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Mythos
Aschland, Foyada Bani-dad, Sha-Adnius
Tarrior kannte ihn und nur wenig später fiel ihm auch der Name wieder ein: „Aytor!“ Der Nord schaute ihn fragend von der Seite an. Mit knirschenden Zähnen beantwortete der Dunmer die stumme Frage: „Das ist der Schüler von Behram Meradanz.“ Der Nord sog scharf die Luft ein, während der Bretone näher kam. „Es ist schön, dass ihr euch noch an mich erinnern könnt, obwohl es schon einige Wochen her ist, seit wir uns in Ebenherz sahen. Sagt, wie ist es euch ergangen? Vvardenfell hat sich seit eurer Abreise gewiss verändert“: begann der junge Mann ein Gespräch in einem höflichen Ton. Tarrior ging nicht darauf ein: „Was wollt ihr hier, wie habt ihr mich gefunden?“ Aytor zog seine Augenbrauen zusammen und die freundliche Maske, die er aufgesetzt hatte, wich einer eher kalten, geschäftigen Miene. „Glaubt ihr es bleibt unbemerkt, wenn ein Ratsherr von Haus Hlaalu unbedingt nach Maar Gan will und sich zu diesem Zweck sogar einen spektakulären Zweikampf mit dem Anführer einer großen Magischen Miliz liefert? Wir kamen kurz nach euch in Maar Gan an und es war ein Leichtes für mich, euch zu folgen, nachdem ihr euch über die Felswand abgeseilt und weggestohlen habt. Ich muss euch wirklich danken, dass ihr uns hierher geführt und uns sogar die Wächter aus dem Weg geräumt habt. Vielmehr muss ich sogar noch dafür danken, dass ihr dieses kleine Schriftstück für mich gefunden habt. Ich hätte ansonsten danach suchen müssen. Und nun gebt es her und liefert uns den alten Mann aus, dann können wir über diese kleine Unbotmäßigkeit von eurer Seite hinwegsehen, dass ihr euch Meister Meradanz widersetzt habt“: beantwortete der Bretone Tarriors Fragen. „Wer sind denn eigentlich ‚wir‘?“: wollte der Dunmer wissen, dachte aber schon darüber nach, wie er hier heraus kommen sollte. Der Bretone war gewiss nicht allein. „Nun ja. ‚Wir‘ sind zum Einen meine Wenigkeit und diese vier Herren hier, ihre schwere Rüstungen und ihre großen Waffen“: er deutete auf vier Wächter mit Telvanni-Helmen in Dwemer-Rüstungen, die nun aus dem Schatten des Gangs in die Höhle traten:“ und zum Anderen auch Meister Meradanz, der in Maar Gan einigen „Geschäften“ nachgeht.“ „Ihr verfluchten Bastarde ich weiß alles über eure Machenschaften“: schrie er den Bretonen an, doch versuchte er eigentlich noch etwas Zeit zu schinden, um eine Lösung zu finden. „Das bezweifle ich Serjo Gildres. Ihr versteht wahrscheinlich nicht einmal die Tragweite eurer eigenen Rolle. Aber nun ist es genug. Wir müssen noch ein Luftschiff bekommen. Übergebt uns den Nord und das Schriftstück freiwillig oder wir werden Gewalt anwenden müssen“: forderte Aytor. Seine Schergen zogen ihre Waffen – Langschwerter und Streitäxte nach dwemerischer Machart. Tarrior blickte zu dem Nordmagier an seiner Seite hinüber. Er sah entschlossen aus. Sie nickten sich zu. „Ohne einen Kampf werden wir hier nicht herauskommen“: dachte er und rief: „Ich sagte doch, dass ihr das Schreiben nur über meine Leiche bekommt und für den Magier gilt das Gleiche.“ Das Gesicht des Bretonen verzerrte sich einen Augenblick vor Ärger. „Angriff!“: befahl er und die Schergen stürmten los.
