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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

  1. #181

    Ascadia-Inseln, Höhle / Westspalte, Balmora

    Nach einer Weile des Überlegens hatte er sich dann doch entschlossen in der Höhle zu nächtigen. Er war noch immer nicht ganz auf der Höhe, was dem furchtbaren Alptraum der letzten Nacht zuzuschreiben war. In diesem Zustand hatte er nur schlecht Lust sich noch mal durch eine derart lästige Frage-und-Antwort-Prozedur zu quälen, wie er sie in Ebenherz hatte durchmachen müssen. Die Höhle, zudem auch noch näher, bot da schnell und einfach eine Unterkunft. Und die eine Nacht in der Natur würde ihm sicher nicht schaden, zumal er auch eine Menge Geld sparen konnte. Er hoffte zudem, dass sie breit genug sein würde um auch Fryrr ausreichend Platz zu bieten. Allein draußen stehen lassen, wollte er den Guar auch nicht unbedingt. Nicht nur das er Angst vor Dieben hatte, sondern sollte sein neues treues Reittier nicht im Regen stehen, sollten über Nacht Wolken aufziehen. Nach einem kurzen Stoß mit den Füßen trabten sie weiter auf der Straße Richtung Balmora, doch nur ein paar Meter, dann kamen eine Einbuchtung in die Felsen und ein kleiner ausgetretener Pfad in Sicht, auf den Tarrior das Tier lenkte. Nach einer kurzen Biegung trafen sie auf die Höhle, die man mit einer schweren Tür aus unförmigen und schimmligen Holzplanken gesichert hatte. Ein Schloss konnte der Dunmer nicht erkennen, als er abstieg. Auch bei näherer Betrachtung war die Tür nicht mit einer Falle gespickt oder sonst wie verriegelt. Manchmal kam es durchaus vor, dass die Wachen fallen legten, wenn sie die Banditen vertrieben hatten. Damit wollten sie eine Wiederinbesitznahme verhindern. Doch tatsächlich hatte er Glück und es war kein solcher Aufwand getrieben wurden. Begleitet von einem lauten Knarren stieß er daher die Tür auf und ein Schwall kalter und feuchter Höhlenluft wehte ihm entgegen. Das Tageslicht füllte den Eingang und den vorderen Teil des ersten Höhlenraums aus und enthüllte etwas von der Beschaffenheit. Soweit er erkennen konnte, war der Tunnel breit genug für Fryrr und nach hinten wurde er sogar noch etwas breiter. Selbst ein großer Guar wie er sollte dort mühelos durchpassen. Die Wände sahen stabil aus und waren sogar recht sauber herausgeschlagen worden, wo der Gang wohl zu schmal gewesen war. In bestimmten Abständen hatte man sogar Halterungen für Fackeln in den Fels getrieben. Jetzt aber waren sie erloschen. Er prüfte sie und stellte fest, dass die nur halb herunter gebrannten Fackeln trocken waren. Er sammelte etwas Magie in seinen Fingern und mit einem kurzen Schnippen entstand zwischen seinem Mittelfinger und dem Daumen eine kleine Flamme mit der er die erste Fackel entzündete. Er nahm sie aus ihrer Halterung und zündete eine zweite einige Schritte entfernt davon an, dann wandte er sich wieder dem Eingang zu. „Komm rein Fryrr es ist genug Platz“: forderte er das Tier auf und machte eine Geste das es zu ihm kommen sollte. Doch der Guar zögerte und seine Augen spiegelten eine gewisse Furcht vor der unbekannten Höhle, die so anders war als der blaue Himmel über ihnen und die Freiheit um sie herum. „Keine Angst“: versuchte er ihn zu beruhigen. Doch er bockte dennoch.

    Seufzend schritt zu ihm heran und streichelte ihm wieder über die ledrige Haut und er konnte regelrecht spüren, wie die Spannung in den Muskeln des Tieres abnahm. Es brummte wieder glücklich und nun war es auch bereit Tarriors ins Zwielicht der Höhle zu folgen. Zunächst musste er es noch an den Zügeln hinein führen, doch nach einigen Schritten trottete es brav von allein hinter ihm her. Dies gab ihm die Möglichkeit mit der Fackel, die er immer noch in der Hand hielt, die anderen erloschenen Lichtspender neu zu entfachen. Langsam füllte sich die Höhle nun mit warmem rötlich-gelben Lichtschein. Für ihn hatte das etwas Gemütliches. Irgendwie erinnerte es ihn an seine Zeit am Roten Berg, als er noch Fürst Dagoth diente und es für ihn nichts anderes gab, als Feuer und Flamme und vielleicht die endlosen Weiten der Aschlande. Er kam, nachdem er den Tunnel hinter sich gelassen hatte, in eine große Höhle. Man sah einige Trennwände, die man mit Guarleder bespannt hatte und einige einfache Strohlager. Ansonsten standen hier und dort einige Fässer und Kisten, allesamt ausgeräumt. „Die Banditen hatten es sich hier wirklich gemütlich gemacht“: dachte er. Fryrr scharrte nervös im erdigen Boden der Höhle, als er den Geruch des Guarleders wahrnahm. Wieder beruhigten ein paar Streicheleinheiten das Tier. In der Mitte der Strohlager, die man kreisförmig angeordnet hatte, war eine Feuerstelle. Wie Tarrior erkannte war das Holz trocken und kaum verkohlt. Er formte zwischen seinen Händen einen kleinen Feuerball und feuerte ihn auf das Holz ab. Sofort züngelten Flammen in die Höhe und verströmten eine angenehme Wärme. Wieder überkamen den Dunmer Erinnerungen an die Zeit im Kult des Sechsten Hauses. Er stellte sein Gepäck ab und legte sich auf eines der Strohlager und schlang den Mantel um sich. Eine Weile starrte er ins Feuer und wurde langsam beim Anblick der wogenden Flammen schläfrig. Kurz bevor er ins Reich der Träume hinab glitt, spürte er wie sich Fryrr direkt neben ihn legte und sich zusammen rollte. Tarrior rutschte nah ihn heran, sodass er den regelmäßigen Herzschlag des Guars spürte und verfiel in tiefen und vor allem ruhigen Schlaf.

    Das Aufwachen am nächsten Morgen fiel ihm ungewohnt leicht. Er hatte schon lange nicht mehr sogut geschlafen. Zwar taten ihm die Knochen etwas weh, da er auf dem harten Boden hatte schlafen müssen, doch so mancher Alptraum war um Längen schlimmer als die Schmerzen die er jetzt hatte. Etwas ungeschickt setzte er sich auf. Der Guar lag immer noch neben ihm und sein tiefes Atmen ließ vermuten, dass er noch schlief. Tarrior streckte sich und seine Gelenke kommentierten dies mit leisem Knacken. Er rieb sich die Augen, schüttelte kurz den Kopf und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Wasserflasche um richtig wach zu werden. Das Feuer war noch nicht ganz herunter gebrannt, aber schon am ausgehen, also musste es noch recht früh am morgen sein. Er zerbrach das Gestell einer Trennwand und warf das Holz ins Feuer und fachte es mit einem kleinen Zauber nochmals an. Als er sich umsah, ob er nicht irgendeine Mahlzeit auftreiben könnte, entdeckte er in einer Höhlenecke eine Kolonie großer Steinpilze, die sich sehr gut auf einem Spieß über dem Feuer machen würden. Doch da er keinen Spieß zur Hand hatte, behalf er sich anderweitig. Er rupfte die großen Pilze aus dem Höhlenboden, sie verströmten einen würzigen Geruch und spießte sie, statt auf einen Spieß, auf sein Schwert. Er hielt sie in die Flammen und bald verbreitete sich das würzige Aroma in der ganzen Höhle. Fryrr stemmte sich mühsam auf seine kräftigen Laufbeine und kam mit so etwas wie einem Gähnlaut zum Stehen. Er sah sich hektisch um, doch als er Tarrior entdeckte beruhigte sich das Tier und begann das Stroh zu fressen, das vor kurzem noch als Nachtlager gedient hatte. Der Dunmer grillte derweil unbeirrt die Pilze, auch als das Silber seines Schwertes langsam heiß wurde. Seine Haut würde nicht verbrennen und der Schmerz hielt sich auch in Grenzen. Er ignorierte ihn einfach. Er hatte Hunger und die Aussicht auf ein warmes Frühstück ließ ihn alles Andere ausblenden. Er fühlte sich irgendwie gut. Er konnte nicht sagen wieso, nur das es ihm gefiel. Irgendwie schien der Konflikt, der an der Oberfläche tobte, unerreichbar fern. Es war als ginge ihn das alles einfach nichts mehr an. Doch er ging diesen Gedanken nicht weiter nach. Er würde noch früh genug zurückkehren in die Realität an der Oberfläche in der ein Krieg zwischen zwei Welten tobte. Doch jetzt hieß es sich erstmal für den kommenden Tag zu stärken, schließlich wollte er noch heute nach Balmora kommen und musste dazu auch noch eine Foyada durchqueren. Er machte sich noch eine Weile Gedanken über die Reiseroute, als seine Hand doch unter der Hitze zu schmerzen begann. Er hatte die Pilze ganz vergessen und zog das Schwert jetzt ruckartig aus den Flammen, Funken stoben dabei auf. Sein Essen schien durch zu sein. Er nahm einen Holzteller aus seinem Gepäck und schob die Pilze vom Schwert. Er nahm noch etwas Salz und streute es darüber. Dann spießte er auch schon den Ersten auf eine Gabel. Vorsichtig biss er hinein. Er war warm und eindeutig gut durchgegrillt, doch soweit herunter gekühlt, das er es ohne Probleme essen konnte.

    Besonders schmackhaft war es nicht, dazu fehlten bessere Gewürze und vielleicht einige Beilagen, aber zumindest waren die Pilze besser als die Beeren vom Vortag. Doch ein saftiges Höllenhundschnitzel hätte er an dieser Stelle auch nicht verachtet. Tarrior aß sein Frühstück recht schnell auf und packte seine Sachen zusammen. Sein Schwert reinigte er noch mithilfe eines Stückes Stoff vom Pilzsaft und den Rußspuren und packte sein Gepäck auf Fryrrs Rücken. Das Feuer löschte er noch mit einer Ladung loser Erde und dann machten sie sich auch schon auf den Weg aus der Höhle. Diesmal ging der Dunmer jedoch hinter dem Guar. Orientieren konnte man sich noch an den, noch nicht ausgegangen, Fackeln an der Höhlenwand. Da es weiter nichts Brennbares gab, würden sie schon von allein ausgehen, also sparte er es sich, sie auch noch zu löschen. Als sie endlich die Höhle durch den Ausgang verlassen hatte, schien Fryrr erleichtert und sog tief die Luft ein. Er tätschelte dem Tier wieder die Schnauze und stieg auf. „So jetzt suchen wir dir noch etwas Wasser und dann nichts wie auf in die Ratsstadt“: sagte er zu dem Tier und brachte es zur Bewegung. Sie kehrten schnell wieder auf die Straße zurück und wandten sich wieder nach Norden. Nur einmal lenkte Tarrior den Guar von der Straße weg zum Ufer des Amaya Sees um ihn zu tränken. Doch nachdem Fryrr seinen Durst mit einem lauten Gurgeln gestillt hatte, setzten sie ihren Weg fort. Tarrior bewunderte noch etwas die schöne, grüne und sehr lebendige Landschaft der Ascadia-Inseln. Auch hier hätte er gerne eine Plantage errichtet, aber das Land hatten sich schon längst wichtige Hlaalu-Familien und verschiedene große und kleine Bauern aufgeteilt. Da blieben für ihn nur noch zwei Möglichkeiten, entweder in kleines Stadthaus in Balmora oder halt eine Plantage auf dem weniger ertragreichen Boden der Westspalte. Dass er ausgerechnet das abgelegene Land bei Caldera gekauft hatte, hatte den Rat damals überrascht, doch für ihn hatte es dank der Nachbarschaft zu seinem Freund Gilluk und anderen Bauern doch gewisse Vorteile. Den Traum, sich das Odai-Plateau zurück zuholen, hatte er aber auch nie aufgegeben. Er konnte zwar verstehen, dass man seinen Besitz an eine andere Familie verkauft hatte, während er verschwunden war, doch wütend war er auch jetzt noch. Womöglich würde ihm aber die Invasion der Deadra eine Möglichkeit bieten das Herrenhaus auf dem Plateau zurück zu bekommen. Aber das waren noch entfernt liegende Gedanken. Zunächst würde er die alten Dagoth-Artefakte in Caldera abholen und in Sicherheit bringen. Er konnte sich nicht leisten, dass Behram nochmals versuchen würde ihn zu erpressen. Doch im nächsten Augenblick schalte er sich für seine Gedanken selbst, erinnerte sich noch an den Brief, den der Telvanni immer noch in seinem Besitz hatte. Das Schreiben wäre ein eindeutiger Beweis für seine Mitgliedschaft im Kult des Sechsten Hauses. Aber es gab keine Möglichkeit für ihn daran zu gelangen. Doch er hatte für den Fall des Falles bereits einen Plan gefasst, wie er den Hexer mit seinen eigenen Waffen schlagen konnte. Doch jetzt hieß es erstmal nach Caldera und dann nach Hause zu gelangen. Und die nächste Station seiner Heimreise würde er bald erreicht haben, denn er bog gerade in die verbrannten Schluchten der Foyada Mamaca ein, hinter der Balmora liegen würde.

    Bei Fryrr spannte sich augenblicklich alles an, doch trug er den Dunmer ohne zu murren weiter. Tarrior wusste was den Guar nervös machte. Derartige Schluchten liebten die fliegenden Bestien Morrowinds, die Klippenläufer. Diese großen Kreaturen mit ihren lederbespannten Flügeln, stürzten sich von den Hügeln oder Klippen in die Schlucht und griffen ihre ahnungslose Beute an. Scheinbar schien der Guar schon Bekanntschaft mit den Flugbestien gemacht zu haben. Tarrior entschied sich dafür den Himmel im Auge zu behalten, während Fryrr weiter dem Weg folgen würde. Doch glücklicherweise entdeckte er keine verdächtigen Gestalten auf den Klippen oder Schatten am Himmel, dennoch behielt er ihn weiter im Auge. Erst ein raues Lachen riss seine Aufmerksamkeit zurück auf den Erdboden. Sie hatten inzwischen die Abzweigung nach Balmora erreicht. Man hatte zwischen den Felsvorsprüngen so eine Art Außenposten eingerichtet. Ein Bretterverschlag verkleinerte den Durchgang noch etwas und scheinbar sollte der Kaiserliche hier Wache halten. „Was gibt es denn zu lachen?“: fragte Tarrior mürrisch, da er nicht verstand worüber der Mensch lachte. „Das kann ich euch verraten“: sagte der Mann und schüttelte sich in einem neuen Lachanfall. Der Dunmer zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Ihr seid zum Lachen“: berichtete der Mann. „Er muss von Sheogorath gesegnet sein“: dachte er, da er immer noch nicht verstand was so witzig war. „Inwiefern?“: fragte er mit ungehaltener Stimme. „Ganz einfach ihr habt gerade derart dämlich geguckt, da musste ich einfach lachen. Ihr habt ausgesehen, als hättet ihr am Himmel irgendetwas verloren“: erklärte der Kaiserliche. „Nunja wenn ihr gerne von Klippenläufern gefressen werden wollt, ist das eure Sache nicht meine. Ich will es aber nicht und daher achte ich in den Schluchten lieber auf diese riesigen Ungetüme“: sagte er scharf und mit einer unüberhörbaren Spur von Wut in der Stimme. Der Legionär guckte ihn einen Moment verdutzt an und setzte dann wieder ein breites Grinsen auf, als müsste er sich das Lachen verkneifen. „Wo seid ihr denn in den letzten Monaten gewesen? In einem Ogrimhintern?“: fragte der Mann nun. „Nein in Cyrodiil, oder wenn ihr es genau wissen wollt im Reich des Vergessens und habe gegen Deadra gekämpft“: gab er unwunden zu. Der Kaiserliche schluckte nun schwer und setzte einen unterwürfigen Blick auf. „Verzeiht bitte. Ich dachte eigentlich es hätte sich bereits weitflächig herumgesprochen. Der Heilige Jiub hat die Klippenläufer aus Morrowind, im Namen des Tempels, vertrieben“: berichtete er dem Dunmer. Jetzt endlich fiel die Drake bei ihm, aber woher sollte er auch wissen was sich inzwischen getan hatte. Es war ja nicht gerade so, dass man in Cyrodiil viel mitbekommen hätte. Alle redeten nur noch über den plötzlichen Tod des Kaisers, Kvatch oder allgemein die Invasion der Deadra. Anstatt dem Mann einen wütenden Anpfiff zu schenken nickte er nur kurz und trottete auf dem Rücken des Guars ein paar Schritte weiter, bis der Kaiserliche ihn nochmals aufhielt. „Verflucht fast vergessen“: stieß hervor, als er hinter ihnen angerannt kam. „Wo wollt ihr hin?“: fragte er. „Wir sind auf dem Weg nach Balmora und von dort aus wollen wir weiter nach Caldera“: antwortete er. „Ah gut. Dann könnt ihr weiterreisen“: sagte der Legionär und wollte zurück zu seinem Posten, als der Dunmer nun ihn aufhielt. „Warum wollt ihr das denn wissen?“: fragte er nun seinerseits. „Ach ich soll alle Verrückten aufhalten die nach Mar Gaan, Ald’ruhn oder sonst wo ins Landesinnere wollen. Ist eine Anordnung des Herzogs und irgendjemand, wohl vornehmlich ich, muss sie durchsetzen. Scheinbar gab es Vergeltungsangriffe irgendwelcher Fanatikergruppen auf die Deadra. Die Redoraner wollen Chaos vermeiden und haben daher das Aschland bis runter nach Molag Amur sperren lassen. Wenn ihr mich fragt, dauert es aber auch nicht mehr lange, da überrennen die Deadra Mar Gaan und dann ist bald die Westspalte dran“: eröffnete er ihm. „Und das macht euch keine Sorgen?“: fragte Tarrior Bezug nehmend auf den letzten Satz des Kaiserlichen. „Nicht im Geringsten. Unsere Legionsfestung schickt demnächst ein paar Legionäre zur Verstärkung in die Garnison nach Ebenherz und ich werde dabei sein. Somit bin ich weit weg hinter hohen Mauern und Toren, wenn die Deadra hier einfallen und mal sehen ob ich mich nicht mit einem der Boote absetzen kann, wenn ich erstmal dort bin“: erzählte der Legionär ganz offenherzig über seine offene Feigheit und die eindeutige Neigung zum Desertieren.

    Tarrior verabscheute dieses kaiserliche Pack. Etliche von ihnen waren gute Männer, doch jeder Mann wie dieser war eine Schande, die hundert gute Männer nicht aufwiegen konnten. Er würde von Balmora aus den Kommandanten der Mondfalterlegion informieren lassen. Würde er jetzt einfach so da auftauchen und mit Behauptungen um sich werfen, würde er sich nicht einmal selbst glauben. Tarrior verabschiedete sich von dem Legionär, der zurück auf seinen Posten ging und gemütlich ging es weiter auf Balmora zu. Zunächst ging es an der Festung vorbei, deren Wehrgänge bis zum letzten Mann besetzt worden waren und dessen große Holztore mit zusätzlichen Balken und Eisenplatten nun von einigen Handwerkern verstärkten wurden. Als sie den Wehrbau endlich hinter sich gelassen hatten, erreichten sie auch schon den Odai, den großen Fluss Balmoras. Der Geruch des frischen Wassers, machte den Guar ganz wild. Tarrior schaute, während Fryrr noch einmal seinen Durst stillte, flussaufwärts und sah die prächtige Ratsstadt, dessen Mauern man wieder instand gesetzt und sogar verstärkte hatte. Zusätzliche solide gebaute Türme ragten nun in den Himmel und ließen die Siedlung eine gewisse Sicherheit ausstrahlen. Angetan von dem Anblick ließ sich der Dunmer von seinem treuen Reittier über die zweite Brücke und die Straße zum Torbogen hoch tragen. Unter den wachsamen Augen der vier Hlaalu-Wächter, die den Bogen flankieren, murmelte er ein Gebet an Fürst Dagoth, als Dank für die sichere Reise. Als er nach wenigen Augenblicken fertig war, zog Tarrior zusammen mit Fryrr in die alte Ratsstadt der Hlaalu-Fürsten ein.

  2. #182

    Wenyandawik, umliegendes Gelände

    Hellene gähnte und blinzelte müde durch ihre schweren Augenlieder. Der Lärm, der sie geweckt hatte, schien von einem Kampf ganz in der Nähe zu stammen. Das Klingen von Metall auf Metall, vielleicht von Schwertern, war unverkennbar und das Gebrüll nicht zu überhören.
    Humpf. Da legt man sich mal für ein paar Minuten zum Schlafen hin und verpasst gleich den ganzen Spaß! Mal sehen, ob ich nicht auch noch mitmischen kann.
    Sie schnappte sich ihren Rucksack und folgte den Kampfgeräuschen. Nach einigen Metern kamen die weißen Ruinen von Wenyandawik wieder in Sicht, und auch sieben Männer, wie sie schätzte, die zu kämpfen schienen. Drei waren augenscheinlich Banditen, da ihre Ausrüstung leicht zerfleddert und nicht zusammenpassend aussah. Von den anderen vier waren zwei definitiv Nords, die sie sofort an der Statur erkannte. Ein anderer war ein Argonier und den letzten konnte sie nur von hinten sehen, was ihr die Identifizierung unmöglich machte.
    Kurz bevor sie ins Sichtfeld der Kämpfenden kam, feuerte Hellene ihren Rucksack in ein nahes Gebüsch und zog ihr Eisenlangschwert. Die Situation abwägend, pickte sie sich einen der Banditen aus und beschloss, den Überraschungseffekt zu nutzen. Sie lief, von einigen großen Bäumen geschützt, um die Szenerie herum, sodass sie die relativ ungeschützten Rücken der Räuber vor sich hatte und holte tief Luft, bevor sie sich mit einem lauten Schrei auf einen von ihnen stürzte. Der Mann konnte ihren Angriff nicht mehr parieren und trug eine schwere Verletzung am Oberarm davon, die stark zu bluten begann. Die Räuber, nun hin- und hergerissen zwischen den Angreifern, versuchten einen Rückzug.
    Das bemerkte Hellene allerdings nicht, da sie ihre Aufmerksamkeit darauf konzentrierte, ihren Gegner zu töten. Er schien verflixt stark zu sein, und kämpfte trotz seiner Wunde noch recht gut. Es bereitete ihr einige Mühe, ihn niederzustrecken, aber nach einem kurzen Gefecht landete sie einen Treffer an seinem Hals, worauf er zu Boden sackte und das Gras sich mit Blut tränkte. Sie betastete ihren Kopf und fühlte etwas heißes an ihrer Schläfe. Als sie sich ihre Hand näher besah, bemerkte sie, dass es ihr Blut war. Der Tote hatte ihr scheinbar einen Schlag verpasst, den sie in der Hitze des Gefechts nicht bemerkt hatte. Das Blut lief ihr nun an Gesicht und Hals hinunter, und sie trank eilig einen der Heiltränke, die an ihrem Gürtel baumelten, bevor sie ohnmächtig werden konnte. Dann wischte sie sich etwas Blut aus ihrem Gesicht und kämpfte weiter gegen die verbliebenen Banditen.

  3. #183

    Skingrad

    Sie hatte im weiteren Verlauf des Gespräches, dass jetzt an dem heruntergekommenen Tisch geführt wurde einige Interessante Dinge erfahren. Scheinbar hatte Ancaros schon ein passendes Versteck für den neuen Unterschlupf gefunden. Nahe der Brücke bei der Kapelle gab es ein Anwesen, das dem Händler gehört hatte, für den der Dunmer gearbeitet hatte. Und da dieser beim Angriff auf Kvatch ums Leben gekommen war stand das Anwesen jetzt frei. Und die Eigentumsurkunde dafür hatte er aus den Ruinen dessen Hauses in Kvatch geborgen. Allerdings wussten sie nicht, was sie mit dem Haus anstellen sollten, da sie sich immer noch finanzieren mussten. Als Nemada über eine Lösung nachdachte fiel ihr auch eine ein.
    "Wir eröffnen in dem Anwesen ein Geschäft. Damit haben wir uns ein Einkommen verschafft und eine Tarnung für unseren Unterschlupf." "Darauf sind wir auch schon gekommen," antwortete ihr Ancaros "allerdings kennt keiner von uns sich ausreichend mit dem Führen eines Geschäftes aus und ich denke nicht, das das Einkommen aus einem Laden für uns fünf reicht." "Ich habe ja auch nicht von einem Laden geredet. Wahrt ihr jemals in Suran?" Bei diesen Worten umspiele ein Lächeln ihre Lippen. Uruk fiel ihr ins Wort: "Ihr und die Mädels? Vergesst es." "Ich habe auch nicht daran gedacht uns zu verkaufen. In der Kaiserstadt suchen aufgrund meines letzten Auftrages einige junge Damen aus diesem Gewerbe eine neue Stelle. Und wenn wir ihnen bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen bieten können, und da sie zurzeit im Hafenviertel arbeiten können wir das sicher, sind sie einem Umzug sicherlich nicht abgeneigt. Zusätzlich der Ausschank einiger besonderer Getränke und der Laden dürfte laufen. Solange wir die Preise hoch genug halten bekommen wir keine Probleme mit Betrunkenen und notfalls bin ich ausreichend gut in Illusionsmagie um die Leute zu besänftigen. Die entsprechenden Zauber sind auch nicht zu schwierig zu lernen so dass ich sie Elisa und Mariette beibringen kann. Ich als Geschäftsführerin, Elisa und Mariette an der Theke und als Ausschank und ihr beiden als Wächter und die Tarnung ist perfekt. Die Verhandlungen wegen des Hauses können wir morgen schon tätigen und in spätestens einem Monat sollte ich die Damen aus der Kaiserstadt überredet, alles nötige für die Eröffnung hergeschafft haben und. Da ich selbst auch eine große Summe dabei habe sollte das Geld für das Vorhaben reichen und genug erwirtschaften, das wir alle davon leben können und ich in ein paar Jahren meinen Einsatz wieder herausgeholt habe."

  4. #184

    Cyrodiil, bei Lipsand Tarn.

