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Thema: [Obl] Rollenspielthread # 3 (Signatur aus)

Hybrid-Darstellung

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  1. #1

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Andasreth

    Die Worte verklangen noch im Raum, als ein breites Geraune und Gemurmel einsetzte. Tarrior ließ seinen Blick durch die Menge schweifen und erkannte erstaunte, besorgte und auch pikierte Gesichter. Als eine besondere Anmaßung schien es der kahlköpfige Bretone aufzufassen, der, so sehr wie er zitterte, innerlich zu toben schien und sich kaum mehr beherrschen konnte. Wäre der Großmeister nicht gewesen, der ihn immer noch mit der Hand zurückhielt, wäre der Mann dem Dunmer wohl bereits an die Gurgel gegangen. Der Anführer erhob sich nun endgültig von seinem Stuhl und trat einen Schritt nach vorne ins Licht. Endlich konnte er den Mann in Gänze erkennen. Die schwarzen Haare – von etlichen grauen Strähnen durchsetzt - waren etwa schulterlang und fielen offen auf den massiven, stählernen Plattenpanzer, den er trug. Um seinen Hals hing ein goldenes Amulett, das das Symbol der Liga trug und wohl den Großmeister kennzeichnete. Der Großmeister, so schätzte Tarrior, musste wohl um die 1,90 Meter groß sein, was für einen Kaiserlichen, denn für diesen sprach die dunklere Haut, eine enorme Größe war. Schlussendlich schaute er seinem Gegenüber ins Gesicht. Eine lange Narbe zog sich vom rechten Ohr über eines der Augenlider bis hinunter zum Kinn. Der Blick war fest und überheblich. „Herr Gildres verzeiht, wenn ich es so offen sagen muss, aber ich bin von den Mitgliedern eures Hauses größere Höflichkeit und vor allem mehr Respekt gegenüber einflussreichen Personen gewohnt. Eure Leidenschaft ehrt euch, aber dies ist nicht der angemessene Weg, um euch zu beweisen. Ihr seid erst seit wenigen Tagen Mitglied der Liga und verlangt nicht nur das Geleit für einen der wichtigsten Konvois zu übernehmen, nämlich für den in das unglückliche Mar Gaan, sondern auch noch einen Zweikampf mit mir, dem Großmeister! Ihr seid ein Novize der Liga und aus einigen Erkundigungen zu eurer bisherigen Gildenvergangenheit, die ich einholte, als mich das Bittgesuch eurer Begleiterin erreichte, geht hervor, dass ihr auch dort keinen besonders hohen Rang bekleidet oder euch überhaupt in besonderer Weise hervor getan habt. Und eben mit dieser Reputation traut ihr euch ein Duell gegen MICH zu und vor allem glaubt ihr ein Anrecht auf dieses Duell zu haben! Diese Liga von Magiern ist für den Kampf gegen die Daedra gegründet worden. Wir sind nicht hier um uns gegenseitig umzubringen. Jeder Mann, der den Konvoi begleitet, ist von diesem Rat hier aufgrund seiner Fähigkeiten, seiner Loyalität und seiner herausragenden Dienste für die Ziele der Liga ausgewählt worden. Und ihr denkt, dass ihr als kleiner Novize nur mich zu fordern braucht und es sofort nach eurem Willen so geschehe? Herr Gildres, Nein! Dieser Zweikampf wird nicht stattfinden! Und nun geht, bevor ich euch entfernen lassen muss. Alina! Ihr bleibt hier!“: lehnte der Großmeister ab und wollte sich wohl Alina vorknöpfen, dafür dass sie ihn in die Festung hinein gebracht hatte.

    Er schob sich vor die junge Bretonin und zog damit einen missbilligenden Blick des Großmeisters auf sich. „Lasst es gut sein Herr Gildres. Es wird kein Duell geben. Muss ich erst die Wachen rufen, damit ihr das einseht?“: bekräftigte der Kaiserliche seine Ablehnung. Tarrior schäumte innerlich. Seine Hände waren zu Fäusten geballt und verkrampften sich langsam. Schon wieder stand ihm ein Fanatiker im Weg, doch war er auf diesen Fall vorbereitet. „Man muss sie nur an ihrer Ehre packen“: ging ihm sein Plan noch einmal durch den Kopf. So trat er nun auch einige Schritte auf den Anführer der Liga zu und fixierte ihn mit ausdruckslosem Gesicht: „Ihr seid ein Feigling! Ich will mich euch im Kampf beweisen und eben das sollte wohl meine Fähigkeiten am deutlichsten zeigen, als hier in diesem Lager herum zu sitzen und zu warten, bis ich „erwählt“ werde. Treibt euch etwa die Angst vor Spionen der Mythischen Morgenröte um? Würde etwa ein Spion gegen euch im Zweikampf antreten wollen, nur um vielleicht nach Mar Gaan gelangen zu können? Das ist lächerlich! Nein vielmehr sehe ich bei euch die Angst, dass ihr gegen einen, wie habt ihr es ausgedrückt, „kleinen Novizen“ verlieren könntet. Da fragt sich wer mutiger ist: Die Daedra-Anbeter die sich unter Lebensgefahr in unsere Lager schleichen oder der mächtige Großmeister, der sich nicht einmal getraut gegen ein einfaches Mitglied seiner Liga zu kämpfen?“ Fast gleichzeitig stützten sich der Bretone und sein Meister mit herab krachenden Händen auf den Tisch, an dem sie saßen. Der Stuhl des Großmeisters fiel nun ebenfalls mit dumpfem Ton zu Boden. „Wie könnt ihr es wagen mich mit diesen erbärmlichen Kreaturen zu vergleichen, die diese Welt zerstören wollen?! Ihr nennt mich feige und wollt einen Kampf haben? Den sollt ihr bekommen!“: brüllte der Großmeister ihn an. Seine Haare hingen ihm wild ins Gesicht und aus seinem Blick sprach eine Todesdrohung. Noch schlimmer der Bretone, vor dessen Mund sich regelrecht Schaum zu bilden schien. „Dann seid auch nicht feige, Dunmer, und kämpft gegen uns beide! Zuerst machen wir das unter uns aus!“: kläffte Ralvit. „Ich mache gar nichts unter uns aus. Erstens habe ich mit euch nichts zu schaffen, zweitens seid ihr es nicht wert und drittens will ich dem Großmeister meine Fähigkeiten beweisen!“: schloss Tarrior ein Duell mit diesem fanatischen Narr von einem Bretonen aus, doch war der Großmeister anderer Ansicht: „Ihr habt Ralvit ebenso beleidigt wie mich, denn er ist schon so lange an meiner Seite, dass man uns beide beleidigt, wenn man nur den Einen beleidigt. Zudem ist er mein Adjutant und was soll ich mich mit euch beschäftigen, wenn ihr nicht einmal ihn besiegen könnt. Ihr werdet gegen Ralvit kämpfen!“ Alina sog scharf die Luft ein.

    „Oh nein…“: murmelte sie. „Was ist los?“: wollte Tarrior wissen, der sich bereits damit abfand diese lästige Fliege hinfort zu fegen. „Ralvit ist der gefährlichste Zerstörungsmagier der Liga. Was allein die Kunst der Zerstörung angeht, ist sogar der Großmeister ihm unterlegen. Man sagt, dass sein Feuer selbst einem Dunmer die Haut von den Knochen brennen kann. Bitte lasst den Kampf bleiben. Gegen ihn habt ihr keine Chance“: bat Alina ihn den Kampf doch abzusagen. „Nein. Nicht nur das mein Ehre nun davon abhängt, sondern auch weil ich um jeden Preis nach Mar Gaan gelangen muss. Er schreckt mich nicht“: blieb er selbst hartnäckig und tatsächlich musste er sich wegen Ralvit wirklich nicht die geringsten Sorgen machen. „Ich akzeptiere den Kampf gegen euren Adjutanten. Soll er mir zeigen, was er kann und ich werde ihn niederwerfen“: rief Tarrior dem Großmeister zu. Dieser antwortete nur mit einem kurzen: „So sei es dann.“

    Wenige Minuten später fand sich die gesamte Gildenführung auf dem Dach ein. Alina und Tarrior standen nun dem Großmeister und seinem Adjutanten direkt gegenüber. Die restlichen Offiziere umgaben sie in einem Halbkreis. Als Arena sollte wohl ein Aschebecken hier auf dem Dach der Festung dienen. Tarrior fand es geschmacklos den Kampf auf den Gebeinen Verstorbener auszutragen, aber im Moment war ihm auch dies recht und billig, um sein Ziel endlich zu erreichen. Auch war jetzt Alinas Schicksal in der Liga mit dem Ausgang dieses Kampfes verknüpft, denn sie würde bestimmt bestraft werden für ihre Mithilfe ihn nach Andasreth hinein gebracht zu haben. Etwas das Tarrior auf keinen Fall wollte. „Ich hoffe die Rüstung, die wir euch gegeben haben, sitzt auch richtig“: fabulierte der Großmeister über die schwere Stahlrüstung, die nun auf seinen Knochen lastete. Da er noch immer die Kleidung des vergangenen Abends trug, als sie hierher aufgebrochen waren, war es notwendig gewesen sich eine Rüstung auszuleihen. Sie war eigentlich viel zu schwer für ihn. Er war Rüstungen mit geringem oder mittlerem Gewicht gewohnt. Da war dieser Panzer aus Stahl eine deutliche Umstellung. Der Dunmer zwang sich zu einem Lächeln. „Besser hätte sie nicht sein können“: log er. Der Großmeister schien die Lüge aber zu durchschauen und setzte ein Grinsen auf. „Es ist egal ob mit oder ohne Rüstung. Ich werde diesen dunmerischen Hund für seine Anmaßungen büßen lassen“: gab er sich siegesgewiss und zog dabei einen Streitkolben, den er in den Himmel reckte. Die Waffe bestand offensichtlich aus Silber und der Griff war mit einigen Edelsteinen verziert. Eine magische Aura glänzte auf der silbrigen Oberfläche. Er spürte Alina an seinem Arm ziehen. „Das ist „Feuerfaust“. Ralvit hat ihn im Kampf gegen einen Nord gewonnen und, weil die Waffe einen Feuerzauber besaß, behalten. Die Flammenwelle, die der Zauber in Richtung des Gegners auslöst, ist selbst dann noch verheerend, wenn euch der Streitkolben auch nur kurzzeitig streift. Ihr müsst darauf achten, nicht von ihm getroffen zu werden“: schärfte ihm die Bretonin ein und das hatte er auch ehrlich nicht vor. Die Flammen machten ihm dabei wesentlich weniger Sorgen, als die Kraft, die hinter einem Kolbenschlag des Bretonen stecken konnte. Gebrochene oder verstauchte Gliedmaßen konnte er sich absolut nicht leisten.

    „Dann lasst uns doch den Kampf beginnen. Also begebt euch in den Ring. Die Regeln sind einfach. Wer zu Boden geht und nicht mehr weiterkämpfen kann, der hat verloren und es ist verboten den Gegner umzubringen“: schlug der Großmeister vor und erläuterte kurz die wenigen Regeln, während sich Ralvit und Tarrior auf den Kampf einstellten. Sie standen sich nun einige Meter entfernt, Auge in Auge gegenüber. Als der Bretone seinen Streitkolben abermals vom Gürtel zog, zog auch der Dunmer seine Waffe, ein Silberlangschwert. „So beginnt dann also!“: befahl der Anführer und kaum einen Augenblick später stürmte auch schon der Adjutant auf ihn los. Der Magier zögerte nicht und schickte seinem Ansturm einige Feuerbälle voraus, die vor komprimierter Magie summten wie Bienenstöcke. Geschickt wich er den magischen Geschossen aus, die links und rechts von ihm explodierten und Asche in die Luft schleuderten. Er versuchte mit seinem Schwert nun vorzudrängen, doch hielt der Bretone ihn mit seiner kreisenden Waffe oder weiteren magischen Feuergeschossen auf Distanz. „Sie wissen Nichts von meiner Fähigkeit. Und es ist besser, wenn er es erst erfährt, wenn es zu spät ist. Leider komme ich wegen des Streitkolbens in keine günstige Position um anzugreifen“: analysierte Tarrior die Situation. Sein Gegenüber war zwar ein Magier, aber eben ein Kampfmagier der Gilde und daher auch körperlich in guter Verfassung, denn diese Leute durchliefen ein Training, wie es in der Legion üblich war, denn auch die Legion rekrutierte ihre Kampfmagier hauptsächlich aus der Gilde. Doch diese Gedanken lenkten ihn für einen Moment ab. Vor seinen Füßen explodierte eine weitere Feuerkugel, sengte seine Haare an und ließ ihn aus Reflex zurücktaumeln. Er geriet ins Straucheln und der Bretone setze mit einem weiteren Angriff sofort nach. Nur knapp entging Tarrior einem seitlich geführten Schlag und konnte im letzten Moment sein Schwert zwischen sich und den Streitkolben bringen, den der Bretone in eine fließende, aufsteigende Bewegung gegen ihn gelenkt hatte. Silber strich über Silber und unter dem Druck entwich ein Kreischen den beiden Waffen, doch brachte sein Gegner den Kolben mit einem kräftigen Ruck noch in der Luft kontrolliert zum Stehen und ließ ihn sofort wieder hernieder fahren. Tarrior blieb nur noch die Möglichkeit sich mit einem Satz zurück zu retten und fiel dabei schmerzhaft in den Dreck. Nun konnte auch Ralvit seine Waffe nicht mehr abbremsen, die mit Funkenschlag in die Asche fuhr und dann eine Welle aus Flammen entsandte und die Asche spritzend aufschleuderte. Der Dunmer fühlte die Hitze an seinem Gesicht. Der Streitkolben musste eine unglaubliche magische Kraft besitzen. Unter einem wilden Ächzen zog der Bretone den Kolben, der sich ein Stück weit eingegraben hatte, aus dem Becken heraus. Diese Chance nutzte Tarrior, um wieder auf die Füße zu kommen.

    „Anmaßender Hund, nun kommt schon und kämpft! Duckt euch nicht weg wie ein Feigling“: versuchte Ralvit ihn zu provozieren, doch blieb er ruhig und packte sein Schwert fester. Langsam begannen sie sich wieder zu umkreisen. Diesmal ließ Tarrior seinen Gegner nicht aus den Augen, während er über eine Strategie nachsann: „Mit dem Streitkolben ist er vorallem im Angriff deutlich im Vorteil, allerding kann er mit ihm nicht so gut blocken, als wenn er ein Schwert verwenden würde. Wenn ich ihn stark genug bedränge, dann kann er mich nicht mehr damit abwehren und hat auch keinen Platz um zu einem weiteren Schlag auszuholen.“ Wieder setzte Ralvit zum Angriff an und pflügte ohne Gnade durch das Aschebecken auf ihn zu. Tarrior versuchte nicht einmal den kommenden Schlag zu parieren, sondern wich zur Seite aus, verlor jedoch auf dem lockeren Boden den Halt und rutschte weg. Auf solch eine Gelegenheit hatte sein Gegner nur gewartet und riss seinen Kolben seitlich herum und schlug Tarrior damit deutlich in die ungeschützte Seite. Der Dunmer fühlte sich, als hätte ihn ein Felsschlag getroffen, der daraufhin in Flammen explodiert war. Er kippte einfach in die Asche und schlitterte vom Schwung getragen noch etwas weiter. Das feine kristalline Material zerkratzte dabei die Rüstung. Gleichzeitig zu seinem Sturz entglitt dem Adjutanten die Waffe, die er aufgrund des starken Seitenschwunges nicht mehr zu halten vermochte. Eine weitere Funken sprühende Explosion auslösend landete er einige Meter neben Tarrior. Der aufgewirbelte Staub drohte in seine Augen zu geraten, so presste er die Lider fest aufeinander. Die Zeit, die er brauchte um wieder aufzustehen und sich zu orientieren nutzte der Kampfmagier um sich wieder zu bewaffnen und den nun geschwächten Gegner weiter anzugehen. Statt das Schwert wieder in Abwehrposition zu bringen, war der Dunmer nur noch in der Lage auszuweichen und irgendwie schwerfällig den Schlägen des Bretonen zu entkommen und gleichzeitig geworfenen Feuerbällen auszuweichen. Er hielt kaum mehr lange durch. Die Bewegung in der unpraktischen Stahlrüstung war viel zu anstrengend und er hielt es kaum aus sich mit ihr derart schnell zu bewegen. Er brauchte eine Idee, um sich zu befreien. Da kam ihm die Asche in den Sinn, die ihm vorhin fast in die Augen geraten wäre.

    Als er einem weiteren seitlich geführten Streitkolbenhieb auswich, ließ er sich daher nun auf den Boden fallen, sodass es aussah, als wäre er abermals gestürzt. Mit einer schnellen Rolle zur Seite, so gut es der Stahlpanzer zuließ, brachte er sich vor dem Vernichtungsschlag von oben in Sicherheit und ergriff dabei eine volle Hand mit dem aschehaltigen Sand. Passenderweise drehte sich der Bretone gerade zu ihm um, sodass mit einem kurzen Wurf Alles im Gesicht des Menschen landete. Der Mann heulte auf und seine behandschuhten Pranken fuhren automatisch zu den Augen, in denen wohl die Körnchen wie Nadeln stachen. Der Dunmer brachte sich derweil endlich wieder auf Abstand und nahm wieder eine vernünftige Kampfposition ein. Schweiß lief ihm über Rücken und Stirn und sein Atem ging schnell, doch erkannte er, dass sein Plan voll aufging. Der Bretone, der inzwischen den Versuch, sich die Asche aus den Augen zu wischen, aufgegeben hatte, wandte sich ihm mit zornesrotem Gesicht zu. Die Augen waren blutunterlaufen und sprühten vor Wut. Ohne Vorwarnung begann der Koloss wieder Feuerzauber auf ihn zu werfen. Zunächst wich Tarrior den Geschossen aus, dann stürmte er nun seinerseits vorwärts. Der Bretone versuchte ihn einfach mit Zaubern auf Distanz zu halten und schoss eine Feuerkugel ab, die vor Magie stark knisterte. Mit siegesgewissem Lächeln sah er zu, wie die verheerende Magie direkt auf den Dunmer traf, der nicht einmal den Versuch machte auszuweichen und ihn in eine verzehrende Aureole aus Feuer hüllte, die genug Hitze ausstrahlte, dass sich die Anwesenden die Augen bedeckten.

    Doch anstatt vor Schmerzen zu schreien oder gar zusammen zu brechen, wie es der Bretone wohl erwartet hatte, stürmte die flammende Gestalt weiter voran. Mit sich weitenden Augen sah der Adjutant zu, wie sich die Flammen von Tarrior zurückzogen und dieser unverletzt weiter auf ihn zuhielt. Er versuchte es mit einigen weiteren Feuerstößen, die allesamt keine Wirkung auf seinen Gegner hatten. Tarrior indes holte im Lauf zu einem Hieb aus. Der Kampfmagier, noch ganz geschockt von Wirkungslosigkeit seiner Zerstörungszauber, brachte gerade so den Kolben rechtzeitig zwischen sich und den Dunmer. Die beiden Waffen verkeilten sich ineinander und die beiden Kontrahenten rangen direkt miteinander. Eine gefühlte Ewigkeit pressten sie sich gegeneinander, sodass sie den Atem ihres Gegners spüren konnten, doch dann machte Tarrior einen Ausfallschritt gab damit den Streitkolben frei, aber konnte so eine freie Hand ins Spiel bringen. Geschickt griff er um die Waffe herum und packte mit der aschgrauen Hand den Bretonen am Hals. Als die Magie floss und der Adjutant vor brennendem Schmerz zu kreischen begann, war der Kampf entschieden. Ralvit brach in die Knie und ließ die Waffe sinken und dann knapp über dem Boden einfach niederfallen. Der Großmeister der Liga unterbrach das Duell. Als Tarrior daraufhin von ihm abließ, war eine große, übel aussehende Brandwunde in Form seiner Hand dort zurückgeblieben. Verächtlich schaute der Dunmer zu, wie sein Gegner nun umkippte und von zwei redoranischen Soldaten weggetragen wurde. Dem Großmeister schenkte er einen kühlen Blick.

  2. #2

    Vvardenfell-Distrikt, Westspalte, Andasreth

    Der Blick des Großmeisters hatte sich verändert. Dies fiel Tarrior sofort auf. Die Überheblichkeit, mit der er zuvor auf ihn herabgesehen hatte, hatte sich nun in aufmerksame Vorsicht gewandelt. Der Kaiserliche musterte sein gegenüber sehr genau. Tarrior konnte die durchdringenden Blicke fast schon körperlich spüren. Kurz darauf nahm der Großmeister die Position seines besiegten Adjutanten im Aschering ein. „Interessant. Ihr seid ein stärkerer Magier als euer niedriger Rang in der Gilde vermuten lassen würde, aber ein einfacher Berührungszauber ist noch keine höhere Kunst. Und noch dazu seid ihr wohl, was selbst für einen Dunmer erstaunlich ist, gegen Feuer völlig immun. Zumindest zeigten selbst die stärksten Feuerzauber auf euch keine Wirkung. Ich werde euch nicht unterschätzen. Ralvit konntet ihr täuschen, in dem er seinen Zaubern ausgewichen seid, obwohl ihr das nicht musstet, aber Ralvit ist, nun ja, nicht dazu geschaffen viel zu denken. Mit mir werdet ihr nicht so ein leichtes Spiel haben. Ich bin Lord Magnus Castellan, Großmeister der Liga der Magischen Gewalt und Meistermagier der Kampfmagier der Magiergilde. Ich werde nicht zulassen, dass ihr unseren Bund zum Gespött macht“: sprach der Magier zu ihm. Tarrior verzog das Gesicht. Der Mann würde wohl nicht einfach Opfer seiner Überheblichkeit werden, wie Ralvit Opfer seines eigenen Jähzorns geworden war. Ihm stand wohl ein harter Kampf bevor. Allerdings gab es noch einen Trumpf. Zwar wusste Magnus nun um seine Feuerimmunität, doch hatte er sein magisches Potential noch nicht offenbart. „Er geht davon aus, dass ich nur über rudimentäre magische Fähigkeiten verfüge, weil ich in der Gilde nur so einen niedrigen Rang innehalte und daher auch keine Ausbildung für Fortgeschrittene durchlaufen habe. Wenn er wüsste, was ich alles gelernt habe“: überlegte Tarrior und ein diabolisches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er fand es aber besser, wenn er seine Stärke noch eine Weile verbarg. Wie bei dem Bretonen konnte hier der richtige Moment absolut entscheidend sein. „Möge der Kampf beginnen“: ließ der Großmeister verlautbaren und stürzte los. Der Dunmer noch ganz in Gedanken wurde von dem plötzlichen Angriff überrascht. Sein Gegner führte ein eigentümliches Silberschwert, dessen Klinge wellenförmig gearbeitet war. Die Waffe war mit mehreren blauen Edelsteinen verziert und das Metall schimmerte vor pulsierender Magie. „Schon wieder eine verzauberte Waffe“: erkannte Tarrior genervt, als er sich mit einer schnellen Drehung in Sicherheit brachte.

    Ein stechender Schmerz fuhr durch seine Seite. Die Bewegung kam zu schnell. Der Schmerz verhinderte, dass er seine Waffe zog und so war er einem weiteren Angriff des Großmeisters ausgesetzt, der ebenfalls schnell herum wirbelte. Die Klinge kratzte über Tarriors Bruststück. Er hörte nur noch ein Knistern, bevor er den brennenden Schmerz auf seiner Haut fühlte, als die Schockmagie durch die Rüstung direkt in seinen Körper geleitet wurde. Keuchend taumelte er zurück, doch Magnus setzte ihm augenblicklich nach. Ein gezielter Hieb in Richtung seiner rechten Hand, verhinderte abermals, dass er seine Waffe ziehen konnte. Auch konnte er sich nicht schnell genug bewegen, um aus der Reichweite der Blitzklinge zu kommen, denn die Rüstung behinderte ihn noch mehr, als zuvor. Weitere prasselnde Schläge folgten und nötigten Tarrior einen einfachen Schildzauber ab, der die Klinge kurzerhand etwas ablenkte und so direkte Treffer verhinderte. Doch das Ausweichen fiel ihm jedes Mal schwerer. Die Erschöpfung des letzten Kampfes steckte noch in seinen Knochen und Magnus trieb ihn noch mehr an als Ralvit. „Pah dieser Schildzauber ist viel zu schwach. Er wird mich nicht aufhalten“: brüllte der Großmeister und stieß mit seiner Klinge nach vorne zu. Leider hatte er damit Recht. Tarrior verstand sich kaum auf Schildzauber. So glitt die Klinge einfach hindurch traf auf die Rüstung. Er konnte spüren, wie das Schwert von der Schockenergie durchpulst und damit noch schärfer das Rüstzeug zu durchdringen begann. Er erkannte eine knappe Chance und ließ sich in einer abgehackten Drehbewegung zur Seite fallen. Da die verzauberte Schneide schon zu einem Stück in seiner Rüstung steckte, zog er somit mit seinem ganzen Gewicht daran. Sie verkantete sich und wurde dem Kaiserlichen einfach aus der Hand geprellt. „Verflucht!“: zischte Magnus als ihm die Klinge durch die Finger glitt und in den Staub fiel. Tarrior erhoffte sich davon einen kurzen Moment Ruhe, doch der Anführer der Liga hatte wohl andere Pläne. Statt die Waffe aufzuheben, hüllte er seine Hand in blaues Glühen und schlug nun mit den gepanzerten Fäusten nach ihm. Gerade noch eine Rolle schaffte Tarrior in dem unpraktischen Rüstzeug und sah mit Schrecken zu, wie die Faust den Boden traf und dort die Asche in splitterndes Eis verwandelte. Das Leuchten wurde nun noch stärker. Mit lautem Krachen riss er die Faust aus dem Eis und holte zu einem neuerlichen Schlag aus. Wieder drang er auf den Dunmer ein. Eine weitere mühevolle Rolle folgte. Seine Kraft war fast ausgereizt. Wenn er nicht aufstehen konnte, dann war er erledigt, doch der Großmeister wollte ihm diese offenbar nicht einräumen. Er war das Symbol seiner Liga und kämpfte fanatisch und unerbittlich gegen ihn, ohne auch nur einen Schritt zurückzuweichen. Tarrior schluckte. Es gab nur eine Chance, ansonsten wäre er erledigt. Magnus nächster Schlag sauste auf ihn herab. Er sah die Faust auf sich zukommen. In seiner eigenen Hand hingegen knisterte bereits eine Menge Magie.