„Das habt ihr euch so gedacht“: erklang Jonicus‘ Stimme. Der Nord erhob die Hände und murmelte ein paar Worte. Aus dem Sandbecken, über das die Angreifer gerade zu ihnen übersetzen wollten, brachen drei Skelette bewaffnet mit Glaskolben und Glasstreitäxten heraus. Die überraschten Meuchler gerieten sofort in eine Kaskade aus niederprasselnden Schlägen. Die Dwemer-Rüstungen waren dick und stabil, aber einige Treffer fanden die Lücken im Rüstzeug und konnten blutige Wunden schlagen. Tarrior zog sein Schwert und stürzte sich in den Kampf. Der Nord hingegen begann mit Angriffszaubern unterstützend in den Kampf einzugreifen. Tarrior befürchtete aber, dass da nicht mehr viel kommen würde. „Er ist garantiert so geschwächt wie ich“: dachte er. Zwar konnte er zwischenzeitlich etwas ausruhen und einen Trank zu sich nehmen, aber er war vom Kampf gegen die Untoten und dem langen Marsch noch sehr erschöpft. Was die Magie anging musste es dem Nord mindestens ebenso gehen. Dieser Kampf musste ein schnelles Ende finden und so warf sich der Dunmer gleich mit aller Kraft gegen einen seiner Gegner und ließ den schwerfälligen Koloss taumeln, während er mehrere schnelle Schläge gegen ihn prallen ließ. Der Gegner rückte damit direkt in Jonicus‘ Schussfeld und ein Kugelblitz schlug kurz darauf in die Rüstung ein. Ein Schmerzensschrei war zu hören. Offenbar bewusstlos sank der Feind zu Boden. Allerdings war das kurze Stärkegleichgewicht nicht von langer Dauer, als Aytor mit einem eigenen Blitzschlag ein Skelett frontal erwischte und der Erweckungszauber unter der Wucht der Zerstörungsmagie kleinbeigab. Das Knochengerüst fiel in sich zusammen. Tarrior focht derweil mit einem weiteren Schergen und dessen Langschwert und sie schenkten sich Nichts. Mehr als einmal verkeilten sich die Klingen ineinander, als Block auf Schlag und Schlag auf Block folgten. Der Mann unter dem Kopffüßerhelm wusste was er tat und gab sich auch keine direkte Blöße. Während der Dunmer also alle Hände voll zu tun hatte, kämpften die verbliebenen Skelette erfolgreicher und drängten ihre beiden Kontrahenten etwas zurück. Aytor und Jonicus selbst bewarfen sich mit Zaubern oder verhinderten zumindest mit Schilden, dass der jeweils andere in den Kampf eingreifen konnte. Ein Erfolg verbuchten die Diener von Meradanz‘ erst als einer der Kämpfer seinem gegenüberstehenden Skelett den Waffenarm abschlug. Als er ihm nachsetzen wollte, traf ihn allerdings das andere Skelett mit seinem Glaskolben von der Seite am Kopf. Der Helm fing zwar den Angriff ab, aber ein großes Stück des Materials brach heraus und gab den Blick auf das blasse Gesicht darunter frei. Tarrior wollte diese Gelegenheit nutzen und verschaffte sich durch einen Rundumschlag etwas Raum und lief zum Gegner mit dem angekratzten Helm hinüber. Er war noch vom Angriff des Skeletts benommen, sodass er Tarrior erst bemerkte, als es zu spät war. Der Dunmer kam heran, drückte seine Hand in das Loch und ließ einen konzentrierten Feuerstoß gegen den Kopf seines Opfers los. Sofort breitete sich der Zauber unter dem Helm aus. Schreiend und versuchend sich den Helm abzureißen rollte sich der Krieger auf dem Höhlenboden. „Bleiben noch drei“: zählte Tarrior in Gedanken.
