Tarriors Marsch durch die Asche setzte sich nach Stunden immer noch fort. Er war den daedrischen Patrouillen ausgewichen, die den Zugang zur Foyada bewachten und hatte sich in die relative Sicherheit zwischen den beiden Hügelketten links und rechts von ihm gerettet. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr durch Tiere und andere freie Daedra fühlte er sich hier wesentlich besser aufgehoben, als direkt im Operationsfeld der daedrischen Verbände Mehrunes Dagons, die nur darauf warteten einen jeden in Stücke zu hacken, der versuchte Maar Gan zu verlassen. Hier musste er nur den Bestien des Aschlandes ausweichen und nicht einer großen dämonischen Übermacht aus den Tiefen Oblivions. Doch der Weg wurde immer beschwerlicher. Aus irgendeinem Grund schien der Rote Berg wieder zu arbeiten und das sehr intensiv. Tarrior konnte so nahe am Vulkan die riesige Rauchsäule mehr als deutlich sehen, die sich über Inland erhob. Asche regnete in Mengen herab und es sammelte sich immer mehr davon beim Laufen auf seiner Kleidung und dem Boden ab. Seine Füße sanken immer weiter in den lockeren Boden ein und es behinderte ihn beim Vorankommen. Auch das Atmen viel ihm, trotz des Tuches um seinen Mund, dabei immer schwerer. Er hatte sich seinen Mantel eng um den Körper geschlungen, um ein Eindringen der Partikel in die Rüstung zu verhindern. „Was ist hier nur los? Seit Meister Dagoths Tod sollte sich der Vulkan doch beruhigt haben“: wunderte sich Tarrior, der kaum mehr aus den Augen schauen konnte, weil plötzlich auch noch Wind aufkam und die Aschepartikel in der Luft noch weiter beschleunigte und sie sich wie winzige Glasscherben in Gesicht und Augen zu bohren drohten. „Ob es etwas mit den Daedra zu tun hat? Vielleicht bringen die Oblivion-Tore das Erdfeuer durcheinander?“: überlegte der Dunmer, doch ein lautes Knurren riss ihn gerade noch rechtzeitig aus seinen Gedanken. Instinktiv ließ er sich zur Seite fallen und verspürte wieder ein widerliches Druckgefühl in seiner Bauchregion als er sich abrollte. Er versuchte noch in der Rolle wieder auf die Beine zu kommen, doch der Schmerz ließ ihn einfach zusammen klappen. Er hörte das Donnern als ein massiger Körper an der Stelle, an der er zuvor noch gestanden hatte, in die Asche einschlug. Die Erschütterung drückte auch Tarrior noch zur Seite weg. Sich die Asche dem Gesicht wischend, versuchte er wieder auf die Beine zu kommen, doch es war ihm nicht vergönnt, denn ein lautes langanhaltendes Klickern ertönte und dann ein lauter Schrei. Tarrior rollte sich noch einmal zur Seite weg und sah durch den Ascheregen hindurch, wie sich zwei riesige Hauer gefolgt von einem großen Maul neben ihm in den Boden bohrten. Umgehend riss der Kagouti seinen Kopf jedoch wieder aus dem flüchtigen Sand-Asche-Gemisch und verspritzte es in der Umgebung. Tarrior bedeckte sich schnell die Augen und nutzte die kurze Verwirrung des Tieres, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Bestie schüttelte sich und nahm ihn wieder in einen starren Blick ihrer kleinen Augen.