    Die entstehende große Stichflamme, die Tarrior mit einem Aufschlag seiner Hand auf dem Boden auslöste, brachte den Ordensmeister von seinem Schlag ab und ließ ihn getroffen nach hinten wegtaumeln. Seine Hand war in einer reflexhaften Geste über das Gesicht gelegt. Doch sein langes Haar zierten nun angesengte Spitzen. Ein Geruch von verbranntem Horn lag in der Luft. Diese Verschnaufpause nutze der Dunmer nun, um aufzustehen und den Abstand zu dem Kaiserlichen noch weiter zu vergrößern. „Es hat keinen Sinn noch länger hinter dem Berg zu halten. Dieser Fanatiker will mich schnell erledigen. Zurückhaltung kann keine Taktik mehr sein“: schoss es ihm durch den Kopf und griff an seine Seite, um die Riemen des Brustpanzers zu lösen. Derweil hatte sich Magnus wieder gefasst. Als er die Hand herunternahm, erkannte Tarrior gerötete Augen, die den Flammen wohl etwas zu nah gekommen waren, aber noch allzu deutliche Blitze des Zorns verschossen. Auch sein Gegner schien die kurze Pause zu nutzen, um sich neu zu orientieren und ging langsam zu seinem Schwert hinüber, um es aufzuheben. Derweil fiel das Rüstzeug von Tarriors Körper und schlug mit einem dumpfen Geräusch in der Asche auf. Ebenso entledigte er sich der schweren Stiefel. Magnus schien keine Anstalten zu einem weiteren Angriff zu machen, sondern musterte ihn ebenso wie umgekehrt. Ein verwirrter Ausdruck stand dem Mensch ins Gesicht geschrieben. „Ihr legt diese Rüstung auf eure eigene Verantwortung hin ab. Wenn ich euch mit meiner Klinge tödlich verwunde, dann tragt ihr die Schuld selbst. Und glaubt mir. Noch einmal werdet ihr mich nicht mit so einer einfachen Feuerfontäne abhalten, noch einmal werde ich nicht darauf hereinfallen“: warnte ihn der Kaiserliche vor. Tarrior spuckte aus. „Danke für eure Fürsorge“: meinte er. Nur noch dieser Kampfmagier stand zwischen ihm und dem ersehnten Ziel. Er würde dieses Hindernis beiseite räumen.

    Als der Dunmer nun auch sein Schwert und er seinem Gegenüber fest in die Augen schaute, meinte dieser wohl den richtigen Moment für einen Angriff gefunden zu haben und stürmte los. Die Reaktion des Dunkelelfen kam fast ebenso schnell. Mit einem lauten Kreischen verkanteten sich die Klingen einander, als ihre Waffenführer aufeinander eindrangen. Die silberne Schneide rutschte dabei über das Wellenmuster und erzeugte einen schrillen Ton, der in den Ohren schmerzte. Das Knistern der überspringenden Schockmagie war deutlich zu hören. Tarrior hielt jedoch mit seiner eigenen Kraft dagegen, indem er sie in Form von Feuer in sein eigenes Schwert fließen lies, was ein Brummen des Silberstahls zur Folge hatte. Arkane Funken sprangen an den Stellen, an denen sich die Klingen berührten, über. Seine Zähne knirschten und standen fest aufeinander, als er dem Kaiserlichen in die Augen blickte. Dessen Gesicht war ebenso von Anstrengung gezeichnet, doch auch in seinen Augen stand der unbedingte Wille nicht nachzugeben. Stattdessen lockerte der Gegner nur seinen Griff um die eigene Waffe, die sich nun unter dem Druck des gegendrängenden Silberschwerts gefährlich dicht an die Kehle des Menschen verlagerte und machte sich damit eine Hand frei. Umgehend ging ein blaues Leuchten von ihr aus und er streckte sie dem Dunmer entgegen. Tarrior konnte nur noch reagieren, stieß sich mit einem Ruck aus dem Zweikampf zurück und musste somit doch nachgeben, aber leider zu spät. Er spürte einen harten, kalten Schlag in seinen Magen krachen. Keine schützende Rüstung hielt den Frostzauber von ihm ab. Wie unter dem Aufprall einer Stahlfaust brach er in die Knie und krümmte sich nach vorne. Es dauerte einige Sekunden, bevor er überhaupt wieder atmen konnte. Durch tränenverschleierte Augen sah er erneut einen zustürmenden Großmeister. Seine Deckung war völlig offen und das Schwert wohl zum finalen Streich erhoben. Der Dunmer biss die Zähne zusammen rappelte sich zitternd auf und stieß einen Schrei aus. Dann leuchteten seine Hände in blutigem Rot und kurz darauf fegte eine große Kugel aus komprimierter Feuermagier auf den Kaiserlichen zu. Dieser stoppte abrupt und spürte enorme Hitze, als der Feuerball mit gewaltiger Wucht vor ihm explodierte. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Überraschung und Furcht ab, die Tarrior jedoch nur kurz auskostete, bevor er weitere Magie sammelte und neue Geschosse auf seinen Gegner abfeuerte.

    Magnus konzentrierte sich immer stärker auf das Ausweichen, sodass er gar nicht bemerkte, dass Tarrior inzwischen wieder auf den Beinen war, zwar angeschlagen, aber noch nicht geschlagen und seine letzten physischen Kräfte für den, so hoffte er, entscheidenden Angriff mobilisierte. Er packte das Schwert fester, feuerte eine Salve weiterer schwächerer Feuerbälle ab und stürmte los. Sein Magen schmerzte und seine Kräfte waren von den zwei Kämpfen fast aufgebraucht, doch zwang ihn der Zorn über diesen jämmerlichen Fanatiker zum Durchhalten. Mit schnellen Schritten überwand der Dunmer die Distanz. Der abgelenkte Ordensmeister versuchte das Silberschwert wieder zwischen sich und Tarrior zu bekommen, doch diesmal legte er kurz vor ihrem Zusammentreffen noch einen Feuerball vor. Aus seiner freien Hand schoss das Feuer hervor, dabei waren vielleicht noch zwei Schritte zwischen ihnen. Das magische Geschoss traf die Hand des Kaiserlichen und zerstob in einer feurigen Wolke. Tarrior hielt den Atem an, tauchte in das Feuer ein mit seiner Waffe im Anschlag und stieß nach vorne zu. Der Weg der Klinge war frei, da der Großmeister der Liga das Schwert vor brennendem Schmerz, zumindest zeigte sein verzerrtes Gesicht diesen, fallen gelassen hatte. Die Nase und kurz danach die glühend roten Augen traten zuerst aus dem flammenden Nebel und fixierten noch einmal kalt das Gesicht des Großmeisters. Ein Lächeln umspielte die Lippen des Dunkelelfen und dann fuhr die silberne Klinge, die Tarrior mit Feuermagie durchtränkt hatte, in das Rüstzeug seines Gegners, dem sichtbar die Luft aus den Lungen gepresst wurde und dann in einer feurigen Explosion nach hinten weg geschleudert wurde. Die Rüstungen verhinderte akrobatische Überschläge und ließ ihn schnell auf dem Boden aufschlagen und nur noch durch die Asche schlittern, bis er am gemauerten Rand des Beckens zum Liegen kam und sich nicht mehr rührte. Das Blut rauschte in seinen Ohren und sein eigener Atem schien unerträglich laut, als er seinen reglosen Gegner immer noch mit eiskaltem Lächeln musste. Freude und Genugtuung spielten mit hinein.

    Erst allmählich nahm er die Welt um sich herum wieder war. Die Menge, die den Kampfplatz umstand schwieg voller Erstaunen, vielleicht war es auch Entsetzen. Den Großmeister niedergestreckt zu sehen, kam aber in jedem Fall völlig unerwartet für die Gildenmitglieder, die sich als Zuschauer hier versammelt hatten. Er ließ noch einmal seinen Blick durch die Menge schweifen und hob dann kurz den rechten Arm, was ihm ein besonders schlimmes Ziehen in der Magengegend verursachte, um seinen Sieg zu bekräftigen. In diesem Moment fand Alina, die die Kämpfe mit angesehen hatte, als Erste Worte für die Niederlage ihres Großmeisters. Sie stieg zu Tarrior in den Ring und gratulierte ihm vor aller Augen zu seinem Sieg: „Ihr habt unseren Großmeister besiegt und damit euer Können offenkundig unter Beweis gestellt. Ich beantrage hiermit erneut, dass Tarrior Gildres die nächste Versorgungslieferung nach Maar Gan als Teil der Eskorte begleiten wird.“ Von Jubel konnte bei den Umstehenden keine Rede sein, aber zumindest nickten sie zustimmend. Einige Redoran-Wachen kümmerten sich derweil um Magnus und halfen ihm hoch. Im Gesicht prangten einige krebsrote Brandwunden und sein Haar war an etlichen Stellen mehr oder weniger stark angesengt. Ein beschämter Ausdruck lag in seinem Gesicht. „Ihr habt gewonnen Gildres. Ich habe euch unterschätzt. Ihr dürft die Eskorte begleiten. Ich muss mich ausruhen“: sagte der Mann knapp und begab sich, gestützt von den Redoranern, zurück in die Festung. „Sieht so aus, als wären wir jetzt Quitt“: meinte Alina mit einem Lächeln. Tarrior erwiderte es gequält. Sein Magen schmerzte höllisch. „Euer Großmeister ist ein hervorragender Kämpfer, doch ich muss nun einmal in diese Stadt“: sagte er mit zusammen gebissenen Zähnen. Das Sprechen fiel ihm schwer. Und jede kleine Bewegung ließ Schmerz durch seine Nerven jagen. Er fühlte, wie ihm plötzlich kalter Schweiß auf der Stirn stand. „Geht es euch nicht gut? Ihr seht so blass aus“: fragte die Bretonin besorgt. Tarrior wollte gerade den Kopf schütteln, als die Welt vor seinen Augen plötzlich verschwamm und er ungebremst in die Asche fiel und liegen blieb.

  3. #3

    Westspalte, Andasreth, Kate

    „Ihr seid aufgewacht. Das ist gut. Wir befürchteten schon ihr hättet euer Bewusstsein gänzlich verloren“: drang eine Frauenstimme an seinen verwirrten und müden Geist. Gerade eben war er aus einem langen, viel zu langem Traum erwacht, doch die Erinnerung daran entglitt seinen Gedanken, noch ehe er danach greifen konnte. Wäre nur nicht diese penetrante Stimme. Er blickte sich um und versuchte ihr ein sichtbares Gesicht zuzuordnen, doch seine Augen waren verschleiert. Es war als läge ein milchiger Nebel über allem. Ein unbewusster Reflex ließ ihn die Hand heben und damit die verklebten Augen freireiben, doch sein Bewusstsein versuchte noch immer an die letzten Halme geklammert den Traum festzuhalten. Ein beißendes Gefühl vermittelte ihm den Eindruck, dass in ihm eine wichtige Information verborgen lag, die er keinesfalls verlieren durfte. Er zog die Brauen zusammen und versuchte sich zu konzentrieren. Er versuchte den Traum festzuhalten, ihn sich erneut bewusst zu machen, doch alle Konzentration half nicht weiter. Wie Schlieren schillernden Öls auf einem Fluss trieb die Sequenz einfach langsam fort. Er versuchte noch einen letzten Versuch, doch in diesem Moment schob sich ein Gesicht in sein Blickfeld. „Geht es euch gut?“: fragte Alina und die Erinnerung war entschwunden. Tarrior schüttelte sich.

    „Alina? Ihr hier?“: fragte er. Sein Mund fühlte sich trocken an und die Worte kamen nur zitternd heraus. Er versuchte sich aufzusetzen, aber neben einem Ziehen in der Bauchregion machten ihm schwächelnde Muskeln einen Strich durch die Rechnung. Ihm kam plötzlich wieder der Kampf gegen den Großmeister in den Sinn. Seine letzte Erinnerung bestand im Jubel der Umstehenden, ansonsten war da nur dieser Traum, der sich ihm nun vollends entzogen hatte. „Der Kampf. Ich habe doch gewonnen“: brachte er hervor. Die Bretonin legte ihren Finger auf seine Stirn und drückte seinen Kopf zurück auf ein weiches Kissen. Er erinnerte sich an scharfkantigen Aschesand. „Was ist passiert?“: fragte er sich. „Ihr habt den Kampf gewonnen keine Sorge. Ihr habt uns alle ziemlich beeindruckt. Der Großmeister bat mich, euch seinen Respekt auszurichten. Er ist nach Balmora abgereist um sich mit der stellvertretenden Erzmagierin zu treffen“: sagte sie sanft. „Balmora? Aber er lag doch gerade noch im Staub. Ich… Ich…“: in seinem Kopf begann ein Schmerz zu pochen. „Beruhigt euch. Der Kampf ist jetzt bereits drei Tage her“: erklärte sie. Er versuchte sich zu erinnern, aber da war nur noch Schwärze. „Was ist geschehen?“: wollte Tarrior wissen. Alina strich durch seine roten Haare. „Ihr seid ohnmächtig geworden. Zunächst glaubten wir vor Erschöpfung, denn niemand bestreitet so einfach zwei harte Kämpfe direkt hintereinander, aber als wir euch entkleideten, bemerkten wir unseren Irrtum…“: berichtete sie, doch wurde sie von einem hochfahrenden Tarrior unterbrochen. „Drei Tage!“: stieß er hervor, als er nach oben schnellte, doch noch im selben Augenblick krümmte er sich vor schlimmen Schmerzen zusammen. „Das habt ihr nun davon“: sagte die Bretonin mit missbilligendem Unterton und streckte ihn behutsam wieder auf das Bett hin. Sie zog die einfache Soldatendecke, die ihn bedeckte, weg und zeigte dem Dunkelelf damit einen ausgedehnten Verband, der den Bereich knapp unterhalb und oberhalb des Nabels bedeckte. Der Schmerz ging eindeutig von der bandagierten Zone aus. Sie legte beide Hände auf seinen Bauch und ließ heilende Magie, Tarrior war sich aufgrund des stärkenden und schmerzlindernden Gefühls sicher, dass es solche war, in ihn strömen.

    „Bewegt euch nicht. Zwar habt ihr das Gröbste hinter euch, aber jede schnellere Beugung könnte den Heilungsprozess verlangsamen und wird euch Schmerzen zufügen“: sagte sie und konzentrierte sich weiter auf den Heilzauber. Der Dunmer dachte nach. Er war sich sicher, dass weder der Großmeister noch der Adjutant ihn am Bauch verletzt hatten. Nur ein Zauber hat mich getroffen. „Ein Eiszauber“: wie ihm schmerzlich bewusst wurde. Er sprach seine Gedanken laut aus. „Ja. Es war schrecklich. Ich habe noch niemanden, auch keinen Dunmer, gesehen, der derart extrem auf die Einwirkung von Frostmagie reagierte“: kommentierte die junge Frau seinen Ausruf. „Wie meint ihr das?“: fragte er. Sie zuckte mit den Schultern. „Als wir euch entkleidet hatten, sahen wir euren Bauch. Das Fleisch um den Bereich, an dem euch der Großmeister mit dem Zauber getroffen hatte, war innerhalb kürzester Zeit abgestorben und schon ganz schwarz geworden und leider gingen die Verletzungen noch tiefer. Der Feldarzt meinte, als er das abgestorbene Gewebe herausschnitt, dass er noch nie solche tiefgreifenden Erfrierungen gesehen habe und dabei stammt er aus Himmelsrand. Er hat die Wunde ausgeschabt und euch einen Verband mit einer Tinktur umgelegt. Wir haben das Nachwachsen des Fleisches mit heilender Magie beschleunigt. Glücklicherweise hatte euch noch keine Infektion befallen. Allerdings würde ich an eurer Stelle euer Glück nicht herausfordern“: antwortete die Frau und nahm ihre Hände von den Bandagen. „Und ihr habt über mich gewacht?“: fragte er Alina. Die Bretonin setzte ein Lächeln auf. „Nicht die ganze Zeit. Auch ich muss schlafen, aber ich wollte mich dafür bedanken, dass ihr mir meinen Posten gerettet habt. Der Großmeister war damals ja drauf und dran mich dafür zu bestrafen, dass ich euch zur Festung brachte. Jetzt wird es mir als besonderes Zeichen von Weitsicht ausgelegt, weil ich einen starken Kämpfer für unsere Reihen rekrutiert habe. Hättet ihr den Kampf nicht gewonnen, wäre es wohl nicht so glimpflich für mich ausgegangen“: beantwortete sie auch diese Frage. Tarrior nickte. „Vermutlich wollte der Großmeister damit sein Gesicht wahren, um nicht zugeben zu müssen, dass seine Überheblichkeit ihn eigentlich besiegt hatte. Ihr müsst mir auch nicht dankbar sein. Ich habe euch schließlich dazu gezwungen mich in die Festung zu bringen“: wiegelte er ab. Doch die Bretonin sah ihm in seine roten Augen. „Vielleicht will ich euch aber trotzdem dankbar sein“: sagte sie mit einem Lächeln. In diesem Moment erinnerte sie ihn wieder an Naasira, die Heilerin aus Chorrol. Er betrachtete das gewellte, braune Haar und blieb einen Moment an ihren feinen Gesichtszügen hängen. Sie war schön, aber es lag keine zierliche Schönheit in ihrem Gesicht, sondern die herbe Schönheit, die Frauen besitzen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Auch Naasira hatte so ein Gesicht. Seine Betrachtungen wurden durch einen hereintretenden Mann gestört.

    „Herrin, ihr wolltet informiert werden, wenn die Waren in der Festung eintreffen. Sie sind bereits auf dem Weg in die Kammer.“: vermeldete der Mann, bei dem es sich um einen Kaiserlichen in einfacher Leinenkleidung handelte. „Gut. Geht und informiert die Männer! Sie sollen sich bereit machen. Der Konvoi wird in etwa einer Stunde aufbrechen. Sie sollen also pünktlich sein!“: befahl sie und der Kaiserliche entfernte sich mit einem Nicken. „Welcher Konvoi?“: fragte Tarrior hellhörig. Ein kurzer Ausdruck von Selbsthass huschte über Alinas Gesicht. Vermutlich wünschte sie sich, dass sie nichts gesagt hätte. „Der Konvoi nach Maar Gan“: war ihre knappe Antwort. Wahrscheinlich hatte sie bereits vorhergesehen, dass Tarrior sich nun aufrappelte und Anstalten machte, aus dem Bett aufzustehen. Sie machte hingegen keine Anstalten ihn zurückhalten zu wollen. Vermutlich wusste sie, dass es Nichts bringen würde, denn alles in Tarrior war auf die Fortsetzung seiner Reise ausgerichtet. Das Lager hatte ihn bereits genug Zeit gekostet und der nächste Konvoi würde erst wieder in ein paar Wochen aufbrechen. So lange konnte und wollte er nicht mehr warten. Egal welches Geheimnis Behram verbarg, Tarrior wollte es endlich in die Finger bekommen und dazu musste er den Nord finden. „Ihr solltet euch wirklich schonen. Ich kann nicht erlauben, dass ihr in eurem Zustand den Konvoi begleitet. Eure Bauchwunde ist noch nicht fertig verheilt“: sagte sie. Tarrior zog derweil seine Sachen, die feinsäuberlich auf einem Schrank neben dem Bett lagen, an. Er befand sich, erst jetzt lenkte er seine Aufmerksamkeit darauf, noch immer in Andasreth in einer kleinen, engen Kate ohne Fenster, die von einigen Öllampen beleuchtet wurde. Er ignorierte ihren Einwand völlig. „Ich kann euch unmöglich einen so wichtigen Konvoi in angeschlagenem Zustand begleiten lassen. Wenn bei dem Transport irgendetwas schief geht, dann müssen alle kämpfen können und man muss sich auf jeden Einzelnen von euch verlassen können. Wenn ihr nun ausfallt…“: brachte Alina den nächsten Einwand vor. Tarrior sah sie missbilligend an. „Ich kann mich vielleicht nur schlecht bewegen, aber laufen wird gehen, denke ich. Und was den Kampf angeht… wahrscheinlich werde ich mich nicht in den Nahkampf begeben können, aber ich kann auch auf Entfernung meine Gegner grillen. Wie euch der Kampf bewiesen haben dürfte, bin ich ein besserer Magier als mein Rang in der Gilde vermuten lassen würde. Ihr könnt euch auf mich verlassen, wenn denn der Konvoi überhaupt angegriffen wird“: schmetterte er diesen Einwand sogleich ab.

    Man konnte es in diesem Moment hinter der Stirn der Frau arbeiten sehen, wie sie ihn doch davon abhalten könnte, diese Reise mitzumachen. Sie setzte kurz darauf zu einem weiteren Argument an: „Der Arzt meinte auch noch, dass er euch noch einmal untersuchen wolle, wenn ihr wieder auf den Beinen seid. Ihr mögt zwar gesundheitlich wieder reisefähig sein, aber er hat Befürchtungen. Eure derart große Anfälligkeit für Frost bereitet ihm Sorgen. Er mutmaßt, dass ihr unter einer magischen Krankheit oder einem Fluch leiden könntet, der euch anfällig gegen diese Art Magie macht. Das allein wäre ein Grund die Konfrontation mit magiebegabten Dremoren zu meiden, denn wie ihr gesehen habt, kann jeder stärkere Frostzauber, den ihr ungeschützt abbekommt, euer Ende sein.“ Tarrior war inzwischen angezogen und band sich seine roten Haare wieder zu einem Knoten im Nacken zusammen. „Habt ihr mein Gepäck von Feldlager hierher verlegen lassen?“: fragte er und überging sie damit völlig. „Es liegt dort hinter dem Schränkchen neben der Tür“: antwortete sie und hoffte ihrerseits offensichtlich auf eine Reaktion ihres Gegenübers, die aber ausblieb. Tarrior wandte sich lieber seinem Gepäck zu und entnahm im die Knochenrüstung. Er strich über die einzelnen Platten und legte sich das Rüstzeug bereit. Alina wurde derweil immer ungehaltener. Schließlich brüllte sie ihn an: „Verflucht noch eins. Ignoriert mich nicht, sondern redet gefälligst mit mir!“ Nun besaß sie seine Aufmerksamkeit. Er dachte kurz nach, bevor er antwortete. Es war Zeit der Frau die Wahrheit zu sagen. „Macht euch keine Sorgen wegen einer Krankheit oder eines Fluches. Ihr dürftet festgestellt haben, dass mir Feuer nichts anhaben konnte. Das liegt daran, dass ich mir eine Feuerimmunität erworben habe. Das Problem daran ist, dass ich dadurch gleichzeitig anfällig für Frostzauber wurde. Der Zauber traf mich allerdings nur so schlimm, weil ich ihn direkt und ohne schützende Rüstung abbekam. Das lässt sich hiermit vermeiden“: rang er sich eine Antwort ab und klopfte beim letzten Satz auf den Knochen-Brustharnisch in seiner Hand. „Ich verstehe wirklich nicht, warum es euch soviel wichtiger ist nach Maar Gan zu gelangen, anstatt auf eure Gesundheit zu achten“: zeigte sie sich kopfschüttelnd. Auch hier zeigte sich Tarrior langsam bereit, mit ihr die Wahrheit zu teilen, um sie endlich zu überzeugen – zumindest einen Teil der Wahrheit. Der Dunmer seufzte, bevor er zum Reden ansetzte: „Alina ich sage euch dies jetzt, weil ich euch traue und auf eure Diskretion hoffe. Ich habe euch belogen, was die Gründe für meine Reise nach Maar Gan angeht. Ich will dort niemanden besuchen und auch der Schrein ist mir egal. Ich suche jemanden, der sich in der Nähe der Stadt versteckt. Dieses Treffen ist für mich überlebenswichtig. Er hat Informationen, die ich um jeden Preis bekommen muss. Allerdings komme ich ohne die Hilfe der Liga nicht an den Daedra vorbei oder überhaupt ins Aschland. Der Konvoi ist meine einzige Chance.“ Alina sah ihn ausdruckslos an. Während er erzählte, verschloss sich ihr Gesicht zunehmend.

    „Die Frage ist, ob ich euch trauen kann. Warum habt ihr mir nicht gleich die Wahrheit erzählt?“: fragte ihn die Bretonin. Tarrior bedauerte in diesem Moment das Vertrauen, das er in die Frau gehabt hatte. Wieder musste er sich erklären. Er hasste es. „Alina. Ich erzählte euch dies, damit ihr mich besser versteht. Ich habe euch belogen, um eben diese Diskussion nicht führen zu müssen. Dieses Misstrauen behindert meine Weiterreise und ist gleichzeitig äußerst unproduktiv für beide Seiten“: versuchte er eine langwierige Diskussion abzuwürgen. „Ihr könntet ein Daedra-Anbeter sein. Was, wenn ich mit euch einen Kultisten der Mythischen Morgenröte in das verwundbare Maar Gan schicke?“: fragte sie sich mehr selbst als ihn. „Ihr könnt nur darauf vertrauen, dass ich kein Kultist bin. Die Lage hat sich damit auch nicht geändert. Zuvor musstet ihr darauf vertrauen, dass ich ein Pilger bin, der zum Schrein der Stadt will. Ich habe euch belogen und es tut mir leid, aber es ändert Nichts daran, dass ihr mich gehen lassen wolltet, wenn ich gesund genug wäre. Also schiebt jetzt nicht dieses scheinheilige Argument von Sicherheitsbedenken vor, denn meine Lüge war nur dazu gedacht, dass mir keine weiteren unbequemen Fragen über meinen Kontakt gestellt werden. Die Sache ist sehr persönlich und soll nur mich etwas angehen. Ich habe euch dies jetzt verraten, weil ich dachte, ich könnte euch vertrauen und die Situation zwischen uns beiden wäre geklärt!“: unternahm der Dunmer einen weiteren Versuch die Bedenken zur Seite zu wischen und tauschte dabei geschickt ihre Positionen. Alinas harte Maske brach und auf ihrem Gesicht stand Unsicherheit geschrieben. Er nahm sie bei den Armen und ließ sie seinen bestimmten aber sanften Griff spüren. Mit einem Lächeln schaute er ihr in die Augen. „Seid mir dankbar Alina“: sagte er. Sie nickte. „Ihr dürft den Konvoi begleiten. Wenn ihr ein Kultist der Mythischen Morgenröte, dann verbergt er dies meisterhaft. Ihr habt euch Nichts zu Schulden kommen lassen“: gab sie ihm nun ihre Erlaubnis. Tarrior war ein weiteres Hindernis losgeworden. Er wollte sich gerade wieder seiner Rüstung widmen, als die Bretonin etwas Unvorhergesehenes tat – sie umarmte ihn. Er wusste nicht wie ihm geschah. Ihm war die Berührung im ersten Augenblick furchtbar unangenehm. Seine Muskeln spannten sich derart an, dass er wohl mehr einem Brett als einem Lebewesen gleichen musste. Die Arme hingen nutzlos an seinem Körper herunter. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Sämtliche Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Er stand nur nutzlos herum. Es war, als hätte sein Verstand keinerlei Plan oder Handlungsvorschlag für eine solche Situation vorgesehen. Er wusste schlicht und ergreifend nicht, was er tun sollte.

    Alina entfernte sich plötzlich wieder von ihm. Über ihr Gesicht huschte einen Moment lang ein Anflug von Enttäuschung und Verwirrung, doch dann überwand sie den peinlichen Moment, in dem sie Tarrior darauf hinwies, dass der Konvoi bald aufbrechen würde und er sich nun fertig ausrüsten solle. Sie wandte sich schleunigst um und verließ die Kate eine Spur zu schnell. Der Dunmer nutzte nun die Ruhe und machte sich abmarschbereit.