    Kurz nach Mitternacht, Fenren hatte gerade eben sein Nachtlager fertig aufgebaut und wollte sich jetzt seine Eberkeule an der Feuerstelle braten als er Männer bemerkte, einer von trug eine Fackel, die den Berg hinauf kamen. Anscheinend wollten sie zur Ayleidenruine oberhalb von Fenrens Lager. Die Männer blieben vor dem stufenartigen Steinweg zur Ruine stehen, er wurde bemerkt. An der Zahl waren es drei und sie hielten bereits Waffen in ihren Händen und trugen Kettenharnische. Sie kamen näher zum Lager. Fenren sprang auf und brüllte den Männern entgegen:" Steckt eure Waffen weg, Ihr wollt euch doch nicht verletzten oder? Wer seid Ihr und was wollt Ihr? Die Männer blieben stehen und einer antwortete: Sagt uns zu erst wer Ihr seid, vorher werden wir einen Teufel tun. Ihr könntet einer von Ihnen sein!" "Ihnen? Wen meint ihr? Ich bin Fenren und stamme aus Skyrim!", rief Fenren. "Ein Nord, elende Barbaren.", murmelte einer der Männer. "Ihr seid anscheinend keiner von Ihnen, ich meine keiner von den Vampiren aus Lipsand Tarn.", rief der Vampirjäger zurück. "Vampire? Hier? Kommt näher und erzählt es mir!" Die Männer steckten ihre Waffen weg und kamen näher. Die Männer stammten ihrer dunklen Hautfarbe nach zu urteilen aus Hammerfell. Der Anführer begann Fenren von den Vampiren zu erzählen, während seine Kameraden sich am Lagerfeuer wärmten. "Ihr seid also gekommen und diese Vampire auszuräuchern. Ihr müsst starke Krieger sein um zu dritt einen ganzen Clan besiegen zu wollen." "Wir sind kampferprobte Kämpfer von der Kämpfergilde und wir haben den Auftrag Vampirasche für einen Magier in der Kaiserstadt zu sammeln, eine große Menge Asche. Ihr habt allerdings Recht, einen wilden Krieger des Nordens wie Ihr es seid, könnten wir gut gebrauchen. Wir beteiligen euch zu einem fairen Anteil am Gewinn, was sagt Ihr? Eure Klinge für uns und gegen die Vampirbrut!" "Ich brauche euer Gold nicht, doch ihr sollt meine Klinge haben. Ich würde nur zu gern diese Vampirbrut ausrotten!" "Gut, gut. Ich schlage vor mir betreten jetzt gleich die Ruine, wenn wir warten könnten uns die Vampire möglicherweise entdecken und ohne Überraschungsmoment auf unserer Seite sieht es schlecht aus." "Ihr habt natürlich nicht Unrecht, aber um Mitternacht Vampire angreifen? Wäre es nicht unter Tags besser? Ausserdem baute ich erst vor wenigen Minuten mein Lager auf und davor hatte ich eine beschwerliche Reise über die Berge bis hierher. Ich brauche Rast." Ein anderer Vampirjäger meldete sich zu Wort:" Wir müssen jetzt zu schlagen, jetzt! Lassen wir den müden Sack hier und stürmen die Ruine alleine, wir brauchen den Barbaren eh nicht." Der dritte Vampirjäger stimmte ihm zu. Der Anführer geriet ins Zweifeln:" Ihr habt meine Gefährten gehört, Nord. Jetzt oder nie! Zu Schade dass ihr kein Gold wollt, sonst würde ich nämlich euren Anteil erhöhen." "Nein, ohne mich. Ihr braucht meine Hilfe offenbar nicht und euer Gold könnt ihr euch sonst wo hinstecken." "Haltet den Mund, Barbar, oder ich stopfe ihn euch.", brüllte der zweite Vampirjäger zornig. Die anderen Jäger drehten sich darauf hin um und kehrten zurück zu den Stufen und verschwanden schließlich durch den Eingang von Lipsand Tarn. Fenren briet wieder seine Keule und machte es sich gemütlich. Er verschwendete keinen Gedanken mehr an die Rothwardonen bis auf den einen, dass er hoffentlich Ruhe haben würde vor den Vampiren, da sie mit den Jägern wohl genug zu tun hätten. Wenig später nickte Fenren ein und er erwachte wieder sehr früh am Morgen, er schätzte gegen 5 Uhr. Er hatte schlecht geschlafen und vorallem zu kurz. Die Sache mit den Vampiren beschäftigte ihn doch sehr und war neugierig was wohl aus den Rothwardonen geworden ist. "Kämpfen sie noch in den tiefen dieser Gruft, waren sie bereits siegreich oder liegen sie zerfetzt und blutleer dort unten?", dachte sich Fenren. Er stellte sich selbst vor die Wahl, entweder weiter zur nächsten Stadt oder Lipsand Tarn erkunden...
    Geändert von Daniel Drinkwater (12.04.2009 um 20:01 Uhr)

  5. #185

    Cyrodill, Bruma; Wildnis; Kaiserstadt, Hafenviertel

    Tarik entschied aufzubrechen, da er auf dem Weg zur Kaiserstadt noch genug Zeit zum Nachdenken hatte. Er bezahlte sein Frühstück und seine Unterkunft. Dann verließ er die Taverne und begab sich sofort zum nächsten Waffenschmied.
    Ein kräftiges “Guten Morgen“ war von der anderen Seite des Raumes zu hören als Tarik die Schmiede betrat. Er entdeckte einen Nord, vielleicht anfang 30, ein wahrer Hüne. Er überragte Tarik um gut eineinhalb Köpfe. “Guten Morgen“, antwortete Tarik. “Ich hätte gern ein Schwert“……,der Nord viel ihm sofort ins Wort: “Tja, wieder ein Schwertkämpfer. Welches Schwert darf es denn sein? Normales Eisen, Stahl oder vielleicht doch Silber? Ich kann ihnen auch schöne Verzierungen drauf machen wenn sie darauf bestehen. “Sehe ich wirklich so reich aus?“, überlegte Tarik irritiert. “Nein nein, ich will keine Sonderanfertigung“, unterbrach ihn Tarik, “ich will nur ein normales Stahllangschwert.“ Der Nord blickte ich kurz an, dann nickte dieser und verließ den Raum durch eine Tür, die wohl zum Lager führen musste, wie Tarik vermutete.
    Der Kaiserliche nutzte die Zeit um sich in dem Raum genauer umzusehen. Der Raum war nicht übermäßig groß. Gegenüber der Tür war der Ladentisch mit Auslegware. In einer anderen Ecke prasselte ein großes Kaminfeuer, trotzdem war es noch kühl im Zimmer. Der Rest des Raumes war mit Tischen und Regalen belegt, die die verschiedenste Waren des Schmiedes ausstellten.
    Plötzlich waren schwere Stiefelschritte zu hören. Der Nord kehrte aus dem Lager zurück, in seinen Händen ein schönes Stahllangschwert. Tarik ging zum Ladentisch zurück und betrachtete das Stück sorgfältig. Ab und zu beobachtete er die Reaktionen des Nords. Jedoch konnte er keine auffälligen Reaktionen entdecken. Der Kaiserliche legte das Schwert wieder zurück und fragte: “Wie viel?“ Der Schmied schien kurz zu überlegen.“60 Septime.“ „50“, antwortete Tarik und sah den Schmied herausfordernd an. Dieser fing an zu lachen. “55.“ Der Kaiserliche war einverstanden und bezahlte die 55 Septime. Danach verabschiedete er sich und verließ den Laden.
    Draußen angekommen ging Tarik zügig in Richtung der Ställe. Nach wenigen Minuten kam er dort an. Zum Glück stand der Stallbursche vor dem Stall und konnte ihm „sein Pferd“ wiedergeben. Der Kaiserliche bezahlte die Kosten für die Unterkunft und drückte dem Stallburschen noch 2 Septime extra in die Hand. Noch ehe dieser „Danke“ sagen konnte war Tarik schon auf sein Pferd gestiegen und in vollem Galopp los geritten.

    Der Kaiserliche blieb auf der Straße, jedoch fragte er sich ob es überhaupt einen unterschied machte ob er auf der Straße oder im Gelände ritt. Der Schnee schien wie eine Decke, die die Landschaft von Bruma in weiß hüllte. Weiße Bäume ragten Himmelwärts und Felsen machten sich als kleine Hügel bemerkbar. Es hatte aufgehört zu schneien, ein glücklicher Zufall für Tarik, da so die Reise nicht noch mehr beschwert wurde. Tarik ließ dem Pferd keine ruhige Minute ehe er weiter ins Tal kam. Dort ließ Tarik das Pferd am nächsten Wasserlauf trinken. Er selbst nahm einen Schluck aus seiner Flasche und sah in die Ferne. “Heute schaffe ich es unmöglich bis in die Kaiserstadt. ich werde irgendwo an der Roten-Ringstraße rasten müssen.“ Tarik sammelte noch einige Pflanzen die er später würde gebrauchen können. Dann wartete er noch ein paar Augenblicke, ehe er sich wieder auf den Sattel schwang und seine Reise fortsetzte. “Das einzige Problem das ich habe, werden meine beiden Verfolger sein. Ich muss ihnen aus dem Weg gehen….zumindest so lange bis Isnaa und ihre Tochter aus der Stadt sind. Danach gibt es Tote.“ Das Pferd war erstaunlich ausdauernd und kurz bevor die Sonne vom Himmel verschwand, beschloss Tarik unter einem Baum sein Nachtlager aufzuschlagen. Er band das Pferd an den Baum und gab ihm Wasser. Danach kletterte er auf den Baum um dort zu schlafen. Tarik fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
    Schritte waren zu hören, ein Pferd wieherte, jemand flüsterte. Plötzlich schreckte Tarik auf und war hellwach. Er schaute nach unten und sah wie jemand sein Pferd stehlen wollte. “Was machen sie mit meinem Pferd?“, fragte der Kaiserliche. Die Person blieb wie angewurzelt stehen. Sie blickte ihn an und schien einen Moment zu zögern. Tarik griff nach seinem Schwert. Die Person fällte ihre Entscheidung und suchte, so schnell sie konnte, das Weite. Mit einem Stirnrunzeln sprang Tarik vom Baum, band das Pferd los und ritt in Richtung Kaiserstadt. Die weitere Reise verlief ereignislos und so erreichte der Kaiserliche sein Ziel zur Mittagsstunde. Er übergab sein Pferd dem Stallburschen und betrat die Kaiserstadt zusammen mit einer Gruppe von Tagelöhnern.

    „Jetzt bin ich drin. Der Anfang des Finales nähert sich.“ Tarik fühlte Aufregung und Angst. Irgendetwas war im Gange und er war ein Teil dieses Vorgangs. So schnell wie es die Menschenmassen erlaubten durchquerte Tarik die Kaiserstadt Er achtete gar nicht auf das Treiben im Hafenviertel. Er suchte sofort Isnaa’s Hütte auf und klopfte.
    Sie öffnete und als sie Tarik erkannte bat sie ihn herein. “Ich hatte dich schon fast abgeschrieben, aber du bist zurückgekehrt. Schnell es ist noch nicht zu spät.“ Sie führte Tarik in den Tunnel. “Ich werde etwas Kochen“, sagte Isnaa und ging in ihre Hütte zurück. Schnellen Schrittes betrat der Kaiserliche das Haus und wieder schlug ihm ein unangenehmer Geruch entgegen. Isnaa’s Tochter war schnell gefunden.

    Tarik setzte sich neben das Bett und konzentrierte sich noch einmal um das erlernte Wissen um die Heilkunst wieder in sein Gedächtnis zu rufen. Dann begann er mit der Arbeit. Das hohe Fieber, welches er schon bim letzten Mall gefühlt hatte, war nur geringfügig besser geworden. Außerdem stellte er fest das das Mädchen schwer atmete. “Also was hilft gegen Fieber und Atemnot?“……., überlegte Tarik als ihn plötzlich jemand an der Schulter packte und eine vertraute Stimme zu ihm sprach: “Schnell du musst Isnaa helfen sie ist in Gefahr. ich kümmere mich um das Mädchen. Beschäftige deine Häscher so lange, das Isnaa fliehen kann. Ich bringe die beiden dann in Sicherheit.“ Tarik war irritiert, er kannte die Stimme, konnte sie aber keinem Gesicht zu ordnen. Er zögerte. “Du musst mir vertrauen. Ich kann Isnaa und ihrer Tochter helfen. Du musst mit deiner Vergangenheit abschließen!“
    „Dann ist es also soweit…….“, murmelte Tarik und nickte dem Mann zu. Der Kaiserliche verließ das Heilhaus und ging durch den Tunnel zurück. Die letzten Meter schlich Tarik und als er durch die offene Tür spähte, wurde ihm die Brisanz der Situation bewusst.
    In dem großen Raum standen an der einen Wand Ramon, der reiche Mann den er vor einigen Nächten bestohlen hatte und ein Nord, jeweils mit Langschwertern bewaffnet. Ihnen gegenüber stand eine total verängstigte Isnaa. “Ramon was soll das? Was wollt ihr von mir?“
    Ramon antwortete: “Wir wollen Tarik. Sag uns wo Tarik ist oder du und deine Tochter ihr werdet sterben!“ „Warum wollt ihr Tarik, was hat er euch getan?“, fragte Isnaa. „Es sind Dinge geschehen die dich nichts angehen. Hier geht es um Stolz, Ehre und viel Geld“, sagte der Nord. Isnaa rührte sich keinen Zentimeter mehr. Sie starrte nur noch auf die 3 Personen.
    „Also gut“, meinte der reiche Kaiserliche, „Ramon….töte sie!“ Dieser nickte nur und schritt auf Isnaa zu. Er holte gerade zum Todesstoß aus…..und verharrte mitten in der Bewegung.
    Ramon schaute auf seinen Bauch, denn dort befand sich einen stählerne Klinge die ihm eine tiefe Wunde quer über den Bauch zugefügt hatte. Seine Augen folgten der Klinge und trafen schließlich auf Augen die Verachtung ausstrahlten. Die anderen beiden waren von der Aktion so erstaunt, dass sie nicht wussten was sie tun sollten. “Isnaa lauf zu deiner Tochter“, sagte Tarik. Sie starrte ihn fassungslos an. “Isnaa, lauf zu deiner Tochter“, wiederholte Tarik seinen Satz. Als die Kaiserliche sich immer noch nicht rührte, schüttelte Tarik sie mit der freien Hand. “JETZT BIST DU DES TODES!“, brüllten die anderen beiden und stürmten auf Tarik zu.“LAUF!“, schrie dieser Isnaa an. Sie schien wieder klar denken zu können. Isnaa betrachtete mit einem letzten zweifelnden Blick die groteske Situation, ehe sie durch den Tunnel verschwand. Der Nord wollte ihr nachsetzten, jedoch hinderte Tarik ihn mit einem Schwerthieb daran. Ramon sank auf den Boden und versuchte verzweifelt seine blutende Wunde mit den Händen zu zuhalten.“2 gegen 1, ein fairer Kampf“, dachte Tarik und parierte sogleich einen Hieb von dem Nord. Der Raum war zwar nicht klein, aber auch nicht so groß, als das man hätte problemlos darin kämpfen können. Mehrmals mussten die Kontrahenten darauf acht geben nicht über irgendwelche Möbelstücke zu fallen. Tarik hielt sich gut gegen seine beiden Widersacher, jedoch musste er feststellen, dass er den Kampf nicht ewig würde weiterführen können. Seine Gegner beherrschten die Klinge gut und hatten ihm auch einige Schnittwunden zugefügt. “Dann stellen wir sie auf die Probe.“ Tarik griff nun in seine Trickkiste und testete einige Finten. Manche kannten sie, aber bei einer reagierte der Nord nicht und so konnte Tarik ihn in die andere Seite des Raumes drängen. Der Kaiserliche wollte Tarik in den Rücken fallen, jedoch drehte er sich um seine eigene Achse und nutzte den Schwung für einen Konter. Der Kaiserliche konnte nicht mehr schnell genug reagieren und trotz einer Ausweichbewegung konnte Tarik ihm eine Schnittwunde in Brusthöhe zufügen. Tarik setzte nach und trat dem Kaiserlichen in den Bauch. Dann wandte er sich wieder dem Nord zu. Dieser schien Respekt zu zeigen und machte auch prompt einen Fehler. Tarik traf ihn und wollte ihn außer Gefecht setzten, als er den Kaiserlichen von hinten bemerkte. Er wollte gerade parieren, da spürte er einen Schmerz im Schwertarm. Er schaute nach rechts und entdeckte Ramon. Dann spürte er wie 2 weitere Schwerthiebe ihn trafen. Tarik ging auf die Knie.“ Nein, noch bin ich nicht fertig mit euch“, dachte er und wollte einen Angriff starten als ihn eine Faust hinten im Genick traf. Sofort wurde Tarik bewusstlos. “Jetzt haben sie mich“, war das letzte was ihm durch den Kopf ging…….

  6. #186

    Westspalte, Balmora, Straßen / Ratshaus

    Den ersten Eindruck, den Tarrior vor der Stadt in sich aufgenommen hatte, verstärkte sich jetzt noch zunehmend. Die Ratsstadt hatte sich seit seiner Abwesenheit in starkem Maße gewandelt. Zum Besseren wie er fand. Kriege schienen irgendwie die Leistung zu befördern und das Denken zu verändern. Die Stadt war im Laufe der Jahrhunderte des Friedens immer mehr verfallen. Die Wehranlagen hatte man weder erweitert, noch aktiv in Stand gehalten. Die Wachtürme hatten meist nur noch dekorativen Charakter gehabt oder hatten der Unterbringung der Stadtwache gedient. Eine konsequente Verteidigung war mit der halb verfallenen Stadtmauer sowieso nicht möglich gewesen, doch jetzt hatte man dessen Notwendigkeit wohl begriffen. Aus dem Zwang des Krieges heraus hatte man die bestehenden Wälle restauriert und sogar noch verstärkt und einige zusätzliche Wachtürme errichtet. Da die Hlaalu-Architektur wie in Morrowind üblich ohne Schmuck auskam, hatte man sie sehr schnell errichten können. Weiterhin hatte man zusätzliche Mauern eingezogen und die Torbögen zumindest auf der einen Seite mit einem Tor aus sehr dickem Holz gesichert. Derweil waren einige Bürger damit beschäftigt Stahlplatten anzubringen. Die nun dickeren Mauern boten jetzt genug Platz für Bogenschützen und einige abgerundete Zinnen, die man darauf platziert hatte, sorgten für zusätzlichen Schutz.

    Tarrior fand, dass Balmoras jetzige Verteidigung wohl durchaus mit der Ald’ruhn konkurrieren konnte. Die Ratsstadt des Hauses Redoran war zwar an die Deadra gefallen, aber dank dieser Niederlage würde wohl der Rar auf alles gefasst sein. „Es wird wohl auch nötig sein um diesen gräulichen Feind und diesen Intrigen schmiedenden Kult endlich zu bezwingen“: dachte er und verfluchte die Mythische Morgenröte für die Rolle, die sie beim Fall Ald’ruhns gespielt haben musste. Sie konnten so viele Deadra töten wie sie konnten, aber diese waren unsterblich und konnten durch das nächste Tor zurück nach Nirn gelangen. Nur wenn sie den Kult, der für die Deadrische Invasion die Brücken baut, besiegten, konnten sie aufatmen. Sie mussten die Mehrunes Dagon Anbeter mit Stumpf und Stiel ausrotten. Aber wie sollte man sie so einfach unter der Bevölkerung finden, die sich zudem mit den großen Flüchtlingsströmen vermischt hatte. Über derartige Fragen machte sich Dunmer Gedanken, während er durch die alten Straßen ritt, auf denen geschäftiger Betrieb herrschte. Vor den Waffen- und Rüstungsgeschäften hatten sich Schlangen gebildet. Sicherlich wollten nur die Wenigsten ihre Waffen und Rüstungen reparieren lassen, die meisten deckten sich vermutlich für eine noch in der Zukunft liegende Belagerung der Stadt, oder irgendeine Reise durch gefährliches Territorium ein. Das Geschäft fahrender Händler florierte dadurch mit, denn viele gingen, wegen der langen Wartezeiten, lieber zu den improvisierten Ständen hier und dort in den Gassen. Große Säcke mit Vorräten wurden von eifrigen Dunmern in großen Zügen durch die Straßen geschleppt und an die Bevölkerung verteilt. Wahrscheinlich war Balmoras Versorgung durch den Verlust der Eierminen und den Bauernaufstand ebenfalls stark beeinträchtigt worden. Man konnte daher eigentlich noch von Glück reden, dass die Deadra sich noch im Inneren der Insel austobten.

    Wenn die Westspalte, mit den restlichen Farmen und Minen, in die Hände der Deadra fallen würde, dann könnte es zu verheerenden Engpässen kommen. Auf dem Weg zu dem Stall etwas am Stadtrand von Balmora kam er an der Taverne „Acht Teller“ vorbei. Draußen an der Tür hing ein Aushang, der den Auftritt der bekannten Spielmannstruppe „Deus Infernum“ ankündigte. Tarrior erinnerte sich verschwommen an die ungewöhnliche Gruppe aus zwei Aschländern, zwei Redoranern und einem ehemaligen Kriegswappenträger. Sie reisten soweit er wusste seit drei Jahren regelmäßig durch ganz Morrowind und waren recht bekannt. Tarrior interessierte das eher weniger und er ritt weiter. „Zumindest dürfte es das Volk ein wenig beruhigen“: dachte er dennoch. Dann erreichte er auch schon den Stahl etwas unterhalb des oberen Viertels, in dem die Reichen und Mächtigen der Stadt residierten und in dem sich auch die große Ratshalle befand. Er drückte einem Stalljungen 10 Draken für die Unterbringung des Tieres in die Hand und war dann schon auf dem Weg zum Rat. Da er selbst Ratsmitglied war, sollte es sogar seine Pflicht sein, sich um das Haus zu bemühen. Womöglich konnte er mit etwas behilflich sein und wenn nicht, dann würde er sowieso bald nach Caldera weiterreisen. Die Invasion war schließlich kein Grund seine Pläne zu ändern, vor allem da Behram ihn immer noch mit Beweisen in der Hinterhand bei der kurzen Leine hielt. Sein vordringlichstes Ziel würde es zunächst sein, seine Plantage gegen die Deadra zu wappnen. Sollten sie in Mar Gaan durchbrechen, dann würden sie sich wohl wie eine brennende Flut über die Westspalte ergießen und alles in Blut ertrinken lassen. Die Plantagen, seine eigene unter anderem und die dort lebenden Besitzer und Bauern wären gegen diese Übermacht sogut wie chancenlos. Für den Fall des Falles musste alles für eine schnelle Evakuierung bereit sein. Auch Gilluk musste er noch warnen. Er würde es sich niemals verzeihen, sollte dem Argonier, den er als Freund schätzte, etwas zu stoßen.

    Er machte sich eine gedankliche Notiz einen der Ratsherren zu fragen, ob er nicht etwas Platz für die Flüchtlinge erübrigen könnte, wenn es denn soweit käme. Tarrior stieg die große Treppe hoch, die man ebenfalls wieder in Stand gesetzt hatte. Zuvor war sie ausgetreten und brüchig gewesen, doch jetzt war sie erstaunlich gut in Schuss. „Nunja wenn man die Stadt wieder auf Vordermann bringt, kann man ja gleich mal an allen Stellen nachbessern“: dachte er belustigt, doch seine Stimmung schwang wieder um, als er den Tempel entdeckte. Das Stein gewordene Symbol des Glaubens an das Tribunal zu seiner Rechten, verursachte ihm gewisse Übelkeit. Die Abneigung gegen den Tempel saß bei ihm noch immer sehr tief. Er hatte instinktiv gelernt den Tempel zu hassen. Er machte auch selten einen Hehl daraus, aber er entschied sich es in Zukunft nicht zu übertreiben. Womöglich würden sie ihn dann noch für ein Mitglied der Mythischen Morgenröte halten. Zwar war er das nicht, aber in gewisserweise dennoch ein Ketzer. Er ließ den Tempelbau schnell hinter sich und bog auf den großen Platz ein. Noch immer bildete der saubere Platz mit den zwei Bäumen einen wunderschönen Kontrast zu der Unterstadt, die hinter ihm lag. Dieser Ort war stets ein Ort der Ruhe. Hin und wieder schlenderten hier nur die Adligen mit ihren Dienern vorbei um etwas Luft zu schnappen, ansonsten saßen sie in den Ratshallen, oder in ihren Häusern und kümmerten sich um wichtige Angelegenheiten des Fürstenhauses. Daher war es hier meist ruhig und friedfertig. Das Einzige was etwas Stress hier her bringen konnte, waren die Boten, mit ihren wichtigen Neuigkeiten aus den verschiedenen Regionen der Inseln. Tarrior sah jetzt sogar drei von ihnen in nicht allzu großen Abständen, während er langsam und gemütlich über den Platz schlenderte und die frische Luft genoss. Es schien, als wäre die Krise hier noch nicht angekommen, obwohl die Aufregung und Nervosität in der Stadt und die vermutlich hitzig geführten Debatten in der Ratskammer die Wahrheit offenbarten. Er wandte seinen Blick noch einmal gen Himmel und atmete tief ein, dann betrat er das Ratshaus.

    Im selben Augenblick, als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, bestätigte sich sein Verdacht. Ein wahrer Pulk von Abgesandten, Bittstellern, Wortführern, Militärs und anderen hatte sich in der Eingangshalle versammelten und diskutierten angeregt und auch sehr lautstark miteinander. Die Dunmerin, die für die Verwaltung der Ratshalle zuständig war, der Name war Tarrior entfallen, hatte alle Mühe damit jede Person und jedes Anliegen in ein großes Buch aufzunehmen. Sie schwitzte und ihr Atem ging schnell. Jetzt wo er sich einige Momente in dem Raum befand, konnte Tarrior es ebenfalls spüren. Die Luft war warm und feucht regelrecht schwül. Die Luft war eindeutig verbraucht und roch nicht gut. Die vielen Leute hier auf engem Raum sorgten dafür. Die Frau saß hinter einem niedrigen Tisch und war über dutzende Papiere und ihr Buch gebeugt. Ihre Augen konnten den Bewegungen der Feder in ihrer Hand kaum folgen und wirkten ziellos und erschöpft. Eine Traube aus Kaiserlichen, Dunmern und einem Rothwardonen umdrängten sich und sprachen durcheinander. Sie gab sich offensichtlich nicht die geringste Mühe zu verstehen, was die Männer und Frauen sagten. Tarrior bekam am Rande mit, dass sie sich darum stritten, wer als nächstes an der Reihe wäre. Er entschied sich diesen Streit kurzerhand zu beenden und drängte sich nach vorne. Ohne großes Federlesen schob er den Rothwardonen und eine Kaiserliche zur Seite und schob sich damit direkt an die Spitze. Zunächst wollen sie Einwände gegen das harsche Vordrängeln vorbringen, doch Tarrior kümmerte sich nicht um sie, sondern legte sich lieber einen geschäftig klingenden Tonfall zurecht.

    „Ich bin hier um an der Ratsversammlung teilzunehmen“: sprach er die Frau hinter dem Schreibtisch an. Die Leute hinter ihm verstummten, als sie mitbekamen, dass er ein Ratsmitglied sei. Die Frau schien ihn zunächst nicht bemerkt zu haben. Sie schrieb noch einen Satz zu Ende und setze einen abschließenden Punkt und schaute lustlos aus ihren müden Augen auf. Dann weiteten sich diese plötzlich, als sie ihr Gegenüber erkannte. „Serjo Gildres! Ihr hier? Es ist mir eine Freude euch zu begrüßen“: begrüßte sie ihn und verhaspelte sich in Überraschung mehrmals. „Wir haben euch lange nicht gesehen. Es ist viel passiert. Man wird froh sein, dass ihr wieder da seid. Jetzt ist jedes Ratsmitglied selbst gefragt. Ihr könnt natürlich sofort passieren“: fuhrt sie fort. „Ja es ist für mich auch schön wieder hier zu sein und was den Rat angeht, genau deswegen bin ich hier. Die Deadra scheinen ja schon tief in unserem Land zu stehen. Nun dann will ich den Rat nicht weiter warten lassen“: sagte er und wandte sich ab. Kaum hatte er sich einige Schritte entfernt, stürmten die Bittsteller wieder auf die Dunmerin ein. Jetzt fiel Tarrior auch wieder ihr Name ein. „Nileno Dorvayn“: kramte er aus seinen Erinnerungen und lenkte seine Schritte in Richtung Treppe, die in den zweiten Stock und damit in den Ratssaal führen würde. Zwei Hlaalu-Wächter, die vermutlich die vielen Gesandten zurückhalten sollten, hielten ihn kurz auf. Tarrior nannte kurz seinen Namen und er wurde umgehend durchgelassen. Er stieg die Treppe nach oben und als er durch die nächste Tür getreten war, fand er sich auch schon in der Ratskammer wieder. Er platzte regelrecht herein, denn der Rat tagte bereits angeregt. Ein paar Stühle waren leer unter anderem auch der von Meister Bero. Die Menge verstummte, als er eingetreten war. Es fiel kein Wort, als er um den großen Tisch herum ging und auch nicht als er auf seinem Stuhl neben Carnius Curio Platz nahm.

    Der junge Kaiserliche hatte vor zwei, oder waren es drei Jahre, den Platz seines Vaters eingenommen. Tarrior hatte weder Carnius wunderlichen Großvater Crassius noch seinen, dem Glücksspiel verfallenen, Vater Carius sonderlich gemocht. Sie waren dekadent und hatten sich eher wenig um die Angelegenheiten des Hauses bemüht. Crassius konnte man zumindest zugute halten, dass er ein Förderer der Künste gewesen war, obwohl sein eigen geschriebenes Theaterstück, nunja sehr speziell war. Carnius hingegen, der soweit er wusste, einen Großteil seines Lebens bei der Ost-Kaiserlichen Handelsgilde verbracht hatte, war ein würdiger Hlaalu-Vertreter. Er hatte Geschäftssinn und führte ein einträgliches Handelsgeschäft. Er konnte sich vorstellen, dass die Krise den Profit noch mal kräftig erhöht hat, denn es bestand inzwischen ein regelrechter Großbedarf an Waren aller Art. Angefangen bei Nahrungsmitteln bis hin zu Waffen und Rüstungen, oder die Rohstoffe aus denen sie gefertigt werden. Die Stimmen des Rates setzten langsam wieder ein, aber einige schauten ihn noch verwundert an. Man diskutierte noch kurz das bereits angeschnittene Thema zu Ende, dann richtete der Wortführer das Wort an ihn selbst.

    „Möchten wir jetzt Tarrior Gildres begrüßen“: verkündete er und es kam zustimmendes Gemurmel. „Wollt ihr ein paar Worte an den Rat richten, oder ein weiteres Thema einbringen?“: fragte der Mann, ein Kaiserlicher, das Protokoll einhaltend. Er verneinte, denn er wollte zunächst einmal hören was die anderen zu besprechen hatten. Morrowind bezüglich hatte er sowieso nichts beizusteuern. Doch dazu kam es nicht. Ein anderer Dunmer, den Tarrior als Abgesandten des Stadtherren von Suran identifizierte, richtete eine Frage an ihn: „Herr Gildres gestattet mir doch eine Frage. Man hat lange nichts von euch gehört. Was habt ihr in der Zwischenzeit getan?“ Ihm fiel sofort der misstrauische Tonfall des Abgesandten auf. „Ich war in Cyrodiil. Einige dringende Angelegenheiten hatten mich dorthin geführt. Ich kam erst vor wenigen Tagen wieder in Vvardenfell an und war über die derzeitige Lage tief erschüttert“: gab er zu Protokoll. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn einige eifrige Schreiberinnen notierten alle Gesagte. Als das Wort Cyrodiil gefallen war, sogen viele erstaunt die Luft ein. „Ich hatte angenommen Meister Bero hätte es euch berichtet, zumindest hatte ich von ihm einige Schreiben in Cyrodiil erhalten, in denen es um Ratsangelegenheiten ging“: zeigte er sich verwundert, scheinbar hatte man es nicht für nötig befunden zu sagen das er in Cyrodiil war. „Dann wart ihr es also, der für das große Fest vor ein paar Monden den Alkohol geliefert hatte“: stellte ein anderes Ratsmitglied fest. „Das stimmt“: sagte er und wunderte sich wirklich, warum es niemand für nötig befunden hatte zu erwähnen, dass er der Lieferant in Cyrodiil gewesen war. „Nunja dann möchten wir uns gewiss noch bei Herrn Gildres für seinen Einsatz zur Beruhigung des Volkes bedanken“: schlug der Sprachführer vor und wieder erklang zustimmendes Gemurmel. Gewiss wollte der Mann wieder die Aufmerksamkeit auf die eigentlichen Themen der Sitzung lenken, doch das war ihm nicht vergönnt. Wieder meldete sich jemand zu Wort. „Wart ihr in Kvatch gewesen?“: fragte der Herr der Stadt Gnaar Mok. Auch hier konnte er zustimmen, obwohl die Erinnerungen nicht gerade schön waren. „Bitte berichtet uns davon“: bat er und Tarrior begann zu erzählen.

