardenfell, in der Stadt Balmora, in der Taverne „Acht Teller“, meinte Tarik unvermittelt. Ramon reagierte darauf wie Tarik es erwartet hatte. Er ging in die Hocke vor Tarik. “Ist das wahr?“ fragte er Tarik.“Nein!“, sagte Tarik unvermittelt und ehe Ramon sich versah lag er der Länge nach auf dem Rücken. Tarik sprang auf und schlug seine Faust auf Ramons Kehlkopf. Dieser röchelte und griff sich an die Kehle. Tarik nahm ihm den Schlüssel ab und verließ seine Zelle. “Und da waren es nur noch 3…….“
Geändert von Skyter 21 (09.08.2009 um 12:42 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine
Aufmerksam musterten ihn die verschiedenen Augenpaare und ließen ihn nicht aus ihrem Blick. Tarriors Blick riss sich los und schweifte durch die versammelte Masse. Die Lichtverhältnisse in dieser Kammer der Mine waren alles andere als gut. Nur ein paar wenige Fackeln, die über die weite des Raumes nur sporadisch verteilt waren, spendeten Licht. Dennoch konnte er die Gestalten in der einfachen und vielfach zerschlissenen Kleidung gut erkennen. Es waren die überlebenden Minenarbeiter, insgesamt siebzehn an der Zahl, wenn er richtig gezählt hatte. Sie wiesen Wunden auf und manche Kleidungsstücke waren zerrissen oder wurden von Blutflecken geziert. Die Männer und Frauen wirkten allesamt hager und regelrecht ausgehungert. Dunkle Augenringe und eingefallene Wangen und ausgemergelte Gesichter sprachen eine grausame, aber eindeutige Sprache. Zudem waren ihre Körper schon stark abgemagert. Die Muskeln, die sie der harten Arbeit hier unten zu verdanken hatten, konnten nicht darüber hinweg täuschen. Und sie sahen eindeutig so aus, als bereite es ihnen schon Mühe überhaupt aufrecht zu stehen. In Tarrior keimte fast so etwas wie Mitleid auf, doch er verdrängte das Gefühl, denn draußen vor der Tür saß noch immer eine Bande wilder Söldner aus Hammerfell, denen es bestimmt nicht auf einen Dunmer mehr oder weniger ankam, den sie töten konnten. Er überlegte gerade was er am besten zu den Leuten sagen sollte, die ihn bisher nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatten, aber ein etwas älterer Minenarbeiter nahm ihm das ab. Er trat vor. „Endlich. Ich wusste man würde Hilfe schicken. Wir danken euch Herr“: bedankte sich der Mann bei ihm. „Es tut mir Leid, aber es besteht noch kein Grund zur Dankbarkeit. Draußen sind nach wie vor die Söldner“: gab er unumwunden zu und das Gesicht des Alten verdüsterte sich. „Ihr seid doch geschickt worden um uns hier heraus zu holen, oder? Wo sind dann eure Männer?“: fragte er. „Wie man es nimmt. Ich wurde vom Verwalter der Mine beauftragt zu überprüfen, was hier nicht stimmt, aber mit so etwas wie diesem hier hatte keiner gerechnet. Ich bin alleine hier“: erklärte er und sah eindeutig, wie der Alte in Resignation abglitt. „Dann sind wir verloren“: sagte er noch und dann nichts mehr.
„Was soll das heißen?“: fragte Tarrior, doch ohne eine Antwort abzuwarten fuhr er fort: „Diese Tür dort ist offen. Eine ganz einfache Sache. Ich habe den Auftrag erhalten zu prüfen was mit der Mine nicht stimmt und das Problem zu lösen. Es gibt nur knapp ein halbes Dutzend Söldner dort drüben. Ich selbst habe zwei von ihnen getötet. Wenn wir das Überraschungsmoment nutzen, können wir sie überwältigen. Schließlich sind wir mehr als Doppelt soviele“: gab Tarrior seine Einschätzung der Sache bekannt. Für ihn war es ganz klar, dass man sich gemeinsam der verfluchten Söldner entledigt, deswegen war er mitunter auch erst hier herunter gekommen. Denn alleine hätte dieses Unterfangen an Selbstmord gegrenzt, aber jetzt wo er die ganzen Leute hier gesehen hatte, war er fest davon überzeugt dieses Pack fertig machen und aus der Mine werfen zu können. „Als die Söldner angriffen, waren wir sogar noch ein Dutzend mehr Leute. Womöglich habt ihr ihre Leichen unterwegs gesehen. Wir mögen mehr sein, aber das sind gutausgebildete Banditen. Die können mit ihren Schwertern und Äxten Dinge, bei denen selbst die Stadtwache Augen machen würde. Sie hatten uns ohne Probleme überwältigt. Wir können zwar mit unseren Spitzhacken auf Fels einschlagen, aber gegen sich agil bewegende Menschen sehen wir alt aus“: wandte der Alte gegen seinen Plan ein. „Außerdem seht uns an. Wir haben kaum noch Kraft. Wir haben schon seit Ewigkeiten, wie es mir scheint, nichts mehr gegessen. Diese Barbaren waren wenigstens großzügig genug, uns Wasser zukommen zu lassen, aber zu essen gab es nichts, außer einem oder zwei Kundschaftern, die sich hierher verirrt hatten. Wir sind geschwächt. Wir wären nicht einmal ungeschwächt ein ernsthafter Gegner für die Söldner und daher jetzt erst recht nicht“: gab ein anderer Arbeiter zu bedenken. Und tatsächlich musste Tarrior eingestehen, dass viele so aussahen, als würden sie gleich umkippen.
In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass er sich womöglich verkalkuliert hatte. Im schlimmsten Fall saß er jetzt ebenso fest, wie die Männer um ihn herum. „Wer seid ihr eigentlich?“: fragte nun der Alte wieder. „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres“: stellte er sich, entsprechend seines Standes, vor. „Ihr seid doch einer der Ratsherren!“: entfuhr es jemandem, der etwas weiter hinten stand, den Tarrior nicht richtig erkennen konnte. „Ja das bin ich“: gab er zu und ein leises Raunen ging durch die Minenarbeiter. „Der Rat schickt extra einen Ratsherren um uns zu helfen? Das glaube ich nicht“: gab sich der Alte skeptisch. „Ich wurde auch nicht vom Rat gesandt, sondern bin Auftrag des Minenverwalters unterwegs. Ich habe mich für diese Mission freiwillig gemeldet“: gab er als Reaktion zurück. Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Scheinbar hatten sie es noch nie erlebt, dass einer der Ratsherren freiwillig auf solch eine Mission ging. Aber ganz unbegründet war es nicht, wie Tarrior fand. Wer sich im Haus hocharbeitete und gewisse Kontakte und Beziehungen besaß, konnte Ratsherr werden. Davor jedoch war man sehr oft im Namen des Hauses auf schwierigen Missionen. Aber nach der Ernennung, so stimmte es, wurden viele der Herren und Damen faul und wollten nicht mehr selbst irgendwelche Missionen erledigen, sondern schickten nur noch Boten und Leute, die die Aufgabe erledigen würden. Was gemessen an der Tatsache, dass viele davor selbst schwierige Missionen erledigt hatten, wirklich an Arroganz und Faulheit, wenn nicht sogar Feigheit, grenzte. Doch Tarrior hatte sich da nie so gehabt. Gewiss ging auch er lieber den friedlichen Geschäften nach und überließ lästige Aufgaben irgendwelchen Agenten des Hauses, aber bei wichtigen Aufträgen oder Aufgaben hatte er immer sich selbst bemüht. Nun gut bisher war das nicht sehr oft der Fall gewesen. Er hatte sich mehr um den Ausbau seiner Handelsbeziehungen bemüht und seinen Reichtum gemehrt und sich nach Dagoth Urs Fall nur noch um seine Plantage gekümmert, aber wenn das Haus in wichtigen Angelegenheiten seiner Dienste bedurft hatte, hatte er sich fast immer dazu bereit erklärt.
„Ich hatte zwar auch nicht mit derartigen Vorgängen hier gerechnet, aber nichts destotrotz werde ich dieses Pack aus dieser Mine entfernen, denn schließlich gehört sie dem Fürstenhaus Hlaalu. Mit eurer Hilfe versteht sich“: erklärte er sich. „Selbst wenn wir euch helfen würden, hätten wir gegen diese rohtwardonischen Hunde keine Chance. Es ist aussichtlos“: resignierte der Alte immer noch und ein Großteil der anderen Arbeiter verfiel ebenfalls wieder in ein Stimmungstief. Dann trat ein Arbeiter hervor, den Tarrior gerade mal so alt wie Tirian schätzte. Ihm folgten noch drei weitere ebenso junge Minenarbeiter. „Wir würden euch im Kampf beistehen“: sagten die vier. Tarrior lächelte leicht. „Das ist zwar löblich, aber ich denke so wären wir dem Feind neben der Kampfkraft auch noch zahlenmäßig unterlegen“: winkte er ab und die Jungen schienen enttäuscht. „Wir bräuchten eine Möglichkeit einen Teil von ihnen gleich auf der Stelle auszuschalten“: dachte er dann laut und überlegte fieberhaft, wie man ihre Chancen verbessern konnte, denn leider hatte der Alte, was die Kampfkraft der Minenarbeiter anging, wohl Recht. Selbst die Jüngsten schienen kaum mehr als nur scheinbare Kraft zu besitzen. Der Hunger hatte ihre Körper geschwächt und auch wenn nicht besaßen sie keinesfalls die Kampferfahrung der Söldner. Außerdem waren die engen Tunnel und Höhlen ebenfalls auf Seiten der Söldner, denn so konnten sie ihren eigenen Vorteil, die Überlegenheit in der Masse, nicht richtig ausspielen. „Es gibt da vielleicht eine Möglichkeit“: sagte dann plötzlich einer der Arbeiter, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte. Ein Mann mit Irokesen und einem ungepflegten Kinnbart. „Achja?“: entfuhr es Tarrior sofort. „Schweig du Narr“: zischte der Alte, doch Tarrior forderte den Mann auf weiterzusprechen. „Ihr seht doch diese dicken Seile hier“: sagte der Dunmer und deutete auf die Taue die im Höhlenboden verankert waren und ein Netz unter der Decke hielten. Erst jetzt fiel ihm diese Konstruktion auf, die der in der vorherigen Kammer glich. „Ja das tue ich. In der großen Kammer nebenan gibt es doch auch so eine Konstruktion“: merkte Tarrior an und der Arbeiter nickte.
„Im Laufe der Zeit ist die Decke in manchen Kammern brüchig geworden. Da haben wir diese Netze gespannt um einen möglichen Steinschlag abzuhalten. Diese Seile halten die Netze oben“: erklärte der Arbeiter die Konstruktion. „Ich verstehe. Wenn wir die Seile kappen, würde das Netz herunter fallen und zwar direkt auf die Söldner. Vorausgesetzt wir schaffen es sie in der Höhlenmitte zu versammeln“: vermutete Tarrior. Der Minenarbeiter nickte. „Das ist Wahnsinn. Man müsste sämtliche Seile auf einmal kappen, ansonsten würden die Kerle doch merken was wir vorhaben und einfach weggehen und außerdem riskieren wir damit, dass uns die ganze Decke auf den Kopf fällt“: wandte der Alte ein, dem der Plan offensichtlich nicht gefiel. „Es scheint mir, als wolltet ihr hier drin sterben. Was glaubt ihr wie lange ihr noch durchhaltet, bis ihr verhungert? Das heißt natürlich, wenn euch die Söldner nicht vorher umbringen. Schließlich wollen sie schon aus reinem Selbstschutz alle Zeugen beseitigen. Außerdem habe ich vier Mitglieder dieser Bande getötet. Was glaubt ihr wird passieren, wenn sie die Leichen finden? Wer wird wohl zuerst dafür bluten müssen? Und ich kann euch versichern, dass ich nicht vorhabe hier drauf zu gehen, nur weil ihr zu feige seid für euer Leben zu kämpfen“: fuhr Tarrior den Alten an und es schien so, als würden sich die Sympathien im Raum zu seinen Gunsten verschieben. Nach dieser kleinen Ansprache schien die Resignation von den meisten Anwesenden regelrecht abzufallen. Er hatte ihnen mit seiner kleinen Ansprache wohl die Augen geöffnet. Sie waren gewiss noch nicht bereit ihr Leben aufzugeben. Der Alte selbst starrte ihn ungläubig an. Dann wurde sein Blick nachdenklich. Und er blickte minutenlang ins Leere. Tarrior derweil wandte seinen Blick nicht einmal von ihm ab. Er war sich in diesem Moment einer Sache sicher: „Wenn ich den Alten überzeuge dann ziehen auch noch die restlichen Zweifler mit.“ Und tatsächlich wandte sich der alte Dunmer nach geraumer Weile an ihn.
„Ihr habt Recht Ratsherr Gildres. Das ist unsere einzige Chance. Ich bin zu alt um hier in dieser Mine einfach zu verrecken. Ich werde euch helfen“: versicherte er. Das bisher nur angedeutete Lächeln auf Tarriors Lippen wurde nun richtig breit. „Und ihr Anderen. Wollt ihr auch für euer Leben kämpfen und diese Mine von diesem verfluchten Gesindel befreien?“: fragte er laut in die Runde, aber achtete darauf nicht zu laut zu sprechen um die Rothwardonen nebenan nicht zu alarmieren. Nur wenige Augenblicke später waren zustimmende halblaute Rufe zu hören. In diesem Moment war er sehr zufrieden mit sich und er hatte schon einen Plan. „Sind die Seile nebenan ebenso verteilt wie hier?“: fragte er dann den Arbeiter, der ihm zuvor schon die Konstruktion erklärt hatte. „Ja das sind sie. Insgesamt sechs Stück und mit genau der gleichen Stärke wie diese hier“: teilte der Mann ihm mit. Tarrior besah sich die Taue genauer. Sie waren tatsächlich ziemlich dick. Am besten waren dann wohl zwei Männer pro Seil. Er überschlug im Kopf schnell die Anzahl und kam damit auf ein Dutzend Leute, die er für das Fallen des Netzes benötigen würde. Doch genau jetzt fiel ihm ein Schwachpunkt in seinen bisherigen Überlegungen auf. „Womit sollen sie die Seile kappen!“: fiel ihm jetzt entsetzt ein. Bei der Dicke wäre das Beste eine Axt. Außerdem würden sie noch für den ersten Teil des Planes Waffen brauchen, zumindest ein Teil von ihnen. Jetzt hatte er sich einen so schönen Plan ausgedacht und jetzt sollte es an der Ausführung scheitern. „Verflucht“: fluchte er halblaut. „Was ist los?“: fragten ein paar der Männer. Tarrior setzte ein verkrampftes Lächeln auf. „Mir fiel gerade ein, das wir weder Waffen haben, denn geschweige etwas um die Seile zu kappen. Oder habt ihr etwa etwas?“: erkundigte er sich. „Nein als die Banditen uns überwältigt hatten, haben sie uns unsere Dolche und Kurzschwerter und Keulen abgenommen. Viel mehr hatten wir auch nicht dabei. Eine schwere Bewaffnung ist in unserem Beruf eigentlich nicht nötig, abgesehen davon das sie uns bei der Arbeit auch nur behindern würde“: berichtete der Alte und er spürte fast überdeutlich, wie die Resignation zurückkehrte. „Hat keiner von euch eine Waffe verstecken können“: fragte er nochmal in irriger Hoffnung nach und erntete nur ein Kopfschütteln. „Das einzige was uns diese verfluchten Barbaren gelassen haben, sind unsere Spitzhacken, aber die taugen wohl kaum als Angriffswaffe. Bis wird die geschwungen haben, haben uns diese Banditen schon dreimal aufgeschlitzt“: merkte einer der Jüngeren wütend an. „Tatsächlich sie haben euch die Spitzhacken gelassen?“: fragte Tarrior ungläubig nochmal nach. „Ja die stecken dahinten in den Fässern. Es war ihnen wohl zu anstrengend, sie hier heraus zu schleppen, aber wie gesagt eine Gefahr stellen die nicht wirklich dar, zumindest nicht für diese Söldner“: bestätigte der junge Mann. „Hah das wollen wir doch einmal sehen. Die Rothwardonen werden sich wundern. Kommt mit ich habe eine Idee“: sagte er und ging zu den Fässern hinüber, in denen die Werkzeuge der Minenarbeiter steckten.