Das armlose Skelett verlor in diesem Moment allerdings auch seinen Kopf und war damit aus dem Spiel. Er und ein weiteres Skelett mit einem Glasstreitkolben gegen zwei schwer gerüstete Gegner. Die beste Chance für einen Sieg bestand in einem gemeinsamen Angriff. Der Streitkolben war kaum geeignet die dicken Rüstungen der Angreifer zu durchdringen. Er musste versuchten, dass die Gegner ihre Deckung gegen den Kopf fallen ließen. Das Problem bestand allerdings darin, dass er einen der beiden Angreifer dafür aus den Augen lassen musste und da der Mann mit dem Langschwert durchaus damit umzugehen verstand, war Tarrior nur wenig geneigt dies zu tun. Lauernd standen sie sich gegenüber und warteten auf einen Zug des jeweils anderen. „Bei den Göttern! Hampelt dort nicht rum. Ihr werdet dafür bezahlt, dass ihr mit euren Waffen zuschlagt und verstümmelt und nicht ein Tänzchen mit euren Gegnern beginnt. Wir haben nicht ewig Zeit. Stürzt euch auf sie“: forderte Aytor, der weiterhin halbuntätig am Rand des Sandbeckens stand und den Schild aufrechterhielt. Tarrior leckte sich die Lippen, packte sein Schwert fester und stürzte nach vorne los. Er hielt direkt auf den Schwertkämpfer zu, der sich bereits mit einem Bein abstützte und für einen Block bereithielt. Das Skelett rannte synchron mit ihm los. Auch der andere Kämpfer machte sich auf den Angriff gefasst, allerdings tat der Dunmer dann etwas, womit sie offenbar nicht gerechnet hatten. Er drehte kurz zuvor ab und führte aus dem Lauf heraus einen Streich gegen den Kontrahenten des Skeletts, worauf dieser nicht gefasst war. Taumelnd kassierte er einen Streich quer über den Brustpanzer, nur einen Augenblick später war auch der Schlag des Knochendieners heran. Der Streitkolben flog auf den Kopf zu und erwischte in einer Bewegung von unten das Kinn des Mannes. Tarrior mochte sich den Schmerz nicht einmal vorstellen, als es Meradanz‘ Scherge von den Füßen holte und nach hinten umwarf. Der andere Gerüstete nutzte allerdings seine Chance, sprang vor und köpfte auch das letzte Skelett. Tarrior schaffte gerade noch sein Schwert auf Brusthöhe zu bekommen, bevor der Krieger aus der Bewegung heraus den Schlag noch gegen ihn verlängerte. Wieder prallten die Klingen gegeneinander. In diesem Moment fiel der Schild um ihn herum zusammen. Der Dunmer wunderte sich, aber brachte seinen Gegner zwischen sich und Aytor, der offenbar die Chance schon ergreifen und einen Zauber schleudern wollte. Er selbst konnte Jonicus nun nicht mehr sehen, da er ihm den Rücken zugewandt hatte. Er hörte allerdings Schritte, die die Felstreppe hinunter eilten. Plötzlich hüllte ihn roter Rauch ein und ein außerordentlich bedrohliches Knurren erklang. Als er aus dem Augenwinkel heraus dann einen riesigen Berg aus Fleisch, Schuppen und Muskeln mit rasiermesserscharfen Zähnen und Klauen neben sich bemerkte, setzte sein Herz für einen Moment aus und vor Schreck stürzte er in den Sand. Das war auch besser, wie sich kurz darauf herausstellte.