  7. #187

    Cyrodill, Irgendwo in einem Verließ

    Tarik spürte Vibrationen. “Wo bin ich? Bin ich tot?“ Er hatte keine Ahnung wo er war. Er spürte Vibrationen und gedämpfte Geräusche drangen an sein Ohr. Er konnte nicht sagen was für Geräusche es waren, für ihn waren sie alle gleich. “Bin ich gerade auf dem Weg ins Jenseits?“ Die Geräusche und die Vibrationen verschwanden. Etwas warmes kam ihm ganz nahe. “Oder bin ich auf dem Weg nach Oblivion?“ Bei dem Gedanken daran standen seine Nackenhärchen senkrecht. Die Wärme verschwand wieder, die Geräusche und Vibrationen setzten wieder ein. “Bin ich tot?“ Diese Frage ging im nicht aus dem Kopf. Tarik versuchte diese Frage zu verdängen. Stattdessen versuchte er sich daran zu erinnern was als letztes geschehen war. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte es nicht.
    Irgendwann hörten die Vibrationen und Geräusche wieder auf. Tarik fühlte sich wie im Traum. Es wurde warm und er wurde gepackt. Etwas trug ihn. Verschwommen blickte er durch eine Art Tunnel des schwarze Ränder seine Sicht noch weiter einschränkten. Etwas wurde hochgezogen, dann hallten Schritte. Mal wurde es heller, dann wieder dunkler, dann wieder heller. Dinge wurden geöffnet und wieder geschlossen. Andere Geräusche drangen an seine Ohren. Plötzlich, Stille.
    Die Stille verschwand wieder und Tarik fühlte das irgendetwas mit ihm gemacht wurde, nur konnte er nicht sagen was. Er wurde angehoben…….Stille.

    Ein Sonnenstrahl traf Tarik im Gesicht. “Es ist so schön. Ich muss im Paradies sein.“, dachte er und wollte gar nicht aufstehen. “Ich fühle mich so gut nach dem Kampf und……..der Kampf!“, dachte er erschrocken und wachte auf. Tarik blickte sich um. Im Paradies war er nicht. Jedenfalls definierte er eine vergitterte Zelle, ein Heulager und ein kleines, ebenfalls vergittertes, Fenster nicht als Paradies. Jetzt erinnerte sich der Kaiserliche an die Ereignisse. “Ich habe gegen sie gekämpft, dann haben sie mich überwältigt. Ich hätte Ramon töten sollen, dann wären die anderen erledigt gewesen. Aber ich konnte es nicht tun……weil Isnaa da war? Weil Ramon ihr Halbbruder ist?“, überlegte Tarik und war sich nicht sicher warum er diesem Sohn einer Ratte nicht gleich den Kopf abgeschlagen hatte. “Ich muss in einem Versteck sein. Entweder eine alte Festung, eine verlassen Ruine oder eine Höhle. Und damit bin ich in der Gewalt meiner Häscher.“ Tarik resignierte. Er hatte jetzt ein ganz großes Problem und er wusste nicht wie er da wieder raus kommen sollte. “Ich habe keine Ahnung was sie mit mir machen. Sie werden irgendetwas von mir wissen wollen und wenn sie die Information haben, werden sie mich töten. Nur was wollen sie von mir? Ich habe fest damit gerechnet, dass sie mich einfach nur töten wollen. Aber wieso wollen sie mich töten?.........Ich weiß es nicht mehr. Das alles ist so lange her. Ich vermute aber es hat irgendwas mit meiner Zeit in Morrowind zu tun…….und meiner Mitgliedschaft in der Dunklen Bruderschaft.“ Bei dem Gedanken an diese Zeit schüttelte er den Kopf und fragte sich warum um alles in der Welt er dieser Organisation beigetreten war. Nach kurzer Zeit des Nachdenkens gab er sich selbst die Antwort: “Um Sicherheit zu haben. Ich dachte: Egal was passiert, bei dieser Organisation kann ich es aushalten. Diese Annahme erwies sich als falsch. Irgendjemand hat mich dort angeschwärzt. Und das alles nur weil ich als Söldner gearbeitet habe. Als Söldner in Morrowind. Wenn wir nicht gejagt worden wären, wären wir wahrscheinlich immer noch dort. Und wenn ich damals meinem Onkel nicht gefolgt wäre, wäre ich in Kvatch geblieben und jetzt wohl schon tot.“ Er schüttelte noch einmal seinen Kopf. “Alles ist besser als hier zu sitzen und auf seinen Tod zu warten.“

    Tarik schreckte hoch. Er musste eingeschlafen sein, ansonsten hätte er die Person bemerkt die jetzt vor seiner Zelle stand. Seine Stimmung sank als der Kaiserliche erkannte wer da vor ihm stand und die Zellentür geöffnet hatte: Ramon. “Los, beweg dich!“, schnauzte er Tarik an. Widerwillig erhob sich Tarik und verließ die Zelle, dicht gefolgt von Ramon der ein Kurzschwert gezogen hatte. Flankiert wurden die Beiden von 2 Skelettwächtern. Die seltsame Gruppe setzte sich in Bewegung. Auf dem Weg zu ihrem Ziel beobachtete Tarik die ganzen schlichten Gänge und versuchte sich so viel wie möglich einzuprägen. Er hegte die noch kleine Hoffnung dieses Gemäuer irgendwie zu verlassen und dann würde ihm das Wissen über diese Gänge noch nützlich sein. Nach unzähligen Abzweigungen und Türen betraten sie einen kreisförmigen Raum. Tarik ließ den Blick schweifen und stellte fest, dass im Abstand von 5 Schritt weitere Türen angebracht waren. “Ein wahres Labyrinth“, dachte er. Dem Kaiserlichen vielen die seltsamen Linien auf dem Boden auf. Er konnte keine Ordnung darin erkennen. Viel Zeit um darüber nachzudenken blieb ihm auch nicht. Er wurde auf einen alten steinernen Thron gesetzt, dann wurde er gefesselt. Tarik fragte sich, ob dies das Ende wäre. Entgegen seiner Vermutung war dies nicht das Ende. 3 weitere Männer traten an ihn heran und setzten sich im Halbkreis vor den Thron, einschließlich Ramon. “Wer seid ihr? Was soll das hier? Was wollt ihr von mir?“, fragte Tarik die 4 Männer.

    „Alles der Reihe nach“, begann der Mann ganz links. Er war schwarz gewandet und als Tarik näher hinsah, erkannte er die Robe. Der Mann lachte. “Ganz richtig. Ich bin ein Totenbeschwörer und heiße Jerandir. Ramon neben mir kennst du ja bereits. Tarik betrachtete den schäbig gekleideten Kaiserlichen mit Verachtung. “Die Person ganz rechts müsste dir auch bekannt sein. Martus, der Mann in dessen Haus du eingebrochen bist und der dich in der Dunklen Bruderschaft angeschwärzt hat. Martus trug Reise Kleidung. Sie war jedoch nicht wie die einfacheren Ausführungen, sondern aus feineren Stoffen und kleinen Stickereien besetzt. Tarik vermutetete, dass sie aus Gold bestanden.“ Und die Person neben Martus heißt Varus.“ Tarik schaute den Nord etwas verwirrt an. Er trug eine Stahlrüstung und hatte die Kriegsaxt an seinen Stuhl gelehnt. Tarik wollte eine Frage ansetzten aber Jerandir fuhr fort: “Nun ich will Rache für meinen Freund Isgaron und ich will wissen wo Phelas wohnt. Dieser Verräter soll dafür bezahlen das er die Seiten gewechselt hat!“
    Nun meldete sich Martus zu Wort: “Ich habe deinen Erfolg in der Dunklen Bruderschaft beneidet! Ich wollte Ruhigsteller einer der Sprecher werden. Aber dich haben sie vorgezogen da du besser wärst wie ich. Daher habe ich dich angeschwärzt. Es hat auch soweit funktioniert, nur hast du die Attentate überlebt. Als du dann für tot erklärt wurdest, habe ich das nicht so recht geglaubt und dich nebenbei noch gesucht. Und dann habe ich gefunden.“
    Varus, der Nord, mischte sich in das Gespräch ein: “Du und die Söldnergruppe, der du angehört hast, ihr habt meine Brüder und meinen Vater getötet. In eurem letzten Auftrag habt ihr meinen Vater getötet. Meine Brüder schworen Rache und haben euch mit anderen Verfolgt. Leider hast du überlebt und meine Brüder sind gestorben. Da ich der einzige bin, der von meiner Familie noch lebt, will ich Rache für meinen ermordete Familie!“
    „Ich will nur das Geld. Dein Onkel versteckte einst irgendwo in Morrowind, genauer gesagt auf Vvardenfell, eine Kiste mit wertvollem Inhalt. Für jeden von uns ist etwas Wertvolles darin, in vielseitiger Weise“, meinte Ramon.

    Tarik brachte kein Wort hervor. „Das Schicksal, die Götter oder wer auch immer meint es nicht gut mit mir. Ich habe 4 Todfeinde. Und jeder will etwas anderes, nur eines wollen alle gemeinsam: Diese Kiste. Nur kann ich mich nicht an eine Kiste entsinnen“, dachte Tarik und sah die 4 vor ihm schweigend an. “Und?“, fragte Varus, „wo ist die Kiste?“ „Ich kann mich an keine Kiste entsinnen“, entgegnete Tarik. Varus wurde sauer. “Wo ist die Kiste!?“, fragte er wieder, aber dieses mal in schärferem Tonfall. “Ich weiß es wirklich nicht“, antwortete Tarik wahrheitsgemäß. Die anderen schienen es für eine Lüge zu halten.
    Jerandir nickte Varus zu. Scheinbar hatten sie ihr vorgehen abgesprochen. Der Nord stand auf, trat 2 Schritte vor und im nächsten Moment spürte Tarik eine Faust im Gesicht. Varus hatte ihm auf die Nase geschlagen. “Wo ist die Kiste?“, fragte dieses mal Martus. “Ich weiß es nicht“, entgegnete Tarik. Jerandir nickte und Varus schlug wieder zu. “Wo ist Phelas?“, fragte Jerandir. “Das geht dich einen feuchten Dreck an!“, erwiderte Tarik. Ramon trat ihn gegen sein Schienbein. So ging diese Prozedur die ganze Zeit weiter. Es wurden die immer gleichen Fragen gestellt. Und jedes Mal gab Tarik die gleiche Antwort. Nach jeder Antwort erhielt Tarik Schläge von Varus oder Tritte von Ramon. Die Tritte trafen ihn meistens an den Schienbeinen oder an den Fußgelenken. Die Schläge prasselten entweder auf seinen Kopf, seinen Oberkörper oder seine Schultern. Doch sie konnten Tarik die Antworten nicht entlocken. Über den Wohnort von Phelas schwieg er wie Grab und wo die Kiste war wusste er sowieso nicht.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit brachen die 4 Männer das Verhör ab. Sie hatten Tarik übel zugesetzt. Es floss Blut aus seiner Nase, Blut sammelte sich in seinem Mund und am restlichen Körper hatte er viele blaue Flecken. “Schafft ihn in seine Zelle“, befahl Jerandir. Varus band den Kaiserlichen los und warf ihn über seine Schulter wie einen Sack Kartoffeln. Ramon nahm etwas in die Hand und gemeinsam gingen beide zu Tarik’s Zelle zurück. Tarik selbst bekam vom Rückweg nicht viel mit.

    Als sie ihn schließlich in seiner Zelle absetzten und Ramon ihm eine Schüssel und einen Krug hinstellte, konnte er wieder halbwegs klar denken. Wut machte sich in Tarik breit und gerade als der Nord die Zelle verlassen wollte, spuckte Tarik ihm eine Ladung Blut ins Gesicht. Er heult auf und fasste sich in sein Gesicht. “Scheinbar habe ich seine Augen getroffen“, dachte Tarik und spuckte den Rest Blut in Ramon’s Gesicht. Auch dieser heult auf. Halb blind stolperten Beide aus der Zelle und schlossen sie ab. “ Morgen zahlen wir dir diese Aktion heim!“, sagte Varus mir ärgerlicher Stimme. Beide ließen Tarik alleine in seiner Zelle und gingen zurück. “Das war ein Bruchteil von dem was ihr mir angetan habt“, dachte der Kaiserliche und spuckte eine weitere Ladung Blut vor seine Zelle.
    Jeder Knochen in seinem Körper schmerzte. Mühsam zog sich Tarik zu der Schüssel und betrachtete deren Inhalt: Ein Stück gebratenes Fleisch, ein Apfel und ein Stück Brot. In dem Krug war Wasser. “Na ja, immerhin geben sie mir etwas zu essen“, dachte Tarik und begann zu essen. Wobei er immer wieder Blut spuckte.
    Als Tarik den Apfel aß, wurde ihm klar wieso sie ihm dieses Essen gaben. “Sie foltern mich um an Informationen zu kommen und auch aus Rache. Nur brauchen sie die Informationen. Solange sie sie nicht haben, werden sie mich am Leben lassen.“ Bei diesem Gedanken grinste er und aß das letzte Stück Apfel. Er hatte sich noch etwas Brot und Wasser für später aufgehoben. Total erschöpft und müde legte Tarik sich auf sein Heulager, deckte sich mit seinem Mantel und Stroh zu und schlief langsam ein. “Die entscheidende Frage ist: Wie lange werde ich durchhalten? Diese Schläge und Tritte sind bestimmt nicht die einzige Methode……“, mit dieser Überlegung umfing ihn der Schlaf vollkommen.
    Geändert von Skyter 21 (15.04.2009 um 15:02 Uhr)

  8. #188

    Morrowind, Vvardenfell vor 5 Jahren; Cyrodill, Irgendwo in einem Versteck

    Die Schiffsfahrt war lang gewesen. Zu lang für Tariks Geschmack und auch zu lang für den Rest der 8-köpfigen Gruppe. Einige von ihnen waren während der ganzen Reise Seekrank gewesen. Unglücklicherweise schafften es manche nicht immer rechtzeitig bis zur Rehling. Dementsprechend war die Geruchsbelästigung irgendwann so groß geworden, dass Tarik sich so lange wie möglich am Deck aufgehalten hatte. Nun war das alles vergessen. Das Schiff hatte Vvardenfell erreicht und nun stand die Gruppe im Hafen von Ebenherz. Zwar waren manche noch etwas wackelig auf den Beinen, aber sie erholten sich schnell. Tarik, der bis jetzt nicht viel von der Welt gesehen hatte,(an Stros M’ Kai konnte er sich kaum noch erinnern, ansonsten hatte er sich in Kvatch und im Umland selbiger Stadt aufgehalten. Das nibenesische Hochland kannte er fast wie seine Westentasche, aber viel neues passierte dort nicht.), war beeindruckt von der Statue die in der Mitte des Platzes stand. “Das ist die Drachstatue, beeindruckend nicht wahr?“, flüsterte sein Onkel. Tarik nickte nur, er tat sich schwer damit nicht die ganze Zeit auf diese Statue zu schauen. “Los komm, wir müssen weiter“, meinte sein Onkel und die Gruppe setzte sich in Bewegung. Wohin sie gingen interessierte Tarik kaum. Er bestaunte diese Stadt und beobachtete das Treiben. Im Hafen lagen viele Schiffe und es herrschte geschäftiges Treiben. Der Platz war voll von Waren und Menschen. Im nächsten Viertel war das Treiben nicht mehr so groß. Man sah viele edel gekleidete Leute und Dienstboten, aber auch Leute aus dem Hafen. Sie folgten einem Strom von Menschen und als sie das Gebäude betraten, wusste Tarik wo sie waren: Sie waren in einem Gasthaus.

    Das Gasthaus war auch um diese frühe Stunde gut gefüllt. Die Gruppe suchte sich einen freien Tisch etwas abseits des Einganges und nahm dort Platz. Nach kurzer Zeit kam die Bedienung und alle bestellten sich das Frühstück. Tarik saß mit dem Rücken zur Wand und betrachtete die Gruppe eingehend. Links neben ihm saß sein Onkel. Ein Mann, ende 40, athletischer Körperbau, genau so groß wie Tarik und ein listiger Kämpfer. Seinen richtigen Name hatte er nicht erfahren, er wurde einfach nur „der Wolf“ genannt. Neben seinem Onkel saß ebenfalls ein Kaiserlicher, mitte 40, mit leichtem Bauchansatz, aber ebenso listenreich wie sein Onkel. Sein Name war Titus. Titus und sein Onkel waren die Gründer dieser Söldnergruppe gewesen. Die Beiden waren schon seit über 20 Jahren im Geschäft. Wenn man irgendeine Dummheit begehen wollte, fragte man sie vorher. Rechts neben Tarik saß Wulfgar. Ebenfalls ein Kaiserlicher. Wulfgar war ein Hüne, mindestens 2 Meter groß, 30 Jahre alt und hatte Muskeln die ihm die schnelle Führung einer Kriegsaxt erlaubten. Er hatte Grips im Kopf und die Kombination aus Stärke und Klugheit machten ihn zu jemandem den man besser nicht herausforderte, es sei denn man wollte sterben. Neben Wulfgar saß ein Bretone namens Arden. Er war der Heiler in Gruppe. Er kannte sich mit Verletzungen und Krankheiten aller Art aus. Gegenüber von Tarik saß Firun, ein Waldelf, und der beste Bogenschütze in ihrer Gruppe. Links neben Firun saß Alen, ebenfalls ein Waldelf, nur das er sich auf eine lautlosere Art der Tötung spezialisiert hatte. Er benutzte Waffen die sich leicht verstecken ließen. Rechts neben Firun saß ein Rothwadone namens Leandir. Er war der mit abstand beste Schwertkämpfer in der Gruppe. Und zu letzt war da noch er selbst. Tarik ein junger 18 jähriger Kaiserlicher, frisch von der Ausbildung, noch keinerlei Kampferfahrung oder sonstiges. Diese bunt gemischte Söldnergruppe war gerade in Vvardenfell angekommen und wartete auf ihr Frühstück.
    Als selbiges von der Bedienung serviert worden war, begutachtete Tarik seinen Teller und sah mit einem fragenden Blick seinen Onkel an. Dieser war bereits am essen und als Tarik bemerkte, sagte er: “Das sind gebratene Kwama-Eier, mit gebratenen Aschekartoffeln. Dazu gibt es Wasser und Tee.“ Immer noch leicht irritiert fing Tarik an zu essen. “Es schmeckt gut, hört sich aber seltsam an“, dachte er. Eine Weile aß jeder schweigend sein Frühstück, ehe Leandir das Wort ergriff: “Wir sind jetzt in Vvardenfell, genauer gesagt in Ebenherz. Also ganz weit im Süden. Wohin gehen wir?“ Schweigen erfüllte den Tisch für einige Momente. “Tarik braucht erst einmal eine anständige Ausrüstung“, meinte der Wolf. “Da hast du Recht, ich wäre dafür, dass wir per Boot nach Vivec reisen und von dort aus den Schlickschreiter nach Balmora nehmen. Dort kann Tarik sich dann eine Ausrüstung zulegen und wir werden dort wahrscheinlich einen Auftrag bekommen“, sagte Titus. Die anderen nickten zustimmend. “Warum kann er sich seine Ausrüstung nicht in Vivec kaufen?“, fragte Wulfgar. “Nein Wulfgar, nicht in Vivec, du weißt warum“, meinte Firun. “Ich vergaß“, murmelte Wulfgar und wandte sich wieder seinem Frühstück zu. Die Gruppe verweilte noch eine Weile in dem Gasthaus, wobei verschiedene Themen diskutiert wurden. Tarik saß einfach nur da und hörte zu. “Was ist mit Vivec? Was ist ein Schlickschreiter?“, fragte er sich. Sie bezahlten ihr Frühstück, dann verließ die Gruppe das Gasthaus und ging wieder in Richtung Hafen.

    Als die Gruppe am Hafen ankam, schien sie nach irgendetwas zu suchen, jedoch wusste Tarik nicht nach was. “Nach was suchen wir?“, fragte er. “Wir suchen jemanden der uns per Boot nach Vivec fährt“, antwortete Wulfgar. Tarik nickte und schaute sich das rege Treiben im Hafen an, welches sich scheinbar noch verstärkt hatte. Er sah nur Menschen. Ehe der Kaiserliche Einzelheiten erkennen konnte, zog in Wulfgar hinter sich her. “Träum nicht, wenn wir uns hier verlieren, dann viel Spaß“, meinte dieser. Sie erreichten ein Boot mittlere Größe. Titus schien mit dem Bootsbesitzer letzte Details zu klären. Schließlich nickte der Dunmer. Münzen wechselten ihre Besitzer und kurz darauf setzte sich das Boot in Bewegung.
    Der Hafen wurde immer kleiner, schließlich verschwand er….

    Am späten Nachmittag erreichten sie Balmora. Die Fahrten mit dem Boot und dem Schlickschreiter waren ruhig verlaufen und es gab keine Zwischenfälle. “Die Geschäfte haben noch geöffnet. Mein Vorschlag: Wir teilen uns auf und treffen uns wieder hier“, meinte Titus. Der Vorschlag fand Zustimmung. “Tarik, folge mir“, sagte sein Onkel. Tarik folgte ihm durch die Stadt. Er hatte kaum Zeit den, für ihn vollkommen neuen, Baustil zu betrachten. “Pass auf, wir gehen jetzt ins nächste Geschäft rein und dort kannst du dir dann eine Rüstung kaufen. Du bevorzugst doch leichte Rüstung, oder?“, fragte sein Onkel. “Ja das tue ich. Und was ist mit Waffen?“, meinte er.“ „Die Kaufen wir in einem anderen Geschäft“, sagte sein Onkel knapp und sie traten in das Geschäft.
    Der Besitzer grüßte sie knapp. “Was darf es denn sein?“ Sie erwiderten den Gruß. “Wir brauche eine leichte Rüstung, für ihn“, antwortete der Wolf. Der Besitzer nickte und schnappte sich ein Maßband. Er maß Tariks Größe und verschwand im Lager. Jetzt war der etwas enge Raum leer. Einmal abgesehen von Tarik, seinem Onkel und einer seltsamen Person in sandfarbener Rüstung. Sie wirkte wie eine Statue, ehe sie Tariks starrenden Blick erwiderte indem sie ihren Kopf leicht drehte. Ein wenig verschreckt wandte dieser den Blick ab. Sein Onkel flüsterte ihm zu: “Das ist eine Haalu-Wache. Überall in der Stadt sind solche Wächter. Pass also auf was du tust.“ „Gibt es noch andere Wächter?“, fragte Tarik. “Erkläre ich dir später“, meinte sein Onkel. Viel gab es nicht zu sehen. Ein paar Regale mit Auslegware und den Ladentisch. Der Raum wurde von Fackeln und Kerzen erhellt. Einzig ein kleines Fenster verriet welche Tageszeit draußen herrschte. Der Besitzer kehrte mit einer Rüstung zurück, die völlig anders war als erwartet. “Was ist das für in Material?“, fragte Tarik. “Chitin“, meinte der Besitzer. “Geschmolzene Insektenpanzer“, sagte sein Onkel. “Eine Rüstung aus Insektenpanzer?“, fragte Tarik ungläubig. “Sie ist sehr widerstandsfähig, aber billig“, sagte sein Onkel. Tarik nickte. “Probieren sie die Rüstung an, sie müsste ihnen passen“, sagte der Besitzer. Der Kaiserliche tat wie geheißen und tatsächlich die Rüstung passte. “Die nehme ich“, meinte Tarik. Er bezahlte den Preis, dann verließen sie das Geschäft.
    Sie mussten sich nur wenige Meter durch das Getümmel schlagen, ehe sie in ein weiteres Geschäft eintraten. Dieses Mal grüßte der Besitzer nicht. “Was darf es sein?“, fragte er leicht gereizt. “Ein Schwert“, sagte Tarik. Der Besitzer griff unter den Tisch und legte drei Schwerter auf den Tisch. Eines sah seltsam aus, das zweite war aus Eisen und das letzte aus Stahl. Tarik begutachtete alle Schwerter. “Nimm nicht das erste. Es ist aus Chitin. Waffen aus Chitin taugen nicht viel“, flüsterte sein Onkel. Tarik nickte und besah sich die anderen beiden Schwerter. Das aus Eisen wies Kerben auf. Das dritte aus Stahl war in Ordnung. Ich nehme das Schwert aus Stahl. Der Besitzer schnaubte. “War klar, dass du das neue nimmst“, sagte der Besitzer und nannte einen unverschämten Preis. Nun schaltete sich der Wolf, Tariks Onkel, ein: “Ich habe dir mindestens 3mal dein Leben gerettet. Ich hoffe du erinnerst dich an den Wolf“, sagte sein Onkel. Das Gesicht des Besitzers veränderte sich schlagartig und er nannte sofort einen vernünftigen Preis. Tarik bezahlte und stellte fest das sein Geld gerade noch für eine Übernachtung reichen würde. “Einen Auftrag holen wir uns morgen“, sagte sein Onkel und blickte amüsiert in Tarik’s fast leeren Lederbeutel. Sie verließen das Geschäft und gingen zum vereinbarten Treffpunkt zurück.

    Nach kurzer Zeit trafen auch die anderen Mitglieder der Gruppe wieder ein. Sie betraten das nächste Gasthaus und mieteten sich für die Nacht ein. Dann bezogen sie ihre Zimmer und legten ihre Sachen ab. Am frühen Abend kamen alle im Schankraum zusammen. Das Abendessen und viel Alkohol wurden bestellt. Der Abend wurde lang. Es wurde gegessen, getrunken und gelacht. Später erzählten sie Geschichten über sich und andere. Tarik war nicht mehr in der Lage Wahrheit und Lüge zu unterscheiden.
    Irgendwann stand er auf und wankte in sein Zimmer. Dort ließ er sich in sein Bett fallen und schlief sofort, mit dem Gedanken an den nächsten Tag, ein.

    Tarik wachte auf und war verwirrt. Seine Umgebung hatte sich seit seinem Schlaf extrem verändert. Das hölzerne, warme Zimmer war einer feuchten und kalten Zelle gewichen. “Was ist passiert?“, fragte er sich. Der Kaiserliche brauchte einen Moment um zu realisieren was geschehen war. “Das war ein Traum, ein Traum von meinem ersten Tag in Vvardenfell. Der Traum war deutlich, aber ich kann mich nicht an alles erinnern“, dachte er.
    Tarik stand auf, aß den Apfel und trank den Rest des Wassers. Danach setzte er sich auf sein Heulager. “Wie lange bin ich wohl schon hier? Ein paar Stunden oder vielleicht schon Tage?“
    Es machte keinen Sinn sich darüber den Kopf zu zerbrechen, da er hier unten jegliches Zeitgefühl verloren hatte.
    Plötzlich waren Schritte zu hören. “Also beginnt es von neuem“, dachte Tarik und wappnete sich für das was ihm bevor stand.

  9. #189
    Die Banditen bildeten eine art Halbmond-Mauer und zwei von ihnen hoben die Schilder. Der Dritte hatte einen Bogen, wurde durch seine Kameraden anscheinend behindert, trotzdem landete er einen Treffer und Alhabers Pferd sackte zusammen. Kurz durch den Sturz verwirrt, stand er schnell wieder auf und versuchte die Banditen zu flankieren. Der Nord in schwerer Rüstung schlug einem der Banditen das Schild weg und landete einen Treffer an der Schulter. Dieser taumelte und zog sich ein wenig zurück. Seht versuchte derweil den Bogenschützen aus der Deckung des befreundeten Schildträgers zu locken, indem er zuerst ein paar Mal mit dem Bogen schoss und sich dann näher heran wagte.

    Plötzlich brach ein weiterer Nord in schwerer Rüstung durch das Gebüsch hinter den Banditen. Überrascht versuchten sie zu entkommen und Alhaber begann zu fluchen: „Verdammt, ist hier etwa eine Met-Halle in der nähe oder was?!?“ Einer der Banditen fiel nach einem Kampf mit dem Neuankömmling. Seht konnte nur erkennen, das der Treffer irgendwo am Kopf war. Die anderen zwei hatten es geschafft zu flüchten, einer jedoch unterlag dem Pfeilhagel des Nords in leichter Rüstung.