Er zog zwei Spitzhacken heraus. Wie zwei fette Beutestücken hielt er sie in die Höhe und präsentierte sie der Menge und grinste breit. Die Meisten guckten verwirrt und glaubten wohl Tarrior hätte den Verstand verloren. Doch dem war nicht so. „Die Spitzhacken sind vielleicht zu schwer und zu träge um sie als Waffe einsetzen zu können, aber Knüppel sind es nicht. Seht ihr? Der Kopf der Spitzhacke wird mittels der großen Öffnung in der Mitte auf den Stiel geschoben und dort dann mit großen Nägeln fixiert, sodass er nicht herunterfallen oder abrutschen kann. Wenn wir den Nagel entfernen“: Tarrior machte es vor in dem er den Nagel mit seiner Hand erhitzte bis er glühte und ihn dann ganz einfach aus dem Holz zog: „kann man den Kopf abnehmen“: erklärte er und warf das Teil aus schwerem Metall achtlos auf den Boden. Dann ließ er den Stiel mit schnellen Bewegungen ein paar Mal, mit einer und dann mit zwei Händen, durch die Luft zischen. „Und jetzt haben wir einen brauchbaren und leicht zu handhabenden Knüppel. Soweit ich gesehen habe, sind in den Fässern ja auch noch Hämmer. Wenn ihr die Nägel jetzt wieder in das Holz einschlagt, habt ihr sogar eine Nagelkeule und damit eine wirklich ernsthafte Waffe“: präsentierte er. Die Männer waren begeistert. Auf die Idee die Spitzhacken auseinander zu nehmen, waren sie gar nicht gekommen. „Aber die Seile können wir damit immer noch nicht kappen“: protestierte einer der Arbeiter. „Was mich zu der zweiten Spitzhacke bringt“: sagte er dann und legte den Knüppel beiseite. Er drehte sie so, dass man die Spitze sehen konnte. „Diese Seite ist jetzt erst einmal irrelevant“: behauptete er und drehte das Werkzeug um, sodass man den zweiten Teil des Kopfes sehen konnte. Er war wie eine Hacke geformt und gab der Spitzhacke den zweiten Teil ihres Namens. Er fuhr mit dem Finger über die Kante. Sie war stumpf. „Ich denke es ist klar worauf ich hinaus will, oder? Ihr werdet diese Kante schleifen und sie damit wieder scharf machen. Dann lässt sich dieser Teil wie eine Axt benutzen und ihr werdet damit die Seile durchtrennen“: erklärte er und warf jemandem das Abbaugerät zu.
„Da die Seile so dick sind, habe ich mir gedacht, dass jeweils zwei Mann eines der Seile bearbeiten werden. Bei den sechs Seilen macht das dann zwölf Mann. Die restlichen fünf werden sich bewaffnen und mit mir die Söldner in die Höhlenmitte treiben. Zusammen sind wir sechs und von den Rothwardonen dürften, wenn ich richtig gezählt habe, mit Anführer auch nur noch sechs Mann übrig sein. Vielleicht nicht ausgeglichene Kampfchancen, aber Zahlengleichheit und wir müssen sie ja auch nicht besiegen oder ernsthaft bekämpfen. Für unseren Sieg reicht es schon, wenn wir sie in der Höhlenmitte festnageln“: gab er seine Planung bekannt. Allgemein war Zustimmung zu vernehmen, wenn jemand Zweifel hatte, so sprach er sie nicht aus. Er sah dabei zu, wie einige der Spitzhacken zu Knüppeln umfunktioniert wurden. Die Nägel, die sie entfernten, schlugen die meisten wieder in den Knüppel ein und hatten damit ziemlich gefährliche Waffen. Die anderen schleiften die Hacken mit herumliegendem Gestein und erhielten dabei einen guten Axt-Ersatz. Nach ungefähr zwanzig Minuten waren dann alle soweit. „Wir müssen das Überraschungsmoment ausnutzen. Das ist unsere einzige Chance. Wenn wir sie überraschen, werden sie sich noch leicht zurückdrängen lassen und sich nicht gleich allzu formiert wehren. Also ihr fünf mit euren Knüppeln werdet mit mir versuchen soviele der Gegner ins Höhlenzentrum zurückzudrängen wie möglich und ihr anderen begebt euch zu den Seilen. Wenn ihr seht das der Feind versammelt ist, oder zumindest der größte Teil, dann schlagt die Seile durch. Wenn das Netz gefallen ist, müssen wir sie nur noch fesseln. Sollten einige der Söldner sich befreien können oder das Netz nicht alle auf einmal erwischen dann haben wir zumindest ein paar Gegner weniger und damit eine sehr gute Chance“: verdeutlichte Tarrior noch einmal den Plan. „Und was ist, wenn der Plan schief geht und wir sie mit dem Netz nicht erwischen“: fragte ein Dunmer, scheinbar im mittleren Alter, besorgt. „Wenn dieser Fall eintreten sollte, dann heißt es bis zum bitteren Ende kämpfen“: gab Tarrior zu, der hoffte das dieser Fall nicht eintreten würde.
„Wir könnten doch fliehen. In dem Chaos würde bestimmt einigen von uns die Flucht gelingen“: warf nun ein anderer ein. „Ja und die, die es nicht rechtzeitig heraus schaffen, haben Pech gehabt, oder was“: empörte sich ein weiterer. Es entbrannte langsam ein Streit, doch Tarrior der eingreifen wollte, kam nicht mehr dazu. Der Alte erhob überraschenderweise das Wort: „Schweigt ihr Feiglinge. Ihr alle kennt mich. Ich arbeite vermutlich länger in dieser Mine, als manche von euch auf dieser Welt sind. Ich kenne auch jeden Einzelnen von euch, genauso wie ihr euch gegenseitig kennt. Wir sind Kameraden und hier unter Tage auch immer gegenseitig aufeinander angewiesen. Und als Kameraden müssen wir auch zusammenhalten. Entweder fliehen wir alle oder garkeiner. Das heißt, dass wir auch zusammen kämpfen werden, wenn es ernst wird. Und das ist so ein Moment. Jetzt müssen wir zusammen stehen. Serjo Gildres hat bisher sein Leben riskiert, wahrscheinlich um die Mine und nicht um uns zu retten, aber er ist ebenso bereit mit uns gegen die Söldner zu kämpfen. Und da wollen wirklich einige von euch an Flucht denken und daran die Männer, mit denen ihr jahrelang zusammen gearbeitet habt, einfach zurückzulassen? Ihr solltet euch wirklich etwas schämen. Ich sage wir kämpfen gemeinsam und kommen zusammen hier lebend raus oder wir sterben zumindest gemeinsam. Denn ich will zumindest nicht vor meine Ahnen treten um zu sagen, dass ich meine Kameraden im Moment in dem sie mich brauchten, einfach im Stich gelassen habe. Also wer ist dabei und folgt dem Plan von Serjo Gildres?“
Tarrior war überrascht. Der Alte schien seinen Mut wieder gefunden zu haben. Doch als er sah, wie die Männer nach und nach ihre Spitzhacken und Knüppel hoben, wurde aus der Überraschung in seinem Gesicht, Erleichterung und Freude. „Wohlan denn. Zeigen wir diesen Fremdlingen das dies hier unser Land ist“: rief er, zog sein Schwert und stieß die noch entriegelte Tür mit einem kräftigen Stoß auf.
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Provinzheld
Solstheim, Höhlensystem, Höhle der verborgenen Melodie
Wut packte Thorin. Trotz seiner Wunden zwang er sich nun wieder auf die Füße. Wenn auch nur unter extremen Schmerzen und mit Schwierigkeiten. Dennoch ließ ihn die Wut vergessen, dass er eigentlich hätte sterben sollen. Dieser verdammte Werwolf spielte mit ihnen! Nein, er spielte mit ihm! Einzig und allein Thorin war, wen er nun wollte. Dessen war dieser sich sicher. Er hatte seine Eltern getötet und nun wollte er auch ihn. Nun, diese Bestie sollte ihn bekommen. Doch sollte sie sich an ihm verschlucken und zu Grunde gehen. Das schwor sich Thorin.
Hulfgar schaute seinen Freund fassungslos an. Er sah das viele Blut, die fünf Stiche und die Wunde am Kopf. Auch hörte er das ebenfalls leicht schleifende Atmen von Thorin. Seine angeschlagenen Lungen hatten Schwierigkeiten der Belastung ausreichend stand zu halten. Er war nicht in der Verfassung zu kämpfen, aber er würde es trotzdem tun. „Bring Rulmgar hier raus und zu einem Heiler. Ich beende, was wir begonnen haben“, krächzte Thorin mehr, als dass er es sagte. Die aber scheinbar dennoch unerschütterliche Entschlossenheit in der Stimme seines Freundes, ließ Hulfgar keine andere Wahl, als zuzustimmen und mit einem grimmigen Nicken „viel Glück“ zu wünschen.
Thorin schnappte sich Gondrims Speer und auch die am Boden liegende Fackel. Dann machte er sich ohne einen weiteren Blick zurück an die Verfolgung. Seine Schritte gingen schwer und manchmal hatte er auch Probleme seine Füße richtig zu heben. Ganz allein seine Entschlossenheit und seine Wut hielten ihn auf den Beinen. Sein Puls war nun wieder unnatürlich hoch. Vor Angst und vor Aufregung. Angst zu versagen und Aufregung, weil er jederzeit von wohl überall her angegriffen werden konnte. Wobei der Gang nun nach einer weiten Linkskurve etwas schmaler, niedriger und komplett von der Fackel ausgeleuchtet wurde. Somit blieb nur ein Angriff von vorne. Allerdings hatte Thorin in den letzten Momenten genug erlebt, um selbst daran zu zweifeln.
Der stürmische Wind von draußen wehte auch hier noch, wenngleich nun wesentlich schwächer, und ließ die Flammen der Fackel tänzeln und immer wieder schienen sie beinahe aus zu gehen. Er wollte sich schon darüber freuen, dass die Fackel an blieb. Dann ging sie aber auch komplett aus. Thorin blieb beinahe das Herz stehen. Er hielt entsetzt und vor Aufregung und pochendem Herzen zitternd an. Ein kleiner Kiesel prallte gegen seinen im Bärenkopf geschützten Kopf, wie ein schadenfrohes Zeichen des Werwolfs. Erst, als es das zweite Mal passierte, merkte Thorin, dass es eigentlich Wassertropfen waren, die von der Decke fielen. Sein Herz würde ihn definitiv noch irgendwann umbringen. Bevor das passierte, wollte er aber noch einen Werwolf zur Strecke bringen und so lief er wieder los – ohne eine Ahnung zu haben, wohin. Dann ging die Fackel, wie durch eine göttliche Fügung, wieder an und erleuchtete den bis auf Thorin leeren Gang.
Gerade, als er sich über diesen Umstand gefreut hatte, verschwanden auf einmal die Decke und die Wand zu seiner Linken in der Dunkelheit. Auch der Boden endete in Schwärze keine vier Schritte neben ihm. Schweiß stand auf seiner Stirn und brannte in der dortigen Verletzung. Auch die Wunden auf seiner Brust brannten und immer wieder fuhren Lanzen aus Feuer durch seine Lungen. Sie raubten ihm den Atem und ließen ihn nach Luft japsend zurück. Dann beruhigte es sich wieder und die seltsamen Lichtflimmer, die vor seinen Augen in der Dunkelheit umher schwebten, verschwanden. Komm Wölfchen, dachte er beinahe ungeduldig auf einen Angriff wartend.
Vorsichtig schlich Thorin an die Kante. Die Flammen seiner Lichtquelle flackerten immer wieder sehr stark, wenn eine etwas stärkere Windböe von draußen in das Höhlensystem hinein pfiff. Hier in der größeren Kaverne verwirbelten sich die Luftströmungen ungewöhnlich und rissen förmlich an den Flammen. Wenngleich sowohl das pfeifende Geräusch, als auch die Stärke der Windböen hier hinten drastisch abgeschwächt waren.
Dann erreichte er die Kante. Unter ihm fiel eine steile Felswand ab und verschwand in der Finsternis. Es war tief, so viel stand fest. Im flackernden Schein entdeckte er aber einen steilen, schmalen Weg nach unten. Wie weit die größere Kaverne in alle Richtungen reichte, konnte Thorin nicht sagen. Keine der Wände war im Fackelschein zu sehen. Gerade, als er sich an den Abstieg machen wollte, sah er ein Huschen knapp außerhalb seines Lichtkreises und etwas weiter unten. Beinahe sah es aus, wie weißes Fell. Sofort ging der Speer nach oben und zum Stechen bereit. Doch die schnelle Bewegung rammte neuerliche, glühende Dolche durch seine Brust und ließ ihn aufstöhnen.
Beinahe höhnend hörte Thorin dann wieder das leise Klicken einiger Kiesel, als sie in die Tiefe der Höhle fielen. Dicht gefolgt vom quietschenden Laut eingerosteter Türscharniere und wie die dazugehörige Tür hart zurück ins Schloss geknallt wurde zu seiner Rechten. Laut hallte das Scheppern durch die Gänge. Die Geräusche ließen ihn jedes Mal zusammenzucken. Er merkte, wie er kurz die Nerven verlor und wie ein kleines Kind die Augen zu kniff. Der Werwolf spielte definitiv ein Spielchen mit ihm. Ein Spiel der Nerven. Und wenn es so weiter ging, war es wohl Thorin, der bei diesem Spiel verlor.