Die Bestie stürmte achtlos über die Stelle, an der er gestanden hatte, hinweg und fiel umgehend den letzten von Behrams Kriegern an. „Ich hoffe das hilft“: hörte er die Stimme des Nord hinter sich, der ihm auch wieder auf deine Beine half. Die Stimme und die Hand des Magiers zitterten. Seine Augen waren eingefallen und wiesen einen dunklen Rand auf. Er musste sich für diese Beschwörung völlig erschöpft haben. Doch jetzt schien sich das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden und sie wollten es endlich zu Ende bringen. Da der Daedroth sich nun mit dem Gerüsteten amüsierte, wandten sich Tarrior und Jonicus dem jungen Bretonen Aytor zu, der nun völlig schutzlos war und ihnen den Weg aus der Höhle versperrte. Er schien allerdings kaum beeindruckt. Tarrior fühlte wie Jonicus neben ihm noch einen schwachen Blitzzauber konzentrierte. Er selbst wollte dem nicht nachstehen und unterstützte das Vorhaben mit einem starken Feuerball. Die Energie zeigte sich bereits stofflich als Aureole um ihre Hände. Sie streckten sie gerade vor und wollten die Magie loslassen, um Behrams Lehrling das verächtliche Grinsen aus dem Gesicht zu wischen, als dieser zwei dicke Schriftrollen von seinem Gürtel zog und sie mit einer geschickten Bewegung so warf, dass sie sich noch im Flug selbst aufrollten. Leuchtende daedrische Runen waren darauf zu sehen. Tarrior erkannte, worum es hier ging und feuerte den Zauber ab. Doch bevor diese ihr Ziel erreichen konnten, wuchsen zwei Zenturio-Sphären begleitet von einer weißen Wolke aus der Schriftrolle heraus. Die Zauber schlugen in die beiden Animunculi ein, die sich davon nur mäßig beeindruckt zeigten. Tarrior wusste, dass die Legierung nicht allzu anfällig gegen Zauber war. Außerdem hatten Maschinen kein empfindliches Fleisch, das durch Schock- oder Brandwunden geschädigt werden konnte. „Das sieht Behram ähnlich“: keifte Tarrior und erinnerte sich an den Animunculi-Diener damals bei ihrem ersten Treffen. Ein lautes Knirschen erklang in diesem Moment. Jonicus, er und auch Aytor richtete ihren Blick wieder auf den Daedroth, dem zwar das Langschwert seines Gegners tief in der Brust steckte, der aber diesem gerade den Helm und die Hälfte des Gesichtes weggerissen hatte. Mit wütendem Brüllen stürzte sich die daedrische Bestie auf die rechte der beiden Maschinen. Ihre Oberfläche begann lila zu leuchten. Tarriors Augen begannen sich zu weiten. Er schaute zu Aytor hinüber, dessen Hand ebenfalls leuchtete. Ein Lächeln stand in seinem Gesicht.
„Jonicus ruf den Daedroth zurück!“: rief Tarrior noch, doch die Bestie biss sofort in die dürren ausgefahrenen dürren Glieder des Animunculus und riss den Körper auf. Eine lilafarbene Welle übertrug sich vom Körper der Dwemer-Maschine auf den Dämon aus dem Reich des Vergessens. Er kreischte, zerdrückte noch den Kopf der Sphäre und zerstob in einer roten Wolke. Die andere Sphäre rollte sofort zu einem Angriff heran und hatte es offenkundig auf Jonicus abgesehen. Der Nord selbst keuchte, sodass Tarrior, dem es kaum besser ging eingreifen musste und sich dazwischen warf. Mit einem Zischen fuhr die Sphäre eine lange Klinge aus. Tarrior parierte sie mit seinem Langschwert im rechten Moment und ließ sich auf ein Kräftemessen mit den mechanischen Muskeln dieses Gegners ein. Die Maschine war ihm physisch nach den ganzen Kämpfen ganz klar überlegen, denn sie besaß keine Ausdauer und würde das Duell schon sehr bald gewinnen. Sie brauchten Magie und wenn es ihr letzter Rest war. Auch Aytor hatte viel Magie verbrauchen müssen, um diese Gerätschaften zu beschwören. Sie mussten diesen Gegner einfach überwinden. „Jonicus. Habt ihr noch Kraft für einen Zauber?“: fragte Tarrior der Nord, der hinter ihm stand und ziemlich keuchte. „Ich… ich bin… fast am Ende, aber für eine Attacke dürfte es noch reichen“: antwortete er. „Ich werde gleich die Waffe der Sphäre freigeben, dann legte eure letzte Kraft in einen Frostzauber und friert dieses Ding ein“: presste der Dunmer zwischen den Zähnen hervor. Seine Arme taten weh und er konnte die Klinge kaum noch halten. Er hatte auf der Rückreise nach Vvardenfell ein Buch gelesen, dass die Expedition in eine Dwemer-Ruine beschrieb. Dort stand auch drin, wie man Animunculi außer Gefecht setzen kann. Tarrior hatte die Taktik noch weiter entwickelt. Hoffentlich funktionierte das alles, wie er sich das vorstellte.