    Einen kurzen Moment herrschte Stille. Jetzt konnte Seht erkennen, das der Dritte Nord eine Frau war. Dann versuchte Alhaber, sich bei den Nords gut zu reden, wie er es immer tat, wenn er jemanden Fremden begegnete, der nicht versuchte, ihn umzubringen. Das war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen: Leuten Honig um den Mund zu schmieren. Diesmal waren es Sachen wie: „Ihr habt es denen aber gezeigt!“ oder „Wo erlernt man diese grandiose Technik?“ Seht ging derweil das verletzte Pferd pflegen. "Ich glaube wenn ich wiederkomme, wird Alhaber wohl nicht mehr so reden. Tja, er hatt warscheinlich noch nie versucht, einen Nord auf seine Seite zu bringen. Warscheinlich wird er wieder versuchen, sich als Anführer vorzuschlagen. Was wollen die Überhaupt hier?"
    Geändert von Kampfkatze (18.04.2009 um 10:59 Uhr)

  10. #190

    Westspalte, Balmora, Ratshaus / Taverne „Acht Teller“

    Tarriors Bericht war längstens zu Ende genau wie die eigentliche Sitzung, dennoch saß er noch in der Ratskammer. Nach seinem Bericht hatte der Wortführer die Sitzung doch noch wieder an sich reißen können und die restlichen Themen im Schnelldurchlauf durchgesprochen. Die Aufmerksamkeit der Ratsmitglieder hatte er jedoch nicht mehr gehabt. Diese waren nur noch halb bei der Sache. Da es nur um banale Dinge wie Handelsvereinbarungen und –beschränkungen gegangen war, war dies auch nicht weiter schlimm. „Aber wie hätten sie sich auch noch darauf konzentrieren sollen“: fand Tarrior, schließlich hatte er zuvor einen erschreckenden Bericht über das zerstörte Kvatch geliefert. Viele der Anwesenden mussten befürchten, das die Städte die unter ihrer Kontrolle standen genauso enden würden. Doch jetzt wo er sich die Gesichter derer anschaute, die ihn weiterhin mit Fragen bombardierten, fiel ihm auf, dass viele Ratsmitglieder nicht persönlich hier waren, sondern ihre Abgesandten. Dann fiel es ihm plötzlich wieder ein. Die Ratsmitglieder waren ja in den Städten und Siedlungen unterwegs um die Bevölkerung zu beruhigen. Das der Rat so aber auf Dauer funktionieren konnte, hielt er für sehr unwahrscheinlich. „Fast Telvanni-Verhältnisse“: fand er. Die eitlen Magier benutzten schließlich ihre Sprecher um miteinander zu kommunizieren und um für sie die Ratsangelegenheiten zu regeln. Der einzige Grund warum dieses System bisher nicht gescheitert war, so Tarriors Meinung, dass die Magier sich sowieso nicht für die Angelegenheiten außerhalb ihrer Gebiete interessierten und daher den Sprechern freie Hand ließen. Wichtige Angelegenheiten besprach man nur im kleinen Rahmen. Seiner Meinung nach waren die Hexenmeister fast eben so gut im Hintergehen und Pläne schmieden, wie sein eigenes Haus. Wo er gerade an das Wort Haus dachte, fiel ihm wieder etwas ein.

    „Schluss jetzt. Ich bin sicher die Lage in Morrowind sollte uns mehr interessieren, als jene in Cyrodiil“: brachte er die nervigen Fragensteller zum Schweigen. Er sah jedem einmal kurz in die Augen und richtete das Wort nun seinerseits an den Rat. „Da die Sitzung beendet ist, würde ich gerne eine Frage außerhalb des Protokolls stellen“: begann er, dann fuhr er nach kurzem Schweigen fort: „Nördlich von Caldera gibt es eine gewisse Zahl gut gehender Plantagen. Ich nehme mal an, dass sie einen wichtigen Beitrag zu Balmoras Versorgung mit Nahrungsmitteln leisten. Zu diesen Plantagen zählt auch eine die mir gehört. Wir wären Narren, wenn wir glauben die Redoraner würden die Deadra ewig in Mar Gaan aufhalten. Wenn sie in die Westspalte vorrücken, dürften diese Plantagen zu ihren ersten Opfern gehören. Ich möchte daher konkret die persönliche Frage einbringen, wer bereit wäre die Besitzer und Bewohner der Plantagen in seiner Stadt oder seiner Siedlung aufzunehmen?“ Betretnes Schweigen erfüllte den Raum plötzlich. Die Ratsmitglieder musterten ihn mit verschiedenen Blicken. Niemand schien noch mehr Flüchtlinge bei sich aufnehmen zu wollen. Er konnte sie sogar ein bisschen verstehen. Noch mehr Leute bedeuteten Ärger, vor allem da die Lage alles andere als entspannt war. Ein Volksaufstand war wirklich das letzte, zudem schlugen auch Gesichtspunkte der Nahrungsversorgung zu Buche. „Niemand?“: fragte er in die Runde und wählte einen bewusst anklagenden Tonfall für dieses eine Wort um seinem Ärger Ausdruck zu verleihen. Dann als er schon gar nicht mehr mit einer Reaktion gerechnet hätte, reckte sich ein Arm zaghaft in die Höhe. Zwei Dunmer, nach ihren Wappen scheinbar zwei Abgesandte aus Vivec, traten zur Seite und gaben den Blick auf den Dorfherren der Siedlung Hla Oad frei.

    „Besser als nichts“: dachte Tarrior und setzte ein leichtes Lächeln auf. „Ich wäre bereit sie aufzunehmen, aber sie müssten natürlich mit heraus fahren zum Fischen und im Sumpf Kräuter sammeln und natürlich die Hütten instand halten. Da wir nur ein kleines Dorf sind, wird es vermutlich auch nötig, dass sie ein paar neue Hütten bauen“: erklärte sich der Mann bereit. Tarrior hatte gerüchteweise gehört, das dieser Dunmer mit Namen Guran Redtong tief in Geschäfte mit der Cammona Tong verwickelt sei. „Aber immer noch besser als gar nichts“: fand Tarrior. „Die Leute scheuen sicherlich keine harte Arbeit. Ich danke dir für euer Angebot. Da ich bald nach Caldera und dann zu meiner Plantage reisen werde, kann ich die dortigen Plantagen selbst instruieren. Ich möchte hiermit noch sagen, dass wir uns auch andere Versorgungswege offen halten sollten, denn ohne die Westspalte könnten sie Balmora aushungern. Die drohenden Bauernaufstände sollten auch zu denken geben. Ich beantrage hiermit, das alternative Versorgungsmöglichkeiten zum Thema der nächsten Ratssitzung werden“: bedankte er sich zunächst und wandte sich dann wieder an den ganzen Rat. Der Wortführer notierte es geschäftig auf einem Blatt Papier und schloss es in einen Schreibtisch ein.

    „Liebe Freunde. Ich bin sehr erschöpft. Und ihr habt sicherlich seit heute Morgen Ratssitzung um Ratssitzung abgehalten. Wir können also gewiss alle eine Pause vertragen“: schlug er vor und er stieß auf Zustimmung. Zusammen verließ die Ratsversammlung dann die Ratskammer und ging die Treppe hinunter. Noch immer standen Bittsteller und dergleichen dort, aber der große Andrang abgenommen. Dafür war ein Haufen, den Tarrior noch wesentlich kleiner in Erinnerung hatte, plötzlich um einiges gewachsen. Nileno kam zu ihnen herüber gerannt und nahm sich jemanden aus ihrer Gruppe zur Seite und führte ihn hinüber zu dem Stapel. „Herr Gildres!“: rief er, als Tarrior fast schon draußen war. Er blieb stehen und wandte sich um und verdrehte dabei sichtlich die Augen. „Was gibt es noch?“: fragte er und gab sich Mühe nicht genervt zu klingen. Der Mann, ein Dunmer, kam zu ihm hinüber. „Ich hätte einen Vorschlag für euch. Mietet euch doch im „Acht Teller“ ein. Ich muss mit euch noch etwas Wichtiges besprechen. Es könnte um die Zukunft von Haus Hlaalu gehen“: sagte er. Tarrior überlegte und nickte dann knapp. „Gut dann treffen wir uns heute Abend im Schankraum“: sagte er und ohne eine Reaktion abzuwarten, war er schon wieder bei Nileno. Tarrior schüttelte den Kopf und ging. „Unverschämtheit“: dachte er, als er über den Platz vor dem Ratshaus ging. Er schlug den Weg direkt in die Innenstadt ein und verließ das obere Viertel über die große Treppe. Bis zum Abend waren es noch gute zwei bis drei Stunden. Die Sonne stand zwar niedrig, aber noch hatte der Sonnenuntergang nicht begonnen. Daher entschied er sich dazu, vorher noch der Buchhändlerin einen Besuch abzustatten. Doch er hatte kein Glück. Der Laden hatte früher geschlossen als sonst. Ein Zettel an der Tür verwies wieder auf den Auftritt im „Acht Teller“ am heutigen Abend. „Acht Teller? Heute Abend“: ging es ihm dabei durch den Kopf. „Da hat er sich ja einen guten Ort für das Treffen ausgesucht“: dachte er dabei zynisch, denn sie würden gewiss keine Ruhe für ein Gespräch finden. Wenn er es recht bedachte, sollte er sich lieber gleich einmieten, womöglich gab es sonst keine Zimmer mehr.

    Eine bekannte Spielmannstruppe wie „DEUS Infernum“ zog nun einmal Leute aus der ganzen Region an. Vor allem in diesen Zeiten war Unterhaltung ein seltenes Gut. Da nutzte man jede Möglichkeit, die man kriegen konnte. Tarrior selbst hatte noch nie viel für Musik übrig gehabt. Zwar lauschte auch er ab und an gern den Klängen von Flöten oder Lauten, aber sein musste es nicht. Musik erfüllte seiner Meinung nach keinen tieferen oder produktiven Zweck, sondern diente allein der eigenen Freude daran. Einen Sinn konnte er wirklich nur in der jetzigen Situation erkennen, lenkte der Auftritt doch von den alltäglichen Problemen ab und hielt die Bürger von Gedanken an Aufstände und dergleichen ab. „Womöglich will er mit mir reden, aber gleichzeitig nicht den Auftritt verpassen“: mutmaßte Tarrior über die Beweggründe ein wichtiges Gespräch in die laute Atmosphäre eines solchen Abends zu verlegen. Am liebsten hätte er sich ja in die Südwall-Taverne verzogen. Sie lag am Stadtrand, war meistens nie überfüllt und man schnappte das Ein oder Andere Gerücht auf. Womöglich waren auch Flüchtlinge unter den Gästen und man konnte etwas über die Lage im Innern der Insel erfahren. Auch stiegen oft fahrende Händler im Südwall ab, da ihnen die anderen Herbergen und Tavernen der Stadt zu teuer waren. Sie kamen oft auch aus weit entfernt liegenden Ecken der Insel, zum Beispiel dem Gebiet der Telvanni und wussten auch interessante Dinge zu berichten. Tarrior ging eigentlich nur zum Trinken ins „Südwall“.

    Wenn er in Balmora war, logierte er eigentlich immer in der Ratstaverne, aber der Alkohol im Südwall war billig und man kam dort auch an „spezielle“ Sachen heran. Außerdem musste man nicht so penibel darauf achten, wen man im Rausch anblaffte. Die meisten Gäste in der Ratstaverne gehörten der Cammona Tong an und die nahmen Beleidigungen in der Regel sehr persönlich und einem sehr übel. Tarrior hat schlecht Lust eines Morgens bei den Fischen im Odai aufzuwachen, also hatte er sich auf die Südwall-Taverne verlegt. Der allgemeine Umgangston war dort schon rauer. Man nahm einem auch nicht gleich jeden Satz übel und eigentlich konnte er sich ja auch beherrschen. Nur die Cammona Tong waren da sehr empfindlich. „Die kommen ganz nach den Redoranern und sind hypersensibel, wenn es um ihre Ehre geht“: dachte er und verdrehte innerlich die Augen. Schließlich was konnten sie schon erwarten, denn sie waren Banditen, Diebe, Schmuggler und Sklavenhändler. Wie sollte man sie da schon behandeln? Bei diesem Gedanken erreichte er gerade das „Acht Teller“ und trat ein.

    Einige Leute schienen sich schon einen Platz gesichert zu haben der Raum war halbvoll und dabei hatte man noch zusätzliche Tische, Stühle und auch Bänke aufgestellt. Die wenigsten aßen etwas, weshalb Tarrior darauf schloss, das die meisten nur wegen dem Auftritt gekommen waren. Sämtliche Tische in der ersten und zweiten Reihe, wenn man das so sehen wollte, waren besetzt. Er ging hinüber zum Wirt hinter seiner Theke. Er füllte gerade einige Humpen mit Bier und ein paar Gläser mit Sujamma oder Matze ab, die beiden Getränke sahen sich recht ähnlich. „Seid gegrüßt ich würde gerne ein Zimmer mieten“: brachte er sein Anliegen vor. Der Wirt gebot ihm mit einer Geste, noch etwas zu warten. Er füllte noch den letzten Becher und stellte sie auf ein Tablett, dann brachte er es zu den Tischen und den unruhig wartenden Kunden. „Ja mein Herr. Es sind noch ein paar Zimmer frei. Seit sich herumgesprochen hat, das eine Spielmannstruppe hier auftritt, da wurden es schnell weniger“: sagte er schon im Zurückkommen. „Wie viel?“: fragte Tarrior knapp. Er hatte ein ungutes Gefühl, das sich umgehend bestätigt. „60 Draken“: verlangte der Wirt ebenso knapp. „60 Draken?!“: stieß der Dunmer hervor. „Scheinbar nimmt jeder die Krise zum Anlass für Wucher“: ließ er verlauten. „Nunja das ist jetzt halt der Preis. In den anderen Herbergen wäre es günstiger gewesen, aber die Zimmer dort sind belegt. Da das Angebot knapp ist und wir hier zudem auch noch die bekannte Spielmannstruppe DEUS Infernum bieten... da ergeben sich halt höhere Preise“: erklärte der Wirt. Tarrior war entsetzt. „Aber wenn die anderen Tavernen bereits belegt sind, hat es auch keinen großen Sinn sich zu verweigern“: überlegte er. Er seufzte und legte das Geld auf den Tisch. „Vielen Dank mein Herr. Ihr werdet es nicht bereuen. Und als kleinen Ausgleich könnt ihr euch einen Tisch aussuchen, an dem ihr während des Auftrittes sitzen wollt“: versprach der Wirt. Tarrior sah sich um. Er nahm einen Tisch irgendwo in der hinteren Mitte von dem man nur einen mäßigen Blick auf die improvisierte Bühne hatte. Er war ja schließlich auch nicht wegen der Musik, sondern wegen einem Geschäftstreffen hier. Zwar guckte der Wirt etwas verwirrt, da es noch wesentlich bessere Tische gab, zuckte dann aber mit den Schultern. „Ihr sollt ihn bekommen. Ich werde ihn freihalten“: sagte er und überreichte ihm den Zimmerschlüssel. „Vergesst nicht das ist die Miete für einen Tag. Wollt ihr länger bleiben, brauche ich nochmals 60 Draken. Das Essen müsst ihr übrigens noch extra bezahlen“: erklärte der Wirt. Tarrior hatte nur desinteressiert genickt und war dann auf sein Zimmer gegangen. „Verfluchtet Wucher!“: hatte er immer wieder vor sich hin genuschelt.

    Erst als es draußen richtig dunkel und im Schankraum lauter geworden war, hatte er es wieder verlassen. Er hatte ein kurzes Schläfchen gemacht und in einem Buch gelesen, das er auf dem Zimmer gefunden hatte. Es war ein Band aus dieser sehr erfolgreichen Geschichtsreihe „Ein Tanz im Feuer“ gewesen. Da er die Geschichte schon kannte, hatte er mehr oder minder lustlos darin herum geblättert, sich die Bilder angesehen und ein paar Textstellen gelesen ohne die Wörter richtig zu erfassen. Seine Gedanken eher bei dem Treffen mit dem Ratsherrn, bei dem es nach seiner Aussage um die Zukunft von Haus Hlaalu gehen sollte. Er orderte beim Wirt etwas zu Essen für weitere 10 Draken und setzte sich dann an den reservierten Tisch. Etwa zeitgleich mit seinem Essen kam auch der Dunmer, der mit ihm reden wollte. Er hatte Tarrior anhand der leuchtend roten Haare schon weitem erkannt und sich direkt zu ihm begeben. „Oh wie wunderbar ihr habt noch einen Tisch bekommen. Ich will lieber nicht wissen, wie lange ihr hier hattet warten müssen“: sagte der Mann als er den Tisch gekommen war. „Das war nicht besonders schwierig gewesen. Der Wirt hat mich als Entschädigung für den hohen Zimmerpreis einen Tisch auswählen lassen. Er hat ihn dann frei gehalten“: erklärte er. „Ihr konntet wählen? Und da habt ihr keinen besseren Tisch genommen?“: fragte der Ratsherr erstaunt.

    „Ja. Ich bin kein großer Musikliebhaber, noch bin ich Fan dieser... Spielmannstruppe“: gab er zu. „Oh ich wusste nicht... Entschuldigt ich dachte ihr wäret einer. Hier in Balmora sind die Leute wie aus dem Häuschen und selbst der Rat wollte hierher kommen. Die meisten Mitglieder waren richtig unglücklich darüber, dass noch wichtige Dinge zu erledigen waren. Hätte ich das gewusst. Hätte ich das Treffen an einem anderen Ort abgehalten. Ich dachte bloß ihr würdet den Auftritt auf keinen Fall verpassen wollen“: entschuldigte er sich. Tarrior holte tief Luft. „Na das war ja dann wohl nichts“: dachte er, doch sagte: „Ihr habt es ja nur gut gemeint. Danke für eure Aufmerksamkeit.“ Dann setzte er ein gekünsteltes Lächeln auf. „Sie bauen gerade erst ihre Instrumente auf. Ich denke mit etwas Glück ist noch genug Zeit euer Anliegen zu besprechen, bevor es losgeht. Es schien ja ziemlich wichtig zu sein, was ihr mir zusagen habt“: schlug er vor. „Gewiss ist es das. Der Rat nimmt das Thema, meiner Meinung nach, nicht ernst genug. Es geht um Balmoras Versorgungslage. Da ihr das als Gesprächsthema auf der nächsten Ratssitzung angeregt habt, dachte ich, dass ihr mir vielleicht helfen könntet“: leitete der Mann das Gespräch ein. „Ich hatte das Gefühl der Rat würde das Thema durchaus ernst nehmen. Worum geht es genau?“: fragte Tarrior nun nach. „Ihr müsst wissen, dass ich dem Rat eigentlich nicht direkt angehöre. Ich eben nur aus Gründen der Versorgung Balmoras an den Sitzungen teil. Ich bin Junai Gandrahit, Verwalter der Shulk Eiermine. Ihr wisst sicherlich, dass wir einen Gutteil des Bedarfes der Stadt decken, aufgrund der Nähe. Der Kontakt zur Mine ist vor einigen Tagen abgerissen und Boten die ich geschickt habe, sind nicht zurückgekehrt. Ich brauche jemanden der herausfindet was dort los ist. Der Rat nimmt die Gefahr eines Versorgungseinbruchs wegen der Plantagen in der Westspalte nicht ernst genug, als das sie eine bewaffnete Gruppe erübrigen würden, aber wenn, wie ihr sagtet, im Norden die Produktion einbricht, dann ist Balmora ohne Nahrung“: berichtete der Minenverwalter.

    „Ich verstehe. Aber was hätte ich davon wenn ich euch helfe. Versteht mich nicht falsch, aber ich bin schließlich nicht der Tempel“: fragte er. „Ich würde eure Tat gegenüber dem Rat natürlich erwähnen. In Balmora währet ihr dann ein Held, sollten uns die Deadra tatsächlich von der Versorgung abschneiden. Und natürlich würde ich mich das auch einige Draken kosten lassen, schließlich steht auch meine Reputation auf Messers Schneide. Wenn ich die Sache mit der Mine nicht selbst gelöst bekomme, wird man mich wohl als Verwalter absetzen und einer der Ratsherren wird wohl der neue Herr der Eiermine. Ihr würdet mir wirklich sehr helfen“: erläuterte Junai Tarriors Vorteile. Er musste zugeben, die Aussichten waren gut. Was sollte er machen? Dem Minenverwalter helfen, oder nicht? Während er noch überlegte begannen DEUS Infernum sich, mit einfachen Melodien, warm zu spielen.

  11. #191

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“

    Die Klänge die im Hintergrund ertönten, schienen sein Denken anzuregen. Einen Moment nur genoss er, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, den leichten und unbeschwerten Takt und die Töne, die Sackpfeifen, Lauten und Trommeln verursachten. Schlussendlich hatte er sich dann entschieden. „Ich werde euch helfen“: versprach er. Zum einen hatten ihm die aufgezählten Vorteile zugesagt, zum anderen hatte er natürlich ein gesteigertes Interesse daran, wenn Vvardenfell nicht in die Hände der Deadra fiel. Eine Pauschallösung für die Invasion hatte bisher niemand gefunden. Ebenso wusste niemand wie lange es dauern würde bis, oder ob überhaupt, die Deadra zurückgeschlagen werden konnten. Sie hatten sich als hartnäckig und verheerend erwiesen. Außerdem wusste er aus Cyrodiil, das auf ein geschlossenes Tor bald ein neues folgen konnte. Irgendetwas hatte die Barriere zwischen Nirn und dem Reich des Vergessens durchlässig werden lassen, wenn nicht gar zerstört. Irgendetwas war geschehen und hatte den Deadra Tor und Tür geöffnet. Dauerhafte Tore nach Oblivion waren bisher undenkbar gewesen, doch die Mythische Morgenröte konnte aufgrund der geschwächten Barriere frei agieren und dutzende Tore im ganzen Reich öffnen. Hier zählte nun jede Provinz und jeder Distrikt für sich alleine. Und wohin sollte er gehen, wenn die Deadra alles zerstören würden. Er würde sich zwar nicht im Kampf opfern, das konnten andere erledigen, aber war durchaus bereit seinen Teil zu leisen. Und dazu zählte nun einmal, dass er die Versorgung von Balmora sicherstellte. Was auch immer in der Mine passiert war, er würde sie wieder zum Laufen bringen. „Das ist wirklich großartig. Ich danke euch“: freute sich Junai Gandrahit, der Minenverwalter, wie ein kleines Kind. „Aber könnt ihr mir, nicht noch ein wenig mehr über die Mine erzählen?“: fragte Tarrior, dem die bisherigen Informationen etwas sehr knapp bemessen waren.

    „Nein es tut mir Leid. Viel mehr Informationen habe ich auch nicht. Der Kontakt riss vor einer Woche ab und die Boten sind nicht wieder aufgetaucht. Das hatte ich ja bereits erwähnt, aber mehr weis ich auch nicht“: gestand er ein. „Habt ihr eine Vermutung, was dafür verantwortlich sein könnte?“: fragte Tarrior. „Nein nur Spekulationen. Ich habe selbst schon darüber gedacht, doch in Anbetracht der Sachlage könnte es alles Mögliche sein. Von Deadra bis hin zu Banditen halte ich alles für wahrscheinlich“: antwortete der Minenverwalter. „Wenn ich einen konkreten Verdacht gehabt hätte, dann hätte ich den Rat gewiss überzeugen können, aber so...“: fügte er noch an. „Mich verwundert das der Rat die Sache einfach hingenommen hat, obwohl offensichtlich ist, dass etwas nicht stimmt“: wunderte sich Tarrior. „Na ja man vermutete nur einen Höhleneinsturz oder etwas derart banales dahinter und glaubte der Aufseher dort, wollte noch keine Meldung machen um nicht dafür verantwortlich gemacht zu werden. Außerdem wollte man die Truppen auf die Verteidigung der Pässe ins Aschland und zur Verstärkung der redoranischen Garnison in Mar Gaan, sowie natürlich der Vergrößerung der Garnison hier einsetzen. Eine Untersuchung der dortigen Vorkommnisse wäre wohl nur eine unnötige zusätzliche Belastung gewesen“: berichtete er und mehr als einmal konnte man leichten Zorn in der Stimme hören. „Ich verstehe. Der Rat will zwar nicht reagieren, aber wenn etwas schief gehen sollte, seit ihr derjenige, der über die Klinge springen muss“: fasste Tarrior zusammen und sein Gegenüber nickte. Derweil nahmen die Melodien im Hintergrund langsam ein erkennbareres Muster an. „Sie scheinen mit Warmspielen fertig zu sein“: dachte er. „Da wir nicht wissen, weshalb die Boten nicht durchgekommen sind, sollte ich vorsichtig sein“: dachte er nun laut.

    „Ja das würde ich auch sagen. Ich habe zwar einen Kundschafter den Fluss absuchen lassen und er hat keine Leichen gefunden, aber das muss ja erstmal nichts heißen. Und was die Mine angeht. Egal wer oder was dahinter steckt, ich möchte, dass die Sache vollständig geklärt wird. Einige Ratsherren sind scharf auf die Mine und das seit mir das Haus die Verwaltung übertragen hat. Ein Vorfall wie dieser und sie haben endlich einen Grund mich abzusägen. Es ist sehr wichtig...“: machte er eindringlich klar. Tarrior hatte derweil begonnen die Melodie mitzusummen, irgendwie begann ihm die Musik zu gefallen. Sie war irgendwie wild, nicht erdrückend schwer, sondern einfach leicht und schnell. Sie ging gut ins Ohr wie er fand. „Keine Sorge, dass wofür ich mich einsetze, wird von mir auch gewissenhaft ausgeführt. Zumal ich ja auch von der Belohnung profitiere und meinen Vorteil aus der Aufklärung ziehe. Also seid unbesorgt, was auch immer da den Ablauf stört, wird restlos beseitigt. So oder so“: schwor er. Einen Moment trat ein nachdenklicher Ausdruck in das Gesicht von Junai. Er schien zu überlegen, was Tarrior mit so oder so gemeint hatte. Doch dieser hatte sich bereits wieder abgewandt und sah zu wie letzte Vorbereitungen getroffen worden, während die Gruppe eine einfache Melodie nach der anderen zum Besten gab. Es waren großteilig die Melodien bekannter dunmerischer Volkslieder und auch einige Waisen der Aschländer. Beides recht trommellastig, aber es gefiel ihm. Es weckte Erinnerungen. Seine Mutter hatte ihm, als Kind, immer diese alten Lieder vorgesungen. Er murmelte den Text mit und sah sich den erstaunten Blicken seines Gesprächspartners gegenüber. Er selbst hatte es gar nicht bemerkt, aber jetzt war es ihm irgendwie peinlich und er rettete sich auf ein schiefes Lächeln.

    „Ich dachte ihr hättet keinen Sinn für Musik“: sagte er mit fragendem Tonfall. „Ich wusste ja nicht, dass sie auch derart alte Melodien spielen. Es weckt gute Erinnerungen“: antwortete er. „Na ja sie bringen immer zum Einspielen was Volkstümliches. Wenn es richtig losgeht, dann spielen sie auch eigene Melodien“: erklärte Junai. In diesem Moment fiel ihm auf, dass er sein Essen gar nicht angerührt hatte. Er tippte kurz mit dem Finger auf das Stück Bratfleisch und stellte fest, dass es glücklicherweise noch lauwarm war. „Ich wollte euch schon fragen, ob er es gar nicht mehr essen wolltet. Scheinbar habe ich euch mit meinen Problemen abgelenkt“: stellte der Minenverwalter an dieser Stelle fest. „Ja das scheint mir auch so. Wenn das alles war, dann würde ich mich zumindest für den Abend zurückziehen“: bat Tarrior. Der Verwalter legte den Kopf etwas schief. „Gewiss alles was ich zu der Sache mit der Mine sagen konnte, ist gesagt. Aber ich würde euch empfehlen. Bleibt hier unten und seht euch den Auftritt an. In diesen schlimmen Zeiten können wir alle etwas Aufmunterung vertragen. Aber dann solltet ihr euch mit eurem Essen lieber an den Tresen setzen. Ich habe leider keine Zeit hierfür. Ich muss noch mit einigen anderen Leuten sprechen, die sich um die Rationsausgabe kümmern. Aber genießt ihr doch die Veranstaltung“: sagte er und verabschiedete sich. Das „Warum“, weswegen er sich an den Tresen setzen sollte, ließ er offen. Er sah dem Verwalter nach, wie er das „Acht Teller“ verließ und zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte er sich das ganze nicht ansehen, noch anhören wollen, aber nun war er schon einmal hier und sonst weiter nichts zu tun, als auf den nächsten Tag zu warten. Er schnappte sich seinen Teller und ging hinüber zum Wirt. Dort angekommen, setzte er sich auf einen der hohen Hocker und begann sein Essen herunter zu schlingen. Er war hungriger als er gedacht hatte, aber das war ja auch kein Wunder. Seit den paar Pilzen am Morgen, hatte er nichts Anständiges mehr gegessen gehabt.