Gegen den nun aufkommenden Reflex das Weite zu suchen, schlich er weiter und in die Richtung, aus der die Geräusche gekommen waren. Beinahe ärgerte sich Thorin, dass dieser angeborene Fluchtreflex wieder durch kam. Eigentlich hatte er gelernt ihn zu kontrollieren und auf seine bewusste Einschätzungsgabe zu vertrauen. Allerdings schien er nun mental bereits zu geschwächt zu sein, als dass er diesen Reflex noch länger unterdrücken konnte. Stattdessen ignorierte er das Drängen in ihm so gut es ging und lief weiter an der Kante nach unten entlang. Immer wieder zuckte er bei dem leisen Heulen des Windes zusammen.
Dann endete die Höhle abrupt wieder und lief in einem kurzen Tunnel aus. Am Ende dieses Tunnels befand sich eine modrige Holztür. Kratzspuren waren auf den Brettern und der Klinke. Thorins Atem ging schwerer und seine Füße schlurften mittlerweile mehr, als dass sie liefen. Dennoch hielt er seine Arme hoch, die Muskeln angespannt. Der Speer war zum Stechen bereit und mit einem kurzen Klopfen gegen seinen Gürtel an mehreren Stellen mit dem unteren Ende der Fackel vergewisserte sich Thorin, dass auch seine Dolche und das Langschwert noch an ihrem Platz waren. Danach hielt er auch die Fackel in eine Position, die ihm ein schnelles Zuschlagen ermöglichen würde.
Mit der Speerspitze drückte er dann die rostige Klinke nach unten, sodass die Tür sich einen kleinen Spalt weit öffnete. Als er dann den uralten Durchgang ebenfalls mit der Speerspitze langsam aufdrückte, quietschten die Scharniere wieder. Das Geräusch schmerzte in Thorins Ohren und ließ ihn gleichzeitig zusammen fahren. Es war nun unvermeidlich, dass der Werwolf sein Kommen mitbekam. Gut, das wäre es vermutlich auch ohne die quietschende Tür, aber es war weniger auffällig. Dass er eigentlich erwartet wurde, blendete Thorin zu seinem eigenen Wohlgefühl dabei aus.
Zu seiner Überraschung, wurde Thorin nicht angegriffen, als er in die niedrige, aber weite Höhle hinter der Tür trat. Stattdessen hörte er nur wieder ein leises Klicken von rechts. Mittlerweile kam ihm auch wieder in den Sinn, wo genau es dort hin ging. Es machte Sinn und scheinbar hatte der Werwolf einen kleinen Sinn für Dramatik. Die uralte Melodie, die einst in diesen Höhlen durch die Luft und den Stein gefahren war, war beinahe noch immer vernehmbar. Natürlich spielte sie nicht wirklich, aber wie ein geisterhaftes Echo drang es noch immer aus den Wänden. Es ließ Thorin vor Ehrfurcht schaudern und so stapfte er los. Er wusste, wo er die Bestie finden würde … in der Halle der spielenden Steine.
Es dauerte nicht lange, da fand Thorin den Tunnel, der nach rechts aus der größeren Höhle abging. Keine vier Schritte breit und höchstens drei hoch. Alles war von der Fackel ausgeleuchtet. Das leise Heulen des Windes war verschwunden und auch die Flammen flackerten nicht mehr. Als ob sich der Wind davor fürchtete in diese alten und mystischen Hallen einzudringen. Das Nachklingen der alten Melodie verstärkte sich beinahe mit jedem Schritt, den Thorin tiefer in die Höhle machte. Fast wie ein zweiter, unterschwelliger Herzschlag, der durch seinen Körper fuhr, aber vom Felsen um ihn herum ausging. Es war wie berauschend. Die Schmerzen wurden etwas gelindert und seine Schritte wurden sicherer. Als ob ihm die Höhle selbst helfen wollte. Aber fühlte sich auch der Werwolf so? Oder war es nur er?
Thorin wollte es gar nicht erst wissen. Solange er ohne überwältigende Schmerzen kämpfen konnte, so war es ihm egal. Wieder erreichte er eine Höhle. Allerdings war diese mehr hoch, als breit. Sechs Schritte in die Tiefe, eben so viele in der Breite und unerkennbar viele nach oben. Er befand sich in einer Sackgasse. Nur ein Weg zurück. Von oben hörte er wieder Steinchen klicken, aber den verfluchten Weg dorthin fand Thorin nicht! Die Dunkelheit ließ ihn nicht ausmachen, wo genau dieses „oben“ eigentlich war und die Wände um ihn herum wirkten glatt.
Dann fiel ihm auf, dass zumindest seitlich nach oben hin die Wand gegenüber dem Eingang etwas eingedrückt war und sogar Kratzspuren aufwies. Vorsichtig ging Thorin auf diese Wand zu. Erst, als er direkt vor ihr stand und sich nicht die Nase einrammte, merkte er seinen Fehler. Die komplette Wand, war eine optische Täuschung von seinem Standpunkt aus. Tatsächlich befand sich die eigentliche Wand weiter hinten und eine steile Rampe verlief nach oben von weiter vorne aus. Von da, wo Thorin gestanden hatte, hatte man diese Kante zwischen Boden und Rampe nicht sehen können, weil man direkt auf sie geschaut hatte. Da die Fackel etwas weiter links gewesen war, gab es auch keine Schatten an dieser Stelle. Thorin verfluchte sich dreimal dafür. Andererseits war es auch ein Zeichen, dass seine Sinne bereits arg schwächelten. Die Selbstzweifel blockte er gleich darauf ab. Solche konnte er sich nicht leisten.
Langsam und darauf bedacht nicht auf dem steilen, leicht feuchten Stein auszurutschen, schritt Thorin nach oben. Unter den dicken Stiefelsohlen glaubte er den Fels zum Takt der alten Melodie vibrieren zu fühlen. Sein Herz raste, Blut rauschte in den Ohren und seine Wunden bluteten unaufhörlich. Es wunderte ihn mittlerweile schon sehr, dass er nicht längst verblutet war. Und das obwohl die Stiche und Schnitte weitaus weniger bluteten, als Wunden von Waffen. Schweiß quoll aus den Poren seiner Haut und rann ihm unangenehm über den Rücken unter seiner Kleidung. Es war erstaunlich warm hier hinten in der Höhle. Und feucht noch dazu.
Thorin erreichte das obere Ende der Rampe und fand sich in etwa sieben Schritten Höhe auf einem schmalen Absatz wieder. Links ging es nicht weiter und nach rechts in einen dunklen Tunnel. Ohne weiter zu zögern, stapfte er in diesen. Auch hier leuchtete die Fackel die gesamte Breite und Höhe des Gangs aus, reichte aber, wie so oft, nicht bis ans Ende des Tunnels. Allerdings musste Thorin auch nicht sehen, wohin es ging, um es zu wissen. Mit jedem Schritt wurden das Vibrieren und die Melodie im Felsen merklich stärker. Und mit jedem neuen Klang kehrte ein kleiner Teil seiner Kraft zurück. Es war schlicht berauschend.
Dann verschwanden die Wände um ihn herum und er fand sich plötzlich in einem wahren Meer aus Dunkelheit wieder. Einzig und allein eine glatte Felsplatte zog sich unter seinen Füßen hinweg gerade aus. Nicht einmal fünf Schritte war sie breit. Ansonsten herrschte Stille, wenn man einmal von der uralten Melodie absah.
Jeder Ton jagte Thorin Gänsehaut auf die Arme, Beine und sogar auf die Brust. Unglücklicher Weise zog sich dabei auch die Haut dort etwas zusammen und die Stiche brannten neuerlich auf, auch gegen den mystischen Balsam der uralten Klänge. Mit einem unterdrückten, leisen Stöhnen und schleifenden Atemzügen machte er dann einen Schritt nach dem Anderen weiter in das Dunkel. Es dauerte nicht lange, da verschwand der Eingang in den Tunnel hinter ihm und er stand einzig auf einem scheinbar schwebenden, glatten Stein in einem Meer aus purer Schwärze. Sein Puls ging schnell, sein Atem stoßweise und immer mehr Schweiß rann aus seinen Poren. Das salzige Nass brannte in den Stichen und Schnitten.
Sich im Kreis um die eigene Achse drehend arbeitete sich Thorin schrittweise weiter nach vorne. Es kostete ihn einiges an Konzentration nicht auf einmal die Richtung, in die er musste, und die, aus der er gekommen war, zu verwechseln. Und er brauchte seine Konzentration und Aufmerksamkeit nicht nur dafür.
Irgendwo in den Tiefen der Dunkelheit vernahm er immer wieder leises, feuchtes Tropfen. Als ob Wasser aus feinen Poren im Stein Quoll und zu Boden tropfte. Es machte ihn halb wahnsinnig, weil es außerdem noch schallte.
Dennoch fand er irgendwann, nach vielleicht zehn Schritten über die Steinplatte, zwei drei Schritte hohe Steinsäulen, die links und rechts von seinem Weg waren. Sie schienen irgendwo unterhalb seines Grundes zu verschwinden. Den viereckigen Säulen konnte man ansehen, dass sie uralt waren. Die eingehauenen Reliefs und die Ecken waren durch die Jahre verwittert in den feuchten Bedingungen der Höhle. Die Kanten und Linien waren undeutlich. Teilweise fand er sogar Moospolster in den ehemals feinen, eingeschlagenen Linien.
Gerade, als er einen Schritt auf die ihn gut um die Hälfte überragende Säule zumachen wollte, tropfte ihm etwas Feuchtes und Schleimiges auf die Schulter und spritzte leicht gegen sein Gesicht. Dort merkte er, wie es langsam hinab rutschte. Instinktiv hielt er den Speer mit einer schnellen Bewegung, die ihm wieder für einige Momente die Luft raubte, hoch zum Stechen bereit. Wenn der Wolf von oben kam, so würde er direkt in die scharfe Spitze springen. Doch es passierte nichts.
Thorin ging vorsichtig in die Knie – den Speer dabei weiterhin erhoben. Vorsichtig, darauf bedacht möglichst leise zu sein, auch wenn es an sich sicherlich keinen Unterschied gemacht hätte, legte er die Fackel ab und griff sich mit der Linken auf die rechte Schulter. Zwar konnte er mit den pelzigen Fingern nicht direkt etwas Spüren, aber dafür konnte er es einen Augenblick später sehen, als er seine Finger in den flackernden Schein der am Boden liegenden Fackel hielt. Es war grünlich, schleimig und sah beinahe aus, wie eine Art Alge. Eine Alge, wie sie immer an der Wasseroberfläche schwamm, als eine Art Teppich. Irgend so etwas. Nur dass diese hier scheinbar an der Höhlendecke gewesen war.
Angewiderter ließ er den grünen Schleim von seinen Fingern rutschen und holte sich die restlichen Spritzer aus dem Gesicht. Wieder tropfte es irgendwo in der Höhle. Nur es klang anders, als sonst. Er konnte nicht genau sagen, was es war. Es war, als ob der Tropfen in Wasser gefallen war. Das Echo war verzerrt und klang unheimlich. Ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinab und ließ ihn schaudern.
Nachdem er sich aller Algen entledigt hatte, griff er wieder nach seiner Fackel. Dabei bemerkte er, dass der gesamte Steinboden um ihn herum immer wieder mit dünnen, feuchten Moospolstern bedeckt war. An sich nichts Ungewöhnliches, aber die Tatsache, dass es so viele waren, sprach für die extreme, konstante Feuchtigkeit hier unten. Nicht nur in der Luft sondern auch auf dem Boden. Über die Jahrzehnte, seit die Höhle das letzte Mal besucht worden war, musste eine ganze Menge an Wasser eingedrungen sein. Wenn er daran dachte, dass es noch einmal nach unten ging, lief es ihm gleich wieder den Rücken hinab. Dem Werwolf würde das Wasser sicher nichts ausmachen, aber wenn es tief genug war, konnte Thorin erheblich langsamer werden, sollte er hinein geraten. Ein weiterer Punkt, der für die Schläue der Bestie sprach.
Vorsichtig und mit angespannten Muskeln richtete er sich wieder auf. Seine Fackel nun wieder in der linken Hand. Dann unternahm er einen neuerlichen Versuch, an die rechte Steinsäule hinan zu treten. Als er sie dann etwas näher untersuchte, entdeckte er eine kleine Nische, die scheinbar über eine kleine Röhre mit dem inneren Teil des Konstrukts verbunden war. Eine zähflüssige, schwarze Substanz befand sich in einer verrosteten Eisenschale in dieser Nische. Thorin kannte so etwas aus anderen Hügelgräbern, die er einmal von Innen hatte sehen können. Auf der Spitze der Säulen befand sich eine Art Trichter der mit einer brennenden Substanz gefüllt war. Diese Schale diente zum Anzünden. Als ein weiterer Wassertropfen irgendwo in der Höhle auf Stein schlug, zuckte Thorin wieder zusammen. Passieren tat aber nichts weiter. Wie so oft.
Langsam brachte er den Fackelkopf näher an die Schale und schließlich tauchte er ihn beinahe in die zähe Flüssigkeit. Nichts. Es wäre auch zu schön gewesen. Dieses Mal tropfte es hinter ihm. Oder war es ein kleiner Kiesel? Ruckartig fuhr Thorin herum und bereute es gleich im nächsten Moment. Schmerzhafte Blitze fuhren ihm durch die Brust und zwangen ihn nach Luft ringend in die Knie. Seine Sicht verschwamm kurz, klärte sich aber wieder. Flimmer tanzten ihm vor den Augen. Einzig und allein die uralte Melodie der Steine schien ihn wieder auf die Füße zu treiben. Der zweite, rhythmische Herzschlag, der durch Thorin fuhr, trieb ihn förmlich dazu.
Schlurfend zwang er sich zur zweiten Säule. Sein Atem schnitt dabei beinahe in seine Luftröhre, so schleifend ging er. Es war nun sogar schon soweit, dass es ihm bei jedem Luftholen selbst den Rücken hinab lief. Sein Herz raste und setzte ab und zu immer einmal wieder einen Schlag aus. Er war am Ende. Nervlich – und körperlich. Vielleicht war es auch das, worauf es der Werwolf abgesehen hatte. Ihn ohne auch nur mit einem ehrenvollen Kampf zu Grunde gehen zu lassen und sich an dem elenden Anblick zu ergötzen. Der Gedanke ließ grenzenlose Wut in Thorin aufkochen und er machte nun den letzten Schritt wieder etwas kraftvoller auf die zweite Steinsäule zu.
Die Nische, mit dem Anzünder, hatte auch eine verrostete Eisenschale darin, aber die zähe Flüssigkeit in ihr war anders. Sie war nicht schwarz, sonder gelblich-grün. Sie sah auch wesentlich frischer und nicht so ranzig aus. Vorsichtig brachte er seine Fackel näher und dieses Mal entzündete sich die Flüssigkeit auch. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Flammen die Spitze erreichten und alles um ihn herum in warmes Licht getaucht wurde. Der Lichtkreis reichte zwar nicht aus, um die gesamte Höhe auszuleuchten, aber einen großen Teil.