  4. #4

    Westspalte, Andasreth, Propylon-Kammer

    Nach etwa einer halben Stunde verließ er die Kate und traf die Bretonin auf dem Gang wieder. Sein Gepäck hatte er nun geschultert. Das Gewicht drückte auf seine Muskeln und er konnte es auch auf seiner Bauchwunde lasten fühlen. Der Schmerz war zu ertragen und die Belastung gerade noch verträglich für die wunde Stelle. Alina wartete bereits vor dem Zimmer auf ihn. Schweigend gingen sie nebeneinander her nach draußen. Redoranische Wachen und Mitglieder der Liga, auf die sie unterwegs in den schmalen Gängen der Festung trafen, machten respektvoll vor ihm Platz. So erreichten sie recht schnell den großen Platz der Festung und die junge Frau lenkte ihre Schritte schnell zu dem hochaufragenden Nebengebäude. Soweit Tarrior wusste, war das eine Propylon-Kammer. In alter Zeit bildeten diese magischen Kristallstrukturen ein ganzes Portalnetz zwischen den alten Dunmer-Festungen auf Vvardenfell. Jede wichtige Befestigungsanlage besaß eine solche Kammer. Über das Portalnetz konnten schnell Botschaften übermittelt und Truppen verlegt werden. Dieses wirklich einmalige, magische Teleportationsnetz verfiel leider mit den Jahrhunderten in dem gleichen Maße, wie auch die Festungen verfielen. Heute konnte kaum mehr jemand das Propylon-Netzwerk nutzen. Soweit Tarrior dies wusste, fehlten dazu wichtige Bestandteile der einzelnen Anlagen. Womöglich hatte die Magiergilde die Propylon-Kammer von Andasreth wieder zum Laufen bekommen, allerdings verstand er den Grund nicht, warum der Konvoi ausgerechnet von hier aus teleportiert werden sollte. Maar Gan selbst besaß keine Propylon-Kammer und es lag auch keine Festung mit einer solchen in der Nähe. Doch er wollte sein Transportmittel auch nicht in Frage stellen.

    Alina gab den beiden schwergepanzerten Kampfmagiern, die den Zugang bewachten, ein Zeichen und nannte ein geheimes Codewort und schon wurden sie eingelassen. Sofort als Tarrior die Schwelle überquerte, war als würde ihm flüssiges Feuer in die Lungen strömen, als er dann noch einatmete. Ein sanftes Prickeln auf seiner Haut jagte ihm Schauer über den Rücken. Die Luft schien zu schimmern und zu wabern. Es war als wäre der Raum mit einer Art lilafarbenem Nebel erfüllt, der doch so feinstofflich war, dass nur Nuancen von ihm in der Luft schimmerten, man aber alles mehr oder weniger klar und deutlich sehen konnte. Der gesamte Raum war geschwängert mit Magie. Man konnte sie geradezu riechen, schmecken und fühlen. Ein leichtes Knistern verriet auch, dass man sie hören konnte, wenn man sich darauf konzentrierte. Der Anblick, der sich dem Dunmer bot, war überwältigend. Das Zentrum des Raumes nahmen zwei Plattformen ein. Jede dieser etwa kreisrunden Plattformen wurde in je einen Drittel von einem großen, gebogenen, steinernen Monolithen umstanden, an dessen zum Kreiszentrum hin ausgerichteten Innenfläche eine kristallene Komponente angebracht war, die vor Energie nur so pulsierte. Alle sechs Kristallarme der beiden Plattformen gaben unaufhörlich rot-weiße Energietentakeln ab, die sich in alle Richtung hin ausbreiteten, aber sich vor allem auf den obeliskförmigen Monolithen im Zentrum der Plattform zubewegten und diesen wie ein Aureole einhüllten und umgaben. Das mussten die beiden Propylonen sein. Andasreth verfügte offenbar über mehr als einen. Er kannte diese Darstellung bereits von den Erzählungen einiger Gildemagier, aber es in Natura zu sehen, war wirklich ergreifend. Was er allerdings von den Beschreibungen nicht kannte, waren einige, offensichtlich von der Liga hinzugefügte, Erweiterungen. So bildete eine Anordnung mehrerer großer Kristalle, in denen Tarrior das Pulsieren gefangener Seelen spürte, ebenfalls eine Kreisform, die die beiden Propylon-Plattformen tangierte. In diesem Kreis aus Kristallen standen bereits die Wagen mit der Versorgungsgütern für das belagerte Maar Gan und ein Teil der Eskorte. Doch die Quelle für die enormen frei schwebenden Kräfte entdeckte Tarrior unterhalb der Decke der Kammer. In großen Käfigen, die an Ketten von oben herab hingen, saßen mehrere Sturm-Atronarchen eingepfercht. Es waren insgesamt sieben an der Zahl. Die Käfige besaßen in ihrem Boden jeweils einen großen Kristall. Sie leuchteten in dem dunklen Lila, das nebelartig die ganze Kammer durchzog. Unter jedem der Käfige stand jeweils ein Magier, erkennbar an den blauen Roben mit dem eingestickten Zeichen der Liga. Bei den meisten handelte es sich um Altmer, aber es waren auch einige Dunmer darunter. Menschen, abgesehen von Alina, sah Tarrior in dem Raum nur bei den Wachen und der Eskorte des Konvois. Die Magier, die sich um die Propylone kümmerten, waren ausschließlich Mer, wobei die Altmer in deutlicher Überzahl vorhanden waren. Auf einen ebensolchen hielt die Bretonin nun auch zu. Aufgrund der teuren und aufwändig gearbeiteten Robe hielt Tarrior ihn für eine Art Oberaufseher über die hiesigen Zauberer.

    „Seid gegrüßt Lord Demawar. In welcher Laune ist heute der magische Fluss?“: begrüßte Alina den Hochelf. Dieser ließ seinen Blick über Tarrior wandern, bevor er antwortete: „Die Störungen haben wieder zugenommen. Heute ist nicht unbedingt der beste Tag für eine Reise, aber wir haben den Konvoi auch schon an schlechteren Tagen sicher hinüber gebracht. Da es nicht so aussieht, als würde sich der Fluss in nächster Zeit wieder beruhigen haben wir heute womöglich auch den bestmöglichen Tag der kommenden Zeit erwischt. Meine Magier werden wie immer ihr Bestes geben“: gab sich der Mann zuversichtlich, dann fügte er noch eine Frage an: „Doch lasst mich wissen, wer euer Begleiter ist.“ Tarrior kam einer Antwort Alinas zuvor, denn er wollte sich selbst vorstellen: „Ich bin Hlaalu Tarrior Gildres. Ich werde dem Konvoi als Begleitschutz dienen.“ Der Altmer zog seine wirklich langen, scharfgeschnittenen Augenbrauen hoch. Tarrior musterte sein Gegenüber nun etwas aufmerksamer. Der Altmer besaß auffällig helle Haut für sein Volk. Der Goldton war nur ein schwacher Schimmer, eine Nuance. Sein ganzer Teint sprach eher für einen Bretonen oder einen Kaiserlichen. Seine Ohren hingegen bezeugten deutlich seine elfische Abkunft. Sie waren spitz und ebenso wie die Augenbrauchen fast schon übertrieben lang und nach hinten gebogen. Seine goldblonden Haare fielen lang aus und waren auf seinem Rücken zu einem kunstvoll geflochtenen Zopf gebunden, während sein Gesicht von zwei langen, fülligen Strähnen links und rechts eingerahmt wurde. In den violetten Augen sah er ein geheimnisvolles Funkeln. Die blassen Lippen in seinem Gesicht rundeten seine feinen Züge perfekt ab. Alles in allem strahlte er die erhabene Dekadenz altmerischer Adliger aus. Tarrior verspürte eine instinktive Abneigung gegen ihn. Gedanklich ließ er sich etwas zu sehr auf ihn ein, sodass er zunächst nicht mitbekam, dass der Mann das Wort an ihn richtete: „… der Mann der den Großmeister der Liga geschlagen hat. Ich war nicht persönlich dabei, denn mein Platz ist hier, aber die Wächter erzählten davon. Ihr sollt dann allerdings am Ende gewesen sein. Ich bin überrascht euch hier zu sehen.“ Der Dunmer zog die Augenbrauen zusammen. „Man hat uns noch nicht vorgestellt, wer seid ihr eigentlich?“: fragte er nun und lenkte damit von sich ab.

    „Oh verzeiht. Ich bin Demawar von Ersthalt, meiner Kunst wegen nennen sie mich Lord. Ich und meine Magier betreuen die Propylone und helfen der Liga der Magischen Gewalt bei der Versorgung von Maar Gan. Sehr erfreut“: stellte er sich vor und deutete mit einem leichten Senken des Kopfes und Oberkörpers eine Verbeugung an, ohne sich wirklich dabei zu bemühen. „Ich sah in euren Augen das Interesse für unsere Apparaturen. Dafür, dass wir damals auf die Schnelle eine sichere Möglichkeit des Transports ermöglichen mussten, ist es echte magische Qualitätsarbeit. Allerdings war es auch nicht ganz einfach. Sagt was haltet ihr davon?“: begann der Altmer ein Gespräch. „Was ich mich frage ist, wie ihr es überhaupt schafft? Teleportzauber sollen ja angeblich nicht mehr richtig funktionieren“: stellte er eine Gegenfrage. Demawar verzog das Gesicht. „Es sind die Daedra oder besser die Oblivion-Tore, die die magische Teleportation stören. Selbst ein meisterlicher Beschwörer wie ich kann nur mutmaßen, wie sich die zunehmende Zahl an Toren auf das Gleichgewicht Nirns auswirkt. Die Energie aus dem Reich des Vergessens, die in unsere Welt einsickert, stört zum Einen die Barrieren zwischen den Welten und bringt zum anderen unsere eigene aus dem Gleichgewicht. Unsere Magie, die aus Aetherius stammt, wird dadurch gestört. Bei einfachen Zaubern würde man diese Veränderung gar nicht bemerken, aber Teleportation und komplexe Rituale, die auf ein stabiles magisches Netz angewiesen sind, geraten so komplett aus ihrer Form. Um die Störungen abzufedern, müssen wir den Zauber mit starker Magie abschirmen. Wir schaffen mit Energie eine Art abgegrenzten Tunnel, durch den wir den Teleportzauber schleusen. Wir benutzen die Propylone, weil sie schon von Natur aus dafür geeignet sind Teleportationsmagie zu kanalisieren. Um größere Massen wie beispielsweise einen ganzen Konvoi mit Eskorte zu bewegen, haben wir die Transportfläche mit dem Kristallkreis deutlich erweitert. Allerdings sind die Kraft der gefangenen Seelen in den Kristallen und die der Propylone zu schwach, um einen ausreichend starken Tunnel zu ermöglichen und gleichzeitig soviel Materie zu bewegen. Das ist wohl auch der hauptsächliche Grund warum ich hier bin. Das Reich des Vergessens ist schuld daran, dass wir uns in einer derart improvisierten Lage befinden, also ist es nur gut und rechtens, wenn wir dessen Energie dazu benutzen unsere Magie zu stabilisieren. Zusammen mit meinen besten Magiern entrissen wir dem Chaos sieben seiner stärksten Kreaturen, banden sie an Nirn und unterwarfen sie unserer Macht, sodass wir nun die ihre kanalisieren können. So haben wir die Propylone mit ihren ursprünglichen Reisezielen vorerst gelöscht und auf das Ziel Maar Gan umgestellt. Wenn die Störungen nicht zu stark sind, dann können wir eine stabile Verbindung in die Stadt halten“: erklärte er die Funktionsweise des neuen Portals. Tarrior besah sich noch einmal beeindruckt die Atronachen, die in ihren Käfigen saßen und deren Magie ständig von den Kristallen im Käfigboden abgezapft wurde. „Wirklich beeindruckend“: sagte der Dunmer. „Natürlich. Ich bin schließlich ein Meister in der hohen Kunst“: meinte Demawar und er bereute das Kompliment sofort wieder.

    „Genug der Worte. Der Konvoi sollte jetzt aufbrechen. Wir sind schon eine Woche überfällig und vermutlich wird in der Stadt schon rationiert. Also kommt Lord Demawar und bereitet das Ritual vor“: bat Alina den Obermagier. „Ich habe noch eine Frage.“: warf Tarrior ein: „Wie kommt die Eskorte eigentlich wieder zurück?“ Demawar lächelte, denn scheinbar genoss er das Interesse an seiner Arbeit. „Es gibt in Maar Gan einen ähnlichen Kristallkreis. Er allein kann natürlich nicht die nötige Energie aufbringen, um die Rückkehr zu ermöglichen, aber er gilt uns als Resonator für unseren hiesigen Zauber. Die Macht die wir hier kanalisieren erzeugt ein Echo in dem Kristallkreis und erschafft dort ein Portal zurück hierher. Der Rückkehrtermin wird vorher mit der Eskorte besprochen. Wer sich zum genannten Zeitpunkt nicht innerhalb des Kreises befindet, wird in Maar Gan bleiben müssen“: erklärte der Hochelf auch die Funktionsweise des Rückkehrportals. Ein lautes Räuspern und ein missbilligender Blick Alinas reichten, um Demawar in seinem Redefluss zu stoppen. „Verzeiht Mylady, ich werde mich sofort um den Zauber kümmern“: sagte er und küsste der Bretonin die Hand mit seinen schmierigen Lippen. „Und ihr nehmt besser eure Position im Kreis ein, wenn ihr wirklich nach Maar Gan wollt“: sagte er dann an Tarrior gewandt, als er sich entfernte, um die anderen Magier anzuleiten. So ging er mit Alina zum Kreis in der Mitte der Kammer. Als er hineintrat, blieb die Bretonin an der Grenze zurück. „Ich hoffe ihr wisst, was ihr tut. Passt auf euch auf“: sagte sie ihm noch zum Abschied. Tarrior bot ihr seine Hand an. „Ihr habt viel für mich getan, habt dank“: verabschiedete er sich ebenfalls. Die Frau griff mit einem undeutbaren Blick zu und entfernte sich dann eilenden Schrittes. Der Dunmer spürte umgehend, wie sich die Magie im Raum bewegte. Sie strömte auf den Kreis und somit auf ihn ein. Er schaute sich um und erkannte Demawar, der genau in der Mitte zwischen den beiden Propylonen und dem Teleportationskreis stand.

    Langsam hob er seine Armee und Blitze zuckten zwischen seinen Händen und den Propylonen hin und her. Langsam bildete sich aber ein konstanter Strom knisternder Energie. Tarrior traute seinen Augen nicht, als der Altmer dann plötzlich den Boden unter den Füßen verlor und ganz langsam in die Höhe stieg. Es bildete sich andeutungsweise eine Gloriole lilafarbener Energie um ihn herum. Dies schien für die restlichen neun Magier, jeweils einer stand bei den Propylonen und sieben unter den Käfigen der Atronachen, das Zeichen zu sein, ebenfalls mit dem Kanalisieren des Zaubers zu beginnen. Die rot-weißen Energien der Monolithen begannen zu pulsieren und färbten sich mehr und mehr lila. Die Energietentakel reckten sich nun nicht mehr um den Propylon-Monolith, sondern züngelten um die Füße des Altmers und umwickelten schließlich dessen Beine. Die Aureole leuchtete nun noch intensiver und das Violett verschwand aus den Augen des Magiers und machte einem matten Weiß Platz. Die Zauberer unter den Atronachen schossen Energielanzen auf die Kristalle im Boden der Käfige ab. Das Brüllen der daedrischen Kreaturen verriet, dass man ihnen die Energie in diesem Moment stark aussaugte. Das Knistern um Tarrior herum wurde immer schlimmer und es war, als könne er in der erstickend magiegeladenen Luft kaum mehr atmen. Seine Lungen brannten. Die anderen Soldaten, die die Eskorte begleiten sollten, ließen sich derartige Gefühle nicht anmerken. Vermutlich waren sie bereits daran gewöhnt. Inzwischen war Demawar fast gänzlich in einer Wolke aus schillernder Magie verschwunden. Nur sein Kopf schaute noch heraus. Seine Augen glühten vor brennendem Weiß. Ebenfalls glühten nun die Kristalle des Kreises. Ein immer lauter anschwellendes Brummen ging von ihnen aus und bildete in seinen Ohren die Kakophonie tausender herumschwirrender Bienen. Mit einem Mal spürte er das Gewicht seines Gepäcks überdeutlich auf seinen Schultern und der Schmerz in seiner Bauchregion kam zurück, doch hielt er nur kurz an. Als sich der Mund des Altmers zu einem stummen Schrei öffnete, flutete ein greller Lichtblitz von den Kristallen aus über den Konvoi hinweg und es war Tarrior so, als zerreiße das Licht seinen Körper. Für wenige Augenblicke durchzuckte ihn das Empfinden von innen nach außen gestülpt zu werden und in winzigste Teile zu zerfallen. Im nächsten Moment drehten sich diese winzigsten Teile wie beim Mischen verschiedener Farben ineinander und es blieb ein Prickeln auf seiner Haut zurück, dass er noch bis in die Haarspitzen zu fühlen glaubte. Als der Dunmer die Augen aufschlug sah er Aschesand und spürte einen warmen Windhauch über sein Gesicht streifen.

  5. #5

    Goldstraße, Irgendwo zwischen Anvil und Skingrad

    Die Straße erstreckte sich dunkel und verlassen durch den Wald. Weit und breit war kein Lebewesen zu sehen oder zu hören ausser einem Reh das sich mitten auf dem Weg befand. Es lief hierhin und dorthin und Schnupperte. Es fühlte sich unwohl. Dann ein Schwirren und das Reh hüpfte im Todeskampf noch ein zwei Schritte nach vorn bevor der Giftpfeil in seiner Seite Wirkung zeigte und es Tot auf dem Weg zusammenbrach.

    Erst war nichts zu hören dann kamen zwei Dunkel gekleidete Gestalten die Strasse herauf. Die eine hatte einen Bogen in der Hand die sie sich nun wieder auf den Rücken schnallte. Die Gestalt war klein und dünn. Die andere Gestalt war groß und breit gebaut und beugte sich nun über das niedergestreckte Reh. Ein helles blitzen war zu sehen als sie sich einen Silbernen Dolch aus dem Stiefel zog und sich daran machte das Reh zu zerlegen. "Beeilt euch Krieger. Ich will hier so schnell wie möglich weg. Irgendwie fühle ich mich hier gar nicht wohl in meiner Haut." flüsterte die kleine Gestalt. "Schweigt gebt mir keine Befehle Söldnerin oder ihr könnt vergessen das ihr auch nur noch einen Septim von mir bekommt." antwortete der Große barsch. "Hey seid mal nicht so unfreundlich immerhin habt ihr es mir zu verdanken das es heute was zu essen gibt. Ausserdem währt ihr schon gar nicht mehr am Leben wenn ich nicht gewesen wäre. Seid lieber froh das ich aus dem Kerker von Anvil wieder herausgeholt habe."anwortete die Söldnerin wütend "Ich habe gesagt ihr sollt die Schnauze halten." schrie der Krieger aufeinmal und sprang hoch. Das Messer in seiner hand funkelte bedrohlich und das Blut der Tieres tropfte herab.

    "Ich sage es jetzt zum letzten mal. Seid still und stellt nicht noch ein einziges mal meine Befehle in Frage sonst werdet ihr es bereuen." Der Krieger starrte die Söldnerin wütend an als diese plötzlich ihren eigenen Dolch zog und sagte: "Wisst ihr was? Ich habe endgültig die Nase voll von euch. EURE Befehle haben uns bisher nichts als Ärger, und mehrere male fast den Tod gebracht. Was könnt ihr eigentlich ausser Schlechte Befehle zu geben die Leuten den Tod bringen?" Doch jetzt hatte sie zuviel gesagt. Mit einem Schrei der vor Wut, Hass und Leid nur so triefte sprang er auf die sehr viel kleinere Gestalt zu. Ungeachtet des Messers das sie in der Hand hielt riss er sie zu Boden und drückte mit seinen Händen ihre Kehle zu. Die Kapuze der Söldnerin rutschte nach hinten und entblößte ihr junges, hübsches Bosmergesicht das vor Schreck und Angst verzerrt war. Sie Strampelte und schrie mit erstickter Stimme unverstänliche Worte. Der Krieger drückte mit der Linken Hand weiter zu während er mit der rechten Hand mehrmals wie wahnsinnig in ihr gesicht schlug. Er spürte wie unter seinen Schlägen ihre Nase brach und das Blut in alle Richtungen spritze. Aber er schlug immer weiter auf ihr Gesicht ein obwohl sie sich schon lange nicht mehr wehrte und ihr letzter Kläglicher schrei schon seit mehreren Sekunden verklungen war. Schliesslich hörte der Krieger auf die Leiche zu Misshandeln und Kniete nun Schnaufend über ihr.

    Nach einer Weile stand er auf und entfernte sich ein Stück. Als er wiederkam hatte er zwei Pferde dabei die er nun neber der Leiche an einen Baum band. Nun begann er damit die Tote zu entkleiden. Er packte die Kutte, die Lederrüstung und ihre Waffen auf den Schimmel, das das Pferd der Söldnerin gewesen war. Das Fleisch und das Fell des Rehs packte er in einen Ledersack der an der seite seines Rappens geschnallt war. Er ging nochmal zu der Leiche und entfesselte einen Flammenzauber der das Mädchen bis zur unkenntlichkeit verbrannte. Ohne die Überreste noch eines Blickes zu würdigen ging er zu den Pferden, stieg auf und ritt davon. Der Krieger zog sich die Kapuze vom Kopf und zeigte nun zum ersten mal sein Gesicht. Sein Pechschwarzes haar fiel ihm auf die Schulter und sein Gesicht blickte ausdruckslos während eine einzelne Träne über sein Gesicht rann. Er legte die Hand an die Stirn und senkte den Kopf. "Octavus.....es tut mir so leid". Der Krieger ritt weiter in die Dunkelheit.
    Sein Name war Arcturus Erune.
    Geändert von KingPaddy (31.07.2012 um 18:06 Uhr)

  6. #6

    Kaiserstadt, Hafenviertel

    Ein hochgewachsener Mann mit einem dunklen Umhang, dessen Kapuze sein Gesicht verhüllte, schritt in der Nacht durch das Hafenviertel der Kaiserstadt. Er lief leise, aber zügig, in Richtung der Baracken in denen die Armen und Diebe lebten. Die Legionäre an denen er Vorüber kam schauten ihm misstrauisch nach. Als er die Häuser erreichte trat eine ausgemergelte Gestalt aus einer dunklen Gasse hervor und sprach ihn an :"Herr habt ihr vielleicht ein paar Septime für mich?"
    Der Mann stoppte und drehte sich langsam um.
    Puny Ancus, so hieß der Bettler, bereute es sogleich die Gestalt angesprochen zu haben und wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Der Mann starrte ihn unter seiner Kapuze hervor an und sprach schließlich mit heiserer Stimme :" Ich werde euch entlohnen wenn ihr mir ein paar Informationen geben könnt die ich benötige." "Was wollt ihr den wissen?" erwiderte Puny jetzt schon ein wenig ruhiger . "Was wisst ihr über einen Mann namens Arcturus Erune und wo kann man ihn finden?" fragte der Mann. Der Bettler überlegte kurz und antwortete:
    "Nun ich könnte euch einiges über ihn erzählen aber diese Information hat einen nicht geringen Preis." Die verhüllte Gestalt zog einen kleinen Lederbeutel unter seinem Umhang hervor und warf ihn dem Bettler zu. Strahlend fing dieser den Beutel auf. Dem Gewicht nach zu schließen war genug Geld in dem Beutel um ihn für mindestens eine Woche über Wasser zu halten. "Nun ich kann euch Dinge sagen die ihr zweifelsohne schon wisst. Das er ein Deserteur und Mörder ist dürfte euch ja bekannt sein. Aber was sagt ihr dazu wenn ich euch sage das er momentan wieder hier in der Kaiserstadt weilt?" Der Gegenüber sprach nun mit leiser Überraschung in der Stimme: "Seid ihr sicher was dies betrifft? Und wenn ja wo genau kann ich ihn finden?"
    "Ich bin mir dessen zu hundert Prozent sicher. Und finden könnt ihr ihn im Haus von Armand Christophe." "Nun gut das reicht mir schon ihr könnt jetzt gehen." erwiederte der Mann.
    Puny wandte sich zum gehen als die Gestalt plötzlich ein Messer zog und einen schritt in Richtung des Bettlers machte. Weiter kam er jedoch nicht da auf einmal eine bisher unbemerkte Gestalt vom Dach, des Hauses unter dem sie standen, sprang.
    Eine Silberne Axt zischte durch die Luft und Spaltete den Schädel des Meuchelmörders sauber in zwei Hälften. Der Luftröhre des Mannes entwich ein gurgelndes Röcheln, dann fiel der erschlaffte Körper mit einem plantschenden Geräusch zu Boden.
    Puny drehte sich zu der neuen Gestalt um die sich gerade aufrichtete und sich die Pechschwarzen Haare aus dem Gesicht strich. "Ich danke euch Arcturus Ihr hattet recht was diesen Kerl betrifft. Woher habt ihr gewusst das er versuchen würde mich zu töten nachdem ich das von euch gewünschte zu ihm sagte?" fragte er den Kaiserlichen. "Erstmal sprecht bitte meinen Namen nicht so laut in dieser Stadt aus. Und um eure nächste Frage zu beantworten solltet ihr euch dies hier ansehen." Währen Arcturus sprach zog er dem toten die Kutte vom Körper.
    Darunter kam die Lederrüstung eines Assassinen der Dunklen Bruderschaft zum Vorschein."Ich gehe nun einfach mal davon aus das das alle weiteren Fragen beantwortet." sagte Arcturus und zog einen Lederbeutel unter seinem eigenen Umhang hervor den er dem Bettler in die Hand drückte :"Nehmt das und vergesst das ihr mich getroffen habt." Mit diesen Worten drehte er sich um ließ Puny Ancus einfach stehen.
    Der Bettler stand nun da mit einer Leiche und zwei Beuteln Gold in den Händen. Zweifelnd schaute er sich um und rannte dann so schnell er konnte zu seinem Lager zurück. Nachdem er die Zwei Beutel unter seinem Kissen versteckt hatte legte er sich auf seine Matte. Während er sich umdrehte dachte er sich :"In der Haut von diesem Mann will ich nicht stecken. Ein Meuchelmörder der Dunklen Bruderschaft. Ich glaube kaum das es ein Schlimmeres Schicksal für einen Menschen geben kann." Mit diesem Gedanken schlief er ein.
    Was jedoch keiner der anwesenden Personen wusste war das noch ein vierter Mensch alles Beobachtet hatte. Er hielt sich versteckt auf der Großen Mauer die das Hafenviertel vom Armenviertel abgrenzte. Mit seinen Blauen Augen hatte er die ganze Szene mitangesehen und schickte sich nun an Arcturus zu folgen. Der Fremde ließ sich leise von der Mauer fallen und folgte ihm. "Du bist also wieder da alter Freund. Zuhause." dachte der Fremde und beschleunigte seine Schritte.
    Arcturus verließ das Hafenviertel so schnell er konnte. Immer wieder schaute er sich um. Es kam ihm so vor als würde man ihm folgen. Plötzlich blieb er stehen und drehte sich abrupt um. Er war jedoch zu langsam und sah den Schatten nicht der hinter ein paar Fässer huschte und so dachte sich letztenendes nichts weiter dabei auch wenn das ungute Gefühl blieb.
    Er verließ die Stadt und ritt zur Schenke "zum Schlechten Omen". Dort hatte sich Arcturus ein Zimmer gemietet und wollte jetzt erstmal schlafen.
    Als er endlich dort ankam rannte Manheim Schmetterfaust, der Besitzer der Schenke, schon auf ihn zu ehe Arcturus überhaupt abgestiegen war. "Ich soll euch das hier geben. Es ist sehr dringend sagte mir derjenige von dem ich es bekam." sagte er keuchend. Arcturus öffnete den Brief und las. Mit aufgerissenen Augen, was dort stand.