    Das Fleisch war recht schnell weg. Die gekochten Aschekartoffeln und das beigelegte Gemüse hielten danach nicht viel länger durch. Den Rest Soße tunkte er mit einem Stück Brot auf und spülte mit etwas Wasser aus dem örtlichen Brunnen nach. Der Wirt, der den Teller gleich abräumte, fragte ob er etwas Bier oder Sujamma haben wolle, doch Tarrior lehnte ab. In diesem Moment fiel ihm auf, das es wirklich schon lange her war, das er etwas Alkoholisches getrunken hatte. Er wusste schon gar nicht mehr, wann das letzte Mal gewesen war. „Wahrscheinlich in Cyrodiil“: vermutete er. Er hatte einfach damit aufgehört. Er wusste kaum noch, warum er damals eigentlich damit angefangen hatte exzessiv und viel zu trinken. Doch dann fiel es ihm schmerzlich wieder ein. „Ja es muss damals gewesen sein. Nach dem Delirium, als Fürst Dagoth besiegt wurde und man das Herz zerstörte“: erinnerte er sich. Sein Schädel hatte sich danach wochenlang so angefühlt als würde er explodieren und er hatte sich unglaublich leer gefühlt. Der plötzliche Abzug der Kraft von Lorkhans Herz, hatte ihn schwer mitgenommen, ihn wie vermutlich dutzende andere Träumer auch. Danach hatte er Stimmen gehört, die nach ihm gerufen hatten. Manchmal hatten sie ihn fast in den Wahnsinn getrieben und er hatte sich betäubt. In anderen Momenten hatte er geglaubt Fürst Dagoth zu hören und hatte sich berauscht um in den Traumzustand zurück zu finden, in den sich zu begeben ohne das Herz eigentlich unmöglich oder zumindest unglaublich schwer geworden war. Doch seit Cyrodiil schien er geheilt. Er hatte nichts mehr gehört und nichts mehr getrunken. Aus irgendeinem Grund blitze, in diesem Moment, das Gesicht eines Mannes mit einer goldenen Maske vor seinem Inneren Auge auf. „...Herr? Herr?!“: drang plötzlich an sein Bewusstsein. Er bemerkte, dass er wohl vor sich hin gestarrt haben musst. „Ja, was?“: wandte er sich an den Wirt, der ihn angesprochen hatte. „Oder wollt ihr lieber etwas Wein?“: wiederholte er seine, anscheinend schon einmal gestellte, Frage. „Nein, danke“: lehnte er ab und drehte sich auf dem Hocker um, in Richtung Bühne.

  12. #192

    Cyrodiil, Wenyandawik

    Nachdem Anders den letzten Banditen niedergestreckt hatte, kam plötzlich ein Mann in einer Zwergenrüstung auf ihn zugelaufen und betete Komplimente herunter, wie ein Priester Arkays seine Gebete.
    Als der Mann kurz eine Pause einlegte um seine scheinbar gigantischen Lungen erneut mit Luft zu füllen unterbrach ihn Anders: "Eure Kampffertigkeiten scheinen nicht geringer zu sein als die unsere, doch wie wäre es wenn wir uns erst einander vorstellen? Mein Name ist Anders und der große andere Nord in der Stahlrüstung ist mein Gefährte Xerxes"
    Der Mann in der Zwergenrüstung verbeugte sich: "Sehr erfreut Anders. Es ist mir wahrhaft eine Ehre mit einem solch großartigen Kampfmagier in diese Ruine zu ziehen. Mein Name lautet Alhaber und mein argonischer Freund der dort das Pferd pflegt ist Seht"
    Alhaber drehte sich ein Stück, zu der anderen sich nähernden Gestalt um: "Und wie lautet euer Name?"
    "Hellene", antwortete sie, doch bevor sie weitersprechen konnte, wurde sie schon von einem auf sie zustürmenden Anders unterbrochen: "Kann ich irgendwie helfen? Eure Wunde sieht sehr schlimm aus."
    "Nein, danke. Alles in bester Ordnung, ich habe einen Heiltrank genommen, der bereits wirkt. Allerdings wäre ich einem Tuch nicht abgeneigt, um das ganze Blut loszuwerden...", Hellene fasste sich an die Schläfe, von der immernoch warmes Blut ihren Hals herunterlief. Blitzartig schoss der rechte Arm von Anders in seine Rucksack, um in sekundenschnelle ein Tuch aus diesem zu holen.
    "Ich denke, wir sind alle aus dem gleichen Grund hier", fing Alhaber wieder an zu reden, "mit sovielen begabten Kriegern, werden wir der Ruine ihre Artefakte im Handumdrehen entlockt haben. Am besten gehe ich voran, ich kenne mich gut in den Ruinen der Ayleiden aus."
    Xerxes schlich sich langsam an Anders heran und flüsterte ihm in's Ohr: "Will der etwa so tun, als ob er hier der Anführer wäre?"
    Anders beruhigte ihn: "Keine Sorge, der wird schon noch früh genug erfahren, dass man da unten lieber nicht so heldenhaft tun sollte. Und wie ich dich kenne, wirst du ihm schon beibringen, dass man unter Nord lieber nicht den Anführer spielen sollte."
    "Darauf kannst du dich verlassen", stimmte Xerxes zu, "komm, wir gehen jetzt auch rein."

    Die Treppe hinter dem Eingang der Ruine führte tief in's Dunkle. Aufgrund der langsam versiegenden magischen Beleuchtung konnte man nicht weit sehen und was man sehen konnte, war nur in einem dunklen Grauton zu erkennen. Die einstige Pracht der Ruine ließ sich nur erahnen, der Glanz der ayleidischen Baukunst war schon lange verfallen und nicht mehr sichtbar.
    Xerxes kramte etwas in seinem Rucksack, nahm drei Fackeln hinaus und legte sie Anders in seine Hand: "Hier, zünd' die mal an."
    "Du weißt aber schon, dass die Ayleiden das Feuer nur als niedere Form des Lichts ansehen. Willst du wirklich ihre alten Geister gegen uns aufhetzen?", gab Anders zurück.
    "Deine Geistergeschichten kannst du jemand anderem erzählen", antwortete Xerxes unbeeindruckt, "jetzt zünd' schon die Fackeln an."
    Schulterzuckend entzündete Anders die Fackeln mit einem kleinen Funken aus seinen Fingerspitzen und gab sie Hellene, Alhaber und Xerxes.
    Während Alhaber die Treppen hinunter in die Dunkelheit ging, murmelte er Xerxes noch zu: "Wenn du mir unbedingt den ganzen Spaß verderben willst"...

  13. #193

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“

    Man hatte noch einige Feuerkorbe aufgestellt. Im Schatten einer Säule konnte er jemanden in einer Robe entdecken. Er konnte spüren, wie sich Magie im Raum auflud. Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen. „Wahrscheinlich soll er die Körbe sich plötzlich entzünden lassen“: dachte er. Er musste zugeben, dass dies ein recht beeindruckender Trick war. Plötzlich verstummten die Melodien und ein Dunmer mit nacktem Oberkörper trat aus dem Quintett auf der Bühne hervor. Einige Tätowierungen zierten seine Armee und schlangen sich von den Händen bis zum Hals hinauf. Ansonsten war die Lederhose, die er trug, mit einem Flammenmuster bestickt. Wenn er sich bewegte, dann schien es wirklich so, als ob sie brannte. „Guten Abend BALMORA!“: rief er eine Begrüßung in die Menge. Es brandete kurzer Jubel auf. Tarrior schaute interessiert zu. „Bürger und Bettler, Bauern und Minenarbeiter, Stadtwächter und Händler, Magier und Priester, alle Reisenden und natürlich die hart arbeitenden Ratsherren seid Willkommen. Wir präsentieren den geschätzten Herrschaften voller Stolz die einzigartigen und weltbekannten, zwischen Hier und Dort berühmten, gut aussehenden und stets fähigen Spielleute von DEUS INFERNUM!“: fuhrt er mit der Begrüßung fort und stellte das Quintett vor. „Er hat eine laute Stimme“: stellte Tarrior fest. „Ja das stimmt. Ansonsten könnte er das wohl nicht machen. Obwohl es mit dem Nord noch besser war. Ihn konnte man auch über das lauteste Spielen und den lautesten Jubel hören“: merkte der Wirt an, der immer noch neben ihm stand. „Welcher Nord?“: fragte er nun interessiert. „Ihr müsst wissen, ich kenne die Jungs schon seit sie damit angefangen haben und nur einfache Volkslieder zum Besten gaben, also bevor sie berühmt wurden. Da waren sie noch zu sechst und hatten einen Nord in ihrer Truppe. Den Kerl der da vorn auf der Bühne steht nennen sie die Drachenzunge. Er und der Nord waren die beiden Sänger der Gruppe. Sie wechselten sich oft ab, da es für einen oft zu anstrengend wurde. Als sie dann aber berühmt wurden, hat man ihn heraus geworfen. Das Publikum hier in Morrowind reagierte immer recht verhalten auf den Nordsänger“: erzählte der Wirt, während er einige Becher und Gläser mit seiner Schürze putzte.

    Tarrior stellte sich dabei vor, wie das Ganze wohl mit der sonoren schmetternden Stimme eines Nord geklungen hätte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Seiner Meinung nach hätte das gut gepasst. Aber natürlich war man immer von den Zuschauern abhängig, die nach der Vorstellung Geld auf die Bühne warfen, wenn es ihnen gefallen hatte, oder es unterließen, wenn es ihnen missfallen hatte. Und wenn man in Morrowind keinen Nord auf der Bühne sehen wollte, dann war das halt so. Als der laute Jubel, der auf die Begrüßung gefolgt war verebbte, fuhr der Dunmer, den der Wirt Drachenzunge genannt hatte, fort. „Dieser Abend soll unter dem Zeichen „Spielen und Tanzen gegen Sorgen, Nöte und Verzweiflung“ stehen. Also werden wir unsere wildesten Melodaien zum Besten geben, auf das die Erde erbeben möge und wir den Deadra zeigen, dass dieses Land noch Kraft und Stärke hat! Und ich hoffe ihr werdet uns tatkräftig unterstützen. So dann denn, MÖGE ES BEGINNEN!“: kündigte er an und für einen Moment verdrängten Jubel und Applaus alles andere. Eilig räumten einige der Gäste ihre Tische vor der Bühne weg und einige Artisten sprangen herbei. Sie jonglierten mit Fackeln und andere spuckten Feuer. Da der Schankraum nicht sehr groß war, lief alles auf engem Raum ab, war aber nicht weniger eindrucksvoll. In diesem Moment fand Tarrior es fast schon schmerzlich, das Balmora keine große Arena, wie die in Vivec oder eine Bühne, wie die in Gramfeste, besaß. Im Takt von Trommeln und Sackpfeifen räumte man immer mehr Tische zur Seite. Die Leute standen und jubelten, während die Musik einfach frei und wild vor sich hin spielte. „Deswegen sollte ich mich wohl auch hier her setzen“: dachte Tarrior, als ihm die Worte des Minenverwalters wieder einfielen. Als es dann mit dem Stück zu Ende ging, verklang die Musik. Ohne es wirklich zu wollen, waren seine Füße im Takt mitgewippt. „Geneigte Herrschaften. Ich weis diese Räumlichkeiten bieten unseren sonstigen opulenten nicht genügend Raum. Doch verstehen wir, dass es in einer großartigen Stadt, wie dieser, natürlich kein Raum sein kann für eine Bühne. Die Stadtväter, allesamt gescheit, bauten Häuser für die intelligenten Leut, die sich hier hatten niederlassen wollen. So spielen wir hier, wie auch mancherorts, in kleinen gemütlichen Hallen und bringen die Grundfesten der prächtigen Städte ins Wanken, denn unser Spiel ist für jedermann, DER AUCH DAZU TANZEN KANN!“: verkündete Drachenzunge wieder und das nächste Stück begann.

    Und der Mann da vorne hatte durchaus Recht gehabt, fand Tarrior. Er konnte spüren wie die Sorgen von ihm abfielen. Eine Energie schien jeden im Raum zu erfassen. Irgendwie vergaß man alles, man konzentrierte sich nur auf die Musik. Wie im Rausch fieberte er die nächsten drei Stücke mit, ohne auch nur zu bemerken, wie die Zeit verflog. Erst als Drachenzunge eine Pause verkündete, erwachte er wieder. Einige Leute die getanzt hatten, kamen verschwitzt an den Tresen und orderten Alkohol oder Wasser. In der Zwischenzeit hatte man restlos alle Tische, Stühle und Bänke entfernt und an den Rand geräumt. Wildes Geplapper war zu vernehmen. Das einzige Gesprächsthema waren DEUS INFERNUM. Er konnte sehen, wie Drachenzunge einige Münzen von der Bühne aufsammelte und dann, wie der Rest des Quintetts, in einem Nebenraum verschwand. „Noch hat nur ein recht kleiner Teil getanzt“: merkte der Wirt an, scheinbar schien er zu glauben Tarrior, wäre ein Fan. „Dann werden sie wahrscheinlich jetzt die richtig wilden Tanzmelodien im zweiten Teil des Abend schmettern“: vermutete er. „Noch wilder?“: zweifelte er selbst. „Ja. Das was sie bisher gespielt hatten, waren Melodien zu denen sie sonst auch noch singen, die sind noch etwas vielschichtiger und nicht ganz so rasch zu spielen. Sie haben den Text vermutlich weggelassen, weil es heute ja um den Tanz gegen die Krise geht. Jetzt bringen sie vermutlich die reinen Melodien, zu denen nie gesungen wird. Sie sind einfach, schnell, bringen aber das Blut richtig zum Kochen“: versprach der Wirt, welcher die Truppe wirklich gut zu kennen schien. „So kann es kommen. Noch vor ein paar Jahren versoffen sie hier die paar Draken, die sie eingenommen hatten und nun stehen sie wieder auf der Bühne und werden heiß umjubelt“: schwelgte er in Erinnerungen, während er Sujamma, Mazte, Bier und anderes Alkoholisches ausschenkte. „Ja es ist erstaunlich, wie sich manche Leben einfach so wandeln können“: sagte Tarrior leicht abwesend und dachte dabei an sein Eigenes.

    „Das Schicksal kann schon seltsame Wege gehen“: dachte er. Er war ein Hlaalu-Ratsherr geworden und wohlhabend, dann hatte er sich dem Kult des Sechsten Hauses angeschlossen und geglaubt, dort seine Erfüllung gefunden zu haben. Dann hatte der Nerevarine alles zerstört. Er war vom Dagoth wieder zum Hlaalu geworden und nun hatte er sogar Bekannte, von denen er manche als Freunde bezeichnen würde, in Cyrodiil. Das Schicksal ging wirklich schon seltsame Wege. Seine Gedanken in dieser Richtung vergingen, als sich auf der Bühne wieder Aktivität regte. „Ich hoffe die werten Herrschaften haben sich gut erholen können. Denn jetzt möchten wir munter fortfahren, unsere Sackpfeifen, Trommeln, Lauten und Schellen erklingen lassen. Und diesmal möchten wir jedermann bitten. Schließt euch uns an. Tanzt, als ob es kein Gestern und Morgen gibt. Lebt den Moment und seiht frei von Sorgen. 1-2-3!“: beendete Drachenzunge die Pause und schon begann ohne Übergang das nächste Stück. Zunächst begann es langsam und leise, fast schon andächtig. Tarrior war, nach der großen Ankündigung des Wirtes, schon etwas enttäuscht, doch erkannte sogleich, das dies verfrüht gewesen war. Ohne Vorwarnung brach die ganze Kraft und Energie aus der Melodie hervor, als die Geschwindigkeit dramatisch anhob und die Musik für einen Moment die ständigen Ovationen der Tanzenden übertönte. „Sehr gelungen. Dieses Stück heißt „Tanz auf dem Roten Berg“. Eine perfekte Einleitung“: sagte der Wirt, als er sich über den Tresen lehnte, doch Tarrior hörte ihm schon gar nicht mehr zu, sondern ließ sich einfach mit den Tönen treiben. Er lehnte sich dabei weit zurück und schloss die Augen. Er sah noch das Lächeln des Wirtes, bevor seine Welt und Dunkelheit und das Schmettern von Trommeln und Sackpfeifen überging. Noch zwei weitere Stücke genoss er so im halben Liegen, doch dann hielt es ihn nicht mehr auf seinem Platz. Das Tanzen hatte er immer verabscheut, aber jetzt war irgendwie alles anders. Wie in Trance taumelte er hinüber zur improvisierten Tanzfläche und mischte sich unter die anderen Gäste. Der Wirt hatte Recht behalten. Fast alle gaben sich inzwischen der Musik hin. Von den Ratsherren bis hin zu den einfachen Bürgern genoss jeder den Augenblick. Und Tarrior war nun mittendrin.

    Nach einigen unbeholfenen Anläufen ging er einfach mit dem Takt mit, auch wenn er nicht solche waghalsigen Verrenkungen wagte, wie manch andere, die sich neben ihm regelrecht verbogen. Und erneut verging die Zeit, wie im Fluge und ohne das er sie auch nur wahrnahm. Sie wiederholten noch zweimal „Tanz auf dem Roten Berg“ und brachten noch drei weitere Tänze. Tarrior stand der Schweiß auf der Stirn und seine Kleidung war an manchen Stellen schon durchgeweicht. Er musste zugeben er war erschöpft. Er hatte auch keine Ahnung, wie die das durchhalten, die schon seit den ersten Stücken mitgetanzt hatten. Somit war es eine Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung, bei der selbst nicht sagen konnte, was überwog, als Drachenzunge das letzte Stück ankündigte. „Werte Herrschaften ihr wart bisher ein wirklich schönes Publikum, seit recht herzlich bedankt dafür. Ihr seit wahrlich in unseren Melodaien aufgegangen und habt wahrhaftig die Erde erzittern lassen und gewiss die Deadra das fürchten gelehrt. Ich sehe Erschöpfung, den süßen Preis der Ekstase, in euren Augen. Doch nun möchte ich euch bitten, nehmet eure verbliebene Energie und Kraft zusammen und begleitet uns, während des letzten Stückes heute Abend. Manch einer mag es kennen, denn es war eines unserer Glanzstücke und entstand als Allheilmittel, gegen den allzu schweren Kopf. Jetzt wieder hier in Balmora gesungen, nur heute Abend, nur für euch – der „DANCA EKSTATE!““: leitete er ein.

    Plötzlich verloschen alle Fackeln im Raum, selbst die der Feuerspucker. Ein Lichtzauber erschien über dem Kopf von Drachenzunge und er stimmte, scheinbar zur Einleitung, einen knappen Singsang des Kaiserlichen Kultes an, der von der Wirkung her gut in die Stimmung passte. Seine Augen hatte er geschlossen, doch als der Singsang den Höhepunkt erreicht, riss er sie auf. Ein Schrei entrang sich seiner Kehle und wie auf ein Signal hin ging alles in einander über. Zunächst entzündeten sich nun die Feuerkörbe mit hohen Stichflammen, sowie die Fackeln der Feuerspucker. Gemeinsam sorgten sie dafür, dass die Spielmänner hinter einer Wand aus Flammen verschwanden. Sorgsam achtete man darauf, dass nichts Feuer fing. Im gleichen Moment setzte dröhnend und fordernd die Musik ein. Eine Melodie, die dank ihrer Geschwindigkeit, sofort wieder zum Tanzen animierte. Plötzlich ebbte eine der Stichflammen ab und Drachenzunge war wieder zu sehen und wurde von unten vom Feuer beleuchtet. Dann begann er zu singen mit einer tiefen, aber geübten und melodischen Stimme:

    So höret mir jetzt zu,
    höret meiner Stimme Klang.
    Verbannt sei nun die Ruh,
    durch diesen wilden Sang.

    Danca Ekstate,
    wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
    Danca Ekstate,
    tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.


    Die Flammen schienen sich zusammen mit dem Klang der Musik zu verbiegen und zu verschmelzen. Sie bäumten sich auf und ebbten ab, flossen in einander oder sandten explosionsartig Feuerstöße aus.

    Es gibt so viele Sorgen,
    die man in der Seele spürt.
    Vertreibt sie und denkt an einen neuen Morgen,
    wenn unser Lied euren Geist berührt.

    Danca Ekstate,
    wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
    Danca Ekstate,
    tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.


    Langsam begannen die Flammen einen eigenen Tanz aufzuführen. An manchen Stellen lösten sich die Funken von den Feuerkörben und bildeten magisch geschaffene Szenen, wie Drachenkämpfe, rauschende Feste und große Schlachten. Und wie von Drachenzunge gefordert, legte jeder vollste Energie in diesen, den letzten Tanz. Tarrior ebenso, wie alle anderen.

    Und so streitet nicht über das Für und Wider
    und verbannt den Zweifel, der mit eurer Seele ringt.
    Biegt lieber eure Glieder
    und hört auf den Takt, der in euren Ohren klingt.

    Danca Ekstate,
    wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
    Danca Ekstate,
    tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.

    TANZT!


    Die Flammen wechselten nur wild die Farben und das Lichterspiel zeigte noch einmal alle Facetten, während die Spielmänner die Melodie ohne Gesang nochmals wiederholten. Tarrior war erneut im Rausch gefangen. Wie eine Marionette an Fäden bewegte er sich ekstatisch im Gleichklang und Gleichtakt mit der Musik und den anderen Tanzenden. Dann schmetterte Drachenzunge nochmals mit aller Kraft den Refrain:

    Danca Ekstate,
    wilde Weiber und verschlungene Leiber in dieser Nacht.
    Danca Ekstate,
    tanzt ekstatisch unterm Monde, bis der neue Tag erwacht.

    TANZT!


    Beim Letzten Wort knallte es aus den Feuerkörben und sie erloschen, dafür gingen die Fackeln im Raum wieder an. Überschweifender Jubel und wahrhaft gewaltige Ovationen erfüllten alles. Das Klimpern von dutzenden von Münzen, die man auf die Bühne warf, war zu hören. Dann fiel man sich, noch ganz benebelt, in die Arme.

    „Vielen Dank. Ihr ward ein wunderbares Publikum. So danken wir auch für die großzügigen Gaben, wir fühlen uns geehrt durch diesen wahrhaft überschäumenden Applaus. Hiermit verabschieden sich die Spielleute von „DEUS INFERNUM“ und wünschen noch eine gute Nacht, oder besser einen schönen Morgen. Und liebe Leute vergesst nicht die Lektion, die ihr lernen solltet. Eine Krise ist nur so schlimm, wie ihr sie in euren Köpfen Gestalt annehmen lasst. Denkt immer an eins, „vertreibt die Sorgen und denkt an einen neuen Morgen!““: warf die Drachenzunge noch zum Abschied ins Publikum und die Spielleute, ebenfalls sichtlich geschafft, kehrten in das Zimmer ein, welches sie scheinbar bewohnten. Langsam ebbte auch der Rausch in ihm ab und er fühlte eine tiefe Erschöpfung. Er war durchgeschwitzt und vollkommen ausgelaugt. „Na das war doch was“: sagte der Wirt, als Tarrior an ihm vorbei wankte. „Ihr seht geschafft aus. Ruht euch erstmal aus. Über die Zeche können wir ja morgen noch reden. Noch eine geruhsame Nacht“: verabschiedete ihn der Mann noch für etwas Schlaf. Tarrior schlurfte in sein Zimmer, schaffte es gerade noch so abzuschließen und sich auszuziehen und fiel dann wie ein Stein ins Bett. Er verfiel sofort in traumlosen Schlummer.
    Geändert von KingPaddy (15.05.2009 um 19:55 Uhr)