Bevor Thorin jedoch noch eine Gelegenheit bekam, etwas zu tun, erwischte ihn etwas hart im Rücken. Die Wucht trieb ihn vorwärts gegen die Säule. Der Schneebärenhelm wurde durch seine überstehende Schnauze nach hinten von seinem Kopf gedrückt und er prallte frontal gegen den Stein. Seine Nase knackte und ein höllischer Blitz fuhr ihm durch den Schädel, als er mit der Stirn aufschlug. Seine Sicht verschwamm, er ließ seine Fackel und den Speer fallen. Er hörte nur, wie zwei Dinge in Wasser fielen und es laut Zischte, als ein Feuer vom Nass gelöscht wurde. Der Blitz, der durch seinen Kopf fuhr, wollte gar nicht mehr aufhören. Er raubte ihm jedwede Sinneswahrnehmung und auch sein Atmen ging schwerer und schwerer.
Wieder erwischte ihn etwas hart. Dieses Mal jedoch an der rechten Schulter, sodass er herum gewirbelt wurde. So konnte er verschwommen die weißen Schemen des Werwolfs erkennen, bevor eine weitere, geballte Faust heran flog und ihn gegen die Brust traf. Den aufkommenden Schmerz aus dieser registrierte er zu diesem Zeitpunkt nur noch am Rande seiner Wahrnehmung. Rücklings stolperte er dann über die Kante der steinernen Platte unter seinen Füßen und fiel in die Tiefe. Wie tief er fiel, konnte Thorin nicht sagen, aber einige Schritte bestimmt. Unten blieb er im Flug mit der linken Schulter an einem Stein hängen, sodass er noch einmal herum gewirbelt wurde. Die feurigen Schmerzen überwältigten ihn und überlagerten einander zu einem einzigen, heißen Feuer in seinem ganzen Körper.
Bevor er die Sinne verlor, schoss ihm noch ein letzter Gedanke durch den förmlich platzenden Schädel. Er spielt mit mir. Dann landete er rücklings in eiskaltem, knöcheltiefem Wasser …
Geändert von KingPaddy (19.02.2012 um 11:09 Uhr)
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine
Mit einem vielstimmigen Kampfschrei stürzten die Minenarbeiter unter Tarriors Führung aus ihrem Gefängnis. Der Rothwardone, der die Tür hatte bewachen sollen, konnte sich nur noch mit einem verzweifelt Hechtsprung in Sicherheit bringen. Er entkam damit trampelnden Füßen und mit Gewalt geschwungenen Keulen. Für den Kampf um ihre Freiheit hatten die Männer ihre verbliebenden Kräfte reaktiviert. Die wochenlange Gefangenschaft und die dürftige Kost, die nur aus Wasser bestanden hatte, hatten sie ausgezehrt, doch in diesem Moment schien sich die restliche Kraft noch einmal aufzubäumen um sich gegen die fremdländische Söldnerbande zu entladen. Außerdem würde es, wenn Tarriors Plan Erfolg hätte, nicht einmal mehr zu einem großartigen Kampf kommen. Sie mussten nur die Rothwardonen im Zentrum der Höhle festnageln und das Netz würde den Rest erledigen. Sie würden sie einwickeln und gefangen setzen. Er selbst würde nur einen Boten zur Stadtwache und dem Verwalter schicken und dann wäre die Sache geklärt. Doch der Rothwardone, der gerade noch die Tür bewacht hatte, schien zwar ihren Plan nicht durchschaut zu haben, aber wollte ihnen ihr Vorhaben dennoch so schwer wie möglich machen. Er war erstaunlich schnell wieder auf die Beine gekommen und hatte sich Tarrior, der als einziger gerüstet und mit einem Schwert ausgestattet war, als Ziel vorgenommen. Der Zweihänder, den er in der Hand hielt, könnte er mit etwas Zielgenauigkeit, mit einem Schlag nicht nur durch ihn, sondern auch durch zwei oder drei der Arbeiter ziehen. Doch der Dunmer gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit dazu. Mit einem Wink bedeutete er den Leuten ihr Vorhaben wie geplant zu verfolgen und trat aus dem Pulk aus, der sich langsam auf das Höhlenzentrum zubewegte um die Söldner zusammen zu treiben. Tarrior derweil wollte sich um diesen hier kümmern.
„Verfluchter Hund wo kommst du her?“: warf ihm sein Gegner entgegen. „Na von draußen“: antwortete er, als wäre es das normalste der Welt. „Aber dazu hättest du an Gor und Targ vorbei gemusst“: sagte der Mann ungläubig. Inzwischen hatten sie angefangen sich belauernd zu umkreisen. Der Mann war mit seinem Claymore deutlich überlegen, was die Angriffsreichweite anging, aber er war schlau genug es nicht sofort einzusetzen, sondern auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Die Waffe war zwar vernichtend und konnte einen Gegner auch in einem weiten Radius treffen, aber dafür war sie langsam. Der Dunmer mit seinem Silberlangschwert, einer einhändigen Waffe, war hier eindeutig im Vorteil. Würde der Schlag des Söldners ins Leere gehen, könnte er schnell zuschlagen, ohne das der Mann noch abwehren würde können. Und es würde vermutlich für mehr als nur einen Schlag reichen, wenn er ihn erstmal soweit hatte. Daher musste der Rothwardone vorsichtig vorgehen, denn wenn er ihn verfehlte, wäre der Kampf so gut wie gelaufen. Tarrior setzte als Reaktion auf die Worte des Mannes ein irres Grinsen auf. „Ja erst wollten sich mich nicht herein lassen, aber nach etwas kurzer Überzeugungsarbeit konnte ich passieren. Es war fast schon befriedigend wie sie tot zu Boden gingen“: sagte er dann mit einer Ruhe, in der nur ein Auftragskiller oder ein Wahnsinniger von dem Mord an zwei Leuten sprechen konnte. „Du verfluchter Dunkelelfenbastard ich bringe dich um“: schrie der nun deutlich verunsicherte, aber auch sehr wütende, Mann und ging auf ihn los. Tarrior grinste immer noch, aber diesmal aus ehrlichem Glück, denn sein Gegner tat nun genau das, was er beabsichtigt hatte. Die Rothwardonen waren für ihr hitziges Temperament bekannt und er musste zugeben, dass das auffallend stimmte. Doch trotz des wilden Zorns kam der Schlag präziser, als der Dunmer erwartet hatte. Er schaffte es gerade noch so, sich wegzudrehen. Er spürte den Luftzug, den die Klinge, die knapp neben seinen Kopf vorbei zischte, verursachte. Die Schneide glitt, von der wilden Kraft des Mannes angetrieben, mindestens zwei Zentimeter tief in den Boden ein, wenn nicht mehr. Als er sie kurz darauf aus dem felsigen Boden stemmte, war eine tiefe und breite Scharte zurückgeblieben, doch er beachtete sie nur am Rande. Denn genau in diesem Augenblick war der Rothwardone dicht bei ihm und am verwundbarsten.
Sein eigenes Schwert züngelte auf den Hals des Söldners zu, verfehlte aber ihr Ziel. Der Mann drückte seinen Oberkörper beim Stemmen des Schwertes plötzlich nach hinten durch. Zunächst brachte er damit seinen Hals außer Reichweite und dann seinen Zweihänder zwischen sich und Tarriors Klinge. Doch hatte der Stoß noch zu viel Kraft, als das sie durch die andere Klinge abgeblockt hätte werden können. Sie glitt an der Söldnerschneide ab und bohrte sich, statt in Hals oder Brust, in die Schulter des Mannes. Jemand von einer geringeren Konstitution, als wie sie ein Rothwardone und noch dazu ein Söldner hatten, hätten jetzt vor Schmerz aufgeschrien, oder zumindest ein Aufstöhnen vernehmen lassen, doch der Mann blieb stoisch ruhig. Gewiss verzog sich sein Gesicht kurz vor Schmerz, doch grimmig verbiss er sich jede weitere Reaktion und konzentrierte sich nur Sekundenbruchteile später wieder auf den Kampf. Seinen Zweihänder hatte er wieder hochgebracht, sodass Tarrior nicht noch einen Angriff wagen konnte. Doch sein Gegner ließ nicht soviel Nachsicht mit ihm walten. Sofort wurde der Zweihänder geschwungen und beschrieb das Viertel einer Kreisbahn. Wäre er nicht sofort zurückgewichen, eher gestolpert, hätte die Klinge ihn in der Waagerechten fast genau geteilt. Und er war sich sicher, dass genug Kraft in dem Schlag gewesen wäre, um das zu bewerkstelligen. Der Söldner verstand sich eindeutig auf seine Waffe und den Kampf. In diesem Moment wurde es dem Dunmer unbegreiflich warum sie sich damit abgaben, irgendwelche Minen zu überfallen. An der Front wären sie gegen die Deadra eine große Hilfe und konnten ihr Talent auch besser zum Einsatz bringen, als hier wehrlose Minenarbeiter zu töten. Innerlich schüttelte er den Kopf, aber äußerlich war seine Aufmerksamkeit wieder auf den Kampf gerichtet. Durch den Schlag hatte der Rothwardone ihn leider soweit auf Distanz gebracht, dass er danach ohne Eile seine Waffe wieder in Position bringen konnte. Tarrior selbst ließ nun sein Schwert etwas sinken. Es sollte eine Einladung zu einem Angriff sein. Der Mann würde es bloß als fehlerhafte Haltung interpretieren, zumindest hoffte er das. Wieder umkreisten sie sich jedoch nur abwägend, aber nur für kurze Zeit. Nach einem kurzen Moment wo er so ausgesehen hatte, als würde er überlegen, ob Tarrior ihm eine Falle stellen wollte oder nicht, sprang er mit der erhoben Klinge vor. Er selbst täuschte nur einen herzlosen Versuch vor, sich zu verteidigen und ließ sich dann aber gekonnt zur Seite fallen. Noch im Fallen sammelte er Magie und hatte einen hübschen Feuerball an der Hand. Zwar presste ihm der ungebremste Aufprall zunächst die Luft aus den Lungen, aber den Zauber erhielt er aufrecht und schleuderte ihn dann auf den Söldner. Der Mann war nicht nur überrascht, sondern geradezu entsetzt, als er die Magie, wohl in Zeitlupe, auf sich zufliegen sah. Vermutlich hatte er geglaubt, dass Tarrior sich an einen fairen Kampf halten würde. „Tja da hat er wohl Pech gehabt“: ging es ihm dabei durch Kopf.
Äußerlich grinste er schon wieder, obwohl er noch etwas nach Atem rang. Die feurige Kugel traf den Söldner direkt und zersprang in einer Art feurigen Explosion bloß ohne Knall. Die Flammen hüllten Tarrior und den Söldner, die noch dicht beieinander waren, ein. Er hatte eine Menge Magicka in den Angriff gelegt. Doch im Gegensatz zum Rothwardonen, der nun vor Schmerz tatsächlich wie am Spieß schrie, war er Immun gegen die verzehrende Kraft des Feuers. Nur seine Chitin-Rüstung wurde etwas angekokelt und die oberste Schicht färbte sich vom Ruß grau bis schwarz ein. Vor Schmerz ließ sein Gegner den Zweihänder fallen. Tarrior nutze die Chance. Er schwang sich auf seine Beine und warf sich mit vollem Körpereinsatz in den Rothwardonen hinein. Der Söldner wurde damit direkt an den Rand der Höhlenmitte befördert, wo er sich auf dem Boden herum rollte, um die Flammen an seinem brennenden Lederharnisch zu ersticken. Der Dunmer schob sein Schwert zurück in die Scheide und besah sich die Szenerie um ihn herum genauer. An den Seilen wurden schon fleißig gearbeitet. Ein paar waren schon soweit durch, dass es nur noch eines Schlages bedürfen würde, um sie endgültig zu kappen. Die Söldner waren so beschäftigt damit, sich gegen die scheinbar wahnsinnig gewordenen Minenarbeiter zu verteidigen, dass sie es gar nicht bemerkten. Zwar wurden die ungeübten Männer nie zu einer wirklichen Bedrohung für die geschickten Söldner, aber gleichzeitig konnten diese keine Schläge anbringen oder den Gegner selbst zurückdrängen. Es sah ziemlich ausgeglichen aus, doch dann fällte ein kräftiger Schlag einen der Arbeiter. Der Mann, der Tarrior zuvor noch die Seilkonstruktion erklärt hatte. Mit vor Blut triefender Kriegsaxt stand der wahrhaft hochgewachsene Anführer der Söldner über dem Erschlagenen. Der Mann überragte selbst Tarrior, der nun wirklich nicht klein war. Der Söldnerhauptmann hatte wirklich etwas von einem brutalen Barbaren. Die Axt hatte den Kopf des Mannes gespalten und das Blut war bis in das Gesicht dieses Rohlings gespritzt, wo außer dem Lebenssaft kleine graue Stückchen hingen, die Tarrior voller Ekel als Gehirnmasse identifizierte. Doch ohne sich auch nur mal kurz durch das Gesicht zu wischen, wandte er sich schon seinem scheinbar nächsten Opfer zu, denn der Mann wich vor den Keulen nicht zurück. Er war ein Raubtier, das bei Bedrohung nicht zurückwich, sondern angriff.