Der Dunmer ging mit gezogener Waffe auf Abstand zu diesem hungrigen Gegner, den es nach seinem Fleisch verlangte. Mit einem kehligen Laut stürmte sie wieder vor, senkte den Kopf, der zugleich einen Großteil des Körpers einnahm und öffnete das Maul. Tarriors Vorteil lag darin, dass er durch seine mittelschwere Knochenrüstung agiler bewegen konnte, als der schwerfällige Kagouti, aber er machte sich keine falschen Vorstellungen darüber, dass dieser Aschlandjäger ihm dennoch in dieser Umgebung überlegen war, sodass er kein Risiko einging und dem Angreifer zur Seite wirbelnd auswich, anstatt einen Angriff zu riskieren. Ein weiterer Ausfallschritt brachte ihn noch rechtzeitig außer Reichweite, um den herumfahrenden massigen Kopf und den Hauern des Biestes zu entgehen. Doch wieder stürzte der Kagouti vor und wollte erneut zubeißen und Tarrior blieb nichts weiter übrig, als wiederum auszuweichen, auch wenn er die vom Eis verbrannte Stelle am Bauch wieder deutlich spürte. Doch diesmal blieb er nicht einfach stehen, sondern brachte etwas Distanz zwischen sich und seinen Feind, der sich tänzelnd in der Asche bewegte und nach ihm Ausschau hielt. Der Dunmer versuchte sich nicht zu weit zu entfernen, um bei den, durch die Asche eingeschränkten, Sichtverhältnissen das Monstrum nicht aus den Augen zu verlieren. Der Kagouti hingegen wusste genau, wo er sich befand. Das Tier reckte seinen Kopf mit der gewaltigen schützenden Hornplatte in die Höhe und schnüffelte nach ihm. Ein Muskel im Nacken stellte den Hornschmuck deutlich auf und auch die Hauer reckte es als deutliches Zeichen der Dominanz heraus. Das Biest versuchte Tarrior einzuschüchtern, doch der Dunmer war dafür nicht empfänglich. Viel mehr brachte er sein Schwert seitlich ausgestreckt in Position und brachte sich selbst in eine lockere Haltung. Dem Gegner schaute er direkt in die Augen und zeigte eine offene Deckung, die das Tier zu einem Angriff einlud. Noch einmal frischte der Wind auf und brachte neue Asche mit sich, die wie Nadeln in Tarriors Gesicht stach, doch den Kagouti ließ er nicht einen Moment unbeobachtet. Ein Fehler konnte jetzt tödlich sein.

Mit einem weiteren kehligen Schrei stürzte die Kreatur vor, senkte den Kopf ab und riss das Maul für einen weiteren Angriff auf, während sie auf ihn zustürmte. Tarrior neigte seinen Körper ein Stück nach rechts, umfasste sein Schwert fester und ließ den Feind näher kommen. Der Kagouti kam gerade so nah heran, dass er bereits den heißen Atem durch den Ascheregen hindurch spüren konnte. In diesem Moment ließ er sich zur Seite fallen und entließ aus seiner linken Hand einen Feuerball, der fauchend in den Ascheboden hineinfuhr und eine Fontäne aus schwarzgefärbten Sand und Aschepartikeln aufwirbelte. Er wandte sich schnell ab, während der Kagouti laut aufschrie und sich wild schüttelte und in Raserei geriet. Tarrior nutzte diese Chance ließ sein Schwert noch vom Erdboden aus einen Halbkreis beschreiben und direkt auf die Beine des Tieres zufliegen. Mit einem schmatzenden Geräusch drang die Klinge von hinten in eines der baumstammdicken Beine der Bestie ein und durchtrennte dort die Sehnen, sodass sie unter Schmerzenslauten seitlich in die Knie brach. Den Sack machte der Dunmer zu, indem er dies auch noch auf der anderen Seite tat. Der Kagouti war somit bewegungsunfähig, allerdings noch lange nicht wehrlos. Wild herum zuckend wand sich der Körper mit dem riesigen Maul auf dem Boden und drehte sich wild herum. Käme der Dunmer in die Nähe könnte ihm der Kiefer immer noch zum Verhängnis werden. Er hätte einfach gehen können, doch nach dem Kampf wollte er sich die Genugtuung eines Todes seines Gegners nicht entgehen lassen. Er wartete bis sich das Monstrum auf den Rücken gewunden hatte und den weichen, verwundbaren Bereich hinter der Hornplatte entblößte und fasste die Klinge fester. Dann war er mit einem beherzten Schritt auf dem Rücken des Untiers und bevor es nach ihm schnappen konnte, rammte er das Schwert mit einem Stoß genau in die weiche Schwelle. Noch ein letztes Mal zuckte der Kagouti und blieb dann regungslos im Staub zu seinen Füßen liegen. Hätte er irgendetwas von der Jagd verstanden, dass darüber hinausging Tieren das Fleisch herauszuschneiden, hätte er sich gerne das Leder seiner erlegten Beute oder einen der Hauer mitgenommen, aber so ließ er den Versuch lieber gleich bleiben und konzentrierte sich darauf die Höhle zu finden, denn durch den Kampf war ihm die Orientierung in der aschevernebelten Schlucht verloren gegangen.