  14. #194

    Solstheim, Moesring-Berge, Isinfier Ebenen, Hügelgrab

    Mit dem nächsten Augenaufschlag blickte Thorin in einen abendlich roten Himmel, der bereits vereinzelt von dunklen, grauen Wolken bedeckt wurde. Kalter, eigentlich schon fast eisiger Wind streifte über seine Nase und zerrte an seinem Bart. Seine Glieder waren so müde, wie schon lange nicht mehr und selbst auf der Wanderung hatte er sich noch vergleichsweise frisch gefühlt. Jetzt war er mehr ein Wrack seiner selbst – und dass sogar in doppelter Bedeutung. Körperlich am Ende – und genauso emotional.
    Mit einem gequälten Stöhnen und neuerlichen Tränen in den Augen stemmte er sich auf seine Ellbogen hoch. Der Schnee unter ihnen knirschte, als er mit Thorins Gewicht belastet wurde. Einen Augenblick später hörte dieser schwere Schritte auf sich zukommen. Es dauerte nicht lange, bis sich zwei weiße, pelzige Beine in sein Sichtfeld drängten und einen Schritt von ihm entfernt anhielten. Schlussendlich senkte sich der kräftige Körper von Hulfgar herab auf die Knie und wieder knirschte das Weiß, als es zusammengedrückt wurde.
    Die rotbraunen Haare des stämmigen Jägers hingen in klebrigen Strähnen in dessen Gesicht und der Bart war halb gefroren. Die hellblauen Augen des älteren Mannes musterten Thorin einen Moment lang eingehend und wurden schlussendlich weich und ebenso traurig, wie dieser sich fühlte. „Alles in Ordnung?“, brummte Hulfgar dann tief und ein wenig nuschelnd, um seine eigenen Gefühle etwas zu verbergen. Ein Mann seiner Art, Größe und Aussehens zeigte allgemein weniger, wie er sich fühlte. Seine Augen verrieten Thorins Freund aber dennoch.
    „Könnte schlechter gehen, schätze ich“, erwiderte er dann traurig und grimmig zur selben Zeit. Alles in ihm schrie mittlerweile danach, den verhassten Werwolf endlich zu erledigen und ihren Freund zu rächen. Jede noch so kleine Faser seines Körpers – einfach alles schrie nach Rache und Vergeltung. Die unendliche Trauer über den Verlust trieb diese Gefühle nur noch weiter an. Thorin wusste einfach nicht, ob er schreien, weinen oder einfach nur liegen bleiben sollte. Seine Trauer sagte weinen, sein Hass schreien und seine Müdigkeit das Letzte.
    Allerdings zwang er sich dazu, keines der Dinge zu tun und all seine Gefühle aufzuheben – ja, zu konservieren – für den richtigen Moment, wenn er sie auf das richtige Ziel lenken konnte. Hulfgar streckte nun seinen rechten Arm aus und Thorin schlug ein. Ihre Hände umfassten den Unterarm des jeweiligen Gegenübers und der stärkere Jäger zog seinen Freund dann auf die Füße. Leicht schwankend durch die Müdigkeit blieb Thorin dann von alleine stehen.
    Gondrim brachte ihm seinen Speer und Rulmgar kniete noch etwas abseits neben einem Haufen von größeren und kleineren Steinen, aus dem ein weiterer Speer mit einem Eisbärenhelm drauf herausragte. Thorin kannte diese Art Grab nur zu gut. Eine Ehre und Schande gleichermaßen. Ehre, weil einen ehrenhaften Tod im Kampf gestorben war und Schande, weil keiner der Vier ihren Freund auf diese Weise hatte verlieren wollen und schon gar nicht so früh. Das Brândil an sich nicht direkt im Kampf gestorben war, spielte dabei keine Rolle, eher der Teil des ehrenhaften Todes war ausschlaggebend, für Thorins gespaltene Meinung. Ein wenig fühlte er auch noch Stolz. Stolz für die Stärke, die ihr Freund bewiesen hatte.
    Trotz der Müdigkeit in seinen Gliedern wandte Thorin sich schließlich nach Süden. Irgendwo dort hatte sich der Werwolf und Mörder verkrochen. Irgendwo dort in einem der Gräber wartete er nun, um dieses bösartige Spiel zu beenden. „Ich weiß nicht, wie ihr es seht, aber ich werde heute noch aufbrechen“, gab Thorin dann entschlossen und fest, aber auch schmerzerfüllt in die Runde.
    „Keiner von uns, würde dich alleine gehen lassen“, erwiderte Gondrim von irgendwo hinter ihm. Damit war die Frage auch schon geklärt. Müdigkeit und emotionale Probleme hin oder her, es musste früher oder später enden. Früher war besser, da waren sie sich alle einig – auch ohne, dass sie es aussprachen. Ein letztes Mal warf Thorin einen traurigen Blick auf Brândils Grab, dann stapfte er los in den bereits recht dunklen Wald der Isinfier Ebenen und gegen den stärker werdenden Wind ankämpfend.
    Bevor sie schließlich zwischen den Bäumen verschwanden, warf Thorin noch einmal einen Blick zum Himmel. Die Wolken, die er am späten Nachmittag gesehen hatte, waren bereits sehr nahe gekommen und zerfetzte Ausläufer der dunklen Decke befanden sich am Himmel über ihnen. Im Westen verschwand die Sonne irgendwo hinter dem Meer und war noch unbehelligt von den Wolken, allerdings hätte es wohl ohnehin nicht mehr lange gedauert, bis diese ihr den Platz streitig gemacht hätten. Im Osten war das dunkle Band bereits weiter nach Norden gezogen und auch ihnen fielen mittlerweile die ersten, leichten Flocken entgegen. Angepeitscht durch den Wind, schnitten sie auch manchmal durch die kalte, raue Haut auf Thorins Gesicht. Dann tauchte die Jägergruppe auch schon ins Dunkel des Waldes ein ließ den roten Himmel und all seine Pracht hinter sich.
    Der Schnee hier war teilweise fester und weniger tief, was das Vorankommen erleichterte. Es dauerte auch nicht lange, bis Thorin die ersten Spuren – dieses Mal die Abdrücke von nackten Menschenfüßen – entdeckte. Da die Nacht aber bereits dämmerte, würde es wohl nicht mehr lange brauchen, bis sie wieder zu Wolfsspuren wurden. Auch wenn er wenig Hoffnung hegte, den Gejagten einzuholen, bevor er sich wieder verwandelte, beschleunigte er sein Schritttempo. Seine schweren Füße brachen gelegentlich durch eine leichte Eiskruste auf der Oberfläche des Schnees, aber es tat seiner erhöhten Geschwindigkeit keinen Abbruch. Sein Herz raste wieder, als wenn es mit einem anderen um die Wette pumpte und all seine Sinne waren über das normale Maß hinaus angespannt. Die Müdigkeit wich dem Adrenalin und der Wut, die Thorin innerlich schürte.
    Mit dem Einbruch der Nacht waren sie schließlich bereits in Sichtweite des ersten großen Hügels. Auf der Spitze der Erdanhäufen befanden sich einige große Steine – künstlich von Nordhand dort aufgestellt – die es als das kennzeichneten, was es war: ein Hügelgrab. Wenn sich Thorin nicht irrte, war dieses hier das Grab eines gewissen Jolgeirr. Den Nachname des Mannes kannte er allerdings nicht.
    Die Spuren führten sie auf der westlichen Seite des Hügels recht nahe am Fjord entlang. Immer wieder konnte er die Wellen gegen das Land rauschen hören und hätte das Weiß des Schnees dieses nicht erhellt, so hätte er das schwarze Nass gar nicht erkennen können. Irgendwie verwunderte es Thorin dann auch nicht im Geringsten, dass die Spuren nicht zu Jolgeirrs Hügelgrab führten, sondern weiter nach Süden, wo sich bereits ein weiterer Hügel mit großen, langen Steinen auf der Spitze aus der Dunkelheit schälte. Es machte auch wesentlich mehr Sinn, nun da ihm wieder in den Sinn kam welches andere Grab sich ebenfalls in diesem Gebiet befand. Nun, an sich war es nicht das Grab, sondern vielmehr das, was an dem Grab dran hing. Es machte Sinn als ein einzelner, schneller Jäger sich in enge Tunnel zu verkriechen, damit der Feind seine größere Zahl nicht nutzen konnte. Eines musste Thorin ihrem Wolf also lassen: intelligent war er. Eine Bestie nichtsdestotrotz, aber intelligent.
    Es dauerte nicht besonders lange, bis sie Jolgeirrs letzte Ruhestätte hinter sich ließen und nun näher an das neue Hügelgrab heran kamen. Der Eingang aus den dunklen, glatten Steinplatten wies dieses Mal in ihre Richtung. Thorin verlangsamte seinen Schritt wieder und hob dafür seinen dunklen, ebenhölzernen Speer so, dass er blitzschnell zustechen konnte, wenn etwas zu nahe an ihn heran kam. Die anderen drei Jäger hinter ihm, taten es ihm nach. Hören konnte Thorin das an dem leichten Knirschen von Leder, wenn es zu straff um einen Gegenstand gewickelt wird. Die schweren Schritte seiner Freunde hinter ihm wurden auch wesentlich langsamer und vorsichtiger.
    Erst jetzt bemerkte Thorin, dass die Fußabdrücke bereits wieder halb Wolf, halb Mensch waren. Es war also nicht zulange her, dass ihr Gejagter hier entlanggekommen war. Es verwunderte ihn nun absolut nicht mehr, als die Spuren direkt vor dem runden Eingangsstein endeten. Der verzierte Stein, der den Eingang eines jeden Hügelgrabes markierte, war geschlossen. Allerdings konnte Thorin im fahlen Schein der Nacht einige tiefe, parallel verlaufende Furchen erkennen: Kratzspuren. Offen sichtlich hatte der Werwolf erfolgreich den Stein beiseite geschoben und befand sich nun im Inneren des Grabes oder dem direkt angebundenen Höhlensystem.
    „Sieht so aus, als würden wir im Dunkeln tappen“, knirschte Gondrim mit den Zähnen, als er neben Thorin anhielt und ebenfalls auf die Kratzspuren im Stein schaute. „Vielleicht sollten wir ihn aushungern“, gab der ebenfalls sehr kräftige Jäger dann grimmig in die Runde.
    „Einen Werwolf?“, kam es dann von der tiefen Stimme Hulfgars skeptisch und ein wenig tadelnd. „Damit machst du ihn nur noch so richtig wild. Nein, das ist keine gute Idee, glaube mir. Jetzt oder nie.“ Gondrim schwieg.
    „Sehe ich auch so“, mischte sich dann Thorin wieder ein und rammte seinen Speer in den Boden, damit er beide Hände frei hatte. „Helft mir hier mal“, forderte er dann seine Freunde auf, als er mit den Fingen in die leichte Mulde griff, die sich zwischen Torstein und Rahmen bildete. Hulfgar platzierte seine Hände oberhalb von Thorins, Gondrim unterhalb. Rulmgar blieb zurück und hielt den Speer zum Wurf bereit erhoben. „Auf drei.“
    „Eins“, begann unvermittelt Hulfgar zu zählen.
    „Zwei“, setzte Gondrim fort.
    „Drei“, beendete Thorin und die drei Jäger begannen zu ziehen, so sehr sie konnten. Begleitet von leisen, unterdrückten Schreien, die neue Kraft freisetzen sollten. Mit all ihrem Gewicht lehnten sie sich in die Richtung der entgegengesetzten Seite des Eingangs und mit den Füßen drückten sie. Der Schnee gab anfangs nur wenig Halt, aber als sie einmal auf festem, gefrorenem Boden waren, begann sich der runde Stein zu bewegen. Erst nur langsam, dann aber schneller werden und immer begleitet vom tiefen, mahlenden Geräusch wenn Stein über Stein rieb.
    Sie schoben den Eingang nicht komplett auf, das wäre unnötig gewesen. Der einen Schritt breite Durchgang, den sie aufgeschoben hatten, reichte aus. Der Wind blies sichtlich durch den Spalt. Die Flocken tanzten umher und verschwanden dann im Dunkel des Grabes. Erstaunlich warme Luft schlug Thorin entgegen, als er seinen Speer aus dem Boden zog und einen Schritt auf das undurchdringliche Schwarz zu machte. „Hat jemand eine Fackel im Gepäck? Sieht nicht so aus, als wenn hier drin noch etwas brennt“, fragte er in die Runde. Keiner antwortete. „Feuersteine zum Anzünden einer der alten Fackeln?“, versuchte er dann noch eine andere Option. Dann viel ihm ein, dass er sowieso selbst immer ein Paar dabei hatte. „Vergesst es, sucht ein paar Fackeln, wenn ihr drin seid.“
    Auf keine Antwort wartend und es nun beinahe kaum noch abwarten könnend, ging Thorin als Erster ins Dunkel. Den Speer hatte er nun auf Hüfthöhe und immer bereit zuzustoßen. Werfen ging auf so engem Raum nicht besonders gut. So leise Thorin konnte, stapfte er durch die Finsternis. Als sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er zumindest bis zu den Wegbiegungen auf beiden Seiten des Eingangs sehen. Das spärliche Licht, dass vom Eingang her herein kam, machte das möglich. Fackeln entdeckte er jedoch auf den ersten Blick keine.
    Vorsichtig schlich er auf eine der Ecken zu. Er hatte einmal gewusst, warum die Hügelgräber alle den gleichen Grundaufbau hatten. Warum in der Mitte des Eingangsbereichs ein großer Block aus Stein – oder mehrere Steine, die einen Block formten – war und somit zwei schmale Gänge links und rechts formte. Dahinter liefen diese Beiden Gänge wieder zusammen, genau dort, wo der eigentliche Eingang in die Grabkammer war. Allerdings hatte er es mittlerweile wieder vergessen und an sich spielte es auch keine Rolle. Nicht jetzt.
    Die drei anderen Jäger waren inzwischen ebenfalls im Grab angekommen und Thorin warf einen Blick von der links zum Eingang befindlichen Ecke zurück. Schnee lag bereits in einer kleinen Schneise, wo der Wind ihn hatte hin blasen können und immer mehr Flocken fanden ihren Weg ins Grab. Ein Teil von ihnen schmolz in der wärmeren Luft, bevor er landen konnte, und der Rest wurde allmählich zu Matsch. Die, verglichen mit der Außentemperatur, regelrecht heiße Luft im Inneren, ließ Thorin schwitzen und sein Atem ging bereits jetzt wieder schwer. Und dann war da ja auch noch sein wie wild schlagendes Herz.
    „Hulfgar“, hauchte er beinahe, um nicht zu laut zu sein. Der muskulöse Jäger dreht sich in seine Richtung. „Du kommst mit mir, die anderen Beiden nehmen den rechten Gang. Wir treffen uns mit ihnen in der Grabkammer“, erklärte Thorin dann weiter und immer noch sehr leise flüsternd.
    Der Mann in Schneewolfsrüstung nickte grimmig, gab die Taktik an Rulmgar und Gondrim weiter und kam dann langsam auf Thorin zu. Dieser wandte sich bereits dem weitaus dunkleren Gang tiefer unter die Erde zu. Wenn er sich richtig anstrengte, konnte er ungefähr fünf Schritte weit sehen, danach verschwand alles in der Finsternis. Dann war Hulfgar bei ihm und sie machten sich nebeneinander auf den Weg. Langsam und nur Schritt für Schritt. Die Vorgehensweise hatte einen ganz bestimmten Grund. Die Gänge waren überall breit genug, um zwei kräftige Nord nebeneinander zuzulassen. Mehr aber auch nicht. Daher waren Gruppen aus zwei Personen besser und wesentlich sicherer, als allein oder größer. Außerdem konnten sie zumindest hier im Hügelgrab sicher gehen, dass ihr Gejagter keinem von ihnen in den Rücken fiel.
    Mit jedem Schritt den sie machten, hörte Thorin das scharfe Pfeifen des eindringenden Windes immer lauter. Es jagte ihm unangenehme Schauer über den Rücken und ein wenig übertönte es ihre Schritte und – wie er befürchtete – auch andere, leise Geräusche.
    Als sie etwa die Mitte des Ganges erreicht hatten, bemerkte Thorin seinen kleinen Irrtum. Der Eingang in die anschließende Höhle lag nicht auf dieser Seite des Hügelgrabs, sondern auf der von Gondrim und Rulmgar. Er hatte Hulfgar extra zu sich geholt, weil dieser besonders groß und stark war. Nicht zu vergessen dessen Schnelligkeit. Wenn der Werwolf also aus der Dunkelheit des Höhleneinganges zugeschlagen hätte, so wäre ein Erfolg mit Hulfgar an der Seite wesentlich wahrscheinlicher gewesen.
    Zu Thorins Erleichterung vernahm er jedoch kein drohendes Knurren von irgendwo aus der Dunkelheit. Stattdessen schlich er noch um eine weitere Biegung und im immer weniger werdenden Lichtschein konnte er sehen, wie auch die andere Zweiergruppe gerade um die andere Ecke bog. Schlussendlich trafen sie in der Mitte, direkt vor dem Durchgang zur Grabkammer aufeinander. „Nichts, nehme ich an?“, fragte Gondrim leise mit einer leichten, umfassenden Bewegung seiner linken Hand. Es war nicht besonders schwer zu verstehen, dass er auf die Fackeln anspielen wollte. Thorin schüttelte den Kopf.
    Gondrims Mine wurde nun noch ernster und der Jäger mit dem kurzen Bart und Thorin wandten sich der Grabkammer zu, während Rulmgar und Hulfgar jeweils die Gänge Richtung Ausgang im Auge behielten. Thorin konnte nahezu nichts erkennen und das schneidende Geräusch des Windes war hier hinten irgendwie noch lauter, wie er fand. Das schwache Licht, das durch den Schnee von der Nacht reflektiert und in das Hügelgrab geworfen wurde reichte kaum noch in diesen Teil. Dass die Gänge nicht gerade verliefen sondern scharfe Kurven schlugen, tat dem Ganzen nichts Gutes. Thorins Trauer war für den Moment komplett all seinen Jagdinstinkten und der enormen Anspannung gewichen. Sein Herz raste, als wenn es versuchte aus ihm herauszuspringen. Schweiß rann in Strömen über seine Haut und ließ seine Leinenkleidung, die er unter all seinen Lagen aus Leder und Fell trug, unangenehm an ihm kleben.
    Möglichst leise setzte er einen Fuß vor den Anderen und seinen Speer hatte er immer noch stoßbereit auf Hüfthöhe. Gondrim hielt sich ein wenig hinter Thorin, wie dieser am Geräusch der Schritte erkennen konnte. Dann stoppten sie und auch Thorin hielt inne, mehr aus Instinkt und Erfahrung, als bewusst. „Dort vorn, direkt vor dem steinernen Altar, Thorin“, hörte er die Stimme seins Freundes flüstern. Angestrengt schaute er an die genannte Stelle. Oder besser: er versuchte sie erst einmal zu finden. Da alles – Boden, Wände und „Einrichtung“ – aus demselben, schwarzen Stein gemacht war, war es schwierig sie in der Dunkelheit auszumachen.
    Schlussendlich machte er noch einen Schritt nach vorn und erkannte dann die Kante des Altars, der nicht ganz zu seiner Hüfte reichte. Thorins Augen wanderten langsam von der Kante nach unten. Alles in seinem Gesicht schmerzte, so angestrengt versuchte er zu sehen, was Gondrim gemeint hatte. Unterbewusst machte er noch einen weiteren Schritt nach vorne und schlussendlich fand er, was sein Freund gemeint hatte. Ein breites Grinsen stahl sich auf seine Lippen und den letzten Schritt machte Thorin nun ganz schnell, dann kniete er sich auf den harten Steinboden.
    Seinen Speer legte er nun ebenfalls ab, da Gondrim dicht neben ihm stand. Thorins Hände tasteten am Boden entlang, weil er die zwei Gegenstände wieder aus den Augen verloren hatte. Es dauerte einige Augenblicke, dann bekam er eine der beiden Fackeln zu fassen. Genau in diesem Moment vernahmen sie alle, das tiefe, schleifende Geräusch vom Eingang, als der runde Stein diesen wieder verschloss. Thorin blieb beinahe das Herz stehen, als jedwedes, noch verbliebenes Licht um sie herum verschwand und erst jetzt bemerkte er, wie hell sie es eigentlich gehabt hatten. Nun konnte er nicht einmal seine eigene Hand vor Augen sehen. Mit dem Abschneiden des Windes, wurde es dann auch wieder totenstill um sie herum.
    Rulmgar und Hulfgar schienen gerade wieder näher zu kommen. Zumindest ließen das die langsamen, ein wenig stolpernden Schritte vermuten. „Thorin, mach‘ die verdammte Fackel an“, flüsterte Gondrim ernst vor ihm. Irgendwo in der Dunkelheit fielen zwei kleine Steine zu Boden und das Klacken schallte gänsehauterregend durch die Gänge.
    „Schon dabei“, entgegnete Thorin angespannt und seine Sinne waren bis auf Anschlag getrimmt. Mit den groben, pelzigen Händen fummelte er ein wenig unter seinem Schneebärenharnich herum, um an seine kleinen Lederbeutel zu kommen. Es dauerte einige Momente bis er seine Feuersteine gefunden hatte. Schlussendlich schlug er sie dann aber gegeneinander. Das Klacken der Aufschläge hallte weit und unangenehm laut durch die Dunkelheit um sie herum. Jedes Mal, wenn die Steine aufeinander trafen, zuckte Thorin zusammen und horchte auf. Wenn er nichts weiter hörte, schlug er erneut die Feueranzünder zusammen, nur um die Prozedur erneut zu durchlaufen. Manchmal glaubte er auch tropfendes Wasser zu hören, aber es war leise und die Abstände groß. Die Echos machten es obendrein auch noch unmöglich zu sagen, von wo es kam.
    Am Ende stoben einige Funken durch die Dunkelheit und mit dem achten Versuch – er hatte unterbewusst mitgezählt – trafen diese schließlich auch die Fackel. Innerhalb von einem Augenblick zum Nächsten fing diese Feuer und ein warmer, flackernder Lichtkreis umgab sie. Erleichtert schaute Thorin zu Gondrim auf, nur um im Augenwinkel etwas Glitzerndes zu sehen. Im gefror förmlich das Blut in den Adern.
    Sein Herz setzte aus, schlug dann wie wild weiter, setzte wieder aus und schlug dann weiter. Das Ganze wiederholte sich ständig und sein Kopf wurde leicht schummrig. Wie in Zeitlupe drehte Thorin diesen nach links und starrte am Ende auf eine schwarze, feucht glitzernde Wolfsnase. Dann zogen sich die Lefzen zurück und entblößten lange Fangzähne von denen zähflüssiger Speichel troff. Alles begleitet von einem tiefen, bedrohlichen Knurren und nur eine Hand breit von seinem Gesicht entfernt …

  15. #195

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Balmora, Herberge „Acht Teller“

    Eine ereignislose Nacht und ein schöner friedlicher Morgen waren auf den großen Auftritt von DEUS Infernum gefolgt, den er mit verfolgt hatte. Er war sehr früh aufgestanden. Die Sonne war noch nicht richtig aufgegangen und er hatte einen üblen Muskelkater gehabt. Dass er sich am vergangenen Abend gegen seine Gewohnheit auf die Tanzfläche gewagt hatte, hatte ihren Preis gefordert. Höllische Schmerzen hatten ihn begleitet, als er sich mühsam aus dem Bett gewuchtet und sich angezogen hatte. Seine Beine waren so schwer, als hätte man sie aus Stahl gegossen. Jeder etwas größere Schritt und jedes bisschen körperliche Anstrengung wurden umgehend mit entsprechenden Schmerzen geahndet. In diesem Moment war ihm der Gedanke gekommen einen Schnaps oder zwei, als Einstieg in den Tag, zu trinken. Gewiss hätte der Alkohol den Schmerz gemildert oder ganz betäubt, aber entschied sich dagegen. Denn irgendwie war es auch schön seinen Körper wieder richtig zu spüren, auch wenn es gewiss schönere Gefühle als dieses gab. Er zog die Schnalle seines Gürtels fest und verließ die Kammer. Aus dem Schankraum hörte er bereits geschäftiges Treiben. Das Klappern von Geschirr wies daraufhin, das der Wirt schon emsig damit beschäftigt war, das Frühstück aufzutragen. Er hantierte, wie Tarrior erkennen konnte, an der Kochstelle mit zwei großen Töpfen herum und goss aus dem Einen Wasser ab und füllte es in dem Anderen nach. Aus dem nun leeren Gefäß entnahm er dampfende Kwama-Eier. In den Topf, den er nun wieder auf das Feuer stellte, füllte er nun einen ganzen Korb, noch roher Eier. Die fertig Gekochten schnitt er in der Hälfte durch und legte sie auf große Teller. Dann brachte er das Essen zu den Tischen.

    Im Moment standen nur sehr wenige von ihnen. Für den Auftritt hatte man sie beiseite geräumt, aber nicht wieder hingestellt. Gerade zwei Tische und die dazugehörigen vier Bänke hatte man wieder in der Mitte des Raumes platziert. Der Mann stellte das Essen ab und huschte zurück in die Küche und kam mit zwei weiteren Tellern, gefüllt mit Schinken, Käse und frischem Gemüse, zurück. Erst als Tarrior sich etwas weiter in den Raum bewegte, er hatte sich bisher etwas am Rand gehalten und beobachtet, konnte er erkennen, wer da so eifrig bedient wurde. Die Spielleute von DEUS INFERNUM und der Rest ihrer Truppe saßen dort. Er konnte die Feuerspucker erkennen, die Akrobaten und den Magier, der für die kunstvollen Feuerspielereien verantwortlich gewesen war. Tarrior war gestern schon davon beeindruckt gewesen, wie gut der Mann das Feuer kontrollieren konnte. Man musste sich wirklich auf Magie verstehen um die Flammen in derartige Formen bringen zu können. Demonstrativ gähnend ging er auf sie zu. Sofort ruhten alle Blicke auf ihm, als er plötzlich auftauchte und sich einfach neben den Spielleuten an einem Tisch niederließ. Teils neugierig, teils verwirrt musterten sie den Dunmer, der sich an ihren Tisch gesetzt hatte. Er konnte an ihren Blicken erkennen, dass sie sich fragten, ob sie ihn kannten. „Guten Morgen“: sagte er frei heraus. „Herr Wirt bringt mir bitte auch ein solches Frühstück“: bat er dann im gleichen Atemzug. Der Wirt starrte ihn nun auch an, als hätte er etwas Unmögliches verlangt, aber als einer der Spielmänner einen Wink gab, entfernte sich der Schankmeister. Dann merkte er wie sich jemand zu ihm herüber lehnte. „Kennen wir uns“: fragte eine vertraute Stimme. Der Dunmer musste grinsen, denn er hatte sie während des Auftrittes zur Genüge gehört. „Nicht persönlich, aber ich habe euren Auftritt gestern gesehen“: antwortete er der Drachenzunge. „Nun da seid ihr ja verdammt früh wach. Ich glaube die meisten anderen, werden wohl erst heute zur Mittagssonne aufwachen“: sagte der Spielmann. Tarrior zuckte mit den Schultern. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich auch nicht jeden der Tänze mitgemacht“: merkt er an.

    „Ah das wird es wohl sein und ich war schon kurz daran zu glauben, das wir es nicht mehr bringen“: erkannte der Mann und begann ein tiefes melodisches Lachen in das die anderen Mitglieder der Gruppe einfielen. „Aber sagt wie hat euch unser Auftritt gefallen?“: fragte ein anderer Spielmann, der ihn wohlwollend, nein... lüstern(?), anschaute. Tarrior schluckte und lächelte schief und überging den begehrenden Ausdruck einfach. „Ein wirklich hervorragender Auftritt. Vor allem den Schluss fand ich besonders beeindruckend. Dieses Spiel mit dem Feuer und das herrliche Stück. Ich bin nicht wirklich ein großer Verehrer der Musik, aber ich muss sagen, dies hat mich schwer beeindruckt“: gab er wahrheitsgemäß zu Protokoll und einige Spielleute lächelten geschmeichelt. „Das freut uns, aber wer seid ihr denn nun?“: fragte die Drachenzunge wieder. „Das ist Tarrior Gildres. Er ist einer der Ratsherren“: erklärte der Wirt, welcher mit einem Teller für ihn wieder gekommen war. Tarrior drückte ihm ein paar Draken für das Essen und die Übernachtung in die Hand und wandte sich dann seinem Teller zu. Interessiert beobachten die Anderen, wie der Dunmer sein Essen schnell herunter schlang. „Ihr habt einen gesunden Appetit Herr Ratsherr“: bemerkte ein anderer der Spielmänner und wieder kam großes Gelächter auf. „Nunja ich bin erst vor wenigen Tagen wieder hier in Morrowind angekommen. Die Verpflegung während der mehrwöchigen Rückreise war mehr als spartanisch. Da bin ich richtig froh, wieder anständiges Essen zu bekommen. Also verzeiht daher meine schlechten Manieren“: entschuldigte er sich. Wieder lachte der Sänger der Gruppe. „Ach das macht doch nichts. Ihr solltet mal unsere Manieren sehen. Anscheinend halten wir uns wohl zurück, weil ihr mit am Tisch sitzt. Wir waren nur etwas überrascht, weil ihr euch nicht so verhaltet wie es diese piekfeinen Ratsherren sonst tun“: erklärte er und lachte nochmals und wieder stimmte die Truppe ein. Nur der Magier blieb reserviert und schmunzelte nur leicht.

    „Es kommt aber auch selten genug vor, das sich einfach jemand zu uns setzt. Irgendwie scheinen wir unseren Anhängern unnahbar, dabei haben wir auch mal klein angefangen. Nicht wahr?“: fragte er schlussendlich den Wirt, der dann zustimmend nickte. „Damals zahlte ich euch noch 15 Draken pro Kopf wenn ihr einen Abend lang irgendetwas gespielt habt um die Gäste zu unterhalten. Und dann habt ihr das Geld danach gleich wieder versoffen. Außerdem haben einige bei mir auch noch gedienert, damit sie umsonst hier wohnen konnten. Das waren noch Zeiten“: schwelgte der Mann in Erinnerungen und stellte nebenbei einen Tonkrug mit Wasser und einige Becher auf den Tisch. „Ja eine bewegte Zeit“: stimmte Drachenzunge zu und nahm einen großen Schluck aus einer Flasche, die schon zuvor auf dem Tisch stand. Tarrior roch sofort starken Schnaps. Derweil hatte er es geschafft seinen Teller zu leeren, während sich die Spielleute noch mit Schinken und Brot beschäftigten. „Ihr seid dann wohl keiner unserer Anhänger“: sprach ihn nun der Magier vom anderen Tisch aus an. „Nein. Ich hatte zwar schon von euch gehört, aber gestern war das erste Mal, das ich euch gesehen bzw. gehört habe“: gab der Dunmer zu. „Na dann stell ich euch mal die Jungs vor“: versprach Drachenzunge und begann mit sich selbst. Dann ging er mit dem Finger im Uhrzeigersinn die anderen vier Spielleute ab. „Alergon der Büßerprinz, Juran der Narrenfürst, Galion der Donnergott und Freyan der Zweigesichtige“: stellte er sie vor. Der letzte war jener, der Tarrior diese seltsamen Blicke zu geworfen hatte. Dann begann Drachenzunge die Namen der Feuerspucken und Artisten zu nennen, doch Tarrior ignorierte sie. Nur einen Namen, nämlich den des Magiers, behielt er im Hinterkopf. „Und dies ist Meister Gaius Fyrius, der uns diese Feuerspiele ermöglicht, wie ihr sie gestern gesehen habt. Aber wir nennen ihn unsere „Lunte“. Dabei weiß ich nicht einmal mehr, wie wir damals darauf gekommen sind“: erzählte Drachenzunge über den Magier. Dieser verfolgte seine Vorstellung scheinbar mit größter Aufmerksamkeit und lehnte sich dann entspannt zurück. Scheinbar war er zufrieden mit dieser Darstellung seiner selbst.

    „Wohin wird euch denn euer Weg als nächstes führen?“: fragte Tarrior mehr um das kurzzeitig aufgekommene Schweigen zu brechen, als aus wirklichem Interesse. „Nunja wir werden nach dem Frühstück zusammen packen und aufbrechen. Es geht nach Norden, nach Gnisis. Unter den dortigen Leuten sind viele Flüchtlinge, die es aus Ald’ruhn herausgeschafft hatten, als die Deadra es überrannten. Sie haben alles verloren und wir wollen natürlich die Stimmung etwas heben. In solchen Zeiten ist Unterhaltung das Einzige was manche gerade davon abhält zu verzweifeln“: berichtete ihm Drachenzunge von den künftigen Reiseplänen der Truppe. „Und der Rat der Redoraner hat uns ne Menge Gold dafür geboten“: fügte der Büßerprinz noch an und lachte. Man konnte sofort erkennen, dass der Mann schon stark angetrunken war. Drachenzunge lächelte schief. „Ja natürlich. Das auch“: sagte er hastig. „Und wohin wird euch euer Weg führen? Ich hoffe doch ihr werdet in Gnisis auch wieder dabei sein?“: fragte Freyan und zwinkerte ihm zu. Tarrior schluckte. Ihm gefiel das überhaupt nicht. Er schüttelte sich unmerklich, bevor er antwortete: „Wahrscheinlich nicht. Wichtige Ratsangelegenheiten führen mich leider nach Süden. Ein anderer Zeitpunkt wird sich aber bestimmt ergeben.“ Nach diesen Worten warf er einen flüchtigen Blick zum Fenster, der dann aber dort hängen blieb. Die Sonne hatte sich längstens über den Horizont geschoben und erhellte die Stadt in ihrem sanften morgendlichen Schein. Er erkannte, dass er sich verquatscht hatte. Er wollte schon längst unterwegs zur Mine sein. „Verflucht. Ich habe ganz die Zeit vergessen. Ich wollte schon längst unterwegs sein“: sagte er eilig, schnappte sich den Teller und brachte ihn vor zum Tresen, kehrte aber nochmals an den Tisch zurück. „Es tut mir leid, aber ich muss mich jetzt empfehlen. Wichtige Angelegenheiten erwarten meine Aufmerksamkeit“: verabschiedete sich. „Also doch ein typischer Ratsherr. Wohlan denn passt auf euch auf, dann sehen wir uns vielleicht auch einmal wieder“: rief er ihm nach und lachte. Tarrior hob zum Abschied die Hand und eilte nach draußen.