Mit der wirklich gewaltigen Axt hackte er schon nach seinem nächsten Opfer und schlug ihm die Hand ab. Der Getroffene fiel augenblicklich um und krümmte sich vor Schmerzen. Doch kurz bevor der Gnadenstoß erfolgen konnte, griff Tarrior ein, der hinüber gesprintet war. Seine Klinge schob sich zwischen die Axt und ihr wehrloses Opfer und tatsächlich blockte er den Angriff, doch die enorme Wucht ließ ihn seine Waffe fast verlieren und seine Hand schmerzte plötzlich höllisch. Er biss sich auf die Lippen um den Schmerz zu unterdrücken und wich hastig einen Schritt zurück, denn der Anführer hatte nun ihn, als seinen Duellgegner auserwählt. Im Moment gefiel ihm das jedoch gar nicht, denn er war noch etwas erschöpft vom Kampf gegen den anderen Söldner. So versuchte er den ausgebrochenen Hauptmann zum Höhlenzentrum zurückzudrängen, doch wieder einmal zeigte sich, dass er keinem vernunftbegabten Wesen, sondern einer blutdurstigen Kampfbestie gegenüberstand. Sein Gegner riskierte mehrmals leichte Verletzungen um ihn angreifen zu können und brachte Tarrior, der so einen offensiven und selbstzerstörerischen Kampfstil nicht gewohnt war, vollkommen aus dem Konzept. Der Mann ließ sich einfach nicht bedrängen und nahm mögliche Verletzungen in Kauf nur um nicht zurückzuweichen. Er ließ jedoch nie genug Deckung fallen, um einen kritischen Treffer landen zu können. Er konnte ihm so, wenn er die offenen Stellen nutzte, höchstens kleine Wunden zu fügen. Und war sich sicher, dass diese nur dafür sorgen würden, dass er noch wütender würde. Der Anführer der Söldner war ein gebündeltes Paket aus archaischer Kraft. Tarrior war sich ganz sicher, dass die dunkelhäutigen Pranken ihm ohne zu zögern den Schädel zerquetschen konnten. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was ein Treffer dieser Axt anrichten würde. Statt das er seinen Gegner zum Zurückweichen bewegen konnte, war er es, der immer weiter nach außen gedrängt wurde. Sie bewegten sich immer weiter von der Höhlenmitte weg und waren längst aus dem Bereich des Netzes gekommen. Bald würde er ihn an die Höhlenwand gedrängt haben und dann gab es nichts mehr, wohin er würde ausweichen können. Zwar war der Hauptmann jetzt draußen, aber der Rest der Söldner saß mitten in ihrer Falle, doch schafften sie es mittlerweile gegen die dezimierten Bergleute anzukommen. Sie mussten die Seile kappen. Den Anführer würde er so besiegen müssen, denn die anderen würden gewiss noch Zeit brauchen, um die restlichen Gegner fachgerecht zu verschnüren, sodass keine Gefahr mehr von ihnen ausgehen würde. Er musste dieses barbarische Kraftpaket allein besiegen.
„Männer kappt schnell die Seile. Ich werde schon mit ihm fertig. Setzt den anderen Söldnerabschaum fest“: rief er so laut er konnte und hoffte das alle es hören würden. Ob sie seinem Befehl nachkamen, konnte er nicht mehr erkennen, denn er musste seine Konzentration zurück auf den Kampf lenken. Beinahe hatte der verfluchte Anführer ihn geköpft. „Ihr verfluchtes Elfenpack habt doch keine Chance“: grölte der Mann, es war offensichtlich das er sich am Kampf regelrecht berauschte. Es waren nur noch ein paar Schritte Entfernung zur Höhlenwand. Einen Moment dachte er darüber nach, diesem Feind ebenfalls einen Feuerball zu verpassen, aber dann verwarf er die Idee. Dieser war nicht so langsam wie sein vorheriger Gegner. Er handhabte die Kriegsaxt als wäre sie federleicht und schwang sie mit einer Eleganz, wie man sonst nur ein Schwert schwang. Bei ihm wirkte dieses blutrünstige Mordinstrument fast schon wie ein geliebtes Spielzeug. Ein Spielzeug das er mit aller Brutalität gegen seine Gegner einsetzte. Inzwischen war Tarrior dazu übergegangen, leichte Zickzackbewegungen zu machen um nicht zu schnell zurück zu weichen. Er verschaffte sich damit Zeit, aber er wusste nicht einmal selbst wofür. Hätte er einem Schlag abblocken können, wäre es einfach gewesen aus dieser Situation auszubrechen. Bevor der Gegner einen weiteren Angriff hätte starten können, hätte der Dunmer ihm gewiss schon einige Hiebe versetzt, aber jeder Versuch einen Schlag dieser Axt mit der Klinge abfangen zu wollen, wäre nur lächerlich gewesen. Der Rothwardone schwang sie mit einer Kraft, die nur mit dem Wort unglaublich wirklich zu beschreiben war. Die Klinge seines Langschwertes wäre gebrochen, wie ein Streichholz. Es war für ihn schon ein Wunder, dass sie den ersten Schlag abgehalten hatte, als er den Minenarbeiter gerettet hatte. Doch jetzt konnte er nur noch zurückweichen. Doch das ging nicht mehr lange. Seine Augen zuckten für einen Moment zur Seite und er sah die Wand knapp hinter sich. Nicht mehr als ein Schritt trennte ihn vom Ende seines Weges. „Jetzt wirst du sterben, du verfluchter Dunkelelfenhund. Doch sag mir hat dich unser Auftraggeber geschickt, damit er mich nicht bezahlen muss“: wollte der Söldnerhauptmann wissen. „Glaubst du das würde ich dir erzählen“: war Tarriors Antwort darauf. Er legte allen Trotz in seine Stimme, den er aufzubieten vermochte. „Dann verrecke Mer“: schrie der Rothwardone wütend und ließ die Kriegsaxt auf ihn zu schnellen. Er wich noch einen letzten Schritt, wohl weislich das er dann mit dem Rücken zur Wand stehen und die Axt ihn spalten würde, zurück. Er hatte sich vorgenommen, dem Tod offen ins Auge zu blicken. Er hatte eine verfluchte Angst und war keinesfalls bereit zu sterben, aber sein Stolz verbot ihm vor dem Fremdländer seine Schwäche zu zeigen. Doch die Spaltung seines Schädels blieb aus. Unter seinem Stiefel knackte es vernehmlich, als er auf einen losen Stein trat und dieser urplötzlich wegrutschte.
Ohne dass er etwas dagegen machen konnte, rutschte er aus und fiel nach hinten um. Es blieb ihm gerade noch genug Zeit um den Kopf einzuziehen, um nicht damit auf die schroffe Höhlenwand aufzuschlagen, doch ansonsten fiel er wie ein Stein zu Boden. Die Axt schrammte knapp über ihm über den Fels und fuhr knirschend in das Gestein. „Jetzt ist es aus“: dachte er, als der Rothwardone am Stiel seiner Axt zog. Er war am Boden, direkt zu Füßen des Söldners, vollkommen hilflos und erwartete den tödlichen Axthieb sobald er seine todbringende Waffe befreit hätte. Doch der tödliche Schlag kam nicht, denn der Mann bekam die Axt nicht aus dem Felsen heraus. Tarrior erkannte die Situation und seine Chance. Der Barbar hatte seine Axt mit einer derartigen Kraft niedersausen lassen, dass sie tief in den Felsen gefahren war und jetzt dort feststeckte. Er selbst war zwar groß, aber recht schmal und daher gelang es ihm zwischen den Beinen des Feindes einfach hindurchzuschlüpfen. Als dieser merkte, dass seine Beute entkommen wollte, hatte er versucht ihn mit seinen Pranken zu greifen, aber der Koloss war einfach zu plump und zu langsam. Keuchend kam der Dunmer wieder auf die Beine. Sein Atem ging stoßweise. Der kalte Schweiß lief noch immer seinen Rücken herunter und sein Puls raste, als würden bald seine Adern platzen. Er konnte seinen Herzschlug schmerzhaft und überdeutlich in seiner Brust spüren. „Das war verflucht nochmal haarscharf“: ging es ihm einem Schrecken gleich durch den Kopf. Derart knapp war er dem Tod noch nie von der Schippe gesprungen. Er zwar schon häufiger in gefährlichen, gar tödlichen Situationen gewesen, aber so knapp war es wirklich noch nie gewesen. Doch noch gab es keine Ruhe für ihn. Sein Gegner hatte es inzwischen aufgegeben seine Kriegsaxt aus dem Stein ziehen zu wollen und wollte ihn nun mit bloßen Händen angreifen. Tarrior war sich sicher, dass der Mann die Axt hätte herausziehen können, aber vermutlich war er zu ungeduldig gewesen es nochmals zu probieren, doch auch seine Pranken waren keine einfache Hände, sondern perfekte Mordinstrumente.
Mit einem Wutschrei stürmte er voran und überwand die letzten Meter mit einem gewagten Sprung. Der Dunmer, der damit gar nicht gerechnet hatte, konnte sich nur im allerletzten Moment zur Seite werfen und so dem tödlichen Angriff entgehen. Der Mann kam auf leerem Boden auf, rollte sich ab und war in Windeseile wieder auf den Beinen. Nur um erneut anzugreifen. „Verdammt, er ist doch schnell“: fiel es Tarrior wie Schuppen von den Augen, als er die von reiner Berserkraft aufgeladenen agilen Bewegungen sah. Es war offensichtlich, dass der Söldner seinen Verstand komplett ausgeschaltet hatte und sich allein auf Körperkraft, Ausdauer und Instinkte verließ. Diese völlige Konzentration auf den Kampf schien zudem noch größere Körperkräfte zu wecken. Er hatte von dieser Fähigkeit der Rothwardonen gehört. Sie verfielen dabei in einen unkontrollierten Blutrausch. Ein Schlag von seinem Gegner in diesem Zustand könnte vermutlich selbst einem Kagouti das Genick brechen. Aber er wollte das lieber im Moment nicht am eigenen Leib heraus finden. Wieder stürmte der Söldnerhauptmann wie besessen auf ihn los und wieder kam ein Sprung auf den letzten Metern, mit dem er ihn umwerfen sollte, doch diesmal war er vorbereitet. Er drehte sich ganz knapp zur Seite. Er konnte spüren wie er von dem massigen Körper ganz leicht an der Seite geschnitten wurde. Doch noch bevor der Gegner ganz an ihm vorbei geschrammt war, zuckte sein Oberkörper in anderer Drehrichtung, als seine Beine, herum und damit auch das Schwert. Ohne hinzusehen stieß er damit direkt nach unten. Er spürte wie er etwas weiches traf und sofort an der Klinge gerissen wurde, als sie die Bewegung des Körpers, in den sie sich gebohrt hatte, mitmachen wollte. Er stellte die Klinge umgehend schief und sie glitt wie von selbst aus dem Fleisch, während der Rothwardone hart auf dem Boden aufkam und sich aufgrund der hohen Geschwindigkeit mehrmals überschlug. Sich abzurollen schaffte er nicht, denn Tarrior hatte ihm das Bein regelrecht, in einer Kombination aus Schwertstoß und Schwung des Opfers, aufgeschnitten.
Warmes, fast schon kochendes Blut lief die Klinge hinunter und über seine Hand. Das linke Bein des Söldnerhauptmannes war nur noch eine einzige Wunde, als dieser sich wieder aufrichtete. Er hatte Abschürfungen an den nicht geschützten Stellen seines Körpers und die Lederrüstung war aufgerissen und er blutete aus dutzenden von Platzwunden am Kopf und im Gesicht. Er verlagerte das Gewicht vom verletzten auf das unverletzte rechte Bein und funkelte ihn mit einem wahnsinnig-zornigen Blick an. Das Blut das über sein Gesicht lief, verstärkte den Eindruck eines blutrünstigen Monsters und Berserkers noch zusätzlich. Trotz der Wunde wollte er nochmals auf Tarrior los gehen, doch sein Bein erstickte den Versuch im Keim. Schon beim zweiten Schritt bremste er ab und sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. Dies war der Moment in dem der Dunmer in die Offensive ging und seinerseits endlich zum Angriff überging. „Die Zeit der Abwehr und des Zurückweichens ist vorbei“: dachte er und stürmte vorwärts. Die Pranken waren zwar immer noch gefährlich, aber dank seines verlängerten Arms, seines Schwertes, konnte er außerhalb ihrer tödlichen Reichweite bleiben. In diesem Moment war das bullige, vor Kraft nur so strotzende Monster ihm gegenüber stark im Nachteil, denn ohne Waffe konnte er die gezielten Schwertstreiche Tarriors nur mit seinem Körper abfangen und den wollte der Dunmer ja auch treffen. Doch trotz des offensichtlichen Nachteils kämpfte er immer noch wie ein Löwe. Er versuchte nach Tarrior zu langen, ihn zu schlagen und sogar das Schwert mit den Händen zu fassen zu bekommen. Doch der flinkere Dunmer konnte dem entgehen. Er umkreiste sein fast bewegungsunfähiges Opfer und griff in günstigen Fällen an. Oft gelang es dem Mann sich zur Seite zu drehen oder den Schlag mit seinem Armschutz aus Leder abzufangen, doch lange hielt selbst er so nicht mehr durch.
So geschah es auch das einer von Tarriors Streichen durchkam und sich das Schwert, durch das aufgeschürfte Leder, direkt in den Bauch des Söldners bohrte. Die Kraft des Kampfrausches des war eindeutig verebbt. Der Rothwardone griff noch nach der Klinge und zog sie ein Stück aus seinem Körper heraus, bevor er einfach nach hinten umkippte und besiegt und schwer atmend liegen blieb. Tarrior nutze die Zeit und sah sich um. Die Minenarbeiter hatten gute Arbeit geleistet. Die Söldner saßen fest verschnürt in dem Netz fest. Jedoch hatte das Unterfangen noch einen Arbeiter das Leben gekostet und Tarrior befürchtete, das der Mann mit der abgeschlagenen Hand wohl auch nicht überleben würde. Dessen Körper war schon zuvor sehr geschwächt gewesen. Womöglich würde er nicht einmal mehr das Tageslicht wiedersehen. Sein Blick fiel wieder auf den Mann zu seinen Füßen. Das Adrenalin rauschte immer noch in seinen Adern und in seine Gedanken waren immer noch auf Kampf und Tod eingestellt. Was sollte er jetzt mit dem Mann machen „Töte ich diesen verfluchten Bastard und räche die Gefallenden oder lasse ich ihn leben“: über die Entscheidung dachte er in den nächsten Minuten nach.
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Legende
Jerallberge -> Bruma -> Kaiserstadt
Arranges war schon eine Ewigkeit in der Wildnis unterwegs... wie lange, das konnte er nicht sagen. Nachdem er von der Einsiedelei seines Freundes losgeritten war, hatte er sich in der darauffolgenden Nach verirrt. Höchst peinlich war ihm das, war er doch fast mit einem Waldläufer zu vergleichen, nur nicht ganz so verdreckt. Aber hier oben an der Grenze zu Hammerfell kannte er sich nicht ganz so gut aus, lediglich die Straße zu dem Kloster, in welchem er studiert hatte, hatte er sich eingeprägt, aber der Heiler hatte ihn ja mitten in die Wildnis gezaubert.
Wie viele Meilen der Kasierliche geritten war konnte man nicht mehr bestimmen, jedoch konnte Arranges mit Sicherheit sagen, dass er mindestens 4 Tage unterwegs war, ohne auch nur in die Nähe einer Straße geschweige denn eines Weges zu kommen. Den Anweisungen des Pretonen folgend, war er stehts nach Norden geritten, hatte dabei aber unbeabsichtigt einen weiten Bogen nach Westen beschrieben, also immer weiter auf die Grenze zu Hammerfell und so hoch im Norden auch an die Grenzzüge Skyrims heranrückend, wurde auch die Landschaft immer trister. Der Kaiserliche hatte auch völlig die Orientierung verloren, da er so tief in den Bergen war, inzwischen war er sich auch sicher, dass er das Colovianische Hochland verlassen hatte, konnte er doch den Weißgoldturm der Kaiserstadt nicht mehr sehen, der wurde durch höhere Gipfel verdeckt.