Er und der Nord tauschten noch ein Nicken aus und dann ließ Tarrior die Deckung fallen und rollte sich zur Seite ab. Der Animunculi ließ sich davon nicht beirren und wollte den Angriff auf den Nord wieder aufnehmen, doch dieser hielt bereits den Frostzauber bereit. Eine weiße Wolke hüllte die Maschine völlig ein und legte den Mechanismus im Inneren völlig lahm. Zwar funktionierte das Gerät nicht mit Dampf, aber eine vereiste Mechanik, kann auch nichts bewegen, weshalb damals beim Überflug über die Jeralls auch die Anlagen des Luftschiffes stets von Eis freigehalten werden mussten. Allerdings war der Zauber offenbar nicht stark genug. Ein Ruckeln ging durch die Sphäre und der Schwertarm begann sich mit abgehackten Bewegungen wieder zu bewegen. Tarrior handelte umgehend, konzentrierte Magie in der Hand und setzte einen letzten Feuerball gegen das Gerät. Es gab noch ein kurzes Zischen, bevor der Animunculus im nächsten Augenblick geradezu aufgesprengt wurde und als leblose, aufgerissene Hülle zurückblieb. Tarrior sah ein großes Zahnrad herausspringen, das dann irgendwo im hinteren Teil der Höhle verschwand. Sein Plan war aufgegangen. Der plötzliche Unterschied zwischen Kälte und Hitze hatte selbst das Metall der Dwemer zumindest an den Nähten nicht vertragen. Er sah zum Nord hinüber, doch Jonicus brach in diesem Moment offenbar vor Erschöpfung zusammen. Er entschied sich, sich um ihn zu kümmern, sobald sich die Angelegenheit hier geklärt hatte. Sofort richtete er seine Augen auf den jungen Bretonen, der mit etwas fassungslosem Blick, den Zugang zu den Tunneln blockierte. Tarrior erhob sich. Sein Blick spiegelte den Hass, den er im Moment empfand, deutlich wieder. Aytors Augen irrten hin und her und dann begann er mit den Zähnen zu knirschen. Im Näherkommen sah Tarrior, dass auch ihm Schweiß das Gesicht herunterlief. Der Dunmer war überrascht, als der Magier das Wort an ihn richtete: „Unglaublich, dass ihr mich dazu zwingt. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr und der alte Mann solche Probleme machen würdet. Meister Meradanz hatte also Recht.“ „Dann war euer Meister intelligenter als ihr. Es wird Zeit diese Sache hier zu beenden, Aytor“: brüllte Tarrior und präsentierte die Klinge. Der Bretone kniete sich plötzlich hin und ein diabolisches Lächeln huschte über sein Gesicht, bevor es sich in tiefer Konzentration verhärtete. „Ohja Serjo Gildres. Zeit diese Sache zu beenden“: sagte er und zog noch eine dritte Rolle, die er am Gürtel hinter seinem Rücken getragen hatte. Sie war noch wesentlich dicker als die anderen Beiden und er entrollte sie ebenso gekonnt.