    Vor der Tür wandte er sich nach Rechts. Zum Glück lag das „Acht Teller“ in der Nähe des Stalles. Sein Gepäck hatte er gestern einfach bei Fryrr zurückgelassen um sich nicht unnötig zu belasten. Doch jetzt braucht er es wieder. Vor allem ohne seine Chitin-Rüstung wollte er nicht los. Schließlich wer wusste schon, was ihn in der Mine erwarten würde. In diesem Zusammenhang erinnerte er sich auch noch daran, dass er seine Knochenrüstung zur Reparatur geben lassen wollte. Viel war zwar nicht mehr davon übrig, aber womöglich konnte man eine neue Rüstung mit den verliebenden alten Teilstücken herstellen. Entfernte man den Ruß war es gewiss möglich. Aber trotz allem würde man viel ersetzen müssen, aber sein „Ausbruch“ damals in Oblivion hatte sie auch ordentlich zersprengt. Während er überlegte ob dem Schmied die Rüstung gleich bringen sollte oder nicht, erreichte er den Stall. Fryrr war ganz aufgeregt, als Tarrior ihn losband. Der Dunmer streichelte dem Tier würde über die breite Schnauze, was der Guar mit seinem typischen Brummlaut quittierte. „Ich freu mich auch dich zu sehen“: sagte er ihm. Seinem Gepäck entnahm er die leichte Rüstung aus Chitin. Sie war leicht und beweglich, aber durchaus auch sehr stabil. Er legte sie an und dann zurrte er den Sattel fest und schwang sich auf. Ein kurzer nicht kräftiger Stoß in die Flanken und Fryrr setzte sich in Bewegung. Das treue Tier tat alles für ihn. Er konnte wirklich nicht nachvollziehen warum der Mann in Ebenherz ihn verkauft hatte. „Wo findet man denn noch diese bedingungslose Treue“: dachte er und entschied sich dafür, den Guar nie zu verlieren. Als er durch die Straßen ritt, schauten die Passanten zu ihm auf. Das knapp über Schulter lange, rote Haar wehte dabei. Abrupt stoppte der Ritt, als er sein Reittier vor „Meldors Schmiedewerkstatt“ zum Stehen brachte.

    Er stieg ab und kramte aus dem zusammengeschnürten Haufen, auf Fryrrs Rücken, das Bündel mit den Rüstungsteilen seiner Knochenrüstung hervor. Schnell ging er hinein und erklärte dem Schmied seinen Wunsch. Der Mann staunte nicht schlecht, als er die traurigen Überreste der einst prächtigen Rüstung in Augenschein nahm. Als Tarrior jedoch sagte, dass die Bezahlung keine Rolle spiele, war der Mann gleich Feuer und Flamme. „Ich werde sehen was ich tun kann. Am besten kommen sie in ein paar Tagen wieder“: verabschiedete er den Dunmer, der sich schnell wieder auf den Weg machte. Er hatte es eilig. Diese Sache mit der Mine wollte er so schnell wie möglich hinter sich bringen. Eine Hungersnot und Balmora würde garantiert in Aufständen versinken. Da war er sich ziemlich sicher. Er stieg wieder auf den Guar und schon ging es los. Man war gerade dabei auch den südlichen Torbogen von Balmora mit einem Tor zu versehen. Sie gingen wirklich davon aus, dass die Deadra die Stadt belagern würden. Er fand es sinnvoll das man für den Fall des Falles vorplante, aber zur Zeit hielt die redoranische Garnison in Mar Gaan noch dem Angriff der deadrischen Hauptstreitmacht stand und Obliviontore hatten sich auch nur im Landesinneren geöffnet. Balmora war damit sogar noch sicherer, als viele andere Orte. Die Deadra gingen hier anders als in Cyrodiil vor. Wie er in Ebenherz erfahren hatte, gab es nicht einzelne Angriffe, sondern eine große Streitmacht und kleinere. Letztere sollten Chaos verbreiten und das Land verwüsten, währenddessen erstere die großen Widerstandspunkte also Städte und Festungen belagerten und zerstörten. Geisterpforte und Ald’rhun waren gefallen und Mar Gaan würde wohl das nächste Opfer werden. Danach stand ihnen die Westspalte weit offen. Bis zur Küste könnten sie zerstören und vernichten und niemand würde sie aufhalten können. Auf freiem Feld würden sie die Deadra nie bezwingen können. Zwar hatte er auch noch keine Idee, wie sie die Invasoren besiegen könnten, aber bis dahin wäre Verteidigung schon eine gute Idee. Und dazu zählte auch das die Städte gut versorgt waren, vor allem für den Fall einer Belagerung. Und deshalb war er ja auch auf dem Weg um herauszufinden warum es schon lange keine neuen Lieferungen aus der Shulk Eiermine gegeben hatte. Fryrr hatte vor einigen Minuten mit seinem Reiter das Balmorer Stadttor passiert und hielt sich nun nah am Ufer des Odai, des großen Flusses, der durch Balmora floss und im Süden ins Meer mündete.

    Sie würden seinem Verlauf nach Süden folgen. Auf halbem Weg zum Odai-Plateau mussten sie dann nach Westen abschwenken. Am Fuß der Bergkette, die die Westspalte von der Bitterküste trennte, würde sich dann der Eingang der Eiermine befinden. Tarrior kannte die Strecke nur zu gut. Lange Jahre war er der Herr des Plateaus gewesen. Das war vor seiner Zeit im Haus Dagoth gewesen. Nach seinem „Verschwinden“ hatte man die Besitzungen an einen anderen Ratsherren übertragen, was ihn nach seiner Rückkehr vom Roten Berg auch dazu veranlasst hatte sich Land bei Caldera zu kaufen und eine Plantage zu betreiben, da sich ein anderer fauler Hlaalu-Fürst in der Ansiedlung über dem Fluss breit gemacht hatte. Der Dunmer schäumte immer noch vor Wut, wenn er bloß daran dachte. Dann wiederum klang es schnell wieder ab, als er sich ins Gedächtnis rief, das das Leben auf der Plantage ebenfalls sehr angenehm gewesen war. Er hatte sich dennoch fest vorgenommen, seinen alten Besitz zurückzufordern. Aber im Moment war wohl nicht der geeignete Zeitpunkt um Besitzansprüche geltend zu machen, schließlich musste er erst einmal seinen restlichen Besitz vorsorglich vor den dämonischen Horden aus dem Reich des Vergessens in Sicherheit bringen, nachdem er in seiner Pflicht als Ratsherr, die Versorgungslage der Ratsstadt Balmora geklärt hat. Als er bei diesen Gedanken mehr zufällig, als wirklich bewusst, in den strömenden Fluss schaute, machte er eine grauenvolle Entdeckung. Ein faulender Kadaver eines Dunmers, hatte sich zwischen einigen Felsen verkeilt. Man konnte sofort erkennen, dass der Mann an einer überaus großen Stichwunde in der Brust gestorben war. Sofort stieg Tarrior ab und näherte sich vorsichtig, um auf dem rutschigen Steinufer nicht den Halt zu verlieren, dem Leichnam.

  16. #196

    Morrowind, Haus Dres, Umland von Tränenstadt

    Diese verdammten Felder blitze es ihm durch den Kopf. Seine Füße blieben immer wieder in dem durch Regen aufgeweichten und daher schlammigen Bogen stecken, um kurz danach wieder herausgerissen zu werden. Für Zuschauer musste diese Szenerie etwas komisches an sich haben ... der sich abstrampelnde und nur mäßig vorwärts kommende Mann und die wütende Meute dahinter. Zum lachen war dem Bretonen aber nicht wirklich zumute. Wenn einer dieser Bauern einen Bogen mit sich trug und der Besitzer dazu ein guter Schütze war, konnte es um ihn geschehen sein. Es reichte im Grunde schon aus, wenn sie ihn einholten. Er traute diesen rotäugigen Elfen zu, dass sie ihn hier auf den Reisfeldern totschlugen und gegen die Anzahl an Verfolgern war ein Kampf aussichtslos. Also wurde weitergerannt.
    Romulus sollte Glück haben. Er überlebte die Felder und erreichte einen kleinen Wald. Die Bauern gaben ihre Verfolgung auf. Erschöpft warf er sich auf den Boden, schloss die Augen und nahm nur noch das Rauschen des Blutes im Ohr, den Herzschlag, sein eigenes Keuchen war.

    Als er die Augen wieder öffnete, sollte er eine böse Überraschung erleben. Auf ihn war ein schön gearbeitetes Schwert gerichtet. Der Mann der ihn bedrohte, fragte nach „was er hier zu suchen hätte?“ Der Unterton war freundlich, während das Gesicht des Dunmers sich in einem unschönen Lächeln verzerrte. Das ungerüstete Gegenüber machte einen durchaus wohlhabende Eindruck. Dafür sprach auch das Langschwert. Auf die Frage gab er keine Antwort. Was sollte er auch sagen ...
    Inzwischen waren zwei weitere Dunmer dazu gekommen. Sie schienen zusammen zu gehören und waren mit allerlei Waffen ausgerüstet. Alle drei starrten nun auf den liegenden Fremden. Die Neuankömmlinge eher kalt und ausdruckslos, während der Erstere immer noch grinste und das Wort wieder an den Menschen richtete: „ Ihr solltet euch über die hiesigen Gesetze hier erkündigen, ihr steht vor einem Adeligen und dies ist mein Wald!“ Romulus bat unterwürfig um Verzeihung, beteuerte seine Unwissenheit und schien dabei nicht unbedingt auf wohlgefallen zu stoßen. Man ließ ihn aufstehen und der Redelsführer nickte ihm zu. Eine galante Verbeugung später, hatte er sich schon mit schnellen Schritten entfernt. Die scharfen Blicke in seinem Rücken, sollte er noch einige Zeit spüren.

    Romulus marschierte langsam den Waldrand entlang. Auf den Feldern wo er vorhin noch um sein Leben gebangt hatte, war niemand zu sehen. Eigentlich ungewöhnlich.
    Lange dachte er über die letzten Erlebnisse nach und sie trübten etwas seine Laune. Im Grunde lauter Erniedrigungen. Erst dieses Dorf mit den wütenden Bauern die ohne Grund auf ihn zugestürmt waren und danach dies. Das Wälder und Landstücke irgendwelchen Adeligen gehörten, die dort jagten oder sonst was trieben, kannte er natürlich aus Hochfels. Wenn nicht dort wo sonst? In Hochfels wurde er aber noch nie von einer wütenden Bauernschaft verfolgt, auch wenn es wohl vorkam. Vielleicht konnte man herausfinden, was die Elfen an seiner Erscheinung so erregend fanden ...

  17. #197

    Bruma, Magiergilde

    Seine Lider zuckten, vibrierten. Der Kopf dröhnte, summte. Er fühlte sich wie eine geplatzte Wurst welche ihre Temperatur von heiß zu kalt im Sekundentakt änderte.
    Gendrek wusste nicht mehr wie viel Zeit vergangen war, sein Zeitgefühl schien abgestorben zu sein er konnte sich an fast nichts mehr erinnern, einzelne, bruchstückhafte Bildern schwirrten ihm im Kopf herum, eine Frau mit gelockten Haaren, ein Argonier der ihm irgendwie bekannt vorkam, ein Kaiserlicher und das Gefühl von heißer Glut mehr war nicht mehr vorhanden.
    Sein Kopf brummte immer noch, und befahl im laut, „BLEIB LIEGEN!“ Doch er richtete sich auf, so langsam als ob er sich durch Wackelpudding bewegen würde hob er seinen Oberkörper Stückchen für Stückchen an. Erst jetzt fiel Gendrek ein, dass es wohl besser wäre die Augen auf zu machen.
    Zuerst war alles verschwommen, doch nach und nach klärte sich sein Blick, er sah sich ein wenig im Zimmer um, doch sein Gehirn schien dies alles noch nicht richtig verarbeiten zu können, der Raum bewegte sich Sirup artig an ihm vorbei.
    Er stand gemächlich auf, belastete ein wenig sein kurz zuvor operiertes Bein, ein kräftiger Zug durchfuhr seinen Körper.
    Gendrek humpelte durch den Raum und öffnete die Türe, Stille. Niemand war anwesend, lediglich Schritte von oben waren zu hören. Er humpelte über den Gang, rüber zum Zimmer von Aileen.
    Er drehte den Knauf der Türe und drückte sie auf, langsam schob er sich in den Raum hinein, nicht wissen wie spät es war, vielleicht schliefen die meisten noch, Aileen mit eingeschlossen. Er wollte sie unter keinen Umständen aufwecken.
    Das Zimmer war leer, er fand nichts außer ein paar Roben, Hemden, Hosen, Schuhen usw. Nichts was ihn wirklich interessierte, abgesehen von dem Haufen Schriftrollen und Briefen auf einem Schreibpult. Er ging zu dem Pult rüber, und nahm ein paar Briefe an sich, allesamt waren sie versiegelt und adressiert an Schwester Artume, schnell warf er die Briefe zurück, leise fluchte er „Verdammt nochmal, falsches Zimmer“. Gerade wollte er sich entfernen als er eine wunderbare Stimme hörte „Gendrek? Solltest du nicht im Bett liegen?“ Aileen stand im Türrahmen, schaute ihn besorgt an „Du solltest dich wieder hinlegen, du darfst dein Bein noch nicht belasten.“ Sie ging auf ihn zu, umfing ihn mit ihren Armen und drückte Gendrek vorsichtig aus dem Zimmer hinaus. Er konnte sich noch mit einer Hand am Türrahmen abfangen „Nein, nein. Es geht schon.“ Er entwand sich aus ihrer Umarmung und ging wieder in den Raum hinein „Solange ich mein Bein nicht zu stark belaste geht es“ er bewegte sich unauffällig zurück zum Pult „Faul…“
    Er lehnte sich an dem Pult an, stützte sie mit den Händen ab. Aileen schien zu schweben, grazil wie eine Katze bewegte sie sich wieder auf ihn zu, legte ihre Hände auf seine Wangen. Gendrek merkte wie sie mit ihren Fingernägel über seine Schläfe strich, ihn verwöhnen wollte. Vorsichtig bewegte er seine Hände hinter seinen Rücken und angelte mit seinen Fingern nach den Briefen, zog sie langsam und sehr vorsichtig an sich heran um ja kein Geräusch zu verursachen. Aileens Nase war jetzt nur noch wenige Meter von Gendreks Nase entfernt. Der erste Brief verschwand in der Hose von Gendrek, geräuschlos folgte ein zweiter und dritter Brief „Hoffentlich bemerkt sie nichts, aber hier liegen soviele Briefe…“
    Er holte seine Hände wieder hinter seinem Rücken hervor. Mit einem Bein sprang er nun mit einem kleinen Hops vom Boden ab, schwang sein Hinterteil auf das Pult, lies mit seinen Händen vom Pult ab, riss eine unter Aileens Gesäß die andere auf ihren Rücken und presste sie an sich. Aileen stützte sich vor Überraschung an seiner Brust ab, zog ihre Beine an um nicht mit ihren Knien gegen das Pult zu knallen. Langsam stand er auf, Aileen streckte ihre Beine langsam wieder auf, doch noch bevor sie den Boden erreichten umschlang sie mit ihnen Gendrek. Sie drückte sich fest an ihn, hielt ihren Ausschnitt direkt in sein Sichtfeld. So schön der Ausblick auch für ihn auch war, er hatte momentan nur ein Ziel vor Augen, Aileen abschütteln und in Ruhe die Briefe lesen. Als er endlich festen Stand hatte, drehte er sich auf dem Absatz um und setze Aileen auf dem Pult ab, er drückte seine Lippen flüchtig auf ihre, lies von ihr ab und wollte gerade gehen, als sie schon wieder hinter ihm stand, ihre Hände auf seine Schulter gelegt und ihm leise ins Ohr flüsterte „Bleib“. Wie ein Sklave ergab er sich ihren Worten, was auch immer ihn dazu trieb. Er hielt tatsächlich an, blieb stehen wie angewurzelt.
    Sie führte ihn im Rückwärtsgang langsam zum Bett rüber, griff seine Hüfte, drehte ihn zu sich herum und stieß ihn mit dem Rücken aufs Bett. Anmutig kroch sie über ihn, küsste seinen Hals, seine Wangen, seine Lippen und trieb es langsam aber stetig bis zum Äußersten…

    Gendrek zog sich seine Hose, in der immer noch versteckt die Briefe lagen, wieder an, Schweißperlen der Erschöpfung rollten seine Stirn hinunter. Er musste sofort raus aus dem Zimmer, er hatte keine Zeit sich mehr mit ihr aufzuhalten, „Faul…“

    Zurück in seinem schnappte er sich seinen Dolch und trennte vorsichtig die Siegel vom Papier, so dass er sie einfach erneuern konnte.
    Aus den ersten beiden Briefen konnte er nicht viel raus lesen, es ging lediglich um irgendwelche Berichtsanforderungen, worum es sich dabei genau handelte stand nicht in den Briefen, der letzte Brief war allerdings sehr viel interessanter.
    „Liebste Schwester Artume.
    Eure Bemühungen für den Orden lassen zu wünschen übrig, die Reise von der Insel Vvardenfell war ein notwendiges, wenn auch teures, Unterfangen. Eure Anforderung von über 2000 Septimen war ärgerlich, doch eure Anfrage klang dringend, deshalb kamen wir ihr nach. Über diese Dinge könnten wir komplett hinwegsehen, wenn ihr uns vernünftige und aussagekräftige Berichte schicken würdet. Die Information, dass es sich bei dem zu ausspionierenden Subjekt um einen ausdauernden, verbissenen Assassinen der Dunklen Bruderschaft handelt, welcher einen Laden für Lederwaren führt hilft uns kaum weiter, wir müssen wissen wer er ist, was er ist, unter welchen Umständen er geboren wurde und wie sein Leben verlief. Nur so können wir herausfinden ob er bestraft werden muss oder nur eine Seele ist die auf den falschen Pfaden wandelt.
    Wir fordern dich, Schwester, hiermit dringend auf, einen umfassenden Bericht über das Subjekt zu verfassen, dieser sollte spätestens in 3 Wochen eingehen, sonst sehen wir uns gezwungen euch die Arbeit abzunehmen, was wir ihm, sofern er eine gute Seele hat, nicht wünschen wollen.
    Wir erwarten euren Bericht Schwester
    W.“

    Gendrek knüllte den Brief zusammen und warf ihn in die Ecke, „Diese verdammte…••••…“

  18. #198

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Am Ufer des Odai / Shulk-Eiermine

    „Eindeutig tot und das wohl schon seit ein paar Tagen“: stellte Tarrior fest, als er dem schon leicht aufgequollenen Körper einer flüchtigen Musterung unterzog. Die Todesursache war offenkundig und ließ auf Fremdeinwirkung schließen. „Der Mann ist eindeutig ermordet worden“: dachte er. „Scheinbar hat man ihn getötet und dann in den Fluss geworfen, aber er ist am Ufer hängen geblieben und wurde nicht abgetrieben“: kam er zu einem Ergebnis und vermutete, das es sich um einen der Kundschafter handeln musste, von denen der Minenverwalter gesprochen hatte. „Irgendjemand will wohl nicht, dass jemand herausfindet, was in der Mine passiert. Ich muss vorsichtig sein. Womöglich überwachen die Mörder den Weg nach Shulk“: überlegte er und ihm kam ein Einfall. Er lächelte innerlich. Er hatte einen Plan. Er konzentrierte sich und murmelte ein paar Worte. Er spürte wie sich Magie vor ihm zusammen zog. Er schloss die Augen und stellte sich selbst vor. Sein Haare, sein Gesicht, seine Statur, seine Kleidung und Rüstung und natürlich auch seine Bewegung. In Gedanken nahm das Bild, das er von sich hatte, Gestalt an. Als er zufrieden damit war, ließ er seine Gedanken in den Zauber einfließen und er spürte wie sich die Magie, die er für den Zauber benutzte, verformte. Langsam öffnete er die Augen und es schien, als würde er in einen Spiegel gucken. Der erste Fixpunkt, waren die durchdringenden fast schon glühenden roten Augen, dann kam auch schon das feuerrote Haar. Er erkannte seine markanten Gesichtszüge wieder und befand sich mit dem Spiegelbild auf einer Augenhöhe. Ein kurzer Blick nach unten verriet ihm, dass auch die Rüstung seiner eigenen bis ins letzte Detail glich. Ein gedanklicher Befehl reichte und die Kopie machte einige Schritte. Die Bewegungen sahen tatsächlich aus, wie bei ihm selbst. Jedoch bemerkte er recht schnell, das die Konturen unscharf wurden und etwas an Form verloren, als sich die Kopie bewegte. Illusion gehörte zu einer der Schulen des Hauses Dagoth. Die Suggestion, mit dem man damals neue Kultisten gewann, beruhte zum Teil auch auf geschickter Illusion und nicht nur dem Senden von Traumbotschaften. Das Tarrior sich viel lieber auf die Kräfte der Zerstörung und der reinen Gedankenkraft konzentriert hatte, schien ihm jetzt zum Problem zu werden. Doch umso länger der Dunmer sein Spiegelbild laufen sah, desto mehr fand er, dass es wohl ausreichen würde. Auf die Entfernung würde sicher eh keiner den Trick durchschauen. Die Illusion musste nur solange wirken, wie es erforderte um die Mörder aus ihrem Versteck zu locken und er würde ihnen dann einfach in den Rücken fallen, während sie mit seinem Doppelgänger beschäftigt wären. Ein gurgelnder Laut machte ihn darauf aufmerksam, das Fryrr auch noch existierte.

    Er hatte sich regelrecht in seinem eigenen Anblick verloren. Der Guar schien durcheinander und sein Kopf zuckte mehrfach zwischen Tarrior und seinem Spiegelbild hin und her und überlegte wohl, wer von den beiden Dunkelelfen sein Reiter war. Der Guar erkannte seinen Herren, als dieser die Hand ausstreckte und diese mitten durch den Körper der Kopie gleiten ließ. Das Spiegelbild zerfaserte, an der Stelle wo er es berührte, wie Rauch. Eine wirklich einfache Illusion. Tarrior hatte schon von Illusionsmagiern gehört, die eine feste und sogar eigenständig handelnde Kopie von sich herstellen konnten, aber da war er weit entfernt von. Aber so häufig griff er auch nicht auf derartige Zauber zurück, also musste er auch nicht so sehr darin bewandert sein. Für diese Aktion würde dieser Zauber gewiss ausreichen. Die Mörder würden den Unterschied erst zu spät bemerken. Mit einem Gedankenbefehl schickte er die Kopie, in unverdächtiger Haltung, vor. Es schien als wäre er ahnungslos. Das würde sie leichtsinnig werden lassen. Tarrior folgte zu Fuß in einigen Metern Abstand. Fryrr trottete brav hinter ihm her und verhielt sich ruhig. Als sie eine Stelle passierten, die aufgrund größerer Felsen und hohem Buschwerk perfekt für einen Hinterhalt schien, blieb Tarrior außer Sichtweite stehen und dirigierte sein Abbild direkt zwischen den Sträuchern hindurch. Erstes Rascheln kündigte die Anwesenheit weiterer Personen an. Tarrior streckte seinen Geist aus und tatsächlich fühlte er zwei Personen in der Nähe. Der Gesichtsausdruck des Spiegelbildes drückte noch immer Ahnungslosigkeit aus. Noch wartete er. Die Mörder waren vorsichtiger als er gedacht hatte, aber sie konnten die Falle unmöglich durchschaut haben. Und tatsächlich im nächsten Moment sprangen zwei Schemen aus dem Gebüsch. Der Eine baute sich vor der Kopie auf und verstellte ihr den Weg und der Andere kam mit gezücktem Schwert hinter ihr aus den Büschen. Sein Abbild war eingekreist. So leise wie möglich näherte sich Tarrior nun dem Geschehen. Die Männer grinsten und redeten auf das Spiegelbild ein, doch das verzog weder eine Miene, noch ließ es sich zu einer Antwort herab. Wie konnte es auch? Der Dunmer grinste, denn die Männer wurden langsam böse, weil sie nicht beachtet wurden.

    Er konnte nun erkennen, dass es sich bei ihnen um zwei Rothwardonen handelte. Er hatte zwar keine Ahnung, welchen Grund sie haben sollten die Mine von der Stadt abzuschneiden, aber es war ihm auch ziemlich egal. Er wusste jedenfalls, dass er sie in den nächsten Augenblicken ins Vergessen schicken würde. Die Chitin-Rüstung leistete ihm hierbei gute Dienste. Aufgrund des leichten Materials konnte er sich ihnen schnell und ohne größere Geräusche nähern. Der Rothwardone, der sich hinter seinem Spiegelbild aufgebaut hatte, merkte nicht einmal wie ihm geschah, als Tarrior die Klinge von hinten an seinen Hals legte. Ein kräftiger Ruck und die Kehle war durchgeschnitten. Er hielt dem Mann den Mund zu, während das Leben schnell aus ihm heraus floss. Er ließ ihn los und der leblose Körper sackte vornüber ins Gras. „Hmm wie ich sehe, blickst du dem Tod ohne Angst ins Gesicht. Das lobe ich mir. Aber das wird dir auch nichts nützen“: sagte der andere und ging auf das Spiegelbild zu. Er hatte weder den Trick durchschaut, noch gemerkt, dass sein Gefährte bereits tot war. Er stieß seine Klinge durch den geisterhaften Körper von Tarriors Abbild. Als er noch ganz erstaunt betrachtete, wie sich der Körper in farbige Rauchschwaden auflöste, machte Tarrior einen Satz nach vorne und rammte ihm sein Schwert bis zum Heft in die Brust. Mit einem Stöhnen kippte er nach hinten um und der Dunmer hatte einen Moment lang Probleme das Gleichgewicht zu halten, aber schaffte es. Er drückte den Fuß in den Körper des Rothwardonen hinein, packte fest den Schwertgriff und zog mit aller Kraft. Mit einem schmatzenden Geräusch glitt die Klinge aus ihrem Opfer. Er wischte sie an dem Hemd des Mannes sauber und schob sie zurück in die Scheide. Dann rief er Fryrr mit einem Pfiff zu sich und stieg wieder auf. „Das hat gut geklappt“: fand er. Aber ihm war jetzt klar geworden, das jemand nicht wollte, das man herausfand, was in der Mine nicht stimmte.

    Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken. Wenn sie schon den Weg zur Mine unter Bewachung stellten, was würde ihn dann in Shulk selbst erwarten. Außerdem fragte er sich, wer ihn erwarten würde. Zunächst hatte er ja vermutet, das die Mythische Morgenröte oder Deadra die Versorgung Balmoras hatten untergraben wollen, aber die beiden Rothwardonen sahen nicht so aus, als gehörten sie zu den Kultisten. Außerdem passte diese Vorgehensweise auch überhaupt nicht zur bisherigen Taktik der Invasoren. Zwar verhielten sich die Deadra hier auf Vvardenfell sowieso anders, als in Cyrodiil oder auf dem Festland, aber er konnte sich nicht vorstellen, dass die Dämonen sich mit so einfachen Zielen, wie Eierminen, aufhielten. „Wenn aber nicht die Deadra wer dann?“: fragte er sich und hatte dann eine naheliegende Antwort gefunden: „Banditen womöglich.“ Er zuckte mit den Schultern und richtete seinen Blick wieder nach vorne, nachdem er ein Stückchen durch die hübsch blühende Natur geritten war. Vom Krieg war hier in diesem lauschigen Flusstal nichts zu sehen. Um ihn herum stand alles in voller Blüte, der Himmel über ihm war klar und blau und die kleine Bergkette erhob sich nicht weit vor ihm. Er konnte sogar schon den gut sichtbaren Eingang der Eiermine erkennen. Vor dem Zugang befanden sich ein paar alte Loren und Kisten mit Spitzhacken. Ein kleiner Unterstand mit drei Strohlagern und eine erloschene Feuerstelle. Niemand war zu sehen. Instinktiv streckte Tarrior wieder seinen Geist aus, konnte aber nichts wahrnehmen. Das bedeutete, dass keine weiteren Wachen vor der Mine postiert waren. Was sich jedoch innerhalb der Tunnel abspielte, konnte er nicht spüren. Dafür waren seine Kräfte nicht stark genug. Dazu würde er die Mine ersteinmal betreten müssen. Einige Meter vor dem Eingang brachte er Fryrr zum Stehen.

    Er nahm sich ein Seil und band den Guar an einem dünnen Baum fest. Tarrior war sich sicher, das das Tier selbst ohne Seil nicht weglaufen würde, aber so war er sich wenigstens absolut sicher und brauchte sich keine Sorgen machen. Er strich mit der Hand nochmal über die ledrige Haut und ging dann zum Minenzugang hinüber. Die engen Tunnel und verwinkelten Höhlengänge waren nichts für einen ausgewachsenen Guar. Er wusste es. Die Mine hatte ihm damals gehört. Sie war Teil seiner Landbesitzung Odai-Plateau gewesen. Nach seinem damaligen Verschwinden, als er sich dem Haus Dagoth angeschlossen hatte, hatten sie seinen Landbesitz zerschlagen. Die Siedlung ging an einen Ratsherren und die Minen wurden dem allgemeinen Besitz des Fürstenhauses zugeschlagen. Shulk versorgt seitdem in öffentlichem Auftrag Balmora, während die beiden anderen Eierminen auf der Bitterküstenseite der Berge zum Teil für die Versorgung Hla Oads zuständig waren. Irgendwann jedoch, so hatte er es sich vorgenommen, würde er seinen alten Besitz wieder erlangen, aber natürlich waren im Moment andere Dinge wichtiger. Das Wohl des Fürstenhauses stand zurzeit über seinen eigenen Befindlichkeiten. Zumal das Fürstenhaus, mit seiner Unterstützung für die Bemühungen des Hauses Redoran, dafür sorgte, das die Deadra im Zentrum der Insel festgehalten wurden. Eine Hungersnot oder ein Aufstand in Balmora würde die Lage nur destabilisieren und der Rat würden sich dann nur noch auf die internen Probleme konzentrieren und die kläglichen Reste von Redoran wären allein gegen die deadrischen Horden. Und brächen die Dämonen im Nordwesten durch, war er selbst dann auch direkt betroffen. Seine Plantage würden dann wohl recht schnell brennen. Er fand es erstaunlich, wie viel an der richtigen Versorgung und Planung in so einer Notlage hing. Deshalb war es für ihn auch unbegreiflich, warum das Haus Telvanni sich bisher aus dem Konflikt heraus hielt, als ginge dieser es nichts an. Er schüttelte diese Gedanken jedoch ab, als er sein Ohr an die Tür legte, um zu hören ob sich etwas auf der anderen Seite tat. Doch da war nichts. Kein Geräusch war zu vernehmen, außer dem Wind der durch die Gänge pfiff. Zumindest direkt hinter der Tür war wohl niemand. Er wollte gerade eintreten, als er plötzlich Magie spürte, als sich seine Hand der Klinke genähert hatte. Er zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete den Türöffner misstrauisch.