Wieder musste der Magier Rasten, weil er im unwegsamen Gelände bei Nacht nicht reiten konnte um einen Absturz in den Bergen zu vermeiden. So langsam, dürfte ich nichteinmal mehr in Cyrodiil sein, die Vegetation hier oben ist schon gar nicht mehr vorhanden, mal sehen, wie ich die Nacht überstehe. Soll verdammt kalt werden in solchen Höhenlagen... Arranges stieg ab und befreite seinen Rotfuchs von Sattel und Zaumzeug. Danach spannte er eine etwas größere Decke, die ihm der Mönch mitgegeben hatte, zwischen zwei Findlingen, so dass sie einen profisorischen Wetterschutz abgab. Zwar nicht das Beste, aber besser als nichts. Ich hoffe, dass ich jetzt zusätzlich zu dem verdammt unbehaglichen Nachtlager nicht auch noch irgendwelches wildes Getier ertragen muss... Dann, die Sonne tauchte gerade hinter der Welt unter und schickte ihre letzten Strahlen für diesen Tag über den Rand des Horizonts, schichtete Arranges ein paar verkrüppelte, morsche Holzprügel auf und entfachte sie mit einem Schnippen. Erst war es eine kleine Flamme, deren Zungen sich gierig an dem wenigen Holz hochwanden. Nach nur kurzem Warten hatte Arranges ein zwar kleines aber dafür warmes und lichtspendendes Feurchen. Er holte seinen Proviant aus den Satteltaschen und machte sich daran, seinen leeren Magen zu vüllen.
Er war an diesem wie auch während den letzten 3 Tagen viel und lange geritten. Noch bevor an dem vergangenen Morgen die Sonne zu sehen war, hatte er aufgesattelt. Der Weg wurde hier oben auch immer beschwerlicher. War er im Wald, als er losritt, noch gemütlich im Schritttempo des Pferdes geritten, so musste er hier oben aufpassen wo er sein Müdes Pferd hinlenkte. Ein falscher Schritt und er wäre Geschichte. In Tälern, die für Pferde trittsicherer wären, konnte er schlecht reiten, die gab es nämlich nicht, nur tiefe schluchten, hier und da mal eine Klamm, aber alle gleichermaßen mit rasiermesserscharfen Felsen gespickt. Nur einen Vorteil hatten die extreme Witterung und die nicht vorhandene Vegetation in solchen Höhenlagen: Man hatte Ruhe vor Wegelagerern und Räubern und musste auch nicht acht geben, irgendeinem dämlichen Berglöwen, der sich falschherum ins Gebüsch gelegt hatte, auf den Schwanz zu treten.
Nachdem Arranges sich sattgegessen hatte, packte er die restlichen Lebensmittel wieder zurück in die Satteltaschen, penibel darauf bedacht, die leicht verderblichen Dinge von den Haltbaren zu trennen. Ich muss zu einer Siedlung gelangen, mir gehen langsam aber sicher die Vorräte aus... naja, morgen werde ich nach osten reiten, dort muss ich früher oder später auf die orangene Straße im großen Forst treffen, die Handelsstraße zwischen Bruma und Chorrol. Wie zur Bestätigung, dass man endlich mal einen vernünftigen Weg einschlagen sollte, schnaubte der Rotfuchs und scharrte mit den Hufen... 'Ja ich weiss, das Gras, sofern man die paar Hälmchen hier überhaupt noch so bezeichnen kann, würde ich mir auch schenken, wäre ich ein Pferd.' Sagte der Beschwörer und tätschelte das Tier auf der Blässe, während er sich wieder an den Satteltaschen zu schaffen machte. Er kramte die Kopie von dem Buch hervor, welche er von dem Mönch bekommen hatte. Er fing an darin zu blättern. Bis er wieder zu der Stelle kam, die ihm der Heiler gezeigt hatte. Auf der rechten Seite prankte das Gesicht eines abgrundhässlichen Dämons, auf der anderen Seite stand in schwungvoller Handschrift etwas über die gesteigerte magische Konzentration. Wie sie gestaut und in einem mächtigen Impuls entladen werden konnte. So haben schon viele mächtige Zauberer die Vollkommenheit erlangt. Nur gibt es einen Kritikpunkt den man dazu erfüllen sollte und welchen alle Magier abhaken konnten, die diese Kunst der gesteigerten magischen Energie beherrschten. Es handelt sich darum, dem Dämonen zu wiederstehen, der sich gegenüber befindet. Ihm zu wiederstehen und zu gebieten. Es sei an sich kein mächtiger Dämon und eigentlich auch nicht gefährlich. Man konnte ihn in Waffen und Seelensteine Bannen ohne sich dafür groß anstrengen zu müssen. Forderte man den Geist jedoch mit mentaler Kraft heraus, so erkannte man die Macht die der Dämon innehielt, die er zum Glück jedoch nicht von sich aus nutzen konnte. Man musste ihn durch Gedankenkraft dazu anregen, sie auszuspielen, diese eine Trumpfkarte, die er hatte. Hatte man ihn dann unterdrückt, war man so klar im Verstand und eine Barriere wurde gebrochen, die den Geist öffnete wie eine Überdosis Skooma. Das finde ich jetzt aber sehr interessant... diese Kopie hier bringt mir in dem Fall überhaupt nichts. Hier fehlt die Kraft des Dämons... verdammt, ich brauche das Original. Fragt sich nur wie ich da rankomme, jetzt wo die halbe Festung des Klosters von irgendwelchen anführerlosen Gestalten bewohnt wird, die hauptsächlich darauf aus sind, alles und jeden zu töten, der sich der Festung nähert. Ein Meisterdieb müsste man sein... na mal sehen, ob ich da nicht jemanden auftreibe, der mir da helfen könnte... aber für heute werde ich mich schlafen legen. Damit legte er das Buch weg und rollte sich in seinen Umhang ein, einen Beutel als Kissen nutzend schlief er auf dem harten und kalten Felsboden ein.
Arranges öffnete leicht die Augen und gleißendes Licht fuhr im in den Kopf und schmerzte für den Bruchteil einer Sekunde, bis der Reflex die Lieder wieder zufallen ließ. Dann spürte der Kaiserliche die Kälte, sie war überall und irgendwie war auch alles nass und feucht. Seine ganze Kleidung klebte am Körper, als hätte er stark geschwitzt. Aber schwitzen und Kälte, das kann nicht passen. Um sich tastend setzte sich der Magier auf und öffnete nochmals, diesmal vorsichtiger, die Augen. Alles um ihn herum war weiß. Weiß? Weiß! Es hatte in der Nacht geschneit. Zwar war Arranges nicht eingeschneit, aber der schneident kalte wind, den er jetzt auch auf dem Gesicht spürte, hatte kleinere Mengen zu ihm hereingeweht. Das hat gerade noch gefehlt... jetzt aber schnell weg hier! Der Kasierliche stand auf, zog den nasskalten Umhang enger um den Leib und stapfte durch den fast kniehoch liegenden Schnee zu seiner Satteltasche. Wild wühlte er darin, bis er gefunden hatte, was ihm der Mönch noch mitgegeben hatte. Ein dickes wollenes Unterhemd und ein Paar Fäustlinge. Schnell zog der Kaiserliche die nassen Sachen aus und tat sich mit den trockenen und wärmeren Kleidern an, die er noch dabei hatte, er legte auch die Rüstung bis auf seinen Mithrilpanzer ab... eine der ersten Lektionen, die er gelernt hatte, als er beschloss seinen Studien zuspielend umher zu wandern: Immer Ersatzkleider dabei zu haben und vor allem auch noch etwas warmes, falls man in einen Sturm oder ähnliches geraten sollte... Arranges rollte die Dekce zusammen, klaubte das Buch aus dem Schnee auf und schob es zurück in die Ledertasche. Danach sattelte er seinen Rotfuchs und legte die nassen Kleider darüber, wo sie als eine Art Pferdedecke fungierten. Dann saß Arranges auf und suchte einen Weg aus den Bergen, stehts darauf achtend, dass er irgendwie nach osten kam.
Wieder war Arranges eine Ewigkeit unterwegs. Er bemerkte die Erkältung schon früh, die ihn im Griff hatte. Kein Wunder. Erst war er eine ganze Nacht in nassen Kleidern in der Kälte gelegen und dann musste er nochmals fast 2 Tage in dieser Schneehölle umherirren, bis sich das Gelände endlich vor ihm auftat und er sogar den schemenhaften Riss des Weißgoldturms zu seiner rechten erkennen konnte, bevor sich wieder ettliche Erhebungen davor schoben. Aber wnigstens war die Landschaft hier jetzt nicht mehr so lebensfeindlich, wie in den Bergen. Die letzten beiden Tage hatte Arranges komplett im Sattel verbracht, da er wusste, dass er die einfache Erkältung nicht überleben würde, wenn er sich nochmals einem solchen Risiko wie in der ersten Nach in den Höhenlagen der Jerallberge aussetzte. Nun war er totmüde und geschwächt. Dann endlich, am Abend des zweiten Tages erblickte der Kaiserliche, wie sich weit vorraus ein dunkler breiter Streifen in Serpentinen einen Hang hochwandt. Na also, ich glaubte schon gar nicht mehr daran, die Straße nochmal wieder zu finden... Obwohl es schon dunkel war, ritt der Kaiserliche weiter. Erst am Straßenrand suchte er sich eine geschützte Stelle in einem Dickicht, wo er sein Nachtlager aufschlug.
Am nächsten Tag ritt er weiter in Richtung Bruma, also osten. Seine Vorräte waren beinahe aufgebraucht. Nach knapp 2 weiteren Tagen erreichte er die verhältnismäßig kleine Stadt. Müde stieg er vor den Toren ab und führte sein Pferd die letzten Meter. 'Halt, wer da zu so später Stunde?' Rief ihn der Wachmann an und kam näher.
'Ich bin ein Wanderer, Arranges... mein Name.' Aus seinem Waffengürtel zog er ein kleines Stück Pergament, welches einen älteren und abgenutzten Eindruck machte. Es war als Pass kaum noch zu erkennen.
'Ach ihr seid es! Nun, ihr braucht mir den Pass nicht zu zeigen, ein Blick auf euer Pferd und eure Rüstung genügt mir. Ihr kennt das ja, Das Pferd komm in die Stallungen und so weiter... ich wünsche einen angenehmen Aufenthalt in Bruma.' Mit diesen Worten ging der Wachmann wieder zurück auf seinen Posten. Ein Assasine, der es sich leicht machen wollte in die Stadt zu kommen könnte es so am besten... ein Mithrielhemd und einen Rotfusch mit einer schiefen Blässe und der Weg wäre frei... vorrausgesetzt der richtige Soldat hat Wachdienst. Grinste Arranges in sich hinein. Dann führte er sein Pferd zu den öffentlichen Ställen der Stadt und nahm sich ein Zimmer.
Am nächsten Tag ergänzte er seine Vorräte und kaufte sich ein neues Schwert. Das ist zwar nicht wie das Alte, aber immerhin wieder eine Waffe an der Seite, das macht das Reisen doch gleich viel sicherer, vor allem auf der Straße, die ich jetzt entlangreiten werde. Nachdem der Magier Bruma verlassen hatte, schlug er die Straße direkt nach süden ein, welche zur Kaiserstadt führte. Es passierte nichts aufregendes auf dem Weg zum Weissgoldturm. Nach weiteren 2 Tagen vor den Toren der mächtigen Stadt angekommen, führte er seinen Rotfuchs zu den Ställen und ging zum Tor.
'HALT!' Donnerte ihm der Wachmann in Legionsrüstung entgegen. Zwei breitschultrige baumgroße Gestalten kamen auf Arranges zu, der eine die Hand am Schwertknauf, der andere forderte mit der ausgestrekcten Hand einen Persönlichkeitsnachweis.
'NAME UND HERKUNFT!' Sagte der Wachmann laut genug, dass es die Knechte in den Stallungen auch noch deutlich hören konnten, obwohl er knapp 2 Meter vor dem Kaiserlichen stand.
'Gibt es einen bestimmten Anlass, dass die Leute von der Legion neuerdings so bestimmt sind?' fragte der Kaiserliche, während er der Wache den Pass reichte.
'Halt den Rand, sonst kannst du deinen Pass gleich mit dem Mund zurück nehmen, deine Arme werden bis dahin auf dem Boden liegen!' Sagte der andere, welcher etwas abseits stand. 'Es gab eine Reihe von Morden, nachdem hier die Nachricht eintraf, dass 3 Irre ein ganzes Kloster außeinander genommen haben...' Setzte er nach.
'So?!' Sagte Arranges und bemühte sich noch ein kleinwenig unauffälliger zu wirken. Zum Glück sah er mit der Mithrilrüstung nicht unbedingt aus wie ein marodierender Räuber. Er wirkte eher vornem und wichtig auf die Wachen, was sie allerdings nicht immer zeigten oder zugaben.
'ARRANGES HÄÄ... DEN NAMEN HAB ICH DOCH SCHON GEHÖRT!'
Verdammt...
'ACHJA, EIN KOLLEGE UND GUTER KUMPEL VON MIR HAT MIR MAL WAS VON DIR ERZÄHLT! ER MEINTE DU WÄRST EIN HARMLOSER WALDLÄUFER!'
Puhhh...
'ABER NICHTS DESTOTROTZ MÜSSEN WIR EINE GEPÄCKKONTROLLE MACHEN!'
Dreck...
Arranges ließ die Kontrolle über sich ergehen und wurde dann eingelassen.
Nachdem sich das große schwere Tor hinter ihm geschlossen hatte, machte sich der Kasierliche sofort auf zum Marktviertel. Dort angekommen schaute er eine weile umher und lief einige Male auf und ab, bevor er von einer mächtige Gestalt in eine Seitengasse gewunken wurde. In der Gasse war es dunkel und eng... und es stank nach Fäkalien. am Ende der Gasse wartete ein großer Schatten auf den Magier. Und kaum hatte sich selbiger vor ihm aufgestellt, da begann die massige Erscheinung auch schon mit brodelnder kratzender Stimme zu reden: 'Hast du etwas gelernt aus der Schriftrolle?'
'Nein, ich musste sie zur Notwehr einsetzten.' Antwortete Arranges voller Demut.
'Das ist gut, ich weiss über alles bestens bescheid, ich wollte nur wissen, ob du mich nicht anlügst... ich würde sagen, dass du einen großen Fortschritt gemacht hast, indem du diesen Dömonen vernichtet hast, welcher dir allein druch Gedankenkraft sehr zu schaffen machte... Wo ist das Buch?'
'Welches Buch?'
'Pass auf! ... Schüler... ich meine das Buch von dem du eine Kopie bekommen hast!'
'Es liegt immer noch in den Ruinen des Klosters.'
'Hmmm... dann müssen wir es da herausholen, du brauchst es für deinen weiteren Werdegang.'
'Ich weiss, die Abschrift bringt mir eigentlich nichts ohne...'
'So ist es! Dich werde ich dort aber nicht mehr hinschicken, das wird ein Dieb für uns erledigen.'