    Ich weiss wer ihr seid und habe gesehen
    was ihr in der Kaiserstadt getan habt.
    Aber keine Angst ich werde euch nicht verraten.
    Im gegenteil ich werde euch helfen. Geht nicht in euer altes
    Zimmer in der Schenke. Nehmt ein neues. In dem alten
    werdet ihr schon erwartet.

    Ein Freund
    Geändert von KingPaddy (31.07.2012 um 18:06 Uhr)

  7. #7

    Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Maar Gan

    Ein Hornstoß ertönte in einiger Entfernung hinter seinem Rücken und im nächsten Augenblick war die Luft von unmenschlichem Brüllen erfüllt, dass ihm bis ins Mark fuhr. Tarrior raffte sich schnell aus dem Staub auf und versuchte seine Besinnung zurückzugewinnen, die durch den magischen Transport ins Wanken geraten war. Ein schneller und gehetzter Blick verriet ihm, dass sie sich Aschland befanden. Am Horizont nur einige hundert Meter entfernt sah er die Häuser der redoranischen Siedlung Maar Gan aufragen. Er wagte kaum nach hinten zu schauen, von wo die bestialischen Geräusche an seine Ohren drangen, aber der Schrei eines Kameraden verriet ihm, dass dort wohl die daedrischen Horden lauerten und sie entdeckt hat. „LAUFT!“: schrien einige Krieger der Eskorte und um ihn herum kam Bewegung in den zerstreuten Konvoi. Als er ebenfalls zu laufen begann, wie seine Begleiter, ging ihm durch den Kopf, dass der Zauber versagt und sie vor der Stadt abgeworfen hatte. Ihm gingen ebenso Alinas Worte durch den Kopf, dass er sich mit seiner Bauchwunde lieber noch hätte ausruhen sollen. „Verdammt!“: zischte Tarrior als der Schmerz ausgehend von seiner Bauchregion über ihn hinweg brandete. Nach nur einigen Metern war es ihm als könne er nicht mehr weiterlaufen, während er deutliche Erschütterungen im Boden fühlte, deren Stärke zunahm, sodass der Verursacher langsam aber sicher herannahte. Das tierische Brüllen wurde stärker. Das gierige Verlangen nach Blut und Tod war fast greifbar, so als hätte man einen ausgehungerten Bluthund von der Kette gelassen. Er wurde langsamer, er merkte es. Die Schritte wurden kürzer und immer anstrengender. So sehr sich sein Geist auch bemühte, so sehr widersetzte sich der Körper. Adrenalin und Schmerz rauschten gleichwohl durch Adern und Nerven und es war als würde der Widerspruch den Dunmer innerlich zerreißen. Erste humanoide Schreie lenkten ihn einen kurzen Blick ab, sah er neben sich einen Kaiserlichen stürzen, dem ein martialischer mit Zacken und Widerhaken geschmückter Pfeil das Bein durchschlagen und zu Fall gebracht hatte. Doch nur einen Augenblick später war dieser Vorfall wieder aus seinem Geist gewischt, der kaum mehr etwas anderes zuließ als das Geräusch herannahender Feinde und der eigene Wille zur Flucht. Die Pfeile, die um ihn herum niedergingen, waren nicht mehr als ein Zischen und Brechen in seinen Ohren und verschwommene Schatten vor seinen Augen. Auch das angst- und schmerzerfüllte Schreien der Eskorte, die von den Geschossen niedergestreckt und dann von der folgenden Meute in Stücke gerissen wurde, war kaum mehr als ein Teil des Rauschens des Blutes, dass ihm die Sinne benebelte. Eine weitere schmerzende Welle – er stolperte, fiel in den Schmutz, rollte sich ächzend ab und kam in einer flüssigen Bewegung nach oben, um sich dann erneut vor Schmerzen zu krümmen. Der Gegner war nur noch knapp hinter ihm. Die Luft schien wie flüssiges Blei zu sein, durch das er waten musste. Es schien ihm, als käme er nicht mehr von der Stelle, während er den Geifer seiner Gegner heiß und giftig bereits im Nacken zu fühlen glaubte. Vor seinen Augen war alles nur noch verschwommener Nebel, doch er rannte, humpelte weiter auf die rettende Siedlung zu.

    Er wähnte die Sicherheit in greifbarer Nähe als er vernahm, wie die Stadtwächter auf der vor ihm liegenden Stadtmauer Befehle von ihrem Kommandanten erhielten. Die Rettung war so nah, doch da ertönte wieder das Zischen. „Pfeile“: schoss es ihm durch den Kopf. Eine weitere Salve, die ihn wahrscheinlich nicht verschonen würde. Er warf sich nach vorne. Hoffte auf Rettung und hörte die Geschosse über ihn hinweg zischen. Er wollte wieder aufstehen, aber der Schmerz in seiner Bauchregion drückte ihn umgehend nieder. Es war vorbei. Die Pfeile hatten ihn offenbar verfehlt, aber seinen daedrischen Häschern konnte er nicht mehr entgegen. Da hörte er eine weitere Salve über ihn hinweg fliegen, doch diesmal ertönten keine menschlichen oder merischen Schreie mehr, sondern wieder das tierische Brüllen, aber diesmal mit einer von Schmerz gepeinigten Note. Zwei weitere Salven folgten in kurzer Zeit und er hörte wahre Kolosse zu Boden gehen. Zwei kräftige Arme packten ihn kurz darauf an den Schultern und zogen ihn unsanft hoch, sodass er gegen den Schmerz anschreien musste. „Kommt hoch!“: herrschte man ihn an. Auf zitternden Beinen schaffte er es, von den beiden Männern, die ihn aufgestellt hatten, gestützt, wieder zu laufen. Durch verschleierte Augen sah er, dass sie den niedrigen Wall der Stadt durch einen Torbogen passierten und hinter ihnen, wurde eben ein solchen geschlossen. Für einen Moment sah er voller Befremden das eine große Gruppe von Daedroths und Clanbannen, die sie zuvor verfolgt hatte, in kurzer Entfernung zum Wall in einem perfekten Halbkreis stehen blieb, während die Bogenschützen sie von oben aus Korn nahmen. Erst als ihre sicher geglaubten Opfer hinter dem Wall in Sicherheit waren, wandten sie sich mit wütendem und enttäuschtem Brüllen ab und entfernten sich in Richtung des Heeres, dass Tarrior nun unverhüllt als Masse aus dämonischen Leibern und schwarzgerüsteten Dremoren sehen konnte, bevor er einfach in die Knie ging und im weichen Aschesand zur Ruhe kam.

    Es konnten kaum mehr als ein paar Minuten vergangen sein, als jemand seinen Kopf anhob und ihm ein Fläschchen an den Mund setzte. Zunächst verweigerte er reflexartig das Trinken, doch dann packte ihn eine behandschuhte Hand stark am Kiefer und drückte ihm den Mund mit Gewalt auf, sodass eine minzig-bittere Flüssigkeit seinen Rachen hinunterfloss und er sie unter lautem Husten herunterschluckte. Er fühlte eine ungewöhnliche Hitze in seinem Körper, die seinen matten Glieder vom einem Moment auf den anderen neue Kraft schenkte und sich dann auf seine Bauchregion konzentrierte und den Schmerz auf ein sanftes Poches zurückstufte. Hektisch schlug er die Augen auf und sah in das Gesicht eines vernarbten Dunmers mit tiefen Falten im Gesicht. Seine Rüstung wies ihn als redoranischen Wächter aus. Der Mann, offenkundig von wortkarger Natur, hielt ihm kommentarlos die Hand entgegen und zog ihn auf die Beine. „Danke“: murmelte Tarrior. Der Trank schien seine Zunge betäubt zu haben. „Nichts zu danken. Ihr habt uns Vorräte gebracht. Es war das Mindeste euch zu retten“: winkte der Mann ab. Während der Alte sich nun entfernte und zu einigen anderen Redoranern am Wall hinüber ging, sah sich Tarrior um. Einige andere Magier der Liga, die wie er die Eskorte des Konvois gebildet hatten, genossen gerade eine ähnliche Behandlung. Der Kaiserliche, der ihren Konvoi angeführt hatte, sah er im Gespräch mit zwei weiteren Dunmern. Der eine trat in einer Prunk-Knochenrüstung mit redoranischen Abzeichen auf und war wohl der Kommandant der Stadt, der andere trug eine rote Robe mit goldenen Stickereien und daedrischen Symbolen und war wohl der Hohepriester des örtlichen Tempels. Von den ursprünglich fünf Karren mit denen sie aufgebrochen waren, befanden sich nur noch vier hier in der Stadt. Der fünfte schien scheinbar samt Guar und Fahrer vor der Stadt verloren gegangen zu sein. „Wenn der Zauber uns inmitten der Daedra abgesetzt hätte, wären wir jetzt tot“: erfasste Tarrior ein Grausen. Die Bogenschützen auf den Wällen hatten ihm das Leben gerettet. Er stieg über eine Leiter den Wall hinauf und besah sich von dort noch einmal das Feld vor den Mauern. Er erkannte die Stelle, wo er zum Ende hin liegen geblieben war. Kurz dahinter war der Halbkreis aus toten Daedra, die von den Pfeilen der Wächter erwischt worden waren und dann wenige hundert Meter freie Fläche in dessen Mitte er anhand eines großen Wirbelmusters die Stelle erkennen konnte, an der sie angekommen waren. Am anderen Ende warteten die Daedra mit ihrer Armee vermutlich außer Reichweite der Bogenschützen der Stadtwache. Von hier oben war es nicht nur eine Wand des Todes sondern ein ganzer See, denn bis zum Horizont hin, hatte sich der Bereich zwischen den beiden Hügelketten mit Gegner gefüllt und er konnte sogar zwei Tore ins Reich des Vergessens ausmachen. Der Himmel über Mar Gaan war entsprechend blutrot und wurde regelmäßig von Blitzen durchzuckt, als wäre die Stadt schon selbst Teil der daedrischen Heimat.

    Während Tarrior sich noch wunderte, warum die Daedra kurz vor dem Stadttor mit ihrem Ansturm gestoppt hatten, trat ein Wächter an ihn heran. „Serjo Gildres?“: fragte er. Der Dunmer nickte abwesend. „Euer Anführer möchte mit euch sprechen“: erklärte der Wächter und zeigte auf den Eskortenführer, der sein Gespräch mit dem Priester und dem Kommandanten dadurch beendete, dass er letzterem ein versiegeltes Schreiben übergab. Tarrior nickte erneut und stieg die Leiter hinunter, bevor er zu ihm hinüber ging. „Serjo Gildres. Es freut mich, dass ihr wohlauf seid. Ich fürchtete schon, dass ihr für uns verloren wäret. Madame Alina hat mich kurz vor unserer Abreise instruiert euch ziehen zu lassen, wenn ihr die Stadt verlasst. Wir werden euch mit einem Seil zwischen den großen Felsen im Nordosten herunterlassen, sobald ihr soweit seid. Allerdings sollte euch klar sein, dass ihr so nicht mehr in die Stadt zurückkehren könnt. Ich sollte euch daher empfehlen euch nach euren Erledigungen nach Norden an die Küste und von dort aus nach Khuul durchzuschlagen. Aufgrund der Bedrohung durch die Nord haben wir dort eine kleine Garnison stationiert, die euch zurück eskortieren kann“: erklärte der Mann ihm in zackigem Ton. Tarrior war überrascht, was Alina noch für ihn bewerkstelligt hatte. Er selbst hatte gar nicht überlegt, wie er nach seiner Suche nach dem Nordmagier nach Balmora zurückkommen sollte. „Vielleicht war es doch nicht so schlecht der Liga beizutreten“: überlegte er. „Richtet Alina meinen Dank aus. Ich werde mich erst einmal ausruhen. Ich denke das Beste wird es sein, wenn ich die Stadt in den frühen Morgenstunde verlasse“: schlug er vor. Der Mann nickte: „Ich hätte dasselbe vorgeschlagen. Auch die Späher der Dremora sind zu dieser Zeit unaufmerksamer und eure Chance, euch ungesehen bis zum Pass zu schleichen, ist damit größer.“ Dann verabschiedete sich Tarrior, um sich einen Platz zum Schlafen zu suchen.

    Recht bald fand er heraus, dass der Außenposten und das Handelshaus keinen Platz mehr boten und auch die Bewohner von Maar Gan ihre Häuser bereits für weitere Soldaten und Flüchtlinge geöffnet hatten und nun ebenfalls belegt waren. Man verwies ihn an den örtlichen Schrein und Tempel des Tribunals in der Stadt, denn Alkama Deryth der örtliche Priester hatte ihn nach langem Zögern als Notunterkunft geöffnet. Tarrior jedoch war bei dem Gedanken daran, die Hilfe des Tempels in Anspruch zu nehmen, gar nicht wohl zumute. Er hasste den Tribunalstempel und vermied es nach Möglichkeit sich deren heiligen Stätten auch nur zu nähern. Jetzt sollte er sie nicht nur freiwillig besuchen, sondern dort auch noch übernachten. Geradezu ein Alptraum für ihn. Der Dunmer seufzte und ergab sich in sein Schicksal. Wenn er sich nicht ausruhte, würde er die Reise durch das Aschland nicht überstehen und womöglich fiel er geschwächt einer Patrouille der Daedra in die Hände, dann wäre es aus mit ihm. So ließ er die Vernunft über seine Abneigung triumphieren und schob sich aus dem Eingang des Andus Handelshauses und lenkte seinen Schritte in Richtung des Tempels. Im Gegensatz zu Ebenherz wirkte die Stadt hier trotz der ganzen Flüchtlinge wie ausgestorben. Die meisten Bewohner hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert. Auf der Straße sah man hauptsächlich Soldaten mit grimmigen Gesichtern oder Kinder, die der Gefahr um sie herum nicht wirklich bewusst waren und fast schon unbefangen spielten. Die wenigen Erwachsenen, die Arbeiten nachgingen, die für das Funktionieren der Stadt unerlässlich waren, hatten ebenso verschlossene Gesichter wie die Wächter, doch spiegelten ihre Augen andauernde Furcht wieder. Auch war ihre Konstitution nicht die beste. An vielen Leibern hingen die Kleider nur schon herunter oder mussten mit Gürteln eng an die schmalen Körper gebunden werden. Die Bürger hungerten nicht, aber die Rationierung der Mahlzeiten machte sich bemerkbar. Auch die neuerliche Vorratslieferung die neben Munition für Bögen und Armbrüste, Medikamenten und Befestigungsmaterial hauptsächlich Nahrungsmittel enthielt, schuf da keine Abhilfe. Vermutlich rechnete man bereits damit, dass sich die nächste Lieferung wiederum verzögern wird. Es war alles in allem eine Stimmung, die auf ihn mehr als bedrückend wirkte und der er sich mit schnellen Schritten zu entledigen suchte, aber leider hatte sie die gesamte Stadt erfasst, sodass es für ihn keinen Ausweg gab. Ganz auf das Elend um sich herum konzentriert, hatte er gar nicht bemerkt, dass er bereits auf den Vorplatz vor dem kleinen Tempelgebäude getreten war.

    In der Sonne funkelte ein Ring aus großen Kristallen, der wohl der Resonanzring für sein Gegenstück in der Propylonkammer in Andasreth war. „Hier hätten wir also ankommen sollen“: stellte Tarrior mit Unbehagen fest. Der Teleport war wirklich eine gefährliche Art zu reisen, aber wohl die einzige Möglichkeit, wie die Stadt hier überhaupt versorgt werden konnte, wenn die Daedra sie eingeschlossen hatten. Ohne die Versorgung über die Liga wäre die Siedlung gewiss schon längst aufgegeben worden. Bei diesen Überlegungen wunderte er sich wiederum, dass die Daedra die Stadt noch nicht einfach überrannt hatten und warum die Daedroths ihren Angriff vorhin kurz vor den Stadttoren gestoppt hatten. Für diese gewaltigen Kreaturen wäre es doch kein großes Problem gewesen, dass Stadttor einzudrücken oder mit ihrem Klauen in Stücke zu schlagen. Er zuckte mit den Schultern, womöglich hatten die Magier einen Schild oder etwas in der Art gewirkt, der die Gegner fernhielt. Er durchschritt die Öffnung in der Mauer für den abgegrenzten kleinen Tempelbereich. Hier waren einige Frauen mit angestrengten Gesichtern dabei auf dem sandigen Boden Salzreis zu ziehen, wie Tarrior verwundert feststellte. Durch stetiges Ausbringen von Wasser hatte man den Boden schlammig gemacht und pflanzte kleine Sprösslinge dieser durchaus genügsamen Pflanze an. Allerdings würde die erste Ernte wohl erst in ein paar Monaten herangereift sein und dann wohl kaum den Bedarf eines nennenswerten Teils der Bevölkerung von Maar Gan decken. Und das auch nur, wenn die Siedlung den Daedra solange standhalten würde. „Ein paar Monate. Wenn sich diese Invasion noch solange hinzieht, dann wird Tamriel schließlich überrannt sein. Dann ist das Ende gekommen“: dachte Tarrior fatalistisch, denn diese Invasion konnte doch unmöglich zum Normalzustand werden. Es musste etwas geschehen. Die Tore mussten geschlossen werden. Allerdings kamen ihm wiederum die wenigen Monate, die die Krise nun schon im Gang war, fast vor, als dauerte sie bereits fünf oder sechs Jahre und ebenso lang kam ihm inzwischen diese Odyssee vor, die Behram ausgelöst hatte. Der Dunmer überquerte, während er noch diesen Gedanken nachhing den Hof und stand dann vor der Tür des Tempels und klopfte anschließend dreimal gegen das schwere Holz.

  8. #8

    Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Maar Gan

    Die Tür wurde von innen von einer großen und breitschultrigen Gestalt in einer goldenen Rüstung geöffnet. Tarriors Augen weiteten sich, als er in dem metallenen Ungetüm einen Ordinator in seiner prachtvollen Prunkrüstung erkannte. Die starre, goldene Maske des Kriegers schob sich in sein Gesichtsfeld und eine dumpfe, metallisch klingende Stimme sprach ihn an: „Was ist euer Begehr?“ Tarrior war im ersten Moment unfähig zu sprechen und ganz instinktiv begann er sich an seinen Unterarmen zu kratzen, auf denen noch immer die Narben prangten, die ihm zwei Ordinatoren im Zweikampf beigebracht hatten und den er nur mit Mühe und Not für sich entscheiden konnte. Die Kultisten, die damals an seiner Seite gekämpft hatten, waren allesamt getötet worden. Er schluckte und versuchte die Angst, die ihn plötzlich erfasst hatte, unter Kontrolle zu halten. Einen Moment lang glaubte er in den hohlen Augen der goldenen Maske die Folterkammer des Ministeriums der Wahrheit erkennen zu können. Dieser Moment ging erst vorbei, als der Wächter ihn ungeduldig anherrschte: „WAS IST EUER BEGEHR, Sera?!“ Das Wort Sera zischte er abfällig. Tarrior fing sich. „Ich hörte der Tempel würde Unterkünfte für Flüchtlinge und Pilger bereitstellen. Ich möchte den Schrein besuchen und hier übernachten“: bat er. Ein Schnauben drang hinter der Maske hervor und der Ordinator trat einen Schritt zur Seite um ihn einzulassen. Mit einem unguten Gefühl trat Tarrior in das dämmrige Innere. Der Ordinator schloss hinter ihm die Tür und der Dunmer sah nur noch eine schnelle Bewegung am Rand seines Blickfeldes, bevor er hart gepackt und gegen die Wand gedrückt wurde. Ein weiterer Ordinator hatte sich im Raum befunden und ihn nun ergriffen. „Bitte ich habe nichts getan. Ich habe nichts getan“: stammelte Tarrior, der versuchte seine Arme aus dem Griff des Tempelkriegers zu entwinden, doch in den behandschuhten Pranken saßen sie fest wie in einem Schraubstock. „Legt dieses Amulett um!“: befahl der andere Ordinator, der die Tür geöffnet hatte und hielt ihm einen kleinen Silberanhänger mit einem eingefassten Stück Stein hin. Er war verwirrt und reagierte nicht sofort. „Legt es an!“: befahl der Wächter noch einmal und Tarrior griff mit der Hand zu, die der Mann, der ihn gepackt hatte, nun freigab und streifte sich den Anhänger mit Mühe über den Kopf und legte ihn sich um den Hals. Die Ordinatoren schienen auf eine Reaktion zu warten, die aber nicht kam und atmeten dann hörbar aus. Auf einen Wink hin, wurde Tarrior freigegeben und ihm das Amulett wieder abgenommen.

    „Was sollte das!“: schrie er die beiden Tempelkrieger an, aber diese wandten sich nur desinteressiert ab und bezogen Stellung neben der Tür des Schreins. Stattdessen kam der Dunmer in der roten Robe mit den Goldverzierungen, den Tarrior schon bei seiner Ankunft gesehen hatte, aus dem Schatten auf ihn zu. „Verzeiht diese Behandlung, aber wir müssen vorsichtig sein und sicher gehen, dass ihr kein Agent des Feindes seid“: entschuldigte sich der Priester. Tarrior schluckte eine bissige Bemerkung herunter, als er bemerkte, dass eine der Masken sich in seine Richtung gedreht hatte. „Ihr habt wohl Recht, aber ich verstehe nicht ganz was ihr geprüft habt“: lenkte Tarrior mit unterdrückter Wut ein. „Das ist nicht schwer, mein Kind. Der Anhänger enthielt ein Stück des heiligen Artefakts, das wir hier verwahren. Hättet ihr bedenklichen Kontakt mit den Kultisten Mehrunes Dagons gehabt, hätte der Anhänger auf euch reagiert und die beiden heiligen Wächter, die man uns aus Vivec geschickt hat, hätten euch getötet“: erklärte der Priester. Tarrior versuchte sich an den Schrein vor Maar Gan erinnern. Soweit er wusste beteten sie hier einen Stein an, der irgendwie mit Vivec in Verbindung stehen sollte, aber Genaueres viel ihm zu der Geschichte nicht ein. „Erzählt mir von dem Artefakt, ich verstehe es nicht“: bat er. Der Mann schaute ihn verwirrt an. „Sagtet ihr nicht, dass ihr ein Pilger wäret? Und da kennt ihr die Geschichte von der Rettung der Dunmer durch Vivec vor dem Zorn Mehrunes Dagons nicht?“: zeigte sich der Priester nun misstrauisch. Er konnte aus dem Augenwinkel heraus wahrnehmen, wie die Ordinatoren ihre Hände zu ihren Waffen führten. „Verdammt. Ich hätte mich nicht als Pilger ausgeben sollen“: ging Tarrior auf. „Nun ja. Vielleicht ist der Begriff Pilger etwas übertrieben gewesen. Ich gehöre zu Haus Hlaalu und habe mich bisher zu meinem Leidwesen nur wenig mit dem Tempel befasst. Die Geschäfte und der Reichtum waren mir wichtiger. Doch diese Krise die uns alle bedroht, hat mich dazu gebracht, meine Situation zu überdenken und ich habe festgestellt, dass ich mich, sollten wir das hier überleben, ändern möchte und dem Tempel als Laien-Mitglied beitreten will. Um den Beistand des Tribunals zu erflehen und Vorsorge zu treffen, habe ich mich eigentlich ohne großes Wissen auf die Reise begeben. Ein befreundeter Händler erzählte mir von dem Schrein hier in Maar Gan und ich nahm einige Schwierigkeiten auf mich um hierher zu gelangen, aber ich muss zugeben, dass ich unwissend bin“: ließ er sich eine hoffentlich glaubwürdige Geschichte einfallen. Der Priester strich sich durch einen kleinen Kinnbart und lächelte dann, sodass sich auch die Ordinatoren wieder entspannten. „Dann heiße ich euch im Tempel von Maar Gan willkommen. Folgt mir, denn eure Unwissenheit will ich in diesem Fall schnell heilen“: bat er Tarrior ihm zu folgen und gemeinsam gingen sie in einen extra abgetrennten Bereich des Tempel.