    „Gut versteckt“: gestand anerkennend ein. Jemand hatte eine magische Falle angebracht. Sie würde ausgelöst, sobald jemand Unbefugtes die Tür öffnen würde. Er konzentrierte sich und beschwor einen etwas stofflicheren Ahnengeist herauf. Eine der großen Fähigkeiten, die seinem Volk im Blut lagen. Er bemühte nicht oft seine Ahnen, aber wenn er Hilfe brauchte, kamen sie fast immer. Er hatte immer an den Ahnenkult geglaubt, schließlich hatte er schon seit seiner Kindheit das Gefühl, das jemand da war, der immer auf ihn aufpasste. Ihm gefiel die Vorstellung, dass die verstorbenen Vorfahren ihren Nachfahren mit Hilfe und Rat zur Seite standen. Er hatte von Dunmern gehört, die mit den Geistern ihrer Ahnen richtig kommunizieren konnten. Er jedoch war, wie die meisten Dunmer übrigens, nur dazu veranlagt die Geister heraufzubeschwören, um sich von ihnen helfen zu lassen. Der grünschimmernde Geist war kaum durchsichtig, wie von ihm gewünscht. Damit hatte er eine recht große Stofflichkeit und würde die Falle auslösen. Höflich bat Tarrior darum und der Geist legte seine geisterhafte, halb verwest aussehende Hand auf die Klinke. Sofort züngelten Flammen empor und der Geist seines Ahnen brannte lichterloh. Einige Augenblicke schlug der Ahne um sich, um sich dann urplötzlich aufzulösen. „Ich hätte ihn nicht gebraucht“: merkte der Dunmer an, aber er hatte ja vorher nicht wissen können, um was für einen Fallenzauber es sich gehandelt hatte. Da Feuer ihm nichts anhaben konnte, hätte ihm in diesem Fall nichts passieren können. Wäre es aber ein Schock- oder noch schlimmer ein Frostzauber gewesen, wäre es wohl nicht glimpflich ausgegangen. So war es doch gut, dass der Ahne ihm zu Hilfe gekommen war. Er öffnete die nun sichere Tür und trat in, das von Fackellicht erschaffene, Zwielicht der Mine. Ein übler fauliger Geruch empfing ihn sofort mit dem nächsten stärkeren Luftzug.

    Die Quelle war auch schnell ausgemacht. Über den Gang, der ins Innere der Mine führte, lagen überall zerschmetterte Kwama-Eier verteilt. Sie waren eindeutig absichtlich zerschlagen worden und der Matsch faulte jetzt vor sich hin. Doch zwischen der Pampe entdeckte er auch die charakteristischen roten Spuren und Flecken, wie sie spritzendes Blut hinterließ. Er nahm ein Stück Stoff und band es sich vor Nase und Mund, um den ekelhaften Gestank nicht einzuatmen, der nur noch gedämpft durch den dicken Stoff drang. Er nahm sich eine Fackel von der Wand und folgte den Spuren der Zerstörung tiefer hinein in die Erde. Neben umgekippten Loren und aufgebrochenen Kisten mit zersprungenen Eiern fand er auch immer wieder zerstörte Eiersäcke der Kwama. Von Toten oder Feinden war bisher jedoch keine Spur zu sehen. Seine geistigen Sinne konnten hier in den Tunneln auch nur wenige Meter weit sehen. Selbst relativ nahe Feinde konnte er somit kaum ausmachen. Außerdem störte irgendetwas seine Wahrnehmung, als gäbe es Überlagerungen. Er schob es auf die engen Tunnel und verscheuchte die Gedanken daran, denn etwas anderes erregte seine Aufmerksamkeit. Als er um eine Ecke bog, schlug ihm ein derart widerlicher Geruch entgegen, dass ihm kurzzeitig der Atem wegblieb. Was er dann sah, ließ ihn erschauern.

    Halb verweste Körper von Kwama in verschiedenen Stadien lagen auf einem Haufen aufgeschichtet, wie achtlos weggeworfener Müll. Arbeiter, Krieger, Kundschafter auch Skribs, allesamt schon eine Weile tot. Und zwischen den insektoiden Kadavern, entdeckte er auch einige Arme und Beine, die zwischendrin herausschauten. „Es hat also auch Tote gegeben“: dachte er laut. „Scheinbar hat jemand die Mine überfallen“: kam ihm in den Sinn. Aber es waren nur wenige Paare an Beinen und Armen, die er entdeckte. Also entweder gab es tiefer in der Mine noch mehr Leichenberge, oder es gab noch Überlebende unter den Minenarbeitern. Er musste es herausfinden. Denn so wie es aussah, hatten die Angreifer absichtlich die Produktion eines ganzen Monats zerstört. Wenn sie die Arbeiter auch noch getötet hatten, dann war es egal, ob er die Mine von ihnen befreite oder nicht. So würden sie die Produktion nie mehr rechtzeitig in Gang bringen. Er wandte seinen Blick von dem Kadaverhaufen ab und folgte den Spuren der Verwüstung weiter ins Innere.

  19. #199

    Morrowind, Umland von Tränenstadt, Amaas

    Amaas war nur eine kleiner Ort mit vielleicht 100 Einwohnern. Die Häuser schmiegten sich an einen kleinen Hügel, während daneben einer der vielen Straßen nach Tränenstadt verlief. Amaas schien ein typisches Dorf in Morrowind zu sein. So genau wusste er es nicht, aber er hatte in seiner Durchreise zumindest ähnliches gesehen. Die meisten Häuser bestanden aus Holz und wirkten dabei eher ärmlich. Angeblich sollte das Fürstentum Dres zu den wohlhabendsten in diesem Land gehören. In Amaas merkte man davon kaum etwas. Ja es gab einige Bauten die einen besseren Eindruck machten. Viereckige Steinhäuser mit glatten Wänden, schrägen Ziegeldächern und kleinen Fenstern. Dabei alle fast baugleich. Ihr aschefarbenes Äußere passte gut in die graugrüne Landschaft.
    Und ob die Dunmer nun in den ärmlichen Hütten oder in den Steinhäusern wohnten, so verband sie doch ein Punkt ... keiner von ihnen ließ sich dazu herab, einen Fremdling und Menschen wie Romulus zu grüßen oder weiterhin wahrzunehmen. Wobei dies für ihn kein Problem war. Vielleicht lag es daran, dass er auch von diesen hochmütigen Mer abstammte oder weil er die andere Seite auch kannte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, bewunderte er sogar die gegenüber allen fremden Einflüssen, resistente Art der Dunmer. Die Nibener hatten fast ganz Tamriel unterworfen und verdrängten die ursprünglichen Kulturen. Wenn man sich dies einmal bewusst war und nicht selbst aus Cyrodiil stammte, war es mit dem Glauben an das Kaiserreich schnell geschehen. Zumindest war dies sein eigenes Wunschdenken. Die Realität sah anders aus. Gerade sein Heimatland hatte sich gut mit der Fremdherrschaft arrangiert. Vielleicht lag es an der zumindest oberflächlichen Ähnlichkeit zwischen den Bretonen und den Menschen aus Cyrodiil. Einige Gemeinsamkeiten wie Sprache und Religion waren ja auch nicht von der Hand zu weisen. Der Graben verlief hier in Morrowind deutlicher.
    Romulus riss sich von seinen Gedanken los uns richtet seinen Blick auf das Bett, auf dem sein Kettenpanzer verteilt lag. Er würde ihn heute nicht tragen. Normale Kleidung und Lederschutz mussten reichen. So war er agiler, er fiel weniger auf und bequemer war es auch. Wenn der Bretone an die gestrigen Ereignisse zurück dachte, war vor allem der zweite Punkt ausschlaggebend. Bei der Erinnerung daran, machte sich kurz ein etwas flaues Gefühl im Magen breit. Umso heftiger packte er seinen Schwertgurt und zog die restlichen Dinge an.
    Geändert von Emerald (02.08.2009 um 15:21 Uhr)

  20. #200

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Shulk-Eiermine

    Die Kwama waren fleißig gewesen. Ihre Arbeiter hatten etliche Stollen tief unter die Erde getrieben. Die Gänge waren befestigt und somit gesichert. Die Minenarbeiter hatten auch hervorragende Arbeit geleistet, wie Tarrior fand. Doch von ihnen fehlte immer noch jede Spur. Seit mindestens einer halben Stunde, wenn nicht länger, folgte er den Spuren der Zerstörung. Aber ein konkreter Wegweiser waren auch die nicht, denn es waren scheinbar sämtliche Gänge verwüstet worden. Es gab nur noch wenige Kwama-Kolonien, die nicht oder nur teilweise beschädigt waren. Die meisten hatte man einfach zerschlagen und damit platzen lassen. Der Inhalt hatte sich dabei großzügig über Boden und Wände verteilt und gammelte stinkend vor sich hin. Auch fand er weitere Leichenhaufen, großteilig Kwama und nur ab und an ein oder zwei Minenarbeiter. Inzwischen war auch an so vielen Abzweigungen vorbeigekommen, dass er sich nicht einmal mehr selbst zurechtfand. Für ihn sahen diese Höhlengänge unter der Erde immer irgendwie gleich aus. Seine eigentlich gute Orientierung ließ ihn Höhlen fast immer im Stich. Meistens verließ er sich deswegen auch, auf seine geistigen Kräfte, wenn er solche Orte aufsuchte, aber hier schien seine Wahrnehmung eindeutig gestört. „Vermutlich sind es die Kwama. Die vielen Lebenssignale auch von den Eiersäcken, scheinen alles zu überlagern“: dachte er, als er einmal mehr zu einer Stelle kam, an der er schon einmal vorbei gekommen war. So geschah es auch, dass er zum wiederholten Mal an einem Leichenhaufen vorbeiging. Ein toter Minenarbeiter steckte kopfüber in einem großen Haufen aus verwesenden Kwama-Kriegern und Kwama-Arbeitern. Doch obwohl er schon zweimal an diesem Haufen vorüber gegangen war, fiel ihm erst jetzt auf, dass dem Toten ein Stückpapier am Hosenbund hing. Er beugte sich mit angehaltenem Atem über die stinkenden Kadaver, bekam das Papier mit zwei Fingern zu fassen und angelte es herüber. Mit einem Keuchen sog er wieder die stickige Tunnelluft ein, als er aus der direkten Nähe des Haufens weg war.

    Er faltete das Papier auseinander und stellte fest, dass es sich dabei um eine grobe Skizze der Mine handelte. Nach ungefähr fünf Minuten fand er sich dann in dem Plan zurecht, als er seine eigene Position, anhand der nahen Tunnel, lokalisiert hatte. Er fand auf dem Plan eine als Gemeinschaftsraum ausgewiesene größere Kammer. „Wenn sie irgendwo sind, dann garantiert dort“: stellte er fest. Die einzig andere größere Kammer, war die der Kwama-Königin und dahin würden sich die Banditen wohl kaum verzogen haben. Mit auf die Karte gerichtetem Blick, damit er sich nicht noch mal verirrte, lenkte er seine Schritte der Kammer entgegen. Er war so in die Skizze vertieft, dass er die sich nähernden Schritte fast nicht bemerkt hätte. Erst als er sich eine Weggabelung näherte, hörte er die schweren Stiefel auf dem felsigen Boden. Er reagierte umgehend. Er löschte die Fackel, indem er mit loser Erde die Flamme erstickte und schob sich in eine dunkle Felsnische. Er selbst war kaum zu erkennen, aber er konnte den Gang von seiner Position aus gut einsehen. Als sich die Schritte schnell näherten, begann sein Herz schneller zu schlagen und er hatte schon Angst, dass es ihn verraten könnte, doch das passierte nicht. Die Person, die sich als älterer Dunmer in einer Hlaalu-Knochenrüstung entpuppte, ging schnellen Schrittes geradeaus weiter. Den Abzweig, in dem sich Tarrior versteckt hatte, würdigte er dabei nicht eines Blickes. Er zählte bis zehn und schob sich dann aus der Nische und folgte dem Mann unauffällig. Er hielt großzügigen Abstand damit man ihn nicht entdeckte. Es dauerte nicht lange, da musste sich Tarrior wieder in eine Nische drücken, als er vor sich plötzlich Stimmen vernahm. Er hatte schon fast geglaubt, dass sie ihn entdeckt hatten, als er plötzlich vor dem Dunmer zwei rothwardonische Wächter entdeckte.

    Er hatte sich noch schnell in die kleine Ausbuchtung gepresst, bevor sie ihn gesehen hatten. Er schloss die Augen und versuchte den Stimmen zu lauschen, die durch den Gang verzerrt zu ihm hinüber klangen. „... der Boss erwartet dich schon. Geh zu ihm. Gor wird dich zu ihm bringen“: brummte einer der Rothwardonen mit starken Akzent und klang verärgert. Tarrior ging das Risiko ein und lugte aus seiner Nische heraus. Er sah wie der andere Rothwardone den Dunmer durch eine Holztür ins Innere einer größeren Kammer begleitete. Als sich der verbleibende Wächter plötzlich dem Gang zuwandte, zog er fast panisch schnell den Kopf zurück. Doch der Mann schien ihn entdeckt zu haben. „Wer ist da?!“: fragte dieser mit lauter Stimme. Anhand dem Geräusch von langsamen Schritten, erkannte Tarrior, das der Mann sich ihm näherte. „Komm raus!“: verlangte er. Sein Herz begann fast schmerzhaft zu schlagen. Sein Atem war nur noch ein ersticktes Keuchen, immer wenn er etwas Luft einsog. Er versuchte sich zu beruhigen und ging noch mal seine Situation durch. Er saß in einer kleinen Nische fest und das ohne weitere Fluchtmöglichkeit. Draußen auf dem Gang war der Rothwardone, der ihn, da war er sich sicher, sofort töten würde. Er könnte versuchen wegzulaufen, aber dadurch wären dann die anderen Banditen gewarnt. Zum anderen hatte er alle Informationen die er brauchte, um ein paar Wächter das Problem beseitigen zu lassen, aber der Gedanke an die Minenarbeiter hielt ihn davon ab, einfach wegzulaufen. „Sie würden sie töten und die Flucht ergreifen, oder sie als Geisel nehmen“: dachte er und damit war niemandem geholfen. „Obwohl eigentlich gehen diese Leute mich nichts an“: wandte er gedanklich gleich wieder ein. Doch noch während er überlegte, wie er sich verhalten sollte und der Meuchler stetig näher kam, bohrte sich vor ihm auf einmal ein Kwama-Kundschafter aus dem erdigen Boden. Sofort erfüllte eine Idee seinen Geist. Fast schon mit instinktiver Geschwindigkeit packte er die wurmartige Kreatur, bevor sie ihn anspringen konnte und warf sie hinaus auf den Gang. Er konnte beobachten, wie sie, wütend wegen des Wurfes, auf den Rothwardonen losging. „Was..? Ah!“: hörte er die raue Stimme. Dann vernahm er ein Geräusch, als wie wenn eine Waffe gezogen würde und ein schleimig schmatzenden Laut. Dann fiel der leblose Körper des Kundschafters vor seine Füße. Das dicke fleischige Gewebe war fast durchgehend gespalten. „Schon wieder so ein verdammtes Drecksvieh. Warum musste der Boss sich auf so einen Auftrag einlassen“: fluchte der Mann in seiner akzentreichen Aussprache. Anhand der Schritte, erkannte Tarrior das der Gegner sich wieder entfernte. Die Frage was es mit diesem ominösen Auftrag auf sich hatte, verschob er auf später, denn jetzt musste er die Gelegenheit nutzen.

    Mit einem Blick überzeugte er sich davon, dass der Kollege des Rothwardonen noch nicht zurückgekehrt war und sein neues Ziel ihm den Rücken zugewandt hatte. So leise wie möglich schlich er schnell hinter ihm her. Zog noch währenddessen das Schwert. Und erst als Tarrior schon ganz nahe war, bemerkte der Mann die leisen scharrenden Geräusche der Chitin-Stiefel auf dem Boden. Doch da war es schon längst zu spät. Der Gegner hatte sich nicht einmal halb umgedreht, da rammte er ihm auch schon das Schwert in den Rücken. Sein Lächeln wurde breit, als es durch die einfache Lederrüstung drang und direkt ins Fleisch stieß. Sein Opfer wollte zu einem Schrei ansetzen, doch er packte ihn schnell von hinten und hielt ihm den Mund zu. „Verdammter unehrenhafter Dunkelelfenbastard. Ich spucke auf dich“: keuchte der Mann zwischen Tarriors Fingern hervor und starb. Der Stich musste die Lunge durchstoßen haben. Zu seinem Glück war die Lederrüstung am Rücken nicht sehr stark gewesen. Der Mann hatte sich offenbar auf einen frontalen Nahkampf eingestellt. Tarrior bevorzugte diesen zwar auch, aber ein offener Kampf war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Einen solchen Kampf hätte nämlich garantiert gleich jeder gehört. Und so weit er wusste gab es hier mindestens drei weitere Gegner und er war sich sicher, das es mindestens noch ein halbes Dutzend weiterer Gegner geben musste, von denen er noch nichts wusste. Er entledigte sich dem Toten in der Nische und öffnete dann langsam die Holztür zur Kammer, aber nur einen Spalt breit, damit er hinein sehen konnte. Tatsächlich hatte er mit seiner vorherigen Vermutung fast Recht. Es waren noch fünf andere Rothwardonen in der Kammer. Sie hatten entweder in irgendeiner Ecke einen Schlapfplatz bezogen oder saßen um ein zentrales Lagerfeuer herum und brieten Kwama-Eier, die sie scheinbar aus den überall verstreuten, aufgebrochenen Kisten entnommen hatten. Sie waren in die gleichen Lederrüstungen gehüllt, wie der andere Rothwardone sie getragen hatte und gehörten wohl zu einer Bande.

    „Anscheinend kommen sie aus Hammerfell. Aber was haben Banditen aus Hammerfell ausgerechnet hier auf Vvardenfell zu suchen, noch dazu in irgendeiner Eiermine“: fragte er sich. Sein Blick fiel dabei auf ein Zelt, welches sie hier IN der Höhle aufgeschlagen hatte. Während er es Stirn runzelnd betrachtete, trat jemand heraus. Es war der andere Wächter. Sofort schloss er die Tür und stellte sich an den Rand. Sodass, wenn die Tür aufgehen würde, er sich dahinter befände. So verharrte er einige Minuten bis das Knarren der Scharniere verriet, das sich der Feind näherte. Instinktiv schlossen sich seine Hände um den Schwertknauf und verkrampften sich regelrecht darum. Er hasste solche Situationen. Der Rothwardone trat aus der Kammer und schloss die Tür wieder hinter sich, als diese noch nicht ganz ins Schloss gefallen war, entdeckte er ihn. Die Augen des Mannes weiteten sich erschreckt und überrascht zugleich. Sein Mund stand weit offen. In Bruchteilen von Augenblicken legte sich ein dämonisches Grinsen auf Tarriors Züge, denn er hatte wieder eine Idee. Er sprang sofort vor, warf den Banditen um und presste ihm die Handfläche auf Mund und Nase. Dann entfesselte er mit einem konzentrierten Feuerstoß seine Magie. Innerhalb von Sekunden fegte der Stoß durch die Atmungsorgane des Rothwardonen und verbrannte ihn von innen heraus. Unter Tarriors Händen starb der Krieger einen schmerzhaften Tod. Als seine Augen brachen, erhob sich der Dunmer und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Nun hatte er erst einmal Zeit sich über das weitere Vorgehen klar zu werden. Er ging wieder hinüber zur Tür und schob sie erneut ein Stückchen auf, um die Lage zu sondieren. Das Lagefeuer befand sich im Zentrum der Höhle. Zwei Leute saßen dort und bereiteten das Essen vor. Ihm ungefähr gegenüber auf der anderen Seite der Kammer befand sich das Zelt, indem wohl ihr Anführer residieren musste und gerade den unbekannten anderen Dunmer empfing. Ein weiterer Rothwardon war damit beschäftigt eine große mit Fässern und Kisten vollgestellte Fläche zu untersuchen. Es handelte sich dabei scheinbar um das Lager der Mine in der die Eier und die Vorräte aufbewahrt wurden. Wieder ein anderer Bandit hatte sich auf einer Schlafmatte ausgestreckt und schien zu ruhen. Den letzten Gegner, den er ausmachen konnte, entdeckte er vor einer weiteren Tür. Nach einem Blick auf die Skizze war klar, dass sich dort noch eine mittelgroße Kammer befand, die einstmals als Unterkunft der Minenarbeiter gedient hatte.

    Das Verhalten des Rothwardonen ließ darauf schließen, dass er sie bewachte. „Vermutlich haben sie dort die Arbeiter eingesperrt, die sie nicht getötet haben“: überlegte Tarrior und ließ seinen Blick nochmals durch den Raum schweifen. Allein wäre es Selbstmord sich gegen diese Übermacht an scheinbar durchtrainierten Banditen zu stellen. Vermutlich würde er sterben, bevor er überhaupt einen der anderen getötet hätte. Wenn er es jedoch schaffte die Arbeiter zu befreien, so hätte er durchaus eine gute Chance dem Feind entgegenzutreten. Er selbst befand sich auf einem Vorsprung oberhalb des unter ihn befindlichen Höhlenbodens. Ein kleiner Felsweg führte von rechts an der Wand entlang nach unten zum Lagerbereich der Höhle. Links von ihm, wo sich auch unter ihm die Tür befand, ging es jedoch ein Stück steil abwärts. So würde er für jeden sichtbar den Weg nach unten nehmen und auch noch die Höhle durchqueren müssen. Man würde ihn höchstwahrscheinlich entdeckt habe, bevor er überhaupt unten in der Höhle ankam. Sein Blick glitt weiter und blieb an einigen dicken Seilen hängen. Er folgte ihnen. Sie waren einmal im Boden verankert, führten dann nach oben durch einen Eisenring und hielten ein großes Netz unterhalb der Höhlendecke. Eines der Seile verlief genau links von der Tür mit leichter Neigung nach unten. „Wenn ich an ihm herunterrutsche, dann ist die andere Tür nur noch einige Schritte entfernt“: dachte er zuversichtlich, denn zusätzlich ermöglichte eine Gruppe von Felsen einen guten Sichtschutz. Aber er würde eine Ablenkung brauchen. Wenn er es ungesehen nach unten schaffte, würde er ansonsten dort festsitzen. Und tatsächlich schienen die Götter es gut mit ihm zu meinen. Denn plötzlich brach ein lautstarker Streit aus. Er war durch die ganze Kammer zu hören.

    „Wenn wir die verdammte Königin gleich getötet hätten, dann müssten wir jetzt auch nicht hier herum sitzen. Den Männern ist langweilig und die versprochene Belohnung haben wir immer noch nicht erhalten. Und jetzt kommt ihr und sagt das wir hier noch weitere zwei Wochen ausharren sollen!“: hörte er eine fast akzentfreie Stimme durch die Kammer schallen. Kurz darauf flog der unbekannte Dunmer aus dem Zelt hinaus und landete im Dreck. Er rappelte sich jedoch schnell wieder auf. Ein ziemlich hoch gewachsener Rothwardone folgte ihm nach draußen. „Das muss der Anführer sein“: vermutete Tarrior folgerichtig. „Ihr Idiot. Wenn ihr die Königin getötet hättet, dann wäre die Mine für meinen Herrn nutzlos geworden. Ihr habt euren Auftrag. Es war keine Dauer vereinbart worden, ihr hättet damit rechnen müssen, dass es eventuell länger dauert. Also macht nicht uns für euren Denkfehler verantwortlich, Söldner! Und euer Gold werdet ihr bekommen, wenn diese Sache hier erledigt ist. Und bis dahin werdet ihr hier bleiben!“: schrie der Dunmer nun ebenfalls. Eine solche Behandlung schien er sich nicht gefallen zu lassen. Tarrior hingegen fand es ziemlich leichtsinnig, das er inmitten einer Gruppe von Söldnern deren Anführer beleidigte. Andererseits verschaffte ihm dieser Streit einige interessante Informationen. Zwar warfen diese weitere Fragen auf, aber scheinbar steckte mehr dahinter, als ein simpler Überfall. Auf jeden Fall handelte es sich hier nicht um Banditen, wie er erst vermutet hatte, sondern um Söldner, die jemand für den Überfall bezahlt haben musste. Und dieser Jemand hatte noch etwas mit der Mine vor. Wäre es nämlich darum gegangen die Produktion lahm zu legen, hätten sie nur die Königin töten müssen. Doch da das offenbar nicht passiert war, musste die Mine wohl noch eine Rolle spielen. Tarrior ließ seinen Blick noch einmal durch die Kammer schweifen. Inzwischen waren die Söldner herbei geeilt und hatten sich um ihren Anführer und den Unbekannten gesammelt. „Das ist meine Chance“: dachte er und schob sich an der Tür vorbei, schloss sie leise und macht einen Satz auf das Seil zu.

    Er bekam es gerade so zu fassen und wäre beinahe noch abgerutscht, doch dann gelang es ihm mit beiden Händen zu zupacken. Das Seil vibrierte und schwankte leicht, doch keinen fiel es auf. Die Söldner waren zu sehr auf das Geschehen in der Höhlenmitte konzentriert. Langsam hangelte er sich herab. Zum Glück hing er nicht sehr hoch, weshalb er sich bald ohne Gefahr fallen lassen konnte. Seine Hände öffneten sich und mit einem dumpfen Geräusch kam er mit den Füßen auf dem Boden auf. Schnell warf er sich hinter die Felsengruppe, die er von oben gesehen hatte. Einer der Söldner schien das Geräusch gehört zu haben, zumindest wandte er seinen Blick urplötzlich in seine Richtung. Er blieb ganz ruhig sitzen und hoffte darauf, dass der Mann ihn nicht entdeckt hatte. „Was ist los?“: fuhr der Anführer den Mann an. „Nichts Boss. Ich dachte nur, dass ich etwas gehört hätte“: antwortete der Untergebene kriecherisch. Er schien Angst vor dem Anführer zu haben. „Pah wahrscheinlich noch eine dieser Wurmkreaturen. Warum habe ich mich überhaupt für diesen Auftrag gewinnen lassen? Wir sind stolze Krieger aus Hammerfell und wir sind gewiss zu höherem geboren, als diese elenden Minenarbeiter abzuschlachten, die eine Waffe nicht einmal richtig halten können. Sagt eurem Herrn, dass wir nicht noch länger hier herum sitzen wollen. Er soll uns endlich entlassen und mit dem Gold rüber kommen“: verlangte der hoch gewachsene Rothwardone. „Ihr dreckigen Barbaren wollt euch tatsächlich stolz nennen? Das ich nicht lache. Wie ich bereits sagte, ihr habt einen Auftrag zu erfüllen und erst dann gibt es das Gold. Wie könnt ihr es überhaupt wagen irgendwelche Forderungen zu stellen? Ihr könnt froh sein das euch mein Herr mit einer solchen Aufgabe betraut hat. Und wenn ihr es wagen solltet, euch gegen ihn zustellen, könnte es passieren, dass ihr schon Morgen am Galgen baumelt. Also gebt Ruhe und erfüllt eure Aufgabe, wie sie vereinbart wurde!“: reagierte der Dunmer nur darauf. An Selbstbewusstsein schien es ihm nicht zu mangeln.

    Tarrior schlich derweil zu der anderen Holztür hinüber. Er hatte schon die leise Hoffnung das sie sich gegenseitig umbringen würden, doch der Anführer der Söldner schien klein bei zu geben. Wenn auch mit sichtlich unterdrückter Wut. Tarrior kramte grinsend den einen einfachen Schlossöffnungszauber, den er beherrschte, aus dem Gedächtnis. „Nun gut. Wir werden ausharren, aber sagt eurem Herren, dass er dann das Gold auch ohne Mätzchen bezahlen soll. Sollte er versuchen uns über den Tisch zu ziehen. Dann kann ihm seine Leibwache auch nicht mehr helfen. Und DU. Sprich noch einmal so mit mir und ich schneide dir deine verfluchte Dunkelelfenzunge heraus!“: drohte der Söldnerhauptmann. Der Dunmer schien nun doch etwas Angst zu bekommen und nickte eifrig und verabschiedete sich. Während Tarrior durch die Tür in die angrenzende Höhle schlüpfte und sie hinter sich ins Schloss zog, spieen die Rothwardonen allesamt aus, während der unbekannte Dunmer wütend das Wort „Primitivling“ zischte, als er ging. Doch das bekam er nicht mehr mit, denn er sah sich nun von mehr als einem Dutzend roter Augenpaare umringt.

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