Unheimlich...
'Hier, ich gebe dir nochmal eine Schriftrolle des Lichs, aber dieses Mal achte auf sie, es ist immer sehr mühsam einen Lich in einen Seelenstein zu bannen und dann in Pergament zu prägen...'
'Jawohl Meister.'
'Gut, in Skingrad wirst du auf unseren Dieb treffen, sage ihm alles was du weisst und beschreibe das Buch so gut du kannst. Bis zu unserem nächsten Treffen!'
Und ehe sich Arranges versah, war der Hühne verschwunden, er war einfach weg...
Mit der neuen Schriftrolle und den Informationen machte sich der Kaiserliche auf nach Skingrad.
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Lehrling
Es regnete. Alexian blickte gen Himmel. Es hatte wieder angefangen zu regnen. Im laufe der letzten zwei Wochen hatte es ungewöhnlich oft geregnet. Andererseits spiegelte der leichte, leise Regen die Stimmung wieder, die im Fort herrschte. Die Legionäre waren angespannt und der Ältestenrat hat die geplante Verstärkung nach Hammerfell verschoben. Außer einigen kleinen Skamp-Angriffen war nicht sonderlich viel passiert. Jedoch konnte keiner den ersten großen Daedra-Ansturm vergessen, bei dem fast die Hälfte der Legionäre getötet wurde.
Jetzt jedoch schickte der Hauptmann sie auf ein großes Feld vor dem Fort. Er wollte die Daedra zu einem Feldkrieg provozieren. In einer geschlossenen Kolonne marschierten sie aus dem Lager. Neben Alexian stand Ardor, der im Gegensatz zu den anderen Legionären nicht wirklich Nervös wirkte. In den letzten Tagen schien er, als ob er ahnte, dass der Hauptmann vorhatte, sie auf das Feld zu schicken und somit all ihre Vorteile wegzuwerfen. Allerdings fiel ihnen auf, dass die Kavallerie und einige Kohorten fehlten. Sie waren bereits am Vorabend aus dem Lager ausmarschiert. Es hatte zwar eine kleine Unruhe unter den übrigen Legionären ausgelöst, die sich jedoch auf Grund eines hart eingreifenden Leutnants wieder beruhigt hatte. Jetzt stapften sie durch den Matsch auf eine kleine Lichtung zu. Vorne standen Legionäre, die eine leichte Rüstung im Stil der östlichen Provinzen trugen. Sie hatten einige Wurfspeere, kurze Stahlschwerter und Turmschilder, die ihren ganzen Körper verdeckten. Hinter ihnen standen die gewöhnlichen Legionäre, darunter Alexian und Ardor. Hinter ihnen standen kleine Söldnertruppen, die der Hauptmann gekauft hatte. Es waren grimmige Nords und Rodwardonen in verschiedenen schweren Rüstungen mit hoher Qualität, die ihre Äxte, Keulen und Schwerter ungeduldig hin und her schwangen. An den Flanken ritten der Hauptmann, sein Stellvertreter und einige Leutnants hin und her.
Elijah und die anderen Kampfmagier standen weit hinten vor den Bogenschützen. Sie hatten mittlerweile den Hügel passiert, den sie vor ihrer Ankunft runtermarschiert sind und hinter dem die abgelösten Legionäre verschwunden waren. „Sie wussten, wovon sie sprachen“ ging es Alexian durch den Kopf. Jetzt hatten sie die Lichtung erreicht und die Sergeant gaben den Befehl zum halten. Die Legionäre dröhnten ein kurzes „HA!“ und hielten an. Der Hauptmann ritt mit seinem Gefolge an die Spitze der Kolonne und fing an zu reden: „Legionäre! Ich weis dass im Laufe unseres Aufenthaltes viele von uns ihr Leben lassen mussten! Und ich weis auch, dass ihr verunsichert seid, weil wir gegen einen Feind kämpfen müssen, der uns an Ausrüstung und an Zahlen hoch überlegen ist! Und ich weis, dass der Ältestenrat uns weder anhört, noch Verstärkung schickt! Aber merkt euch: Wir … Kämpfen für unser Land: Für Cyrodiil! Und wir kämpfen für die Provinzen! Für ganz Tamriel! Ich gebe zu, die Daedra sind ein mächtiger Feind, doch wir dürfen keine Angst zeigen! Wir haben uns einmal überrennen lassen, last uns diesen Fehler nicht wiederholen! Oder wollt ihr, dass sie unsere Häuser, unsere Dörfer und unsere Städte niederbrennen? Wollt ihr zulassen, dass sie unsere Familien und auch die der anderen abschlachten? Wollen wir, dass unsere ganze Welt ein zweites, gigantisches Kvatch wird? Ihr kennt die Antwort: NEIN!!! Also, last uns diesem Abschaum auf Nirn begrüßen und zeigen, dass wir keine Furcht haben, und denkt daran: Mut ist Zahlen überlegen!!!“
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Mythos
Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine
Der Rothwardone schien nicht ausgiebig gebetet zu haben, zumindest schienen die Götter kein Einsehen mit ihm zu haben und ließen ihn die Prozedur bei vollem Bewusstsein miterleben. Erst nach dem Tarrior mit der „Befragung“ fertig war, fiel der Kopf des Mannes auf seine Brust und rührte sich nicht mehr. Die verspätete Bewusstlosigkeit ersparte diesem damit aber zumindest die bestimmt grauenvollen Folgeschmerzen. Der Dunmer besah sich seine Hände. Unter den Nägeln hatten sich verkohlte Hautreste festgesetzt, die langsam mit dem trocknenden Blut zu einer schwarzen Masse erstarten. Frisches Blut war über seine Finger und Teile seiner Hand gelaufen und begann ebenso zu trocknen. Wäre diese angenehme Befriedigung, die er dieser gerechten Bestrafung dem Söldner gegenüber empfand, nicht, so würde er sich jetzt vor sich selbst ekeln, doch so tat er es nicht. Er atmete schnell. Sein Puls hatte sich beschleunigt. Glückshormone waren durch seinen Körper gerauscht und hatten seine Erregung mit jedem Schrei wachsen lassen. Oft passierte es, dass sich sein Leib damit der Kontrolle seines Verstandes entzog. Er gab sich nicht gerne so hin, er liebte die Kontrolle, aber irgendwie konnte und wollte er sich auch nicht gegen diese Gefühle wehren. Er war gewiss niemand der viel für Ehre oder etwa gute Taten übrig hatte, aber er wollte sich auch nicht unbedingt als böse oder grausam bezeichnen. Manchmal überkam es ihn einfach und diesmal, wie auch in anderen Momenten, hatte er es durchaus genossen. Doch schämen tat er sich auch nicht. Er schüttelte den Kopf und streifte diese Gedanken ab.
Schließlich hatte die vorgenommene „Befragung“ ja dem Zweck dienen sollen, Informationen zu erhalten. Leider war der Rothwardone zwar gesprächig gewesen, aber leider nicht im Bezug auf das gefragte Thema. Er wusste kaum etwas zu berichtigen, nur Dinge die Tarrior entweder kannte oder sich zumindest schon selbst hatte zusammen reimen können. Zum Einen berichtete er, dass er nur mit dem Diener ihres wahren Auftraggebers, den er nicht kannte, zu tun gehabt hatte und zum Anderen schilderte er dann im Einzelnen den Überfall. „Welch Verschwendung von kostbarer Zeit“: dachte er und wusch sich die Hände in einem Fass mit Wasser. Ein paar der Minenarbeiter brachten den Bewusstlosen nach draußen. Als sie jedoch einen anderen Söldner herbeischaffen wollten, hielt der Dunmer sie zurück. „Vermutlich hätte es keinen Sinn einen dieser einfältigen Rothwardonen zu befragen. Ich muss mit diesem Abschaum von einem Söldnerhauptmann sprechen“: überlegte Tarrior. Er schritt die gefesselten Söldner ab und in den Blicken mancher, die sich wohl das erste Mal in einer unterlegenen Situation befanden, glaubte er Angst zu erkennen. Die Schreie des Mannes, den er gefoltert hatte, mussten wahrscheinlich auch hier in der großen Höhle zu hören gewesen sein. Innerlich lachte Tarrior. Die Männer taten ihm kein Stückchen leid. Sie hatten gemordet und zwar für Gold. Dazu kam noch, dass ihre Opfer nur einfache Bergleute ohne jede Chance gewesen waren. Und nachdem, was er in der Befragung erfahren hatte, hatte der Überfall zu Anfang einem Schlachtfest geglichen, bis sie sich dann endlich gesammelt und die Überlebenden zusammen getrieben hatten. Für ihre Taten würde man sie in Balmora hängen, da war er sich ziemlich sicher. Doch was nützte das schon, ohne den wahren Drahtzieher gefasst zu haben. Er blieb vor dem Anführer der Söldner stehen. Dieser war immer noch bewusstlos und atmete recht unregelmäßig. Die Wunde war zwar versorgt, aber sie war alles andere als harmlos gewesen. Eigentlich war es sowieso ein Wunder, dass der Rothwardone noch lebte. „Der wird mir so schnell wohl nichts erzählen“: dachte Tarrior resignierend. Er wandte sich ab und lenkte seine Aufmerksamkeit stattdessen auf das Zelt, dass der Söldnerhauptmann sich hier in der Höhle hatte aufstellen lassen. Womöglich fand er ja dort ein paar erste Hinweise auf die Identität des mysteriösen Strippenziehers. „Ruft mich sofort, wenn er aufwacht“: befahl er einem der Bergleute und zeigte auf den bewusstlosen Anführer. Der Mann nickte kurz und fuhr damit fort, Ordnung in das Chaos zu bringen, das die Söldner in der großen Aufenthaltshöhle angerichtet hatten. Er selbst betrat währenddessen das Zelt.
Es bestand aus groben einfachem braunen Zeltstoff ohne besondere Musterung, sah man mal von etlichen Flecken ab. Tarrior wollte lieber nicht wissen, woher diese stammten. Der Eingang wurde durch eine Art Vorhangtuch verdeckt. Als er es zur Seite geschoben hatte, begrüßte ihn das warme Licht dreier Laternen. Zwei hingen an einigen Holzstreben, die die Dachkonstruktion des Zeltes hielten und die Dritte stand auf einem kleinen Tischchen, aus grob zusammen gezimmerten Brettern. Ein kleiner Schemel diente neben einem fein geschnitzten kaiserlichen Stuhl als Sitzgelegenheit. Das Zelt war geräumiger, als es von außen den Anschein gehabt hatte, denn es bot ebenso noch Platz für ein Feldbett und eine Holzkiste mit Schloss. Doch dieses würde kein besonderes Problem darstellen, denn den Schlüssel hatte Tarrior auf dem Tisch ausgemacht. Ebenso wie etwas Anderes, das seine Aufmerksamkeit besonders erregte. In der ungefähren Mitte, zwischen dem Schlüssel, einem kleinen Haufen Draken, einer Schreibfeder und einem umgekippten Tintenfass, befand sich ein in grobes Leder eingeschlagenes Buch. Tarrior strich mit der Hand darüber. Es konnte nicht wertvoll sein, denn das Leder war bloß von geringer Qualität und schlechter Verarbeitung und sollte wohl allein das Papier vor schädlicher Witterung schützen. „Perfekt für ein Tagebuch“: dachte er. Mit etwas Glück fand er darin schon die meisten Antworten auf seine Fragen und wäre damit nicht auf die „Hilfsbereitschaft“ des Söldnerhauptmannes angewiesen. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Er nahm das Buch zur Hand und schlug es auf und blätterte ein paar Seiten vor. Der Eintrag, den er zufällig aufschlug, war von vor drei Jahren. Scheinbar hatte der Söldner konsequent Buch geführt. Nebst einigen persönlichen Gedanken, über Selbstverherrlichung betreffs einer Vielzahl an ••••n und Liebschaften, fanden sich detaillierte Aufzeichnungen über Aufträge, Art und Menge der Belohnung und natürlich der getöteten Gegner, einschließlich erbeuteter Ausrüstung. Und so wie Tarrior es einschätzte, hätte man zwischen dem Tagebuch dieses Söldners und dem eines Räubers kaum einen Unterschied gesehen, sah man mal von ein paar legalen Aufträgen ab, ging es in den meisten Fällen um Raub, Mord, Entführung, Überfall oder Kampf und Gemetzel. „Ein wahrer Sonnenschein“: befand der Dunmer zynisch. Besonders fiel ihm auch die Schrift ins Auge. Sie wirkte zwar kräftig und gefestigt, aber die Buchstaben sahen irgendwie gezwungen aus. Der Mann schien so seine Probleme mit dem Schreiben zu haben. Doch dann erinnerte sich Tarrior an die prankengleichen Hände des Rothwardonen mit denen es eigentlich ein Wunder war, dass er die Schreibfeder überhaupt richtig halten konnte. Er blätterte weiter.
Seine Einschätzung bestätigte sich. Nebst einer überschwänglichen Selbstbeweihräucherung war es vor allem eine fast schon peinlich genaue Statistik über Schandtaten oder Blutdurst des Hauptmannes oder der Truppe im Allgemeinen. Ab und an hatte es zwar auch Stellen eines Reiseberichts, aber großteilig drängte sich einem das Wort „Todesstatistik“ regelrecht auf. Daher überblätterte er die meisten Seiten oder überflog sie nur kurz, denn schließlich hatte es für ihn keinen Sinn, sich länger damit zu beschäftigen. Erst als er die letzten beschriebenen Seiten erreichte, begann er wieder genauer nachzulesen. Vor allem ein Eintrag der auf Balmora vor ein paar Wochen datiert war, ließ ihn innehalten und er begann zu lesen.
Wir sind gerade in Balmora angekommen. Nebel liegt über der Stadt und die Luft ist noch sehr kalt, dennoch ist alles friedlich. Die daedrische Bedrohung scheint im Bewusstsein der Bevölkerung noch nicht ganz angekommen zu sein, obwohl der Rat die Stadt bereits befestigen lässt. Ich werde diesen feinen Ratsherren unsere Dienste anbieten. Wer, wenn nicht wir, könnte diese Stadt besser sichern. Für einen entsprechenden Goldpreis versteht sich.
Ich kann es nicht fassen. Diese Ratsherren besaßen doch tatsächlich die Frechheit uns wieder wegzuschicken. Wir sollten uns doch bitte an der deadrischen Front am Zugang zu den Aschländern melden, wenn wir helfen wollten. Ihre Krieger würden Balmora verteidigen. Gerade deren Krieger sollen diese Stadt sichern, dass ich nicht lache. Mögen die Deadra diese dummen Dunkelelfen und ihre Stadt brennen lassen. Ich weis noch nicht was wir machen. Ich werde erstmal mit den Männern einen oder zweidutzend trinken gehen.