Tarrior war zu erschöpft um etwas zu unternehmen. Aus der weißen Kaskade wuchs vor ihm ein kolossaler Dampf-Zenturio in die Höhe. „Es war noch nie nötig ihn einzusetzen, doch ihr zwingt mich dazu. Ihr habt meinen Respekt verdient, doch jetzt ist es vorbei mit euch“: sagte Aytor, der neben dem Zenturio auftauchte und ebenso eingefallen aussah, wie der Nord. Tarrior sah dem metallenen Monstrum entgegen. „Es ist aus“: dachte er. Gegen diesen Gegner konnte er und konnte er vor allem in seinem jetzigen Zustand nicht ankommen. Ein stechender Schmerz fuhr durch seinen Kopf und die Höhle verschwamm in gleißendem Weiß. „Wie schwach du geworden bist. Besiegt von einem Fremdländer? Jämmerlich!“: sagte er eine spöttische Stimme. Die Vision ging genauso schnell vor rüber wie sie gekommen war. „Ich muss mich zusammenreißen. Niemand besiegt einen Dagoth!“: dachte er und packte das Schwert fester. Getrieben von blinder Wut stürmte er vor. Seine Zauberkraft war erschöpft, doch seine Wut war es lange nicht. Er stürzte sich mit manischem Gebrüll auf den Animunculi und hieb mit ungezügelter Gewalt auf den Metallkörper ein ohne auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Knirschend holte er mit seinem rechten Arm aus, der nicht in einer metallenen Hand sondern einer riesigen mit stachelbewehrten Kugel auslief, die jeden Streitkolben als lächerlichen Fleischklopfer vorführte. Es bedurfte nur eines Hiebs, den Tarrior in seiner Raserei nicht kommen und ihn deshalb direkt und unabgebremst traf, um ihn durch die Höhle zu schleudern. Er konnte nicht mehr atmen, sein Körper war ein Schmerz und kurzerhand schwanden ihm die Sinne. Doch nicht für lange. Unsanft wurde er in das Wachen zurückgeholt. Er sah in das ausdruckslose Gesicht Aytors.
Seine Häme war verflogen, doch zu guter Letzt hatte er doch noch gesiegt. Tarrior hasste ihn, Meradanz und vor allem sich selbst dafür. Er versuchte sich zu bewegen, doch alles tat ihm weh, außerdem schien man seine Hände gefesselt zu haben. Als er versuchte sich auf Magie zu konzentrieren, bemerkte er an dem Schmerz an seinen Handgelenken, dass es wohl Sklavenfesseln sein mussten. „Er ist fixiert“: hörte er eine Stimme hinter sich, die bald darauf in sein Gesichtsfeld trat. Es war einer der Schergen, der offenbar wieder zu Bewusstsein gekommen war und scheinbar hatten sich auch noch zwei andere erholt, obwohl der Eine mit seinen schweren Brandwunden vermutlich einer weiterführenden Behandlung bedürfte. Der vierte Wächter, den der Daedroth erwischt hatte, lag noch immer tot im Staub. Die beiden Anderen waren gerade dabei Jonicus zu fesseln. Der Nord starrte ins Leere und sah fertig aus. „Wir haben nur ein Paar Sklavenfesseln dabei. Wie sollen wir den Magier ohne die sicher fesseln?“: fragte einer von Aytors Begleitern. Der Bretone wandte sich von Tarrior ab und ging zu dem Nord herüber. Er ließ sich von dem Kämpfer eine Axt geben. „Denkt doch mal nach. Wenn wir hierhergekommen sind, obwohl wir nur ein Paar Fesseln mithaben und ich euch anweise den Dunmer damit zu fesseln, was denkst du, soll wohl mit dem Nord gemacht werden?“: herrschte er seinen Untergebenen an, holte mit der Streitaxt aus und schlug sie Jonicus direkt in den Schädel. Blut spritzte aus der Wunde und der Nord kippte mit geschlossenen Augen zur Seite. Ein bedrücktes Schweigen trat ein, während Aytor die blutige Streitaxt seinem Krieger wieder in die Hand drückte. „Macht euch gefälligst nützlich. Holt die Guare hier herein und ladet die Leichen und die kaputten Zenturio-Sphären auf. Meister Meradanz bringt uns um, wenn wir seine Maschinen hier zurücklassen. Und dann zündet hier alles an. Verbrannte Erde. Ich will, dass keine Spuren übrig bleiben. Na los macht schon“: bellte der Bretone Befehle und die Männer machten sich murrend ans Werk. Auch sie waren deutlich vom Kampf mitgenommen und hätten eine Pause sicherlich gut gebrauchen können.