    Gleich beim Eintreten fiel Tarrior der große, in einem Aschebecken, gelagerte Felsen auf, der den Raum offenkundig dominierte. Zu Füßen des Steins waren etliche Opfergaben dargebracht worden. Tarrior entdeckte sogar einen Propylon-Index auf einem Teller. So sehr er sich sonst dafür interessiert hätte und ihn zu stehlen versucht hätte, umso mehr ignorierte er ihn nun demonstrativ, da er jeden Ärger hier vermeiden wollte. Neben dem Stein fiel ihm auch ein Dremora auf, der neben diesem stand und ihn grimmig anschaute. Als ersten Reflex wollte er seine Klinge ziehen, doch der Priester hielt seine Hand zurück. „Das ist Anhaedra durch die Magie von Fürst Vivec ist er Diener unseres Tempels und zugleich Prüfung für alle, die in die höheren Ränge des Tempels aufzusteigen wünschen. Er ist an diesen Ort gebunden und kann uns nichts tun, sofern wir nicht die Prüfung mit ihm wünschen. Für euch allerdings sollte es ausreichen ein Gebet zu sprechen und eine Opfergabe darzubringen. Denn dies hier ist das Herz von Maar Gan. Dieser Fels dort ist der Turm-Schrein“: erklärte Alkama ihm. „Der Turm-Schrein also…“: murmelte Tarrior und legte seine Hand auf die steinerne und raue Oberfläche des Felsens. Er betrachtete ihn ausgiebig, aber konnte nichts Besonderes an ihm entdecken. „Verzeiht diese Frage eines Unwissenden aber was soll an diesem Felsen so heilig sein“: fragte er. Der Priester lächelte ihn an und trat näher. „Eure Worte geziemen sich für einen Hlaalu, für den nur der Geldwert eines Objektes wichtig ist. Setzt euch und ich werde euch die Geschichte des Steins erzählen“: bat er den Dunmer und gemeinsam ließen sie sich auf einem Teppich vor dem Monolithen nieder. Der Priester begann zu erzählen:

    „Nachdem der Krieg des ersten Rates geschlagen worden war und die Dunmer das Land, dass sie den gotteslästerlichen Dwemern entrissen hatten, zu ihrem eigenen machten, erhoben sie das göttliche Tribunal, dass aufgrund ihrer Weisheit und Stärke den Status von Göttern erlangt hatte, zu ihren Göttern. Die Dunmer wandten sich ab vom Irrweg des alten daedrischen Kultes, der auch die zerstörerischen Kräfte der Säulen des Hauses des Chaos verehrte, die seit jeher nur Leid und Qual über unser Volk gebracht hatte. Die kultische Verehrung vereinigten nun die guten und gerechten Götter des Tribunals mit ihren daedrischen Abbildern Mephala, Boethia und Azura auf sich. Der schändlichen Verehrung der Daedra war damit in Morrowind endlich ein Ende gesetzt und unsere großen Götter konnten sich ganz dem Aufbau eines gläubigen Staatswesens unter ihrer weisen und gerechten Führerschaft widmen. Allerdings sollte das Haus des Chaos bald zu einer ständigen Prüfung für unser Volk werden, indem sie den rechtmäßigen Glauben an das Tribunal verdammten und die Gläubigen prüfen und zurück zu ihren schändlichen Kulten treiben wollten. So kam es, dass die Daedraprinzen Sheogorath, Mehrunes Dagon, Molag Bal und Malacath mehrfach ihren Zorn gegen die Gemeinschaft des Tempels und das Volk der Dunmer richteten. Allen voran tat sich der Zerstörer Mehrunes Dagon hervor. Und so kam es, dass er eines Tages hier auf Vvardenfell auf dem Roten Berg in seiner abscheulichen Gestalt erschien und drohte die Dunmer mit einem riesigen Felsen zu erschlagen, sofern sie ihn nicht länger fürchten und verehren wollten. Die Dunmer erbebten vor Furcht doch waren sie frohen Mutes, denn sie wussten, dass die Macht des Tribunals eine größere war und ihr Glaube größer war, als ihre Furcht vor dem Zerstörer, womit sie Dagons Zorn weiter schürten, der den Felsen mit seinem vier unheiligen Armen erhob und die Dunmer zu vernichten drohte. Doch bevor diese ruchlose Tat geschehen konnte, trat Fürst Vivec der große Gott unter den einfachen Dunmern hervor, als wäre er einer von ihnen und begann den Zerstörer zu verspotten und wortgewandt zu beleidigen. Blind in seiner Wut und seinem Zorn erkannte er Fürst Vivec nicht, der den Zerstörungswillen des Daedroth auf sich zog. Voller Groll, vergaß er die Dunmer und warf den Felsen stattdessen auf Fürst Vivec, der ihn noch bis zuletzt verspottete und den er damit nicht töten konnte, denn geschickt wich er dem Stein aus und verspottete den mächtigen Daedraprinzen triumphierend, ob seiner ungestümen Blindheit. Und als Mehrunes Dagon sah, dass die Dunmer durch diese List Vivecs noch am Leben waren, empfand er eine tiefe Schmach und kehrte besiegt in das Reich des Vergessens zurück. Fürst Vivec jedoch wurde von den Dunmer für seine Tapferkeit und seine Listigkeit gefeiert. Um den Felsen herum ließ er einen Tempel errichten, um auf ewig an die Schmach des Mehrunes Dagon zu erinnern und die ewige Güte, Gerechtigkeit und Fürsorge des Tribunals für das Volk der Dunmer zu demonstrieren. So band er mittels seiner Macht auch einen Dremora an diesen Schrein und gab dem Volk eine Pilgerstätte. So muss auch heutigen Tages jeder Adept, der die Reise zum Turm-Schrein wagt seine Tapferkeit und seine Wortgewandtheit unter Beweis stellen, in dem er den Dremora verspottet und sich ihm anschließend zum Kampf stellt. Das Ende aller Worte ist ALMSIVI“

    Tarrior war eingenommen von der Erzählung. Auch wenn ihm jede Huldigung des Tribunals durch den Priester sauer aufstieß, so faszinierte ihn die Geschichte dennoch. Er sah diesen schnöden Felsen nun mit ganz anderen Augen. Auch wenn er der Botschaft des Tempels trotzdem nicht mehr abgewinnen konnte, empfand er doch einen gewissen Respekt gegenüber einem Mann, der es gewagt hatte, einen Daedraprinzen zu verspotten. Wenn er aber genauer darüber nachdachte, konnte es auch genauso gut von besonderem Größenwahn zeugen. Der Priester ließ seine Worte noch etwas im Raum verhallen, bevor er sich wieder an Tarrior wandte: „Versteht ihr nun die besondere Bedeutung dieses Felsens für unseren Tempel. Ganz Maar Gan entstand einst als Pilgerstadt um diesen Schrein hier herum.“ Tarrior nickte auf die Frage hin. „Jetzt verstehe ich auch, warum der Anhänger mich als Anhänger der Mythischen Morgenröte erkannt hätte, wenn ich das denn gewesen wäre“: dachte er laut. „So ist es. Aber das ist nichts im Vergleich zur Macht des Steines. Noch immer liegt der alte Segen auf dem Schrein. Der Fels gibt nicht nur Pilgern einen stärkenden Segen, sondern er ist auch der einzige Grund, warum unserer heiliger Außenposten den verderbten Heeren des Feindes widersteht“: ergänzte der Priester diesen Gedanken. Tarrior warf einen Blick auf den Felsen und jetzt ging ihm auf, warum die Daedra nicht näher an das Tor hatten herantreten können: „Durch den Felsen können die Daedra den Boden von Maar Gan nicht betreten!“ Es erinnerte ihn an die Kathedrale von Kvatch. Auch damals hatte er gehört, dass der geweihte Boden der Kathedrale von den Daedra nicht übertreten werden konnte. Ebenso musste es hier sein. „So ist es, mein Kind. Ich lasse euch nun für euer Gebet allein. Wenn ihr fertig seid, tretet in den Vorraum. Ich werde euch dann eure Unterkunft zeigen“: sagte er und verließ leisen Schrittes die Kammer. Tarrior war nun mit dem Dremora allein. Er kniete sich vor dem Stein nieder. Wenn dieser Felsen die Stadt beschützte, tat er auch ihm etwas Gutes. Vivec war ihm egal, aber diese schützende Kraft verdiente geehrt zu werden. So murmelte er ein kurzes Dankesgebet und legte einige Stapel an Münzen vor dem Monolithen nieder. Als er sich erheben und dem Priester folgen wollte, knurrte ihn der Dremora an.

    „Ihr hasst den Tempel“: sagte der Daedroth frei heraus. Tarrior drehte sich langsam zu ihm. Sein Gesicht zeigte keine Regung. „Ich weis nicht wovon ihr redet“: widersprach er. „Oh doch. Ihr wisst das sogar sehr gut. Ich habe eure Ablehnung und euren Hass in den Augen gesehen, als euch der Priester die Geschichte von Vivec und Meister Dagon erzählt hat“: sprach das dämonische Wesen mit rauchiger Stimme weiter. „Und wenn es so wäre? Was geht es euch an, Kreatur?“: knurrte Tarrior nun seinerseits zurück. „Diese Stadt ist dem Untergang geweiht und ich erwarte die Ankunft desjenigen, der diesen Tempel und die Stadt der Vernichtung preisgeben wird“: faselte der Dremora. „Dir Kreatur hat wohl die lange Zeit, die du schon hier verbringst den Geist geschädigt. Diese Stadt wird nicht fallen“: machte er sich über den Daedroth lustig. Das Gesicht des Monsters verzog sich zu einem boshaften Grinsen. „Euch wäre genauso lieb wie mir, wenn der Priester ausgeweidet zu Füßen seines geliebten Felsens liegen würde, während der Tempel um ihn herum niederbrennt. Tut es und es soll euer Schaden nicht sein. Der Meister wird euch dafür reichlich entlohnen“: bot der Dremora an, doch Tarrior wandte sich mit einem Kopfschütteln ab und verließ den Raum. In der Vorhalle erwartete ihn der Priester des Tempels zusammen mit den beiden Ordinatoren. „Habt ihr Ruhe bei eurem Gebet gefunden?“: fragte der Mann der Götter. „Ja das hat es, auch wenn euer Dremora seltsame Worte von sich gibt. Aber ich würde mich jetzt gerne ausruhen“: bat Tarrior. Alkama runzelte bei der Erwähnung des Dremoras kurz nachdenklich die Stirn, aber zeigte sich dann bereit ihn zu führen. In einem kleinen Nebenraum gelangten sie über eine Leiter in weitere unterirdische Räume des Schreins, in denen sich die Kammern des Priesters und der Ordinatoren befand. Außerdem war dort ein umgebauter Lagerraum in denen man zwei Betten aufgestellt und drei Hängematten gespannt hatte. Ein Bett und zwei der Matten waren belegt mit Flüchtlingen oder Pilgern, die sich ebenso wie er ausruhen wollten. „Ihr habt die freie Wahl“: sagte Akama und ließ Tarrior dann allein. Der Dunmer wählte das freie Bett aus, legte seine Sachen ab und sich selbst auf die harte Matratze, die ihm nach der Flucht unendlich gemütlich vorkam. Recht bald schlief er ein.

  9. #9

    Goldstraße -> Skingrad

    Beim Erreichen der Straße verschwand soeben die Sonne hinter dem Horizont, und Raccan versuchte sich in der eintretenden Dämmerung zu orientieren. Leider hatte er die Karte seiner gelaufenen Strecke nur ansatzweise im Kopf und konnte deswegen nur vage vermuten, wo er sich jetzt befand. Vielleicht irrte sich der Rothwardon auch; laut seiner Vermutung musste er sich jetzt nordöstlich von Skingrad befinden, wenn es so wäre, müsste ihm die Umgebung hier bekannt vorkommen. Andererseits wäre es auch möglich, dass er sich südlich der Stadt aufhielt, dann würde ihm auch das Wiedererkennen von Wegmerkmalen nicht helfen, denn dort war er ebenfalls schon entlanggekommen, wenn auch er mit den dort vorhandenen Wäldern schon etwas mehr Erfahrung hatte. Ja, diese Assassine spukte ab und an immer noch durch seine Gedanken. Egal, da ist später noch genug Zeit dafür. Der Ritualassassine saß von seinem Hengst ab und führte ihn an den Zügeln hinter sich her, als er ein paar Schritte den Weg entlang ging, er hatte sich dafür entschieden, dass Skingrad südwestlich seiner Position liegt.
    Kurze Zeit später war es beinahe schon vollständig dunkel, als er vor sich plötzlich ein Lichtschein erkannte, offensichtlich von einem Lagerfeuer. Wer macht so nahe an der Reiseroute ein Lagerfeuer? Sein Gefühl lag selten falsch, und so führte er sein Pferd in ein Gebüsch und band es an dem Gestrüpp fest, um sich dann abseits des Weges an das Licht anzuschleichen. Das Terrain erhob sich leicht, es stellte sich heraus, dass sich das Lager direkt vor einem Höhleneingang befand, welcher direkt am Wegesrand lag. Raccan kroch den Hang hinauf und spähte über die Kante durch das Gras hinunter. Um das Feuer herum saßen drei Personen, allesamt bewaffnet, und mit schäbig aussehender Kleidung. Man musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass es sich hierbei um Banditen handelte. Einer von ihnen, ein grobschlächtig anmutender Ork, rülpste laut und grinste in die Runde, aber die anderen beiden reagierten nicht einmal ansatzweise. Stattdessen lehnte sich einer von ihnen, ein Waldelf, der seinen Langbogen neben sich an den Baumstamm gelehnt hatte, nach vorn und stützte dabei die Ellenbogen auf den Oberschenkeln auf, um dann mit einem Stock in der lodernden Glut herumzustochern.
    „Ich finde das hier Zeitverschwendung, heute Nacht ist es viel zu kalt, um irgendwelchen Händlern aufzulauern. Der Boss sitzt drin im Warmen und vergnügt sich wahrscheinlich mit Odessa, und wir frieren uns hier draußen den Arsch ab.“. Für einen Bosmer hatte der Bandit eine recht raue Stimme. Wahrscheinlich der Alkohol. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten.
    „Dann geh doch rein und sag ihm das. Ich näh dich aber nicht wieder zusammen“, blaffte der Kaiserliche, welcher direkt vor dem Höhleneingang saß, trocken als Antwort zurück, woraufhin die Grünhaut das eben getrunkene Bier mit einem dumpfen Glucksen und Lachen wieder ausspuckte.
    „Was ist los, Matschgesicht, schmeckt das Gesöff nicht?“, setzte der Kaiserliche nach. Der Ork verzerrte wütend das Gesicht und wollte sich schon erheben und nach seiner Axt greifen, da fuhr im der Bosmer in die Parade.
    „Reiß dich zusammen, Balik; nicht schon wieder, du weißt doch wie er ist…“, woraufhin sich Balik etwas beruhigte und wieder niederließ. Allerdings war es nun an dem Unruhestifter, weiterzusticheln.
    „Na, wie bin ich denn, du Baummade, sprich dich nur aus“. Meine Güte, diesem Stinkstiefel merkt man seine Laune aber wirklich an, dachte Raccan während er sich flach auf den Boden presste und lauschte. Der Waldelf jedoch ließ sich nicht provozieren und setzte sich ebenfalls wieder, ohne dem Kommentar irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken. Stille, welche nur durch das Prasseln des Feuers unterbrochen wurde, trat ein. Dann räusperte sich wieder der Waldelf, ganz offensichtlich war er an einem Gespräch interessiert um die Langeweile zu überbrücken.
    „Was glaubt ihr, was er mit Odessa anstellt?“, und der Bosmer grinste verschlagen. Der Ork lachte kurz auf, biss ein Stück aus der Fleischkeule zu seinen Füßen und sinnierte kauend:
    „Ihr aus einem Buch vorlesen wohl kaum…“, und beide brachen in Gelächter aus. Der Bandit an der Höhle stieß jedoch entnervt und betont laut die Luft aus, woraufhin die beiden anderen verstummten.
    „Er macht das mit ihr worauf sie sich mit euch beiden nichtmal einlassen würde, wenn ihr die letzten Männchen in der gesamten scheiß Welt wärt. Lieber würde sie versuchen, mit einem verdammten Troll Nachkommen zu zeugen, anstatt es mit einem von euch Idioten zu treiben.“. Kawumm, dieser Kommentar hatte gesessen, und giftige Blicke trafen den Kaiserlichen, was ihm aber nichts ausmachte; er schien froh über die nun endgültig eintretende Stille zu sein. Raccan unterdessen fixierte, an den Grashalmen vorbei, den Ork. Irgendwie sahen sie alle gleich aus, und diesem ominösen Ko’Luk, der ihm am See eine Abreibung im Auftrag des Banditenchefs verabreicht hatte, sah er schon recht ähnlich. Aber nein, das hier war ein gewisser Balik. Insgeheim hatte sich der Rothwardon gewünscht, er hätte jene Banditen vor sich, das wäre interessant geworden. So aber war es nur ein einfaches Lager voller Gesinde, und es lohnte sich nicht, dieses auszuräuchern, erst recht nicht ohne jeglichen Rückhalt. Lautlos zog sich der Assassine zurück und schlich zu seinem Pferd, um dann dessen Zügel loszubinden und es tiefer in den Wald und im großen Bogen auf der rückwärtigen Seite um die Höhle herumzuführen. Nachdem er wieder auf den Weg angelangt war, blickte er sich noch einmal prüfend um und setzte seinen Weg fort.

    Seine Reise durch die Dunkelheit Richtung Skingrad verlief ereignislos, abgesehen davon dass er wieder an einer dieser seltsamen magischen Quellen und einer verlassenen Mine vorbeikam, und schließlich tauchten die Lichter der Stadt und des Schlosses in der Nacht auf. Wieder drängte sich der Gedanke in den Vordergrund, welcher ihm schon einmal seit der Erfüllung seines Auftrags in den Sinn gekommen war. Eigentlich hatte er hier nichts mehr zu schaffen in Cyrodiil und im Grunde sollte er zurückkehren; allerdings hatte er bei seiner Reise genug Gründe gesammelt, um hier so schnell nicht mehr verschwinden zu können. Dazu kam noch der Raub seines Schwertes und die Tatsache, dass er hier quasi mittellos durch die Gegend zog. Im Moment wünschte er sich wirklich die Goldmünzen zurück, mit welchen er bei seinem allerersten Besuch in Skingrad bezahlt hatte. Aber als er unter der Brücke, welche über die Hauptstraße gebaut wurde und zum Schloss führte, hindurchging, schwenkten seine Gedanken wieder zu der frechen Waldelfe. Nüchtern betrachtet hatte sie Assassinen gründlich hereingelegt, denn im Grunde wusste sie gar nichts über den Khajiiten, und dass die Bettler etwas wussten, das hätte Raccan früher oder später auch selbst herausbekommen. Er kam sich vor wie ein armer Tropf, der ein Pferd gekauft, jedoch eine Packratte erhalten hatte. Seltsam genug, dass ihm diese Erkenntnis erst jetzt kam, noch dazu wusste er nicht einmal, wie lange sein Gespräch mit der Waldelfe her war; ehe er sich darüber jedoch weiter den Kopf zerbrechen konnte, war er schon bei den Stallungen, die vor den Stadttoren der Weinstadt errichtet waren, angekommen und hatte sein Pferd und Gepäck für 5 Septime sicher verwahrt. Die Stadtwache ließ den Rothwardonen ebenfalls wortlos passieren, jedoch nicht ohne einen skeptischen Blick auf den Krummsäbel an seinem Gürtel zu werfen.
    Der Assassine steuerte zielstrebig die „Zwei-Schwestern-Taverne“ an, also jene, bei welcher er schon das letzte Mal genächtigt hatte. Die 10 oder 15 Septime, die es kostete, mussten einfach investiert werden, denn so kurz vor dem Ziel fühlte sich Raccan, als wäre er einmal zu Fuß quer durch die Alik'r-Wüste gelaufen. Die Straßen Skingrads waren zu so später Stunde zum Glück verlassen (abgesehen von den Stadtwachen), und so erreichte er ohne Umschweife besagtes Gasthaus.
    Zu seiner Überraschung fand er wieder die Hochelfen-Nachtwache von seinem letzten Besuch hier vor, er hätte fast wetten können, dass sie keine Dauerlösung darstellte, aber anscheinend hatte er falsch gedacht. Als die Altmer den Assassinen erblickte, legte sie ihr allgegenwärtiges Buch weg und erhob sich, um den Zimmerwunsch des Gastes aufzunehmen.
    „Ein Zimmer für eine Nacht…“, erwiderte Raccan auf den fragenden Blick von Elda, der Hochelfe, und ließ 15 Septime auf den Tresen klimpern, das würde das Frühstück mit einschließen. Die Frau musterte den Assassinen zögerlich und schrieb dann in das Gästebuch, während sie mir ruhiger Stimme sprach:
    „Mit Verlaub, ihr saht auch schonmal besser aus; zumindest seit eurem letzten Besuch scheint ihr ein bisschen was durchgemacht zu haben?“.
    Raccan setzte einen etwas perplexen Gesichtsausdruck auf; was hatte diese Frau für ein Interesse daran, was er erlebt hatte? Auch wenn der Assassine zugeben musste, dass er einen alles andere als guten Eindruck machte, denn die Wunden des Überfalls waren noch nicht vollständig verheilt, so stand dieser Hochelfe nicht das Recht zu, ihn darüber auszufragen. Dennoch antwortete er mit ruhiger Stimme.
    „Es gab ein paar Zwischenfälle, danke der Nachfrage.“. Punkt. Dabei beließ es Raccan, und die Rezeptionistin schien sehr wohl zu bemerken, dass sie aus ihrem Gegenüber wohl nichts mehr herausbekommen würde.
    „Dasselbe Zimmer wie letztes Mal. Die Treppe hinauf und die erste Tür rechts“, und damit legte sie den Schlüssel auf den Tresen, welchen Raccan sogleich aufnahm und sich mit schwerem Gang über den Holzboden Richtung Zimmer bewegte. Als er sich nochmal umschaute, war Elda verschwunden. Musste sie keine Nachtwache mehr halten? Ach was soll’s, mir egal. Schlafen. Nachdem er die Treppe hinaufgestiegen war, schloss er die Tür auf, schlurfte in’s Zimmer und ließ den Schlüssel von innen stecken nachdem er abgeschlossen hatte. Zügig legte er seinen Säbel, den Dolch, die Pfeile und den Langbogen auf das kleine Tischchen und entledigte sich dann seiner Rüstung, welche er auf den Boden neben das Bett platzierte. Nur noch mit der Unterhose bekleidet stellte er sich vor den schmalen Standspiegel und betrachtete sich selbst darin. Die blauen Flecken hatten eine hellere Farbe angenommen, und auch von den gebrochenen Rippen war dank des Heiltranks nicht mehr viel zu sehen außer ein paar dunkler Blutergüsse. Sein Gesicht zeigte ebenfalls noch ein paar Schwellungen, besonders an seinem linken Auge erkannte man noch die Spuren des Angriffs. In ein paar Tagen hat sich das wieder gegeben und die Schwellungen sind verschwunden, ist schließlich nicht meine erste Verletzung dieser Art. In der Tat fühlt sich Raccan an ein Ereignis in seiner Jugend erinnert, bei dem er einen Vorsprung an einer Felswand stabiler eingeschätzt hatte als dieser tatsächlich gewesen war; das Resultat waren einige Knochenbrüche, etliche Prellungen und ein Gesicht, als habe er bei drei Boxturnieren zeitgleich teilgenommen. Schulterzuckend wandte er sich von dem Spiegel ab und fixierte das Bett. Schlafen, das war der einzige Gedanke, den er jetzt noch hatte, und so verwunderte es nicht, dass der Assassine, kaum dass er sich hingelegt hatte, in einen traumlosen Schlaf fiel.

    Ein unbeständiges Pochen auf Holz riss ihn aus einem tiefen Schlaf. Zunächst dachte er, es würde sich um den klopfenden Regen auf das Dach handeln, je wacher Raccan jedoch wurde, desto mehr drang das Geräusch in sein Bewusstsein, und ihm wurde klar, dass es sich mitnichten um fallende Wassertropfen handeln konnte. Er schlug die Augen auf, hob langsam den Kopf und blickte zur Tür. Nein, von da kam das Geräusch nicht. Sein Blick zuckte suchend umher und blieb schließlich an den geschlossenen Fensterläden hängen. Wieder ein Klopfen, drei Mal an der Zahl, und dann wieder Stille. Langsam erhob sich der Assassine von dem Bett und runzelte die Stirn. Wurde er jetzt verrückt? Da, wieder ein schnell aufeinanderfolgendes Pochen. Entschlossen schritt er zu den Holzbrettern, welche das Fenster verschlossen, öffnete sie nach kurzem Zögern mit einem Ruck und blickte nach draußen. Nichts war zu sehen außer Dunkelheit. Aber was war das für ein Geräusch? Lange konnte er nicht darüber nachdenken, da landete ein großer Schatten auf der Fensterbank und blickte ihn mit seinen stechend gelben Augen an. Raccan war ein Stück zurückgesprungen und sein Herzschlag setzte einen Moment lang aus, dann aber erkannte er den Falken wieder.
    "Jail, ich habe dir doch gesagt, lass diese dramatischen Auftritte...", meinte der Rothwardon resigniert, ging langsam auf das Tier zu und strich ihm über den gefiederten Rücken. Er besah sich den Vogel von oben bis unten, etwas dreckig war er schon, aber immerhin trug er den Tornister immer noch am Fußgelenk.
    "Hast du eine Antwort von Sahi für mich?", fragte Raccan den Falken, was dieser mit einem starren Blick kommentierte. Geschickt löste er den Knoten, mit dem das Metallröhren befestigt war, und nahm es an sich. Jail unterdessen drehte sich, kaum dass der Fremdkörper entfernt war, auf der Stelle um, stieß sich ab und flog aus dem Fenster. Ja, war auch schön, Zeit mit dir verbracht zu haben, dachte Raccan zynisch und schloss das Fenster. Dann ließ er sich wieder auf der Bettkante nieder, löste den Deckel des Röhrchens und pfriemelte umständlich das Stück eng zusammengerolltes Pergament aus dem Behältnis. Überraschenderweise glitt es recht leicht heraus, aber Sahi hatte schon immer mehr Ahnung als er selbst gehabt, Briefe in dieses winzige Transportmittel zu verstauen. Wenn sie wöllte, bekäme sie bestimmt auch ein Stück Fleisch von der Größe eines Tellers hier hinein. Lächelnd rollte er vorsichtig das Pergament auseinander, strich es auf der Matratze ein paarmal glatt, sodass es sich nicht mehr einrollte, und begann zu lesen.

    Lieber Raccan,
    es tut wirklich gut, von dir zu lesen, lebe ich doch seit deinem vergangenen Auftrag in ständiger Angst, dir könnte wieder etwas zugestoßen sein. Auch ist es schön, dass du dein Ziel bereits vor Augen hast, aber gib trotzdem weiter auf dich Acht, schließlich weiß Hawa'ajala, dass der Stamm mit Verrätern nicht nachsichtig umgeht, ganz zu schweigen von Zalanu.
    Ich wusste, dass du eine Frau kennenlernen wirst, du bist schließlich ein hübscher Mann; dass sie dich auf ein Fest eingeladen hat, sollte doch Fingerzeig genug sein, Satakal meint es gut mit dir.
    Nur zu gern würde ich diese fremden Dinge, welche du beschreibst, mit eigenen Augen sehen, aber im Gegensatz zu dir würde ich in der Fremde gar nicht zurechtkommen. Pass bitte auf, wenn dir wirklich etwas geschieht, würde ich das wohl nicht überleben.
    Das Pferd trägt keinen Namen, es würde sich jedoch bestimmt freuen, wenn du ihm einen geben würdest.
    Ich werde Zalanu von deinen Fortschritten unterrichten, er wird erfreut sein, davon zu hören.