Ein Lichtblick am Horizont gerade war ein Mann hier in die Südwall-Taverne gekommen. Er war gewiss keiner von diesem Gesindel, das sich hier sonst rum treibt. Dazu trug er schon allein zu feine Kleidung. Und mit seinem höflichen Herumgehampel machte er sich auch noch zur Lachnummer der ganzen Taverne. Tatsächlich war er jedoch auf der Suche nach uns. Er erzählte, dass er eine Gruppe Söldner suche, die hier abgestiegen sei. Ich nahm ihn mir zur Seite und er erklärte mir, dass er für jemanden arbeite, der einen Auftrag für uns hätte. Nach seiner Aussage wäre ne Menge Gold drin, wir dürften nur keine Skrupel haben. Skrupel sind was für Schwächlinge, also schlug ich ein. Der Mann verschwand daraufhin. Ich soll ihn in einer Stunde bei einer der Anlegestellen unten am Fluss treffen. Am besten mache ich mich jetzt auch los, nicht das ich mich noch verspäte.
Jetzt bin ich schlauer. Dieses Dunkelelfengesindel hat nur bestätigt, was ich sowieso schon wusste. Sie sind wohl doch alle hinterhältige Halsabschneider. Der Auftrag würde doch tatsächlich darin bestehen, eine Mine im Süden von Balmora zu überfallen und die Stadt von der Versorgung abzuschneiden. Scheinbar hatte sein Arbeitgeber vor, sich dadurch politische Vorteile zu verschaffen. Man bedenke mitten während dieser Krise. Aber es sollte mir Recht sein. Warum sollte man einer legalen aber gefährlichen und nur mittelmäßig bezahlten Aufgabe nachgehen, wie die Deadra auf offenem Feld zu bekämpfen, wenn man eine wirklich einfache Aufgabe haben konnte, die dazu noch fürstlich bezahlt werden würde. Skrupel sind etwas für Schwächlinge. Ich habe zugesagt. Ich werde mich Morgen dann mit unserem eigentlichen Auftraggeber treffen um die Einzelheiten zu besprechen. Jetzt werde ich erstmal noch ordentlich zechen und mich dann aufs Ohr hauen.
Der Tag ist gekommen. Ich werde mich gleich mit diesem Diener treffen. Er wird mich dann zu seinem Meister bringen. Wenn ich mal von der Kleidung des Dieners auf das Vermögen seines Herren schließe, dann muss dieser gut begütert sein. Und wenn er uns nun doch keinen Auftrag geben will, können wir ja immer noch ihn ausplündern und dann zu den Redoranern weiterziehen. Wir werden sehen. Ich treffe mich wieder mit ihm an der Anlegestelle.
Man glaubt es kaum, aber mit meiner Einschätzung hatte ich Recht. Dieser Kerl ist wirklich sehr begütert. Scheinbar ist er ein Adliger und besitzt zudem noch ein kleines Anwesen. Zudem unterhält er sich gewisses Personal. Zumindest wird er wohl seine Lohnversprechen auch wahr machen können. Ich war mit dem Diener, in einer dieser kleinen Nussschalen der Dunmer, den Odai hinunter gefahren und irgendwann am Meer heraus gekommen. Dann hat er das Boot zu so einem schmuddeligen Pfahldorf in den Sümpfen gesteuert. Im Anschluss mussten wir noch ungefähr eine Stunde durch den ekelhaften Morast laufen, als plötzlich zwischen zwei Hügelkämmen ein Torbogen auftauchte. Dahinter lag das Anwesen. Ich hatte da schon ganz die Orientierung verloren. Auf jeden Fall bewirtete der Hausherr mich sehr großzügig, als wir die Einzelheiten des Überfalls besprachen. Das Ziel trug den Namen Shulk, war eine Eiermine und war südlich von Balmora in der Nähe des Odai zu finden. Ziel war es die Produktion zu stoppen, also die Minenarbeiter von der Arbeit abzuhalten und die Eierlieferungen nach Balmora zu stoppen. Und das Beste, es gab keine Wachen und mit diesem Wühlrattenpack würden ich und die Männer schon den Boden wischen. Und ich konnte es gar nicht glauben, aber dieser reiche Sack taxierte die angebotene Belohnung wirklich großzügig. Fünfhundert Goldstücke für mich und je vierhundert für jeden der Männer. Und natürlich steht mir als Anführer bei jedem Pro-Kopfbetrag noch einmal ein Viertel zu. Nur dafür die Produktion eine Weile zu unterbrechen, ein wirklich großzügiger Preis, aber ich habe natürlich nicht widersprochen. Ich werde gleich die Männer informieren gehen. Ich bin gerade erst wieder angekommen. Denn den Rückweg musste ich doch tatsächlich laufen – eine Frechheit. Das Gold bügelt sie aber schon irgendwie aus.
Tarrior verfolgte die Eintragungen mit großem Interesse. Manches hatte er schon zuvor gewusst, obwohl die Hintergründe nun langsam etwas klarer wurden. Scheinbar intrigierte einer der Adligen gegen den Rat von Haus Hlaalu. Er musste gedanklich den Kopf schütteln. Wie konnte man in einer Situation, wie der in der sich das Haus gerade befand, nur an politische Macht- und Intrigenspielchen denken. Es war ihm unbegreiflich. Er selbst genoss seinen Reichtum und hatte auch nicht unbedingt etwas gegen Ausbeutung, aber hier versuchte sich jemand während einer Krise wohl noch mehr Reichtum zu sichern, als er ohnehin schon besaß und das alles auf Kosten ihrer Sicherheit. Waren die Vorräte erst einmal aufgebraucht, wären sie insbesondere auf die in Vielzahl vorhandenen und nahrhaften Eier zur Versorgung der Bevölkerung angewiesen, ansonsten würde sie keine Belagerung durchstehen. Hier wurde ganz eindeutig mit dem Leben der ganzen Stadt gespielt. Und das gefiel Tarrior gar nicht. „Leider hatte der Söldnerhauptmann den Namen des Adligen nicht vermerkt“: stellte der Dunmer unzufrieden fest, als er weiter las. In den nächsten Eintragungen erging sich der Rothwardone ausschließlich in fast schon ekelerregend genauen Beschreibungen des Überfalls. Über das Töten von Minenarbeiter, das Quälen und Töten von hilflosen Kwama-Arbeitern, das Zerstören von Eierkolonien und das schlussendliche aufschichten und stellenweise Verbrennen der Kadaver. Der Anführer schien bei allen Gelegenheiten zu gegen gewesen zu sein. Es stand sogar etwas über die Späher, die Junai der Minenverwalter losgeschickt hatte, darin. Alles schien gut gelaufen zu sein, wie Tarrior das beurteilte, bloß vor zwei Wochen fingen scheinbar die Probleme an.
Es ist doch nicht zu fassen. Schon drei Wochen sind seit unserem geglückten Überfall vergangen und dieser aufgeblasene Dunkelelf hat uns immer noch nicht das versprochene Gold überbracht. Die Männer werden langsam unruhig. Sie langweilen sich, weil sie nichts zu tun haben und wollen endlich ihr Gold haben. Ich kann es ihnen nicht verdenken, denn mir geht es genauso. Ich möchte auch endlich diese wunderschönen, glitzernden Münzen in meinen Händen halten und natürlich endlich mal wieder einem ebenbürtigem Gegner den Schädel mit meiner Axt spalten.
Seltsame scharrende Geräusche im Halbdunkel. Die Männer sind nervös. Sie befürchten die Strafe eines Gottes für den Mord an den Minenarbeitern. Abergläubisches Gesindel. Das ist nur der Fels der sich im Berg verschiebt. Die gefangenen Minenarbeiter sind ruhig, aber werden wohl bald verhungern, wenn wir die Mine noch etwas länger besetzen. Aber das ist nicht mein Problem. Ansonsten keine Vorkommnisse.
Sie kamen heute Nacht. Ich hatte mich getäuscht. Nicht der Fels, sondern die Kwama verursachten die Geräusche. Eine Flut von Gewürm und Kriegern brandete durch die Wände in die Höhle. Wir kämpften sie nieder und trieben die Verbliebenen in die Tiefen der Mine zurück. Ihre Kadaver und ekelhafte Sekrete und Insektenblut bedecken den Höhlenboden. Man kann kaum gehen ohne gleich zu rutschen und sich den Hals zu brechen.
Die Dunkelheit und Ruhe machen uns mürbe. Die Kwama wären eine nette Abwechslung gewesen, doch nach dem Angriff konnte kaum einer mehr schlafen. Die Meisten verbrachten die Nacht wach. Ich fühle mich noch zerschlagener als vorher. Ich lasse die Männer sich jetzt beim Wachdienst draußen abwechseln, sonst drehen sie mir hier noch durch. Ich würde unseren Auftraggeber umgehend zur Rede stellen, doch ich kann hier nicht weg. Ich habe Angst, dass sie sich noch gegenseitig die Schädel einschlagen. Auch ich brauche endlich mal wieder einen richtigen Kampf... und Schlaf. So müssen wir wohl auf den Abgesandten warten.
Ich habe ein paar der Minenarbeiter raus gelassen und sie angewiesen den Höhlenboden zu säubern. Der Gestank treibt mich langsam in den Wahnsinn. Eine dieser frechen dunkelelfischen Wühlratten hat doch tatsächlich die Dreistigkeit mich zu warnen, dass dies nicht der einzige Angriff der Kwama bleiben würde. Die Kreaturen wären nur mit den Minenarbeitern vertraut und würden sie deshalb nicht angreifen, aber wir wären Fremdkörper, die sie aus ihrem Nest entfernen würden. Lächerlich. Diese dummen Tiere werden zuviel Angst haben um nochmals anzugreifen. Schließlich wer fürchtet sich nicht vor uns. Ich hoffe jedoch, dass der Diener bald mit dem Gold kommt. Einige Männer protestieren bereits. Zwar hinter meinem Rücken, aber ich bin mir sicher, dass sie darüber nachdenken mich abzusetzen, doch das werde ich nicht zulassen.
Es kann doch nicht die Möglichkeit sein. Dieser verfluchte Dunkelelfenhund hatte doch tatsächlich Recht. Jetzt haben uns die Kwama schon zwei weitere Male überfallen und immer nachts. Das kann kein Zufall mehr sein. Ich wittere eine Verschwörung. Die Männer haben sich inzwischen daran gewöhnt und können danach weiterschlafen. Aber warum ich nicht? Sicherlich gibt es einen unter ihnen, der meine Führung anzweifelt. Ich bin mir sicher. Er muss die Angriffe verursachen um mich mürbe zu machen. Doch das wird ihm nicht gelingen! Wann kommt endlich der verfluchte Diener mit dem Gold?
Ich habe aufgehört zu schlafen. Ich kann niemand mehr trauen. Ich wittere Verrat hinter meinem Rücken. Die Angriffe der Kwama haben zwar nachgelassen, finden aber immer noch stetig statt. Langsam macht es auch keinen Spaß mehr diese dreckigen Kreaturen mit meiner Axt zu zerschlagen. Die Angriffe müssen endlich aufhören. Am besten töten wir die Königin. Das wird die sicherste Lösung sein. Am liebsten würde ich unseren Auftraggeber aufsuchen und das Gold aus ihm heraus prügeln, aber das ist bestimmt ihr Plan. Ja sie warten nur darauf, dass ich die Mine deswegen verlasse und schon übernehmen sie die Kontrolle über die Truppe. Das werde ich nicht zulassen. Am Besten ist, ich schicke einen der Aufrührer. Bestimmt sind es die, die am meisten tuscheln. Denn ganz sicher reden sie über mich!
Endlich! Ich habe seit langem wieder geschlafen. Wir haben die Königinnenkammer verriegelt und die hinteren Teile der Mine zum Einsturz gebracht. Das sollte diese Brut aufhalten, aber wenn wir hier nicht bald rauskommen, werde ich dieses verfluchte Biest wirklich noch töten lassen. Mir ist egal ob unser Auftraggeber sie lebend haben will. Ich habe bald genug von diesen ständigen Angriffen. Außerdem will ich endlich wieder einem anständigen Gegner gegenüberstehen. Oh ich erfahre gerade, dass der Diener unseres Auftraggebers eingetroffen ist. Hoffentlich hat er gute Nachrichten, ansonsten wird er es bereuen.
Dieser verfluchte Hund von einem arroganten Dunkelelfen. Was fällt diesem Pack einfach ein? Schließlich sind wir nicht irgendwelche schwächlichen Kaiserlichen oder Bretonen mit denen man umspringen kann, wie man will. Wir sind Rothwardonen. Die stärksten und wildesten Krieger von ganz Tamriel! Doch was erdreistet sich dieser Kerl. Wir sollen weitere Wochen hier in dieser verfluchten Mine ausharren, da der Rat den Minenverwalter immer noch nicht abgesetzt hat. Und natürlich sollen wir das Gold erst bekommen, wenn das geschehen ist. Natürlich habe ich mehr Gold für die längere Wartezeit verlangt, aber dieser kleine aristokratische Speichellecker hat das ausgeschlossen. Aber ich kann jetzt auch all jenen sagen, die meinen ich hätte keine Selbstbeherrschung, dass ich diesen frechen Kerl dafür nicht gleich erschlagen habe. Wir werden noch die geforderten Wochen ausharren, aber keinen Tag länger! Und wenn sie dann das Gold nicht herausrücken wollen, dann werden wir es uns holen. Seine Leibwächter können diesem Fürst R….
An dieser Stelle endeten die Aufzeichnungen. Tarrior war sich sicher, dass der Rothwardone davor stand, den Namen seines Auftraggebers aufzuschreiben und im selben Moment war er fast schon soweit sich gedanklich selbst zu verfluchen. „Natürlich! Wahrscheinlich haben ich und die Arbeiter genau in dem Moment angegriffen, als er gerade bei den Eintragungen war“: dachte er und musste den Kopf schütteln. Es hätte alles so einfach sein können, hätte der verfluchte Söldner, den noch verfluchteren Namen einfach aufgeschrieben. Doch noch bevor er sich oder das Schicksal oder das langsame Schreiben des Söldnerhauptmannes verantwortlich machen konnte, trat jemand in das Zelt ein. Tarrior erschrak kurz und wandte sich dann um, um mit hochrotem Kopf und bösem Blick in das Gesicht eines der jungen Minenarbeiter zu schauen. „Verzeiht die Störung Serjo. Ihr wolltet doch erfahren, wenn der Gefangene wieder ansprechbar ist“: berichtete der Mann, schluckte schwer und wandt sich unter den Blicken, scheinbar wie ein gequälter Hund. Tarrior beeilte sich einen friedlicheren Ausdruck aufzusetzen, schließlich war er nicht auf den jungen Mann oder die Störung böse. Augenblicklich entspannte sich der Arbeiter unter dem sanfteren Ausdruck. Tarrior seufzte. „Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als den Namen aus diesem Söldnerschwein herauszukriegen“: murmelte Tarrior, als sie das Zelt verließen und auf die Gefangenen zu hielten.
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