Tarrior brauchte seine gesamte Konzentration, um dem Geschehen zu folgen und nicht erneut in Ohnmacht zu fallen. Der Bretone wandte sich ihm wieder zu. „Was habt ihr jetzt mit mir vor?“: fragte Tarrior. Seine Zunge fühlte sich an wie ein Fremdkörper, den er am liebsten ausgespuckt hätte. Der Bretone verzog keine Miene. „Der Meister hat euch davor gewarnt, euch in unsere Angelegenheiten einzumischen. Ihr wisst welche Strafe euch angedroht worden war“: antwortete Aytor. Der Dunmer begann zu lachen: „Behram wird mich also töten?“ Der Magier schaute ihn todernst an. „Es wird mir ein Vergnügen sein die Strafe noch hier an Ort und Stelle selbst zu vollstrecken“: sagte er. Tarrior schluckte. „Bring mir das Kästchen!“: brüllte der Bretone einem der Krieger zu, der kurz im Tunnel verschwand. Scheinbar hatten sie etwas Ausrüstung dabei. Und tatsächlich kam der Scherge mit einem kleinen Kasten aus Holz zurück und übergab es Aytor. Während sich die Augen des Dunmers weiteten, als er realisierte, dass sie ihn hier und jetzt töten wollten, schob der Magier den Deckel zurück. Als er allerdings den Inhalt herausnahm, konnte Tarrior kaum ein Lachen unterdrücken. In seiner Hand befand sich nur ein kleines, einfaches Silbermesser, das man nicht einmal als Dolch bezeichnen konnte. Aytor grinste plötzlich diabolisch. „Ihr lacht? Ihr solltet nicht über die Größe urteilen. Viel wichtiger ist was in dem Messer steckt oder besser womit es beschichtet ist“: wies er ihn hin. „Ein Gift“: keuchte Tarrior. „Das Gift ist geradezu tödlich, selbst in geringen Mengen. Der Meister hat einige Kanäle und so einige Draken bemühen müssen, um an einen Alchemisten heranzukommen, der ihm dieses Gift zusammen mischen konnte.“: erklärte der Bretone und es machte ihm sichtlich Spaß Tarrior mit dem Messer zu verunsichern. In einer schnellen Bewegung griff er nach Tarriors Haaren, zog daran und somit seinen Kopf nach hinten. „Das Messer ist kaum eine ernstzunehmende Waffe, doch ist sie dennoch tödlich. Eure Reise ist hier und jetzt vorbei“: sagte er und ritzte ihn schmerzhaft, aber nicht besonders tief der Länge der Klinge nach den Hals auf. Danach wischte er mit einem Tuch das Blut vom Messer und packte es zurück in das Kästchen. Tarrior spürte augenblicklich wie sein gesamter Körper taub wurde. Das Gift wurde von seinem immer schneller schlagenden Herzen in alle Teile seines Körpers gepumpt, wo es seine verheerende Wirkung tat. Im Kopf wirkte es zuletzt. Er fühlte wie ihm die Sinne schwanden und wie es eisig kalt in ihm wurde. Das Herz, das zuvor noch fast zum Zerreißen schnell schlug, schlug nun immer langsamer. Ein letzter Atemzug entwich Tarriors Lungen und der Herzschlag setzte endgültig aus. Er schloss die Augen – das Letzte, was er sah, war das Gesicht des Bretonen, der Anweisungen gab alles für die Reise nach Tel Uvirith aufzuladen – und Finsternis umfing ihn. „Ich sterbe“: war Tarriors letzter Gedanke.
Die Geschichte wird im Gruppenthread "Die Erben der Häuser" fortgesetzt.
Geändert von KingPaddy (02.12.2012 um 10:05 Uhr)
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