    Satakal möge dich beschützen.
    Sahi


    Einen Moment lang dachte Raccan darüber nach, wie gottesfürchtig seine Schwester doch war, sie beide waren wirklich wie Feuer und Wasser, gegensätzlicher konnten zwei Geschwister nicht sein, und doch verband sie ein unsichtbares Band, welches sich niemals lösen würde. Kurz darauf zuckten seine Augen jedoch zu dem Satz „Pass bitte auf, wenn dir wirklich etwas geschieht, würde ich das wohl nicht überleben“. Wie Recht du doch hast, dachte der Rothwardone, denn so wie man diese Aussage im ersten Moment verstanden konnte, war sie nicht gemeint; vielmehr wies Sahi darauf hin, dass Raccans Tod wahrscheinlich auch ihren Tod bedeuten würde, denn dann gab es für Zalanu und seine Konsorten keinen Grund mehr, seine Schwester mit Samthandschuhen zu behandeln. Eilig wischte der Assassine diesen Gedanken beiseite, denn noch atmete er, und solange dies der Fall war, würde er für seine Schwester da sein.
    Nun war die Frage, was er ihr antworten sollte; sicher, der Verräter war tot, aber sobald Zalanu dies erfuhr, würde er die Rückkehr des Assassinen einfordern, und ohne gesegnetes Schwert dort aufzutauchen war keine gute Idee. Leider hatte Raccan auch absolut keinen Schimmer, wo seine Waffe abgeblieben war, in diesem Land ein einzelnes gestohlenes Schwert zu finden würde sich als noch schwieriger herausstellen als es bei dieser Ratte Hawa'ajala der Fall gewesen war, und selbst hier musste der Rothwardon zugeben, dass er hier ebenfalls mehr Glück als normalerweise üblich gehabt hatte.
    Mit einem langen Seufzer rollte er das Pergament wieder zusammen und legte es auf seine neben dem Bett befindliche Rüstung. Es brachte nichts, sich jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen, denn nun überkam den Rothwardonen die Müdigkeit, und er legte sich wieder in’s Bett und schlief sogleich ein.

    Am nächsten Morgen schlug Raccan die Augen auf und stellte fest, dass so ein Bett doch einen recht großen Unterschied machte was den Schlaf anging, zumindest im Vergleich zum Nächtigen in freier Natur. So langsam gewöhn ich mich daran, dachte er, setzte sich auf die Bettkante und bewege ein wenig sein Rückgrat hin und her. Nein, es waren keine Schmerzen feststellbar. Rasch kleidete sich der Rothwardon an und unterzog bei der Gelegenheit seinen Waffen auch noch einer Blickprüfung. Im Grunde war das Einzige, was ihm nach dem Überfall noch geblieben war, das was er am Leib trug, abgesehen von den Decken, dem anderen Säbel und dem Ritualdolch bei seinem Pferd; selbst sein Geld reichte nicht für einen Einkauf von Heiltränken, geschweige denn für mehr als eine weitere Nacht hier in der Herberge. Seine zweite Reise nach Cyrodiil entpuppte sich immer mehr zu einem ironischen Trip; da hatte er während seines Gedächtnisschwunds mit Gold nur so um sich geworfen, und nun war er mittellos.
    „Erstmal raus hier“, befand er und verließ sein Zimmer Richtung Schankraum.
    Eigentlich hatte Raccan vorgehabt, die Herberge sogleich zu verlassen, aber soweit kam es nicht. Am Tresen hatte er die Person schon erkannt, die sich mit der Hochelfe angeregt unterhielt, obwohl sie ihm nur den Rücken zudrehte. Sonderlich schwer war dies nicht: ein tiefrotes Kleid, betonte Rundungen, lange, schwarze und perfekt hergerichtete Haare, dazu silberne Ringe an den Ohren. Elda wies in seine Richtung, und schon wandte sich die Waldelfe um und kam auf ihn zu. Von vorn war sie ein keineswegs schlechterer Anblick, denn das Kleid zeigte einen Ausschnitt bis zum Bauchnabel, und Raccan kam nicht umhin, seinen Blick kurz schweifen zu lassen, bis die Elfe vor ihm stand und zu ihm aufschaute.
    „Vorsicht, Raccan, sonst merke ich noch, wo du hinstarrst“, sprach ihn Adya grinsend an, aber sogleich verschwand ihr Lächeln, als sie den Rothwardonen genauer anblickte.
    „Wie siehst du denn aus?“, stieß die Bosmerin entsetzt aus und musterte die noch leicht sichtbaren Wunden im Gesicht des Assassinen.
    „Nichts, nur eine kleine Auseinandersetzung“, erwiderte der Rothwardon wortkarg und machte keine Anstalten, noch etwas hinzuzufügen. Dies schien Adya nicht sonderlich zu gefallen, aber sie bemerkte, dass ihr Gegenüber nichts weiter dazu sagen wollte.
    „Naja, bis zum Empfang siehst du hoffentlich weniger mitgenommen aus“, fügte sie mit einem Augenzwinkern an und strich Raccan leicht über den Arm. Tja, was sollte er jetzt dazu noch sagen? Dass er auf diesen Empfang keine Lust hatte? Dass er nicht als Trophäe einer selbstverliebten Elfe herhalten wollte? Innerlich sträubte er sich dagegen, aber letztendlich hatte er noch nie sein Wort gebrochen, und das würde auch jetzt nicht passieren.
    „Ja, ich freu mich schon drauf“, zwang er sich zu sagen und lächelte, allerdings wirkte dies leicht gequält.
    „Gib dir keine Mühe, aber ich sorge schon dafür, dass es dir Spass machen wird“, ließ sich Adya die Laune nicht verderben und umschlang dabei seinen linken Arm kurz. Ob die Zweideutigkeit ihrer Worte beabsichtigt war, wusste der Rothwardon nicht, und zum Nachfragen kam er nicht mehr, denn in diesem Moment betrat eine kleine Gruppe aus drei Leuten die Herberge, gefolgt von einem großen, grimmig aussehenden Nord. Die Gruppe bestand aus drei Männern; einem Dunmer, ein Bretone und ein Kaiserlicher. Alle sahen so aus, als ob sie noch nicht allzu alt wären, noch dazu machten sie keinen Hehl aus ihrem Reichtum, der sich durch ihre teure Kleidung bemerkbar machte. Mit geübtem Blick stellte Raccan fest, dass es sich bei dem Nord im Hintergrund wohl um sowas wie einen Leibwächter handelte, denn aufgrund seines Intellekt, den man ihm schon irgendwie ansah, wäre er wohl kaum zu einer so prächtigen Stahlrüstung gekommen.
    Die drei doch recht halbstark wirkenden Adligen hielten kurz inne, als sie Adya und den Rothwardonen entdeckten, flüsterten sich etwas zu, lachten dreckig und hielten schließlich vor den beiden an.
    „Adya, schöne Adya, sind wir wieder auf der Jagd?“, und unverhohlen blickte der Dunkelelf auf den Ausschnitt der Waldelfe. Der Kaiserliche und der Bretone ließen ebenfalls ungeniert ihren Blick auf den Brüsten von Adya ruhen, aber dann musterten sie allesamt Raccan mürrisch.
    „Hast du es jetzt schon so nötig, dass du dich mit deinem Leibwächter vergnügen musst?“, spöttelte der Kaiserliche, und die anderen beiden stimmten in das Gelächter ein; der Nord hingegen verzog keine Miene, Raccan zweifelte sogar daran, dass er überhaupt verstand, was hier gesprochen wurde.
    „Nein, du Küchenschabe, er ist meine Begleitung für nächste Woche“, und Adya umschlang wieder den Arm des Assassinen und legte ihren Arm auf seinen Rücken.
    Einen Moment lang herrschte Stille, dann prustete der Dunkelelf los, und seine Kumpanen stimmten mit ein. Nun sollte man meinen, dass die Waldelfe beleidigt sein würde, schnippisch reagiert oder gar resigniert. Aber ihre Reaktion überrasche sowohl Raccan als auch die drei Adligen. Adya legte die Hand auf Raccans Brust und schmiegte sich fest an ihn, während sie die drei vor sich überlegen anschaute.
    „Ja, lacht ihr nur, aber ich stehe nunmal auf Männer, und nicht auf solche Schlappschwänze wie euch“. Abrupt verstummte das Lachen, die Jugendlichen fühlten sich anscheinend in ihrer Ehre gekränkt. Wie lächerlich, sich von so etwas einschüchtern zu lassen, befand Raccan, aber diese drei waren auch noch jung und reagierten auf solche Kommentare wohl besonders empfindlich, und das wusste Adya ganz offensichtlich.
    „Ich sollte meinen Nord sich um dich kümmern lassen“, zischte der Kaiserliche giftig und bedrohlich, worauf Adya aber nur mit einem müden Lächeln reagierte.
    „Dass du es dir nicht zutraust, es mir zu besorgen und das deinen Schoßhund machen lassen musst, kann ich verstehen“, säuselte sie zuckersüß und streichelte unschuldig weiter Raccans Brust. Sie ist schlagkräftig mit Worten. Der Rothwardon war sichtlich beeindruckt, die Waldelfe nahm diese Halbstarken verbal regelrecht auseinander. Es wurde einen Moment lang still, man stand sich regungslos gegenüber. Dann aber wandte sich der Dunmer ab und stapfte wütend aus der Herberge, die beiden anderen und der Nord folgten ihm, und die Tür schlug sehr laut in’s Schloss.
    „Na, das war doch ganz witzig“, grinste sich Adya eins und löste sich von dem Rothwardonen. Er war sehr irritiert und machte daraus auch kein Geheimnis.
    „Und wer war das?“, fragte der Assassine verwirrt, deutete auf den Tisch und setzte sich dann. Adya ließ sich ebenfalls umständlich nieder und lächelte Raccan keck an, während sie antwortete.
    „Talbor, Ignaz und Olgar mit ihrem nordischen Schoßhündchen. Die Drei sind Söhne von den Freunden meines Vaters. Und sie geifern mir bei jeder Gelegenheit hinterher, aber diesen Zahn hab ich ihnen spätestens jetzt gezogen“, sie zwinkerte.
    „Die sahen nicht sonderlich erfreut aus“, bemerkte Raccan skeptisch. Tatsächlich hatte er bei diesen Kerlen ein ungutes Gefühl, so wie sie Adya angestarrt hatten.
    „Ach, die sind harmlos. Viel zu feige, um ihren Worten Taten folgen zu lassen, sie verstecken sich lieber hinter dem Reichtum und dem Einfluss ihrer Väter. Sie werden jetzt heulend zu ihnen rennen und verlauten lassen, wie böse und gemein ich bin, und vor allem werden sie meinem Vater mitteilen, dass ich beabsichtige, dich als Begleitung auf den Ball zu nehmen“. Dies sprach Adya so selbstverständlich aus als ob sie sich gerade über das Wetter monieren würde, aber Raccan stockte für einen Moment der Atem, ehe er antwortete.
    „Heißt das, dein Vater weiß gar nicht, dass du mich mit zum Empfang nehmen willst? Wie hast du dir das vorgestellt?“, fragte er ungläubig.
    „Immer mit der Ruhe, Süßer“, grinste die Waldelfe noch breiter und lehnte sich zurück, wobei sie provokativ ihren Vorbau herausstreckte. „Mein Vater wäre nur zufrieden, wenn ich mit einem stinkreichen Muttersöhnchen angesehenen Hauses antanzen würde, und diese sind absolut gar nicht mein Geschmack; jeder andere wäre meinem Vater zuwider, also was soll’s. Und wenn ich als Bonus auch noch jemanden mitbringe, der mir wirklich gut gefällt…umso besser“, und Adya zwinkerte wieder schelmisch ihrem Gegenüber zu.
    Raccan war für diesen Moment erstmal bedient, nach außen hin gab er sich jedoch Mühe, sich das nicht anmerken zu lassen. Diese Naivität und Gleichgültigkeit der Waldelfe war ihm vollkommen unverständlich, noch dazu dieses bewusst provokante Art; dies alles war sehr gewöhnungsbedürftig für den Assassinen, aber irgendwie machte dieses auf Krawall gebürstete Verhalten von Adya den Charme der Waldelfe für Raccan aus, und dieser Punkt führte letztendlich dazu, dass er sich ihr geschlagen gab.
    „Gut“, nickte er, „ich habe dir mein Wort gegeben, und ich werde es halten“.
    „Ich hätte dir auch nichts anderes geraten, schließlich habe ich den drei Gnomen dich jetzt schon vorgestellt“, antwortete sie locker.
    „Wann genau ist der Empfang?“, fragte er nach einer kleinen Pause und drückte dabei die Fingerspitzen gegeneinander.
    „In fünf Tagen, bis dahin hast du noch Zeit, dir etwas anderes als das da“, und sie deutete auf seine Rüstung, „zu besorgen“. Mit einem breiten Grinsen und den Kopf auf die Hände gestützt musterte sie dabei den Rothwardonen, ganz offensichtlich wartete sie nur darauf, um Hilfe gebeten zu werden. Bin ich wirklich so durchschaubar? Sieht man mir an, dass ich davon keine Ahnung habe und vor allem kein Geld?
    „Nun, es wäre schön, wenn du mir dabei…“ und die Waldelfe fiel Raccan in’s Wort.
    „…helfen könntest? Aber sicher doch, wir werden viel Spass haben!“, und sie stand auf, zog den Rothwardonen vom Stuhl hoch und führte ihn zur Tür. Auf was habe ich mich jetzt eingelassen, schoss ihm noch durch den Kopf, als er mit der Waldelfe nach draußen trat.

    Die nun folgenden Stunden waren die definitiv ungewöhnlichsten und anstrengendsten Stunden in Raccans gesamten bisherigen Leben, abgesehen von der Zeit seines Gedächtnisverlustes, wobei diese Situation, die sich ihm jetzt darbot, schon relativ heftig an dem Thron rüttelte. Vergessen waren die Strapazen in der Schlangengrube; vergessen war der Irrweg durch die Wüste Hammerfells nur mit einem Messer bewaffnet; vergessen das mühselige und fast tödliche Herausklettern aus dem tiefen Canyon. Unzählige Anproben später entschied er (oder vielmehr Adya) sich für ein rotes, orientalisch angehauchtes Gewand, welches nach Meinung der Waldelfe am besten zu dem Eindruck ‚Der Fremde aus der Wüste‘ passte. Nachdem sie die Schneiderin verließen und vor der Tür standen, grinste Adya über beide Ohren.
    „Na, das war doch toll, oder nicht?“.
    „Ja, sehr außergewöhnlich, muss ich schon sagen“, bemerkte Raccan immer noch etwas geschockt und mit kühlem Unterton; diese Seite der Zivilisation hatte er bis jetzt nur von Weitem gesehen, jedoch mitten drin involviert zu sein hatte ihm jetzt eine Art kulturellen Schock versetzt, was die Frau neben ihm jedoch gekonnt herunterspielte.
    „Ach was, du siehst darin wirklich bemerkenswert aus, dazu noch deinen Säbel, und du wirst auf diesem Empfang DER Blickfang sein“, und etwas freudiger fügte sie hinzu, „und noch dazu wirst du meine Freundinnen vor Neid platzen lassen“.
    Und wieder kam sich Raccan wie eine Trophäe vor, anmerken ließ er sich aber wiederum nichts, schließlich war er hier an diesem Schlamassel im Grunde selbst schuld mit seiner leichtfertigen Einwilligung, als Begleitung zu fungieren. Er seufzte leise und betrachtete kurz das Paket unter seinem Arm, in dem sich die Kleidung befand.
    „Und wo verbringst du jetzt die Zeit bis zum Empfang?“, fragte Adya plötzlich lauernd und blickte den Rothwardonen misstrauisch an.
    „Ich denke, ich werde versuchen, ein wenig Geld zu verdienen bis dahin, 5 Tage sind eine Menge Zeit“, antwortete er vorsichtig.
    „Ja, eine Menge Zeit um sich aus dem Staub zu machen oder sich zu verletzen? Hälst du es nicht für besser, noch etwas bei mir zu bleiben?“. Die Frage klang, als habe er eine Wahl, aber der Blick von Adya sprach mehr als tausend Worte, und im Grunde war die Entscheidung schon längst gefallen, es war jetzt nur noch die Frage, wie lange Raccan das Ganze hinauszögern würde. Der dominanten Ader der Waldelfe war der Assassine nicht gewachsen, zu sehr überforderte ihn diese bestimmende Art.
    „Wenn du das für eine gute Idee hälst…“, antwortete Raccan schließlich ausweichend und ließ sich von der freudestrahlenden Adya etwas widerwillig die Straße Richtung Stadttor entlangführen…

  10. #10
    Gehetzt lief er durch die muffigen Gänge. Er hörte die schweren Schritte seiner Verfolger hinter sich. Er selbst bewegte sich jedoch geradezu lautlos und leichtfüßig durch die Tunnel unter Vivec. Der Lärm, den die Ordinatoren verursachten war weithin hallend zu hören. „Und sie wundern sich immer, warum sie uns nie erwischt haben. Man hört sie auf hunderte Meter durch den Tunnel stapfen und unsere Sinne beherrschen diese Katakomben. Diese Stadt gehört uns“: ging es in Tarriors Gedanken herum, während er seinen Dagoth-Dolch noch fester umklammerte. Er fühlte das Blut wie es seine Hand nässte und langsam trocknete. Er hatte die Klinge erst vor einigen Minuten genährt. Dreckige Fremdländer hatten ihr Leben unter seiner Klinge ausgehaucht. Leider konnte die kaiserliche Brut dieser Familie entkommen und alarmierte die Wachen, während er sie zu einer kompletten Waisen machte. Glücklicherweise kündigten sich die Ordinatoren ebenso dort oben wie auch hier unten durch ihre donnernden Schritte an. Er konnte direkt vor ihnen die Unterkunft der kaiserlichen Besatzer verlassen und durch die Wohninsel in die Kanäle fliehen. Nun versuchte er seinen Verfolgern zu entkommen. Als Träumerprophet war es seine Aufgabe mit gutem Beispiel voranzugehen und neue Mitglieder zu rekrutieren und nach dem Willen Dagoths die ungläubigen Fremdländer zu vernichten. Und im Versteck hier in den Kanälen würde er mit den Träumern zusammentreffen und dann würden sie ihre Basis räumen und in einen anderen Teil der Stadt ziehen. Die Ordinatoren waren zu langsam. Sie würden sie nie einholen. Tarrior sprang abwechselnd über die Kanäle, um die Gänge zu wechseln und kam dem Versteck immer näher. Die Ordinatoren waren kaum noch zu hören. Er hatte es fast geschafft. Er befand sich nur noch eine Abzweigung vor seinem Versteck als er plötzlich Bewegungen aus den Schatten heraus wahrnahm. Er konnte gerade noch ausweichen, als zwei Bolzen aus zwei Richtungen an der Stelle in den Boden einschlugen, an der er gerade noch gestanden hatte.

    Zwei Ordinatoren stürzten aus der Deckung hinter zwei Kisten hervor und zogen jeweils ein mächtiges Bastardschwert, das sie mit einer Hand führten. In der anderen Hand hielten sie das typische Indoriil-Schild mit der bekannten Hand-Intarsie. Überrascht von dem plötzlichen Überfall konnte Tarrior gar nicht reagieren, sondern nur weiter in Richtung Versteck rennen, dass er auch noch einigen weiteren Schritten erreichte. Die Träumer erwarteten ihn bereits, aber erstarrten ebenso, als sie sie beiden Ordinatoren nahen sahen. „Nun haben wir euch verdammte Ketzer auf einem Haufen“: sagten sie mit ihren metallischen Stimmen. In ihren Stiefeln schwebten sie nur knapp über dem Erdboden. Die Levitationsstiefel hatten ihnen eine lautlose Bewegung und Annäherung ermöglicht. Tarrior steckte den blutigen Dolch weg und zog sein Schwert. Er stürzte sich auf die beiden Ordinatoren und wusste, dass seine Träumer ihrem Propheten folgen würden. Mehrere wirbelnde Schläge ließ er abwechselnd auf die Ordinatoren niederprasseln, doch ihre Rüstungen werten die meisten Schläge ab. So konzentrierte er sich auf seine Magie und packte die Ordinatoren mit je einer Hand und ließ magisches Feuer in seine Finger fließen. Doch als er gerade den Zauber entfesseln wollte, wurde er an der Schulter gepackt und zurückgerissen. Als er nach hinten fiel, schlitzten die Tempelkrieger seine Arme mit ihren Schwertern auf. „Was ist los?!“: er versuchte sich zu wehren, während seine eigenen Träumer ihn zu Boden zerrten. Er wehrte sich doch sie hielten ihn unerbittlich fest. Irgendetwas stimmte hier nicht mehr. Sie drückten ihn zu Boden. Er sah die Ordinatoren über sich und deren starre, ausdruckslose Helmmasken. Begleitet von einem lauten Knacken stellten sie sich auf seine Hände und zerquetschten sie mit ihren Stiefeln, deren Levitationszauber sie wohl beendet hatten. Schmerzen breiteten sich von seinen zerquetschten Händen aus. Etwas stimmte nicht. Es kam ihm so vor, als wäre das nicht so richtig. Er sah auch seine Träumer über ihm knien, wie sie ihn weiter festhielten. Mit Entsetzten sah er, wie sie ihre Dolche zogen. Im nächsten Moment spürte er, wie sie in sein Fleisch eindrangen. Er konnte nur noch schreien, während sie weiter auf ihn einstachen, aber aufpassten, dass sie keine lebenswichtigen Stellen verletzten. „Das kann einfach nicht sein. Ihr Verräter!“: brüllte Tarrior für Qualen, doch die Gesichter seiner ehemaligen Anhänger waren völlig ausdruckslos. Hinter den goldenen Masken der Ordinatoren glaubte er ein boshaftes Lächeln zu spüren. „Ihr werdet alle brennen. Fürst Dagoth wird euch alle vernichten“: brüllte er weiter, doch die Ordinatoren reagierten darauf nur, indem sie mit ihren Stiefel weiter seine zerschlagene Hand malträtierten.

    Doch damit war es noch nicht getan. Aus dem Schatten tauchte ein weiterer Ordinator auf. In seiner Hand hielt er einen kleinen Krug. Auf einen Wink ließen die Verräter von ihm ab, hielten ihn aber weiter fest. Sein Körper war dutzendfach durchbohrt und Blut bedeckte um ihn herum den Boden. Er wand sich vor brennendem Schmerz, der ihn peinigte. Nur aus verschleierten Augen konnte er erkennen, dass der Ordinator näher trat und den Inhalt des Kruges über ihm ausleerte. Er musste prusten, als eine braune, schmierige Flüssigkeit ihn bedeckte. Er schmeckte Öl in seinem Mund. „Das wird euch nichts nützen, Tempelhunde“: sagte er, doch die Augen der Goldmaske blieben hohl und leer. Der Mann in der Rüstung nahm eine Fackel aus einer Halterung an der Wand und steckte ihn damit an. Entgegen der unweigerlichen Hitze, an die er gewöhnt war, fühlte er wahrhaft höllische Schmerzen, als sich das Öl entzündete. Es brannte nicht in einem feurigen rot, sondern in einem eiskalten blau und war so kalt wie das Meer Himmelsrands. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen und sein Mund war zu einem andauernden Schrei geöffnet, den er schon selbst nicht mehr hörte, während die kühle Flamme seinen Körper verzehrte. Noch während ihm die Sinne schwanden und er starb, nahm der Ordinator mit dem Krug, der direkt über ihn gebeugt stand, seine Maske an und schaute Tarrior aus blassroten Augen an. „Deine Zeit läuft ab. Du musst dich beeilen“: sagte er mit echoender Stimme, die wie ein Hammerschlag in seinem Kopf wiederhallte. Dann wurde es schwarz um ihn.


    Mit einem Schrei setzte Tarrior sich in seinem Bett auf und er schrie weiter, bis die Tür zu dem umgebauten Lagerraum aufgerissen wurde. Als er einen Ordinator im Türrahmen erblickte, entrang sich ein ganz und gar unmenschlicher Schrei seiner Kehle und er wand sich wie von Sinnen, als die behandschuhten Pranken des Mannes ihn packten und auf das Bett drückten. Er hörte andere eilige Schritte, die sich dem Bett näherten, aber sie kamen von leichterem Schuhwerk, als von den schweren Stiefeln der Tempelkrieger. Er hörte Alkamas Stimme, verstand die Worte aber nicht, die er mit dem Krieger wechselte. Tarrior wehrte sich immer noch mit Leibeskräften, dann jedoch berührte ihn die kühle Hand des Priesters auf der Stirn und nach einem kurzen Knistern, erfasste ihn eine selige schwere der Glieder und des Geistes. Sein Puls und sein Atem beruhigten sich. Kurz bevor er sich durch ein tiefes Ein- und Ausatmen beruhigt hatte, sah er ein Bild des Roten Berges in seinen Gedanken aufglimmen, das aber sofort wieder verschwand. Einige Minuten blieb er ruhig atmend liegen, während der Ordinator sich nun langsam entfernte. Der Priester blieb jedoch auf dem Bett sitzen. „Alpträume zeugen von einem schlechten Gewissen. Wollt ihr darüber sprechen?“: fragte der ALMSIVI-Vertreter. Tarrior setzte sich auf und wuchtete sich aus dem Bett. „Daran habe ich keinen Bedarf“: lehnte Tarrior ab. Dieser Tempel hatte einen schlechten Einfluss auf ihn. Er machte die Nähe zum Schrein für seinen Traum verantwortlich. Ihm behagten das Tribunal und die Ordinatoren in seiner Nähe überhaupt nicht. Es wurde Zeit, dass er von hier verschwand und endlich zur Höhle aufbrach. Unter den nachdenklichen Blicken des Predigers, zog er seine Rüstung wieder an und packte seine Sachen zusammen. „Ihr wollt uns verlassen? Ihr werdet die Stadt nicht so einfach verlassen können. Der nächste Rückholzauber wird erst in ein paar Tagen gewirkt werden, bis dahin werdet ihr hier bleiben müssen“: wies er ihn auf den Belagerungszustand hin. „Ich werde Maar Gan über die Klippen verlassen. Ich möchte versuchen Sheogorad und die dortigen Schreine zu erreichen. Aber habt Dank dafür, dass ich hier ausruhen konnte“: bekundete Tarrior und ließ den Priester einfach dort sitzen, während er den Raum verließ und allein zurück nach oben ging. Die Ordinatoren würdigte er keines Blickes als sie ihn hinaus ließen.