Gerade als er sich mit einem suchenden Blick am Roten Berg orientiert hatte, brachen plötzlich vier Sandfontänen um ihn herum aus. Aus zusammen gekniffenen Augen sah er, wie sich vier riesige Käfer aus dem Untergrund wühlten und an der sich ausbreitenden Blutlache des Kagoutis Witterung aufnahmen. Die schwarzen Panzer hoben sich auch gegen den dunklen aschehaltigen Sand ab. Die Insekten erschienen Tarrior wie riesige Asseln und mit gerümpfter Nase griff er wieder zum Schwert, doch die Tiere ignorierten ihn zunächst. Erst als er sich dem Kadaver mit einem Schritt näherte, um in eine gute Kampfhaltung zu kommen, fauchten sie ihn an und zirpten aggressiv. „Sie wollen offenbar nur den Kadaver“: erkannte der Dunmer und wandte sich ab, während sich die Käfer über das tote Raubtier hermachten. Er stapfte die Foyada weiter in Richtung Meer entlang und hoffte, dass der Wind bald drehen und die Asche in eine andere Richtung treiben würde, sodass er hier wieder freie Sicht bekäme. Er hatte nur wenig Lust darauf die Höhle zu übersehen und dann noch einmal in der Schlucht zurücklaufen zu müssen.

Scheinbar war ihm irgendeine höhere Macht gewogen. Tatsächlich drehte der Wind nach wenigen Stunden als er langsam der Küste immer näher kam. Ein frischer Wind von Nordwest beendete den Ascheregen in der Foyada und blies die Luft frei und trug sogar noch auf die große Entfernung den Geruch von Salz in das Aschland. So konnte er gegen den blauen Himmel gut die Türme der beiden Dwemer-Ruinen erkennen, von denen Alberich berichtet hatte. Auf der gegenüberliegenden Schluchtseite etwa in der Mitte der beiden Türme würde er fündig werden. Tarrior schritt nur noch langsam voran und musterte die Hügel aufmerksam nach einem versteckten oder offensichtlichen Höhleneingang. Es dauerte nicht lange, bis er eine auffällige Felsformation entdeckte, die direkt aus der Seite der Hügelkette herausragte. „Wenn das nicht ein perfekter Ort für einen Höhleneingang ist, weis ich es auch nicht mehr“: dachte Tarrior bei diesem Anblick und wandte seine Schritte dieser Stelle zu, zumal sie auch etwa mittig zwischen den beiden Türmen lag, wenn er das richtig abschätzte. Doch er war schon wieder erschöpft. Müde schleppte er sich hinüber zur Felsformation. Und schaute sich um. Tatsächlich fand sich zwischen einigen großen Findling etwas versteckt ein Höhleneingang, der mit einer klapprigen, alten Holztür gesichert war. Da man nie wusste, was sich alles für Kreaturen in solchen Höhlen einnisteten, beschloss er eine kurze Ruhepause einzulegen, bevor er die Kavernen betreten würde. Er setzte sein Gepäck zwischen den Felsen einige Meter von der Tür entfernt ab und nahm sich einige Vorräte und eine Decke zur Hand und machte eine Pause, die er auch dazu nutzen wollte, sich noch mit einem Heiltrank um seine Bauchwunde zu kümmern.