    Durch den Alptraum, das war wohl auch der einzige gute Aspekt daran, war er rechtzeitig aufgestanden. Der Himmel war zwar immer noch blutrot, aber wenn er sich konzentrierte, konnte er die Sterne und den sinkenden Mond durch die roten Schlieren erkennen. Auch war es noch recht dunkel in der Stadt. Es war noch vor dem Sonnenaufgang. Es war also noch genug Zeit diesen Alberich Schwarzherz aufzusuchen, von dem er in Caldera erfahren hatte und den genauen Standort der Höhle zu erfahren. Wäre er nicht so erschöpft gewesen, hätte Tarrior es lieber schon am vergangenen Abend getan. Er atmete tief ein. Der Traum ging ihm nicht aus dem Kopf. Er erinnerte sich an den Kampf damals. Nachdem er die beiden Ordinatoren mit seinen Feuerzaubern getroffen hatte, haben sie ihm noch die Arme aufgeschlitzt und dann stürzten sich seine Träumer ebenfalls ins Getümmel. Gemeinsam töteten sie einen der Ordinatoren und verloren zwei Leute. Die anderen drei starben gegen den anderen Ordinator, ermöglichten Tarrior aber einen letzten Angriff, der dem Ordinator die Maske vom Gesicht wirbelte und seine Kehle für einen direkten Treffer freigab. So war es damals geschehen. Er erinnerte sich genau daran. Diese Wendung, die der Traum genommen hatte, stimmte ihn daher besonders nachdenklich. Seine eigenen Leute hatten ihn verraten, gefoltert und dem Feuertod durch die Ordinatoren offenbart. Der Ordinator mit diesem seltsamen Öl kam ihm in den Sinn, doch das Gesicht, das ihm zuletzt durch die blauen Flammen so klar erschienen war, war jetzt in seiner Erinnerung wieder nicht mehr als ein verschwommener Schatten, so sehr er sich auch an den Traum zu erinnern versuchte. Fürst Dagoth hatte früher über Träume zu ihm gesprochen, doch waren die viel eindeutiger und leichter zu deuten, als diese verworrenen Bilder. „Vielleicht bin ich einfach zu erschöpft. Sobald ich den Telvanni erledigt habe, wird es mir wieder besser gehen und dann kann ich mich auch endlich ausruhen. Behram wird es noch bereuen, dass er mich erpresst hat“: schob Tarrior den Traum beiseite und konzentrierte sich lieber auf den nächsten Abschnitt seiner Reise. Nur das war jetzt wichtig und glücklicherweise hatte der sich der Anführer der Eskorte von der Liga sich an ihre Abmachung erinnerte. Tarrior entdeckte ihn bei den großen Felsen im Nordwesten von Maar Gan. Zwei andere Mitglieder der Liga sollten ihm scheinbar beim Herunterlassen des Seils assistieren. Er ging zu ihnen hinüber.

    „Oh da seid ihr schon. Wir haben nicht so früh mit euch gerechnet“: meinte der Anführer. Tarrior lächelte schief. „Ich konnte einfach nicht mehr weiterschlafen. Außerdem gereicht uns jeder frühere Zeitpunkt zum Vorteil, um sich an den Daedra vorbeizuschleichen. Außerdem muss ich mir vorher noch von einem Ortskundigen einige Informationen beschaffen. Kennt ihr einen gewissen Alberich Schwarzherz?“: fragte der Dunmer. Der Eskortenführer sah ihn an. „Ja den kenne ich. Er wohnt dort drüben“: antwortete der Mann und zeigte auf ein Haus in Richtung des Handelshauses. „Der Mann unterstützt die Magiergilde und vor allem die Liga, in dem er Betten für unsere Mitglieder bereitstellt. Ein guter und geradliniger Mann. Ein Kundschafter schien er mir allerdings nicht zu sein“: wunderte sich der Ligamagier. Tarrior zuckte mit den Schultern. „Er wurde mir in Caldera empfohlen. Nächtigt ihr in seinem Haus?“: tat der Hlaalu ahnungslos. Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Nein, er beherbergt derzeit vier unserer Leute, die auf den Mauern Wache halten. Ich persönlich hatte bisher nur mit ihm zu tun, um über die Unterbringung unserer wechselnden Besatzungen hier zu sprechen“: verneinte er. „Gut. Ich werde mal schauen, ob er wach ist. Es dürfte nicht lange dauern. Ich werde in ein paar Minuten zurück sein“: meinte Tarrior, während der Ligamagier ihn missmutig ansah. „Beeilt euch aber. Wenn es Tag wird, wird es schwierig für euch werden, durch die Reihen der Daedra zu kommen“: empfahl ihm sein Gesprächspartner. Mit einem Nicken wandte sich der Dunmer ab und dem Haus seines Informanten zu. „Eine Höhle nördlich von Maar Gan und deshalb vermutlich in der Schlucht gelegen. Jetzt muss ich nur noch vom Bruder des Nord erfahren, um welche Höhle es sich dabei genau handelt“: überlegte Tarrior noch und stand dann schon vor der angewiesenen Tür, an die er auch klopfte und die umgehend von einem hochgewachsenen Mensch mit langem blonden Bart und verfilzten Haaren geöffnet wurde. „Was?“: knurrte der Mann. Seine Augen zeigten Tarrior, dass er nicht so schlecht gelaunt war, wie er wirkte. „Seid ihr Alberich Schwarzherz?“: fragte der Dunmer. „Der bin ich“: antwortete der Mann knapp. „Ihr wünscht?“: wollte er wissen. „Ich wollte mit euch über einen Verwandten von euch sprechen“: antwortete Tarrior. „Ich habe keine Verwandten mehr“: sagte der Mann und wollte die Tür schließen. „Und was ist mit Jonicus?“: warf der Hlaalu schnell ein. Der Nord hielt inne. „Den kenn ich nicht“: behauptete der Hüne, doch Tarrior blieb hartnäckig: „Auch nicht seinen altmerischen Lehrling, der Hanibal Traven eine Nachricht schicken sollte?“ Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos, überhaupt schien der Bart eine Menge der Regungen zu schlucken, doch seine Augen spiegelten Erstaunen wieder. „Kommt schnell herein“: zischte er und trat einen Schritt zur Seite. Als Tarrior ins Haus getreten war, sah sich der Mann mehrmals misstrauisch vor der Tür um und schloss sie dann. Tarrior nutzte die Gelegenheit um sich etwas im Raum umzuschauen, der von einem großen Ofen und einem Rundtisch dominiert wurde, um den fünf Stühle herumstanden. Im hinteren Teil gab es eine Leite, die nach unten führte. Dort lagen wohl die Schlafräume. Hier oberen Teil fanden sich ansonsten noch Regale und Transporturnen mit Vorräten und ebenso vielen Büchern. An der Wand standen ein Rüstungsständer mit einer mit nordischen Mustern verzierten Eisenrüstung, ein langer, klingenbewährter Stab und ein kleines Schränkchen, in dem sich magische Spruchrollen, erkennbar am Siegel der Magiergilde, stapelten.

    „Hat euch der Magierrat geschickt?“: fragte Alberich ohne Umschweife. Der Eskortenführer hatte Recht. Der Mann war geradlinig und kam schnell zur Sache. „Nein, aber ich habe den Lehrling eures Verwandten in Cyrodiil kurz vor dessen Ermordung getroffen. Er hat es leider nicht bis zum Rat geschafft. Mächtige Männer wollten ihn wohl tot sehen. Er hat mir von den Angelegenheiten berichtet, in die Jonicus herein geraten ist“: erklärte Tarrior. Der Mann wurde misstrauisch. Nach einem Knistern stand plötzlich ein Dremora hinter Tarrior. Der Nord war ein Daedra-Kundler, wie er in Caldera erfahren hatte. Es war besser, wenn er ihn nicht provozierte. „Jonicus hat mir keine Einzelheiten seiner Probleme genannt, aber er wäre nicht ohne Grund so vorsichtig gewesen. Wenn ihr also nicht vom Magierrat gesandt worden seid, welchen Grund habt ihr dann ihm zu helfen. Vielleicht habt ihr seinen Schüler umgebracht und sucht ihn jetzt?“: wollte der Hüne wissen, der sich nun bedrohlich vor ihm aufbaute, obwohl er selbst sichtbar keine Waffen trug. „Ich würde euch auch ungern da mit hineinziehen, also nenne ich lieber keine Namen. Ich bin selbst Gildemagier, aber das ist nicht der Grund, warum ich eurem Verwandten helfen will, ansonsten hätte ich den Rat informiert, was ich nicht getan habe. Nein. Die Person mit dem er einen Zwist hat und die ihn tot sehen will, ist auch mir ein Dorn im Auge. Jonicus verfügt womöglich über Wissen, dass ich benutzen kann, um diese Person auszuschalten. Damit wäre auch Jonicus selbst geholfen. Ich muss ihn deswegen finden“: erklärte Tarrior weiter. Der Nord zog seine Augenbrauen hoch. „Und wer sagt mir, dass ihr nicht einfach jemand seid, der darauf angesetzt wurde, ihn zu finden und zu töten?“: fragte Alberich. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so schwer werden würde“: dachte Tarrior zähneknirschend. „Ich kann euch nur mein Wort geben, dass alles, was ich sagte, der Wahrheit entspricht“: gestand der Dunmer ein und überlegte, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er gleich gelogen hätte. „Ich kann dieses Risiko nicht eingehen. Ihr versteht bestimmt, dass Blut dicker als Wasser ist, auch wenn wir nur Großcousins sind“: lehnte Alberich ab. Tarrior seufzte. „Ich habe so vieles auf mich genommen, um mich an diesem Mistkerl zu rächen, in dem ich Jonicus finde. Jetzt legt mir nicht auch noch Steine in den Weg. Ich werde euren Großcousin finden, auch wenn ich mir alle Höhlen nördlich von hier vornehmen muss“: sprach Tarrior und wollte schon gehen, als der Nord ihn zurückhielt. „Was habt ihr da gesagt?“: fragte der Mann umgehend. „Da ihr mir nicht helfen wollt herauszufinden, in welcher der Höhlen er sich genau versteckt, werde ich wohl jede durchsuchen müssen“: wiederholte der Dunmer noch einmal. „Niemand hat etwas von einer Höhle gesagt, woher wollt ihr wissen, dass sich Jonicus in einer Höhle versteckt hält?“: war der Daedra-Kundler nun interessiert. „Sein Lehrling erwähnte dies mir gegenüber, als ich ihn vor ein paar üblen Gesellen gerettet hatte und bevor er seinen Weg zur Kaiserstadt fortsetzte“: erzählte Tarrior gleichgültig. Der Nord machte plötzlich eine Handbewegung und der Dremora verschwand. Dann strich er sich durch seinen langen Bart. „Das hätte er niemals ausgespuckt, wenn er euch für einen Agenten dieses Mannes gehalten hätte“: sagte der Nord und atmete tief ein. „Egal was euch zur Rache bewogen hat, wenn ich euch helfe, möchte ich, dass ihr alles tut, um meinem Großcousin zu helfen“: forderte Alberich ein Versprechen, dass ihm Tarrior umgehend gab: „Der Kerl wird am Ende sein, wenn ich ausreichend Beweise bekomme. Wenn Jonicus mir weiterhelfen kann, dann ist er in jedem Fall in Sicherheit.“ Der Nord und offenbarte den Aufenthaltsort: „Die Höhle heißt Sha-Adnius. Ihr müsst der Foyada Bani-dad, die, wie ihr sicherlich wisst, hier hinter Maar Gan in Richtung Küste verläuft, bis fast zu ihrem Ende folgen. In den Hügeln, die das nördliche Aschland von der Foyada abgrenzen, müsstet ihr auf eurem Weg die Türme zweier Ruinen der Dwemer entdecken. Etwa auf halbem Weg zwischen diesen beiden Ruinen findet ihr die Höhle. Die Daedra halten nur das Umland von Maar Gan besetzt. In der Foyada dürftet ihr sicher sein. Helft Jonicus, bitte.“ „Das werde ich tun. Ich werde umgehend aufbrechen. Glaubt mir. Der Mann, der für diese Leiden verantwortlich ist, wird seine gerechte Strafe erhalten“: verabschiedete er sich und verließ den Nord und kehrte zu den Ligisten zurück, die inzwischen ungeduldig geworden waren.

    „Ihr habt lange gebraucht“: bemerkte der Magier. Tarrior verzog das Gesicht. „Es gab noch einige Einzelheiten zu besprechen, auch was die Sicherheit der Reise anbetraf. Aber ich habe alle Informationen, die ich wollte. Hab ihr das Seil?“: erklärte er die längere Dauer und richtete seinen Blick auf den Himmel. Die Lichtverhältnisse waren immer noch vorteilhafte genug. Der Kampfmagier nickte: „Natürlich haben wir es.“ Sie ließen es über die Felsen hinweg die Anhöhe hinunter fallen. Die helfen Hände ergriffen den Strick, während Tarrior, sich daran festhaltend, über den Rand kletterte. Während die Männer es straff hielten, seilte er sich ab und setzte seine Stiefel bald wieder in die Asche des Bodens. „Mögen die Neun mit euch sein. Wir erwarten euch dann zu gegebener Zeit wieder im Lager“: verabschiedete sich der Liga-Magier von ihm. Tarrior nickte nur und hob als letzten Gruß die Hand, bevor er sich umwandte und sich festen Schrittes von Mar Gaan entfernte, ohne noch einmal zurückzuschauen. Seine Aufmerksamkeit galt den Daedra, die sich auch auf dieser Seite der Stadt wenn auch in kleinerer Zahl festgesetzt hatten. Die Dünen und die zwielichtigen Sichtverhältnisse gereichten ihm zu einem Vorteil. Eine graue Plane, mit der man ein Zelt hätte aufstellen können, hatte ihm der Magier noch nachgeworfen. So konnte er fast mit dem aschgrauen Boden verschmelzen und seine helle Rüstung fiel nicht weiter auf. So getarnt schlich er durch die daedrischen Reihen auf den Zugang zur Foyada zu. Ein Marsch durch die Asche stand ihm bevor.

  11. #11

    Vvardenfell-Distrikt, Aschland, Foyada Bani-dad

    Tarriors Marsch durch die Asche setzte sich nach Stunden immer noch fort. Er war den daedrischen Patrouillen ausgewichen, die den Zugang zur Foyada bewachten und hatte sich in die relative Sicherheit zwischen den beiden Hügelketten links und rechts von ihm gerettet. Trotz der allgegenwärtigen Gefahr durch Tiere und andere freie Daedra fühlte er sich hier wesentlich besser aufgehoben, als direkt im Operationsfeld der daedrischen Verbände Mehrunes Dagons, die nur darauf warteten einen jeden in Stücke zu hacken, der versuchte Maar Gan zu verlassen. Hier musste er nur den Bestien des Aschlandes ausweichen und nicht einer großen dämonischen Übermacht aus den Tiefen Oblivions. Doch der Weg wurde immer beschwerlicher. Aus irgendeinem Grund schien der Rote Berg wieder zu arbeiten und das sehr intensiv. Tarrior konnte so nahe am Vulkan die riesige Rauchsäule mehr als deutlich sehen, die sich über Inland erhob. Asche regnete in Mengen herab und es sammelte sich immer mehr davon beim Laufen auf seiner Kleidung und dem Boden ab. Seine Füße sanken immer weiter in den lockeren Boden ein und es behinderte ihn beim Vorankommen. Auch das Atmen viel ihm, trotz des Tuches um seinen Mund, dabei immer schwerer. Er hatte sich seinen Mantel eng um den Körper geschlungen, um ein Eindringen der Partikel in die Rüstung zu verhindern. „Was ist hier nur los? Seit Meister Dagoths Tod sollte sich der Vulkan doch beruhigt haben“: wunderte sich Tarrior, der kaum mehr aus den Augen schauen konnte, weil plötzlich auch noch Wind aufkam und die Aschepartikel in der Luft noch weiter beschleunigte und sie sich wie winzige Glasscherben in Gesicht und Augen zu bohren drohten. „Ob es etwas mit den Daedra zu tun hat? Vielleicht bringen die Oblivion-Tore das Erdfeuer durcheinander?“: überlegte der Dunmer, doch ein lautes Knurren riss ihn gerade noch rechtzeitig aus seinen Gedanken. Instinktiv ließ er sich zur Seite fallen und verspürte wieder ein widerliches Druckgefühl in seiner Bauchregion als er sich abrollte. Er versuchte noch in der Rolle wieder auf die Beine zu kommen, doch der Schmerz ließ ihn einfach zusammen klappen. Er hörte das Donnern als ein massiger Körper an der Stelle, an der er zuvor noch gestanden hatte, in die Asche einschlug. Die Erschütterung drückte auch Tarrior noch zur Seite weg. Sich die Asche dem Gesicht wischend, versuchte er wieder auf die Beine zu kommen, doch es war ihm nicht vergönnt, denn ein lautes langanhaltendes Klickern ertönte und dann ein lauter Schrei. Tarrior rollte sich noch einmal zur Seite weg und sah durch den Ascheregen hindurch, wie sich zwei riesige Hauer gefolgt von einem großen Maul neben ihm in den Boden bohrten. Umgehend riss der Kagouti seinen Kopf jedoch wieder aus dem flüchtigen Sand-Asche-Gemisch und verspritzte es in der Umgebung. Tarrior bedeckte sich schnell die Augen und nutzte die kurze Verwirrung des Tieres, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Bestie schüttelte sich und nahm ihn wieder in einen starren Blick ihrer kleinen Augen.

    Der Dunmer ging mit gezogener Waffe auf Abstand zu diesem hungrigen Gegner, den es nach seinem Fleisch verlangte. Mit einem kehligen Laut stürmte sie wieder vor, senkte den Kopf, der zugleich einen Großteil des Körpers einnahm und öffnete das Maul. Tarriors Vorteil lag darin, dass er durch seine mittelschwere Knochenrüstung agiler bewegen konnte, als der schwerfällige Kagouti, aber er machte sich keine falschen Vorstellungen darüber, dass dieser Aschlandjäger ihm dennoch in dieser Umgebung überlegen war, sodass er kein Risiko einging und dem Angreifer zur Seite wirbelnd auswich, anstatt einen Angriff zu riskieren. Ein weiterer Ausfallschritt brachte ihn noch rechtzeitig außer Reichweite, um den herumfahrenden massigen Kopf und den Hauern des Biestes zu entgehen. Doch wieder stürzte der Kagouti vor und wollte erneut zubeißen und Tarrior blieb nichts weiter übrig, als wiederum auszuweichen, auch wenn er die vom Eis verbrannte Stelle am Bauch wieder deutlich spürte. Doch diesmal blieb er nicht einfach stehen, sondern brachte etwas Distanz zwischen sich und seinen Feind, der sich tänzelnd in der Asche bewegte und nach ihm Ausschau hielt. Der Dunmer versuchte sich nicht zu weit zu entfernen, um bei den, durch die Asche eingeschränkten, Sichtverhältnissen das Monstrum nicht aus den Augen zu verlieren. Der Kagouti hingegen wusste genau, wo er sich befand. Das Tier reckte seinen Kopf mit der gewaltigen schützenden Hornplatte in die Höhe und schnüffelte nach ihm. Ein Muskel im Nacken stellte den Hornschmuck deutlich auf und auch die Hauer reckte es als deutliches Zeichen der Dominanz heraus. Das Biest versuchte Tarrior einzuschüchtern, doch der Dunmer war dafür nicht empfänglich. Viel mehr brachte er sein Schwert seitlich ausgestreckt in Position und brachte sich selbst in eine lockere Haltung. Dem Gegner schaute er direkt in die Augen und zeigte eine offene Deckung, die das Tier zu einem Angriff einlud. Noch einmal frischte der Wind auf und brachte neue Asche mit sich, die wie Nadeln in Tarriors Gesicht stach, doch den Kagouti ließ er nicht einen Moment unbeobachtet. Ein Fehler konnte jetzt tödlich sein.

    Mit einem weiteren kehligen Schrei stürzte die Kreatur vor, senkte den Kopf ab und riss das Maul für einen weiteren Angriff auf, während sie auf ihn zustürmte. Tarrior neigte seinen Körper ein Stück nach rechts, umfasste sein Schwert fester und ließ den Feind näher kommen. Der Kagouti kam gerade so nah heran, dass er bereits den heißen Atem durch den Ascheregen hindurch spüren konnte. In diesem Moment ließ er sich zur Seite fallen und entließ aus seiner linken Hand einen Feuerball, der fauchend in den Ascheboden hineinfuhr und eine Fontäne aus schwarzgefärbten Sand und Aschepartikeln aufwirbelte. Er wandte sich schnell ab, während der Kagouti laut aufschrie und sich wild schüttelte und in Raserei geriet. Tarrior nutzte diese Chance ließ sein Schwert noch vom Erdboden aus einen Halbkreis beschreiben und direkt auf die Beine des Tieres zufliegen. Mit einem schmatzenden Geräusch drang die Klinge von hinten in eines der baumstammdicken Beine der Bestie ein und durchtrennte dort die Sehnen, sodass sie unter Schmerzenslauten seitlich in die Knie brach. Den Sack machte der Dunmer zu, indem er dies auch noch auf der anderen Seite tat. Der Kagouti war somit bewegungsunfähig, allerdings noch lange nicht wehrlos. Wild herum zuckend wand sich der Körper mit dem riesigen Maul auf dem Boden und drehte sich wild herum. Käme der Dunmer in die Nähe könnte ihm der Kiefer immer noch zum Verhängnis werden. Er hätte einfach gehen können, doch nach dem Kampf wollte er sich die Genugtuung eines Todes seines Gegners nicht entgehen lassen. Er wartete bis sich das Monstrum auf den Rücken gewunden hatte und den weichen, verwundbaren Bereich hinter der Hornplatte entblößte und fasste die Klinge fester. Dann war er mit einem beherzten Schritt auf dem Rücken des Untiers und bevor es nach ihm schnappen konnte, rammte er das Schwert mit einem Stoß genau in die weiche Schwelle. Noch ein letztes Mal zuckte der Kagouti und blieb dann regungslos im Staub zu seinen Füßen liegen. Hätte er irgendetwas von der Jagd verstanden, dass darüber hinausging Tieren das Fleisch herauszuschneiden, hätte er sich gerne das Leder seiner erlegten Beute oder einen der Hauer mitgenommen, aber so ließ er den Versuch lieber gleich bleiben und konzentrierte sich darauf die Höhle zu finden, denn durch den Kampf war ihm die Orientierung in der aschevernebelten Schlucht verloren gegangen.

    Gerade als er sich mit einem suchenden Blick am Roten Berg orientiert hatte, brachen plötzlich vier Sandfontänen um ihn herum aus. Aus zusammen gekniffenen Augen sah er, wie sich vier riesige Käfer aus dem Untergrund wühlten und an der sich ausbreitenden Blutlache des Kagoutis Witterung aufnahmen. Die schwarzen Panzer hoben sich auch gegen den dunklen aschehaltigen Sand ab. Die Insekten erschienen Tarrior wie riesige Asseln und mit gerümpfter Nase griff er wieder zum Schwert, doch die Tiere ignorierten ihn zunächst. Erst als er sich dem Kadaver mit einem Schritt näherte, um in eine gute Kampfhaltung zu kommen, fauchten sie ihn an und zirpten aggressiv. „Sie wollen offenbar nur den Kadaver“: erkannte der Dunmer und wandte sich ab, während sich die Käfer über das tote Raubtier hermachten. Er stapfte die Foyada weiter in Richtung Meer entlang und hoffte, dass der Wind bald drehen und die Asche in eine andere Richtung treiben würde, sodass er hier wieder freie Sicht bekäme. Er hatte nur wenig Lust darauf die Höhle zu übersehen und dann noch einmal in der Schlucht zurücklaufen zu müssen.

    Scheinbar war ihm irgendeine höhere Macht gewogen. Tatsächlich drehte der Wind nach wenigen Stunden als er langsam der Küste immer näher kam. Ein frischer Wind von Nordwest beendete den Ascheregen in der Foyada und blies die Luft frei und trug sogar noch auf die große Entfernung den Geruch von Salz in das Aschland. So konnte er gegen den blauen Himmel gut die Türme der beiden Dwemer-Ruinen erkennen, von denen Alberich berichtet hatte. Auf der gegenüberliegenden Schluchtseite etwa in der Mitte der beiden Türme würde er fündig werden. Tarrior schritt nur noch langsam voran und musterte die Hügel aufmerksam nach einem versteckten oder offensichtlichen Höhleneingang. Es dauerte nicht lange, bis er eine auffällige Felsformation entdeckte, die direkt aus der Seite der Hügelkette herausragte. „Wenn das nicht ein perfekter Ort für einen Höhleneingang ist, weis ich es auch nicht mehr“: dachte Tarrior bei diesem Anblick und wandte seine Schritte dieser Stelle zu, zumal sie auch etwa mittig zwischen den beiden Türmen lag, wenn er das richtig abschätzte. Doch er war schon wieder erschöpft. Müde schleppte er sich hinüber zur Felsformation. Und schaute sich um. Tatsächlich fand sich zwischen einigen großen Findling etwas versteckt ein Höhleneingang, der mit einer klapprigen, alten Holztür gesichert war. Da man nie wusste, was sich alles für Kreaturen in solchen Höhlen einnisteten, beschloss er eine kurze Ruhepause einzulegen, bevor er die Kavernen betreten würde. Er setzte sein Gepäck zwischen den Felsen einige Meter von der Tür entfernt ab und nahm sich einige Vorräte und eine Decke zur Hand und machte eine Pause, die er auch dazu nutzen wollte, sich noch mit einem Heiltrank um seine Bauchwunde zu kümmern.

  12. #12

    Aschland, Foyada Bani-dad, Sha-Adnius

    Tarrior besah sich den Eingang von Sha-Adnius, vor dem er sich jetzt augenscheinlich befand, etwas genauer. Die Holztür war recht alt, denn sie schien schon lange dem Wetter ausgesetzt zu sein. Allerdings befand sich an ihr ein neues und unbeschädigtes Schloss, was darauf schließen ließ, dass sich hier jemand aufhielt, der nicht wollte, dass man ihn störte. Allerdings war der Aschesand vor dem relativ windgeschützten Eingang unberührt. Tarrior vermutete, dass die Person, die die Höhle bewohnte, diese schon lange nicht mehr verlassen hatte. Er rieb sich durch den Bart. „Wenn der Mann tatsächlich Beweise für die Verschwörung dieses dreckigen Hexers gegen die Magiergilde und den Rat der Telvanni besitzt, dann schwebt er wirklich in Lebensgefahr“: überlegte der Dunmer und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Es muss so sein. Behram war ganz erpicht darauf, dass ich den Altmer in Cyrodiil töte. Wenn ich Jonicus finde, ist das sein Ende“: dachte er erfreut und richtete seine Aufmerksamkeit nun wieder auf das Schloss, dass ihn daran hindern sollte, in die Höhle vorzudringen. Er kannte einen Schlossöffnungszauber. Dieser würde ihm hier gute Dienste leisten. Er konzentrierte etwas Magie in seinen Händen und formte mit ihnen in Gedanken einen Schlüssel. Er legte sie auf das Türschloss, fühlte die nackte, kantige Oberfläche an den Fingern und hörte das Knistern das zwischen seiner Haut und dem Metall doch statt des sanften Klickens der einrastenden Bolzen erklang ein disharmonisches Knirschen in seinen Ohren. Er erkannte die Falle zu spät. Noch ehe Tarrior seine Hand wegziehen konnte, wurde er von einer magischen Druckwelle erwischt, die ihn wie eine Wand erwischte. Er fühlte sich als würde er zerschmettert werden, ehe die Masse seines Körpers nachgab und er im hohen Bogen weggeschleudert und langgestreckt in den Aschesand der Foyada gedrückt wurde. Ihm blieb die Luft weg als er aufschlug, doch bremste der weiche Untergrund seinen Fall. Er blieb dennoch lange Minuten liegen, um sich von dem Sturz zu erholen. Er bemerkte wie Blut langsam aus seiner Nase sickerte. Instinktiv wischte er sich mit dem staubigen Mantel durch sein Gesicht und verfluchte sich danach selbst, als ihm die kratzige Asche, die sich auf seinen Mantel gelegt hatte, zusammen mit dem Blut im Gesicht klebte. „Verflucht“: stieß er aus und rappelte sich unter Schmerzen wieder auf. Er glaubte sein gesamtes Skelett zu spüren. Es war von dem Zauber geradezu innerlich erschüttert worden. Seine Hände zitterten, als er wieder stand. „Ein Magier baut auch magische Fallen ein. Ich hätte daran denken sollen“: maßregelte er sich einmal mehr selbst und ging wieder zum Höhleneingang hinüber.

    Böse schaute Tarrior das Schloss an, das nun ganz offen vor Magie schimmerte. Hass baute sich auf. Er versuchte regelrecht mit seinen tiefen, roten Augen das Schloss kaputt zu starren. Als dies nicht gelang zog er die Brauen zusammen und schaute die Holztür wieder an. In seiner Hand sammelte sich erneut Magie doch diesmal in großer Menge und stark konzentriert. Mit einem fokussierenden Blick nahm er den Türrahmen im Bereich des Schlosses in den Fokus, streckte die Hand vor und ließ der Energie freien Lauf. Feuer entstand in der Luft und formte sich zu einer leuchtenden Kugel, die er nur noch mit einem Stoß in Richtung Tür schickte. Kurz bevor sie das Holz berührte, wandte sich der Dunmer ab und ging in die Hocke. Hinter ihm erschütterte eine Explosion den Boden und splitterndes Holz flog an ihm vorbei durch die Luft. Qualmende Holzspane lagen neben ihm im Sand. Als er sich wieder umdrehte, hatte die Tür nun anstatt eines Schlosses ein großes Loch. Mit einem Schubs drückte er sie auf und trat durch den niedrigen Türrahmen in die dahinterliegende Höhle. Der Lichtwechsel war dank des zugezogenen Himmels draußen nicht allzu stark, sodass sich Tarriors Augen schnell an das Dunkel des Tunnels vor ihm gewöhnten. Kleine Kristalle steckten in den Wänden und leuchteten. Das Licht reichte nicht einmal annähernd aus, um den Tunnel auch nur etwas zu erhellen, aber zumindest konnte er so erahnen, wo eine der Wände begann, denn umso weiter er sich nun der Tür entfernte, um so finsterer wurde es auch um ihn herum. Er wollte vermeiden allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen und verzichtete daher auf Fackeln oder andere Lichtquellen und folgte dem Gang langsam aber sich immer tiefer unter die Erde, bis er völlig von den Dunkelheit geschluckt wurde.

    Es kam ihm mit der Zeit so vor, als er würde er sich durch das All bewegen – eine endlose Schwärze in der die Kristalle wie Sterne um ihn herum funkelten. Der Höhlenboden unter ihm war nicht etwa felsig, sondern er schien mit Aschesand bedeckt zu sein, zumindest war es unter seinen Füßen für einen Höhlenboden ungewöhnlich weich. Der Sand nahm nach einigen weiteren Schritten eine ekelhaft matschige Konsistenz an. Wenn er mit dem Stiefel auftrat gab es ein schmatzendes Geräusch, dass ihm kalte Schauer über den Rücken liefen. Er war so darauf konzentriert bloß nicht zu stürzen und „dort“ hinein zu fassen, dass er den üblen Geruch, der ihm so langsam in die Nase stieg, zunächst nicht einmal bemerkte. Erst als der Duft, der zuvor noch süßlich-scharf gerochen hatte, sich zu einem bestialischen Gestank ausdehnte, realisierte Tarrior diese Begebenheit. In diesem Moment war es auch, da er fühlte wie etwas nach seinem Bein griff. Er befand sich gerade im Schritt und geriet dadurch aus dem Takt. Er stolpert vorwärts stützte sich an der Wand ab. Als er ein lautes Stöhnen hinter sich hörte, brach ihm der kalte Schweiß aus. Er drehte sich blitzschnell um und in seiner Hand bildete sich noch in der Drehung eine Feuerkugel, die nur wenige Schritte vor ihm die hässliche, halb-verweste Fratze eines Zombies enthüllte. Vor Schreck stolperte er zurück, feuerte jedoch noch im Fallen den Feuerzauber ab, der den Untoten in den Bauchraum traf und diesen zu Boden streckte. Doch dem Dunmer wurde gewahr, dass seine Hände, mit denen er sich abgefangen hatte, nun in einer breiigen-fleischigen Masse steckten. Der gefallene Zombie brannte noch und erhellte so etwas den Gang. Mit schreckgeweiteten Augen richtete Tarrior seinen Blick auf den Boden, der mit dutzenden Leichen bedeckt war und in den nun langsam Leben kam. Verwinkelt abstehende Gliedmaßen, die aus der Masse herauslugten, begannen ekelhaft zu zucken und nach ihm zu tasten. Ebenso vibrierte der Fleischboden, auf dem er bis vor kurzem noch gelaufen war – tatsächlich war er, was ihn zumindest ein Stück weit beruhigte, bis auf die letzten fünf Meter über normalen Sand gewandelt. Tarrior rappelte sich sofort auf, denn unter ihm rumorte es auch und Hände brachen aus der Masse heraus und griffen nach ihm. Er trat nach den fauligen Armen und Händen, die zugreifen wollten und zerquetschte sie mit seinen Stiefeln. Da die Flammen auf dem verbrannten Untoten langsam erloschen, formte er eine weitere Feuerkugel in die Hand. Anstatt sie für einen Angriff zu gebrauchen, behielt er sie lieber als einzige Lichtquelle in der Hand. Er wollte seine magische Energie schonen. Die zwei Feuerbälle hatten ihn ein Stück weit erschöpft und bei den Untoten, die sich nun erhoben um ihn Weg und Rückweg zu versperren, war es zu erwarten, dass er seine magische Kraft noch dringend brauchen würde. Während er die Feuerkugel weiter über der geöffneten Handfläche schweben ließ, zog er mit der anderen Hand sein Silberschwert und brachte es zwischen sich und einen weiteren Zombie, der sich nun endgültig aus dem Knäueln verknoteter Leiber, aus denen der Boden bestand, herausgearbeitet hatte.

    Überall um ihn herum war nun der Gestank von Verwesung und Tod, sodass ihm die Augen beim scharfen Duft der fauligen Gase bereits tränten. Die Kreatur streckte den Arm nach ihm aus und röchelte geifernd. Mit einem Streich hieb er die Gliedmaße ab, die sich krümmend auf den zuckenden Teppich aus Fleisch fiel, aus dem sich immer mehr Untote erhoben. Er spürte weitere Hände nach seinen Stiefeln greifen und schlug blind in Richtung Boden, um dann die Klinge wieder nach oben zu ziehen und den Zombie zurückzustoßen. Er stolperte mehr als er zurückwich, bis er mit dem Rücken endgültig zur Wand stand, während sich der Tunnel, der sich jetzt im Licht als kleine Zwischenhöhle erwies mit immer mehr auferstandenen Leichen füllte. Noch behinderten sich die Untoten beim Aufstehen gegenseitig, aber es würde nicht lange dauern, bis der gesamte Fleischboden in Form von röchelnden Zombies um ihn herumstand. „Hätte ich bloß kein Licht gemacht. Das muss sie aufgeschreckt haben“: vermutete Tarrior und besah sich das Feuer in seiner Hand. „Jetzt ist es eh zu spät“: dachte er mit einem Schulterzucken und verschaffte sich einen Überblick. Zwar kamen die Zombies röchelnd und stöhnend näher, aber da sie sich eher ungelenk bewegten, bestand zunächst keine Gefahr für ihn, wenn er mit dem Schwert den Halbkreis vor ihm freihielt. Er konnte den Gang sehen, durch den er hineingekommen war und er konnte auch einen weiteren Gang erkennen, in dem wieder schwarzer Sand auf dem Boden lag und in dem er wohl tiefer in das Höhlensystem konnte. Der Weg war nicht weit. Es waren nur ein paar Meter nach links. Einige Zombies versperrten den Weg und der Boden über den sich die Leichen bewegten, zuckte auch vor Leibern, die sich langsam erheben wollten. „Augen zu und durch“: sagte er sich, griff das Schwert so fest, dass sich die Knöchel weiß abzeichneten und sprengte los. Noch in der ersten Bewegung holte er aus und hieb einem Untoten den Kopf in einer flüssigen Bewegung ab. Anderen Leichen kam er bei, in dem er blinde Schnitte ausführte und dort aufgedunsene Körper aufschlitzte und Gliedmaßen abschnitt. Naturgemäß empfanden die Kreaturen keinen Schmerz und ließen sich auch weiter nicht beirren, doch so verschaffte sich wichtigen Platz in ihren Reihen, wo er sich durchdrängen konnte.

    Kurz bevor er den Gang erreicht hatte, erwischte ihn ein Schlag von der Seite, der ihn taumeln ließ. Krallen bewehrte Zombiehände griffen nach ihm. Er reagierte schnell genug sich wegzudrehen und mit dem Schwertknauf zwei Zombies, die sich an ihm gütlich tun wollten, wegzustoßen. Der Schlag wurde von einem großen, massigen Zombie ausgeführt, der die Statur eines Schmiedes hatte und vor seinem Tod wohl ein stattlicher Nord gewesen war. Aus toten Augen starrte er Tarrior an. Der Dunmer erwiderte den Blick. Die Leiche stand ihm im Weg. Er fasste sein Schwert mit beiden Händen und wollte mit aller Kraft einen diagonalen Streich von oben nach unten gegen seinen Gegner führen. Scheinbar schaltete sich bei dem Nord ein alter Instinkt wieder ein, sodass dieser seine muskulösen, halbverwesten Arme hob. Die Klinge drang in den linken Arm ein und schnitt durch ihn hindurch, blieb aber bis zur Hälfte im Knochen des rechten Arms stecken. Die Kreatur riss den halb-abgetrennten Arm herunter und fast wäre die Klinge dem Dunmer aus der Hand geglitten. Er stemmte sich gegen den aufgedunsenen Körper und zog das Schwert mit einem schmatzenden Geräusch aus der Gliedmaße. Als das Biest erneut nach ihm schlagen wollte, stieß er die Klinge von unten nach oben auf den Kopf zu. Geradezu rechtzeitig lehnte sich der Untote, der offenbar über etwas mehr Intelligenz verfügte nach hinten und erhielt so nur einen tiefen Schnitt auf den Schädelknochen hinunter, der ihn zurücktaumeln ließ. Allerdings gab dies Tarrior die Möglichkeit seitlich an dem Koloss vorbei zu schlüpfen und somit endlich in den sicheren Gang und von den zuckenden Leichen herunter auf den ruhenden Sand zu kommen. Der massige Untote drehte sich jedoch schnell nach ihm um und auch die anderen Untoten wollten ihm nachsetzen. Seine Magie hatte sich inzwischen erholt. So ließ er noch mehr Magie in die Kugel in seiner Hand fließen. Als er die Hand ausstreckte flog sie los und traf seinen Widersacher frontal in den Bauch. Nach einer magischen Explosion ging die Kreatur endlich in Flammen auf und verwandelte sich regelrecht in einen riesigen Feuerball. Mit ihrem einem Arm und dem Armstummel wirbelte sie noch etwas herum, bevor der endgültige Tod über sie kam. Tarrior sah zu wie der brennende Kadaver zu Boden sank und sich die anderen Zombies in der Nähe daran entzündeten. „Die werden mir erst einmal nicht folgen“: kommentierte Tarrior dies in Gedanken und verschwendete keine Zeit mehr. Er folgte dem Gang weiter, während er diesmal zur Sicherheit gleich eine neue Feuerkugel als Lichtspender in der Hand behielt.

    Allerdings erwies sich das als unnötig, als er nach wenigen Minuten weiterer Dunkelheit der Tunnel Licht am Ende des Ganges entdeckte. Er löschte die Feuerkugel. Der Sand auf dem Höhlenboden dämpfte seine Schritte. Langsam schlich er auf das Licht zu und fand sich erneut in einer großen Höhle ein. In der Mitte der Höhle fand sich eine große Senke, die mit dem schwarzen Sand gefüllt war, drum herum erstreckten sich terrassenartig abgestufte Wasserbecken. Die ganze Szenerie war mit Stalagmiten und Stalagtiten durchsetzt. Genau gegenüber dem Tunnel, in dem gerade stand, befand sich an die Wand der Höhle heran gebaut eine kleine Holzhütte, zu der von der Senke aus eine kleine Treppe, die direkt aus dem Fels geschlagen war, hinaufführte. Erleuchtet wurde die Höhle von verstreut stehenden Laternen und Fackeln. Außerdem ragten aus den Wänden wieder die gleichen leuchtenden Kristalle, die zuvor seinen Weg markiert hatten, doch waren diese hier wesentlich größer und manche Exemplare mannshoch. Zwischen den Holzplanken der Hütte schien Licht hindurch. Sie war offensichtlich bewohnt. „Da muss er drin sein“: dachte Tarrior. Allerdings schien ihm die Höhle auch wie eine Falle. Der Mann war vorsichtig, vielleicht schon paranoid. „Vermutlich erscheint dem Nord mittlerweile jeder Eindringling wie ein gedungener Meuchelmörder“: überlegte der Dunmer. Er hielt es für besser sich anzuschleichen, um dann Gelegenheit zu bekommen sich zu erklären, bevor der Mann ihm seine Kreaturen auf den Hals hetzt. Er ging in die Knie und nutzte den weichen Untergrund, um sich lautlos der Hütte zu nähern. Sie besaß keine Fenster und wenn der Nord nicht gerade zufällig durch einen der Spalte zwischen den Holzlatten schaute, würde er ihn auch nicht bemerkten, doch auch diesmal schien Tarrior die Rechnung ohne den Wirt gemacht zu haben. Als er sich bis zur Hälfte an den Unterschlupf heran gearbeitet hatte und er sich mitten im Sandbecken befand, brachen vor ihm plötzlich zwei Skelette aus dem Boden. Sie waren mit alten Rüstungsteilen aus Chitin gepanzert. Der eine Knochenmann war mit einer Streitaxt aus Vulkanglas bewaffnet und der andere mit einem Streitkolben, der eigentlich ein großes Stück Stein war, in dem sich noch kleine Stücken des grünen Glases befanden, die man aber scharf angeschliffen hatte, eine auf Vvardenfell durchaus übliche Waffe. Tarrior schluckte. Da der Nord sich noch nicht in der Tür hatte sehen lassen, ging er davon aus, dass wohl allein das Betreten des Sandes die Untoten aufgestört hatte. Zunächst versuchte er dem Kampf aus dem Weg zu gehen und zur Treppe durchzukommen, doch die Skelette versperrten ihm rigoros mit ihren Waffen den Weg. Es blieb also nichts anderes übrig, als wieder zu roher Gewalt zu greifen. Erneut zog er das Silberschwert, dessen Klinge langsam wieder ziemlich schartig wurde und bereitete sich auf den Kampf gegen die beiden knöchernen Gegner vor.

    Das Silberschwert im Anschlag bewegte er sich im Halbkreis vor den beiden Gegnern hin und her, die ihn aus leeren Augenhöhlen heraus anstarrten. Allerdings ließen sie sich nicht dazu verleiten den Weg zur Hütte freizugeben. Tarrior erwartete einen Angriff, der allerdings ausblieb. Sie machten keine Anstalten selbst die Initiative zu ergreifen. Der Dunmer hatte keine Lust mehr mit diesen Knochenhaufen zu spielen und stürmte daher vor. Er schickte mit ausgestrecktem Arm zwei Feuerzauber vor, die die Untoten direkt am Kopf trafen und für einen Moment aus dem Takt brachten. Er nutzte den Moment der Verwirrung um das Schwert mit aller Kraft dem Skelett mit der Streitaxt über den Brustkorb zu ziehen. Der Aufprall erschütterte zwar das Knochengerüst, aber ein Schwert war offenbar nicht die richtige Waffe, um die Sache zu Ende zu bringen. Die Streitaxt wollte auf ihn hernieder fahren, doch rechtzeitig brachte er die Klinge dazwischen, die vom Aufprall eine weitere Scharte davon trug. Tarriors Aufmerksamkeit war so von dem einen Gegner gefesselt, dass er das andere Skelett erst wieder bemerkte, als er dessen Knurren direkt hinter sich hörte. Er versuchte noch zur Seite auszuweichen, doch er spürte die Keule, wie sie direkt in seinen Rücken krachte und ihn mit Schmerzen zu Boden schickte. Er krallte seine Finger in den Sand und stieß sich schnell wieder in eine kniende und dann stehende Position hoch. Ein brennender Schmerz fuhr ihm wieder durch die Bauchgegend. „Verflucht“: keuchte der Dunmer, aber biss sich auf die Lippen. An der Stelle, an der er gerade noch lag, fuhr die Streitaxt in den Sand. Schnell suchte er wieder etwas Entfernung zu den Gegnern, die ihn bedrängten, doch diesmal verhielten sie sich nicht abwartend, sondern setzten ihm umgehend nach. Tarrior blieb stehen und wirbelte einmal mit seinem Schwert herum, womit er die zwei Brustkörbe noch einmal traf und die Angriffsbewegung stoppte. Die Gelegenheit nutzte er für zwei weitere Feuerzauber, die er direkt mit dem Auflegen seiner beiden Hände auf je eines der Skelette losließ. Die Wucht des Feuerzaubers rußte seine Armschienen und drückte die Brustkörbe auseinander. Die Biester kreischten aus nicht vorhandenen Kehlen und holten mit ihren Waffen aus. In diesem Moment öffnete sich die Tür der Hütte wie Tarrior hörte.

    „Was bei den Daedra ist hier los?!“: rief ein Mann aus, den Tarrior nicht sehen konnte, weil ihm die Gegner die Sicht blockierten. „Ah! Tötet diesen Bastard!“: rief die Stimme aus und hielt die Untoten an, die Sache zu Ende zu bringen, doch Tarrior war auch geneigt die Sache zu Ende zu bringen. Er wich den weiteren Schlägen der Skelette aus, trieb mit einigen angetäuschten Streichen die Beiden auseinander, um sich dann mit vollem Körper und quergelegter Klinge gegen das Skelett mit der Streitaxt zu werfen. Der Rempler warf es direkt zu Boden. Tarrior dreht sich schnell um und ließ eine Kaskade von Schlägen auf den Streitkolbenträger einprasseln. Das Skelett versuchte mit der Keule zu blocken, doch darauf hatte der Dunmer gewartet. Er trat einen Schritt zurück und nutzte einen weiteren schwächeren Feuerball. Er schleuderte ihn auf den Totenschädel, der erneut in Flammen aufging. Das Skelett ließ seine Deckung fallen und reckte den Arm mit der Keule von sich. Auf diese Gelegenheit hatte Tarrior gewartet und schlug mit einer Bewegung von unten nach oben den Unterarm am Ellenbogen ab. Dieser fiel zusammen mit Keule auf den Boden. Der Dunmer war sein Schwert weg, dann schickte er das Skelett mit einem Tritt zu Boden und griff nach der Waffe. Er zertrat die Hand mit seinem Stiefel und hob den Streitkolben schnell auf. Bevor sich der einarmige Gegner wieder erheben konnte, warf sich Tarrior auf den knöchernen Leib und erhob den Kolben gegen seinen einstigen Besitzer. Unter einem begleitenden „Nein“ der Stimme zerschmetterte er dem Untoten mit dem Streitkolben den Schädel. Es benötigte einige Schläge, doch am Ende war Ruhe. Keuchend kniete er über den zertrümmerten Schädel. Er brauchte eine Pause, doch die war ihm nicht vergönnt. Neben ihm schlug ein Schockzauber ein, der den Sand auseinander spritzen ließ. Tarrior wandte sich kurz zu der Hütte um und sah dort tatsächlich einen Nord, der Angriffszauber formte und nach ihm schleudern wollte. „Jonicus!“: rief Tarrior und der Mann schien sich durchaus angesprochen zu fühlen. „Verdammter Meuchler. Ich bring dich um“: schrie er und warf einen neuen Schockzauber. Der Dunmer wollte auf die Hütte losrennen, doch erneut verstellte ihm der andere untote Wächter den Weg. Das Skelett tauchte so schnell von der Seite auf, dass Tarrior keine Chance hatte dem Axtstreich auszuweichen. Sie durchdrang direkt am Rand der Schulterplatte etwa auf dem halben Weg zum Hals das Leder der Knochenrüstung und drang ihm in die Schulter ein. Er brüllte vor Schmerz auf. „Ja schlachte diesen Dreckskerl“: geiferte der Nord am andere Ende der Felstreppe, als das Skelett zu einem weiteren Schlag ausholte. Tarrior taumelte zur Seite und hielt sich die Schulter mit der Hand in der sich noch immer die Keule befand. „Zum Glück hat es nicht die Schulter meines Waffenarms erwischt“: dachte er, als er zurückwich und Mühe hatte den brennenden Schmerz in der getroffenen Schulter zu unterdrücken.

    Weitere Schockzauber flogen heran. Da er sich ohne Schmerzen kaum mehr flüssig bewegen konnte, konnte er ihnen auch nur noch schwerfällig ausweichen und hätte mehr als einmal beinahe einen Treffer kassiert. „Jonicus. So hört doch. Ich bin hier um mit euch zu sprechen“: bat Tarrior, der immer noch vor der Kreatur zurückwich. „Ah Sprechen nennt man das jetzt also. Ich weis zwar nicht, wie du mich gefunden hast, aber deinen Auftrag werde ich dir mit dem Tod vergelten, Meuchler“: herrschte ihn der Mann und spuckte beim letzten Wort aus. „Nimm das hier“: rief er noch, bevor er den nächsten Schockzauber losließ. Tarrior hatte sich unterdessen etwas weiter bewegt und warf sich unter Schmerzen noch einmal auf die Seite. In letzter Zeit musste er häufiger auf diese unwürdige Art und Weise ausweichen, fiel ihm dabei auf, aber in diesem Fall heiligte der Zweck die Mittel. Der Zauber des Nord verfehlte und flog nun direkt auf das Skelett zu, das etwas hinter ihm gestanden hatte und traf es frontal. Blitze hüllten das Knochengerüst ein und für einen Moment schien es, als würde der Zauber, der den Untoten zusammen hielt, seine Kraft verlieren, da die Knochen bedenklich wackelten. Doch das Skelett fing sich. Allerdings reichte der Moment aus, dass Tarrior an es herantreten konnte, um erneut mit der Keule zuzuschlagen. Da er durch die Verletzung beeinträchtig und wesentlich langsamer war, hatte sich das Skelett leider soweit erholt, dass es noch den Arm zur Verteidigung heben konnte. Die herniederfallende Keule zerschmetterte die Knochenhand und prellte die Streitaxt weg. In diesem Moment flog ein weiterer Schockzauber heran und traf den Dunmer im Rücken. Er brach in die Knie. Vor seinen Augen begannen sich weiße Schlieren zu bilden. Er musste sich stark beherrschen, um nicht die Besinnung zu verlieren. Die nicht zerschmetterte Pranke des Skeletts schnellte vor und packte ihn an der Kehle und drückte zu. Panik kam in ihm auf. Er bekam keine Luft mehr, aber er konnte sich nicht befreien. Er versuchte sich zu beruhigen und drängte die Panik, die sein Denken zu benebeln begann, zurück.

    Die Meditationsübungen waren in diesem Fall endlich zu etwas gut. So konnte er in den wenigen Augenblicken ruhig nachdenken: „Ich kann meinen zweiten Arm wegen der Schulterwunde nicht bewegen und das Skelett… mit nur einer Hand abzuwehren… ist unmöglich. Ich bekomme diesen… Griff… niemals gelockert. Ich muss… die Keule… in der Hand behalten. Das ist meine… einzige Chance.“ Er stemmte sich hoch. Seine Muskeln zitterten noch immer von dem Stromstoß und wollten nicht so recht gehorchen, doch er zwang seinen widerspenstigen Körper unter seinen Geist. Das stahlharte Griff um seinen Hals verstärkte sich noch. Inzwischen konnte er nur noch röcheln. Langsam drückte sich Tarrior nach oben, kam langsam auf Brust- und dann auf Schulterhöhe des Skelettes nach oben. Als ihm schon die Sinne schwanden, schaute er der untoten Kreatur mit verschwimmendem Blick in die Augen. Mit letzter Kraft fasste er die Keule, holte aus und führte seitlich von unten einen letzten Schlag gegen den Schädel der Kreatur. An der Seite war der Knochen wesentlich instabiler. Unter der Wucht des Schlages gab er nach und drückte sich langsam nach innen. Von der Seite her zerschmetterte der Dunmer dem Skelett den Kopf. Augenblicklich ließ der Griff um seinen Hals nach und sein Widersacher stürzte als lebloser Haufen an Knochen zu Boden und rührte sich nicht mehr. Hustend und wild nach Luft schnappend stand er mit zitternden Beinen daneben, doch schnell lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Nord, der fassungslos im Rahmen der Tür seiner Hütte stand und ihn entsetzt anstarrte. Am Schweiß, der dem Nord über das Gesicht lief, konnte Tarrior erkennen, dass die ganzen Zauber, die er vermutlich auch mit voller Kraft gewirkt hatte, nicht spurlos an ihm vorrübergegangen waren. „Das kann nicht sein!“: stieß er noch hervor. Da seine magischen Reserven erschöpft schienen zog er sich umgehend in seine Hütte zurück. Tarrior steckte die Glaskeule an seinen Gürtel, griff sich wieder sein Langschwert und stürzte mit aller verbliebenen Kraft die Stufen zur Hütte hinauf.

    Der Türriegel, der ihm nun noch den Weg versperrte, konnte dem Feuerzauber, den er mit letzter magischer Kraft wob, nicht standhalten. Ein letzter Stoß mit der nicht verletzten Schulter öffnete den Zugang. Im Inneren sah er den Nord, wie er hektisch in einem Schrank mit Ampullen wühlte und nach einer Flasche mit einer blauen Flüssigkeit griff. Der Dunmer wusste, worum es sich dabei handelte. Er zögerte nicht und zog die Keule hervor. Er holte nur noch kurz aus und warf den Glasstreitkolben. Die Waffe traf den Nord in dem Moment, in dem er sich die Öffnung der Flasche an den Mund geführt hatte, am Kopf. Bewusstlos sank der Magier zu Boden. Tarrior stolperte zu dem Schränkchen mit den Ampullen hinüber und fand nach kurzem Suchen eine ebensolche Flasche mit roter Flüssigkeit. Er schluckte sie sofort. Nach einem kurzen brennenden Stechen in der Schulter wurde sie völlig taub und der Schmerz verschwand. Der Trank war schwach, aber zumindest konnte er sich jetzt wieder einigermaßen bewegen. Sein Blick richtete sich auf den am Boden liegenden Mann. „Verdammter Nord-Hohlkopf“: zischte Tarrior, doch er wusste, dass dieser Mann seine beste Chance war, um sich endlich an Behram zu rächen.
    Geändert von KingPaddy (11.10.2012 um 19:10 Uhr)

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